Kapitel 24

„Polizei Department Los Angeles. Was ist ihr Notfall?" Als ich die Stimme hörte, entspannten sich meine Muskeln etwas. Jetzt würde hoffentlich bald Hilfe kommen.

„Hallo hier ist Emilia Valente. Hier im Haus befindet sich ein Einbrecher und ich bin alleine ..." Als ich plötzlich etwas schwarzes bei der Treppe aufblitzen sah, lief ich sofort einen Schritt weiter zur Küche.

„Ich glaube ich habe ihn gerade gesehen" hauchte ich ängstlich ins Handy.

„Bleiben Sie bitte ruhig Frau Valente. Wie lautet Ihre Adresse?"

Das ich Shawn's Adresse nicht kannte fiel mir erst jetzt auf.

„Ehm ... ich weiß nicht... auf so einem Hügel bei ganz vielen anderen Häusern ... ich kenne die Adresse ni-" Als ich plötzlich einen schwarzen Schatten bei der Treppe sah, huschte ich so schnell ich konnte hinter die Kücheninsel.

"Hallo? Sind Sie noch dran?" Ich schwieg und hielt den Atem an. Mir wurde plötzlich ganz heiß und mein Herzschlag war inzwischen so schnell das es mir weh tat. Wenn ich es nicht besser wüsste würde ich auf eine Panikattacke tippen. Ich hatte schon mal eine gehabt aber unter ganz anderen Umständen.

"Hallo?" Sagte wieder die Stimme im Telefon.

„Bitte kommen Sie schnell hier her. Ich glaube der Einbrecher entdeckt mich gleich" flüsterte ich so leise ich konnte in mein Handy und rutschte angespannt mit meinen nackten Füßen auf den Fliesen herum.

„Anruf auf Leitung 5 orten und zwei Teams hinschicken." Hoffentlich würden die sich beeilen und mir helfen.

„Miss Valente? Sie können den Anruf jetzt beenden. Bleiben Sie weiterhin ruhig und verstecken sich." Ich nickte und legte ohne noch etwas zu sagen auf.

Geräuschlos presste ich mich an die weißen Schränke der Kücheninsel und versuchte meine stockende Atmung wieder etwas zu kontrollieren. Der Druck in meinem Brustbereich bereitete mir ein noch schlimmeres Unwohlsein als ich es durch meine Kurzatmigkeit ohnehin schon hatte.

Meine Gedanken kreisten um Shawn. Ich wollte jetzt bei ihm sein. Wäre ich doch nur noch nicht nach Hause gefahren sondern irgendwo anders hin, dann würde ich jetzt nicht in dieser Situation stecken.

Ich rutschte etwas weiter nach Vorne um meinen Kopf nach vorne zu strecken. Als ich in die Ecke sah, konnte ich niemanden sehen. Das einzige was ich entdeckte waren zwei vollgestopfte Sporttaschen, die der Einbrecher dahin gelegt haben muss. Aber wo war er jetzt? Wieder oben?

Die Ungewissheit brachte mich fast um. Ich rutschte wieder zurück in meine alte Position und lauschte. Ich hörte laute Schritte auf der Treppe und dann einen Seufzer. Einen Seufzer der sich keinesfalls anhörte wie der eines Mannes.

Vorsichtig beugte ich mich wieder etwas vor und entdeckte eine schwarz gekleidete Person. Ein blonder Pferdeschwanz schaute unter einer Baseballkappe hervor.

Das es sich bei dem Einbrecher um eine Frau handelte, überraschte und erleichterte mich gleichzeitig. Klar, eine Frau war nicht zu unterschätzen, trotzdem entspannte ich mich etwas mehr.

Die Frau stand mit dem Rücken zu mir und zog aus ihrer schwarzen Lederjacke ein Handy. Sie tippte kurz darauf herum und hielt es sich dann ans Ohr. Während sie vermutlich darauf wartete das derjenige dranging den sie anrief, drehte sie sich in Richtung Küche, weswegen ich meinen Kopf schlagartig zurück hinter die Kücheninsel zog. Hoffentlich hatte sie mich nicht gesehen.

Als ich plötzlich langsame Schritte auf dem Boden hörte, rutschte mir mein Herz in die Hose. Sie hatte mich mit Sicherheit gesehen.

„Patt? Ich hab alles. Du kannst jetzt los." Als der andere Gesprächsteilnehmer den Anruf annahm, verstummten die Schritte und sie blieb stehen. Ich hielt immer noch die Luft an, um so wenig Geräusche zu machen wie möglich. Wieso konnte ich mich nicht einfach in Luft auflösen oder im Boden einsinken.

„Ja, hat alles super geklappt wie immer." Wieder vernahm ich Schritte und ich hoffte inständig, dass diese Schritte in Richtung Haustür waren. „Ja, bis gleich. Ich warte."

Sekunden kamen mir vor wie Stunden und meine Füße taten langsam von der Hockstellung weh. Warum verschwand sie nicht einfach? Ich hörte wie vermutlich die Sporttaschen hochgehoben wurde und sich die Frau in Richtung Haustür bewegte.

Jetzt konnte eigentlich nichts mehr schief gehen. Ich war wieder in Sicherheit. Naja fast, sie war ja so gut wie weg. Ungeduldig wartete ich auf das Geräusch der schließenden Haustür aber stattdessen, vibrierte plötzlich mein Handy in meiner Hand und nur wenige Augenblicke später fing es laut an zu klingeln.

Geistesgegenwärtig drückte ich auf meinem Display herum und versuchte den Anruf von Shawn abzulehnen, doch es war vermutlich schon zu spät. „Komm schon" murmelte ich panisch und hielt meinen Finger vor den Lautsprecher um den lauten Klingelton zu dämpfen.

„Was zum Teufel?" Die fremde Frauenstimme ließ mich erschaudern. Ich zuckte vor Schreck zusammen und ließ mein Handy fallen, was aufgehört hatte zu klingeln. Eine Hand packte mich an der Schulter und drehte mich zu ihr um. Eine Zornesfalte kam zwischen ihren Augenbrauen zum Vorschein und ihre grauen Augen formte sie zu Schlitzen. Ein paar ihrer blonden Haare hatten sich aus dem Zopf verabschiedet und schauten unter der schwarzen Baseballkappe hervor.

Ich hob schützend die Hände hoch und fing an zu zittern. „I-ich habe nichts gesehen und werde auch n-niemanden davon erzählen!" stotterte ich und musterte den Gesichtsausdruck der Frau. Sie war eindeutig größer als ich und schätzungsweise Ende dreißig oder älter. Sie fing laut an zu lachen und zog mich an meinem Oberarm hoch. Ihre Fingernägel bohrten sich dabei in meine Haut.

„Und du glaubst, dass ich dir das glaube?" Sie zog mich hinter der Küchenzeile hervor und holte dann ihr Handy aus ihrer Hosentasche.  Was hatte sie denn jetzt vor?

„Ey Patt. Mach dich auf einen Gast gefasst. Hier im Haus war doch noch jemand. Wir nehmen sie einfach mit und schauen dann mal was wir mit ihr machen." Geschockt starrte ich die Frau an.

„Wir nehmen sie einfach mit und schauen dann was wir mit ihr machen"

Ihre Worte schwirrten in meinem Kopf herum und ließen mich nicht mehr klar denken. Die wollte mich entführen?

Geistesgegenwärtig drehte ich meinen Arm aus ihrem Griff und befreite mich so von ihr. Zornig schaute sie mich an und versuchte nach meinem Handgelenk zu greifen, doch ich war schneller. Ohne darüber nachzudenken schubste ich sie so fest ich konnte, sodass sie nach hinten taumelte und ich Zeit hatte abzuhauen. Ich rannte schnell zur Terassentür und versuchte sie auf zu machen, doch durch die Alarmanlage die ich noch nicht ausgestellt hatte, ließ sich die Tür nicht öffnen.

„Fuck Fuck fuck" flüsterte ich und noch bevor ich mich umdrehen konnte um woanders hinzulaufen packte mich die Frau am Kopf und schlug ihn gegen die Scheibe der Tür. Unangenehmes Dröhnen ging durch meinen Kopf und meine Stirn pochte.

Sie packte mich an meinem Nacken und zog mich in die Mitte des Wohnbereiches zwischen Küche und Veranda.

„Dachtest du wirklich das du mich überwältigen könntest?!" lachte sie. "Um ehrlich zu sein ... schon." Murmelte ich und trat ihr gegen den Oberschenkel sodass sie auf den Boden einknickte.

Der Selbstverteidigungskurs den ich nach dem Geschehnis mit Damien und seinen Freunden gemacht hatte, hatte wohl doch einen guten Zweck gehabt. Ich hätte nicht gedacht das ich mich noch an die Übungen erinnern könnte, aber ein bisschen was war wohl doch noch hängen geblieben.

Kreischend sackte sie auf die Knie vor mich und sofort stürmte ich auf sie drauf. So fest ich konnte drückte ich ihre Handgelenke neben ihren Kopf, sodass sie sich nicht mehr wehren konnte. Ich saß auf ihrem Bauch und versuchte sie so zu fixieren, bis die Polizei kam.

Zu meiner Verwirrung sah sie keines falls ängstlich aus, von der Polizei erwischt zu werden. Ganz im Gegenteil. Ihre Mundwinkel zogen sich nach oben und aus dem Grinsen wurde ein Lachen. Verwirrt zog ich meine Augenbrauen zusammen und musterte sie.

Plötzlich wechselte ihr Gesichtsausdruck wieder zu einem neutralen und ihr Blick verfinsterte sich. Durch den plötzlichen Wandel ihres Ausdrucks war ich für einen Moment so abgelenkt, dass sie sich unter mir drehte und nun ich die Jenige war, die auf dem Boden festgehalten wurde. Überrascht schaute ich in ihre grauen Augen, die mich anstarrten.

„Der tritt gegen meinen Oberschenkel war nicht schlecht" Sie machte eine Pause und kam mit ihrem Gesicht meinem so nah, dass ich ihren nach Pfefferminz Kaugummi riechenden Atem riechen konnte. „Aber war verdammt dumm von Dir." Sie holte aus und ihre Faust landete auf meinem Auge. Schmerzerfüllt schrie ich auf und drehte meinen Kopf von ihr weg.

Der Schmerz an meinem rechten Auge erfüllte meinen ganzen Kopf und pochte. Sie stand von mir auf und ließ mich liegen. Winselnd drehte ich mich wieder zu ihr und kniff mein Auge zusammen. Tränenflüssigkeit sammelte sich in meinem verletzten Auge und lief meine Wange herunter. Ich sah ihre Umrisse etwas verschwommen aber immer noch so gut, dass ich sie über mir beugend erkennen konnte.

„Und das ..." Sie trat gegen meinen Oberschenkel „Ist für den Tritt gegen mein Bein." Ich biss die Zähne zusammen. Wut verbreitete sich in meinem Körper und kochte fast über. Ich war verdammt sauer.

Sie drehte sich um und lief in Richtung der Sporttaschen, die vor der Haustür bereit standen. Ich rappelte mich schnell wieder auf und noch bevor sie bei den Taschen ankam, sprang ich auf sie drauf und fiel so mit ihr zu Boden. Wir rangelten auf dem Boden und schlugen umher bis sie schließlich wieder auf mir saß und ich ihr wehrlos ausgeliefert war. Schon wieder. Ich brummte außer Atem und schaute sie sauer an.

Sie erwiderte den Blick und ihre Hand fuhr hinter ihren Rücken, zu ihrem Gürtel. „Ich hätte dich mitgenommen und an irgendwen verkauft, aber..." Sie holte eine schwarze Pistole hinter ihrem Rücken hervor und hielt sie mir an die Stirn. Ich riss die Augen auf und hielt die Luft an. „Jetzt sehe ich leider keine andere Möglichkeit als dich zu töten, meine Liebe." Sie lächelte mich freundlich an.

Was war sie nur für eine kranke Person? Von Aggressiv zu lieb in 0,1 Sekunden. Krank, einfach nur krank.

Sie entsicherte die Waffe, so wie ich es aus Filmen kannte und beugte sich erneut zu mir herunter. Ich kniff die Augen zusammen und drehte mich so gut es ging von ihr weg. „Irgendwelche letzten Worte?" Hauchte sie in mein Ohr.

Unfähig irgendwas jetzt von mir zu geben schüttelte ich mit meinem Kopf und spürte wie mir die Tränen über die Wangen liefen. Ich fühlte mich wie gelähmt. Ich konnte nicht atmen, mich nicht bewegen und nicht klar denken. Meine Gedanken kreisten nur um Shawn, sogar jetzt in meinen vermutlich letzen Minuten oder Sekunden.

Die Frau entfernte ihren Kopf wieder von meinem Gesicht, sodass ich nicht mehr ihren warmen Atem auf meinen nassen Wangen spürte. Gleich würde sie abdrücken und mich somit aus dieser Welt reißen, weg von meiner Familie und Shawn. Shawn. Egal ob wir nur Freunde waren oder nicht. Er war derjenige den ich jetzt bei mir haben wollte. Ich brauchte ihn... Ich..

Ich liebte ihn. Ja, ich liebte ihn! Nur leider brachte mir das jetzt nichts mehr.

19 Jahre? Das waren einfach zu wenig. Ich hatte noch nicht meine Träume erfüllt. Heute war noch nicht der richtige Zeitpunkt um diese Welt zu verlassen. Ein wimmern entkam meinen Lippen und ich hielt meine Augen geschlossen. Wenn sie mir die Kugel in die Stirn jagte, wollte ich sie nicht anschauen.

„Waffe runter und Hände hoch!"
„Hände hoch!"
„Waffe weg!"

Als Dir Haustür aufflog und ohrenbetäubendes Gebrüll ertönte, riss ich meine Augen wieder auf und schaute zur Haustür. Wie in Zeitlupe kamen plötzlich 5 Polizisten mit gezogener Waffe ins Haus gestürmt und auf uns zu. Ich drehte mich zu der Frau, die auf mir saß und die Waffe immer noch gegen meine Stirn drückte. Sie wirkte überrascht und überwältigt, was mich kurzfristig etwas erleichterte.

Wieder forderten die Polizisten die Frau mit lautem Gebrüll auf die Waffe wegzulegen und mit erhobenen Händen von mir zurückzuweichen. Sie zögerte, was mich wieder in Todesangst versetzte.

„Weg von dem Mädchen oder wir schießen." Rief ein Polizist und dieses Mal schien die Frau über mir zu gehorchen. Langsam zog sie die Waffe von meiner Stirn weg und legte sie neben meinen Kopf, dann stand sie langsam von mir auf und hob ihre Hände hoch.

Ich rutschte panisch von ihr weg, in Richtung der Polizei. Ich sah zu wie die Frau auf den Boden gezwungen, und dann mit Handschellen gefesselt wurde. Ihr hasserfüllter Blick in meine Richtung gab mir eine Gänsehaut.

Eine Hand auf meiner Schulter ließ mich zusammen zucken und holte mich aus meiner Trance.

„Ist alles gut bei Ihnen?" Der Polizist kniete sich mit besorgtem Blick zu mir herunter und zog seine Hand nicht von meiner Schulter. Überfordert von der Situation nickte ich einfach.

„Kommen Sie." Der Mann legte seine Hand um meine Taille und hob mich hoch. Er trug mich zum Sofa und setzte mich dort ab. Unfähig etwas zu sagen nickte ich ihm wieder zu, als Zeichen der Dankbarkeit. Ein anderer Polizist reichte mir ein Taschentuch. Verwirrt schaute ich ihn an.

„Für das Blut an ihrer Nase und Lippe" erklärte er. Mit zusammengezogenen Augenbrauen fasste ich mit meiner zitternder Hand an die besagten stellen und musterte dann das Blut was an meinen Fingern klebte.

Ich hatte gar nicht bemerkt, das ich Nasenbluten und eine aufgeplatzte Lippe hatte. Das war vermutlich alles bei dem Gerangel auf dem Boden entstanden. Das blaue Auge, würde wohl erst morgen zum Vorschein kommen. „Danke" flüsterte ich und tupfte das Blut ab.

Zwei Polizisten zogen die Einbrecherin vom Boden hoch und aus der Haustür raus. „Wir sehn uns wieder, Schlampe" rief sie mir zu und ließ sich wiederwillig abführen. Ich atmete tief ein und aus und knüllte das mit Blut beschmierte Taschentuch in meiner Hand zusammen.

„Brauchen Sie einen Krankenwagen?" Fragte mich der nette Polizist der mich zum Sofa getragen hatte. Ich schüttelte mit dem Kopf und flüsterte: „Ich glaube das geht schon so." Das einzige was ich jetzt brauchte war Shawn!

„Was ist denn hier passiert?!" Als ich Shawn stimme hörte hob ich sofort meinen Kopf und sprang trotz meiner wackeligen Knie vom Sofa auf, um zu ihm zu laufen. Die Tränen liefen in Bächen meine Wangen herunter und meine Sicht verschwamm wieder, als er durch die Haustür lief. Er kam mit besorgtem Blick auf mich zu und schloss mich fest in seine Arme.

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Ich hoffe euch gefällt das 24. Kapitel von Affection!🌹

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[Upload am 15.04.2019]

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