[2] Kapitel 23
„Zwillinge" murmelte Shawn immer wieder und streichelte über meinen Bauch. Der Termin bei Doktor Winter war bereits eine Woche her, aber wirklich angekommen war die Information von unseren Zwillingen noch nicht. Gleich zwei Kinder auf einmal?
Sobald wir davon erfahren hatten, war Shawn fast in Ohnmacht gefallen. Eine Arzthelferin musste ihm sogar einen Stuhl und ein Glas Wasser bringen um wieder Farbe in sein blasses Gesicht zu kriegen. Selbst ich wusste nicht, ob ich mich freuen oder teuflische Angst bekommen sollte. Dafür das wir eigentlich nicht geplant hatten Eltern zu werden, bekamen wir jetzt auch noch gleich zwei Kinder auf einmal. Überfordert war etwas gelinde ausgedrückt.
„Ja, Zwillinge." Ich legte meine Hand auf seine und kuschelte meinen Kopf an seine Brust. Wir hatten zusammen Abendessen gegessen und uns danach ins Bett gelegt. Morgen an Heilig Abend würde ein anstrengender Tag werden also konnte viel Schlaf nicht schaden.
An Schlaf konnte ich jedoch überhaupt nicht denken. Meine Gedanken kreisten ununterbrochen um den morgigen Tag. Shawn und ich hatten uns dazu entschlossen die Bombe platzen zu lassen. Wir hatten abgemacht, dass sobald alle ihre Geschenke ausgepackt hatten, dass Shawn und seine Familie zu mir nach Hause fuhren und wir dann allen gleichzeitig die Nachricht übermittelten. Dazu hatten wir das Ultraschallbild von unseren Zwillingen kopieren lassen und jeweils in kleine Geschenke verpackt. Mein Herzschlag verdoppelte sich immer wieder wenn ich an den Moment morgen dachte. Etwas beruhigen konnte mich aber die Tatsache, dass Mum und Dad sich wieder mit Shawn verstanden und umgekehrt genauso.
Vor zwei Tagen waren wir mit meinen und Shawn's Eltern Essen gegangen. Kennengelernt hatten sich unsere Eltern aber schon damals als Shawn's Eltern bei uns im Restaurant essen waren. Damals verstanden sich schon alle gut. Trotzdem war ich froh, dass alles beim erneuten Zusammentreffen geklappt hat. Es war als würden die vier Jahre dazwischen gar nicht existiert haben.
„Ich hoffe morgen geht alles gut." Shawn nickte. „Na klar, geht alles gut. Mach dir keine Gedanken. Es ist für sie bestimmt genauso überraschend wie es erst für uns war, aber dann werden sie sich für uns freuen." Ich nickte an seiner Brust.
„Nicht mal Ally weiß etwas davon. Ich hab ein bisschen Angst, dass sie sauer auf mich sein wird weil ich es ihr nicht schon vorher anvertraut habe." Shawn streichelte sanft über meine Haare.
„So weit ich Ally kenne, wird sie deswegen nicht sauer sein. Vielleicht erstmal etwas enttäuscht, aber wenn du ihr sagst warum wir es noch für uns behalten haben, wird sie es verstehen." Schweigend stimmte ich ihm zu. Als wir beide eine Weile nichts gesagt hatten, schloss ich meine Augen und Shawn schaltete die Nachttischlampe aus, sodass nur noch die Lichter aus Torontos Innenstadt zu uns hinauf leuchteten.
Gähnend genoss ich die Ruhe und das Geräusch von Shawn's schlagendem Herzen.
„Ich hoffe es wird ein Mädchen und ein Junge." Überrascht öffnete ich wieder meine Augen. „Darüber hab ich mir noch gar keine Gedanken gemacht."
Shawn kicherte leise.
„Wenn wir einen Jungen und ein Mädchen bekommen, hat unser Mädchen hoffentlich deine wundervolle Art wie du mit den Menschen in deinem Umfeld umgehen kannst und unserem Jungen bringe ich dann bei wie man Gitarre und Klavier spielt. Natürlich nur wenn er das will. Ich könnte ihm auch Eishockey oder Fußball beibringen. Unserem Mädchen würde ich das natürlich auch alles zeigen." Ich zog schmunzelnd die Mundwinkel hoch.
„Ich kann's kaum erwarten dich mit unseren Kindern spielen zu sehen." Er nickte sodass ich die Bewegung sogar an seiner Brust spürte.
„Ich werde hoffentlich ein guter Vater werden."
„Der beste den es jemals gab. Darüber mache ich mir überhaupt keine Gedanken! Du bist der liebevollste Mensch den ich kenne." Er summte geschmeichelt und drückte mir einen Kuss auf den Kopf.
„Ich mache mir trotzdem Sorgen, Shawn." Verwirrt richtete er sich etwas auf.
„Wieso dass denn?"
Ich seufzte und schaute an die Decke.
„Wie können wir für die Sicherheit unserer Kinder sorgen, wenn XXX da draußen immer noch Frei herum läuft? Laut Detective McMurray haben die Drohungen wieder angefangen und dieses Mal viel schlimmer. Es handelt sich um Morddrohungen! An uns beide. Ich kriege die Bilder immer noch nicht aus dem Kopf von dem Abend der Gala. Dieses verrückte Mädchen geistert in meinen Träumen umher und macht mir Angst. Ich traue mich nicht mal ohne Paul oder Jake einkaufen zu gehen. Wie sollen wir in Sicherheit leben, wenn wir anständig auf uns aufpassen müssen?"
Shawn holte tief Luft. Er schien zu überlegen was er sagen sollte.
„Ich weiß. Ich habe genauso Angst um dich, um mich und um unsere Kinder. Aber wir können nicht so leben, als müssten wir uns verstecken. Wir haben das beste Team von Bodyguards und einer der besten Detectives der sich um den Fall kümmert. Uns wird nichts passieren und wenn sind Paul und Jake immer für uns da." Ich nickte und kuschelte meinen Kopf wieder auf seine Brust.
„Ich hoffe du hast recht." Er kicherte leise.
„Natürlich habe ich recht. Ich habe immer recht." Die Ironie in seinen Worten brachte mich zum lachen.
„Du Spinner." Immer noch kichernd küsste er meinen Kopf und richtete sein Kopfkissen zurecht.
„Gute Nacht, Liebling. Ich liebe dich über alles! Mach dir keine Sorgen, es wird alles gut." Ich schloss wieder meine Augen und legte meine Hand unter mein Gesicht.
„Ich dich auch und wenn du das sagst, dann wird das schon stimmen. Du hast ja immer recht."
***
„Na los! Mach schon auf!" Aufgeregt hopste Charlotte auf Ellas Schoß herum und schielte auf das kleine Päckchen in meinen Händen. Der kleine Riccardo schlief, wie immer, auf Lorenzos Arm der mich sowie Ally, Benny und Mum und Dad anschaute. Alle Geschenke waren bereits verteilt und ausgepackt nur ich hatte noch eins von Lottie bekommen.
Schnell löste ich das Trullerband und öffnete die Schachtel. Ich zog ein zusammengerolltes Papier heraus was ich dann auseinander rollte. Schmunzelnd betrachtete ich das gemalte Bild. Charlotte sprang auf und ließ sich auf meinem Schoß nieder um mir das Bild zu erklären.
„Das hier bist du." Sie zeigte auf eine Figur mit bunten Klamotten und schwarzen Haaren. Das ich mittlerweile blond war, war wohl noch nicht ganz angekommen.
„Und das hier ist Shawn." Nun deutete sie auf eine Figur direkt neben mir, die meine Hand hielt. Über unseren Köpfen prangte ein großes Pinkes Herz.
Gerührt betrachtete ich nochmal das Bild und nahm sie dann in den Arm.
„Das ist wirklich ein sehr hübsches Bild, du süße. Vielen Dank." Sie gab mir einen Kuss auf die Wange und in dem Moment klingelte es an der Haustür.
„Ich gehe schon." Mum stand schnell auf und lief aus dem Wohnzimmer heraus wo wir alle auf dem großen Sofa saßen, umgeben von ausgepackten Geschenken und zerknülltem Geschenkpapier.
Alle lauschten gespannt wer das vor der Tür war im Gegensatz zu mir. Ich wusste, dass es Shawn und seine Familie war.
„Oh, guten Abend ihr Lieben. Kommt doch rein." Die Haustür fiel ins Schloss und Alle schauten in Richtung Türrahmen, durch den Shawn gelaufen kam.
„Hallo Shawn!" rief Charlotte und umarmte ihn. Dabei kam sie gerade mal an seine Beine was irgendwie süß aussah. Sie war nicht mal so groß wie Shawn's Beine lang.
„Hey, was macht ihr denn hier? Schön euch zu sehen." Dad begrüßte Shawn ebenfalls sowie Karen, Manny und Aaliyah.
„Das wissen wir auch nicht. Shawn meinte, dass wir einen kleinen Überraschungsausflug machen und dann standen wir plötzlich vor eurer Haustür." Alle schauten nun zu Shawn, der sich neben mich aufs Sofa gesetzt hatte.
Damit Shawn's Eltern und Aaliyah auch sitzen konnten, schob Mum drei Stühle vom Esstisch zum Sofa. Immer hin saßen schon 8 Familienmitglieder von mir darauf.
Gespannt und auffordernd bohrten uns alle Blicke. „Na los, dann mal raus mir eurem Geheimnis. Ihr macht es ja echt spannend." Ally verdrehte die Augen und lehnte sich an Benny's Arm.
Ich blickte zu Shawn, der mich anlächelte und aufstand. Mit einer großen Tüte, die er aus dem Flur geholt hatte, setzte er sich wieder neben mich, gegenüber von unseren Familien.
„Wir haben für jeden von euch ein kleines Geschenk."
Die Spannung, die im Raum lag, schien sich zu lösen als sie die verpackten Schachteln entdeckten. Der Gedanke, dass sie denken könnten, dass wir Ihnen verkünden würden, dass wir heiraten wollten, schwirrte mir plötzlich durch den Kopf. Mum hatte so auffällig auf meine Hand geschaut. Aber wäre es eine schlechte Nachricht wenn es so wäre? Gut, Shawn und ich waren noch nicht lange wieder zusammen, aber es stand wohl fest, dass wir uns mehr als alles andere liebten. Dass wussten alle in diesem Raum.
Ich schob den Gedanken beiseite und konzentrierte mich auf die Gesichter und Reaktionen die wir gleich zu sehen bekommen würden. Als alle, auch Lottie, ein Päcken in der Hand hielten, packte Shawn die Tüte hinter uns auf den Boden und gab das Signal, dass alle das Papier lösen dürften.
Lautes und wildes rumgereiße ging los und dann, als die ersten das schwarz weiß Foto von unseren Zwillingen in den Händen hielten, wurde es totenstill. Ally hielt die Hand vor ihren Mund, Benny drehte und wendete das Ultraschallbild in alle Richtungen als würde er das Bildbauf dem kleinen Foto nicht erkennen, Mum riss die Augen auf und Dad setzte schnell seine Lesebrille auf. Auch Manny und Karen starrten erst auf das Bild und dann zu uns.
„Warum schenkt ihr uns ein schwarzes Foto?" Lottie blickte uns traurig und enttäuscht an.
Bevor ich antworten konnte, ergriff Aaliyah das Wort.
„S-seid.. also bist du schwanger?" Ihre braunen Augen funkelten im Licht der Lichterkette des Weihnachtsbaums neben uns.
Als sie den Gedanken aller ausgesprochen hatte, starrten uns alle erneut an. Es war ein ständiger Blickwechsel zwischen dem Foto und uns. Shawn legte seinen Arm um meine Schulter und streichelte mit der anderen Hand über meinen Bauch.
„Ja, in sieben Monaten werden wir Eltern von zwei wundervollen Babys sein."
„ZWEI?" Quiekte Ally vergnügt und deutete auf meinen Bauch auf dem Shawn's Hand ruhte.
„Ja, zwei." Karen hielt Ally das Ultraschallbild hin und deutete auf beide Babys. Babys waren es noch nicht, eher zwei Punkte, aber Karen schien sie zu erkennen.
„Das ist ja... schön!!" Mum stand mit Tränen in den Augen auf und umarmte mich. Auch Karen, Manny, Aaliyah, Benni und Ally standen auf und gratulierten uns herzlich.
Nur mein Dad saß noch immer wie versteinert auf dem Sofa und starrte auf das Bild.
„Francesco, jetzt gibt Dir einen Ruck." zischte Mum unauffällig durch ihre zusammengebissenen Zähne und stupste ihm gegen den Oberarm. Blitzschnell stand er auf und schien aus seiner Trance erwacht zu sein.
Auf seinem Gesicht prangte ein großes Lächeln was seine Falten etwas retuschierte. Mir fiel ein Stein vom Herzen als er, als letztes Familienmitglied, die Nachricht ebenfalls gut aufgenommen hatte.
„Komm her meine Kleine." Er zog mich in seine Arme und streichelte über meinen Rücken. Dann zog er überraschend Shawn in seinen Arm. Wir alle waren überrascht aber noch lange nicht so sehr wie Shawn. Er machte erst große Augen und versteifte etwas, erwiderte die Umarmung aber schnell.
„Herzlichen Glückwunsch euch beiden. Ich hoffe ihr wisst was für eine große Verantwortung ihr haben werdet, wenn ihr für zwei Kinder auf einmal sorgen müsst. Was ihr aber immer im Hinterkopf haben müsst, ist, dass wir alle für euch da sein werden! Egal ob es um Babysitten geht, damit ihr etwas Ruhe bekommt oder um einkaufen gehen. Wir helfen euch selbstverständlich gerne."
Dankbar umarmte ich Karen und Manny, der seiner Frau nickend zustimmte.
Den restlichen Abend verbrachten wir damit über die Zukunft zu reden und darüber wie wir das mit unseren Zwillingen machen wollten. Alle boten Hilfe an für unseren Umzug. Sogar Ally und Benny, die selber noch im Umzug steckten. Mir wurde heute Abend mal wieder so richtig klar, was für tolle Familien Shawn und ich hatten. Die Nachricht hätten alle ganz anders aufnehmen können. Man hörte manchmal schon schlimme Geschichten von jungen Müttern, die von zu Hause rausgeschmissen wurden, weil sie laut ihren Eltern noch zu jung waren et cetera.
Wir unterhielten uns noch bis spät in die Nacht, bis Aaliyah langsam die Augen zu fielen und Karen und Manny nach Hause fuhren. Auch Shawn und ich verabschiedeten uns von Mum und Dad und fuhren zu ihm ins Apartment, wo wir todmüde ins Bett fielen.
Nicht mal mehr andere Klamotten zog ich mir an. Ich bekam nur noch mit wie Shawn mir eine gute Nacht wünschte und mich küsste, bis ich im Traumland verschwand.
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