[2] Kapitel 18

Das die Blicke einiger umstehenden Personen durch meine lauter gewordene Stimme auf uns lagen, war mir egal. Auch das mich die hübsche Brünette und der Mann im Anzug anstarrten war mir egal. Ich war sauer. Sehr sauer.

„Ich wusste nicht, dass du heute Abend auch hier bist." Die Farbe in seinem Gesicht hatte sich in Luft aufgelöst und er war plötzlich weiß wie eine Wand. Ihm schien die Situation wohl nicht gerade angenehm zu sein.

„Cathy, bitte entschuldige mich für eine Sekunde. Mister Peterson, ich bin gleich wieder da." Shawn griff mit festen Griff an mein Handgelenk und zog mich in Richtung Toiletten, die durch einen Flur zu erreichen waren. Er zog mich zu einer Wand und ließ mich erst los, als kein Gast mehr in Sichtweite war und wir alleine im Flur standen.

„Hör mir zu." Er beugte sich zu mir runter und kam meinem Ohr so nah, dass ich seinen Atem an meiner Haut spürte. Ich drückte ihn etwas von mir weg und er seufzte.

„Ich bin sehr gespannt was du mir zu erzählen hast." Immer noch auf 180 verschränkte ich die Arme und streckte meinen Oberkörper um größer zu wirken. Er war trotz der hohen Schuhe die ich trug immer noch 15 Zentimeter größer als ich, was mich kleiner und schwächer wirken ließ.

Er fuhr aufgeregt durch seine Haare, wie er es immer tat wenn er nicht wusste wie er etwas sagen oder erklären sollte und lehnte sich dann mit einer Hand an der Wand ab. Die Farbe war wieder in sein Gesicht zurückgekehrt und ließ ihn im schwachen Licht des Flures etwas rötlich angelaufen wirken.

„Es ist nicht so wie es aussieht. Cathy Ist-" 

„Wenn du jetzt sagst, dass du und diese wunderschöne Cathy da draußen zusammen seid und das sie der Grund ist, warum du dich einfach so aus dem Staub gemacht hast, dann..." Ich suchte nach einem bestimmten Wort.

„Dann-"

Er legte seine Hand auf meinen Mund um mich zum Schweigen zu bringen. Überrascht schaute ich zu ihm hoch in seine Augen, die mich amüsiert anfunkelten. Was war so lustig? Ich bekam gleich einen Herzinfarkt vor lauter Aufregung.

Er senkte den Blick und schüttelte lachend mit dem Kopf. Ich summte wütend gegen seine Hand.

„Cathy ist meine Cousine." Er schaute mir wieder in die Augen, ließ seine Hand aber noch auf meinem Mund. Auf seiner Handfläche war jetzt bestimmt ein Abdruck meines Lippenstifts.

„Und ich war die letzten Wochen nicht in Toronto, weil ich vergessen hatte, dass ich mit ihr einen Termin bei meinem Plattenlabel hatte. Wir haben die ganzen letzen Wochen an ihrem ersten Album gearbeitet, weswegen ich keine einzige Minute frei hatte um nach Toronto zu kommen. Heute Abend ist sie mit mir hier damit wir ihr Album promoten und ich ihr ein paar hohe Tiere im Musikbusiness vorstellen kann." Er zog seine Hand von meinem Mund, da er an meinem fassungslosen Blick erahnte, dass ich sprachlos war.

Er lehnte sich schmunzelnd an die Wand und beugte seinen Kopf zu mir herunter. Vor Scham vermied ich es, ihn anzuschauen.

Oh Gott, wie peinlich! Ich hätte vielleicht vorher in Betracht ziehen können, dass sie verwandt waren. Sie sahen sich nämlich auf eine gewisse Weise ähnlich.

Shawn lachte leise und legte zwei Finger unter mein Kinn, damit er mir in die Augen schauen konnte.

„Aber irgendwie ist es süß, dass du so eifersüchtig auf Cathy bist." Ich legte den Kopf schief und schaute mit hochgezogener Augenbraue zu ihm hoch.

„Ich habe gutes Recht darauf! Du hast dich einfach aus dem Staub gemacht! Einen einzigen Zettel hast du dagelassen. Kein einziger Anruf, keine Nachricht. Nichts. Ist es nicht verständlich, dass ich da verrückt werde nach.."

„Unserer Nacht?" Seine Pupillen weiteten sich wieder, so wie an dem Abend. Ich nickte.

„Ich dachte du-" durch weiche, volle Lippen wurde mir das Wort angeschnitten. Er küsste mich sanft und ich konnte nicht anders, als den Kuss zu erwidern. Gott, wie sehr hatte ich seine Lippen auf meinen vermisst.

Er presste seinen Körper gegen meinen, sodass ich an die Wand gestoßen wurde und nicht mal ein Blatt Papier zwischen uns passte.

„Du siehst umwerfend aus in diesem Kleid." murmelte er und presste seine Lippen wieder auf meine. Dann fuhr er mit seinen Lippen meinen Hals entlang und verharrte in meiner Halsbeuge, wo er sanfte feuchte Küsse verteilte. Was tat er nur mit mir? Erst war ich sauer und jetzt war wieder dieses kribbeln und knistern in meinem Bauch.

Gerade als er mich hoch heben wollte und ich mit meinen Beinen seine Taille umschlingen konnte, hörten wir Schritte auf dem Boden und lösten uns sofort voneinander.

„Scheiße! Keiner darf uns sehen." Ängstlich richtete ich meine Haare und zupfte mein Kleid zurecht.

„Was? Wieso?" Shawn wich verwirrt zurück und beobachtete mich wie ich mich wild wieder in den Normalzustand brachte.

„Meine Agentur schmeißt mich raus, wenn die das zwischen uns erfahren." Shawn riss fassungslos die Augen auf und verschwand innerhalb weniger Sekunden in der Herrentoilette bevor uns die Person zusammen sah. Ich war froh, dass er sofort reagiert hatte.

Auch ich verschwand in der Damentoilette daneben und lief mit klackernden Schuhen zum großen Spiegel. Als die Tür der Damentoilette aufging und die Person sich ebenfalls auf den Spiegel zu bewegte, war ich darin vertieft meinen Lippenstift nachzuziehen. Zum Glück wurden Shawn und ich nicht auf frischer Tat ertappt. Wenn das öffentlich geworden wäre, hätte mich Misses May, meine Chefin, sofort aus der Agentur geschmissen.

Ich wusste selber das es nicht so weiter gehen konnte mit den ganzen Vorschriften, aber ohne die Agentur kam ich nicht an Jobs ran. Außerdem würde ich Lea und Paul verlieren, die auch bei der Agentur arbeiteten und mir damals, als ich neu war, zugeteilt wurden.

Seufzend presste ich meine Lippen aufeinander und verteilte die dunkelrote Farbe gleichmäßig. Dann ließ ich den Lippenstift wieder in meiner Tasche verschwinden und schaute durch den Spiegel zu der Person neben mir.

Als ich das Mädchen in meinem Alter anschaute, warf sie ihre roten langen Haare über die Schulter und lächelte mich an.

„Hey Emilia" sagte sie wobei sich ihr Blick schlagartig verfinsterte. In meinem Kopf ratterte es. Ich hatte dieses Gesicht schon mal gesehen. Und vor allem diese langen roten Haare kamen mir bekannt vor. Als sie sich zu mir drehte und einen Schritt näher kam, wich ich zurück.

„Kennen wir uns?" fragte ich verwirrt und überlegte weiter woher ich sie kannte.

„Oh ja. Es ist zwar schon lange her, aber ja, wir kennen uns. Wobei ich sagen würde, dass ich dich um weites besser kenne als du mich."

Als ich gegen eine Wand stieß und mir das Mädchen immer näher kam, schoss mir eine Erinnerung in den Kopf.

„Die Party" murmelte ich und starrte fassungslos in ihre blauen Augen. Sie fing an ein breites, böses Lächeln zu lächeln und stemmte ihre beiden Hände neben meinem Kopf gegen die kalten Mamorfliesen der Wand an der ich lehnte. Damit versperrte sie mir jeden Ausweg.

„Vier Jahre ist es her." Ich sog scharf die Luft ein. Sie war das Mädchen auf der Verbindungsparty was mir etwas in den Becher gemischt hatte. Sie konnte es nur gewesen sein. War sie XXX?

Bevor ich reagieren konnte, erwischte mich plötzlich eine flache Hand auf meiner Wange. Ein schallendes klatschen ertönte und meine Hand schellte zur brennenden Haut in meinem Gesicht. Fassungslos starrte ich sie an.

„XXX." flüsterte ich. Ihr fieses Lächeln wurde noch breiter.

„Da du jetzt weißt wer ich bin, brauche ich mich ja nicht mehr vorstellen." Ich sah wie sie ihre linke Hand erneut hob und ausholte.

Linke Hand. Sie war ohne jeden Zweifel XXX.

Ein harter Schlag traf mich auf dem Auge, was mich einen Moment Sterne sehen ließ. Dann drückte sie mit ihrer Hand meinen Hals fest gegen die Wand hinter mir. Als ich das Gefühl hatte als würde sie meine Luftröhre zerquetschen und ich nach Luft röchelte, ließ sie mich los.

Sie wich lachend einen Schritt zurück, weswegen ich mich sofort an einen kleinen Tisch klammerte, auf dem frische Handtücher für die Hände gestapelt waren. Mein Auge pochte höllisch und mir fiel es schwer Luft zu kriegen.

„W-Warum?" war das einzige was ich rausbrachte. Ich konnte es nicht glauben, dass ich wirklich XXX gegenüber stand. Die Psychopathin, die mich ein ganzes Jahr lang terrorisiert hatte und daran schuld war, dass Shawn und ich nach dem Konzert getrennte Wege gingen.

Sie stemmte lachend die Hände in ihre Taille und schaute mich schief an. „Meinst du die Frage ernst?" Ich nickte und stolperte unbeholfen gegen eine Topfblume, als ich nach hinten auswich. Der Pflanzenkübel kippte um und landete auf den weißen Mamorfliesen.

„Weil du Shawn zu nah gekommen bist. Er ist mein. Meins ganz allein. Kein Mädchen verdient es an seiner Seite zu sein. Nur ich. Wir sind für einander geschaffen." Ohne über die Folgen nach zu denken fing ich an zu lachen. Das konnte doch wirklich nicht ihr Ernst sein.

Innerhalb weniger Sekunden war sie bei mir und packte mich an meinen Haaren.
Meine Kopfhaut brannte als sie mich in die Mitte der großen Damentoilette zog. Ich krallte meine lackierten Fingernägel in die Haut ihrer Hand mit der sie meine Haare festhielt. Sie schnaufte wütend auf und schubste mich auf den Boden. Durch die hohen Schuhe verlor ich mein Gleichgewicht und landete auf den harten Mamorfliesen.

„Du bist wirklich das dümmste Mädchen, das ich jemals gesehen habe. Erst lässt du ihn nach all meinen Nachrichten nicht in Ruhe wodurch ich dir erst richtig zeigen musste wozu ich fähig bin und jetzt..." Sie fuhr sich außer Atem, durch ihre glatten Haare.

„Jetzt nach vier Jahren fängst du das Spiel erneut an. Du bist so ein hoffnungsloser Fall, Emilia Valente." Sie lachte höhnisch und sah mir dabei zu, wie ich etwas wackelig vom Boden aufstand.

Ich lief, in einem Moment wo sie ihre Nägel betrachtete, schnell zu den Waschbecken, wo meine Handtasche und ein edler Kerzenständer zur Dekoration stand. Ich bekam ihn gerade noch zu fassen, bevor XXX gegen mich sprang und mir den Kerzenständer aus der Hand reißen wollte.

„Lass los!" schrie ich sie an und schubste sie weg von mir. Ich holte weit aus und schlug ihr mit einer Kante gegen den Kopf. Ich hatte noch nie jemanden geschlagen außer die Einbrecherin damals in Shawn's Villa. Wieso passierten mir immer solche schlimmen Dinge mit verrückten Frauen, die alle darauf aus waren mich KO zu schlagen oder mich zu töten?

Sie schrie schmerzerfüllt auf und war für eine Sekunde abgelenkt, die ich nutze um zur Tür zu rennen. Ich bekam den goldenen Türgriff zu fassen, jedoch griff jemand in diesem Moment an meinen Hinterkopf und schlug meine Stirn gegen die dicke Holztür.

Vor meinen Augen wurde es für einen kurzen Moment schwarz und ich taumelte im Griff der Psychopathin zurück. Sie verstärkte den Griff in meinem Nacken und zog mich zu sich.

„Ganz großer Fehler." flüsterte sie in mein Ohr und schubste mich gegen eine der Kabinentüren, die aufging und ich auf den Boden gegen eine Toilette knallte. Lachend zog sie mich an meinem Schuh wieder zurück in die Mitte des Raumes und stellte sich über mich. Lächelnd beugte sie sich zu mir runter.

Mit schmerzerfülltem Gesichtsausdruck und Angstschweiß auf der Stirn schaute ich zu ihr hoch.

„Dachtest wohl, der Abend würde anders ausgehen. Vielleicht wieder mit Shawn im Bett. Du kleine Schlampe. Dafür musst du übrigens noch bestraft werden." Sie holte mit ihrem Bein weit aus und trat gegen meinen Brustkorb. Ich schnappte nach Luft und rollte mich auf den Bauch um meine Rippen und meinen Magen zu schützen. Sie holte erneut aus und trat gegen meine Taille, sowie gegen meine Beine.

Als ich mich auf dem Boden keuchend und jammernd zusammen rollte, stöhnte sie laut. Sie zog mich an meinen Armen auf die Beine und schlug mir mit der Faust ins Gesicht. Ich schrie laut auf und spürte, wie warme Flüssigkeit über meinen Mund lief. Der Geschmack von Eisen lag auf meiner Zunge und mein Magen zog sich zusammen. Ich war kurz davor mich zu übergeben als sie mich an den Haaren zu sich zog.

„Kommst du Shawn noch einmal zu nah, mache ich dich kalt. Das hier ist nur ein kleiner süßer Vorgeschmack. Merk dir meine Worte, Emilia. Merk sie Dir."

Das waren ihre letzten Worte, bevor sie mich mit dem Kopf gehen eines der Waschbecken schleuderte und alles schwarz vor meinen Augen wurde.

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