97. Kapitel
Nachdem Harry Potter mit seinen Erlebnissen vom letzten Jahr öffentlich gegangen war, änderte sich so einiges. Harry hatte mit einer Reporterin gesprochen, die einen Bericht darüber geschrieben hatte, was er letztes Jahr auf dem Friedhof erlebt hatte. Es war ein ziemlich ausführlicher Bericht mit Namen, genauen Angaben, was passiert war und bald schon wusste es jeder in der Schule, nachdem Umbridge die Zeitung, in der er veröffentlicht worden war auch noch verbot.
Dann versuchte Umbridge auch noch Trelawney, die Professorin für Wahrsagerei aus der Schule zu werfen, aber Dumbledore hat es verhindert und stattdessen einen Zentauren eingestellt, was Umbridge natürlich immens ärgerte – ein Halbblüter als Professor.
Zum Glück gab es noch die DA-Treffen. Tia war nicht sonderlich gut in ihnen und teilweise sogar noch schlechter, als Neville Longbottom, aber in einer einzigen Stunde war sie die beste.
„Ihr müsst an eure glücklichste Erinnerung denken", wies Harry sie an, als alle sich bereit machten, den Patronus-Zauber zu wirken, „Und denkt daran – so etwas lernt man nicht so schnell. Professor Lupin hat mich tagelang unterrichtet, bevor ich auch nur einen Ansatz des Zaubers geschafft habe."
„Expecto Patronum", sagte Tia als erste und plötzlich schoss aus ihrem Zauberstab etwas Leuchtendes hervor. Überrascht wich sie zurück und auch einige andere im Raum waren offensichtlich überrascht, dass eine der schlechtesten Schülerinnen der Vereinigung als erste in der Lage war, diesen Zauber zu wirken.
„Hey, das ist gar nicht so schwer gewesen", bemerkte sie glücklich.
„Ist das ein gestaltlicher Patronus?", fragte auch Hermine ehrfürchtig, „Wie... wie hast du –"
„Keine Ahnung", gestand Tia lächelnd, „Ich habe eigentlich nicht einmal an eine glückliche Erinnerung gedacht – es ist einfach passiert."
„Ein Rabe", bemerkte George und legte einen Arm um ihre Schulter, als auch er mit seinem Blick dem Patronus folgte, „Nicht schlecht."
„Normalerweise braucht es länger, bis... egal", Harry war ebenfalls überrascht, aber er fasste sich wieder, „Sehr gut gemacht, Tia. Jetzt ihr – versucht es doch auch einmal!"
Überall im Raum sprachen die Schüler den Zauber, aber bei niemanden funktionierte es auch nur annähernd. Sie verteilten sich im Raum, während Tia ihrem Patronus dabei zusah, wie er durch die Luft flog. Der Rabe war nicht schwarz, sondern schien aus Licht zu bestehen und er strahlte eine angenehme Wärme aus, die Tia an zu Hause erinnerte.
„Wie hast du es gemacht?", fragte Harry, als er eine Runde durch den Raum gedreht hatte und anderen geholfen hatte, den Zauber zu wirken.
„Traust du mir etwa nicht zu, dass ich gut in etwas bin?", neckte Tia ihn grinsend und Harry wurde rot.
„Nein, so habe ich das nicht gemeint", widersprach er ihr schnell, „Es ist nur... ich...", er zögerte und wusste nicht genau, wie er seine Frage formulieren sollte, „Ich habe so lange gebraucht, weil mir keine Erinnerung eingefallen ist, die stark genug gewesen ist, um einen Patronus zu wirken. Erst, als das Leben von Schnuffel auf dem Spiel stand, habe ich es wirklich geschafft... Und du... ich habe das mit deiner Familie gehört und vielleicht sind sie ja nicht tot, wie meine Eltern, aber..."
„–aber ich bin auch nicht in einer perfekten Familie aufgewachsen", beendete Tia den Satz für ihn und nickte verständnisvoll.
„Deine Mom hat dich zurückgelassen... du musst jeden Tag damit leben, dass Leute dich... dich schlimme Dinge nennen und trotzdem schaffst du es auf Anhieb einen gestaltlichen Patronus zu schaffen?"
„Ich weiß auch nicht", gestand Tia, „Ich finde nur, man sollte sich nicht nur auf die schlimmen Dinge im Leben konzentrieren, oder? Kann schon sein, dass ich Remus erst seit zwei Jahren kenne, aber in dieser Zeit ist er wahrscheinlich der beste Vater gewesen, den man sich wünschen kann. Kann schon sein, dass meine Mom mich nicht wollte, aber dafür bin ich bei meiner abuelita aufgewachsen, die immer für mich da ist, egal, was passiert ist. Kann schon sein, dass Leute michSchlammblutnennen, aber ich weiß, dass die Leute, auf die es ankommt das nicht tun. Warum sollte ich nur die finsteren Seiten meines Lebens sehen, wenn mir die guten Erinnerungen so viel besser gefallen?"
„Ich weiß nicht, ob ich das auch könnte", gestand Harry.
„Dann solltest du es versuchen", schlug Tia fröhlich vor, „Ich glaube, es schadet nicht, positiv durchs Leben zu gehen."
Harry machte noch eine Runde und half einzelnen Schülern dabei und mit der Zeit gelang es immer mehr, zuerst leuchtende Fäden aus ihrem Zauberstab zu wirken und dann auch gestaltliche Patronen.
Plötzlich roch Tia etwas, das nicht hierher gehörte und sie sah sich um und erblickte die Quelle schon bald. Es war eine Hauselfe, die direkt auf Harry zuging. Tia hatte nicht viel mit den Hauselfen zu tun, außer sie holte sich aus der Küche einen Kakao, aber diese Hauselfe schien Harry besser zu kennen.
Sie zupfte an seinem Umhang und Harry sah zu ihr hinunter.
„Hi, Dobby", begrüßte er die Hauselfe, also kannte auch er sie, „Was machst du – stimmt was nicht?"
Tatsächlich sah die Hauselfe namens Dobby ziemlich aufgelöst aus – beinahe schon ängstlich.
„Harry Potter, Sir...", sprach Dobby zitternd, "Harry Potter, Sir... Dobby ist gekommen, um Sie zu warnen... aber die Hauselfen wurden ermahnte nichts zu verraten..."
Plötzlich versuchte die Hauselfe sich selbst zu bestrafen, indem sie Kopf voraus gegen eine Wand rennen, wollte, nachdem Dobby eine ungewöhnliche Menge an gestrickten Hüten trug, wurde er einfach zurückgefedert.
„Was ist passiert, Dobby?", fragte Harry ihn und packte den Hauselfen, bevor er sich noch wirklich verletzte.
„Harry Potter... sie... sie..."
Dobby begann sich auf die Nase zu schlagen, aber Harry packte ihn.
„Wer ist „sie", Dobby?", fragte er weiter, aber er beantwortete die Frage selbst, „Umbridge?"
Dobby nickte und versuchte sich wieder selbst zu verletzten, aber Harry hielt ihn zurück.
„Was ist mit ihr, Dobby – sie hat doch nicht herausgefunden – dass wir – die DA? Ist sie auf dem Weg hierher?"
Dobby heulte auf und stampfte auf dem Boden auf. „Ja, Harry Potter, ja!"
Harry sah auf zu seinen Mitschülern. „WORAUF WARTET IHR NOCH!", brüllte er, „LAUFT!"
Tia sprintete hinaus und horchte sich um, ob jemand kam. Ihr Herz raste und sie konnte sich nicht erinnern, ob sie schon jemand so aufgeregt gewesen war. Das Adrenalin in ihrem Blut schien ihre Sinne noch mehr zu verstärken und sie hörte und roch noch mehr, als sonst und jede Bewegung ließ sie zusammenzucken.
Sie wusste vor Panik gar nicht, wohin sie laufen sollte – George, Fred, Katie oder Leanne hatte sie irgendwo im Chaos verloren und sie wusste, sie musste sich einfach nur irgendwo verstecken, bis es nicht mehr so auffällig war, dass sie eventuell Teil dieser DA-Gruppe gewesen war, nach der Umbridge jetzt bestimmt fahndete.
Plötzlich hörte sie etwas – jemand anderer rannte in ihre Richtung und zuerst wollte sie umdrehen und wegrennen, aber dann roch sie, dass es Harry war.
Aber er war nicht allein – hinter ihm schienen noch andere zu kommen, deren Gerüche Tia nicht aus den DA-Treffen kannte, also waren es wohl Verfolger.
„Harry! Pass auf!", rief sie ihm zu, aber es war zu spät. Harry schrie auf, als ein Zauber ihn erwischte und Tia sah dabei zu, wie er auf den Boden fiel, zwei Meter weiterschlitterte, bevor er liegeblieb – er war nicht bewusstlos, sondern seine Beine schienen zusammengebunden zu sein.
Hinter ihm kamen auch schon seine Angreifer, die lachend ihren Triumph feierten, aber Tia rannte zu Harry und half ihm mit erstaunlichen Kräften auf die Beine.
„Was machst du da? Lauf!", zischte Harry ihr zu, aber Tia schüttelte wild den Kopf.
„Ich lass dich nicht zurück", versprach sie, aber es war schon zu spät.
Ein weiterer Zauber flog auf sie zu – offenbar mit Tia als Ziel, aber obwohl sie auch noch Harry mit sich zog, war sie schnell genug, um auszuweichen.
„Hey!", rief sie empört. Es brauchte schon mehr als einen einfachen Zauber, um sie auszuschalten. Vielleicht war sie ja nicht gut im Duellieren, aber sie war schnell.
„Seht Mal – Potter braucht Hilfe von einem Mädchen", spottete ein Junge, den Tia schon kannte – es war Malfoy, der ihr schon öfter Ärger bereitet hatte, „Gefällt er dir, Potter? Stolperfluch."
„Ihr jämmerlichen, kleinen –", wollte Tia fluchen, aber Malfoy interessierte das nicht.
„Hey, Professor – PROFESSOR! Ich hab zwei!"
Schneller, als man es ihr zutraute kam Umbridge auch schon auf sie zu und jetzt gab es keinen Ausweg mehr für Tia.
„Da haben wir ja welche!", rief sie triumphierend, als sie Tia und Harry erblickte, „Vortrefflich, Draco, vortrefflich, oh, sehr gut – fünfzig Punkte für Slytherin! Überlassen Sie ihn jetzt mir..."
Tia und Harry blickten Umbridge hasserfüllt an und Tia überlegte, ob sie es wert war, sie jetzt anzugreifen und dafür von der Schule zu fliegen, aber sie entschied sich dagegen.
Umbridge packte sie beide an den Armen und zerrten sie regelrecht mit sich mit.
„Sie laufen los und schauen, ob Sie noch mehr von denen den Weg abschneiden können, Draco!", befahl Umbridge ihm, „Sagen Sie den andern, dass sie in der Bibliothek nachsehen sollen – vielleicht ist jemand außer Atme – und dass sie die Toiletten kontrollieren, Miss Parkinson kann es bei den Mädchen erledigen – nun marsch – und Sie beide", sie wandte sie wieder an Harry und Tia, „Sie kommen mit mir ins Büro des Schulleiters."
„Ich verstehe das nicht – da will man einmal einem Mitschüler helfen und dann wird man schon zum Schulleiter geschleppt", Tia hatte beschlossen, sich dumm zu stellen – Umbridge würde ihr sowieso niemals Intelligenz zutrauen, „Ich verstehe das alles nicht."
„Das werden wir schon noch sehen", zischte Umbridge.
Harry sagte auf dem Weg in Dumbledores Büro nichts, sondern schien in Gedanken versunken. Umbridge zerrte sie die Treppen hoch in das Büro, aber Dumbledore war dort nicht allein.
Professor McGonagall war ebenfalls da und ein Mann, den Tia bisher nur aus der Zeitung kannte – Cornelius Fudge, der Zaubereiminister, sowie drei Auroren – zwei von ihnen kannte Tia.
Konstantin Gregorovich ließ sich überhaupt nicht anmerken, dass er Harry und Tia kannte und auch Kingsley bemühte sich, neutral auszusehen, auch wenn sein Blick einen Moment zu Dumbledore huschte, als würde er Anweisungen erwarten, wie er vorgehen sollte.
Etwas außerhalb des Geschehens erkannte Tia auch noch Percy Weasley, den sie nicht persönlich kennengelernt hatte, nachdem er die Weasleys verlassen hatte, bevor sie alle beim Orden kennengelernt hatte, aber sie kannte ihn noch aus ihrer Schulzeit, als sie ihm immer wieder während ihrer Vollmondnächte aus dem Weg gegangen war. Fred und George hatte auch nur wenige nette Worte für ihn übrig, aber sie war sich sicher, dass in Percy doch noch ein Funken Hoffnung steckte und irgendwann würden die Zwillinge und er über einen Witz lachen, den er erstaunlicherweise laut ausgesprochen hat.
„Schön", freute sich Fudge und Tia war er absolut unsympathisch – und das bedeutete etwas, wenn Tia so dachte, „Schön, schön, schön..."
„Sie waren auf dem Weg zurück in den Gryffindorturm", verriet Umbridge sie mit perverser Genugtuung, immerhin suchte sie wohl schon lange einen Grund, warum sie Harry und Tia von der Schule werfen konnte, „Der Junge Malfoy hat sie gekriegt."
„Ich wollte Harry nur helfen", verteidigte sich Tia und sie versuchte, ängstlich zu klingen, „Ich verstehe das alles nicht."
„Leise, Fuego!", fuhr Umbridge sie an.
„Ach, hat er das?", bemerkte Fudge anerkennend, „Das muss ich unbedingt Lucius erzählen. Potter und... wer ist das?"
„Tara Fuego", stellte Umbridge sie vor und als sie ihren Namen aussprach, klang er keineswegs freundlich. Es klang schon beinahe wie ein Schimpfwort.
„Ich würde es bevorzugen, wenn Sie mich bei meinem vollen Namen nennen würden, Professor", meinte Tia ernst, „Tara Isabel Apate Carla Peloma Fuego. Er ist nicht schwer zu merken."
Tia meinte, dass Konstantin, der hinter Fudge stand kurz amüsiert lächelte, bevor er wieder neutral aussah und als Tia zu Dumbledore sah, hatte der ebenfalls ein amüsiertes Glitzern in den Augen.
„Ich nenne Sie, wie ich will", zischte Umbridge sie an.
„Aber das ist mein Name, Professor", argumentierte Tia weiterhin entspannt und ernst, „Sie sollten mich bei meinem Namen nennen, aber wenn das zu schwer für Sie ist, können Sie mich natürlich auch Halbblutoder Schlammblut nenne – das tun andere auch."
„Genug davon!", unterbrach Fudge die Unterhaltung, „Sie wissen, warum Sie hier sind, Potter? Und... Fergo?"
„Fu-e-go", verbesserte Tia ihn, „Wie das Feuer in Spanisch. Ich bin ziemlich stolz auf meinen Namen – immerhin hat ihn meine Familie bekommen, weil –"
„Wissen Sie, warum Sie hier sind?", wiederholte Fudge aufgebracht seine Frage.
Harry zögerte einen Moment und sein Blick huschte zu Dumbledore, bevor er antwortete: „Nein."
„Und ich auch nicht", versicherte Tia ihnen, „Aber offenbar ist es jetzt schon verboten, Leuten zu helfen. Wahrscheinlich ist das einer dieser neuen Anordnungen, aber ich habe irgendwie den Überblick verloren – in letzter Zeit gibt es einfach viel zu viele neue Regeln – ein dummes Halbblutwie ich es bin kann sich das alles nicht merken."
„Fuego, das reicht jetzt", meinte McGonagall scharf, aber in ihrem Blick war keine Wut, sondern etwas anderes, „Hören Sie auf, sich selbst so zu nennen."
„Was? Ein Halbblut?", fragte Tia unschuldig, „Aber Professor, Professor Umbridge hat mich doch auch so genannt."
„Sie wissen also beidenicht, warum Sie hier sind?", fragte Fudge nach und beide schüttelten die Köpfe, „Sie haben also keine Ahnung, warum Professor Umbridge Sie in dieses Büro gebracht hat? Sie sind sich nicht bewusst, irgendwelche Schulregeln gebrochen zu haben?"
„Schulregeln?", fragte Harry ahnungslos nach, „Nein."
„Wenn Sie mir sagen können, welche Schulregeln wir gebrochen haben sollten, dann kann ich Ihnen vielleicht sogar ehrlich antworten", versprach Tia unschuldig, „Aber nachdem es in letzter Zeit sogar verboten ist, Professoren zu fragen, wie es ihnen geht, bin ich mir sicher, dass ich irgendwelche Regeln gebrochen habe... Ich bin doch nicht hier, weil ich gestern einen Keks vom Mittagessen mit hoch in den Turm genommen habe, oder?" Tia riss künstlich erschrocken die Augen auf.
„Vielleicht irgendwelche Ministeriumserlasse?", stocherte Fudge weiter und ignorierte Tia.
„Nicht dass ich wüsste", antwortete Harry ihm unhöflich.
„Also ist es eine Neuigkeit für Sie, dass eine rechtwidrige Schulorganisation in dieser Schule entdeckt wurde?"
„Ja, allerdings", meinte Harry ahnungslos.
„Das ist ja schrecklich!", rief Tia aus, „Aber... das ist ja gegen die Regeln – das weiß sogar ich! Am besten, Sie suchen die Verantwortlichen und werfen Sie von der Schule! Eine Gruppe von Schülern, die sich ohne die Erlaubnis von Professor Umbridge trifft? Ungeheuerlich!" Tias Stimme triefte vor Sarkasmus, aber weder Fudge noch Umbridge schienen das aufzugreifen. Nur Konstantin blinzelte ihr amüsiert zu.
„Ich denke, Minister", sprach Umbridge wieder, „wir kommen wohl besser voran, wenn ich unsere Informantin hole."
„Ja, ja, tun Sie das", wies Fudge sie an, „Es gibt nichts Besseres als eine gute Zeugin, nicht wahr, Dumbledore?"
„Vollkommen Ihrer Meinung, Cornelius", stimmte Dumbledore ihm übertrieben zu und neigte seinen Kopf.
„Also...", Tia zögerte einen Moment, „Mir fällt da schon etwas Besseres ein... zum Beispiel die Paella von meiner abuelita! Die ist wirklich ausgezeichnet."
„Ich muss Tara zustimmen", bemerkte Dumbledore lächelnd, „Die Paella von Mrs Fuego ist wirklich fabelhaft. Vielleicht probieren Sie diese einmal, Herr Minister."
Es herrschte eine unangenehme Stille in den paar Minuten, in denen sie auf Umbridge und die „Informantin" warteten. Tia hatte sich schon gedacht, dass jemand sie verraten hatte, aber sie konnte sich doch nicht vorstellen, dass das irgendjemand innerhalb der DA getan haben sollte. Immerhin waren sie doch ein Team – eine Familie, wie es Tia manchmal vorkam. Die DA hatte sie verbunden und aus außerhalb der Stunden, in denen sie im Raum der Wünschte übten, hatten die Leute begonnen, sich zu begrüßen, auch mit anderen Mitgliedern zu sprechen und so waren Verbindungen entstanden, die eigentlich Loyalität mit sich brachten. Aber Tia täuschte sich häufig.
Tia erkannte die „Informantin", als diese zusammen mit Umbridge in Dumbledores Büro kam. Es war tatsächlich ein Mitglied der DA gewesen, wenn auch eher eines, das mit weniger Enthusiasmus bei der Sache gewesen war, als andere. Soweit Tia wusste, war ihr Name Marietta und Cho Chang hatte sie mit ins Boot gebracht.
„Nur keine Angst, meine Liebe, nur keine Angst", beruhigte Umbridge sie mit falscher Sanftmut und tätschelte dem Mädchen den Rücken. Marietta hatte ihr Gesicht hinter ihren Händen verborgen und Tia fragte sich, ob sie geweint hatte und ihr das peinlich war. „Nun ist ja alles gut. Sie haben richtig gehandelt. Der Minister ist sehr zufrieden mit Ihnen. Er wird Ihrer Mutter sagen, was für ein gutes Mädchen Sie waren. Mariettas Mutter, Minister", Umbridge sah zu Fudge, „ist Madam Edgecombe aus der Abteilung für Magisches Transportwesen, Flohnetzwerkaufsicht – sie hat uns geholfen, die Hogwarts-Kamine zu überwachen, wissen Sie."
Wäre Tia Mariettas Mutter gewesen, wäre sie nicht wirklich stolz auf ihre Tochter gewesen, die ihre vermeidlichen Freunde verraten hatte, aber nachdem Madam Edgecombe ebenfalls so klang, als würde sie das Ministerium vollkommen unterstützen, vermutete Tia, dass sie wirklich, wirklich stolz auf ihre verräterische, kleine Petze einer Tochter war.
„Wunderbar, wunderbar", freute sich auch Fudge, „Schlägt ganz der Mutter nach, was? Nun kommen Sie aber, meine Liebe, schauen Sie hoch, nicht schüchtern sein, lassen Sie uns hören, was Sie – würgende Wasserspeier!"
Als Marietta die Hände vom Gesicht nahm, konnte man wohl die Folgen sehen. Ihr Gesicht war fürchterlich entstellt und viele Pickel formten quer über ihr Gesicht das Wort: Petze.
„Du solltest etwas gegen diese Pickel tun", schlug Tia ihr vor, „Die sehen nicht direkt einladend aus."
„Fuego!", schnauzte Umbridge sie an.
„Ich kann euch allen gar nicht sagen, wie froh ich bin, dass ich ein Halbblut bin – nur dank meiner Veela-Gene hat mich dieser Teil der Pubertät zum Glück verschont. Wenn ich schon immer nur auf mein Aussehen reduziert werde, kann ich wenigstens stolz auf meine reine Haut sein."
„Fuego!"
„Natürlich hätte ich einen Trank – ich habe ihn für Katie und Leanne gebraut – die beiden sind nicht von Pickel verschont geblieben. Aber ich gebe diesen Trank eigentlich nur meinen Freunden weiter und du... du bist eigentlich keine Freundin von mir..."
„Fuego!"
„Ich möchte mir gar nicht vorstellen, wie schlimm diese Situation für dich sein muss! Ich würde jetzt nicht gerne in deiner Haut stecken – so viele Pickel in nur einem Gesicht. Ich glaube, man sieht mehr Pickel, als Haut!"
„Fuego, wenn Sie nicht sofort leise sind, Sorge ich persönlich dafür, dass Sie von der Schule fliegen!", kreischte Umbridge und Tia verstummte für einen Moment und schaute Umbridge an.
„Aber...", begann sie wieder verwirrt und unschuldig, „Ich habe gedacht, wir wären hier, damit ich von der Schule geworfen werde, weil ich gestern einen Keks vom Essen mitgenommen habe..."
„Das hat alles nichts mit diesen Keks zu tun!", versicherte Umbridge ihr mit vor Zorn rotem Kopf.
„Oh...", machte Tia und lächelte, „Da bin ich ja beruhigt... dann kann ich jetzt auch gehen, oder –"
„Sie bleiben, wo Sie sind und sind endlich still!", befahl Umbridge ihr laut und verschmitzt lächelnd gehorchte Tia ihr sogar ausnahmsweise.
Dumbledore sah das Mädchen an und in diesem Moment meinte er Remus Lupin, ihren Vater vor sich stehen zu sehen.
„Das mit den Pickeln macht doch nichts, meine Liebe", beruhigte Umbridge nun wieder Marietta, „jetzt nehmen Sie einfach den Umhang vom Mund weg und sagen Sie dem Minister –"
Aber Marietta schien von dieser Idee überhaupt nicht begeistert. Sie stieß einen erbärmlichen Klagelaut aus und schüttelte den Kopf.
„Oh, na schön, Sie dummes Mädchen, dann sage ich es ihm", fauchte Umbridge, die offenbar auch langsam die Geduld mit Marietta verlor, „Nun, Minister, Miss Edgecombe hier kam heute Abend kurz nach dem Essen in mein Büro und meinte, sie wolle mir etwas mitteilen. Sie sagte, wenn ich mich in einen Geheimraum im siebten Stock begeben würde, der manchmal als Raum der Wünsche bezeichnet wird, würde ich etwas herausfinden, das mich sicher interessierte. Ich befragte sie ein wenig näher und sie gab zu, dass dort eine Art Treffen stattfinden solle. Unglücklicherweise kam zu jenem Zeitpunkt dieser Fluch zur Geltung und kaum hatte sie ihr Gesicht in meinem Spiegel gesehen, war das Mädchen so verstört, dass es mir nichts weiter erzählen konnte."
„Aber, aber", Fudge sah Marietta mit einem seltsamen Blick an, den Tia nicht wirklich deuten konnte – sie glaubte, er wollte ihr zeigen, dass er eine Vertrauensperson war, aber wäre Tia einen Mann mit so einem Blick in der Nacht begegnet, hätte sie die Straßenseite gewechselt, „es war sehr mutig von Ihnen, meine Liebe, dass Sie Professor Umbridge davon unterrichtet haben. Sie haben genau das Richtige getan. Würden Sie mir nun sagen, was bei diesem Treffen geschah? Was war sein Zweck? Wer war dort?"
Aber Marietta schüttelte nur den Kopf – vermutlich zu ihrem Glück, denn hätte sie noch mehr verraten, hätte Tia sie vermutlich geschlagen. Normalerweise war sie ein sehr friedvoller Mensch, aber wenn sie sich lange genug einredete, dass Marietta es verdient hatte, würde sie vermutlich weiterhin ruhig in der Nacht schlafen können.
„Haben wir keinen Gegenfluch dafür?", Fudge wandte sich nun wieder ungeduldig an Umbridge, „Damit sie frei reden kann?"
„Ich war noch nicht imstande, einen zu finden", gab Umbridge zu und wie Tia vermutete, würde sie auch nie einen finden, „Aber es spielt keine Rolle, wenn sie nicht reden will, ich kann die Geschichte von hier an weitererzählen."
Tia bemühte sich, nicht zu seufzen. Natürlich konnte Umbridge das.
„Sie werden sich erinnern, Minister, dass ich im Oktober einen Bericht an Sie geschickt habe, wonach Potter sich im Eberkopf in Hogsmeade mit einer Anzahl von Mitschülern getroffen hat –"
„Und wo ist Ihr Beweis für diese Behauptung?", warf Professor McGonagall ein.
„Ich habe die Aussage von Willy Widdershins, Minerva, der zufällig zu jener Zeit im Lokal war. Er war schwer bandagiert gewiss, aber sein Gehör war keineswegs beeinträchtigt", antwortete Umbridge ihr selbstgefällig, „Er hat jedes Wort gehört, das Potter gesagt hat, und ist sofort zur Schule geeilt, um mir zu berichten –"
„Oh, das ist also der Grund, warum er nicht wegen dieser Machenschaften mit den wieder ausspuckenden Toiletten bestraft wurde!", bemerkte McGonagall, „Welch interessanter Einblick in unser Rechtswesen!"
Die Portraits, die über Dumbledore an den Wänden hingen begannen sich lautstark zu beschweren. „Offene Korruption!", donnerte ein Mann aus einem Portrait heraus, „Zu meiner Zeit hat das Ministerium keine Abmachungen mit Kleinkriminellen geschlossen, nein, Sir, gewiss nicht!"
„Danke, Fortescue, das genügt", brachte Dumbledore sie wieder zum Schweigen.
„Der Zweck von Potters Treffen mit diesen Schülern", fuhr Umbridge fort, ohne den Aufruhr zu beachten, „bestand darin, sie zu überreden, sich einer rechtswidrigen Vereinigung anzuschließen, deren Ziel es war, Zauber und Flüche zu erlernen, die nach dem Dafürhalten des Ministeriums nicht geeignet sind für Personen, die noch zur Schule gehen –"
„Ich denke, Sie werden feststellen, dass Sie im Unrecht sind, Dolores", unterbrach Dumbledore sie.
Tia beobachtete den Schulleiter interessiert. Dumbledore hatte immer einen Plan – sie vertraute darauf.
„Oho", rief Fudge aus, „Ja, hören wir uns also das jüngste Ammenmärchen an, das Potter aus der Patsche helfen soll! Nur zu, Dumbledore, nur zu – Willy Widdershins hat gelogen, stimmt's? Oder war Potters ihm aufs Haar gleichender Zwilling an diesem Tag im Eberkopf? Oder ist es nur die übliche simple Erklärung inklusive Zeitumkehrung, eines toten Mannes, der wieder ins Leben tritt, und ein paar unsichtbarer Dementoren?"
Percy war der einzige, der herzhaft auflachte. „Oh, sehr gut, Minister, sehr gut!"
„Cornelius, ich bestreite nicht – und ich bin sicher, auch Harry nicht –, dass er an diesem Tag im Eberkopf war, und auch nicht, dass er versuchte, Schüler für eine Vereinigung für Verteidigung gegen die dunklen Künste zu gewinnen. Ich weise nur darauf hin, dass Dolores im Irrtum ist, wenn sie behauptet, eine solche Gruppe sein zu diesem Zeitpunkt rechtswidrig gewesen. Wie Sie sich vielleicht erinnern, trat der Ministeriumserlass, der alle Schülerorganisationen verbot, erst zwei Tage nach Harrys Hogsmeade-Treffen in Kraft, weshalb er im Eberkopf keine Vorschriften verletzte."
Das hatte gesessen und Tia grinste, als sie die ungläubigen Gesichter von Fudge und Umbridge sah.
Umbridge fasste sich als erste wieder.
„Das ist alles gut und schön, Schulleiter", Umbridge lächelte zuckersüß, „aber inzwischen sind fast sechs Monate seit Inkrafttreten des Ausbildungserlasses Nummer vierundzwanzig vergangen. Wenn das erste Treffen nicht rechtswidrig war, so waren es doch sicher alle, die seitdem stattgefunden haben."
„Nun", widersprach Dumbledore ihr, „sie wären dies gewiss, wenn sie nach Inkrafttreten des Erlasses weiter stattgefunden hätten. Haben Sie irgendwelche Beweise, dass es weitere Treffen gab?"
Tia hörte, wie noch jemand außer Dumbledore sprach – einen Zauber, den sie nicht kannte, aber sie wusste, wie ein Zauber klang. Vorsichtig drehte sie sich um und sah Kingsley, dessen Mund sich leicht bewegte – also sprach er. Tia traf Konstantins Blick, der sie vielsagend ansah und schnell blickte sie wieder weg, damit sonst niemand auf die Idee kam, die beiden Auroren zu verdächtigen.
„Beweise?", wiederholte Umbridge breit grinsend, „Haben Sie nicht zugehört, Dumbledore? Warum, glauben Sie, ist Miss Edgecombe hier?"
„Oh, kann sie uns berichten, dass sechs Monate lang solche Treffen stattgefunden haben?", fragte Dumbledore und etwas in seinem Blick sagte Tia, dass sein schnell zusammengeschusterter Plan aufging, „Ich dachte eigentlich, sie hätte nur von einem Treffen heute Abend berichtet."
„Miss Edgecombe", wandte sich Umbridge wieder an die Petze, „erzählen Sie uns, wie lange diese Treffen schon stattfinden, meine Liebe. Sie können einfach nicken oder den Kopf schütteln, ich bin sicher, davon werden die Pickel nicht schlimmer. Fanden sie regelmäßig während der vergangenen Monate statt? Einfach nicken oder den Kopf schütteln, meine Liebe. Nun kommen Sie schon, das wird den Fluch nicht schlimmer machen."
Alle Augen lagen auf Marietta und diese... diese schüttelte den Kopf.
Umbridge schien das nicht erwartet zu haben. Sie blickte schnell zu Fudge und dann wieder zurück zu Marietta. „Ich glaube, Sie haben die Frage nicht verstanden, stimmt's, meine Liebe? Ich wollte wissen, ob Sie während der letzten sechs Monate zu diesen Treffen gegangen sind. Das sind Sie doch, nicht wahr?"
Marietta schüttelte wieder den Kopf.
„Was meinen Sie mit diesem Kopfschütteln, meine Liebe?", stocherte Umbridge schon beinahe verzweifelt weiter.
„Ich würde sagen, die Bedeutung ist vollkommen klar", mischte sich McGonagall wieder barsch ein, „Es hat in den letzten sechs Monaten keine geheimen Treffen gegeben. Ist das korrekt, Miss Edgecombe?"
Marietta nickte, was bewies, dass sie mehr als nur den Kopf schütteln konnte.
„Aber es gab heute Abend ein Treffen!", rief Umbridge wütend, „Es gab ein Treffen, Miss Edgecombe, Sie haben mir davon berichtet, und zwar im Raum der Wünsche! Und Potter war der Anführer, nicht wahr, Potter hat es organisiert, Potter – warum schütteln Sie den Kopf, Mädchen?"
„Nun, wenn jemand den Kopf schüttelt", bemerkte McGonagall, „dass heißt dies normalerweise, dass „nein" gemeint ist. Außer wenn Miss Edgecombe eine Form der Zeichensprache verwendet, die der Menschheit bislang unbekannt ist –"
Plötzlich zog Umbridge Marietta zu sich und begann sie wild zu schütteln. Nicht nur Dumbledore erhob sich warnend, sondern auch Kingsley hob seinen Zauberstab und richteten ihn tatsächlich auf Umbridge. Konstantin sah zwar so aus, als würde er seinem Partner es gleichtun wollen, aber sein Blick huschte immer wieder zwischen Dumbledore und Fudge hin und her.
Zum Glück ließ Umbridge Marietta los, bevor er eine Entscheidung treffen musste und sie schüttelte ihre Hände, als hätte sie sie verbrannt.
„Ich kann Ihnen nicht gestatten, meine Schüler zu misshandeln, Dolores", bemerkte Dumbledore und wirkte tatsächlich zornig. Egal, was Marietta getan hatte, er verteidigte sie noch immer – immerhin war er Schulleiter in erster Linie.
„Beruhigen Sie sich, Madam Umbridge", redete auch Kingsley auf sie ein, „Sie wollen sich doch nicht in Schwierigkeiten bringen."
„Das wäre nur zu Schade", murmelte Konstantin hinter dem Minister, aber niemand hörte es, außer Tia. Er fing ihren Blick auf und zwinkerte ihr amüsiert zu.
„Nein", stimmte Umbridge Kingsley zu, „Ich meine, ja, Sie haben Recht, Shacklebolt – ich – ich war außer mir."
Marietta selbst schien von dem Angriff überhaupt nicht beeindruckt und stand weiterhin dort, wo sie Umbridge losgelassen hatte. Vielleicht stand sie unter Schock, aber vielleicht war sie auch von Kingsley verhext worden.
„Dolores", sprach Fudge sie an, „das Treffen heute Abend, von dem wir eindeutig wissen, dass es stattgefunden hat –"
„Ja", Umbridge fasste sich wieder, „ja... nun, Miss Edgecombe gab mir den Hinweis und ich ging sofort in den siebten Stock, begleitet von gewissen vertrauenswürdigen Schülern, um die Teilnehmer des Treffens auf frischer Tat zu ertappen."
„Oh, ja", meinte Tia unschuldig, „An diese vertrauenswürdigen Schüler kann ich mich erinnern! Waren das nicht die, die Harry auf dem Gang verhext haben? Ich habe gedacht, das wäre auch verboten?"
„Hier handelt es sich um eine Ausnahme", zischte Umbridge sie an, bevor sie sich wieder an Fudge wandte, „Es scheint jedoch, dass sie noch vor meiner Ankunft gewarnt wurden, denn als wir in den siebten Stock kamen, rannten sie in alle Himmelsrichtungen davon. Das spielt aber keine Rolle. Ich habe hier alle ihre Namen, Miss Parkinson ist für mich in den Raum der Wünschte gerannt, um nachzusehen, ob sie etwas hinterlassen hatten. Wir brauchten Beweise und der Raum der Wünsche hat sie uns geliefert."
Aus ihrer Tasche zog sie ein Stück Pergament, das Tia sofort erkannte, auch ohne die Schrift darauf lesen zu müssen. Es war die Liste, die Hermine am ersten Tag herumgereicht hatte, auf der jeder von ihnen seinen Namen geschrieben hatte. Also hatte Hermine sie doch herumliegen lassen – aber man konnte ihr das nicht wirklich übelnehmen, immerhin war Panik ausgebrochen.
„Sobald ich Potters Namen auf der Liste sah, wusste ich, womit wir es zu tun haben", meinte Umbridge triumphierend.
„Vortrefflich", auch Fudge begann zu lächeln, „vortrefflich, Dolores. Und... Donnerwetter noch mal..." Er blickte auf zu Dumbledore. „Sehen Sie, wie sie sich selbst genannt haben? Dumbledores Armee."
Dumbledore nahm ihm das Blatt aus den Händen und besah es selbst und schien wirklich überrascht. Tia hätte in diesem Moment alles dafür gegeben, um seine Gedanken lesen zu können. Fragte er sich, wie so dumme Schüler wie sie überhaupt eigenständig atmen konnten? Verfluchte er sie alle, weil sie dumm genug gewesen waren, ihn auch noch in die Sache zu ziehen, ohne dass er auch nur annähernd damit zu tun hatte? Vielleicht war er auch... stolz. Aber diese Wahrscheinlichkeit schloss Tia gleich wieder aus. Dort stand in großen Buchstaben Dumbledores Armee– wenn das Dumbledore nicht in Schwierigkeiten brachte, dass wollte sie nicht mehr Tara Isabel Apate Carla Peloma Fuego heißen.
Dann lächelte Dumbledore und Tia konnte sich nicht entscheiden, ob es ein geschlagenes Lächeln war – weil er verloren hatte; vielleicht war es auch nur ein neutrales Lächeln, das er sich von Konstantin abgeschaut hatte, der immer zu lächeln schien, aber dieses Lächeln erreichte selten seine Augen; vielleicht war es auch ein trauriges Lächeln, weil er genau wusste, was nun passieren würde.
„Nun, das Spiel ist aus", bemerkte Dumbledore schlicht, „Möchten Sie ein schriftliches Geständnis von mir Cornelius – oder wird eine Aussage vor diesen Zeugen genügen?"
Kingsley und McGonagall tauschten Blicke aus. Konstantin sah in die Luft, als könnte er selbst nicht glaube, von was für Idioten er umzingelt war – vielleicht sah er sich auch nur im Moment die schönen Deckengemälde an, die Tia auch er jetzt auffielen.
„Aussage?", wiederholte Fudge langsam, „Was – ich weiß nicht –"
„Dumbledore Armee, Cornelius", Dumbledore lächelte weiter und Tia vermutete, dass er Konstantin nachmachte und sein nichtssagendes, entspanntes Lächeln kopierte, „Nicht Potters Armee. Dumbledores Armee."
„Aber – aber –", stammelte Fudge. Und plötzlich, nachdem Tia regelrecht meinte, Zahnräder in seinem Kopf rattern zu hören, verstand der Zaubereiminister.
„Sie?", flüsterte er, aber Tia konnte ihn ganz genau hören.
„Richtig", bestätigte Dumbledore und Tia fragte sich, was sein Plan war. Sie hatte ihn noch nicht ganz durchschaut – aber sie war auch nicht sonderlich intelligent.
„Sie haben das organisiert?"
„Das habe ich", bestätigte Dumbledore wieder.
„Sie haben die Schüler für – für Ihre Armee rekrutiert?"
Dumbledore nickte. „Heute Abend sollte das erste Treffen stattfinden. Nur um zu prüfen, ob sie Interesse hatten, sich mir anzuschließen. Natürlich sehe ich jetzt, dass es ein Fehler war, Miss Edgecombe einzuladen."
Marietta nickte tatsächlich.
„Dann haben Sie eine Verschwörung gegen mich angezettelt!", rief Fudge aus.
„Richtig", Dumbledore blieb ruhig und heiter.
„NEIN!", schrie Harry, aber Kingsley warf ihm einen warnenden Blick zu und auch McGonagall sah ihn drohend an – sie beide wollten nicht, dass er Dumbledores Plan jetzt noch zunichte machte – dafür war es zu spät.
Aber Harry wollte trotzdem nicht aufgeben. „Nein – Professor Dumbledore –"
„Sei still, Harry", befahl ihm auch Dumbledore, „oder ich fürchte, du musst mein Büro verlassen."
„Ja, Mund halten, Potter!", fuhr Fudge ihn and, „Schön, schön, schön – ich kam heute Abend hierher in der Erwartung, dass ich Potter hinauswerfen würde, und stattdessen –"
„Stattdessen werden Sie mich festnehmen", bemerkte Dumbledore lächelnd, „Als ob man einen Knut verlöre und eine Galleone fände, nicht wahr?"
„Weasley!", Tia zuckte zusammen, als Fudge das rief in der lächerlichen Erwartung, dass er Fred oder George meinte, aber natürlich sprach er mit Percy, „Weasley, haben Sie alles aufgeschrieben, alles, was er gesagt hat, sein Geständnis, haben Sie es?"
„Ja, Sir, ich denke schon, Sir!", bestätigte Percy.
„Und dass er versucht hat, eine Armee gegen das Ministerium aufzubauen, dass er daran gearbeitet hat, meine Position zu untergraben?"
„Ja, Sir, das habe ich, jawohl!", Percy wirkte froh, dass er den Auftrag ausgeführt hatte.
„Nun denn, sehr gut", Fudge strahlte vor Häme, „fertigen Sie eine Abschrift Ihrer Notizen an, Weasley, und schicken Sie diese sofort an den Tagespropheten. Wenn wir eine schnelle Eule schicken, können wir es in die Morgenausgabe schaffen!"
Percy stürmte hinaus und schlug die Tür hinter sich zu, offenbar ehrgeizig, auch diesen Auftrag erfolgreich auszuführen.
Fudge wandte sich wieder an Dumbledore: „Sie werden nun ins Ministerium abgeführt, wo offiziell Anklage gegen Sie erhoben wird, dann werden Sie nach Askaban geschickt, wo Sie der Prozess erwartet!"
„Ah", Dumbledore schien nicht viel von diesem Plan zu halten, „Ja. Ja, ich dachte mir schon, dass es einen kleinen Haken geben wird."
„Haken?", hinterfragte Fudge und seine Stimme zitterte vor Freude, „Ich sehe da keinen Haken, Dumbledore."
„Nun", sagte Dumbledore entschuldigend, „ich fürchte, ich schon."
„Oh, tatsächlich?", fragte Fudge selbstgefällig nach. Er schien sich sehr sicher zu sein, Dumbledore endlich eingekesselt zu haben, haben man sollte Dumbledore wohl nicht unterschätzen.
„Nun – es ist offenbar so, dass Sie sich der Illusion hingeben, dass ich mich – wie heißt es noch – widerstandslos abführen lasse. Ich fürchte, ich werde mich keineswegs widerstandslos abführen lassen, Cornelius. Ich habe nicht die geringste Absicht, mich nach Askaban schicken zu lassen. Natürlich könnte ich ausbrechen – aber welch eine Zeitverschwendung, und offen gesagt, ich kann mir eine ganze Reihe von Dingen vorstellen, die ich lieber tun würde."
Tia konnte sich auch eine Reihe von Dingen vorstellen, die sie lieber tun würde. Und sie bezweifelte überhaupt nicht, dass Dumbledore tatsächlich in der Lage war, einfach wieder aus Askaban auszubrechen – immerhin war er Dumbledore.
Fudge drehte sich, als er diese Worte hörte, hilfesuchend zu seinen drei Auroren um, die ihn begleitet hatten. Der eine, den Tia nicht kannte nickte dem Minister ermutigend zu und trat einen Schritt vor, bereit lässig seinen Zauberstab zu zücken.
„Seien Sie nicht albern, Dawlish", sprach Dumbledore ihn an, „Ich bin sicher, dass Sie ein glänzender Auror sind – ich meine mich zu erinnern, dass Sie ein „Ohnegleichen" in all Ihren UTZ-Prüfungen bekommen haben –, aber wenn Sie versuchen – ähm – mich gewaltsam abzuführen, werde ich Ihnen wehtun müssen."
„Uh, das klingt beinahe wie eine Herausforderung", nun trat auch Konstantin einen Schritt vor, seinen Zauberstab schon in der Hand, in den Augen ein freudiges Glitzern und Tia wunderte sich, warum er sich gegen Dumbledore stellte. War er etwa schon die ganze Zeit gegen Dumbledore und für das Ministerium gewesen? Hatte er insgeheim für das Ministerium spioniert? Tia bezweifelte es, aber seine Taten verwirrten sie.
„Wissen Sie, Professor Dumbledore, ich wollte mich schon immer mit Ihnen duellieren."
„Ich bin mir sicher, ein Mann mit Ihren Fähigkeiten hat es schwer, einen ebenbürtigen Gegner zu finden, Gregorovich", auch Dumbledore wirkte eher amüsiert, als eingeschüchtert, „Es kommt bestimmt selten vor, dass Sie eine Niederlage erleiden müssen."
„Ist bisher noch nie geschehen", gab Konstantin erwartungsvoll zu, „Aber ich bin bereit für eine neue Erfahrung."
Konstantin verwirrte Tia – aber sie meinte doch, aus seinen kryptischen Worten etwas herauszuhören. Konstantin wusste wohl, dass er keine Chance gegen Dumbledore hatte, aber die Challenge allein gab ihm wohl einen Kick, den er suchte. Fudge und Umbridge schienen das wohl nicht so zu verstehen.
Jedenfalls tat Fudge das auf jeden Fall nicht, denn nach Konstantins Worten wirkte er noch selbstsicherer.
„Ooh", höhnte der Minister, „Sie haben die Absicht, es ganz allein mit Dawlish, Shacklebolt, Gregorovich, Dolores und mir aufzunehmen, nicht wahr, Dumbledore?"
„Beim Barte des Merlin, nein", sagte Dumbledore lächelnd, „Nur, wenn Sie so töricht sind, mich dazu zu zwingen."
„Er wird nicht allein sein!", bestimmte McGonagall sicher und steckte ihre Hand in ihren Umhang, bereit ihren eigenen Zauberstab zu zücken und Dumbledore zu unterstützen.
„O doch, das wird er, Minerva", hielt Dumbledore sie zurück, „Hogwarts braucht Sie!"
„Schluss mit diesem Unsinn!", rief Fudge zornig und zückte seinen eigenen Zauberstab, „Dawlish! Shacklebolt! Gregorovich! Nehmen Sie ihn fest!"
Und plötzlich zuckte ein silberner Lichtstrahl durch den Raum und es gab einen so lauten Knall, dass Tia mit ihrem empfindlichen Gehör erschrocken aufschrie und schnell ihre Ohren zuhielt, aber im nächsten Moment packte sie schon McGonagall und warf sie zusammen mit Harry und Marietta auf den Boden, als auch noch ein silberner Strahl aufblitzte. Die Portraits schrien ebenso erschrocken auf und Staub erfüllte die Luft – Tia musste husten.
Sie zuckte zusammen, als eine dunkle Gestalt vor ihnen auf den Boden fiel und sie hoffte, es war nicht Dumbledore gewesen – obwohl sie es stark bezweifelte. Jemand schrie auf und noch jemand stürzte. „Nein!", rief jemand, Glas splitterte und Tia hasste es, dass sie nichts sah.
Als der Staub sich langsam legte, sah Tia sich interessiert im Raum um und eine große Gestalt kam auf die zu.
„Alles in Ordnung bei Ihnen?", fragte Dumbledore nach – er war als Sieger hervorgegangen.
„Ja!", versicherte McGonagall ihm und stand auf und half auch den anderen auf die Beine.
Als Tia sich umsah, war das Büro verwüstet – Dinge waren achtlos umgeworfen worden und Gegenstände waren zerstört. Die Auroren, Umbridge und Fudge lagen allesamt reglos am Boden und Dumbledores Phönix zog singend seine Kreise über sie.
„Bedauerlicherweise musste ich auch Kingsley und Konstantin einen Fluch aufhalsen, sonst hätte es sehr verdächtig ausgesehen", meinte Dumbledore leise, sodass Tia sich fragte, ob er eigentlich mit sich selbst sprach, „Kingsley war bemerkenswert schnell von Begriff und hat Miss Edgecombes Gedächtnis rasch nebenbei verändert, während alle wegsahen – würden Sie ihm meinen Dank ausrichten, Minerva? Nun, sie werden alle recht bald aufwachsen und sollten am besten nicht erfahren, dass wir Zeit hatten zu reden – Sie müssen so tun, als ob keine Zeit vergangen wäre, als ob sie nur zu Boden geschlagen worden wären – die werden sich nicht erinnern –"
„Wo gehen Sie hin, Dumbledore?", fragte McGonagall flüsternd nach, „Zum Grimmaultplatz?"
„O nein", lehnte Dumbledore ab, „Ich gehe nicht, um mich zu verstecken. Fudge wird sich bald wünschen, er hätte mich nie von Hogwarts vertrieben, das verspreche ich Ihnen. Und denken Sie an meine Anweisungen – siesollte noch heute gewarnt werden."
„Professor Dumbledore", sagte Tia leise und sah den Schulleiter an, „Ich hätte mich auch Ihrer Armee angeschlossen, obwohl ich vermutlich keine große Hilfe gewesen wäre."
Dumbledore musterte sie und Tia wünschte sich wieder, seine Gedanken lesen zu können. „Danke, Tara", sagte er ernst zu ihr, „Das bedeutet mir viel, dass du das sagst."
Tia bezweifelte das zwar stark – immerhin war sie eine grauenvolle Hexe und auch sonst zu nicht viel zu gebrauchen, aber sie war schon allein glücklich darüber, dass Dumbledore ihr diese Lüge erzählte.
„Professor Dumbledore...", fing auch Harry an zu sprechen.
„Hör mir zu, Harry", Dumbledore wandte seine vollkommende Aufmerksamkeit an Harry, „Du musst mit all deiner Kraft Okklumentik lernen, verstehst du mich? Tu alles, was Professor Snape dir sagt, und übe es besonders jeden Abend vor dem Einschlafen, damit du dienen Geist vor schlechten Träumen verschließen kannst – du wirst sehr bald verstehen, warum, aber du musst mir versprechen –"
Der fremde Auror regte sich schon wieder langsam und auch Konstantin sah so aus, als würde er langsam aus der Bewusstlosigkeit erwachen. Dumbledore packte Harrys Handgelenk. „Denk daran – verschließ deinen Geist – du wirst verstehen."
Der Phönix in der Luft hörte auf, seine Kreise zu ziehen und stürzte auf Dumbledore herab. Dumbledore hob eine Hand und packte den Vogel am Schweif, bevor es eine Stichflamme gab und alle beide waren verschwunden.
„Wo ist er?", Fudge war wohl aufgewacht und sah sich im demolierten Büro um, „Wo ist er?"
„Ich weiß nicht!", rief Kingsley und sprang ebenfalls auf.
„Jedenfalls kann er nicht disappariert sein!", rief Umbridge siegessicher, „Aus dieser Schule heraus geht das nicht –"
„Die Treppe!", rief der fremde Auror und stürzte zur Tür, riss diese auf und verschwand. Kingsley und Umbridge folgten ihm dich auf den Fersen. Konstantin blieb zurück beim Minister, wie ein Schatten – aber das war auch sein Job. Fudge stand mithilfe von Konstantin auf und wischte sich den Staub von der Kleidung. Tia beobachtete Konstantin dabei, wie er sich schon beinahe verärgert seinen normalerweise perfekt Sitzenden Pferdeschwanz öffnete und mit den Fingern durch seine perfekten, goldenen Locken kämmte, bevor er sie wieder zusammenband und wieder so ordentlich und perfekt aussah, wie zuvor.
„Nun, Minerva", wandte Fudge sich an sie, „Ich fürchte, dies ist das Ende Ihres Freundes Dumbledores."
„Glauben Sie das im Ernst?", hinterfragte McGonagall ihn und Tia vermutete, dass sie langsam mit ihm die Geduld verlor – McGonagall war keine Person, die geduldig mit dummen Menschen war.
Fudge sah sich noch einmal im Büro um – einige Portraits schienen einen regelrechten Hass gegen ihn entwickelt zu haben und zischten ihn sogar wütend an oder machten unhöfliche Gesten in seine Richtung. Fudge ignorierte das, wie auch den Kommentar von McGonagall.
„Sie bringen diese drei hier am besten zu Bett", schlug Fudge vor mit einem abfälligen Blick zu Harry, Marietta und Tia.
McGonagall führte die drei zur Tür, aber Tia wollte nicht gehen, ohne noch etwas gesagt zu haben.
„Professor, ist es nicht ziemlich jämmerlich vom Minister, dass ihm schon wieder jemand entkommen ist? Zuerst Sirius Black... jetzt Dumbledore... beinahe so, als wäre er unfähig, Gefangene und schon in die Ecke getriebene Verbrecher zu behalten." Tia sagte es laut genug, dass Fudge es bestimmt noch hörte, es aber so klang, als wäre es nicht mehr für seine Ohren bestimmt.
„Still jetzt", wisperte McGonagall, aber in ihrem Gesicht sah Tia ein kleines Lächeln.
„Wissen Sie, Minister", sprach nun auch ein Portrait, „ich stimme in vielem nicht mit Dumbledore überein... aber Sie können nicht bestreiten, dass er Stil hat..."
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