Kapitel 51

Nachdem Shawn und ich noch eine Weile im Bett gelegen hatten, beschlossen wir uns fertig zu machen und mit der Bahn in die Innenstadt zum Hotel meiner Familie zu fahren.

„Ich glaube ich muss wirklich anfangen Italienisch zu lernen." Stellte Shawn fest nachdem ich einem Mann nach dem Weg zur nächsten Straßenbahn Station gefragt hatte. Da wir hier in Italien waren und Italiener meistens darauf bestanden, dass man mit ihnen Italienisch sprach, hatte ich nach dem Weg gefragt.

Italienisch sprechen war für mich wie von 1 bis 10 zu zählen. Es war meine Muttersprache, die ich genauso gut sprechen konnte wie Englisch. Nicht nur mit meiner Familie sprach ich manchmal Italienisch sondern auch mit Gästen im Restaurant, also kam ich nicht aus der Übung.

„Ich kann's Dir beibringen." bot ich an und nahm seine Hand, damit wir zusammen schnell die Straße überqueren konnten. Die Bahnstation konnte ich schon von weitem sehen.

„Glaub mir, mir Sprachen beizubringen ist das schwerste das du dir vorstellen kannst. Überall auf der Welt wo ich Q and A's hatte, haben mir Fans versucht wenigstens die Basics beizubringen und nie habe ich es hingekriegt. Hast du mal versucht auf Deutsch Eichhörnchen auszusprechen? Das ist ein richtiger Zungenbrecher." Ich lachte amüsiert und schüttelte mit dem Kopf.

„Das habe ich noch nicht ausprobiert, aber ein Austauschschüler, der in der High School für ein paar Wochen in meinen Klassen war, hat deutsch gesprochen. Er hat mir ein paar Sätze beigebracht aber um ehrlich zu sein, habe ich die gleich wieder vergessen. Deutsch ist so kompliziert, genau wie Französisch mit den ganzen Bindungen. Das war früher wirklich eines meiner schlechtesten Fächer." Shawn stimmte mir stöhnend zu und zusammen stiegen wir in eine Straßenbahn die gerade um die Ecke gebogen war.

„Setz dich, ich kann stehen." Shawn zeigte auf einen freien Sitzplatz auf den ich mich dankend fallen ließ. „Wie lange müssen wir fahren?"

Ich schaute auf den zerknitterten Reiseführer, den ich aus meiner kleinen Handtasche gezogen hatte. „Bis zur Innenstadt sind es 4 Stationen. Also 5 Stationen bis zum Hotel, etwa 15 Minuten also." Shawn nickte und drehte sich plötzlich um, als ein Junge sich laut hinter ihm räusperte.

„Könnte ich bitte ein Foto machen? Du bist doch Shawn Mendes oder?" Shawn stimmte ihm mit einem erfreuten lachen zu und nahm dem Jungen das Handy ab. Gerade als er das Handy hoch hielt und sich neben den Jungen stellte, schaute der Junge zu mir. „Oh warte! Emilia, kannst du mit drauf? Meine Freundin ist ein Riesen Fan von Dir." Überrascht stand ich auf und stellte mich neben ihn. „Von mir?" Er nickte und lächelte mit uns in die Kamera. „Vielen Dank! Das ist echt total lieb von euch. Sorry, dass ich euch gestört habe." Shawn umarmte ihn und danach auch ich.

„Kein Problem. Grüß deine Freundin von uns!" Der Junge nickte und verschwand wieder zwischen den anderen Fahrgästen. „Der war ja total nett." Stellte ich grinsend fest und setzte mich wieder hin. Es dauerte nicht lange bis wir an der richtigen Station ankamen und ausstiegen. „Da hinten ist es schon!" sagte ich erfreut und deutete auf ein großes, langes Haus aus hellen Backsteinen. „Das ist das Hotel deiner Familie?!" Staunend zog Shawn die Augenbrauen hoch und pfiff beeindruckt. Ich nickte und zog ihn im Schnellschritt hinter her.

„Ich war hier schon seit drei Jahren nicht!" aufgeregt lief ich über den Bürgersteig zum Teppich und dem Carport. Shawn sagte nichts mehr sondern schaute nur überrascht die Mauern des Hotel hoch und folgte mir durch die großen Glastüren ins Innere des Hotels. Es sah alles so anders aus als noch vor ein paar Jahren. Die Möbel in der  Lobby sowie der Boden und die Wände waren renoviert worden. Trotzdem war es immer noch das Hotel wo ich früher gelebt hatte.

„Und wohin gehen wir jetzt?" Shawn schaute genauso ratlos wie ich durch die große Halle. An der Rezeption standen Mitarbeiter die ich nicht erkannte. Bestimmt waren sie neu eingestellt worden.

„Azalea?!" Rief eine Jungenstimme hinter mir. Sofort drehte ich mich um und rannte auf den Jungen zu, der meinen Namen gesagt hatte. „Oh mein Gott ich glaub's nicht!" er hob mich hoch und wirbelte mich umher. „Matteo!" rief ich erfreut und umarmte ihn fest.

„Was machst du denn hier? Ich dachte du arbeitest Vollzeit im Restaurant deiner Eltern und hast keine Zeit herzukommen?" Er ließ mich langsam runter und schaute an mir hoch und runter. „Und wieso siehst du so wunderschön aus? Wo ist die kleine Azalea hin, die ich kenne?"

Durch ein Räuspern drehten wir uns gleichzeitig um. Shawn schaute mich mit hochgezogener Augenbraue an und wartete scheinbar auf eine Erklärung. „Oh Shawn, das ist Matteo. Matteo, das ist Shawn." Er reichte Shawn seine Hand, die Shawn zaghaft annahm. „Und woher kennt ihr euch?" Shawn's Ton klang ziemlich skeptisch und auch irgendwie... eifersüchtig. War er etwa eifersüchtig?

„Matteo und ich sind befreundet seit ich denken kann. Er ist der Sohn von Mums damaliger bester Freundin. Er kennt mich seit ich ein kleines Baby bin." Er nickte und strubbelte durch meine Haare. Empört klatschte ich auf seine Hand und schubste ihn etwas weg damit er meine Haare in Ruhe ließ. „Genau so sieht's aus." Sein Englisch klang ziemlich eingerostet, weswegen ich anfangen musste zu lachen. „Was ist mit deinem Englisch passiert du Streber?" Als ich meine Haare wieder relativ in Form gekriegt hatte, zog er mich an sich heran und legte seinen Arm um meine Schultern.

„Du bist ja immer noch so nervig wie früher... Ich habe seit einer Ewigkeit kein Englisch mehr gesprochen. Und ich hab Dir schon tausend mal gesagt, dass du mich nicht Streber nennen sollst." Er fing an mich zu kitzeln weswegen ich laut quiekte und zur Seite sprang. Shawn schaute mich misstrauisch mit immer noch hochgezogener Augenbraue an. Ich hatte ihn noch nie eifersüchtig gesehen und ich musste zugeben, dass es mir gefiel. Es zeigte ja nur, dass er es nicht mochte wenn ich mich so gut mit anderen Jungs verstand.

„Aha. Naja schön dich kennen zu lernen, Mattis." Er lächelte ihm kurz zu und schaute dann ernst mich an.

„Matteo." verbesserte ihn Matteo.

„Was?" Shawn schaute wieder zu ihm. „Ich heiße Matteo und nicht Mattis." Shawn nickte genervt und nahm meine Hand, um mich zu sich zu ziehen. Er drückte mir einen Kuss auf die Stirn und schlang seine Arme um mich. Matteo beobachtete uns überrascht und klemmte das Tablett, was er in der Hand hatte, unter seinen schlanken Arm.

„Seid ihr beide..." er schaute fragend zwischen uns hin und her und deutete mit dem Finger auf uns. Shawn nickte mit einem breiten Lächeln und drückte mich noch etwas fester an sich. „Das hast du ja gar nicht erzählt, du treulose Tomate." Ich lachte und klopfte auf Shawn's Brust als Zeichen, dass er mich loslassen konnte bevor er mich noch zerquetschte.

„Ich dachte meine überaus gern tratschende Familie hat's im ganzen Hotel herum erzählt oder du hast es im Internet gesehen." Matteo schüttelte mit dem Kopf, lächelte aber. Nur irgendwie kaufte ich ihm das Lächeln nicht ganz ab.

„Das freut mich ja echt für euch." Ich lächelte dankbar als Shawn mich losließ und nur nach meiner Hand griff. „Na gut.." Er zog das Tablett wieder hervor und schaute Richtung Restaurant. „Ich muss dann auch mal wieder arbeiten. Dein Onkel bringt mich sonst noch um. War schön dich wieder zu sehen, Azalea. Und Eh, Shawn richtig?" Shawn nickte. „Es war schön dich kennenzulernen, Shawn." Er reichte Shawn nochmal die Hand und verschwand dann so schnell wie er auch gekommen war.

Kurz bevor er im Eingang des Restaurants verschwand, drehte er sich nochmal um. Ich lächelte ihm zu, jedoch drehte er sich schnell wieder um als er bemerkte das wir ihm hinterher geschaut hatten. „Netter Typ, dieser... Mattis. Eh..Matteo." Sagte Shawn ironisch und schaute zu mir herunter. Ich fing an laut zu lachen.

„Ich hab noch nie gesehen, dass du jemanden so wenig gemocht hast wie ihn. Er ist doch nur ein Freund aus meiner Kindheit." Shawn schüttelte verächtlich mit dem Kopf.

„Du kannst mir nicht erzählen, dass du nicht gemerkt hast wie er dich angeschaut hat. Er hatte buchstäblich Herzen in den Augen. Genauso wie dieser Emoji. Und hast du seinen Blick gesehen als er erfahren hat, dass wir zusammen sind? Der ist ja mal sowas von in dich verliebt." Ich schüttelte hektisch mit dem Kopf.

„Oh um Gottes Willen nein. Matteo ist wirklich nur ein Freund von mir." Wenig überzeugt lenkte Shawn von dem Thema ab. „Also wo ist denn jetzt deine Familie?"

Wir liefen durch die Halle zur Rezeption an der ich auf Italienisch nach meiner Familie fragte. Der nette Mann betätigte einen Anruf und nur wenige Minuten später stand fast meine ganze Familie vor uns.

„Ach Mensch Azalea, was machst du denn hier?" meine Tante Naomi presste mein Gesicht an ihren großen Busen und umarmte mich so doll, dass ich fast keine Luft mehr bekam. Ich schnappte nach Luft als sie mich wieder los ließ. Nun war auch Shawn dran. Mitleidig sah ich zu wie Shawn hilflos an den Busen meiner Tante gepresst wurde. Ich konnte jedoch nicht lange mitleidig zuschauen, da ich sofort von dem nächsten umarmt wurde.

Eine gefühlte Ewigkeit verging in der Shawn und ich herzlich begrüßt wurden und dann das Begrüßungskomitee endlich vorbei war. Wir setzten uns zusammen auf die Terrasse in den Garten an einen Tisch und bekamen gleich ausreichend zu Trinken und Essen. Shawn wurde quasi mit Fragen über uns bombardiert sowie ich auch. Ich entschuldigte mich damit, dass ich zur Toilette musste um eine Pause von den ganzen Fragen zu kriegen. Ich nickte Shawn unmerklich zu, um ihm zu sagen, dass er gleich nach mir gehen konnte. Er nickte sofort und ich verschwand von der Terrasse.

„Bist du geflohen?" fragte wieder die Stimme, die mir sehr bekannt vor kam, als ich durch die Halle zu den Toiletten lief. Schmunzelnd drehte ich mich zu Matteo um und nickte. „Ich kann's verstehen." Wir lachten beide und setzten uns auf eines der Sofas die um einen großen Springbrunnen aufgestellt waren.

Erst sagte keiner was, bis Matteo das schweigen brach. „Seid wann seit ihr zusammen und wie kommst du dazu mit Shawn Peter Raul Mendes zusammen zu sein?" Er tippte nervös mit seinen Fingern auf dem Plastik des Tablets. „Shawn Peter Raul Mendes? Woher weißt du denn jetzt so schnell seinen ganzen Namen?" er zuckte mit den Schultern und lächelte mich ertappt an.

„Google weiß vieles." Ich lachte und erzählte ihm die ganze Story, angefangen bei unserem ersten Treffen. Als er wieder einen seiner alten Witze riss, prustete ich laut los.

„Ich dachte du wärst auf der Toilette?" Als Shawn plötzlich vor uns auftauchte verstummte ich sofort und sprang vom Sofa auf. „Also äh.." Shawn schaute mich fragend an. „Ich wollte auch eigentlich zur Toilette aber dann habe ich Matteo nochmal getroffen und..." Shawn nahm meine Hand und unterbrach mich. „Ist ja egal! Jay hat mich gerade angerufen und meinte, dass wir uns zu einer Besprechung in unserem Hotel treffen. Wir müssen gehen!" Sein scharfer Ton versetzte mir Stiche in den Bauch. War er jetzt sauer auf mich?

Ich verabschiedete mich von meiner Familie und dann schließlich von Matteo, der uns noch mit zum Ausgang begleitete.

„Tschüss, Matt. Schön dich mal wieder gesehen zu haben!" Ich drückte ihn fest und löste mich schnell wieder von ihm, als ich Shawn's Blick bemerkte. „Ich fand's auch schön, nur viel zu kurz. Das nächste mal musst du länger bleiben. Mum möchte dich bestimmt auch mal wieder sehen und ich will mehr von deinen Storys hören. Du kannst mich übrigens auch immer anrufen." Ich nickte lächelnd und klopfte auf seine Schulter. „Mach's gut und grüß deine Eltern von mir." Er nickte und ich merkte wie er uns hinter her schaute. Kurz bevor wir um die Ecke bogen, schaute ich nochmal zu ihm. Er wank mir bis ich seufzend um die Ecke bog.

Auf der Fahrt zum Hotel schwiegen wir beide. Mich ließ das Gefühl nicht los, dass Shawn sauer auf mich war und die gesamte Zeit über, dachte ich darüber nach, wie ich ihm die Sache erklären sollte. Ich verstand warum er sauer war, schließlich wollte ich gleich wieder zurück sein und nicht mit Matteo so lange weg bleiben, bis wir gehen mussten. Aber das Shawn so böse auf mich war, verstand ich nicht.

Erst als wir die Bahn verließen und er nicht meine Hand nahm, so wie er es immer tat, brach ich mein Schweigen. „Shawn!" Ich blieb empört auf der Straße stehen. Er drehte sich augenrollend um und verschränkte seine Arme. „Was?!" Seufzend verschränkte ich ebenfalls die Arme. Was er konnte, konnte ich auch.

„Was soll das? Wenn du sauer auf mich bist, dann rede mit mir. Dieses Schweigen ist doch total idiotisch!" Ein Hupen unterbrach unseren Streit und Shawn zog mich an meinem Arm von der Straße auf den Bürgersteig.

„Ja, ich bin sauer." „Warum?" Er schien überrascht über diese Frage zu sein, die zugegeben wirklich dumm war.

„Fragst du ernsthaft warum ich sauer bin?" Ich schüttelte mit dem Kopf. „Nein, ich glaube ich weiß warum du sauer bist. Und ich kann es verstehen, aber kannst du mich nicht auch verstehen?" Ich schaute ihn enttäuscht an. „Ich kenne Matteo seid ich geboren bin!" Shawn nickte.

„Ja, ich weiß. Trotzdem darf ich eifersüchtig sein, wenn ein anderer Junge der Dir offenbar auch viel bedeutet dich so anschaut. Und wenn du mich bei deiner, sorry aber ich glaube das weißt du auch, manchmal sehr anstrengenden Familie allein lässt um mit Matteo Spaß zu haben, dann darf ich sauer sein!" „Hör auf mich anzuschreien, Shawn." Flüsterte ich und schaute zu Boden.

„Es tut mir leid. Wie ich mich verhalten habe war nicht richtig. Es tut mir leid okay?" Shawn's angespannte Körperhaltung löste sich und er seufzte. „Und mir tut es leid, dass ich dich angeschrien habe. Ich wollte nicht laut werden, aber du raubst mir echt die Nerven." Unwillkürlich musste ich anfangen zu lachen bei diesem Satz und war glücklich als er mich in den Arm nahm.

„Ich glaube wir sollten langsam mal zum Hotel gehen. Wir sind schon viel zu spät und die Sonne geht bald unter." Ich atmete erleichtert aus als er meine Hand wieder nahm und wir zusammen in Richtung Hotel liefen.

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Ich kann's kaum glauben, aber ich habe jetzt endlich meinen Abschluss und der Abschlussball ist auch schon vorbei... Donnerstag war wirklich einer der schönsten Tage, den ich jemals erlebt habe!😍
[Upload am 27.06.2019]

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