Sechs: Der Verlust..?
Plötzlich wurde mir bewusst, dass sie nicht mich anstarrten. Ihr Blick galt etwas hinter mir. Etwas Großem und Bedrohlichem. Als ich mich umdrehte, blickte ich in das Gesicht eines Mannes - nein, nicht eines Mannes. Es war ein Dämon mit Hörnern, der stolz den abgetrennten Kopf des Dorfältesten in seinen Klauen hielt, als wäre es eine Trophäe.
Mein Körper verkrampfte sich vor Schmerzen und ich konnte mich nicht bewegen. Das Brennen, das mich durchfuhr, war unerträglich. "Verdammt", zischte ich durch zusammengebissene Zähne.
Der Dämon begann zu lachen, als er mich ansah. "Ha-hahaha! Dich werde ich als letztes töten, Kleiner!" Mit einem Satz sprang er über mich hinweg und stürzte sich in die Menge der Dorfbewohner, die in Panik auseinanderstoben.
Sera und ihre Mutter, die sich in meiner Nähe befanden, rannten seitlich auf mich zu, um dem Dämon aus dem Weg zu gehen. "Hey, Tatsuya, kannst du stehen!?" rief die Frau, doch ich konnte ihr nur ein schwaches "Nein" entgegnen. Während sie mir aufhalfen, sah ich, wie der Dämon weiterhin mit grausigem Lachen den fliehenden Menschen nachjagte und sie auf grausame Weise enthauptete.
Das Brennen in meinem Inneren wurde immer stärker. "Tatsuya, ich weiß nicht, ob du in der Lage bist zu kämpfen, aber ich gebe dir dies trotzdem. Du hast schon einmal einen Dämon im Wald besiegt, nicht wahr?" Die Frau zitterte, während sie mich und Sera in ein nahegelegenes Haus führte.
In dem Haus öffnete sie ein verstecktes Fach im Boden, in dem eine alte, verstaubte Kiste lag. "Was ist das?" keuchte ich. Sie öffnete die Kiste und enthüllte ein Schwert, das einem Katana ähnlich sah. Es war eingewickelt in ein altes Tuch.
"Dies ist ein Erbstück unseres Dorfes. Es wurde von Generation zu Generation weitergegeben und gehörte anscheinend einem Dämon von hohem Rang. Kein Mensch kann es berühren, ohne dass seine Seele geraubt wird," erklärte sie und hielt mir das Schwert entgegen. "Nimm es und rette uns - nein, rette Sera. Flieh mit ihr durch den Wald in das nächste Dorf!"
Sera brach in Tränen aus. "Aber Mama... was wird aus dir? Du musst mitkommen. Was soll ich ohne dich machen?"
Mit zitternden Händen griff ich nach dem Katana. Als ich es berührte, verschwand das Brennen in mir und machte einem stechenden Kopfschmerz Platz. Ich schrie auf und krümmte mich vor Schmerzen. Aber dann, so plötzlich wie es gekommen war, ließ der Schmerz nach. Nur ein leichter Druck blieb zurück.
Ehe wir jedoch mehr sagen konnten, wurde die Stille durch einen entsetzlichen Schrei zerrissen. "Nein... Nein... NEIN!" Sera's Stimme war durchdringend, als sie sah, wie ihre Mutter vor unseren Augen enthauptet wurde und zu Boden sank.
"Hey, da bin ich wieder. Ich habe doch gesagt, dass ich dich als Letzten töten werde." Die Stimme des Dämons hallte durch das Haus, ein grässliches, selbstgefälliges Grinsen auf seinem Gesicht. Er griff nach Sera, die vor Schock erstarrt war und wie eine leblose Hülle in seinen Klauen hing.
Ein Flüstern entwich meinen Lippen, während sich in mir eine unermessliche Wut aufbaute. "Nicht schon wieder..." Meine Hände begannen zu zittern, die Erinnerung an all die verlorenen Leben durch diese Kreaturen überwältigte mich. "Es ist... schon wieder passiert... so viele... ermordet... durch euch..."
Plötzlich kehrten die Kopfschmerzen mit einer Intensität zurück, die mich atemlos machten. "Was... was hat dieses eine Hor-," begann der Dämon, doch ich unterbrach ihn scharf. "Sei still. Verlass diese Welt, ohne noch ein Wort zu sagen." Ich zog das Katana, dessen Schneide gezackt war, und starrte den Dämon an.
Er warf Sera zu Boden, als wäre sie ein Stück unbrauchbares Spielzeug. Meine Augen folgten ihr, und ehe sie den Boden berühren konnte, stürmte ich auf sie zu und fing sie auf. "Warte bitte kurz hier..." Meine Stimme war eiskalt. Ich stand auf und lief auf den Dämon zu.
"Häh, du hast ja echt ganz schön was drauf. Tut mir leid, gegen mich wird das jedoch nichts bringen keh-keh-keh." Seine Worte gingen in einem hässlichen Lachen unter, als er mich zu Boden schmetterte. Der Boden unter mir gab nach, und ich stürzte in den dunklen Vorratskeller unter dem Haus.
Ich atmete tief ein und aus, versuchte, mich zu beruhigen und die Dunkelheit zu ignorieren. "Hey, sag nicht, dass du daran schon krepiert bist!" rief der Dämon von oben, aber ich ignorierte ihn.
Ich konzentrierte mich auf das Bild eines Raumes in meiner Brust, den ich mit Energie füllte. Plötzlich hörte ich eine verzerrte Stimme in meinem Kopf. "Sag, nach was sehnst du dich? Was begehrst du?"
Ich will Kraft. Genug Kraft, um diesen Dämon zu töten. Nein, nicht nur diesen. Alle. Jeden einzelnen von ihnen. Ich will jeden einzelnen von ihnen... VERNICHTEN!
"Sei vorsichtig, lerne mit deiner Kraft umzugehen, sonst wird sie dich eines Tages zerfressen." Die Stimme verstummte, und plötzlich fühlte sich mein Körper an, als würde er in zwei Teile gespalten worden sein.
"Pfft, so ein kleiner Schlag und er stirbt einfach. Naja, mir egal. Ich hab meinen Spaß gehabt. Jetzt fehlst also nur noch... du." Der Dämon wandte seine Aufmerksamkeit erneut Sera zu, marschierte zu ihr ins Haus und packte sie am Hals. Sera rührte sich kein Stück. Ihr Blick war kalt und leer.
Ich öffnete meine Augen und sprang aus dem Vorratskeller empor. Alles schien still zu stehen. Der Dämon bewegte sich nicht, der Wind wehte nicht, und alles war still.
Ich packte das Katana fester und durchtrennte den Arm, der Sera festhielt. Ich hielt inne, um den Dämon leiden zu lassen, um ihn Stück für Stück zu töten.
"Was zum...?!" Der Dämon starrte auf seinen fallenden Arm.
"Das ist dein Ende... stirb," sagte ich mit einem Grinsen im Gesicht.
Noch bevor sein Arm den Boden berührte, tat ich, was er jedem anderen hier angetan hatte.
Enthauptet.
Sein Kopf rollte vom Rumpf, bevor sein Körper in sich zusammenfiel. Es war vorbei. Mit einem einzigen Schlag hatte ich den Dämon besiegt und die Dorfbewohner gerächt. Doch der Preis war hoch. Zu hoch. Seras Mutter, die Dorfältesten, die Bewohner, die ich nicht retten konnte... Ihr Tod würde mich noch lange verfolgen. Aber jetzt, in diesem Moment, konnte ich nur erleichtert aufatmen. Es war vorbei... zumindest für jetzt.
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