Kapitel 35
Ich blinzelte um mich zu vergewissern, dass ich mich bei der Dunkelheit hier unten nicht geirrt hatte. Seine braunen Augen schauten mich durchdringend an, jedoch nicht amüsiert sondern böse. Seine Hände an meinen Schultern drückten meine Schulterblätter fest gegen die harte Wand sodass es schmerzte.
„Damien, lass mich sofort los, sonst schreie ich!" Warnte ich ihn und versuchte den ängstlichen Ton in meiner Stimme zu unterdrücken, was mir jedoch nicht gelang. „Hast du etwa Angst vor mir?" Murmelte er und schien mich förmlich mit seinen Augen zu durchbohren.
„Was zum Teufel machst du hier?" Fragte ich den Gedanken, der mir kurz zuvor in den Sinn kam. „Mein kleiner Bruder Sam war in der Gegnermannschaft. Als ich dich auf der Tribüne gesehen habe, dachte ich mir, dass ich dir mal Hallo sage." Er grinste mich an und drückte mich fester gegen die Wand. Seinen Körper presste er gegen meinen was mein Unwohlsein noch verstärkte.
„Ich sag's nicht nochmal, LASS MICH LOS!" Schrie ich in sein Gesicht und ruckelte an meinen Schultern, in der Hoffnung das er mich endlich losließ. Er schnaubte nur, beugte seinen Kopf zu meinem herunter und kam mir so nah, dass sich unsere Nasenspitzen berührten und ich seinen warmen Atem an meiner Haut spürte. Ich merkte wie mein Herzschlag schneller wurde und ich anfing zu schwitzen. Angstschweiß.
„Geh weg." Murmelte ich verzweifelt und versuchte meinen Kopf von ihm wegzudrehen, doch seine Stirn presste er so stark an meine, dass ich meinen Kopf kein Stück bewegen konnte. „Hör auf." Versuchte ich wieder stark zu sagen, doch meine Stimme brach ab. Erinnerungen an den früheren und gefährlichen Damien schossen mir durch den Kopf. Hoffentlich hat er nichts unüberlegtes.
Er fing plötzlich wieder an zu grinsen, wodurch seine Lachfalten an seinen Augen zum Vorschein kamen. „Ich hab dich vermisst, als ich im Gefängnis saß und jeden Tag an die weißen Wände gestarrt habe." Ich hielt den Atem an und schloss die Augen um nicht in die grünen Augen zu schauen, die mich anstarrten.
„Ich habe die ganze Zeit darüber nachgedacht, dich wieder zu sehen und was erfahre ich als ich vor einer Woche entlassen wurde?" Er machte eine Pause und ich konnte mir schon denken was er meinte.
„Schau mich an wenn ich mit dir rede, Emilia!" Brüllte er mich plötzlich an, weswegen ich zusammenzuckte und meine Augen schlagartig öffnete. „Ich habe erfahren, dass du mit einem gewissen Shawn Mendes rummachst. Ein Weltstar? Glaubst du denn wirklich das du ihn verdient hast?" Sein Sarkasmus in der Stimme war nicht zu überhören und das brachte meine Wut von früher zurück. Die Wut, die ich verspürt hatte, als ich mit Verletzungen im Krankenhaus aufgewacht war, nachdem mich seine Drogendealerfreunde zusammengeschlagenen hatten.
Ich schnaubte wütend und formte meine Augen zu Schlitzen um ihn böse anzuschauen, doch er lachte nur. „Bist du etwa sauer? Auf wen? Auf mich?" Ich sagte nichts sondern spürte wie ich immer mehr das Verlangen hatte, ihn anzuschreien oder ihn gewaltig in die Eier zu treten.
„Weißt du, ich fand es echt nicht so geil, dass du damals die Polizei gerufen hast und ich ins Gefängnis gewandert bin.." Flüsterte er wieder und kam meinem Ohr so nah, dass ich seine Lippe an meinem Ohrläppchen für eine Sekunde gespürt hatte. „Drei Jahre." Murmelte er in mein Ohr und fing plötzlich an meinen Hals zu küssen. „Drei fucking Jahre, Emilia." Sagte er nun lauter und verteilte seine Küsse meinen Kieferknochen entlang, in Richtung meines Mundes.
„Hör sofort auf! Ich habe einen Freund." Wimmerte ich, gegen meine Tränen ankämpfend. Er war zu alles fähig, dass wusste ich. Und wenn er etwas wollte, dann bekam er das auch.
Er entfernte seinen Kopf wieder etwas von meinem und fing plötzlich an laut zu lachen. „Du gehörst mir, Emilia." Ich zog verstört die Augenbrauen zusammen und atmete die angehaltene Luft aus.
„Ich gehöre Dir nicht und das habe ich nie. Und jetzt lass mich verdammt nochmal los und verzieh dich." Die plötzlich Stärke in meiner Stimme überraschte mich und machte mich selbstbewusst. Ich war 19 Jahre alt und keine 16 mehr. Ich war erwachsen geworden und wusste wie man mit mir umgehen konnte und wie nicht. So ganz sicher nicht.
„Ich sag's zum letzten Mal: Lass! Mich! Los!" Ohne dass er mich losließ, musterte er mein Gesicht mit einem amüsierten grinsen. „Was dann? Willst du mich schlagen? Mit deinen schwachen Ärmchen? Eins muss ich dir lassen, du siehst noch geiler aus, als früher." Der eklige Blick mit dem er mich nun musterte, gab mir den Rest. Ich schnaubte und trat ihm so fest wie es ging mein Knie zwischen die Beine.
Er schrie auf, ließ mich sofort los und krümmte sich etwas um an seine Allerwertesten zu greifen and auf die Knie zu sacken. Ich schnappte schnell meine Handtasche, die von meiner Schulter gerutscht war, und rannte los.
„Das wirst du noch bereuen, Emilia. Wir sehen uns wieder." Rief er mir wütend hinterher, doch ich rannte weiter. So schnell ich konnte sprang ich die Treppenstufen hoch und rannte durch die mittlerweile leere Eingangshalle, zurück zur Sporthalle. Sobald ich sie betrat, entdeckte ich Ally und Benny, die auf zwei Stühlen in der ersten Reihe saßen und sich unterhielten. Erleichtert atmete ich aus und lief mit großen Schritten die Treppe zum Spielfeld hinunter.
Als beide mich entdeckten, fingen sie an zu Lächeln und standen auf. „Benny, dass ist Emilia, meine Schwester." Der blonde Junge stand auf und reichte mir seine Hand, die ich lächelnd annahm. Jedoch war meine Hand immer noch ziemlich schwitzig weswegen ich sie schnell wieder zurückzog. „Schön dich kennenzulernen!" Sagte ich zu Benny, wandte mich aber sofort wieder an Ally. „Wir müssen gehen. Sofort!" Sie musterte mich verwirrt und zog die Augenbrauen zusammen.
„Was ist denn los? Wieso siehst du so ängstlich aus? Ist alles okay?" Ich schüttelte mit dem Kopf und griff nach ihrer Hand um sie hinter mir her zu ziehen. Sie blieb stehen und zog ihre Hand aus meinem festen Griff. „Sag mal Emmy, was ist denn mit dir los?" Ich stöhnte und hatte immer mehr Angst, dass Damien in den nächsten Augenblicken durch die Tür kam und sich an mir rächen würde.
„Damien ist los. Er ist hier! Bitte, können wir endlich gehen bevor er hier ist?!" Ally machte große Augen und Benny sah ziemlich verwirrt aus, lief aber sofort los als wir losliefen. „Was macht der denn hier? Ist der nicht im Gefängnis?" Ich schüttelte mit dem Kopf während wir zum Ausgang eilten und mich durchfuhr ein Schauer als ich zurück zur Kellertreppe schaute. Ich stieß die Tür auf und wir liefen ins Freie, in die Kälte.
„Er ist vor einer Woche entlassen worden und meinte, dass er die ganze Zeit nur an mich gedacht hat, als er im Gefängnis war. Beeilt euch!" Ich schnaubte außer Atem als ich den Autoschlüssel aus meiner Handtasche kramte, das Auto aufschloss und mich auf den Fahrersitz fallen ließ. Benny und Ally saßen hinten und schnallten sich schnell an, als ich losfuhr um so schnell wie möglich von hier weg zu kommen.
***
Shawn atmete schwer aus, als ich ihm am Telefon die ganze Story von heute und von damals erzählt hatte. Es war bereits halb zwei Uhr nachts und ich lag eingekuschelt in meinem warmen Bett, während draußen der Regen gegen die Fenster peitschte und ab und zu Donner zu hören war, der die Fensterscheiben zum Beben brachte.
„Das ist echt wie im Film." Er zog die Augenbrauen hoch und gähnte müde. „Und was machen wir jetzt? Ich will nicht, dass er dir nochmal zu nah kommt. Wer weiß wozu der Typ alles fähig ist.." Ich seufzte und zuckte mit den Schultern.
„Ich habe keine Ahnung. Ich hoffe einfach, dass er mich jetzt in Ruhe lässt. Vielleicht ist er ja nur auf Bewährung draußen oder durfte für ein paar Tage aus dem Gefängnis um irgendwas zu erledigen." Shawn zog ahnungslos die Mundwinkel lang und schaute vom Handy auf, da ihn irgendwer angesprochen hatte. Nach ein paar Augenblicken, schaute er aber wieder in die Kamera.
„Ich hoffe es. Tut mir leid, dass ich heute nicht bei dir war. Ich bin gerade am Flughafen und nehme in einer halben Stunde einen Flieger von Quebec zurück nach Toronto." Ich nickte und strich mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.
„Was hast du in Quebec gemacht?" Er nahm einen Schluck aus einer Wasserflasche bevor er mir antwortete. „Ich hatte ein Fotoshooting.. die Fotos kommen aber erst nächsten Monat raus." Ich antwortete mit einem kurzen Summen und strich über meine Augenlider, die mittlerweile schwer geworden waren. „Du siehst müde aus, Kleine." Stellte er lächelnd fest und ich bestätigte seine Vermutung mit einem Gähnen.
„Dann geh jetzt schlafen.. ich schreibe dir wenn ich gelandet bin.. hast du Morgen Zeit? Die Tour geht schon in 14 Tagen los und ich will jeden Moment mit Dir davor genießen." Ich seufzte, nickte aber.
„Ja, ich hab Zeit. Ich werde dich so vermissen." Er verzog das Gesicht zu einem traurigen Blick und zog die Unterlippe hervor. „Ich dich auch. Wir müssen deswegen die Zeit davor noch so gut es geht genießen!" Ich stimmte ihm zu.
„Dann rufe ich dich morgen an, wenn ich wach bin okay?"
„Okay, bis morgen." Ich lächelte.
„Bis morgen und schlaf gut. Ich liebe dich." Er pustete einen Kuss in die Kamera und ich einen zurück.
„Ich dich auch."
***
Am nächsten morgen ging alles ziemlich drunter und drüber. Mum kam lautstark in mein Zimmer gestolpert und weckte mich gestresst, da alle verschlafen hatten. Die Wecker waren durch einen Stromausfall ausgegangen und der Alarm wurde nicht wieder eingestellt.
Es war halb eins als sie in mein Zimmer kam, mich aus dem Bett scheuchte und mich dazu verdonnerte mit im Restaurant zu helfen, um das Mittagsgeschäft nicht ganz sausen zu lassen.
Erst in einer kleinen Verschnaufpause hatte ich im Restaurant die Gelegenheit dazu, auf mein Handy zu schauen und die Nachricht von Shawn zu sehen, die er mir eine halbe Stunde nach unserem Telefonat geschickt hatte.
- Mein Flug fällt wegen dem schlechten Wetter in Toronto aus. Ich habe jetzt kurzfristig noch einen Termin in LA, der etwa zwei Tage dauert. Es tut mir so leid aber ich werde erst am 28. Februar wieder zurück in Toronto sein.. Bitte ruf mich an wenn du das siehst ❤️
Ich seufzte und wählte seine Nummer um ihn anzurufen. Es war bereits halb vier am Nachmittag und Shawn ging nicht ans Handy. Vermutlich war er gerade zu beschäftigt und hatte keine Zeit zum telefonieren.
Erst in einer Woche war er wieder hier? Die Tour rückte immer näher und eigentlich wollten wir die Tage davor Zeit zusammen verbringen. Dann blieben uns nur noch die 5 Tage bevor er nach Amsterdam flog, wo das erste Konzert stattfand.
Ich fuhr seufzend durch meine Haare und steckte mein Handy wieder zurück in die Tasche meiner Schürze. Hoffentlich rief er mich bald zurück.
***
Glücklich summend hopste ich die Treppenstufen zum Eingangsbereich runter und schlüpfte in meine Schuhe. Keiner außer mir war zu Hause, da alle im Restaurant waren und Ally in der Schule. Es war Donnerstag der 28. und das hieß das Shawn heute wieder kam. Ich wollte ihn am Flughafen überraschen und hatte deswegen Andrew gefragt, wann er hier in Toronto landen würde.
Sein Flieger müsste in 20 Minuten landen, weswegen ich mich jetzt etwas beeilen musste um ihn noch pünktlich abzufangen. Ich schlüpfte in meine Stiefelletten, wickelte einen Schal um meinen Hals, da die Temperaturen immer noch ziemlich niedrig waren, und nahm mir meinen Autoschlüssel von der Kommode.
Diese Woche war endlich das Geld von der Versicherung gekommen und da waren Dad und ich gleich zum nächsten Gebrauchtwagenhändler gefahren und hatten mir ein neues altes Auto gekauft.
Gerade als ich die Tür aufmachen wollte, fiel mir auf, dass der Briefkasten der neben unserer Eingangstür hing überfüllt war. Seufzend verdrehte ich meine Augen und nahm mir den Schlüssel des Briefkastens vom Schlüsselbrett um den Kasten aufzuschließen.
Massenweise Werbeprospekte, Rechnungen, Briefe an Mum und Dad und ein brauner Umschlag, der mich stutzen ließ. Ich legte die Briefe und Prospekte auf die Kommode neben das Telefon und musterte den braunen Umschlag.
Darauf stand kein Absender und auch keine Briefmarke war darauf geklebt worden, was bedeutete, dass der Brief hier persönlich reingeworfen wurde. In der rechten unteren Ecke fand ich aber doch etwas geschriebenes.
An Emilia
Stand dort in gut leserlicher Druckschrift. Ich öffnete den großen Briefumschlag mit meinem Finger als Brieföffner und zog dann den Inhalt raus. Mir lief einer kalter Schauer den Rücken herunter, als ich sah, was sich in dem Briefumschlag befand.
Es waren Fotos. Viele Fotos. Auf allen war ich zu sehen. Fotos von mir, Ally und Benny beim Basketballspiel. Fotos von mir in meinem Zimmer, die nur vom Balkon gemacht worden sein konnten. Fotos von mir und Dad beim Gebrauchtwagenhändler. Wie ich mit Amanda und Anthony vorgestern in einem Café essen war. Wie ich danach mit Ally shoppen war und so weiter. Meine ganze letzte Woche fand ich auf den Fotos wieder.
Ich hielt die Luft an, als ich einen Blick in den leeren Briefumschlag warf und dabei einen kleinen Zettel entdeckte. Darauf standen nur drei Buchstaben: XXX
Geschockt machte ich die Fotos schnell wieder in den Umschlag und packte ihn in meine Handtasche. Ich nahm meine Autoschlüssel in die Hand und verließ schnell das Haus. Diese Sache machte mir Angst. Große Angst.
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Ich hoffe euch gefällt das 35. Kapitel von Affection!🌸
Wir sind so nah dran an 20k Reads!😱 Wenn Affection 20.000 Reads erreicht hat, kommt ein kleines Special Kapitel raus. Es hat jetzt nicht unbedingt was mit Emilia und Shawn zu tun, sondern eher mit euch. Also seid gespannt haha
Ich wünsche euch einen guten Start in die Woche!
[Upload am 13.05.2019]
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