Kapitel 43
Zwei Wochen waren nun schon vergangen. Zwei Wochen nachdem ich Shawn beim Flughafen das letzte mal geküsst hatte und zwei Wochen seit dem Simba das Paket auf der Veranda gefunden hatte.
Shawn und ich telefonierten jeden Tag und ab und zu schickte er mir Fotos und Videos auf Snapchat. Wir blieben zum Glück immer in Kontakt und er versuchte mich anzurufen bevor ich schlafen ging, was nicht immer funktionierte wegen der Zeitverschiebung in Europa. Im Moment war er in München, also in Deutschland. Es war wirklich schön zu hören, dass ihm die Tour so viel Spaß machte und das die Fans der Hammer waren. Jedes Mal nachdem er von der Bühne in den Backstage Bereich lief, war er wir elektrisiert vor Glück und Adrenalin hatte er mir erzählt. Auch die Fans fragten ununterbrochen Fragen über uns in den Q&As oder wenn Sie Shawn auf der Straße trafen.
Jedes Mal wenn er mir lustige Erlebnisse am Telefon erzählte, wünschte ich bei ihm zu sein. Bei ihm zu sein und all die lustigen Dinge zu erleben, die er mir erzählte. Leider hatten mir meine Eltern verboten Shawn zu begleiten was ihnen leid tat, aber sie brauchten mich im Restaurant. Viele der Angestellten waren im Urlaub oder krankgeschrieben und deswegen musste sogar Ally nach der Schule mithelfen.
Sie und Benny waren mittlerweile zusammen und wirklich niedlich. Ich fand es schön zu sehen, wie sehr Ally in ihn verliebt war. Benny war wirklich der richtige für sie. Man merkte, dass es ihm genauso ernst war wie ihr es war. Auch er half manchmal im Restaurant mit, um bei Ally zu sein und uns unter die Arme zu greifen.
Leider hatten auch die Nachrichten von XXX nicht aufgehört. Ich hatte immer wieder irgendwelche Drohungen im Briefkasten gefunden. Auch Mum und Dad wussten Bescheid, sowie die Polizei. Unser Haus wurde sogar für zwei Tage überwacht um zu schauen wer die Briefe in den Briefkasten steckte, aber natürlich kamen in dieser Zeit keine Briefe. Das alles war sehr merkwürdig und auch wirklich gruselig, wenn man sich vorstellte die ganze Zeit beobachtet zu werden.
Misses Saltzmen, das Herrchen von Simba, war mittlerweile aus dem Krankenhaus entlassen worden und wieder zu Hause genauso wie Simba. Neben der Arbeit im Restaurant kam ich oft in meinen Pausen zu ihr, um ihr zu helfen. Egal ob es Wäsche aufhängen, kochen oder mit Simba Gassi gehen war. Mit zwei gebrochenen Beinen und einem eingegipsten Arm ließ sich der Alltag halt nicht gut bewältigen. Susan, wie ich Misses Saltzmen mittlerweile nennen sollte, war jedes Mal so dankbar und lieb und das was ich für Sie tat, tat ich gerne auch wenn mein Körper eigentlich dringend Pausen brauchte. Um ehrlich zu sein, war mir vom Kopf her aber jede Arbeit lieb, die mich ablenkte damit ich nicht an Shawn denken musste.
Natürlich vermisste ich ihn. Ich vermisste ihn so sehr, dass es weh tat. Die Zeit zog sich wie eine Ewigkeit und wenn ich nichts zu tun hatte, hatte ich das Gefühl als würde sie stehen bleiben. Shawn wusste nichts von XXX's weiteren Nachrichten und das war mit Absicht so. Er sollte sich keine Sorgen machen. Es war schon genug wenn ich die Sorgen hatte.
„Erde an Emilia." Ein Winken vor meinem Gesicht holte mich aus meinen Gedanken und ich schreckte zusammen.
„Hm?" summte ich und schaute zu Ally, die den Autoschlüssel aus dem Zündschloss zog und mich schief anlächelte.
„Wir sind zu Hause." Ich schaute aus dem Fenster und wischte dann über mein Gesicht. „Sorry, ich bin total müde und diese Nachrichten von XXX machen mich fertig." Sie nickte Mitleidig. „Und Shawn?" Ich nickte stöhnend und stieg aus dem Auto.
„Bald siehst du ihn wieder. Die Hochzeit von Lorenzo kommt schneller als du denkst, warte nur ab." Ihr Versuch mich aufzuheitern war zwar süß aber nicht gerade erfolgreich. Ich zählte quasi schon die Stunden bis zu dem Tag wann Shawn wieder zurück kam.
Ally schloss die Haustür auf und gerade als ich die Tür hinter mir schließen wollte, entdeckte ich ein Paket an der Ende der Veranda. Stöhnend verdrehte ich die Augen und nahm es mit ins Haus. Wenn das nicht bald aufhörte, dann würde ich noch verrückt werden.
Ally war bereits oben in ihrem Zimmer verschwunden als ich das Päckchen auf der Kücheninsel abstellte und meine Jacke über einen Barhocker schmiss. Bevor ich was aß und zu Susan fuhr, wollte ich das Paket aufmachen. Die Polizei meinte, das wir alle Nachrichten sammeln und Ihnen Bescheid geben sollten wenn etwas ankam. Da so gut wie jeden zweiten Tag etwas in der Post war, hatte ich sogar schon die direkte Durchwahl zum Leitenden Polizisten, Mister Craig, bekommen. Ich würde ihn einfach heute Abend anrufen, bevor ich mit Shawn telefonierte.
Lustlos nahm ich wieder eines der Messer aus dem Messerblock und schnitt das Papier auf. Komischerweise war diesmal auch der Karton zugeklebt und ein Zettel lag oben drauf.
Ich kenne deine Ängste, Emilia. Ich weiß so vieles über dich
XXX
Verwirrt legte ich den Zettel beiseite und schnitt das Klebeband auf der Oberseite ebenfalls durch. Mein Herz setzte vor Schreck aus und mein Magen zog sich zusammen als ich sah was sich im Paket befand. Ich hatte das Gefühl als würde ich vor Schreck gleich umfallen.
Abertausende kleine und große, dicke Spinnen krabbelten aus dem Karton über meine Hände, meine Arme hoch und über die schwarze Arbeitsplatte. Ich schrie so laut ich konnte und schüttelte meinen Körper um sie abzuschütteln. Die Spinnen schienen sich abzuseilen oder sich nicht halten zu können und landeten auf den Boden. Immer noch schreiend und mich schüttelnd rannte ich aus der Küche und wenige Sekunden später kam Ally die Treppen runter geeilt.
„Emilia! Was ist los?!" Rief sie und starrte mich ängstlich an. Ich schüttelte immer noch alle Gliedmaßen und versuchte die Tiere abzuschütteln vor den ich am meisten Angst hatte.
Ich hasste Spinnen! Schon seit ich klein war hatte ich eine ziemlich schlimme Spinnenphobie. Egal ob in meinem Zimmer oder irgendwo anders, wo eine Spinne war, war definitiv nicht ich. Meistens musste meine Familie Spinnen mit einem Becher und einem Blatt Papier nach draußen transportieren, damit ich wieder ruhig werden konnte. Ganz selten traute ich mich selber eine rauszubringen, jedoch nur in Ausnahmesituationen.
„Überall Spinnen!! ÜBERALL!!" schrie ich verzweifelt und rieb über meine Arme um die Viecher wegzukriegen.
„Was? Oh Gott!" Ally half mir und strich über meine Klamotten um sie wieder von den Spinnen zu befreien. „I-in der K-Küche. Überall Spinnen. Ich gehe da nie wieder rein. Mach sie weg! Mach sie bitte weg!" flehte ich sie an und lief so schnell ich konnte ins Bad um duschen zu gehen. So schnell hatte ich mich glaube ich noch nie ausgezogen und unter den Duschhahn gestellt.
Als ich frisch geduscht und befreit von den ekligen Tieren war, lief ich wieder etwas beruhigter in Richtung Wohnzimmer wo ich vorsichtig durch den Türrahmen schaute. Ally stand mit einer Flasche Haarspray und Dad's Gartenhandschuhen bewaffnet in der Küche und sprühte immer wieder in die Luft oder auf Arbeitsflächen. Die Verandatür stand weit offen und Wind zog durch das Wohnzimmer.
„Es müssten eigentlich alle draußen sein. Den Karton hab ich in den Garten geworfen sowie die meisten Spinnen. Glaub mir, wenn die durch das ganze Haarspray nicht gestorben sind, dann habe ich sie rausgebracht. Ich sehe hier keine mehr." Erleichtert merkte ich wie sich meine angespannten Muskeln entspannten.
„Vielen dank. Was würde ich nur ohne dich machen.." Gerade als Ally etwas erwidern wollte, klingelte mein Handy was in meinem Mantel war, der über dem Barhocker hing. „Oh sorry." Sie zuckte nur mit den Schultern und zog die Handschuhe aus.
Als ich sah, dass Shawn der Anrufer war, machte mein Herz einen kleinen Sprung. Ich fing sofort an zu Lächeln und drückte mein Handy ans Ohr.
„Shawn!" rief ich erfreut und schaute zu Ally die mich glücklich anlächelte und den Daumen nach oben zeigte.
„Heyy, Kleine. Na wie gehts dir? Ist alles gut?" Ich schaute fragend zu Ally, die mich auf einmal auffordernd anschaute und leise „sag's ihm" flüsterte.
„Ehh... alles bestens hier bei mir. Ist nichts spannendes passiert oder so." Ally klatschte sich gegen die Stirn und schaute mich böse an.
„Äh und bei dir? Wie ist es in München?" Shawn seufzte, doch ich hörte für einen kurzen Moment nicht hin.
„Ich kann's ihm nicht sagen." flüsterte ich zurück und drückte das Handy dann wieder an mein Ohr. Ally verdrehte nur seufzend die Augen und verschwand mit dem Haarspray und den Gartenhandschuhen aus der Küche und dann schließlich aus dem Wohnzimmer.
Ich wusste ja selber, dass es nicht gut war die Sache mit XXX zu verheimlichen. Noch dazu weil es immer schlimmer wurde. Wenn ich es ihm aber erzählen würde, würde er möglicherweise sofort her kommen und das Problem selbst in die Hand nehmen oder sich sorgen machen und das durfte er jetzt nicht. Er sollte sich lieber auf die Tour konzentrieren und so wie er es mir erzählt hatte, arbeitete er nebenbei auch noch an neuen Songs die in ein paar Wochen oder Monaten erscheinen sollten.
„Also hier ist alles bestens! Alles läuft wie am Schnürchen und Deutschland ist wirklich nicht schlecht. Alle sind hier ziemlich nett und vor allem das Schnitzel schmeckt extrem gut!" Ich kicherte leise, während ich mich auf das Sofa im Wohnzimmer fallen ließ.
„Schnitzel?" wiederholte ich schmunzelnd und spielte mit meinen Haaren.
„Ja, Schnitzel. Das Essen die hier jeden Tag. Das meinte zu mindest der Veranstalter von der Olympiahalle. Ich glaube aber eher das er das nur aus Spaß gesagt hat. Schnitzel jeden Tag? Das ist doch viel zu langweilig." Ich stimmte ihm mit einem summen zu. Es war süß wie er sich darüber lustig machte.
„Und sonst so? Wie gehts Brian und Alessia? Und den anderen?"
„Den geht es allen super. Wir wollen nach dem Konzert noch essen gehen. Apropos wieviel Uhr ist es jetzt eigentlich?" Mein Blick schnellte zu meiner Armbanduhr.
„Es ist jetzt 10:15 hier. Mum und Dad haben mich und Alessia nach Hause geschickt, weil im Restaurant nicht so viel los war. Wieso fragst du?"
„Dann ist es hier 16:15. Ich glaube Jake kommt gleich und geht mit mir zum Q&A. Fertig angezogen bin ich schon."
Ich seufzte. „Ach so, dann haben wir ja nicht so lange." Er summte, wank aber sofort wieder ab.
„Ich rufe dich einfach heute Abend nochmal an, wenn das okay ist. Ich hoffe, dass Dir deine Eltern es doch noch erlauben, mich zu besuchen. Ich würde dir so gerne alles zeigen. Naja, wir müssten dann manchmal im Tourbus schlafen, aber der ist eigentlich ganz okay. Die Betten sind jetzt nicht die größten, aber auf jeden Fall passen wir zusammen da rein." Ich schmunzelte und dachte an das Bett in Shawn's Kinderzimmer, was auch ziemlich eng war.
„Ich hoffe auch. Vielleicht nach der Hochzeit.. oder zu meinem Geburtstag. Ich freue mich schon so darauf!" Shawn kicherte.
„Glaub mir, der 11. November kommt schneller als du gucken kannst. Dann ist meine kleine auch endlich 20." Ich nickte.
„Ja und du 21." Er stimmte mir summend zu. „Tja, man wird nicht jünger." ich fing an zu lachen und legte mich gemütlich aufs Sofa. Wenn es nach mir ginge, könnte ich jetzt noch 10 Stunden mit ihm telefonieren.
„Du hörst dich an wie mein Opa. Der wird 96." Shawn prustete laut los und ich ebenfalls. „Naja, manchmal fühle ich mich auch so alt." Ich hörte Jake's Stimme und wie Shawn dann mit einem leisen Stöhnen aufstand.
„Tut mir leid, mein Schatz. Ich muss jetzt los! Ich liebe dich über alles und kann es kaum abwarten, dich endlich wieder zu sehen!" Ich fing an traurig zu lächeln. „Ich liebe dich auch!" Er hauchte einen Kuss ins Telefon und nachdem ich einen zurück gepustet hatte, legten wir auf.
„Meinst du nicht, dass du ihm von den ganzen Sachen erzählen solltest? Lügen ist nie gut, Emmy." Ally ließ sich neben mich auf das Sofa fallen und lehnte ihren Kopf gegen eines der großen Sofa Kissen.
„Mir gefällt das auch überhaupt nicht, aber ich lüge ja nicht. Ich erzähle es ihm halt nur nicht." Sie legte nachdenklich die Stirn in Falten. „Wenn du meinst. Ich will nur nicht, dass ihr euch streitet." Ich schüttelte mit dem Kopf und rutschte an sie heran um meinen Kopf auf ihrer Schulter abzulegen.
„Keine Sorge. Er würde es verstehen und es bestimmt genau so machen. Außerdem haben wir uns noch nie gestritten."
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Ich habe endlich alle meine Prüfungen geschafft und kann jetzt ganz entspannt auf meinen Abschlussball und dann auf die Sommerferien freuen😍 ich bin so erleichtert!
Sorry, dass dieses Kapitel etwas langweilig ist. Es ist halt nur ein Übergangskapitel, weswegen nichts wirklich spannendes passiert.. Nächstes Kapitel wird wieder besser :)
[Upload am 06.06.2019]
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