Kapitel 53

„Azalea, Tisch 24 wartet auf die Bestellungen. Los beeil dich mal ein bisschen!" Ich schnaufte gestresst und schnappte mir das nächste Tablet mit fein verzierten Tellern.

„Ich mach ja schon." murmelte ich meiner Mutter zu und balancierte beide Tablets im Slalom durch das überfüllte Restaurant. Es war halb neun, also die Zeit in der am meisten Leute hier eintrudelten.

Als ein kleines Kind plötzlich vom Stuhl aufstand blieb ich sofort stehen und balancierte gekonnt die Tablets aus, damit sie nicht runter fielen. Das kleine Mädchen quiekte amüsiert und rannte weiter. „Tut mir leid." Die Mutter stand schnell auf und lief ihrem Kind hinterher.

Ich lächelte kurz und lief weiter. Ich war sowieso schon viel zu langsam und kam mit dem Servieren gar nicht hinterher.

Normalerweise regelten wir das mit den Bestellungen so, dass ein Gast nie länger als zehn Minuten warten musste. Aber heute war der Wurm drin. Es war Dienstag der 6. August. Ich hatte keine Ahnung warum die Leute heute unser Restaurant stürmten aber meinen Eltern war dies sehr recht. Letzten Monat hatten wir einen großen Brand in der hinteren Ecke des Restaurant, den wir schnellstmöglich wieder renovieren mussten. Bei dieser Gelegenheit renovierten meine Eltern gleich das gesamte Restaurant und kauften eine neue Einrichtung, von Geld das sie gespart hatten. Der ganze letzte Monat war das Restaurant geschlossen, was hieß das wir den Umsatz im August dringend brauchten.

Ich hatte Shawn letzten Monat endlich auf der Tour besucht, nach dem wir uns zwei Monate nicht gesehen hatten. Bei der Premiere von If I can't have you konnte ich leider nicht bei ihm sein, da er zu dem Zeitpunkt auf Tour war und ich hier arbeiten musste. Ich war ganze 10 Tage mit ihm unterwegs gewesen und hatte schöne Sachen erlebt. Wir waren in Denver, Los Angeles, San Diego, Glendale und noch viele Städte mehr.

Jeden Tag waren wir mit Connor, Josiah, Geoff und Brian unterwegs die Shawn alle begleiteten. Auch bei den Konzerten war ich mit dabei. Ich stand meistens bei Andrew und Brian seitlich des Publikums Nähe der Bühne oder beim Tontechniker im Pult, was mitten im Publikum war. Shawn's Fan spielten verrückt wenn sie uns zusammen sahen oder sie mich Ansprachen, wenn ich durchs Publikum lief um das Technikpult zu verlassen. Um ehrlich zu sein gefiel es mir aber, dass Shawn's Fans auch mich mochten. Die Sorgen, dass ich eine Hate Welle bekam, weil ich Shawn's Freundin war, hatten sich zum Glück aufgelöst.

Jetzt war es schon Anfang August und Shawn's Geburtstag war in 2 Tagen. Zur Zeit war er Pittsburgh. Er stand dort wahrscheinlich gerade zu diesem Zeitpunkt auf der Bühne während ich hier im Restaurant hin und her rannte um Gäste zu bedienen. Er ging davon aus, dass wir uns an seinem Geburtstag nicht sehen konnten, da ich ihn nicht besuchen würde. Insgeheim hatte ich aber schon eine Überraschung mit Andrew und den anderen geplant. Am Morgen des 8. August würde ich nach Newark in New Jersey fliegen. Am Abend würde ich dann plötzlich auf der B-Stage stehen und mit dem Publikum Happy Birthday singen. Ich freute mich schon riesig auf den Abend und endlich Shawn auch mal eine große Überraschung zu machen.

Ich war vollkommen in Gedanken als jemand plötzlich um die Ecke der Toiletten bog und gegen mich knallte. Die Tablets mit den Tellern segelten scheppernd zu Boden und die Teller zersprangen zu Scherben. Die Spagetti sowie die Salami Pizza landeten auf dem nagelneuen Fliesenboden.

Schnell kniete ich mich hin um die Schweinerei zu beseitigen. Dass es auf einmal ruhig im Restaurant wurde und alle Blicke auf mir und der Person lagen, versuchte ich zu ignorieren. Es wäre mir total unangenehm wenn jetzt alle sehen würden, wie rot ich vor Scham war.

„Oh es Tut mir unendlich leid!" Als ich die Stimme erkannte schaute ich verwirrt auf.

„Ahmet?" Meine Augen schauten direkt in die mir bekannten braunen, fast schwarzen, Augen. Er musterte mich überrascht. „Emilia? Du arbeitest immer noch hier?" Ich nickte. „Ja, aber was machst du denn hier in Toronto?! Ich dachte du studierst Medizin in Washington?" Ich freute mich sehr ihn wieder zu sehen.

Er war früher in meiner Clique in der Highschool gewesen und half mir viel beim lernen nachdem Ally ins Koma gefallen war und ich eine schwere Zeit durchmachte. Er hatte einen mehr als guten Abschluss gemacht und war dann mit ein paar Freunden nach Washington an die Uni gegangen. Arzt zu werden war schon immer sein Traum gewesen, wofür ich ihn bewunderte.

„Hier feiert morgen ein Freund von mir eine Party auf die er mich eingeladen hat. Da hinten am Tisch sind auch Luca, Leon und Anna. Wir alle wurden eingeladen." Überrascht schielte ich zu dem Tisch auf den er gezeigt hatte. Dort saßen tatsächlich meine alten Freunde.

Zusammen sammelten wir die Scherben sowie das Essen auf und ich brachte das Tablett wieder in die Küche. Ich hatte Ahmet versprochen dass ich in ein paar Minuten zu Ihnen an den Tisch kommen würde.

Mum war nicht begeistert als sie die Scherben sah, jedoch hob sich ihre Laune als Lio und Valentina, zwei Arbeitskollegen, zur ihrer Schicht durch die Eingangstür kamen und Mum begrüßten. Meine Schicht war endlich zu Ende.

„Ja, geh nach hinten und mach dich fertig. Ich und dein Dad machen das Restaurant dann nachher zu. Ti Amo."

Ich gab ihr einen Kuss auf die Wange und lief schnell in den Personalraum in dem sich Lio und Valentina für Ihre Schicht fertig machten. „Heute Abend ist ja echt der Teufel los." Stöhnte Lio und knotete seinen Schürze zu. Ich nickte erschöpft und schloss meinen Spinnt auf. „Ihr seid wenigstens zu zweit." Beide stimmten mir zu und verabschiedeten sich von mir mit einer Umarmung.

Müde und erledigt zog ich mich um. Auf meiner Bluse waren, durch den Zusammenstoß mit Ahmet, Spritzer der Bolognese Soße, die jetzt dementsprechend interessant aussah.

Als ich fertig war lief ich nicht durch den Hintereingang raus wie sonst immer, sondern vorne durchs Restaurant zum Tisch meiner alten Freunde.

„EMMI!" rief Anna erfreut und stand auf um mich zu umarmen. Auch Leon und Luca begrüßten mich glücklich und als hätten wir uns eine Ewigkeit nicht gesehen. Dabei war es erst zwei Jahre her, dass sie alle nach Washington gezogen waren.

„Wie gehts dir? Wir wollten eigentlich schon längst herkommen um Ally zu besuchen. Wir sind so erleichtert, dass sie wieder wach ist." Sagte Luca und nimmte an seinem Bierglas.

„Mir gehts sehr gut. Ally auch. Ja, sie ist am ersten Weihnachtstag aufgewacht. Mittlerweile geht sie wieder zur Schule und holt ihren Abschluss nach." Alle nickten interessiert.

„Und du arbeitest immer noch hier? Ich dachte du wolltest nach unserem Abschluss erstmal reisen?" Anna stöhnte genervt nach Leons Frage. „Mensch Leon, hast du schon vergessen, dass sie jetzt einen Freund hat?" Er hob abwehrend seine Hände hoch.

„Sorry ich hab schon ein paar Bier intus." Anna rollte mit den Augen und beugte sich zu mir vor. „In der Highschool hat Ally nur von Shawn Mendes geredet und jetzt ist er dein Freund. Ich hab dich bei den Brits im Fernsehen gesehen und auch bei James Cordon. Du bist jetzt also Sängerin und auch sonst Berühmt?" Ich schüttelte grinsend mit dem Kopf.

„Sängerin bin ich nicht und berühmt auch nicht, nein. Mein Auftritt bei der Late Late Show war nur eine kleine Überraschung für Shawn. Ich werde wahrscheinlich erstmal nur hier im Restaurant aushelfen. Vielleicht ergibt sich in der Zukunft irgendein Angebot. Ihr wisst ja wie gerne ich Schauspielerin werden wollte. Shawn hat mir sogar etwas Starthilfe gegeben." Luca nickte grinsend.

„Warst du deswegen mit Shawn in Mailand? Ich habe gesehen, dass du in seinem Musikvideo drin warst. Du hast echt Talent zum Schauspielern! Ich habe wirklich in so vielen Klatschzeitungen und im Internet Ausschnitte von Shawn und Dir gesehen." Anna klatschte gegen ihre Stirn.

„Ach ja klar! Ich wusste es doch. Überall hab ich es gesehen nur leider kam ich selber noch nicht dazu das ganze Video anzuschauen. Weißt du wie komisch es ist dich überall mit einem Weltstar im Internet zu sehen?" Ich lachte und zuckte ahnungslos mit den Schultern.

„Was wir aber alle noch fragen wollten ist, ob du morgen mit zur Verbindungsparty willst. Wir haben dich schon so lange nicht mehr gesehen und es wird Zeit, dass wir mal wieder so richtig die Sau rauslassen. Das viele lernen und deine Arbeit hier macht einen doch irgendwann ganz verrückt." Ich fing an zu lachen und nickte einverstanden. Das Angebot von Ahmet war wirklich nett.

„Ally kann ja auch mitkommen." Bot Luca an, jedoch schüttelte ich mit dem Kopf. „Die ist mit ihrem Freund übers Wochenende bei seinen Großeltern in England." Leon pfiff staunend durch die Zähne.

„Wer hätte gedacht, dass sobald wir weg sind die beiden Valente Zwillinge so schnell Jungs abschleppen." Ich stöhnte genervt und boxte lachend gegen seinen Arm. „Man merkt, dass du schon ein paar Bier getrunken hast, Leon." Alle lachten und wir unterhielten uns noch etwas, bis ich mich verabschiedete und nach Hause fuhr.

***
„Hey, Kleine. Wie gehts dir?" Ich musste sofort anfangen zu Grinsen als ich Shawn auf dem Bildschirm meines Laptops sah. Ich lag eingewickelt in meiner Decke in meinem Bett und hatte den Laptop auf der Matratze abgelegt. Shawn hatte mir geschrieben, dass er Zeit hatte und ob wir telefonieren wollten. Es war zwar schon 00:30 Uhr aber wenn ich die Möglichkeit hatte mit ihm zu telefonieren, dann nutze ich die aus.

„Ich bin total erledigt. Heute war extrem viel los, aber ich habe ein paar Freunde von der High School wieder getroffen. Wie gehts dir denn? Und wie ist es in Pittsburgh?" Zum Glück war in Pittsburgh die Zeit genau wie hier in Toronto. Das Konzert heute Abend war schon vorbei und soweit ich das sehen konnte, lag er ebenfalls in seinem Bett.

„Mir gehts super. Das Konzert heute Abend war der Hammer. Die Fragen in den Q&As sind aber immer die gleichen. Alle wollen mehr über dich und über uns wissen." Er kicherte leise und fuhr durch seine Haare.

„Rate mal wer in zwei Tagen Geburtstag hat." Schmunzelnd beobachtete ich seinen Gesichtsausdruck. Er zog die Mundwinkel hoch und meldete sich zurückhaltend. „Ich?" Ich nickte lachend. „Ja du!" Als er nicht gerade glücklich schaute, runzelte ich die Stirn.

„Freust du dich nicht? Dann bist du endlich 21!" Er nickte und fummelte an dem Armband herum, was ich ihm vor seiner Abreise geschenkt hatte. Geistesgegenwärtig fasst ich auch an meinen Hals, um den die Kette von Shawn und die der meiner Grandma hingen.

„Ich freue mich ja, aber du bist nicht hier." Ich nickte traurig. Innerlich musste ich aber vor Vorfreude heftig Grinsen. Er ahnte zum Glück überhaupt nichts davon, dass wir uns bald wieder sehen würden. „Ich vermisse dich hier. Im Tourbus ist noch genug Platz für dich, guck:" Er stand auf und drehte die Kamera seines Handys.

Nach einer kleinen Bustour ließ er sich wieder auf sein schmales Bett fallen.

„Wir sehen uns doch bald wieder. Dann können wir deinen Geburtstag nachfeiern." Shawn nickte wenig begeistert. „Ja, es geht ja nicht anders." Schmollend nickte ich und musterte sein wunderschönes Gesicht auf meinem Display.

„Ich kann's kaum erwarten deine Lippen wieder zu berühren." Er befeuchtete seine Lippen und ich nickte. „Und ich kann's kaum erwarten dich wieder zu umarmen. Du fehlst mir hier."

Wir quatschten noch bis drei Uhr nachts, bis ich schließlich während des Anrufs einschlief. Erst als ich am Morgen wieder aufwachte, sah ich seine Nachricht auf meinem Handy, was neben meinem aufgeklappten Mac lag.

- Weißt du eigentlich, dass du auch das wunderschönste Mädchen auf der Welt bist? Auch wenn du schläfst?❤️

Ich gähnte grinsend und drückte mir mein Handy ans Herz. Ich konnte es kaum erwarten ihn morgen Abend endlich wieder zu sehen.

—・—・—・—・—・—・—
Was ist das schönste an eurem Tag bisher?

Vielen tausend dank für 50K reads!! Ihr seid echt unglaublich♥️♥️♥️
[Upload am 05.07.2019]

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