Wild, gescheckt und ungezähmt
Innerlich zersprang ich förmlich. Ich hatte gedacht wir würden jetzt Pferde für einen kurzen Trip ausborgen und nun das! Ich konnte nicht anders, ich musste Tahman einfach unter dem Tisch gegen den Fuß treten. Doch er beachtete mich nicht sondern grinste nur blöd.
Den Rest der Besprechung bekam ich nur mit einem halben Ohr mit, ich war zu aufgeregt. Ich hatte nur aufgeschnappt, dass wir vier Pferde kaufen würden, die dann auf der Farm untergestellt wurden. Drei Reitpferde und ein Reserve- oder Packpferd.
Nach einer gefühlten Ewigkeit standen endlich alle auf und gingen wieder hinaus in die Hitze. Als ich über die Türschwelle in die Sonne trat, zerzauste der Wind meine Haare, die ich an diesem Tag schon zum wiederholten Mal zusammengebunden hatte. Seufzend fasste ich meine langen, roten Strähnen wieder zu einem Zopf zusammen. Da tippte mir Julie von hinten auf die Schulter. „Hey! Das Problem mit den langen Haaren hatte ich auch immer. Vor ein paar Wochen habe ich sie dann kurz geschnitten. Das solltest du auch mal probieren. Ist wirklich praktisch." Sie sah mich freundlich an und zwinkerte. Sie hatte recht. Die kürzere Frisur stand ihr gut und sah wirklich angenehm aus. Vielleicht sollte ich das auch machen, bevor wir in den Busch reiten würden. „Ich glaube, jetzt ist es an der Zeit die Pferde auszusuchen.", unterbrach sie meine Gedanken.
Gemeinsam gingen wir in Richtung der saftig, grünen Wiesen. Julie schien meine Gedanken zu lesen, denn kaum zu Ende gedacht wandte sie sich wieder mir zu und erzählte: „Es ist schwierig hier für die Pferde genügend Futter zu bekommen. Also haben wir ein bisschen investiert und eine Wasserleitung gelegt. Hier in der Nähe gibt es einen kleinen Fluss. Jetzt fließt etwas von seinem Wasser direkt auf unsere Weiden und in die Tränken der Tiere."
„Das ist wirklich praktisch! Man riecht das Wasser förmlich!" gab ich, vielleicht etwas zu enthusiastisch, von mir, aber die Farmerin nickte nur zustimmend. Tahman dagegen drehte sich im Gehen um und ich sah, dass er schmunzelte. Über mich. Schon wieder. Das ließ ich sicher nicht auf mir sitzen. Ich riss die Augen auf und zeigte hinter ihn und rief dabei: „Achtung! Pass auf!" Tahman drehte sich schnell um, um zu sehen, was passiert war, und stolperte dabei über seine eigenen Füße. Ich konnte nicht anders, ich musste einfach lachen.
Doch dann hielt ich inne. Wir waren vor den ersten Koppeln angekommen. Saftige Grasbüschel zogen sich über eine riesige Fläche, die von hier aus so aussah, als ob sie sich bis an den Horizont erstrecken würde. Zufrieden grasende Pferde standen in allen Farben auf der Weide verteilt. Stolz erzählte Julie etwas über ihre Zucht, und dass die Pferde eine speziell gemixte Rasse waren. Sie hielten sowohl die sengende Hitze, als auch die klirrende Kälte, die manchmal mit der Nacht über das Land hereinbrach, aus, und waren unerschrockene und treue Weggefährten. Die zwei Farmer bildeten sie selbst aus und machten häufig auch Ausritte mit Touristen. Dabei brauchten die Tiere wirklich stählerne Nerven, denn Löwen ließen sich nicht so schnell einschüchtern und die Elefanten überragten sie um etwa das Doppelte. Doch offensichtlich genossen sie ihren Job, sonst würden sie jetzt nicht freudig schnaubend zu uns an den Koppelzaun traben und dabei stolz und neugierig die Hälse strecken.
Ich hielt meine Hand über die alten Holzlatten, um die sanften Tiere zu begrüßen. Vor einigen Jahren hatte ich selbst Reitstunden genommen und es geliebt mit Pferden zu arbeiten, doch dann war die Zeit einfach zu knapp geworden und ich habe aufgehört. Jetzt wieder die Möglichkeit zu haben, mit den Vierbeinern eine Verbindung aufzubauen ließ mich vor Freude leise vor mich hin quietschen. Von George bekam ich dafür einen freundschaftlichen Ellbogenstoß in die Seite.
Ein kleiner Schecke erregte besonders meine Aufmerksamkeit. Er war weiß-schwarz gefleckt, doch seine Scheckung war ganz besonders. In eigenartigen Mustern zog sie sich über seinen ganzen Körper. Als ich leise mit der Zunge schnalzte kam er langsam näher und ließ sich die Nüstern streicheln. Doch gleich darauf warf er seinen Kopf hoch und wieherte schrill. Dann drehte er sich um die eigene Achse und sprengte buckelnd davon. Erstaunt sah ich ihm nach. So viel Spirit hätte ich ihm nicht zugetraut.
◇◇◇
Hey! Hier mein neues Kapitel. Ich würde mich sehr über Votes oder Feedback in den Kommentaren freuen :)
P.s.: Mögt ihr Pferde?
Ich: Ja, sehr gerne. Ich reite schon seit ich klein bin 😄
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