Kapitel 18

„Ahh... ich hab dich vermisst, Kleine." Mit einem breiten Lächeln stand Shawn auf und nahm mich fest in den Arm. „Ich dich auch."

Obwohl das Essen bei mir zu Hause erst 2 Tage her war und wir uns in den zwei Tagen nicht sehen konnten da wir beide sehr beschäftigt waren, fühlten sich diese Tage wie eine Ewigkeit an.

Wir setzten uns an unseren Stammplatz im „Midnight-Café" und bestellten das gleiche wie immer: zwei Chocolate Chip Muffins, einen Kamillentee und eine heiße Schokolade.

„Wie gehts dir? Was hast du in den Tagen gemacht?" Ich legte lächelnd meinen Kopf auf meinem Handgelenk ab schaute in seine Augen. Er brauchte ein paar Sekunden um seinen Blick von meinen abzuwenden.

„Ich habe viel mit der Band geprobt, hatte ein paar Meetings mit meinem Management und weitere Termine. Alles ziemlich langweilig.. was hast du gemacht? Du hast nur kurz geschrieben, dass viel los war in eurem Restaurant." Ich nickte und stöhnte erschöpft.

„Viel los ist gar kein Ausdruck. Nachdem einer der bekanntesten Restauranttester undercover bei uns essen war und eine hervorragende Bewertung veröffentlicht hat, rennen uns die Leute das Restaurant ein. Es gibt eigentlich keine Tageszeit in der irgendein Tisch nicht besetzt ist. Mum und Dad stellen heute noch zwei Mitarbeiter ein um uns zu helfen. Ally hat auch mitgeholfen, konnte aber nur Kleinigkeiten erledigen weil sie immer noch ihre Muskeln trainieren muss. Nebenbei hat die Arme auch noch Schule. Naja und ich muss heute Abend wieder arbeiten, deswegen habe ich nur jetzt Zeit."

Shawn seufzte. „Hm, wenn du so eingespannt im Restaurant bist, kann ich dich wohl kaum fragen ob du mit mir nach Los Angeles kommen willst." überrascht zog ich die Augenbrauen hoch. „Los Angeles?" er nickte.

„In drei Tagen ist die Grammy Verleihung wo ich hin muss und davor wollte ich dir ein bisschen LA zeigen. Natürlich nur wenn deine Eltern das auch erlauben würden, aber das geht ja leider nicht wenn so viel los ist bei euch und ihr jede helfende Hand gebrauchen könnt." er seufzte erneut.

Grübelnd kaute ich auf meiner Unterlippe herum. Theoretisch konnte ich ja mal Mum und Dad fragen, ob sie mir drei oder vier Tage frei gaben. Ich hatte jetzt die ganzen letzten Tage hart gearbeitet und wenn die neuen Mitarbeiter eine gute Hilfe waren, dann könnten sie vielleicht für eine kurze Zeit auf mich verzichten oder?

Heute Abend bei der Arbeit würde ich sie fragen und um Erlaubnis bitten. Ich war noch nie in Los Angeles und ich bin noch nie irgendwo alleine hingeflogen außer einmal nach Mailand zum Rest unserer Familie. Hoffentlich würde es klappen, dass ich mit Shawn nach Amerika fliegen durfte.

„Hallo? Erde an Emilia. Jemand da?" Ich zuckte zusammen als Shawn mich mit seiner fuchtelnden Hand aus den Gedanken holte. „Du warst ja wie in Trance." lachte er und schaute mich belustigt an. „Das sagt Mum auch immer wenn ich über etwas intensiv nachdenke."

„Worüber hast du denn nachgedacht?" Ich nahm kurz einen Schluck von meinem Kakao bevor ich ihm antwortete.

„Naja, eigentlich kann ich ja mal fragen ob mich Mum und Dad für ein paar Tage entbehren können. Wenn die neuen Mitarbeiter gut sind, dann können sie bestimmt für kurze Zeit auf mich verzichten. Ich würde so gerne mitkommen! Ich war noch nie irgendwo anders außer in Toronto und Mailand, wo meine Familie wohnt. Nach Amerika wollte ich schon immer mal." Shawn's Gesichtsausdruck erhellte sich plötzlich.

„Das wäre wirklich schön wenn du mich begleiten würdest. Wenn es klappt, wäre da allerdings ein kleiner Haken. Ich könnte es vollkommen verstehen wenn du deswegen lieber hier bleiben würdest."

Verwirrt schaute ich ihn an. Was gab es denn für einen Haken? Es hörte sich doch perfekt an.

„Naja, wenn wir zusammen auf dem Flughafen hier in Toronto und in Los Angeles gesehen werden, tauchen bestimmt ziemlich schnell Fotos von uns beiden im Internet auf. Die Leute werden denken, zwischen uns würde etwas laufen.. Deswegen könnte ich es verstehen wenn du nach dem Vorfall von vorgestern lieber auf unseren kleinen LA-Trip verzichtest."

„Die Leute werden denken, zwischen uns würde etwas laufen" Shawn's Worte schwirrten in meinem Kopf herum. Ich war kurz abgelenkt, widmete mich aber sofort wieder Shawn, der mich fragend ansah.

„Eh.. also ich muss zugeben das es schon ziemlich blöd war so von den Reportern überrascht zu werden aber wenn es so ist, dann ist es halt so. Ich kann mir doch nicht entgehen lassen, mir Los Angeles anzugucken." er lachte und zog begeistert die Augenbrauen hoch.

„Also kommst du mit?" er schien sich wirklich zu freuen. „Wenn meine Eltern nichts dagegen haben, dann natürlich."

Gerade als ich mich endlich dazu überreden konnte, mit Shawn über uns zu reden wurde ich von Mum angerufen die mir mitteilte, dass ich dringend wieder ins Restaurant kommen sollte.

Ich verabschiedete mich schnell von Shawn und musste ihm versprechen mich später noch zu melden um ihm zu erzählen ob ich mitkam oder nicht. Es ärgerte mich sehr, dass ich schon wieder nicht mit ihm über uns reden konnte, aber das musste ich leider auf später verschieben.

***
„Rate mal wer morgen mit dir nach LA fliegt." sagte ich strahlend in mein Handy während ich mich auf mein Bett fallen ließ.

„Nein, echt?" Shawn klang wirklich sehr erfreut.

„Jaaa! Mum und Dad haben es mir wirklich erlaubt. Aber nur weil, ich zitiere: „nur weil du bei Shawn bist und wir Shawn vertrauen"."
Er lachte.

„Ich freue mich wirklich total darüber. Dann kaufe ich jetzt schnell Tickets für uns. Meine Band kommt erst ein Tag vor dem Grammys in LA an." Ich nickte.

„Okay, dann packe ich in der Zeit meinen Koffer."

Ich stellte ihn auf Lautsprecher und schwang mich aus meinem Bett. Es war jetzt schon kurz nach zwölf Uhr abends, da wir erst vor einer Viertelstunde von der Arbeit nach Hause kamen. Ich holte meinen Rollkoffer aus meinem Kleiderschrank und hiefte ihn auf mein Bett.

„Shawn, weißt du wie das Wetter sein wird? Sonnig und warm oder wird es regnen und kalt sein?" ich hörte wie Shawn auf seinem Laptop rumtippte und mir dann antwortete.

„Sonnig und warm... Ich habe gerade Tickets gefunden, wo wir schon morgen um 9:00 Uhr morgens los fliegen würden. Ist das okay oder soll ich einen späteren Flug buchen?" Ich schüttelte mit dem Kopf. „Ich find's Gut. Dann haben wir noch etwas mehr Zeit in Los Angeles." Shawn stimmte mir zu.

„Okay, dann hole ich dich um 7:45 Uhr bei dir zu Hause ab okay?" dieses Mal stimmte ich ihm zu. „Ja, super."

„Dann bis morgen. Schlaf gut!" Ich nahm mein Handy wieder in meine Hand und fing an zu lächeln. „Du auch. Bis morgen, ich freue mich."

Nachdem wir aufgelegt hatten, packte ich noch meinen Koffer zu Ende und ging dann auch schlafen. Ich war total müde aber auch wirklich sehr aufgeregt auf den morgigen Tag.

***
Frisch geduscht, fertig angezogen und mit Koffer in der Hand schleppte ich mein Gepäck die Treppen runter und lief etwas außer Atem ins Wohnzimmer, wo Mum, Dad, Lorenzo und Ally frühstückten.

„Guten Morgen." Sagten alle im Chor als ich mich zu Ihnen an den gedeckten Tisch setzte. Schmunzelnd begrüßte ich sie ebenfalls und nahm mir ein Brötchen.

„Na? Schon aufgeregt?" fragte Ally mit einem Lächeln im Gesicht, wobei mir ihr Nutella Schnurrbart auffiel. Ich nickte und deutete grinsend auf ihren Mund. „Du hast da so ein bisschen Nutella." nuschelte ich und schluckte den Bissen vom meinem Brötchen herunter.

„Wie läuft das alles jetzt noch mal genau ab? Wann wirst du da sein und wieder hier?" Dad legte die Zeitung beiseite und widmete sich mir.

„Also wir werden um 9:00 Uhr den Flieger nehmen, sind dann um halb elf in Los Angeles und bleiben dann da bis Dienstag Morgen. Am Sonntag ist die Grammy Verleihung wo Shawn auftritt und vielleicht auch einen gewinnt. Die anderen Tage davor wollte er mir ein bisschen die Stadt zeigen." Mum und Dad nickten.

„Hm also ein bisschen Sorgen mache ich mir ja schon. Was ist wenn euch irgendwas passiert?" Ich stöhnte. „Mum.. was sollte denn passieren? Shawn ist bei mir und wenn ich mich nicht irre wird uns sein Bodyguard in LA begleiten. Wir werden also die ganze Zeit beschützt. Außerdem bin ich ja schon in 4 Tagen wieder zu Hause." Mum nickte immer noch mit Zweifeln, wie ich an Ihrem Gesichtsausdruck erkennen konnte, sagte aber nichts mehr.

„Ich würde so gerne mitkommen aber nein, ich muss zur Schule." Ally seufzte neben mir. „Heute ist Freitag. Morgen ist doch sowieso Wochenende." Sie nickte. „Ja, aber am Wochenende bin ich nicht in Los Angeles so wie du." Sie verschränkte unzufrieden ihre Arme und stöhnte genervt.

„Tut mir wirklich leid. Du wirst bestimmt auch mal nach Los Angeles fliegen, da bin ich mir ganz sicher. Spätestens bei unserer Weltreise, die wir machen wenn du deinen Abschluss hast."

Sofort hob sich die Stimmung von ihr und sie setzte sich wieder gerade hin. „Oh mein Gott, das habe ich ja ganz vergessen. Unsere Weltreise!" Ich nickte grinsend. In diesem Moment klingelte es an unserer Haustür und Ally stand in Lichtgeschwindigkeit auf. „Ich mache ihm auf."

Ich stand ebenfalls auf, sowie Mum und Dad auch und lief Ally langsam hinterher.

„Hey Shawn, komm rein." sagte Ally und kurz darauf stand Shawn im Eingangsbereich. „Hallo Shawn, schön dich zu sehen." begrüßte ihn Dad und gab ihm die Hand. Ich zog mir schnell meine Schuhe sowie meinen Mantel an und nahm mir meine Handtasche vom Koffer.

„Hey." begrüßte ich ihn ebenfalls und wurde sofort umarmt. Jetzt wo ich flache Sneaker gegen meine Stiefeletten mit Absatz getauscht hatte, fiel mir wieder unser Größenunterschied auf. Es war schon lustig wie groß er war im Gegensatz zu mir.

Ich schob meinen Koffer in Richtung Tür wo ihn mir Shawn direkt abnahm. „Tschüss Mum, Tschüss Dad." Ich gab beiden einen Kuss auf die Wange und wurde nahezu von Mum zerquetscht bei ihrer Umarmung. „Passt auf euch auf." Ich nickte und lief zu Lorenzo, der an dem Türrahmen neben Ally lehnte. „Tschüsschen." Ich umarmte ihn und drehte mich dann zu Ally, die mich ein bisschen traurig anschaute.

„Viel Spaß. Wir sehen uns am Dienstag. Wehe du rufst mich nicht an und erzählst mir wie es in LA ist!" ich lachte und drückte sie fest. „Nein, mache ich. Versprochen." nuschelte ich während wir uns umarmten.

Shawn nahm meinen Koffer und trug ihn die Treppenstufen der Veranda herunter. „Tschüss." rief ich meiner Familie zu und folgte Shawn zu seinem Auto. Wir stiegen ein und fuhren los.

„Los geht's."

***
Beim Flughafen angekommen, parkte Shawn sein Auto im Parkhaus und holte unsere Koffer aus dem Kofferraum. Gerade als ich meinen Koffer nehmen wollte, schnappte Shawn sich den Griff. „Kommt gar nicht in Frage das du den nimmst. Ich nehme den schon." dankend lächelte ich ihn an und hob mein Handgepäck auf meine Schulter.

Shawn drehte sich plötzlich wieder zu mir um und setzte seine Sonnenbrille auf. „Hast du eine dabei?" Ich nickte verwirrt. „Also falls du nicht erkannt werden willst, dann solltest du die aufsetzen." Ich nahm meine Tasche wieder runter und holte mein Brillenetui raus. „Also wenn jemand von uns beiden erkannt werden sollte, dann bin das definitiv nicht ich." wir beide lachten uns machten uns dann auf den Weg zum Eingang.

Zusammen betraten wir den Flughafen und liefen zu einem Schalter an dem wir unser Gepäck abgeben mussten. Bisher hatte ich nicht das Gefühl das uns irgendwer erkannt hatte. Es war schon ziemlich voll in der großen Halle, aber die Sonnenbrillen schienen wirklich ihren Zweck zu erfüllen.

Ich reichte dem Flughafenmitarbeiter meinen Koffer sowie mein Handgepäck und lächelte ihn nett an. Er hingegen behielt den gleichen ausdruckslosen Gesichtsausdruck und stellte meinen Koffer auf ein Laufband. Er klebte ein Schild an den Griff und drückte dann auf einen Knopf, sodass mein Koffer genau wie Shawn's hinter einer Wand verschwand. Dann gab er uns unsere Flugtickets wieder und wank den nächsten zu sich.

„Der hatte Spaß an seinem Job." stellte ich amüsiert fest, woraufhin Shawn anfing zu lachen. Er steckte unsere Tickets wieder in seinen Rucksack und griff dann nach meiner Hand. Ich schaute verwirrt zu ihm hoch, doch er zog nur leicht seine Mundwinkel hoch.

„Damit wir uns im Gefränge nicht verlieren." erklärte er und zwinkerte mir zu. Ich musste schon etwas schmunzeln, da es zwar voll in der Halle war, jedoch nicht so voll, dass man sich komplett aus den Augen verlieren würde und vor allem nicht Shawn, der größer als die Meisten hier war.

Zusammen machten wir uns auf den Weg zu unserem Gate. „Hast du eigentlich immer deine Sonnenbrille an, wenn du irgendwo nicht erkannt werden willst? Diese Dunkelheit stört doch total." er zuckte nur mit den Schultern.

„Mit der Zeit gewöhnt man sich dran und um ehrlich zu sein ist es mir dann meistens egal ob es dunkler ist oder nicht, solange ich in Ruhe mein Leben leben kann wenn ich das möchte." Ich nickte. Das leuchtete ein.

Wir folgten den Schildern zum Check in und stellten uns dann an, um durchsucht zu werden. Immer noch Hand in Hand beobachtete ich wie die Leute ihre Sachen in Kästen verteilten und dann durch einen Rahmen durchliefen.

„Shawn, ich gehe noch kurz zur Toilette okay?" er nickte. „Dann gehe ich auch noch mal, bevor die Toiletten bei unserem Gate zu voll sind. Wie es aussieht sind wir nicht die einzigen, die nach Los Angeles fliegen wollen."

Gemeinsam liefen wir zu den Toiletten, die sich etwas weiter weg befanden. Als ich fertig war öffnete ich wieder die Damentoilettentür und lief zu Shawn, der mit seinem Handy in der Hand an einer Wand lehnte. „Wir können los." Er nahm wieder meine Hand, was mich kurz auflachen ließ, und wir liefen los.

Plötzlich blitzte ein Blitzlicht auf, weswegen ich mich nach hinten umdrehte. Zwei Mädchen die bei ihren Familien standen hatten ihr Handy auf uns gerichtet hatten und filmten uns so wie es aussieht. „Hat doch nicht so geklappt mit dem nicht erkannt werden." murmelte ich woraufhin Shawn seufzte.

Wir wurden von der Security durchsucht, kauften uns im Duty Free Bereich zwei Flaschen Wasser und betraten dann nach einer Weile das Flugzeug. „In der ersten Klasse hab ich leider keine Tickets mehr gefunden, sorry." sagte Shawn, während er sich mit unseren Tickets in der Hand durch die Reihen zwängte. „Ich bin total zufrieden mit den normalen Sitzplätzen. Ich brauche wirklich keinen Luxus."

Er deutete auf zwei Plätze die an einem der Fenster waren und ließ mir den Vortritt. „Ladys First." ich lächelte ihn dankend an und nahm dann am Fenster platz. Wenn ich flog, fand ich es immer total interessant aus dem Fenster zu schauen. Fotos machte ich eigentlich immer. Es sah einfach so wunderschön aus wenn die Sonne auf die weiße Wolkendecke strahlte und vor allem wenn sie gerade aufging während man in der Luft war.

Als alle Passagiere ihren Sitzplatz gefunden hatten, zeigten die Flugbegleiter wie immer, wie man sich anschnallte und die anderen Sicherheitsmaßnahmen betätigte. Der Pilot begrüßte alle und setzte dann das Flugzeug in Bewegung.

„Der Start und die Landung sind das Beste am Fliegen." schwärmte Shawn und beugte sich zu mir rüber um aus dem Fenster zu schauen. „Naja, das sehe ich ein bisschen anders." murmelte ich und krallte mich an der Lehne fest. Das Flugzeug wurde immer schneller, bis wir dann schließlich abhoben.

Mit der Zeit entspannte ich mich und lehnte müde meinen Kopf an Shawn's Arm. „Schlaf gut." er drückte meine Hand und lehnte seinen Kopf ebenfalls gähnend an die Lehne.

„Du auch, Shawn."

—・—・—・—・—・—・—
Ich hoffe euch gefällt das 18. Kapitel von Affection!💓

[Upload am 31.03.2019]

Bạn đang đọc truyện trên: AzTruyen.Top