94. Kapitel

Viel zu schnell musste Carla wieder abreisen und es ging für die Schüler von Hogwarts wieder zurück in das Schloss, das irgendwie für alle noch weniger einladend geworden war.

„Ich weiß nicht, ob ich überhaupt zurückwill", seufzte George, als er seine Sachen in seinen Koffer warf – Tia holte das meiste seiner Kleidung wieder heraus und faltete es ordentlich, bevor sie es hineinlegte.

„Wahrscheinlich würde es niemanden verwundert, wenn ihr wirklich jetzt noch die Schule abbrechen würdet", meinte Tia gedankenverloren, während sie Schulbücher auf seinen T-Shirts stapelte, „Naja... außer eurer Mutter... die wäre absolut hysterisch."

George sah erstaunt zu seiner Freundin, die zuerst seinen Blick auf ihr gar nicht bemerkte und erst nach ein paar Minuten der Stille aufsah.

Sie runzelte verwirrt die Stirn und fragte: „Was ist? Habe ich etwas im Gesicht?"

„Nein, nein", beruhigte George sie schnell, „Ich... ich bin nur überrascht, dass du so denkst."

„Wie soll ich denken?", Tia wusste nicht genau, worauf ihr Freund hinauswollte und legte den Kopf schief.

„Nun... was würdest du denn davon halten, wenn wir die Schule einfach hinter uns lassen würden und jetzt schon unseren Scherzartikelladen anfangen würden?"

„Ich würde euch natürlich unterstützen", Tia lachte, als wäre sie sich nicht sicher, wie George darauf reagieren würde, „Ich meine... was sollt ihr noch in der Schule? Ihr braucht ja nicht wirklich die UTZ, um euren Traumjob ausführen zu können, oder? Und eure Produkte sind doch langsam serienreif–"

„Nur dank dir", unterbrach George seine Freundin grinsend.

„Nein, nein, das habt ihr alles nur euch zu verdanken – ich bin nur ein Schatten im Hintergrund, die euch hin und wieder einmal einen Trank zukommen lassen hat", winkte Tia ab.

„Aber du würdest es nicht schade finden, wenn wir die Schule früher verlassen würden?", fragte George weiter nach und stand auf, um sich neben seine Freundin auf sein Bett zu setzen.

„Nun... doch... natürlich", meinte Tia verwirrt, „Aber... ich kann das nicht wirklich verhindern, oder? Spätestens nächstes Jahr werdet ihr fertig mit der Schule sein und ich habe noch ein Jahr vor mir, das ich beenden will. Ich liebe dich, George, aber ich bin nicht nur auf dich angewiesen."

„Du liebst mich?", fragte George überrascht nach und als Tia realisierte, was sie gerade gesagt hatte, wurde sie knallrot.

„Oh... ich...", sie versteckte ihr Gesicht in ihren Händen, „Ja? Ich denke schon?"

George starrte seine Freundin ungläubig an. Er mochte Tia schon viel länger, als sie wusste. Er hatte sie schon immer eindrucksvoll und liebenswert gefunden. Schon immer war sie das Mädchen gewesen, mit dem er zusammen sein wollte – ansonsten hatte es niemanden gegeben. Nicht einmal jemanden, die ihn auch nur ansatzweise interessiert hätte. Schon immer war es nur Tia gewesen. Und zuerst hatte es so ausgesehen, als müsste George über seinen Herzschmerz hinwegkommen, als sie mit Alicia zusammengekommen war. Als sie glücklich mit jemand anderen gewesen war. Als sie nicht mit ihm, sondern mit Alicia zusammengekommen war, weil er zu feige gewesen war.

Und dann die Wende – sie hatte sich von Alicia getrennt, er hatte eine Chance bekommen und sie waren tatsächlich zusammengekommen. Und nun saß dieses Mädchen – Tara Isabel Apate Carla Peloma Fuego vor ihm und sagte ihm, dass sie ihn liebte. Dieser Moment war so surreal für ihn, dass George gar nicht wusste, wie er reagieren sollte.

„Habe ich etwas Falsches gesagt?", fragte Tia ein bisschen nervös, als George so lange nicht mehr sagte, sondern sie nur anstarrte, „Ich... es tut mir leid, ich –"

„Nein, nein!", unterbrach George sie, „Ich... tut mir leid, ich... ich liebe dich auch."

„Wirklich?", zuerst war sich Tia nicht so sicher, ob sie ihm glauben sollte, immerhin hatte er gerade ziemlich lange einfach nur erstarrt vor ihr gesessen, als wäre ihr ein zweiter Kopf gewachsen, aber dann lehnte George sich vor und küsste Tia und ein Kuss war für Tia zwar kein Liebesgeständnis, aber dieser Kuss fühlte sich so richtig an, dass sie irgendwie wusste, dass George es wirklich ernst meinte.

Plötzlich wurde die Tür aufgerissen und Fred schrie erschrocken an, als er seinen Zwilling Tia küssen sah. „Oh du meine Güte! Könnt ihr das bitte irgendwo machen, wo ich euch nicht sehe?"

George und Tia trennten und sich während Tia ein wenig rot wurde, grinste George nur breit. „Eifersüchtig? Vielleicht erinnert dich das daran, dass du selbst noch nicht eine gewisse Blondine geküsst hast?"

„Halt die Klappe, George", schnaubte Fred und wurde selbst rot, „Hast du fertig gepackt? Mom sagt, wir fahren in zehn Minuten."

„Alles perfekt", bestätigte George stolz und mit einem einfachen Zauber schloss sich der Koffer, was er natürlich auch per Hand machen hätte können, aber wozu war man denn ein Zauberer?

„Ich hilf dir beim runtertragen", bot Tia an und hievte den Koffer hoch – hauptsächlich darum, weil sie hoffte, dass die Zwillinge ihre Koffer nicht wieder mit einem Zauber gegen Ginny fliegen lassen würden, wie sie es im Sommer getan hatten.

„Warte, der ist doch zu schwer für –", wollte George sie warnen, aber er hatte vergessen, mit wem er überhaupt sprach und ohne jegliches Problem schaffte Tia es, den Koffer hochzuheben, „Okay... vergiss es. Weißt du was, Tia, in deiner Gegenwart ist es schon beinahe peinlich, schwach zu sein. Was soll Ron dazu sagen, dass ich schwächer bin, als du?"

„Was wird Ron sagen, wenn er bemerkt, dass er auch schwächer ist, als ich?", konterte Tia, „Und wenn du noch einmal andeutest, dass die Frauen in der Beziehung schwächer sein sollten, als die Männer, dann Sorge ich dafür, dass du nie wieder in deinem Leben etwas hochheben kannst, ohne Schmerzen zu spüren", warnte Tia mit einem unschuldigen Lächeln, bevor sie das Zimmer mit Georges Koffer verließ.

George und Fred sahen sich unsicher an.

„Hui", meinte Fred, „Ich will dich ja nicht verunsichern, aber an deiner Stelle hätte ich Angst."

„Ich will dich nicht verunsichern, Fred, aber hast du Agnes Tripe schon einmal Quidditch spielen sehen?", konterte George grinsend, „Sie ist eine talentierte Treiberin, oder nicht? Ich will erst gar nicht wissen, wie sie jemanden mit zwei Beinen auf dem Boden vermöbeln kann."

„Touché", murmelte Fred nachdenklich und George klopfte ihm aufmuntert auf die Schulter.

„Aber was wäre das Leben, ohne ein bisschen Angst vor der Partnerin?", meinte George und einen kurzen Moment war es still, bevor er sich die Frage selbst beantwortete: „Entweder langweilig, oder sehr entspannend."

„Aber hauptsächlich langweilig", bestätigte Fred.

„Ich habe Tia übrigens von unserem Plan erzählt", sagte George zu seinem Zwilling, der ihn erwartungsvoll ansah, „Der, dass wir die Schule frühzeitig verlassen wollen."

„Und?", Fred sah amüsiert aus, „Wie hat sie es aufgenommen?"

„Sie unterstützt uns dabei", George musste selbst auflachen, als er das laut aussprach, „Also... sie versteht es."

„Wow", neckte Fred ihn, „Ich habe gar nicht gewusst, dass deine Freundin will, dass wir so schnell wie möglich von der Schule geworfen werden."

„So hat sie das nicht gemeint", George schubste seinen Bruder leicht von sich weg, „Sie versteht nur, warum wir nicht mehr wollen... eigentlich hat dort sein keinen Sinn mehr für uns. Ich wünschte nur, sie würde es genauso sehen und mit uns kommen."

„Sie wird erst im Sommer siebzehn", warnte Fred ihn nachdenklich, „Noch hat der liebe Remus das Sagen darüber, ob sie zur Schule gehen muss oder nicht."

„Wir wissen beide, dass er das genauso will, wie ich", widersprach George, „So wie Tia behandelt wird... Umbridge kann froh sein, wenn wir sie auf dem Weg nach draußen nicht einem Drachen vorwerfen."

„Charlie und Liza haben schon angeboten, uns einen Drachen dafür zu liefern", grinste Fred, „Ich glaube, dieses Angebot steht noch."

„Ich glaube, Tia wäre enttäuscht von mir, wenn ich jemanden umbringen würde", überlegte George.

„Ja", murmelte Fred zustimmend, „Sie würde von dir erwarten, dass sie mithelfen darf."

„Vermutlich", George nickte grinsend.

„Fred! George! Kommt runter, wir fahren!", schrie ihre Mutter zu ihnen hoch und in ihrer Stimme hörten sie heraus, dass sie ein bisschen gestresst war.

„Dann gehen wir lieber, bevor ein anderer Drache uns frisst", lachte Fred und stand auf.

„Und sobald wir nichts mehr in Hogwarts haben, das uns zurückhält, verschwinden wir", bestimmte George und hob seine Hand. Fred schlug ein, sah ihm in die Augen und nickte.

„Versprochen."

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