11-the shine in his eyes, and the dead on earth

Ich saß ratlos auf dem Bett des schwarzhaarigen. Ich hörte die Dusche und sah auf die Uhr. Bald würde die Erste Stunde beginnen.
Das Rauschen aus dem Badezimmer hörte auf. Aus Langeweile nahm ich mein Klapptelefon in die Hand. Ich hatte es auf Flugmodus gestellt, da ich nicht von nervigen Anrufen meiner Mutter geplagt werden wollte.
Ich überlegte, ob ich meiner besten Freundin einen Abschiedsbrief schreiben sollte. Schließlich würde ich nicht mehr lange leben.
Der schwarzhaarige kam aus dem Bad und kam, in einem Shirt und seiner Boxershorts, in das Zimmer. Als Izaya mein Telefon ansah, zeigte er darauf.

»Du solltest es lieber ausgeschaltet lassen.«Fragend legte ich meinen Kopf leicht schief. Mir fiel nicht ein, warum.
»Sonst sucht man einfach nach deinem Standort und hat dich sofort gefunden.«
Ich verstand, was er meinte und ich schaltete so das Gerät aus. Danach legte ich es auf seinen Schreibtisch. Izaya gab mir ein pinkes Klapphandy mit einem Froschanhänger in die Hand »Wenn etwas ist, kannst du mir jederzeit über das Telefon mit mir schreiben.« Ich nickte und beobachtete ihn dabei, wie er sich seine Hose anzog und die Lederjacke ebenso.
Der schwarzhaarige sah mich kurz grinsend an, dann kam er zu mir. Er strich mit der Hand mein Shirt an der Schulter etwas zur Seite und strich danach sanft an die Stelle an der er mich gebissen hatte.

Plötzlich küsste er mich flüchtig und lief zur Tür. Dort schlüpfte er in seine Schuhe und er nahm seine Tasche von einer kleinen Kommode. Ich folgte ihm schnell zur Tür und stand im Flur.
»Wenn du rausgehen solltest, wäre es schlauer, sich zu verkleiden. In meinem Schrank sind ein paar Sachen, du kannst dich bedienen. Wenn du dich anders entscheiden solltest.«

»Ich möchte von hier verschwinden. Verstanden, ich werde vorsichtig sein.« Der schwarzhaarige nickte.
»Wenn jemand klingelt oder anklopft, dann ignoriere es einfach.« Izaya öffnete die Tür und trat heraus. Einen letzten Blick zu mir zurück und die Tür schloss sich.

Ich lag gelangweilt im Bett des schwarzhaarigen und wartete, bis er zurückkommen würde. Doch ich konnte nicht anders, da mich das nichts tun zu sehr zu setzte. So stand ich auf und ging an seinen Computer.
Ich öffnete den Browser und suchte mir meine Lieblingsmusik aus, um sie zu hören. Danach sah ich hinunter zu der Leiste. Meine Neugierde überkam mich und ich öffnete seine Dateien. Die vielen Ordner waren seltsam beschriftet. Zumindest müsste das auf andere so wirken, da sich kein normaler Mensch vorstellen konnte, was Izaya, ein Oberschüler, denn so alles trieb und wusste. Dort waren Ordner wie »Awakusu« oder »Schülerregister« und » Interessante Menschen« vorzufinden. Es waren zu viele, als hätte ich den Überblick behalten können.
Als ich weiter hinunter scrollte, fand ich einen Ordner, der beschriftet war mit 'Monster'. Ohne nachzudenken klickte ich drauf. Drinnen waren Ordner wie 'Shizuo Heiwajima' und 'Hajime Shishizaki' oder auch...

»Cel-ty...?« Ich war verwundert.
Warum ist Celty im Ordner namens 'Monster'? Ich verstand das nicht. Aber als ich daran dachte, dass Shizuo und Shishizaki ebenfalls drinnen standen, verwarf ich den Gedanken, sie könne kein Menschliches Wesen sein.
Sofort überkam mich eine geniale Idee. Ich würde fürchten, mich wie Izya zu verhalten, doch wenn ich...
Meine geweiteten Augen vor Belustigung starren neben mich, leicht über meine Schulter. Ich starre das Schachbrett an, welche Figuren er verschob, nachdem er am Computer war, oder sie waren anders aufgestellt, wenn etwas geschah. Ein breites Grinsen umschlingt meine Lippen. Er benutzt mich, er benutzt jeden, wie wäre es, wenn ich mir ebenfalls ein Spielchen erlauben würde?
Celty war kein Mensch. Ich wusste, was sie ist. Das würde alles erklären! Als ich sie ein Mal sah, war ich mir unsicher, doch jetzt wird es mir klar. Sie ist eine Dullahan.

Als ich weiter suchte, unter anderen Ordnern, klickte ich auf 'Interessante Menschen', um mich dort ein bisschen einzulesen. Schließlich hatte Izaya mit ihnen etwas zu tun. Mir wurden weitere Ordner angezeigt. Einige hatten simple Namen, die dort angezeigt wurden. Doch ein Ordner hieß 'Stalker' und ich dachte sofort daran, wie er mich dauernd als eine bezeichnete. Doch er selbst war auch ein Stalker, wenn man so will.
Ich klickte drauf, um zu sehen, ob er etwas nach dem letzten Mal hinzugefügt hatte. Meine Hand erstarrte. Ich selbst las den Namen immer und immer wieder. Doch ich kannte diese Person nicht.
So klickte ich darauf und sah mehrere Bilddateien, einige Dateien, die "Drohung 1" und "Anzeige" hießen. Schnell sah ich mir die Bilder an. Darauf war Izaya zu sehen, wie er mit Shinra in der Mittelschule im Biologie-Klubraum etwas tat. Wie putzen, lernen oder einfach reden.
Es wurde fast immer von der gleichen Position fotografiert.
Als ich darüber nachdachte, was an dieser Stelle war, fiel es mir erst nicht ein. Doch als ich in die Spiegelung eines der Regale sah, erkannte ich es. Diese Person muss sich im Wandschrank versteckt haben! Dieses war immer leer gewesen, da es eigentlich kaputt war, doch die Schule hat diesen nicht entfernt.
Als ich wieder den Namen las, überlegte ich, doch mir fiel niemand ein, der es gewesen sein könnte. Ich scrollte weiter herunter und sah noch ein Bild. Ich klickte darauf und sah eine Situation, in der ich peinlich berührt war.
Es war von bunten Lichtern beleuchtet. Es war ein kalter Tag gewesen

Es war der Moment, als Izaya und ich uns das Feuerwerk aus der Ferne angesehen hatten, doch auf dem Foto wurde ich leicht zerkritzelt. Ich schrieb mir den Namen auf einen Zettel und war am überlegen, ob ich sie googeln sollte, doch Izaya könnte spielend leicht herausfinden, dass ich nach ihr suchte.
Der Name war 'Naruha Watanabe'. Ich fragte mich, weshalb Izaya nichts von ihr sagte. Einer Stalkerin, wie ich. Ich fragte mich, weshalb er so reagierte. Neckend, ausnutzend.
Schnell schloss ich die Fenster und bewegte mich zum Bett, ließ mich dort fallen. Ich dachte an die Worte, die er eher zu sich selbst sagte.

»Deine Entscheidung passt mir ganz gut in den Kram. So kann ich dich und das Gefühl loswerden.«

Ich werde noch nicht verschwinden. Noch nicht. Ich dachte an Izaya. Ich werde dich beobachten, den dunklen Weg, denn du gehst. Und ich werde nicht verschwinden, eher ich als Mensch, meine Rache vollziehe, an meinem vater. Ich presste meine Lippen aufeinander.
Izaya, willst du mein bezaubernden Plan erleben? Du bist nicht der einzige, der interessante Pläne schmiegen kann.
Als der schwarzhaarige wieder zurück war, wirkte er vergnügt. Er grinste und setzte sich sofort an seinen Computer.
Ich sah über seine Schulter und beobachtete, wie er sich in einige Kameras hackte und einen panischen Mann beobachtete, der Tattoos am Arm hatte, an dem der Ärmel grob abgerissen war.
»Wer ist das?« Izaya grinste weiter vor sich hin.

»Nur ein gewisser Spinner. Er hat so einige schwierige Dinge getan und jetzt sitzt er in der Klemme.« Gerade, als ich danach fragen wollte, sprach er die knappe Antwort aus. Als könne er
Gedankenlesen.
»Er hat die falschen Leute beklaut und macht die Awakusu dadurch Schwierigkeiten, in gewissen Dingen zu agieren. Außerdem fahndet die Polizei nach ihm, da er für Betrug angezeigt wurde. Er hätte keinen Quatsch für bare Münze nehmen müssen. Dann wäre ihm dieser Weg erspart geblieben.«
Ich presste meine Lippen zusammen. Mir war unwohl, als sich mir eine Frage aufdrängte. Doch ich konnte nicht anders, da ich wissen wollte, was genau vorgefallen war. »Wie kam er an den Quatsch heran?«
Izaya ahnte, worauf ich hinaus wollte und drehte sich mit dem Kopf zu mir herum. Er sah erst etwas überrascht aus, doch dann lachte er herzlich.

»Oh nein~ Denkst du etwa, ich habe ihm das gesteckt? Das ist gemein~« Diese Reaktion verriet mir jedoch einiges.
»Tatsächlich. Du hast ihm 'diesen Quatsch' erzählt und er ist in eine falsche Richtung gegangen«
»Mhm!« Izaya nickte und verschränkte dabei seine Arme. Ein Lächeln zierte sein Gesicht.
»Jedoch war ich nicht schuld daran. Denn derjenige, der davon wissen wollte, war er. Ich habe ihm lediglich die Wahrheit gesagt, aber da er nicht weiter gefragt hatte, hat er eben auch das wichtigste Detail nicht finden können.« Er seufzte.
Würdest du mich hassen, wenn du herausfinden würdest, wer ich bin?
Fragte ich mich, während ich sein Seitenprofil betrachte.
»Dabei habe ich ihm sogar einen Tipp gegeben.« Der schwarzhaarige sah mich amüsiert an. Dann imitierte er sich selbst in einer etwas schauspielerischen Tonlage.

»Sind Sie sich sicher, dass Sie das tun wollen? Was, wenn noch mehr dahinter steckt?« Izaya sah mich erwartungsvoll an.»Na, was meinst du? Was hat er darauf geantwortet?« Ich wusste keine richtige Antwort. Doch ich sagte ihm meinen Gedankengang.
»Vielleicht, dass es egal sei?« Izaya reagierte auf meine Antwort nicht so, als hätte ich richtig gelegen. So sagte er, was dieser Mann zu ihm gesagt hatte.
»Da steckt nichts dahinter. Ich wurde reingelegt und ich werde es ihnen heimzahlen. Reden Sie mir nicht dazwischen.«

Sprachlos sah ich Izaya weiter an. Er hätte ihn aufhalten können. Er hätte es ihm sagen können, egal, ob es dem Mann interessiert hätte. Jeder andere würde sich angewidert fühlen, Izaya Vorwürfe machen, doch... Ich lächelte ihn an und fragte ihn diesmal etwas.
»Wie hast du dich dabei gefühlt?«
Izaya schien nicht damit gerechnet zu haben. Er verdeckte sein Gesicht mit seiner Hand und lachte. Ich merkte, wie sein Gesicht etwas gekratzt aussah.
»Hah.... Das war interessant. Er hatte nur an sich gedacht und war überzeugt, alles zu wissen und über alle anderen zu stehen. Das war eine gute Unterhaltung.«
Ich war mir Unsicher, ob er das Gesagte ernst meinte oder nicht. Ich wusste nicht, ob er die Menschen tatsächlich liebte, oder nicht. Deshalb wollte ich es herausfinden.
Plötzlich ploppte ein Fenster auf seinem Computer auf. Es war eine Pop-Up-Nachricht von einer Nachrichten-Seite. Izaya und ich sahen beide direkt dorthin. Der schwarzhaarige klickte darauf und das Fenster öffnete sich über den ganzen Bildschirm.

»Dachte ich mir, dass das kommt.« Ich sah kurz zu dem Jungen und danach wieder auf den Bericht, der geöffnet wurde. Meine Augen weiteten sich und ich fasste an meinen Mund.
Izaya grinste und las langsam vor.

»Mädchen vermisst. Die sechszehnjährige Schülerin Yusunari Misa ist verschollen und wurde als vermisst gemeldet. Bezirk Ikebukuro: Die Oberschülerin Yusunari Misa (16) ist nicht nach Hause gekommen. Um 20 Uhr war sie immer noch nicht Zuhause. Kurz nach 22 Uhr gingen ihre Mutter und ihr älterer Bruder (YY) auf die Suche nach ihr, aber ihre Suche war vergeblich.«
Izaya machte eine kurze Pause und sah mich fast schon euphorisch an. »Da die Befürchtung bestand, sie könnte Opfer eines Verbrechens geworden sein, wurde sie bei der Polizei als vermisst gemeldet. Wegen des Verdachts auf Entführung, wird nun polizeilich nach ihr gesucht.«
Ich zitterte.
»W-wieso...?«

»Wieso, fragst du? Was soll deine Mutter sonst tun? Die Schule würde sowieso nach einer Weile nicht mehr glauben, du seist Krank. Es wäre aufgeflogen. Für sie und deinem Bruder ist das die beste Möglichkeit, sich aus der Schusslinie zu bringen. Na ja zumindest, wenn bestätigt wird, dass du tatsächlich entführt wurdest.« Ich konnte mir denken, was er meinte und weshalb meine Mutter sich ausgerechnet solch eine Geschichte ausgedacht hatte.

»Sie möchte die Misshandlung auf den Entführer lenken. Falls ich gefunden werde, wirst du festgenommen, richtig?« Izaya nickte.
»Zwar bin ich vielleicht etwas zu jung, aber um eine harte Strafe werde ich nicht drum herum kommen.« Ich biss mir auf die Lippe. Zitterte noch immer.

»Kopf hoch, Misa-chan~ Ich habe dir doch etwas versprochen.« Ich sah ihn Hoffnungsvoll an.
»Ich werde dir dabei helfen, von dieser Welt zu verschwinden~« Izaya stand auf und nahm mein Gesicht in beide Hände. Er sah mich intensiv an.
»Ich freue mich schon darauf zu sehen, welchen Ausdruck du machst, wenn du an der Schwelle des Todes stehst.«
Ich konnte mir denken, was er meinte und weshalb meine Mutter sich ausgerechnet solch eine Geschichte ausgedacht hatte.

Ich war seit einer Woche schon als vermisst gemeldet. Meine Zeit, die ich normalerweise in der Schule verbracht hatte, nutzte ich zum Schauen von Serien. Doch irgendwann bahnte sich in mir die Neugier, was da draußen eigentlich vor sich ging.
Ich suchte im Suchfenster des Computers nach einer Nachrichten-Webseite. Schließlich fand ich auch Artikel darüber, seit wann ich vermisst wurde und dass es keine Spur gab. Darunter waren Kommentare, die den Entführer verfluchten und Mitleid mit meiner Mutter hatten.
Sie haben alle doch keine Ahnung. Sie interessiert sich nicht für mein Wohlbefinden. Als ich seufzend meine Augen schloss, ertönte jedoch die Klingel der Wohnung. Ich riss vor Schreck die Augen auf und starrte in den Flur, der zur Tür führte.
Es klingelte erneut. Langsam ging ich näher zur Tür und lauschte an der Tür. Es erklang eine tiefe Männerstimme.
»Scheint nicht da zu sein.«
Ich nahm das Klapphandy, das mir Izaya gegeben hatte, aus der Hosentasche und sah auf die Uhr. Erst dann bemerkte ich, dass schon Abend war. Ich hörte, wie sich mehrere Schritte langsam entfernten.
So wartete ich für ein paar Sekunden und öffnete die Tür dann leise für einen Spalt. Ich lugte heraus. Ich sah zum Türrücken, an der ein Briefkasten war und sah, dass dort ein Flyer heraus hing.
Schnell nahm ich diesen und verschwand wieder in die sichere Wohnung. Ich ging mit dem Flyer in das Zimmer zurück und sah es mir in Ruhe an. Es war ein Info-Blatt, um nach Zeugen für meine angebliche Entführung zu finden. Sie suchen also nach Zeugen.

Ich packte das Blatt auf den Schreibtisch. Wann kommt er wieder? Er lässt sich ja echt Zeit.
Erst mitten in der Nacht kam der schwarzhaarige zurück.
»Du bist noch wach, Misa-chan?« Izaya sah mehr als amüsiert aus. Ihm schien etwas gutes passiert zu sein.
Er stellte seine Schultasche auf den Boden und sah sich die Figuren auf seinem Spielbrett an, die willkürlich platziert waren. Ich musterte sein Gesicht.
»Warum erst so spät?« Izaya schmunzelte, scheinbar jedoch nicht wegen meiner Frage selbst, sondern dem Grund, der Antwort darauf.
»Zuerst hat Shizu-chan mich - mal wieder - nicht in Ruhe gelassen.«Izaya drehte sich zu mir, die vor seinem Bett stand, und breitete seine Arme etwas aus.
»Wie wär's? Sollen wir es heute zu Ende bringen?« Ein breites Grinsen war in seinem Gesicht. Ich sah klar und deutlich, dass er es ernst meinte. Doch ich selbst war mir nicht sicher.
Dennoch nickte ich ihm zu. Der schwarzhaarige nahm seine Arme wieder runter und suchte ein paar Sachen heraus, die ich anziehen könnte. Er schmiss sie mir zu und ich fing sie auf.

»Du, Izaya?«

»Mh?« Izaya sah mich nur normal an. Er hatte bloß gute Laune, was man an einem kleinen Lächeln sah.
»Ich würde vorher gerne noch wohin. Deshalb würde ich gerne vorgehen. Ich denke, ich brauche nicht länger, als eine halbe Stunde.«
Izaya schloss seine Augen. Seine Miene blieb gleich. Seine Stimme war ruhig, als er mir etwas sagte und mich dabei wieder ansah.
»Natürlich. Lass dir Zeit.«
Ich nickte und zog mich im Badezimmer um. Als ich mich betrachtete sah ich, dass er mir eine Pelzbesetzte Kapuzenjacke mit einer schwarzen Jeans und einen dunkelgrauen Kapuzenpullover rausgesucht hatte, was insgesamt sehr dunkel war. Ich dachte über meinen Plan nach.
Da passt das dunkle Schema auch irgendwie...
Als ich den Raum verließ, setzte mir der schwarzhaarige noch eine schwarze Cap auf. Diese zog er mir tief ins Gesicht.
»Da es spät ist und man sieht, dass du noch ein Schüler sein musst, darfst du dein Gesicht nicht so offen zeigen. Es sind ziemlich viele Polizisten auf der Straße. Ich habe dir eine Karte mit den Kameras geschickt. Falls etwas passieren sollte, umgehe sie.«

Als ich zu ihm aufsah, lächelte er mich an, als wären diese Informationen selbstverständlich.
»Hab verstanden.« Ich nahm das Telefon aus seiner Hand und verließ die Wohnung.
Es verschlug mich zu Shinra. Ich wollte ein letztes Gespräch mit ihm führen, bevor ich die Welt der Lebenden verlassen würde, dass ich jedoch noch nicht tun würde, doch wenn es so wäre, und ich würde jetzt gerne mit dem Gedanken spielen, dass es mich am nächsten morgen nicht mehr geben würde. Morgen werde ich ein anderer Mensch sein, nein, werde ich überhaupt ein Mensch sein? Kann ich das einen „Menschen" nennen? Ich erhoffte mir wahrscheinlich irgendwo in mir drinnen, dass er es mir ausreden würde.
Der braunhaarige Brillenträger öffnete mir misstrauisch die Tür. Er konnte mein Gesicht kaum sehen, deshalb wunderte ich mich auch nicht, dass er mich vorsichtig musterte.
»Wer sind Sie?« Ich musste schmunzeln. Dann zog ich die Cap etwas hoch und sah ihn direkt an. Sein Ausdruck war erst etwas überrascht, doch dann sah er mich ruhig und froh an.
»Du bist es. Schön dich zu sehen.« Shinra wies mir, herein zu kommen. Wir gingen in das Wohnzimmer. Es war ganz Dunkel in der Wohnung und ich konnte mir ausmalen, dass Shinra gerade schlafen gehen wollte.

»Wie geht es dir?«, fragte er mich, als wäre, wie immer.
»Mir geht es gut, denke ich.« Shinra machte Tee und stellte zwei Tassen auf dem Tisch. Wir setzten uns auf das Sofa.
»Das kam jetzt überraschend. Du bist schließlich als vermisst gemeldet« Ich nickte und nippte an meinen Tee.
»Wo bist du eigentlich? Unterwegs? Bei jemanden?« Ich sah etwas verlegen zur Seite, als ich ihm antwortete.
»Bei Izaya.«Shinra wirkte nicht überrascht. Vielmehr, als hätte man ihn etwas bestätigt. Dann schließlich seufzte er.
»Dachte ich mir irgendwie. Mann o Mann. Dieser Idiot.« Ich stellte die Tasse ab und hob beide Hände.
»Nein, nein! Ich war es, die zu ihm gegangen ist!«

»Das meine ich nicht...«Ich war überfragt und wartete, bis Shinra es etwas ausführen würde. Schließlich sah mich mein erster Schulfreund an und wirkte leicht gehemmt.
»Weißt du, ich habe da eine kleine Vermutung seitens Izaya. Würdest du mir zuhören?«
Ich dachte an die Zeit, in der ich ihn selbst erlebt hatte. Die Neugier, mehr über diesen Menschen zu erfahren, war nach wie vor vorhanden. Ich nickte vorsichtig.
»Weißt du, Izaya wirkt auf mich, als hätte er Probleme damit, sich anderen tatsächlich anzunähern. Er nimmt immer genug Abstand, damit man ihn nicht sieht. Dieses Gerede, seine Art, seine Taten. Er wirkte schon von Anfang an irgendwie einsam auf mich.«
Ich knetete meine Hände und nickte leicht. Ich sagte auch etwas dazu.
»Anfangs habe ich meine eigenen Probleme dadurch vergessen, ihn zu sehen. Aber mittlerweile kann ich das irgendwie nicht mehr. Der Mensch, den ich anfangs sah, ist so anders, als der jetzige.«Shinra stimmte mir zu.

»Ich vermute, dass er schon sehr schnell bemerkt hat, wie Menschen funktionieren. Er ist nicht Dumm und scheint seine Mitmenschen schon viele Jahre zu beobachten. Wenn man hinzu zählt, was er mittlerweile so treibt...«Shinra seufzte erneut.

»Er ist irgendwie der menschlichste Mensch, den ich je getroffen habe. Für diese waghalsige Behauptung gibt es auch einen Grund. Anfangs hat er zu dir doch Abstand genommen, nicht wahr? Hat er von sich aus je etwas preisgegeben?« Ich schüttelte den Kopf.
»Bei mir war es ähnlich. Ich habe ihn Sachen gefragt und immer waren seine Antworten fast schon zu objektiv betrachtet, aber andererseits auch Subjektiv, als seine eigene Wahrnehmung. Izaya hat genauso abweisend gegenüber Naruha und auch später Sharaku-san reagiert. Er hatte sie regelrecht von sich selbst vertrieben.«

Mir kamen diese Namen von einem Ordner bekannt vor. Aber ich fragte nicht genau nach.
»Er fürchtet sich wahrscheinlich davor. Deshalb betrachtet er die Menschen, statt sich mit ihnen in wirkliche Verbindung zu setzten.« Shinra nahm einen Schluck von seinem Tee und sah mich dann lächelnd an.

»Die Leute halten ihn für ein kaltblütiges Monster. Aber... er ist innerlich so zerbrechlich. Ich glaube, deswegen hat er angefangen die Menschen zu lieben, indem er alles über sich ergehen lässt. So denke ich zumindest. Er akzeptiert die Menschen, alles was sie tun. Dadurch kann er alles über sich ergehen lassen...-«

»... wie ein Bodenloses Rohr, kann er alles über sich ergehen lassen...«
Shinra sah mich fragend an.
»Weißt du, Shinra, ich hatte vor, heute zu sterben.«
»Echt?« Shinra reagierte eher gelassen darauf, nicht interessiert, was mich auf den Gedanken brachte, dass er das Gegenteil vom schwarzhaarigen war. Er hätte auf jeden Fall mehr erfahren wollen. »Aber das kannst du mich gar nicht.«,grinst er. Ich stockte. Ich sehe in seine Augen und starrte ihn an, doch schließlich verstand ich.
Ich presste meine Lippen aufeinander. »kann ich dich etwas fragen?«,fragt er. Ich nickte zögernd.
»Warum hast du sie gesucht, aber aufgegeben, als du diese Welt sahst, warum wolltest du so leben sie wir, warum dachtest du, es sei besser, ein Mensch zu sein?«
Ich sehe zu Boden für einen Moment, während ich murmelte:»Der Himmel war so schön blau, dass er mir den Atem raubte. Hier herrscht leben.  Das sah ich auf dem ersten Blick und ich verliebte mich in diese Welt, bis ich gelernt habe, und auf schmerzhafte Weise erfuhr, wie sie doch wirklich ist. Ich habe vergessen, wie die Welt war.«Ich schüttelte den Kopf. »Nein, das war gelogen. Ich wusste wie die Welt war, doch ich war zu neugierig, und wollte es erneut sehen und erfahren. Vielleicht werde ich glücklich, dachte ich.«Ich sehe zu Shinra, der mich gespannt ansieht. Er hört mir bei jedem meiner Worte zu.

»Ich wollte nicht mehr der Tod sein, sondern leben.«

»Aber du lebst nicht. Du bist Tod in einer lebenden Welt.«

Mein Herz macht einen erschütternden Sprung. »Ich war enttäuscht, als mir dieser Schmerz geschah. Ja, diese Familie war mir wirklich ans Herz gewachsen. Bis mein Vater sie getötet hat. Ich dachte, sie wäre meine echte Mutter. Sie verhielt sich wie eine Mutter.«

Er lächelt. »Sieh an, wo du dich jetzt befindest.«
Ich zuckte mit den Schultern. »Wenn ich heute einschlafe und morgen aufwache, wird jemand anderes geboren. Meine Zukunft könnte der Tod in einer lebenden Welt sein, doch das ist auch mein Ziel. Mein letztes.«

Shinra nickt. »Ich verstehe.«, murmelte er. »Izaya will mir dabei helfen. Ich bin fest davon überzeugt, dass er es wirklich durchziehen kann. Ich bin deiner Meinung, Shinra. Ich habe es so ähnlich gesehen, aber habe einige Details nicht bemerkt. Aber du Ich glaube das liegt daran, dass ihr von Grund auf verschieden seid. Izaya könnte auch meinen Tod über sich ergehen lassen. Er ist dazu in der Lage, weil er die Menschen so akzeptiert.«
»Das kann gut sein.« Ich stand auf.»Danke, Shinra.«
Er begleitete mich zur Tür. Ich verabschiedete mich. Shinra hatte nicht einmal versucht, mich aufzuhalten. Er hatte mir aber genau das erzählt, was ich gerne von ihm wissen wollte.
Wie er Izaya wahrnimmt. Und er wusste die Wahrheit über mich, wegen Celty.
Ich grinse, als die Tür hinter mir geschlossen wurde. Ich steckte die Hände in die Taschen der Jacke, die Izaya gehörte.
Als ich das Gebäude fast verlassen hatte, ich in den Flur kam, stand Izaya dort und grinste. Er trug diese Nacht einen dunkelbraunen Mantel, der zu seinen Hüfte geht. Es war kein Fell vorhanden, anders als bei der Jacke die ich trug. Darunter trägt er eine dunkle Hose und seine normalen Schuhe.
»Gehen wir.« Izaya hielt mir leicht seine Hand hin. Ich war hin und hergerissen, was ich jetzt tun sollte, nachdem ich mit Shinra gesprochen hatte.

Wir waren durch ein paar Gassen gelaufen. Wir redeten nicht miteinander. Ich hatte auch etwas Angst davor. Der menschlichste... Ich frage mich, ob ich ihn konfrontieren soll.
Wir Bogen um eine Ecke und der schwarzhaarige nahm einen Schlüssel aus seiner Jackentasche. Damit schloss er eine Hintertür auf. Wir gingen hindurch und Treppen hinauf. Dort gelangten wir zur Dach-Tür. Auf dem Boden lag ein großes Schloss, das von irgendetwas zerbrochen wurde.
Der Junge vor mir öffnete die Tür und hielt sie mir auf.
Ich ging mehr zum Rand und versuchte schon herunter zu schauen, doch ich konnte den Boden nicht sehen, da ich zu weit weg war. Am Rand des Daches war ein Zaun. Dieser war etwa ein Kopf größer als Izaya. Der Junge stellte sich erst neben mich. Ich merkte seinen Blick.
Sollte ich springen, könnte ich ihn nicht weiter beobachten.
Ich atmete tief durch und vergrub meine Hand nervös in das Fell. Izaya wird das nichts ausmachen. Er durchsteht das ohne Probleme. Ich habe es nämlich nicht in sein Herz geschafft.
Ich sah ihn an, als er sich nach vorne bewegte und scheinbar etwas am Zaun suchte. Schließlich sah ich, was und warum. Es war eine Stelle kaputt, weshalb man den Zaun etwas schieben konnte, um hindurch zu kommen. Izaya hielt es wieder auf, worauf ich zögernd hindurch ging.
Mein Blick ging nach unten. Ich konnte in dieser düsteren Nacht nur ganz schwach den Boden sehen. Der Abstand vom Zaun und dem Rand war vielleicht ein Meter.
Plötzlich überkam mich Angst, gleich zu fallen, worauf ich reflexartig mit meinen Händen nach hinten in den Zaun griff. Ich bemerkte, wie Izaya schmunzelte. Ich sah ihn an und konnte meine Furcht kaum noch verstecken.
»Hast du etwa so große Angst?«Es klang so, als würde er mich provozieren wollen.
»Du warst doch so entschlossen, deinem Leben ein Ende zu setzen.« Er ging an mir vorbei und war mit dem Rücken zu mir gedreht.
»Weißt du, Misaki, anfangs warst du noch so distanziert. Aber ich habe dich direkt durchschaut. Hahah du hast nie wirklich mit großer Entschlossenheit etwas gewollt«

Ich wollte, dass er aufhört zu reden. Zuerst dachte ich, weil ich zu gestresst davon war, hier gleich zu springen, doch es lag an etwas anderem. Ich wollte nicht hören, wie er mein wirres Gerede aufgriff. Das lag daran, dass es nur wirres Zeug war und nicht wirklich das, was ich wollte.
Izaya drehte sich zu mir um und sah mich mit seinem amüsierten Blick und dem ebenso vergnügten Lächeln an.
»Diese Entschlossenheit hattest du nur, als du sagtest, du wollest verschwinden.« Ich senkte meinen Blick. Ich wollte es nicht mit anhören. Ich wollte nicht sehen, wie glücklich er war.
Plötzlich sah ich die Hand von ihm, worauf ich wieder aufsah. Sein Blick schien gerade so anders, doch es war dennoch so zufrieden. Ich nahm seine Hand nicht. Wenn ich nicht springe, wie wird er reagieren? Soll ich gegen seine Erwartung Handeln?
Ich schloss meine Augen und beruhigte mich etwas. Dann nahm ich meine Hände vom Zaun und trat hervor. Ich war ganz am Rand des Daches und ich fürchtete mich davor, von dem so sachten Wind mitgezogen zu werden.
Mein Blick war in diese Tiefe von scheinbar sechs Stockwerken gerichtet. Langsam leerte sich mein Kopf. Ich spürte meine Haare im Wind wehen. Ich schloss meine Augen langsam. Ein Lächeln bildete sich auf meinen Lippen und ich fing an zu lachen. Ich wusste nicht genau weshalb, aber es ging nicht anders. Es brach aus mir heraus.

»Nein.« Ich sah sofort zu Izaya und grinste dabei. Dieser war verblüfft und schien damit nicht gerechnet zu haben. »Ich werde nicht springen, Izaya. Wie wär's? Möchtest du es tun, wenn du solch eine langweile hast, und es dir zum Hobby machst, Menschen zu beobachten?«ich gestikulierte dabei zum Abgrund. Nun legte sich wieder ein Grinsen in sein Gesicht.
»Ich möchte ja nicht sterben~«
Ich senkte meinen Blick und atmete für eine Sekunde tief durch. Dann ging ich wieder erhoben zu ihm und sah ihn ins Gesicht. Wir waren vielleicht ein paar Zentimeter voneinander entfernt.
Ich merkte, dass er nur ein kleines bisschen angespannt war. Doch das lag nicht an Angst. Er war geradezu überrascht von meiner Handlung, mit der er wohl nicht gerechnet hatte. Doch mit meinen nächsten Worten hatte er nicht im Traum gerechnet.
»Lass uns Heiraten.« Man sah, dass er nicht wusste, was ich vorhatte.

»Wie stellst du dir das vor?« Izaya fragte das ruhig. Ich ging einen Schritt zurück und antwortete.
»Ich stelle mir nichts vor. Aber lass uns doch ein Spiel spielen.«
»Was für ein Spiel?« Izayas Augen blitzten fast schon auf. Er wollte, dass ich weiter spreche, wollte wissen, was ich tun wollte.
»Wenn wir es schaffen, vor der Polizei zu fliehen, heiraten wir. Doch wenn wir gefasst werden...«
Ich sah neben uns, in die Tiefe hinein.
»Dann heißt das Game Over. Lass uns gemeinsam sterben.«

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