12- THE TURE FACE IS revealed

Es war still im Apartment. Man hörte nur das schnelle Tippen der Tatstatur, die Izaya benutzte. Ich stand nur hinter ihm und schaute ihm dabei zu, wie er sich hier und da rein hackte und Informationen zusammen suchte.
Es ging als erstes um meine Entführung. Die Polizei hatte bisher keine Spur von mir und da wir jegliche Kameras aus dem Weg gegangen waren, gab es wirklich keinen Anhaltspunkt. Außer einen.
Izaya selbst.
Er lehnte sich kurz zurück und seufzte. Sein Blick glitt zu mir und ein amüsiertes lächeln lag auf seinen Lippen.
»Wie es aussieht, muss ich wohl bald Aussagen.«
Ich stützte mich an der Lehne ab und klickte mit der Maus in ein Ordner und danach auf eine Datei, in der alle Informationen zu meiner Entführung standen. Dazu auch die Aussagen meiner Mitschüler.
»Orientiere dich einfach an den anderen.« Mein Blick blieb an der Aussage von Shizuo Heiwajima hängen. Schuldgefühle machten sich breit und auch Sorge, um Izaya.
»Das ist schlecht...«, murmelte ich und markierte die Aussage.
»Shizu-chan macht nur Probleme...« Izaya seufzte und schien genervt.
»Wegen seiner Aussage komme ich als Täter infrage.« Ich las mir seine Aussage noch einmal durch.

'Ich kenne sie nur flüchtig. Sie ist eine Freundin von Shinra und diesem Bastard.' [...] 'Izaya Orihara! Er terrorisiert jeden! Er steckt bestimmt wieder dahinter! 99 Prozent der Sachen, die passieren, gehen auf sein Konto!'

Seufzend schloss ich die Datei und ließ mich auf seinem Bett fallen.
»Bitte erwähne nichts, was mit dem Stalking zu tun hat.« »Ahaha~ Warum das?«Ich funkelte ihn wissend an. » Du wolltest es sagen, um seine Aussage zu widerlegen. Du hast bestimmt wieder meine Fotos...«Ein schiefes Grinsen schlich sich auf Izayas Züge.
»Dabei wäre das doch echt amüsant~«
»Nein, Izaya.«Der schwarzhaarige wank ab und widmete sich wieder seiner Arbeit.

Ich dachte an die Zeugenaussagen meiner Mitschüler. Jeder hatte mich eher als still und unauffällig empfunden und niemand konnte irgendwas zu meinem Fall sagen. Ich setzte mich auf und fing ein neues Gespräch an.

»Du, Izaya?«
»Mhm?« Er drehte sich nicht um, sondern blieb weiter konzentriert. »Wie ist es in der Schule? Hat sich was geändert, seitdem ich weg bin?«Ich konnte sein schmunzeln schon erahnen.
»Abgesehen von den ständigen Aussagen 'Man solle aufpassen' und 'nicht allein nach Hause gehen', hat sich nichts geändert. Shizu-chan ist genauso stressig, der Unterricht genauso langweilig und Dotachin sagt rein gar nichts dazu. Wobei...«
Kurz hörte das Tippen auf und Izaya drehte sich zu mir herum.
»... Dotachin schaut mich in letzter Zeit so grimmig an. Kann es sein, dass du mit ihm geredet hast?«
Ich schüttelte den Kopf.

»Zumindest nicht, seitdem ich hier bin.«
Izava musterte mich noch genau. Wahrscheinlich wollte er herausfinden, ob ich die Wahrheit sage. Dann widmete er sich wieder seinem Computer.
»Wäre sowieso kein Problem~ Seine Aussage war nur, dass du oft in der Bibliothek warst, ihr aber nie geredet habt.«
Ich presste meine Lippen aufeinander. Mir kam das Gespräch in den Sinn, wo wir über Izaya geredet hatten. Er hatte gesagt, ich zähle nicht ganz zu den Leuten um ihm herum. Er unternehme nichts. Seine Aussage hatte es bestätigt.
Seufzend ging ich in die Küche und goss mir Wasser in ein Glas. Ich dachte daran, wie besorgt Dotachin sein könnte. Ich ging mit dem Glas wieder zu Izaya, der nun in seiner Arbeit vertieft war.
»Du, Izaya?«
»Ja, meine Liebe?« Kopfschüttelnd trank ich einen Schluck und stellte das Glas auf den Nachttisch ab, lief dann zum schwarzhaarigen herüber.
»Ich gehe etwas spazieren.«
»Tolle Idee und hänge am besten einen Schild um, worauf steht, dass du die Vermisste bist.« Izayas Tonlage war nicht begeistert. Irgendwas schien ihn verärgert zu haben, doch ich konnte nicht sagen, was.

Doch er schien mein Unbehagen bemerkt zu haben und sprach die nächsten Worte wieder normaler, ohne diesen verärgerten und kalten Tonfall. »Misa-chan weißt du, in letzter Zeit sind mehr Polizisten auf den Straßen. Ich rate zumindest davon ab.«
»Mach dir da mal keine Sorgen.« Ich zog mich um, trug eine dunkle Hose, einen ebenso dunklen Pullover. Ich steckte meine Haare hoch und setzte die Cap auf.
Als ich aus dem Bad gehen wollte, sah ich eine Brillenschatulle. Verwirrt, überlegte ich, ob ich Izaya je habe eine Brille tragen sehen. Ich öffnete die Schatulle und nahm eine schlichte Brille mit leicht runden Gläsern heraus. Ich setzte sie Testweise auf und bemerkte, dass sie keine Brillenstärke hatte.

Da wurde mir klar, dass die Brille nicht dafür da war, besser zu sehen, sondern um sich zu verkleiden. Ich sah kurz in den Spiegel und beschloss, nachdem ich die Brille gerichtet hatte, dass ich sie auf behalten würde.
Ich wollte gerade zur Tür raus, als Izaya mich am Arm packte. Verwirrt drehte ich mich zum schwarzhaarigen herum. Er hielt einen Zettel in der Hand und drückte mir diesen in meine.

»Geh zu dieser Adresse und hole das Paket ab, wenn du schon unterwegs bist.« Strinrunzelnd schaute ich auf die Adresse. Sie war in der Nähe von Shinras Wohnung, was mir passte. Da kam mir ein Gedanke.
»Was soll ich sagen? Einfach nur, dass ich ein Paket abholen soll?«
Der Junge grinste leicht und meinte: »Sag einfach, dass Orihara dich schickt.«
Es kam mir komisch vor, doch ich beließ es dabei und ging los. An diesem Abend besuchte ich Shinra. Es überraschte ihn, mich wiederzusehen. Es war ihm nicht zu verübeln. Vielleicht dachte er, dass ich nicht mehr wiederkomme nach dem Vorfall unseres letzen Gespräch.
Von ihm hatte ich erfahren, dass Shishizaki eine Art Aufruf starten wollte. Einen Aufruf, um bei der Suche zu helfen. Ich saß neben ihm auf der Couch und trank eine Tasse Tee.
»Er hat erst vor kurzem ausgesagt. Er scheint Izaya genauso zu verdächtigen, wie Shizuo.« Als der zukünftige illegale Arzt das sagte, schien er etwas beunruhigt.
Ich sprach ihn nicht darauf an. Stattdessen wollte ich wieder zurück, bevor es heller werden würde. Da hielt mich Shinra zurück.

»Ich würde an eurer Stelle aufpassen.« Ich musste lächeln. Seine Sorge, die er sonst nicht hatte, berührte mich. Schnell legte ich meine Arme um ihn.
»Danke Shinra! Du bist der beste.« Ich nahm Abstand und stupste bei meinen nächsten Worten auf seine Nase.
»Celty kann stolz sein, dich zu haben.« Shinras Gesicht zierte ein wehmütiges Lächeln. Ich sah ihn aufmunternd an.

»Oh ja, Shinra?«

Er antwortete nur mit einem »Hm?«

»Wo wohnt Dotachin?«

Auf die Kameras achtend, ging ich eine Einbahnstraße entlang. Es fuhren nur weniger Autos und auch Menschen sah man wenige, da es eine Wohnsiedlung war. Ich schaute auf den Navi des Telefons, das mir Izaya vor einiger Zeit gegeben hatte und bemerkte erleichtert, dass ich fast angekommen war.
Plötzlich sprach mich eine Männerstimme von hinten an.
»Hallo du!«
Ich zuckte kräftig zusammen und musste mein zittern unterdrücken. Ich hörte Schritte, die näher kamen. Ich vergrub das Gerät in meine Jackentasche und fühlte etwas darin. Als ich es herausnahm, hielt ich einen Mundschutz in der Hand.
»Drehen Sie sich bitte zu mir um.«
Die Stimme klang fordernd, was mir einen Schauer über den Rücken jagte. Es erinnerte mich an meinen Bruder. Unbemerkt hatte ich den Mundschutz angelegt und drehte mich zum Polizisten herum, der mich streng musterte.

»Was macht eine Schülerin um diese Zeit noch draußen?« Ich rief mir die Uhrzeit ins Gedächtnis. Es musste bestimmt 23 Uhr gewesen sein.
»I-ich war auf dem Weg zu jemanden und habe mich verlaufen. Er wohnt gleich dort drüben-« Ich zeigte in die Richtung, in der die Wohnung lag, von der ich ein Paket abholen sollte.
Der Polizist musterte mich eingehend. »Na gut. Ich begleite dich.«
Ich atmete tief ein und setzte mich in Bewegung. Der Mann lief mit einigem Abstand hinter mir. Wahrscheinlich, weil ich einen Mundschutz trug. Schließlich bedeutete das, dass ich krank sein müsste.
Er begleitete mich bis zur Tür. Diese befand sich in einem etwas höheren Stockwerk, doch war diese freigelegt und nicht innerhalb des Gebäudes. Ich starrte auf die Nummer, die ich mir gemerkt hatte. Darunter stand ein Nachname und ich runzelte die Stirn. Ich dachte, ich hätte diesen Namen irgendwo schon mal gehört.
Der Mann neben mir beäugte mich skeptisch, als ich bestimmt eine Minute vor der Tür stand, ohne zu klingeln, zu klopfen oder diese mit einem Schlüssel zu öffnen.

Schnellstmöglich drückte ich auf die Klingel. Es war nichts im inneren zu hören. Langsam kroch Angst in mir hoch und meine Glieder zitterten kaum merklich. Innerlich rief ich die ganze Zeit Izayas Namen, als wäre es eine Beschwörungsformel. Ich drückte noch einmal auf. den Knopf und hörte schließlich etwas vom inneren der Wohnung.
Da öffnete sich die Tür und ich erkannte ihn sofort wieder. Es war Nakura. Derjenige, der in der Mittelschule mit einem Messer auf Izaya losgegangen war. Ohne weitere Gedanken daran zu verschwenden, umarmte ich ihn.
»Endlich sehen wir uns wieder, Nakura!«, rief ich so überzeugend glücklich, wie mir möglich war und drängte ihn weiter in die Wohnung. Als ich mich von ihm löste, drehte ich mich zum Polizisten um.
»Vielen Dank, dass sie mich bis hierher begleitet haben«, ich verbeugte mich.
Aus Angst, der Kerl neben mir würde etwas sagen das mir schaden könnte, griff ich seine Hand und zerdrückte sie regelrecht. Der Mann in Uniform lächelte.
»Achte das nächste Mal auf die Uhrzeit. Einen schönen Abend.«
»Mache ich. Einen schönen Abend!«
Schnell schloss ich die Tür und lehnte mich dagegen. Schweratmend versuchte ich, mich zu beruhigen. Mein Herz schlug, wie wild und ich spürte meinen Puls durch meinen ganzen Körper.

Da räusperte sich der Kerl vor mir und sah mich unwohl an.
»Wer bist du? Und was war das gerade?«
Seufzend und Augenrollend knipste ich erstmal das Licht an. Nun konnte ich ihn auch richtig sehen. Da ich in dem Mundschutz schwer Luft bekam, zog ich es aus und verstaute es erstmal in meine Tasche. Erst dann sah ich Nakura richtig an. »Orihara schickt mich. Ich soll ein Paket abholen«, sagte ich kühl und streckte fordernd meine Hand aus. Da bemerkte ich, dass der Kerl mit dem Muttermal im Gesicht mich geschockt anstarrte.

»Du bist doch...?« Das einzige, was mir durch den Kopf ging, war 'Scheiße'.
»Das Paket. Sofort!« Ich war wütend. Auf mich selbst. Schließlich war ich selbst schuld daran, dass er mich erkannt hatte.
Mit zittrigen Händen und wohl ziemlich aufgewühlt, suchte er nach dem genannten Paket und gab es mir.
»Kein Wort«, drohte ich ihm, »Sonst wird du es bitter bereuen, Nakura!« Mit diesen Worten knipste ich das Licht aus und verließ die Wohnung.

Als ich wieder zurück im Apartment war, war es totenstill. Ich dachte, Izaya sei vielleicht ausgegangen, doch als mir das Licht im Schlaf- / Arbeitszimmer auffiel, wurde mir komisch.
Ich entschied mich, meine Schuhe Sicherheitshalber an zu lassen, damit ich gegebenenfalls wegrennen konnte. Langsam bewegte ich mich auf Zehenspitzen auf den Raum zu und lugte vorsichtig hinein, meine Atmung war schwer.
Doch ich konnte beruhigt sein. Es war neu, aber eigentlich war die Angst unbegründet. Izaya war bloß an seinem Schreibtisch eingeschlafen und sein Kopf ruhte auf seinen zwei Armen. Mich selbst innerlich auslachend, ging ich zu ihm und betrachtete sein schlafendes Gesicht.
Er sah so friedlich aus. Anders, als sonst. Süß und unschuldig, was er definitiv nicht war.
Das Paket stellte ich neben ihm ab. Die Jacke, die ich trug, zog ich aus und legte sie auf dem Bett ab. Von dieser nahm ich mir eine dünne Decke und deckte den schwarzhaarigen damit zu. Leise hörte ich ihn murren und er kuschelte sich etwas mehr

Das Paket stellte ich neben ihm ab. Die Jacke, die ich trug, zog ich aus und legte sie auf dem Bett ab. Von dieser nahm ich mir eine dünne Decke und deckte den schwarzhaarigen damit zu. Leise hörte ich ihn murren und er kuschelte sich etwas mehr in seine Arme. Da musste ich unweigerlich lächeln.
Mein Blick ging zum Computer, der noch an war. Es waren Ordner zu sehen, die seltsame Aufschriften hatten. Abkürzungen zu etwas, das ich nicht kannte. Noch einmal zu Izaya schauend, überlegte ich, wann ich Dotachin besuchen würde.

Etwas unwohl fühlte ich mich schon. Schließlich wurde ich an diesem Abend von einem Polizist angesprochen und zu allem Überfluss auch noch von jemand erkannt!
Noch etwas in Gedanken, legte ich mich auf das Bett und schloss meine Augen. Ich fragte mich zuletzt, was Izaya davon halten würde und dämmerte in den Schlaf.



Ein Poltern ließ mich aufschrecken und ich lag leicht aufgerichtet im Bett, suchte nach dem Übeltäter. Da entdeckte ich Izaya, der im dunklen Flur hockte, den das Licht des Fensters nur bedingt erhellte. Er lachte leise und strich sich an die Stirn. Schnell stand ich auf und rannte auf ihn zu, hockte mich zu ihm herunter.

»Misa-chan?«, fragte er leicht aus der Puste und kicherte dann wieder. »Das wirst du mir nicht glauben... Shizu-chan dreht vollkommen am Rad! Hahaha! Und weißt du warum?«
Er grinste und starrte mich mit seinen Augen an. Diese leuchteten regelrecht und jagten Blitze durch meinen Körper. Ohne auf meine Antwort zu warten, sprach der schwarzhaarige weiter.
»Ich habe heute ausgesagt.« Es dämmerte mir. Eine böse Vorahnung.

»Ich habe nur ganz zufällig erwähnt, dass du ihn mal gestalkt hast und es einen Vorfall gab. Als sie es bei der Schulleitung überprüft haben und es sich bewahrheitet hat, haben sie mir quasi aus der Hand gefressen!«Obwohl ich sauer war, dass er mein Stalking erwähnt hatte, konnte ich nicht böse sein. Vielmehr war ich sogar froh darüber. Ich wusste nicht weshalb, aber es freute mich.
»Ich hätte beobachtet, wie du ihn stalkst und hätte dich zurechtgewiesen. Dass ich es war, der es dem Schulrat gesagt hat und dass Shizu-chan mich seitdem aus irgendeinem Grund hasst. Als ich meinte, Shizuo würde sich komisch benehmen, haben sie ihn direkt in die Mangel genommen!«

Izaya kam aus dem Lachen nicht mehr heraus. Es schien für ihn unglaublich witzig zu sein, doch in mir befand sich nur Sorge. Denn an Izayas Stirn klebte etwas Blut, das er scheinbar mit seiner Hand daran hinderte, in seine Augen zu gelangen.
Sein Gelächter ignorierend, suchte ich auf seiner Stirn nach der Verletzung und fand nur einen Schnitt. Seufzend griff ich einfach in seine Jackentasche.
»Hey, was machst du da?«, fragte Izaya und wischte sich eine Lachträne weg.
»Ich rufe Shinra an.«
»Das ist nur ein Kratzer.«

»Und wenn schon. Außerdem wirkst du auf mich gerade nicht sehr richtig im Kopf.« Meine Aussage ließ den schwarzhaarigen nur schelmisch lächeln. Der Informant stand auf und nahm mir das Handy aus der Hand.
»Ich brauch nicht für jeden Kratzer zu Shinra.« Mit diesen Worten verschwand er im Bad und drehte direkt das Schloss herum, damit ich ihm nicht folgen konnte.
Seufzend ging ich in seine Küche und nahm mir ein Glas Wasser. Izaya besaß keinen Zucker und keine süßen Getränke, weshalb ich einfach das Wasser aus der Leitung nahm. Den Kaffee ohne Zucker zu trinken wäre für mich reiner Selbstmord. Ich, die bitteres eher umging.
In der Zeit bei Izaya war meine Ernährung sowieso nur auf bestelltes Essen oder Fertiggerichte beschränkt. Da ich nicht kochen konnte und Izaya immer außer Haus war, gab es wohl kaum Zeit dafür.
Als ich darüber nachdachte, öffnete ich die Schränke, die ich bisher immer unangetastet gelassen hatte. Darin befanden sich lediglich nur eine Pfanne und ein mittelgroßer Topf. Da er Kochutensilien besaß fragte ich mich, ob er kochen konnte.
Ich suchte nach Kellen und fand diese auch schnell. In einem anderen Schrank waren nur wenige Gewürze, aber das reichte für ein paar Gerichte völlig.
»Suchst du etwas Bestimmtes?« Erschrocken wand ich mich herum und sah zu Izaya, der nun ein wenig Verband um seiner Stirn hatte.

Izaya legte grinsend den Kopf schief und ging schnurstracks zur Kaffeemaschine. Da fiel mir ein, dass seine Schwestern vielleicht etwas erwähnt hatten...
»Kann es sein, dass du kochen kannst?«, fragte ich ihn also geradeheraus.

»Ja, aber nur leichte Gerichte. Mairu hat immerzu genervt, sie wolle nicht immer bestellen. Da habe ich es mir irgendwie selbst beigebracht. Die misslungenen Gerichte durften die zwei dann essen. Ich habe mir meistens etwas bestellt.«
Ich konnte mir gut vorstellen, wie Mairu ihn jeden Tag anjammerte. Sie war ein recht aufgewecktes Mädchen und Gegensätzig zu ihrer Schwester. Da fiel mir auf...
»Warum sind deine Schwestern eigentlich so Gegensätzig? Ich verstehe ja, wenn man manche Eigenschaften nicht teilt, aber sie sind von Grund auf verschieden. Zumindest habe ich den
Eindruck.«
Während die kleine Teufelsmaschine seinen Kaffee in die Kanne fließen ließ, nahm Izaya eine Tasse aus dem darüber hängenden Regal und drehte sich, an die Theke lehnend, zu mir herum. Mit einem sentimentalen, aber auch etwas genervt wirkenden, lächeln erzählte er dann:
»Ich habe den zweien gesagt, sie seien kopien voneinander. Danach haben die zwei ausgelost, wer welche Persönlichkeit bekommt. Sie wollen zusammen einen ganzen Menschen verkörpern, was ich etwas lächerlich finde.«

Der Kaffee war fast durchgelaufen. Etwas darüber nachdenkend, füllte ich mein Glas wieder mit etwas Wasser. Da knurrte mein Magen.
»Lass mich raten-«, Izaya goss sich den Kaffee nun ein, »Ich soll heute kochen?« Lächelnd sah ich ihn erwartungsvoll an.

»Wehe du vergeigst es.«

Einige Stunden und ein Einkauf, sowie Kochzeit, später, aßen wir den letzten Rest vom gekochten Essen. Obwohl er sagte, er könne nur leichte Gerichte, fand ich es dennoch eine Leistung. Im Unterricht vergeigte ich schon das Kochen von Wasser oder ließ Dinge anbrennen, die nicht brennen konnten. Deshalb hielt ich mich immer zurück und verweigerte manchmal sogar den Unterricht.
»Danke, dass du gekocht hast.« »Alles für meine Geisel~«Mit gehobener Augenbraue starrte ich ihn an.

»Wenn du offiziell entführt bist und hier in meiner Wohnung sitzt, während alle nach dir suchen, bin ich quasi dein Entführer und Du mein Entführungsopfer. Ich finde es aber etwas umständlich. Geisel klingt besser~«
Ich verstand einfach nicht, wie er sich so darüber erfreuen konnte. Schließlich war er damit ein Verbecher- Nein das war er vielleicht schon vorher.
»Izaya... Da wäre noch eine Sache.« Der Informant stützte seinen Kopf an seiner Hand ab, während er mich lieblich lächelnd erwartungsvoll ansah.

»Als ich gestern das Paket abgeholt habe, da hat mich ein Polizist angesprochen.« Izayas Augen verengten sich zu schlitzen.
»Keine Sorge. Ich habe einen Mundschutz getragen-«
»Den ich dir in die Tasche gesteckt habe. Ich sagte ja, dass mehr Polizisten auf den Straßen sind.« Seufzend senkte ich meinen Blick.
»Also er hat mich nicht erkannt. Ich meinte, ich wolle zu jemand und dann hat er mich bis zu Nakuras Tür gebracht. I-ich habe so getan, als wären wir dicke Freunde und habe den Polizist dann abgewimmelt. Aber... ich habe nicht aufgepasst und Nakura hat mich erkannt.«

Ich erwartete, dass Izaya etwas sauer sein würde oder mich vielleicht auslachen würde. Wobei ich auf ersteres schloss, aufgrund der Tatsache, dass er sich seit dem Vorfall auf dem Dach mir gegenüber irgendwie angespannt verhielt.
Doch er wank nur gleichgültig ab.
»Macht nichts. Der erzählt nichts.« Ich war verwirrt.
So stand der Junge auf und brachte das Geschirr ins Waschbecken. Dort ließ er es liegen und verschwand in den Hauptraum, wo er wieder am Rechner saß. Was er ziemlich oft tat. Eigentlich war seine Routine ziemlich die gleiche.
Schule, Leute treffen, Shizuo schikanieren, Recherchieren.
Was in dem Paket war, wusste ich zwar nicht, doch das erleichterte mich eher. Denn in seinem Job ging eine gewisse Gefahr einher. Auch wenn ich meinte, ich wolle wissen wohin das führt; Mich vor den Lauf einer Pistole zu stellen war mir doch zu viel.
Ich starrte auf den schwarzhaarigen, der sich einmal ausgiebig streckte.

»Misa-chan, etwas habe ich vergessen zu erzählen.«Ohne sich zu mir zu drehen plapperte er weiter.

»Shishizaki hat einen Aufruf gestartet. Bald läuft eine Aufnahme im Fernsehen und sowas. Also werden sogar die Passanten aufmerksamer.« Ich
wusste, was er mir damit sagen wollte.
Nachdem ich nichts dazu erwiderte, drehte er sich dann doch zu mir herum.
»Es steht die Frage offen, ob du dich unter Shinras Messer legen möchtest.«
»Damit ich mir keine Sorgen machen muss, erkannt zu werden?«
»Goldrichtig, Misa-chan. Hundert Punkte!« Diese Aussage verwirrte mich etwas, aber ich schob die Gedanken beiseite. Mich unter das Messer zu legen bedeutete, mir ein neues Gesicht zu erschaffen.

»Und danach? Was soll ich danach tun? Weiter hier wohnen bleiben?« Izaya schüttelte den Kopf.
»Natürlich nicht für immer. Damit kannst du neu anfangen. Damit meine ich, du kannst arbeiten gehen und Geld verdienen. Ohne mich.« Das kam zu plötzlich, als hätte ich darauf angemessen reagieren können. Dementsprechend fiel meine folgende Reaktion aus.
Ich griff verzweifelt nach seinem Shirt und zog ihn zu mir heran.
»Was fällt dir ein? Ich bleibe bei dir! Ich werde mich niemals entfernen! Du kannst mich nicht wegschicken!«
Izayas Blick war angsteinflößend. Niederschmetternd. Erschrocken ließ ich ihn los. Dieser richtete sein Shirt und bedachte mich weiter mit einem kalten Blick.

»Ich sagte, dass du nicht für immer hier wohnen kannst. Das meine ich, weil ich oft umziehen werde. Ich kann dich nicht überall hin schleppen. Wenn du eine eigene Wohnung hättest, müsstest du nicht mit einer Waffe unter dem Kissen schlafen, was du sehr bald tun müsstest.« Ungläubig schaute ich ihn an. Ich konnte kaum fassen, was er da sagte.
»Ich arbeite sehr eng mit der Awakusu Gruppe zusammen und beschaffe mir einiges an Informationen. Ich werde zur Zielscheibe für jeden, der gegen meine Klienten ist.«
Ich nickte nur stumm. Nun verstand ich es auch etwas besser. Im nächsten Moment lächelte Izaya wieder, als wäre nichts gewesen.

»Ist das ein 'Ja' zu dem Angebot?«

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top