[2] Kapitel 27

„Damien" flüsterte ich fassungslos. Seine Augen starrten mich überrascht und zugleich böse an. Seine Hände bohrten sich in meine Haut an Rücken und Hüfte. Wenn er mich nicht gefangen hätte, wäre ich zu Boden gestürzt.

„Was zum Teufel-" er schaute über meinen Kopf hinweg in den Kellerraum in dem ein heilloses Chaos herrschte. Dann drückte er mich etwas von ihm weg. Mein Kopf entfernte sich von seiner warmen Brust, die ich verwirrt anschaute. Als sich unsere Blicke trafen, blinzelte er Böse und eine Zornesfalte bildete sich zwischen seinen Augenbrauen.

„Mitkommen" knurrte er und zog mich an meinem aufgeschürften Arm mit sich. Er zog mich durch ein Labyrinth von Keller und lief steinerne Treppen hinauf über die ich immer wieder stolperte.

„Du tust mir weh" jammerte ich und fing mich immer wieder kurz vorm Boden auf. Ich konnte es kaum fassen, dass er hinter meiner Entführung steckte. War er nicht vor etwa 5 Jahren für lange Zeit ins Gefängnis gewandert? Wie konnte er nun vor mir stehen?

Nach den Treppen standen wir plötzlich in einem Flur, in dem warmes Licht auf Paketboden und einen großen Teppichläufer fiel.

„Williams!" rief er laut woraufhin sich kurz darauf eine Tür öffnete und eine Frau mit roten langen Haaren und blauen Augen zum Vorschein kam. Es war XXX. Keine Zweifel. Sie war die von der Gala gewesen.

„Connelly, was macht sie hier oben!?" alarmiert deutete sie auf mich und schaute dann wieder zu Damien.

„Sie ist mir gerade in die Arme gefallen als ich nach ihr schauen wollte. Den Keller kannst du vergessen. Sie hat die Tür eingetreten."

Ihre Augen wurden zu schmalen Schlitzen und ihr Gang auf mich zu war langsam. Zu langsam. Sie machte mir Angst. Ich erinnerte mich sofort an den Abend der Gala. An den Vorfall auf der Damentoilette. Wie sie mich bis in Ohnmacht geschlagen hatte.

Sie steckte zusammen mit Damien hinter allem. Sie hatte mich betäubt und hergeschafft. Mit Damien's Hilfe. Aber wozu das alles? Wollten sie mich umbringen? Geld von Shawn fordern?

„Du verdammtes Miststück." Sie krallte sich mein Kinn, woraufhin ich meinen Kopf schlagartig zurückzog um ihr auszuweichen.

„Was wollt ihr? Warum tut ihr mir das an? Wo bin ich? Wie habt ihr-" eine Backpfeife unterbrach meinen Fragenschwall und trieb mir augenblicklich Tränen in die Augen.

„Halt die Klappe!" Damien's Griff verstärkte sich noch mehr, sodass sich weiße Druckstellen an meinem Arm abbildeten.

„Du tust mir weh, Damien" jammerte ich erneut und fasste an seine Hand um sie zu lockern. Gleichgültig zuckte er mit den Schultern und ließ mich unvorbereitet los, sodass ich meinen Halt verlor und auf die Knie fiel. Meine Hände schnellten sofort zu meinem Bauch.

Ein Tritt gegen meine Schulter ließ mich auf den Rücken fallen.

„Hör auf, sie ist schwanger." Warnend deutete Damien auf mich und hielt Williams, wie die Verrückte, die vor mir gebeugt stand, wohl mit Nachnamen hieß, zurück. Sie nannten sich beide mit Nachnamen anstatt Vornamen.

„Ja das sehe ich. Und von wem ist diese Schlampe schwanger? Von meinem Shawn! Er gehört mir ganz allein!" brüllte sie zu mir hinunter und trat gegen meine Beine, die ich jaulend zu mir an meinem Körper zog.

Eine Träne kullerte über meine kalte Wange und wurde von Haaren, die in mein Gesicht gerutscht waren, aufgesogen. Ich fühlte mich plötzlich schwach und hilflos. Auch wenn ich es versuchen würde, hätte ich keine Chance gegen die beiden. Dafür war mein Körper zu schwach. Wer weiß wie lange ich dort unten ohne essen und trinken in der Kälte gesessen hatte.

„Ja ja, dein Shawn. Reg dich ab und denk an unseren Plan. Entweder bringst du sie in die Küche und gibst ihr was zu essen oder ich werde es tun. Wir können sie nicht verhungern lassen." Williams spuckte mir verächtlich ins Gesicht und drehte sich weg. Angewidert wischte ich ihre Spucke aus meinen Haaren.

„Ich bringe der kein bisschen. Kümmere du dich doch um deine geliebte Ex. Ich werde mich stattdessen nützlich machen und einen neuen Raum suchen, wo wir sie festhalten können."

Mit zittrigen Knien und Händen stand ich langsam vom Boden auf.

„Nicht wieder in den Keller" flehte ich kaum hörbar. Die Verrückte drehte sich wieder um und machte eine Andeutung auf mich los gehen zu wollen, wodurch ich nach hinten auswich und fast wieder hingefallen wäre, wenn mich Damien nicht aufgefangen hätte.

Williams lachte hämisch auf und stapfte mit lautem Getrampel die Treppenstufen hinauf, die sich neben uns befanden. Es war ein mehrstöckiges Haus.

„Komm." Damien packte mich wieder am Handgelenk und zerrte mich in die Küche wo er mich auf einen Stuhl an einem runden Esstisch drückte.

Er stellte einen Teller mit warmer Suppe vor mich hin und legte eine trockene Scheibe Brot daneben.

„Damit du uns nicht verhungerst und etwas warmes zu dir nimmst. Du siehst aus wie ein Eiszapfen." Desinteressiert zog er ein Handy aus seiner Jackentasche und tippte darauf herum.

Mit müden Augen schaute ich ihn an. Er sah ganz anders aus als früher. Seine Haare waren kurz rasiert und seine Statur sah schmaler aus als sonst. Hatte das Gefängnis etwas damit zu tun? Wie lange war er eigentlich wieder auf freiem Fuß?

„Gibts was zu gucken oder warum isst du nicht endlich die Suppe?!" Sein Ton war schroff und genervt.

Ich wandte meinen Blick sofort von ihm ab, in die dampfende Hühnersuppe in der Kräuter und ein paar kleine Grießklößchen vor sich hin schwammen. Mein Bauch knurrte und ich hatte zum ersten Mal das Gefühl als würden sich meine beiden Jungs endlich wieder bewegen. Erleichtert senkte ich meinen Blick zu meinem Nachthemd und streichelte sanft darüber. Eine Träne, die ich nicht aufhalten konnte, landete auf dem Stoff.

Bald wird alles wieder gut, meine Süßen sprach ich in Gedanken zu ihnen. Ich wünschte mir, dass sie mich hörten. Vielleicht gab es ja eine Verbindung zwischen einer Mutter in ihrem ungeborenen Kind. Ich hoffte es.

Nachdem ich die Suppe und die Scheibe Brot verschlungen hatte, nahm mir Damien den Teller weg und stellte ihn in ein Waschbecken. Ich beobachtete ihn dabei und wandte meinen Blick auch nicht ab, als er sich wieder umdrehte.

„Was starrst du mich so an, Emilia?" Der Klos in meinem Hals war so groß, dass ich mich räuspern musste um ihn runterzuschlucken.

„Warum tut ihr das?" mein Flüstern war so leise, dass es mir ein Rätsel war wie er es verstehen konnte.

„Warum, Weshalb, Wieso. Du warst schon immer viel zu neugierig. Wie wärs, wenn du einfach mal abwartest? Wenn du uns nicht störst und keine Probleme machst, geht die Sache für den Versager von Mendes vielleicht gut aus. Um dich brauchst du dir keine Sorgen zu machen." Mein Atem stockte.

„S-Shawn? Was ist mit ihm? Was habt ihr vor?" Meine Stimme wurde lauter und ich stand von meinem Stuhl auf. Damien war mit einem schnellen Schritt bei mir und packte meine Handgelenke die ich auf ihn richtete um mich möglicherweise zu verteidigen.

„Wehe ihr verletzt ihn oder seine Familie. Wehe!" fauchte ich in sein Gesicht was vollkommen kalt wirkte. Ihm machte mein Gebrüll überhaupt nichts aus.

„Hast du mich gehört? Wenn ihr ihm weh tut, dann-" Damien presste plötzlich seine Hand auf meinen Mund und kam meinem Ohr so nah, dass ich die kurzen Bartstoppeln an seinem Kinn spürte.

„Über ihn brauchst du dir keine Sorgen mehr machen. Wir beide werden ein glückliches Leben am Ende der Welt führen. Mit unseren kleinen Jungs." Seine Hand wanderte zu meinem Bauch über den er sanft streichelte.

Angewidert wich ich zurück und schlug seine Hände weg. „Fass mich nicht an! Das sind nicht deine Babys. Es sind die Babys von mir und Shawn!!"

Wie kam er darauf, dass wir jemals zusammen leben würden? Wie kam er darauf, dass ich Shawn nie wieder sehen würde? Wie kam er auf solche Gedanken? War das der Plan? War das der Grund warum sie mich entführt hatten? Damit Damien mit mir durchbrennen konnte und diese Verrückte Shawn um den Finger wickeln konnte?

„Connelly, bring sie zum schweigen. Das ist ja nicht mit anzuhören." Die Verrückte war hinter uns aufgetaucht und ließ sich auf einen der Stühle fallen.

„Neben der Kellertür ist eine relativ große Abstellkammer ohne Fenster, in der wir sie einschließen können, bevor.. naja du weißt schon." Damien nickte.

„Gut, ich bin gleich wieder da." Er drückte mich aus der Küche wieder auf den Flur, in Richtung Kellertür neben der wirklich eine Tür war, die ich vorher nicht bemerkt hatte.

Die Tür ließ sich öffnen und Damien stieß mich hinein. Wieder war es kalt. Wieder war es dunkel. Ich brauchte ein paar Schritte um mich zu fangen und nicht in das Gerümpel von Eimern, Besen und sonstigen Putzmitteln zu fallen.

Er griff nach meinen Handgelenken, drehte mich um und drückte meine Arme auf meinen Rücken.

„Nein, nicht! Nicht schon wieder, bitte! Mir ist kalt. Hier ist es klar und ich hab einen Hauch von nichts an. Habt ihr einen Pullover? Eine Hose? Bitte, Damien." Er verharrte kurz in seiner Haltung und ließ meine Arme wieder los, sodass sie nicht mehr auf meinen Rücken gedrückt wurden.

Ohne etwas zu sagen zog er mich wieder aus dem Raum, durch den Flur und die Treppen hinauf. Angekommen in einem kleinen Zimmer, schaltete er das Licht an. Es musste sein Zimmer sein. Oder zumindest der Raum in dem er zurzeit wohnte.

Ein kleines Bett stand vor einem verdunkelten Fenster und ein Kleiderschrank befand sich an der Wand daneben. Außerdem zählte noch ein Schreibtisch und ein abgewetzter Sessel zu der Einrichtung.

Er ließ mich los und öffnete schweigend die Schranktüren um mir kurz darauf einen Pullover und eine Jogginghose zuzuwerfen. Glücklicherweise schienen die Klamotten etwas zu groß zu sein, sodass ich mit meinem Babybauch trotzdem reinpasste.

„Umziehen." Er deutete auf die Klamotten in meinen Händen. „Jetzt."

„Hier? Vor dir?" Er nickte mit einem selbstgefälligen Grinsen.

„Nein."

Sein Grinsen verschwand und er packte mich bei meinen Schultern.

„Da gibt es nichts an deinem Körper was ich nicht schon gesehen habe, Liebling. Zumindest nichts was ich mir nicht nackt vorgestellt habe." Eine Gänsehaut breitete sich bei seinen Worten auf meinem Körper auf. Ich ekelte mich vor ihm. Er war doch total krank.

Als ich mich immer noch nicht rührte, zog er die Klamotten aus meinen Händen, die ich nur mit Widerstand hergab.

„Entweder du ziehst dich jetzt selber aus oder ich helfe dir dabei. Auch wenn du es nicht willst. Im Laufe der Zeit wirst du schon merken, dass es nichts bringt mir nicht zu gehorchen." Ich schluckte. In Unterwäsche vor ihm zu stehen war zwar ein unangenehmer Gedanke aber besser als zu erfrieren.

„Na gut" murmelte ich und fasste an den Stoff des Nachthemds. Langsam zog ich es über meinen Kopf und ließ es zu Boden fallen. Als ich wieder aufschaute, lag Damien's Blick auf meinen Brüsten und auf dem Babybauch.

„Du bist so sexy mit unseren Babys in dir." Mit einem Grinsen im Gesicht kam er auf mich zu und fasste an meinen nackten Bauch. Ich presste die Augen zusammen und versuchte ruhig zu atmen. Mich jetzt zu wehren würde wohl nicht gut für mich ausgehen.

Seine Hand fuhr hoch zu meinen Brüsten und ich sog Selbstbeherrschung Luft ein.

Bloß nicht anfangen zu weinen, Emilia sagte ich mir immer wieder.

Lass es über dich ergehen und stell dir vor es wären Shawn's Hände, Shawn's Stimme, seine Liebe.

„Zieh dich jetzt um." Als seine Hände nicht mehr meinen steifen Körper begrapschten, griff ich schnell nach den Klamotten auf dem Bett neben uns. Während ich in die warmen Klamotten stieg, lag sein Blick ununterbrochen auf mir. Ich ekelte mich vor ihm. Er war besessen von mir. Das war er vermutlich auch schon als er damals ins Gefängnis gewandert war. Aber steckte er zusammen mit dieser Williams hinter XXX? Er war kein Linkshänder.

Nachdem ich mich umgezogen hatte, hatte mich Damien wieder in der Abstellkammer gefesselt und eingeschlossen. Glücklicherweise befand sich dieses Mal wenigstens eine dünne Schaumstoffmatratze auf dem Boden. Schluchzend lag ich auf der dünnen Matratze und dachte an Shawn. An meine Familie. An meine Freunde. An einen schöneren Ort und an Shawn und unser jetzt fertiges neues zu Hause.

Mit Tränen in den Augen schlief ich ein.

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