Kapitel 57
Shawn's Gesang hatte aufgehört, da das Lied vorbei war und mit einem Mal wurde es auf der großen Bühne, gegenüber von mir, dunkel. Große Scheinwerfer strahlten nun herab und beleuchteten mich sowie den schwarzen Flügel vor mir.
Ein Raunen ging durch die Menge und es dauerte nicht lange, bis die ersten mich erkannten. Mein Herz raste, als mir ein Tontechniker ein Mikrofon reichte.
Ich tippte darauf um auszuprobieren ob es an war, wobei ich Erfolg hatte. Aufgeregt räusperte ich mich und konnte, als das Licht etwas gedämmt wurde, Shawn von weitem sehen. Er stand wie angewurzelt mit seiner Gitarre vorm Mikrofon und starrte zu mir rüber. Ich setzte mich schnell auf die Bank vorm Klavier und steckte das Mikrofon in die Halterung. Mein Blick schweifte über das große Publikum und dann wieder zu Shawn.
Als ich die Tasten des Klaviers berührte, merkte ich wie meine Hände zitterten. Ängstlich schaute ich zu Andrew der mir zusammen mit Brain 4 Daumen nach oben zeigte und breit grinste.
Ich atmete tief ein und aus und richtete meinen Blick wieder auf die weißen Tasten des Flügels. „Du schaffst das. Du schaffst das!" Murmelte ich mir selber zu und drückte sanft auf die Tasten. Als die ersten Töne ertönten, spürte ich wie meine Aufregung sich mit jedem neuem und lauterem Ton in Luft auflöste. Die Töne des Klaviers fesselten mich einfach immer wieder aufs neue.
Schon nach kurzer Zeit erkannten die Leute die Melody des Geburtstagsliedes und als ich anfing zu singen, stiegen sie glücklicherweise mit ein.
Happy birthday to you!
Happy birthday to you!
Happy birthday lieber Shawn,
happy birthday to you!
Alle fingen an laut zu klatschen und zu Jubeln sobald das Lied vorbei war. Wie als hätte ich gerade den Sprung vom 10 Meter Turm geschafft, hob ich meinen Blick von den Tasten in Richtung der normalen Bühne, gegenüber. Verwirrt musste ich feststellen, dass Shawn dort nicht mehr stand.
Dafür sah ich aber schon im nächsten Moment wie ein dunkler Haarschopf, mit der Hilfe von Jake und drei anderen Security Mitarbeiterm, durch die Menge auf die B-Stage zu lief. Ich stand lächelnd vom Hocker auf und wartete ungeduldig, bis Shawn aufhörte zu rennen, endlich um die Bühne herum gelaufen kam und die Treppen hoch sprang.
Ich fühlte mich wie im Film als er vor mir auf der Bühne stand, mich hochhob und umher wirbelte. Er war etwas verschwitzt und leicht außer Atem, roch aber so gut wie immer. Ich hatte seinen Geruch so vermisst!
Mit meinen Hände raufte ich durch seine Haare und schmiegte meinen Kopf in seine Halsbeuge. Gott, ich hatte alles an ihm vermisst!
Als er mich langsam wieder runter ließ, drückte er mich fest an sich heran und schaute mir tief in die Augen.
„Das ist das beste Geburtstagsgeschenk was ich jemals gekriegt habe!" Mit einem breiten Grinsen presste er seine Lippen auf meine, woraufhin der Jubel noch lauter wurde. Ich hatte ganz vergessen, dass wir hier auf einer Bühne vor 20.000 Menschen standen. Aber wie ich zugeben musste, war mir das mit einem Mal egal. Shawn war bei mir und es war das beste Gefühl der Erde. Endlich war ich wieder bei ihm.
„Wie? Also.. wann?!" Fragte er glücklich und schaute mich immer noch baff an. „Andrew, vor knapp zwei Stunden." Mehr bekam ich gerade nicht heraus und das musste ich auch gar nicht, denn Shawn legte seine Lippen wieder auf meine.
„Ich glaube deine Fans wollen noch das letzte Lied hören." Ich löste mich von ihm und deutete hinter mich. Shawn nickte und ließ mich los. „Gleich bin ich bei dir." Er nahm meine Hand und Ich nickte während wir die B-Stage verließen und dann getrennte Wege gingen.
"Emilia, können wir ein Foto machen?!" Brüllte ein Junge, der am Rand der Bande stand. Ich schaute zu Andrew der nickte. Es war mir lieber ihn um Erlaubnis zu fragen, bevor ich noch irgendeinen Zeitplan durcheinander brachte.
Ich lief schnell zu der Bande über die sich andere Fans schreiend drüber lehnten und mit ihren Händen nach mir griffen. Der Junge streckte seine Hand mit dem Handy aus und umarmte mich so gut er konnte für das Foto. „Vielen dank! Du bist die beste!!" Rief er glücklich und Ich fing sofort an zu lächeln.
Da Andrew auf den Ausgang zeigte, wank ich den Fans zu und lief mit ihm und Brian durch den Ausgang.
„Komm, wir müssen zu Shawn's Umkleide. Alle sind schon da und warten auf uns." Sagte Brian und lief voraus. Immer noch nicht dazu fähig etwas von mir zugeben, vor lauter Gefühlen, lief ich einfach nickend hinter beiden her.
***
Es war schon halb 3 in der Nacht, als Shawn mit einer Karte die Tür seines Hotelzimmers entsperrte und mir dann die Tür aufhielt. Wir waren bis gerade eben in einem Restaurant gewesen nachdem ich und seine Crew, Shawn in seinem Umkleideraum mit einer riesigen Torte und Konfettiraketen überrascht hatten.
Ich lächelte ihn dankend an und lief zu dem großen Bett, worauf ich mich seufzend schmiss. Grinsend schaute ich zu Shawn, der seine Jacke auszog und sie über einen Stuhl warf. „Und wie fühlt es sich an 21 zu sein?" fragte ich schmunzelnd und stand wieder vom Bett auf um mich auch auszuziehen.
„Wieso wird einem diese Frage immer gestellt?" Kichernd zog er seine Schuhe aus und legte sich aufs Bett, während ich meine Jacke sowie meine Jeans über einen Sessel legte.
„Aber um deine Frage zu beantworten, fühlt es sich verdammt gut an, 21 zu sein. Du bist hier und das ist eigentlich alles was zählt." Ich lächelte breit und lehnte mich zu ihm herunter um ihn zu küssen. „Du bist der süßeste Freund der Welt. Und der talentierteste und hübscheste noch dazu." Er grinste breit und holte sein Handy heraus als ich meins auf die Bettdecke fallen ließ und ins Badezimmer lief um mich fertig zu machen.
„Was hast du morgen eigentlich geplant? Wo gehts morgen hin?" Rief ich ihm zu und wischte Mascara von meinen Wimpern weg. „Bisher noch nicht viel. Morgen findet hier noch mal ein Konzert statt. Danach fahren wir mit dem Bus nach Washington. Ich freue mich schon, wenn du dabei bist und wir uns Washington ein bisschen angucken können!" Ich lächelte und stimmte ihm zu. Ich war auch wirklich froh, dass ich hier bei ihm war. Heute morgen hätte ich das noch nicht ganz für möglich gehalten.
„Auf Twitter bist du in den Trends!" Rief er wieder als ich meine Zahnbürste gerade in meinen Mund gesteckt hatte. „Was?!" rief ich etwas unverständlich zurück und zog die Zahnbürste wieder raus.
„Ein Video von Dir, wie du mir Happy Birthday singst, ist in den Trends. Und als wir uns umarmen. Josiah hat auch ganz viele tolle Fotos gemacht! Hast du was dagegen wenn ich eins poste?" Ich zuckte einverstanden mit den Schultern. Er hatte schon öfters Bilder von uns gepostet also warum nicht.
„Ich habe echt absolut keine Ahnung wie Twitter funktioniert." Shawn lachte amüsiert und ich hörte, wie er auf seinem Handy rumtippte, bis eine Benachrichtigung kam.
Ich beeilte mich, mich fertig zu machen und bürstete nur noch schnell meine Haare durch, bis ich fertig war. Gerade als ich mich zur Tür umdrehte, stand Shawn vor mir.
Mit gerunzelter Stirn starrte er auf mein Handy und lehnte sich gegen den Türrahmen. „Ist alles okay? Du guckst so verwirrt." Ich legte meine Hand auf seine Schulter, damit er mich anschaute.
Ohne etwas zu sagen, hielt er mir den Bildschirm meines Handys vor die Nase und schnaufte laut. „Was zur Hölle ist das, Emilia?!" Ich nahm ihm mein Handy ab und musterte den Nachrichtenverlauf, der geöffnet war.
Meine Augen wurden mit jeder neuen Nachricht größer. Es waren Nachrichten die ich noch nie in meinem ganzen Leben gesehen hatte. Ich hatte keine Ahnung wer der Kontakt „David❤️" war und schon gar nicht wie dieser Verlauf auf mein Handy kam.
„Ist das ein Prank?" fragte ich verwirrt und schaute in Shawn's fassungsloses Gesicht. „Fragst du mich gerade ernsthaft ob das ein Prank ist?!" Mir wurde plötzlich ganz schwindelig bei Shawn's schroffen Ton und seinem bösen Blick. „Ich habe keine Ahnung wer dieser David ist. Ich kennen keinen der David heißt." Erklärte ich und schüttelte mit dem Kopf.
Shawn schnaufte laut und riss mein Handy aus meiner Hand. „Ach ja, und was ist das?" Erneut hielt er mir mein Handy vors Gesicht und als ich sah, was darauf zu sehen war, gefror es das Blut in meinen Adern. Das konnte doch nicht wahr sein.
Auf dem Bild was auf dem gesamten Display zu sehen war, war ich drauf. Aber nicht nur ich, sondern auch ein Junge auf dessen schoss ich breitbeinig saß und der mich küsste. Der Zeitstempel darüber zeigte an, dass es gestern in der Partynacht um 4:01 Uhr aufgenommen wurde. In mir zog sich alles zusammen und mir wurde schlecht, als Shawn mir weitere Videos und Fotos zeigte.
Ich konnte es nicht glauben aber auf den Videos war wirklich ich zu sehen. Laute Musik dröhnte durch die Lautsprecher meines Handys und typische Geräusche einer Party eben. Man konnte kaum übersehen, dass ich komplett betrunken und nicht klar bei Sinnen war, jedoch hielt es den Braunhaarigen Jungen nicht davon ab mich zu begrapschen, seine Zunge in meinen Hals zu stecken und mich langsam auszuziehen.
Mein Magen drehte sich um, als er mit seinen Händen über meine nackten Beine streichelte und ich mich sichtbar nicht wohl fühlte. Ich strampelte mit meinen Beinen und stöhnte hilflos, jedoch wurde ich sofort wieder mit seiner Zunge zum Schweigen gebracht.
Shawn schüttelte fassungslos mit dem Kopf und öffnete wieder den Chat. Als letzte Nachricht, von vor 2 Minuten, stand dort:
-Ich muss dich endlich sehen! Ich halt's nicht mehr aus. Wann kommst du wieder? Und wann sagst du es ihm endlich? Ich habe keine Lust mehr mich dauernd zu verstecken❤️
„Kannst du mir das erklären? Wie kann es sein, dass ihr seit 4 Monaten durchgehend schreibt, hm? Wie kann das sein, Emilia!" Ich presste die Augen zusammen und schüttelte mit dem Kopf. „Das kann nicht sein! Das ist nicht mein Handy. Ich kann mich nicht an die Party gestern erinnern und ich kenne auch keinen David!" Shawn lief mir stampfend hinter her, als ich zum Fenster lief um frische Luft einzuatmen. Mir war verdammt schlecht und ich bekam kaum Luft.
„Hör auf mich anzulügen! Du willst mir doch nicht wirklich erzählen, dass das nicht dein Handy ist. Unser Chat und deine Alten Fotos sind doch auch noch drauf." Ich nahm ihm das Handy aus der Hand und überzeugte mich selber davon. Er hatte recht. Alles war so wie immer. Nur die Fotos und Videos von gestern waren neu und natürlich der völlig absurde aber echt scheinende Chat.
Ich raufte durch meine Haare und schmiss das Handy aufs Bett.
„Shawn, jetzt hör mir zu." Er verschränkte die Arme und schnaufte wütend.
„Ich bin sehr gespannt."
Zitternd atmete ich durch und versuchte das Durcheinander in meinem Kopf zu sortieren, wobei ich aber kläglich scheiterte. Ich konnte kaum einen klaren Gedanken fassen.
„Du musst mir glauben, dass ich nicht weiß wer das ist! Ich weiß nicht wie dieser Chat auf mein Handy kommt und ich weiß nicht, wieso der schon seit 4 Monaten hier drauf ist. Ich weiß nur, dass ich mit keinem anderen schreibe außer mit Dir." Shawn schüttelte verächtlich mit dem Kopf.
„Und wie willst du das mit den Fotos und Videos erklären? Willst du mir sagen, dass nicht du das auf den Videos bist, sondern Ally oder sonst irgendein Doppelgänger von Dir, der diesem David die Zunge in den Hals steckt?!"
„Nein, ich weiß nicht ob ich das bin! Ich war gestern auf einer Party, ja, aber ich kann mich an nichts mehr erinnern! Ich bin am Morgen in einer Badewanne aufgewacht und hatte einen Filmriss." Shawn lachte. Er war wirklich total anders, so gemein und gar nicht nett und anständig wie sonst immer. Er ließ mich überhaupt nicht ausreden und drehte mir jedes Wort im Mund um.
„Was hattest du denn auf der Party zu suchen? Und warum hast du mir nichts davon erzählt, wenn du angeblich nichts vor mir zu verbergen hast?"
„Ich habe ein paar alte Freunde im Restaurant wieder getroffen, die mich auf eine Verbindungsparty eingeladen haben. Irgendwann habe ich sie auf der Party nicht mehr gefunden und dann war da auf einmal dieses Mädchen, dass mir was ins Getränk gemischt hat und-" Shawn's Lachen unterbrach mich.
„Du meinst das nicht wirklich ernst oder? Versuchst du mir gerade wirklich zu erzählen, dass Dir jemand etwas ins Getränk gemischt hat, und dich dann dazu gezwungen hat mit diesem David rumzumachen? Habt ihr gevögelt? Wie oft habt ihr euch getroffen? Wie oft hast du mich betrogen während ich unterwegs war?!" Seine Stimme wurde immer lauter und ich immer leiser. Ich konnte die Tränen nicht mehr zurückhalten. Das was hier gerade passierte war mehr als nur unfair und ein beschissener Albtraum dazu.
„Hör auf so etwas zu sagen!" rief ich und wischte mir die Tränen aus meinem Gesicht. Shawn lief in dem großen Zimmer auf und ab und ballte seine Fäuste. „Erklär es mir doch!" rief er mir ins Gesicht und blieb vor mir stehen.
„Würde ich ja, wenn du mich ausreden lässt!" Er drehte sich um und lief wieder auf und ab. „Du kannst Anthony fragen! Ich war wirklich mit ihm heute morgen im Krankenhaus und der Arzt meinte auch, dass ich wahrscheinlich von Drogen missbraucht wurde. Warum glaubst du mir nicht?!"
Shawn schnappte sich mein Handy und tippte auf den Display. „Weil das verdammte Fakten sind! Wie soll das gefaket sein? DU bist auf den Videos drauf!"
„Ja, aber ich habe das nicht gewollt!" Er zog die Augenbrauen hoch. „Also gibst du es zu, dass du mit diesem Typen rumgemacht hast?" Ich schüttelte stöhnend mit dem Kopf.
„Nein Shawn! Ich kann mich an nichts errinern! Ich liebe dich mehr als alles andere, wieso sollte ich dich denn betrügen?"
„Diese Masche zieht nicht, Emilia. Ich kann's nicht glauben, dass du mich so hintergehst und die Zeit ohne mich ausnutzt, um dich mit anderen Jungs zu treffen. Ich hätte nicht gedacht, dass du so eine bist. Niemals." Er wurde leiser.
„Aber ich bin nicht-" er hob die Hand und schnitt mir das Wort ab.
„Ich will nichts mehr hören! Du hast mich zu tiefst enttäuscht. Ich habe mich in Dir geirrt. Du bist noch schlimmer als die ganzen Mädchen, die nur an mein Geld wollen. Ich bin enttäuscht von mir, dass ich dich so weit in mein Leben gelassen habe." Mein Herz zerris mit jedem Wort mehr. Was wollte er damit sagen?
—・—・—・—・—・—・—
Oh oh
[Upload am 16.07.2019]
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