Ein neues Zuhause


Die erste Hütte, die George ansteuerte, war aus roten Backsteinen gebaut. Über einige kleine Stufen kam man auf einen winzigen Balkon, der sich direkt vor der Eingangstüre befand. Sofort zogen Sue und Eve an Ann vorbei und besetzten ihre Betten. George drehte sich zu Ann um und meinte "Na dann zeig ich dir jetzt deine." Die junge Frau schritt neben ihm her bis zu einer ähnlichen Hütte, wie die beiden Anderen sie bekommen hatten. 

"Wenn es dir nichts ausmacht kannst du hier alleine wohnen. Es gibt sogar ein eigenes Bad und Stromanschluss!" George sah sie freundlich an und Ann nickte. "Vielen Dank, es ist wunderschön!" Der junge Mann sah sich nochmal kurz mit prüfendem Blick in der Hütte um und trat dann aus der Türe. "Komm dann bitte gleich nach hinten zu den Gehegen. Mein Vater legt viel Wert auf Pünktlichkeit." Ann nickte und sah ihm noch kurz nach, als er über den staubigen Platz schritt, sein Gang genauso federnd wie der seines Vaters.

Nun sah sie sich erneut um und nahm alles genau in Augenschein. In der Mitte des Zimmers stand ein relativ breites Bett mit Moskitonetzen darüber. Man könnte meinen, es wäre ein Himmelbett. Ann schloss es sofort ins Herz. Links davon stand ein dunkler, rustikaler Schrank und rechts davon ein kleiner Spiegel mit einem Nachtkästchen darunter. Der ganze Raum war mit Flickenteppichen ausgelegt und strahlte eine behagliche Wärme aus. Vor den zwei Fenstern hingen weiße Leinenvorhänge, die von der leichten Brise ins Zimmer geweht wurden. Es gab einen zweiten Raum mit einem Waschbecken, einer Toilette und einer Dusche. Alles war zwar ziemlich klein und einfach gehalten, aber Ann fühlte sich sofort wohl.

Mit einem tiefen, zufriedenen Seufzer hob sie die schwere Tasche auf ihr Bett. Es quietschte leise, als Ann sich rücklings neben ihr Gepäck warf. Dann fiel ihr wieder ein, dass sie ja bald erwartet wurde und sie begann ihre olivgrüne Shorts und das T-Shirt mit dem Logo der Organisation herauszuwühlen. Dann zog sie sich schnell um und trat wenig später auf die Terrasse. Mittlerweiler stand die Sonne schon tief am Horizont und lange Schatten breiteten sich auf der Graslandschaft aus.

Weiter hinten am Gelände konnte Ann einige Gestalten erkennen. Rasch schritt sie in die Richtung, aus der sie jetzt auch schon die Stimmen von George und Pit vernahm. Die junge Frau wurde mit freundlichem Nicken begrüßt und gesellte sich zu den Anderen. Nun fehlten nur noch Eve und Sue. Langsam begannen Ann die beiden auf die Nerven zu gehen, denn erst zehn Minute später bogen die Beiden kichernd um die Ecke ihrer Behausung.

Doch schnell wurde klar, dass Ann ab jetzt keine Zeit haben würde, sich über die beiden anderen zu beschweren. Pit erklärte nämlich gerade ihren komplexen Tagesablauf. "Also nochmal zusammengefasst: Um sechs Uhr Tiere füttern und versorgen, danach Frühstück, dann werden die Ställe ausgemistet und die Tiere gepflegt, dann gibt es verschiedene Möglichkeiten. Entweder ihr fahrt mit einem Mitarbeiter auf Safari, um neue, verwundete Tiere zu finden oder ihr bleibt hier und kümmert euch um andere Dinge und tägliche Arbeiten, die noch so anfallen. Mittagessen gibt es, wenn ihr mit euren Arbeiten fertig seid. Danach werden wieder Tiere gefüttert und gepflegt. Am Abend bereiten wir jeden Tag schon das Futter für den nächsten Tag vor. Bei uns gehen die Tiere vor. Egal was passiert, es werden immer zuerst die Tiere versorgt! So, und nun stelle ich euch mal unsere Stammgäste vor."

Mit diesen Worten drehte sich der alte Mann um und ließ den Blick zu einem großen Gehege frei. Ann blieb gar keine Zeit mehr, sich zu überlegen, ob der alte Mann überhaupt einmal Luft holte, so sehr wurde sie von dem Gehege abgelenkt. Beziehungsweise von dem Tier in dem Gehege. Darin stand das liebenswürdigste Lebewesen, dass Ann jemals gesehen hatte. Es war ein kleiner Elefant. George erklärte, dass dieser vor einem halben Jahr seine Mutter an Wilderer verloren hatte. Sein Name war Flip. "Er ist noch ein bisschen scheu, aber nach einiger Zeit hat er sich an einen gewöhnt und freut sich jedes Mal, wenn man ihn besuchen kommt und ihm Erdnüsse mitbringt.", sagte er mit einem Schmunzeln. Danach zeigte der Ranger den neuen Ankömmlingen noch die anderen Tiere. Darunter waren einige Paviane, ein Känguru, Antilopen und eine alte Giraffe namens Gundl.

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