Es war später Abend, die Dämmerung hatte schon eingesetzt, als die junge Frau noch tief gebeugt über einer großen Salatschüssel stand und dieses wusch. Sie wollte unbedingt noch das ganze Futter für den nächsten Tag herrichten.
Plötzlich spürte Ann die Gegenwart von jemanden, der hinter ihr stehen musste. Rasch drehte sie sich um und blickte in das müde Gesicht von Tahman.
„Hey. Du warst heute fleißig habe ich gehört?" Er lehnte sich lässig an die Backsteinmauer. Ann strich sich eine widerspenstige Strähne aus der Stirn und stemmte die schmerzenden Hände in die Seiten. „Ich habe mein Bestes gegeben. Ich bin ja nicht hier hergekommen, um Daumen zu drehen. Du siehst ziemlich erschöpft aus. Wie war dein Tag so?" Tahman schwieg kurz und fing dann leise an zu erzählen:
"In der Früh sind wir, also George und ich, nachdem wir mit dir bei Flip waren, mit dem Jeep unsere tägliche Kontrolltour abgefahren. Dabei ist uns nichts Ungewöhnliches aufgefallen. Doch als wir bei der Farm nebenan nach kranken oder verletzten Tieren gefragt hatten, berichteten uns die Leute von einem seltsamen Touristen, welcher nach Wasserlöchern gefragt hatte, die bei Tieren besonders beliebt seien. Also sind George und ich zu unseren Pferden..." „Moment. Es gibt hier Pferde? „Ja. Fünf Stück. Wir borgen sie aber immer nur von der befreundeten Farm aus und wir setzen sie vor allem bei Suchaktionen im dichteren Busch ein. Dort, wo man mit dem Jeep nichts mehr erreicht. Auf jeden Fall sind wir zu den Pferden ein paar Meilen von hier gefahren und sind losgeritten. Zuerst war alles ruhig, doch dann hörten wir plötzlich Schüsse. Sie waren ganz in der Nähe, da bin ich mir sicher."
Ann lehnte sich neben Tahman gegen die Wand und betrachtete im letzten Licht des Tages sein Profil. Gebannt sah er zu den Sternen hinauf und erzählte dann weiter:
„Nach kurzer Zeit fanden wir die Stelle, an der es gewesen sein musste. Doch die Wilderer hatten sich schon aus dem Staub gemacht. Bald nach den Schüssen hörten wir schon die Motoren starten. Wir suchten nach Spuren, um auszumachen, ob sie ein oder mehrere Tiere erwischt hatten und fanden dabei eine dünne Blutspur, die ins Dickicht führte. Sie zu verfolgen war gar nicht so leicht. Einer von uns musste immer die Pferde übernehmen und der zweite schlug sich mit der Machete durch das Unterholz. Nach etwa einer dreiviertel Stunde erreichten George und ich eine weitere, kleinere Lichtung. Und dort, ganz in den Blättern versteckt lag er. Ein toter Löwe. Leider war er schon verblutet. Ich hätte ihm gerne geholfen."
Betroffen sah Ann zu Boden. Sie hatte schon des Öfteren von solchen Wilderer- Attacken gehört, doch, dass sie selbst so hautnah eine miterleben würde, hätte sie sich nie gedacht.
„Habt ihr das Löwenkind gefunden? „Ja. Aber es sieht nicht so gut aus. Es ist eigentlich noch zu jung, um ohne Mutter zu überleben. Ich denke, wenn wir es mit der Flasche aufziehen, sollte es eine Chance haben. Nur wird es dann niemals in den Busch zurückkehren können. Wenn es als zahmer Löwe da draußen herumläuft hätte es keine Chance. Zu zutraulich zu Mensch und Tier. Selbst wenn wir ihm das Jagen beibringen könnten." Seufzend drehte Tahman sich zu Ann um.
„Naja, dafür sind wir ja da. Ich werde jetzt nochmal nach ihm sehen und versuchen ihm die Flasche zu geben." „Darf ich mitkommen?", fragte Ann und biss sich auf die Lippe. Sie wollte unbedingt dabei sein und lernen, wie man einen jungen Löwen füttert. Außerdem verstand sie sich gut mit Tahman und war entschlossen ihm nach diesem langen, anstrengenden Tag etwas Arbeit abzunehmen.
„Natürlich. Ich habe gehofft, dass du das sagst.", meinte Tahman mit einem Lächeln und stieß sich von der Wand ab. „Dann komm mal mit, ich werde dir jetzt unseren neuen König vorstellen!"
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