Leben oder Tod

~auf Berk~

Astrids Tränen sind versiegt. Die Sonne schiebt sich langsam über die Baumwipfel und der Himmel schimmert rosa. Sie kennt keinen Ort mit schöneren Sonnenaufgängen als Berk doch auch in diesem Naturschauspiel stecken wieder Erinnerungen an Hicks. Oft haben sie sich zusammen die Sonnenaufgänge angeguckt. Doch auch das ist jetzt nicht mehr möglich. Sie fragt sich ob es in Wallhalla auch so schöne Sonnenaufgänge gibt.

Plötzlich hört Astrid stimmen. Sie kommen vom Rand des Talkessels. "Habt ihr was gefunden?" ruft eine Männerstimme. "Keine Spur. Hier ist niemand." "Sucht weiter! Wenn euch euer Kopf lieb und teuer ist, dann findet diese verdammte Göre!" Astrid hechtet zu der kleinen Höle, deren Eingang mit Efeu verdeckt ist. Drago hat seine Schergen geschickt um sie zu finden. Sie muss von dieser Insel runter! Die Frage ist nur, wie? Sie hat keinen Drachen und um an ein Schiff zu kommen müsste sie durchs Dorf und der Hafen wird sicher nur so von Dragos Leuten wimmeln. Wie also soll sie hier weg kommen?

Die Stimmen sind verklungen. Vorsichtig schiebt Astrid die Ranken aus einander. Dragos Schergen sind niegendwo zusehen. Sie schleicht sich aus dem Talkessel hinaus, in den Wald. Es ist gespenstisch still. Als wären alle Vögel verschwunden, alle Tiere hätten sich versteckt. Beim kleinsten Knacken fährt sie zusammen. Hektisch blickt sie sich um doch dort ist niemand. Nach einigen hundert Metern hört sie ein Rascheln aus einem Gebüsch. Panisch springt sie hinter einen Baum. Sie hört ein weiteres Rascheln, ein Knacken dann krechtst ein Drache. Vorsichtig lugt sie ein winziges Bischen  hinter dem knorigen Stamm der Tanne hervor.

Ein dunkel lila Drache steht dort und guckt sie mit großen Augen an. Er ist ein humpelder Grunzer. "Na wo kommst du den her, mein Kleiner?" fragt Astrid, doch dieser legt nur den Kopf schief und guckt sie mit großen dunklen Augen an. "Du verstehst mich nicht, oder?" Vorsichtig streckt Astrid die Hand aus. Der Drache ist fasst so groß wie sie das heißt er ist noch ein Baby. Kein wunder das er nicht vom Alpha kontroliert wird. Und dann kommt ihr der rettende Gedanke. "Sag mal, kannst du mich von dieser Insel runter bringen, mein Kleiner?"

Das Licht, welches durch die geöffnete Tür fällt blendet Valka. Seit Tagen haben sie und Haudrauf kein Sonnenlicht mehr gesehen. Und zu essen haben sie auch nichts bekommen. Ihr Magen knurrt entsetzlich und ihre Hände zittern. Auch Haudrauf sieht alles andere als gut aus. Sein Gesicht ist blas und sein Arm ist schlaf um sie gelegt. Im Tor erscheint ein breitschultriger Mann. An seinem Gürtel hängt eine schwere Axt und in einer Hand hält er einen Anderthalbhänder. Hinter ihm stehen noch mehr bewafnete Schergen Dragos. "Haudrauf der Stoische!" donnert der Mann im Tor. "Drago erwartet euch in der großen Halle. Folgt mir!"

Haudrauf greift nach Valkas Hand und will sich in Bewegung setzen, doch der Scherge hält ihn auf. "Sie bleibt hier. Drago will nur mit euch sprechen!"knurrt er. Valka holt tief Luft und gibt sich Mühe die Angst zu verbergen und Haudrauf nicht zu beunruhigen. Dieser blickt sie schweren Herzens an und als er nach draußen tritt lößen sich ihre Hände von einander. Dann wird das Tor wieder geschlossen. Doch bevor es sich ganz schließt wirft einer der Männer einen Laib Brot in die Zelle. Valka hebt ihn auf und setzt sich mit dem Rücken gegen eine Wand gelehnt hin. Sie beginnt das Brot zu essen. Es tut gut endlich wieder etwas zu Essen auch wenn es nur trokenes Brot ist.

Und während sie so da sitzt und das Brot isst schweifen ihre Gedanken in die Vergangenheit zu der Zeit als Hicks geboren wurde. Wie glücklich sie damals gewesen waren. Einige Wochen nachdem Hicks geboren war und er und sie zu kräften gekommen waren hatte es ein großes Dorffest gegeben. Bis lange in die Nacht hatten sie gefeirt und die Stimmung war außgelassen gewesen und selbst der alte grieß Gram Meltau war nach ein, zwei Bechern Met ein bißchen fröhlicher gewesen. Doch diese Zeit war lange vergangen und sie würde auch nicht mehr zurückkeren. Eine Träne kullert ihre Wange hinab und noch eine. Sie beginnt zu schluchtzen. Sie fühlt sich einsam und allein gelassen. Und die Traurigkeit bort sich weiter in ihr Herz.

Sie will und kann nicht mehr. Sie will dieses Trauerspiel nicht weiter spielen und die Angst los werden. Sie will wieder so unbeschwert leben wie vor so vielen Jahren. Doch dann muss sie an Wolkenspringer denken. Er würde nicht wollen, dass sie kampflos aufgeben. Er würde nicht wollen das sie so dachte. Er würde dafür sorgen das sie kämpfte, so wie er es immer getan hatte. Und da fasst sie einen Entschluss. Sie muss hier raus und dafür sorgen das sie ihre Freiheit zurückerlagten. Doch fürs erst kann sie nichts tun außer zu warten bis jemand das Tor öffnet. Also schließt sie die Augen und nach einigen Minuten fällt sie in einen traumlosen Schlaf.

Wärendessen ist Haudrauf zu Drago gebracht worden. Dieser hat sein Quatier im Häuplingshaus bezogen. Dort sitzt er, nun am Kopfende das Tisches, in Haudraufs großen Stuhl und beobachtet ihn mürisch. Nachdem er seine Schergen hinaus geschickt hat um vor der Tür Wache zu stehen und die Tür sich geschlossen hat beginnt er zu reden:"Haudrauf der Stoisch! Lange ist es her das wir uns damals getroffen haben. Wie ihr gelacht habt. Ich dachte eigentlich das Lachen seie euch danch allen vergangen, doch anscheinend habe ich mich getäuscht. Du siehst mir noch ziehmlich lebendig aus. Aber genug der alten Geschichten. Kommen wir zurück in die Gegenwart." Er steht auf, verschrenkt die Arme hinter dem Rücken und beginnt im Raum auf und ab zu laufen. Haudrauf folgt ihm mit den Augen.

"Ich bin dabei mir ein Imperium aufzubauen, wie du sicherlich mitbekommen hast. Ich habe mich dazu entschieden Berk als Handelposten und als vorläufige Hauptstadt zu gebrauchen. Und da ich zusehr damit beschäftigt sein werde, die Grenzen meines Imperiums auszuweiten, habe ich ein Angebot für dich." Er dreht sich zu Haudrauf um, der keine Mine regte. "Ich habe vor dich zum Stadthalter zu machen. Immerhin hast du Erfahrung bei der Führung eines Dorfes." Drago dreht sich zu Haudrauf um und schweigt einen Moment. "Natürlich," fährt er fort "wirst du mit etwas Geld belohnt und meine Leute werden zu einem Teil auf Berk bleiben."

Immer noch schweigt Haudrauf. Auch Drago sagt erstmal nichts. "Soll das etwa eine Entschuldigung dafür sein das du meinen Sohn umgebracht hast?"knurrt Haudrauf dann und muss sich alle Mühe damit geben, die aufsteigende Wut zu unterdrücken. "Nein, natürlich nicht auch wenn es sicherlich einen friedlicheren Weg geben hätte deinen Sohn auf den richtigen Weg zu bringen auch wenn ich bezweifele das er je ein großer Krieger geworden wäre." Haurauf platzt der Kragen. "Wieso, bei Odins Bart, sollte ich auch nur einen Finger für dich krümmen? Mal ganz davon abgesehen, dass Berk immer noch meine Insel ist und ich entscheiden kann wer was hier tut und lässt, hast du meinen Sohn getötet und dafür gehörst du in die Tiefen von Hellheim und nicht nach Berk!" Haudrauf ist auf gesrungen und bebt doch Drago belächelt ihn nur.

"Mein guter Haudrauf ich fürchte nur du hast keine Wahl, wenn dir dein Volk lieb und teuer ist. Den mit jedem Tag der verstreicht wird es schrumpfen so lange bis keiner mehr da ist und es hat bereits begonnen. Die junge, blonde Göre hat sich bereits auf nach Hellheim gemacht und viele werden ihr folgen angefangen bei deiner Frau, wie war doch gleich ihr Name? Valka nicht?" Drago lächelt boshaft. Haudrauf ist entsetzt.

"Also, Haudrauf der Stoische. Entscheide dich, aber las dir nicht zu lange Zeit. Es liegt bei dir. Leben oder Tod!"


-----------------------------------------------------------

Hallo meine Lieben!

Etwas verspätet, aber immer hin, fröhliche Weihnachten! Und da dieses Jahr auf jeden Fall kein Kapitel mehr kommen wird, schon mal einen guten Rutsch ins neue Jahr.

Ich hoffe das euch Kapitel gefällt. Votes und Kommentare wie immer erwünscht und da mal wieder Wochen lang nichts gekommen ist, ist dieses Kapitel auch etwas länger als sonst. Nehmt es als verspätetes Weihnachsgeschenk.

Bis nächstes Jahr,

SchwarzeReiterin

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top