89. Kapitel
Der November kam erbarmungslos und kalt. Tia war schon immer empfindlich Kälte gegenüber gewesen und ihr war häufig selbst dann kalt, wenn andere schon in kurzer Kleidung sich nach draußen wagte. Sie schob es immer auf ihre spanische Abstammung – Spanien, wo es nie so kalt wurde, wie in Schottland und Spanien, dessen Sommer so heiß waren, dass Schotten es nicht aushielten.
„Hatschi!", nieste Tia und Katie und Leanne wichen von ihr zurück, bevor sie wieder ihre Plätze links und rechts von ihr einnahmen.
„Du siehst nicht wirklich gesund aus", meinte Leanne besorgt, „Bist du sicher, dass du dieses Spiel nicht aussetzen willst?"
„No, no, no", lehnte Tia auf spanisch ab, „Yo...Ich komme zurecht..."
„Sie spricht schon spanisch", wisperte Katie besorgt Leanne zu, aber Tia hörte es natürlich trotzdem.
„Es geht mir ausgezeichnet", versprach Tia, aber musste wieder so stark niesen, dass sie erst einmal einen Moment benommen stehen blieb und erst dann weiter Richtung Große Halle ging.
„Wenn du umkippst, werde ich dir sagen, dass ich es gewusst habe", schnaubte Leanne.
„Wir können dich ja sowieso nicht überzeugen", seufzte Katie geschlagen, „Aber... bitte... bevor es dir wirklich schlecht geht, sagst du es uns. Weder ich noch George werden dir böse sein, wenn du dieses Spiel nicht siehst."
„Ich werde mir selbst böse sein", sagte Tia und schniefte, bevor sie sich in ihr Taschentuch schnäuzte, „Slytherin gegen Gryffindor. Ich will doch sehen, wie ihr diese grünen Heuschrecken in den Erdboden stampft."
„Uh", raunte Leanne grinsend, „Beleidigungen! Tia meint es wohl ernst!"
Tia meinte es ernst. Sie fühlte sich tatsächlich nicht so gut, aber nach einem Aufpäppeltrank, den sie in der Früh gebraut hatte und einer Tasse heißer Schokolade fühlte sie sich gut genug, um das Spiel zu sehen.
Eingewickelt in ihrem Winterumhang und einem dicken Gryffindor-Schal ging sie in die Große Halle und bereute und sofort ein wenig. Es war so laut wie vor jedem spannenden Quidditch-Spiel und ihr empfindliches Gehör machte ihr zu schaffen, aber als sie George am Gryffindortisch erblickte, beschloss sie einfach den Lärm zu ignorieren.
„Du siehst nicht gut aus", begrüßte Fred sie mit einem besorgten Gesichtsausdruck.
„Wenn mich deine Meinung interessieren würde, hätte ich danach gefragt", zischte Tia gereizt und die Zwillinge sahen sich einen Moment an.
„Geht es dir gut, Tia?", fragte George vorsichtig.
„Mir geht es ausgezeichnet", schnaubte Tia, bevor sie wieder niesen musste gefolgt von einem Hustenanfall.
„Sie ist ein wenig verkühlt", erklärte Katie und schaute die Zwillinge vielsagend an.
„Wie fühlt ihr euch vor eurem großen Spiel?", fragte Leanne, wohl um das Thema zu wechseln, als Tia, Katie und sie sich zu den beiden Weasleys setzten.
„Ich habe das Gefühl, wenn wir das Spiel verlieren, kann ich Professor McGonagall nie wieder in die Augen sehen", gestand George.
„Sie hat uns extra keine Hausaufgaben gegeben, damit wir mehr trainieren können", erklärte Fred.
„Uns auch", seufzte Katie, „Es gibt ja nicht viele Leute, die ich nicht enttäuschen will, aber McGonagall gehört dazu."
„Morgen", Alicia und Angelina kamen zu ihnen, aber während Alicia lächelte, als sie sich zu Katie setzte, wirkte Angelina angespannt und nervös. Sie sah immer wieder mit gerunzelter Stirn in Richtung der Slytherins und schien nachdenklich zu sein.
„Habt ihr schon gesehen, was die Slytherins tragen?", fragte Angelina in die Runde und alle sahen sie fragend an.
„Nein", George wusste nicht, worauf sie hinauswollte, „Warum?"
„Seht es euch an", verlangte Angelina nur kryptisch und die anderen sahen sich verwirrt an. Als ein Slytherin an ihnen vorbeiging, blickten sie ihm alle auf einen kleinen Anstecker, den er sich an seinem Umhang befestigt hatte. Es war eine kleine Krone und darauf deutlich die Worte: Weasley ist unser King.
„Eso es imposible", fluchte Tia und stand so schnell auf und flitzte zum Slytherintisch, dass die anderen sie nicht aufhalten konnte.
„Oh, oh", machte George, „Ich glaube, ich folgte ihr lieber, bevor sie noch jemanden umbringt."
„Das solltest du besser", stimmte Angelina ihm zu, „Nicht, dass ich es nicht gerne sehen würde, wie sie einem Slytherin den Kopf abreißt, aber sie wird dann wohl eine Menge Ärger bekommen, also..."
George eilte seiner Freundin hinterher, aber er kam zu spät.
Tia war zu den Slytherins gestampft, schniefend und hustend, aber obwohl sie krank war, zeigte sich ihre Veela-Seite und sie wirkte einschüchternd und beängstigend.
„Wer ist dafür verantwortlich", zischte und schaute die Slytherin-Schüler einem nach dem anderen an, „Wer ist für diese... diese Anstecker verantwortlich."
„Gefallen sie dir?", es war der Sucher der Slytherins, mit dem Tia schon ein paar Mal zu tun gehabt hatte. Sie wusste nicht mehr genau, wie er hieß, aber sie glaubte, dass er Malfoy hieß.
„Also ist das alles dein Verdienst?", zischte Tia aufgebracht, „Wie kannst du es wagen, du –"
George kam grinsend näher, als er hörte, wie Tia auf spanisch einige Sachen sagte, von denen er wohl lieber nicht die Übersetzung gehört hätte, aber es klang nicht wirklich freundlich. Dazu kam noch ihre einschüchternde Art als Teil-Veela und sie schrie sich schon beinahe heiser.
„Hey, Tia", George legte eine Hand auf ihre Schulter, „Ich glaube, sie haben es verstanden."
„Verstanden?", wiederholte Tia aufbrausend, „Das bezweifle ich. Immerhin ist doch klar, dass sie Ron damit nur einschüchtern wollen und diese Tatsache allein widert mich schon an. Sie sind nicht mehr als ein Haufen –" Wieder kam ein Schwall spanischer Wörter und vielleicht hätte George für die Zukunft doch ganz gern gewusst, wie man jemanden am besten auf spanisch beleidigte.
„Chrm. Chrm", plötzlich stand da Umbridge und das Grinsen verging George auf der Stelle, „Was hat das zu bedeuten?"
Tia wandte sich zu Umbridge und George bemerkte, dass sie offensichtlich überhaupt keine Angst vor der Professorin hatte – vermutlich auch keinen Respekt.
„Ich sage ihnen meine Meinung", erklärte Tia und obwohl ihre Stimme noch immer hasserfüllt klang, so war sie doch ruhig und George wäre niemals auf die Idee gekommen, dass sie eben noch die Slytherins angeschrien hätte.
„Wirklich?", fragte Umbridge und lächelte süß, „Für mich hat es eher so geklungen, als würden Sie ihnen Ihre Meinung ins Gesicht schreien."
„Sagen... schreien", Tia zuckte mit den Schultern, „Scheint alles sehr subjektiv zu sein, oder? Sie verzeihen mir sicher – ich höre in letzter Zeit schlechter."
„Dann einigen wir uns also darauf, dass Sie laut gewesen sind. Das ändert aber noch nichts daran, dass sie nicht wirklich freundlich Dinge zu ihnen gesagt haben", beschloss Umbridge und in ihrem Blick sah George, dass sie nur darauf gewartet hatte, Tia für irgendetwas bestrafen zu können und jetzt machte er sich doch ein wenig um seine Freundin Sorgen, aber Tia war nicht Tia, wenn sie krank war. In ihren Augen sah George kühle Intelligenz und noch nie hatte er bemerkt, dass Tia wirklich allen zeigte, was wirklich in ihr steckte. Wenn Tia krank war, war sie nicht mehr freundlich und nett – sie war die Tia, die sie wäre, wenn sie keine Empathie für irgendjemanden empfinden könnte.
„Was habe ich denn gesagt?", fragte Tia unschuldig und legte den Kopf schief.
„Nun", das Lächeln auf Umbridges Gesicht brach ein wenig, „Dinge... eben..."
„Ist hier alles in Ordnung?", fragte Professor McGonagall, die den Austausch ebenfalls gesehen hatte und schnell wohl Tia zur Hilfe geeilt war mit der Absicht, Tia aus dieser misslichen Lage zu befreien, aber Tia brauchte niemanden.
„Alles bestens", lächelte Tia, „Professor Umbridge will mir nur nicht sagen, was ich gesagt habe, was sie als „nicht wirklich freundliche Dinge" bezeichnet hat."
„Was hat Miss Fuego denn gesagt?", fragte McGonagall und wandte sich an Umbridge.
„Sie... sie...", noch nie hatte George Umbridge stammeln gesehen und dafür liebte er Tia, „Sie hat etwas auf Spanisch gesagt. Ich kann es nicht wiederholen."
„Nun, woher wollen Sie dann wissen, dass es „nicht wirklich freundlich" gewesen ist?", fragte Tia und legte wieder den Kopf schief, „Vielleicht habe ich ihnen nur meinen letzten Zaubertrankaufsatz zitiert. Vielleicht habe ich Sie zitiert. Vielleicht habe ich ihnen auch gesagt, wie schön ich heute den Tag finde. Solange Sie mir also nicht wiederholen können, was ich gesagt habe, sehe ich nicht ein, wie Sie überhaupt auf die Idee kommen, dass sie „nicht wirklich freundlich" gewesen sind."
Umbridge schaute Tia ungläubig an und fand einen Moment ihre Sprache nicht mehr. George bemühte sich, ein Grinsen zu verbergen und selbst McGonagall musterte Tia mit einem stolzen Blick.
„Entschuldigen Sie mich einen Moment", meinte Tia und wandte Umbridge den Rücken zu, aber diese war schon aufgebracht genug und empfand das als besondere Beleidigung.
„Wenden Sie mir nicht den Rücken zu, wenn ich mit Ihnen spreche!", befahl sie Tia und nach kurzem Zögern drehte Tia sich wieder um, nur um Umbridge direkt ins Gesicht zu niesen.
„Entschuldigen Sie", schniefte Tia und lächelte, „Aber... Sie haben gesagt, dass ich mich umdrehen sollte."
Nun war es auch McGonagall, die sich ein Grinsen verhalten musste, während Umbridge Tia mit ihrem Blick beinahe tötete, bevor sie ihren Zauberstab zückte und Tias Rotz wegzauberte.
„Hören Sie auf, in der Großen Halle zu schreien", befahl sie zischend, bevor sie wieder zum Lehrertisch stolzierte.
„Nicht schlecht, Tia, nicht schlecht", grinste George, aber Tia behielt ihr Lächeln im Gesicht.
„Sie sollten trotzdem vorsichtiger sein", riet McGonagall ihr streng, „Das nächste Mal haben Sie vielleicht nicht mehr so viel Glück."
„Ja, Professor", nickte Tia und mit einem letzten Lächeln ging auch McGonagall.
„Geht es dir gut?", fragte George seine Freundin.
„Ja, ja", winkte Tia ab, „Obwohl... ich glaube, ich muss mich jetzt erst einmal setzen. Das war ein wenig zu anstrengend für mich..."
„Ein Genie zu sein ist schon ziemlich anstrengend", grinste George und führte sie zurück zum Gryffindortisch.
Tia und Leanne setzten sich auf die Seite der Gryffindors, aber schon da war klar, dass dieses Spiel schrecklich werden würde. Die Slytherins zeigten ihre Vorfreude, indem sie laut jubelten, obwohl noch kein Team auf dem Feld war und außerdem sangen sie ein Lied. Tia verstand zuerst nicht ganz, was es war, aber nachdem sie einen Moment hingehört hatte, verstand sie den Text:
Weasley fängt doch nie ein Ding,
Schützt ja keinen einz'gen Ring,
So singen wir von Slytherin:
Weasley ist unser King.
Weasley ist dumm wie'n Plumpudding,
Lässt jeden Quaffel durch den Ring.
Weasley sorgt für unsern Gewinn,
Weasley ist unser King.
„Ich weiß nicht einmal, wie sie auf den Text gekommen sind", schnaubte Leanne, „Der ist zu kreativ, um von einem Slytherin zu stammen."
„Wie können sie nur", schnaubte Tia empört und hustete, während sie sich tiefer in ihren Mantel kuschelte, „Wie können sie einfach so direkt auf Ron losgehen? Wenn sie es gegen das gesamte Team benutzen – okay, ist auch nicht so nett, aber besser, als nur eine einzige Person fertig zu machen und zu beleidigen."
Als das Gryffindor-Team hinausging, wirkten sie alle zusammen sehr sicher und kampfbereit und Angelina ging zu Montague, dem neuen Kapitän der Slytherins und schüttelte seine Hand und beide sahen so aus, als würden sie versuchen, sich gegenseitig die Finger zu brechen.
Die Spieler setzten sich auf ihre Besen, bevor Madam Hooch in ihre Pfeife blies und das Spiel begann. Angelina schnappte sich sofort den Quaffel und flog zielsicher zu den Toren der Slytherins.
„Und das ist Johnson – Johnson mit dem Quaffel, was für eine Spielerin ist dieses Mädchen, ich sah das schon seit Jahren, aber sie will immer noch nicht mit mir ausgehen –", kommentierte Lee Jordan und Tia sah, dass Leanne unzufrieden das Gesicht verzog.
„JORDAN!", warnte McGonagall Lee streng.
„– nur 'ne Spaßnachricht, Professor, jeder weiß doch, dass mein Herz schon jemand anderem gehört – sorry, Angie!", nun wurde Leanne rot und Gesicht und sie räusperte sich, obwohl nicht einmal sicher war, ob er sie meinte, „Johnson ist unter Warrington durch, hat Montague stehen lassen, sie – autsch – hat einen Klatscher von Crabbe hinten abgekriegt... Montague fängt den Quaffel, Montague fliegt zurück übers Feld und – hübscher Klatscher war das jetzt von George Weasley, Klatscher an den Kopf von Montague, der lässt den Quaffel fallen, Katie Bell fängt ihn, Katie Bell aus Gryffindor gibt einen Rückpass zu Alicia Spinnet und Spinnet ist auf und davon, saust an Warrington vorbei, weicht einem Klatscher aus – war knapp, Alicia –"
„Macht sie fertig, Ladies!", schrie Leanne.
„Die beiden sind ein gutes Team, oder?", bemerkte Tia, ohne ihren Blick von ihren beiden Freundinnen abzuwenden und sie fragte sich, ob die beiden schon zu einwandfrei miteinander gespielt hatten, als sie noch nicht zusammen waren, aber sie war sich nicht sicher, immerhin war sie noch nie eine Quidditch-Expertin gewesen, das überließ sie lieber Katie.
„– und die Leute lieben das, hören wir ihnen einfach mal zu, was singen sie denn?"
Lee verstummte und Tia und Leanne sahen sich zweifelnd an. Es waren keine freundlichen Gesänge, die zu hören waren, sondern nur die gegen Ron Weasley.
Zum Glück bemerkte Lee das auch recht schnell und begann wieder lauter zu sprechen, um die Gesänge wieder zu übertönen. „– und Alicia gibt zurück zu Angelina! Komm schon, Angelina – sieht aus, als wär sie frei vor dem Hüter – SIE SCHIESST – SIE – aaah..."
„Mist!", fluchte Tia, als der Slytherin-Hüter den Quaffel abwehrte und den Ball zu Warrington warf
Weasley ist unser King,
Weasley ist unser King,
Lässt jeden Quaffel durch den Ring.
Weasley ist unser King.
„Wie viele Strophen haben die denn noch gedichtet?", fragte Leanne gereizt, „Haben die nichts Besseres zu tun?"
„– und da ist Warrington mit dem Quaffel, Warrington auf dem Weg zum Tor, außer Reichweite der Klatscher, hat nur noch den Hüter vor sich –"
Weasley fängt doch nie ein Ding,
Schützt ja keinen einz'gen Ring..."
„– das ist nun die erste Bewährungsprobe für den neuen Gryffindor-Hüter Weasley, Bruder der Treiber Fred und George und viel versprechendes neues Talent in der Mannschaft – komm schon, Ron!"
Aber Ron schaffte es nicht.
„Nicht sehr vielversprechend", schnaubte Leanne enttäuscht, als die Slytherins laut zu jubeln begannen, als der Quaffel direkt an Ron vorbei in den Mittelring ging.
„Sei nicht so gemein", Tia stieß sie in die Seite, vielleicht etwas grober, als sie es beabsichtigt hatte, aber sie war auch ziemlich angespannt, „Wie würden wir wohl da draußen sein, wenn die Slytherins die ganze Zeit so schlimme Lieder über uns singen würden? Bestimmt wären wir auch ziemlich neben der Spur."
„Ich weiß", seufzte Leanne, „Aber ich habe gehofft, dass wir dieses Jahr wenigstens den Quidditch-Pokal bekommen, wenn alles andere schon so schrecklich ist!"
„Tor für Slytherin", Lee klang nicht sonderlich begeistert, „also steht's zehn zu null für Slytherin – einfach Pech, Ron."
WEASLEY IST DUMM WIE'N PLUMPUDDING,
LÄSST JEDEN QUAFFEL DURCH DEN RING!
„Warum unternimmt ein Professor nichts dagegen?", fragte sich Tia und schaute sich suchend um, „Wo sind die, wenn jemand so direkt und öffentlich beleidigt wird?"
„Sie werden nicht viel tun können", beruhigte Leanne sie, aber sie selbst sah ziemlich wütend aus, „Immerhin können sie nicht so viele Schüler auf einmal bestrafen."
„– und Gryffindor ist wieder im Ballbesitz und Katie Bell prescht übers Feld –", verkündete Lee laut, aber über den lauten Gesang hinweg konnte man ihn trotzdem kaum verstehen.
„Komm schon, Katie!", feuerte Leanne ihre Freundin an und sprang von ihrem Sitz auf.
WEASLEY SORGT FÜR UNSERN GEWINN,
WEASLEY IST UNSER KING!
WEASLEY IST UNSER KING!
WEASLEY IST UNSER KING!
WEASLEY IST DUMM WIE'N PLUMPUDDING!
„Wieder hat Warrington den Quaffel!", rief Lee laut bei dem Versuch, die Slytherins zu übertönen, „der an Pucey abgibt, Pucey ist an Spinnet vorbei, nun mach schon, Angelina, du packst ihn – also doch nicht – aber hübscher Klatscher von Fred Weasley, ich meine, George Weasley, ach, was soll's, einer der beiden jedenfalls, und Warrington lässt den Quaffel fallen und Katie Bell – ähm – lässt ihn auch fallen – und jetzt wieder Montague fängt den Quaffel und er fliegt davon, das Feld hoch, nun aber los, Gryffindor, lasst ihn auflaufen! Und Pucey ist wieder an Alicia vorbei und auf direktem Weg zum Tor, halt ihn auf, Ron!"
Aber Ron hielt ihn nicht auf, sondern wieder wurde der Quaffel an seiner Abwehr vorbei ins Tor geschossen.
„Nicht schon wieder", fluchte Leanne, „Zwanzig zu null – wenn das so weitergeht, kann ich wochenlang keinem Slytherin in die Augen sehen."
Aber es wurde nicht besser. Slytherin schoss noch zwei weitere Tore einfach so an Ron vorbei und er hielt keinen einzigen Torversuch ab. Jeder Wurf war ein Treffer für die Slytherins, während die Gryffindors nicht einmal richtig in die Nähe der Tore kamen.
„Gryffindor hat den Quaffel, Angelina fliegt zu Katie und Katie Bell von Gryffindor umfliegt Pucey, täuscht Montague an, hübscher Schlenker, Katie, und sie wirkt zu Johnson, Angelina Johnson übernimmt den Quaffel, sie ist an Warrington vorbei, auf dem Weg zum Tor, nun mach schon, Angelina – TOR FÜR GRYFFINDOR! Es steht vierzig zu zehn, vierzig zu zehn für Slytherin und Pucey hat den Quaffel..."
„Ich hoffe, Harry fängt bald den Schnatz, sonst endet das nicht gut", seufzte Leanne, und setzte sich nach ihrem Jubeln wieder.
Tia nickte nur und zitterte, obwohl sie schon zwei warme Umhänge trug. Wahrscheinlich bekam sie Fieber, aber sie wollte – nein, sie musste dieses Spiel sehen. Danach konnte sie sich hinlegen.
„Pucey wirft zu Warrington, Warrington zu Montague, Montague zurück zu Pucey – Johnson greift ein, Johnson übernimmt den Quaffel, Johnson an Bell, das sieht gut aus – ich meine, schlecht – ein Klatscher von Goyle aus Slytherin trifft Bell und wieder ist Pucey im Ballbesitz..."
WEASLEY IST DUMM WIE'N PLUMMPUDDING,
LÄSST JEDEN QUAFFEL DURCH DEN RING.
WAESLEY SORGT FÜR UNSERN GEWINN...
Aber plötzlich war die ganze Aufmerksamkeit nicht mehr bei den Toren und den Jägern, sondern Harry und der Sucher von Slytherin, Malfoy lieferten sich ein Kopf an Kopf Rennen nur knapp über dem Boden.
Tia sprang aufgeregt auf und lehnte sich vor, um alles ganz genau zu sehen, aber sie schwankte und fiel beinahe vornüber, hätte Leanne sie nicht am Kragen zurückgezogen auf ihren Platz. Zuerst sah es so aus, als würde Malfoy ihn sich schnappen, aber dann schloss sich Harrys Hand um den Schnatz und er zog seinen Besen hoch.
Tia sprang vor Freude auf, aber die Welt begann sich wieder zu drehen und sie wurde von einem Hustenanfall geschüttelt, aber das hinderte sie nicht daran, für ihr Team zu jubeln, aber nicht lang, denn plötzlich wurde Harry von hinten von einem Klatscher attackiert und er fiel vornüber vom Besen auf den Boden, aber zum Glück war er nicht wirklich weit oben in der Luft gewesen, sonst hätte er sich ernsthaft verletzen können.
Madam Hooch blies zornig in ihre Pfeife und begann den Treiber, der dafür verantwortlich gewesen war zusammen zu schreien.
„Komm, wir gehen aufs Feld!", schlug Leanne vor und zog Tia mit sich mit hinunter zu den jubelnden Spielern.
„Da sind sie ja endlich!", begrüßte Katie sie grinsend, „Wir haben gewonnen!"
„Wissen wir – wir haben's gesehen", versicherte Leanne ihr.
„Harry!", Tia ging zu ihm, „Herzlichen Glückwunsch zum Fang. Gut gemacht!" Sie umarmte ihn kurz und als sie ihn wieder losließ, war er knallrot im Gesicht.
„Hey, Finger weg von meiner Freundin, Potter!", scherzte George und legte einen Arm um Tias Taille.
„Ihr wart super", grinste Tia breit und küsste ihm auf die Wange, „Ihr alle."
„Du siehst nicht gut aus", bemerkte George besorgt, „Vielleicht solltest du dich hinlegen."
„Ja, ja", winkte Tia ab, „Das mach ich, wenn wir im Schloss sind – versprochen."
„Wir wollten eigentlich noch ein paar Verse schreiben!", es war Malfoy, der Sucher der Slytherins, der wohl kein sonderlich guter Verlierer war und noch immer auf Harry herumhackte, „Aber wir haben keine Reime auf fett und hässlich gefunden – wir wollten war über seine Mutter singen, verstehst du –"
„Das ist nicht sonderlich nett", bemerkte Tia leise.
„Hör einfach nicht hin", George zog sie ein wenig weg und warf Malfoy einen zornigen Blick zu, „Lass dir nicht die Laune verderben."
„Dem sind eben die Trauben viel zu sauer", schnaubte Angelina und warf einen angewiderten Blick in Malfoys Richtung.
„– und nichtsnutziger Verlierer konnten wir auch nicht einbauen – für seinen Vater, weißt du –", erzählte Malfoy weiter und Tia verstand nicht, wie jemand einfach nur Leute beleidigen konnte, damit sie sich schlecht fühlten. Einfach so, ohne handfesten Grund.
„Was hat diese kleine Ratte gesagt?", zischte George und synchron mit Fred legten sich ihre Blicke auf ihn.
„Lasst ihn!", bat Angelina die Zwillinge schnell und fasste Fred am Arm, „Lass ihn, Fred, lass ihn schreien, der ist nur beleidigt, weil er verloren hat, der aufgeblasene kleine –"
„– aber du magst Weasley, nicht wahr, Potter?", höhnte Malfoy, „Verbringst deine Ferien und so bei denen, stimmt's? Ich versteh nicht, wie du den Gestank aushalten kannst, aber ich vermute mal, wenn du bei Muggeln aufgewachsen bist, riecht sogar die Bruchbude der Weasleys ganz erträglich –"
Harry hielt George zurück, damit er sich nicht auf Malfoy stürzte, während Angelina, Katie und Alicia Fred zurückhielten. Tia stand daneben und ihr fiebriger Kopf schaffte es nicht, einen klaren Gedanken zu fassen, also tat sie nichts. Sie wollte beides – auf der einen Seite wollte sie George daran hindern, Malfoy zu verprügeln, damit ihr Freund keine Probleme bekam, aber auf der anderen Seite hatte Malfoy Muggel beleidigt und Georges Familie und das war Grund genug, selbst auf ihn loszugehen.
„Oder vielleicht", setzte Malfoy noch einen drauf, der es wohl darauf ankommen ließ, ob er zusammengeschlagen wurde oder nicht, „vielleicht weißt du noch, wie das Haus deiner Mutter gestunken hat, Potter, und der Saustall bei den Weasleys erinnert dich daran –"
Und plötzlich hatte Harry wohl kein Bedürfnis mehr, George davon abzuhalten, Malfoy wehzutun und half ihm sogar dabei. Zu zweit schlugen sie einfach auf Malfoy ein, wie Muggel es getan hätten und keiner von ihnen nahm sich die Zeit ihre Zauberstäbe zu zücken.
„Harry! HARRY! GEORGE!NEIN!"
Aber die beiden hörten nicht auf, bis Madam Hooch ihren Zauberstab zückte und sie verhexte. Harry wurde zurückgeworfen und auch George hörte auf.
„Was tun Sie da?", schimpfte Madam Hooch mit ihnen.
„George, hast du dir wehgetan?", fragte Tia ihn besorgt und untersuchte seine geschwollene Lippe, als sie seine Hand nahm.
„Alles gut", er schaute sie nicht an, sondern sein wütender Blick war noch immer auf Malfoy gerichtet, der aus der Nase blutete und am Boden wimmernd krümmte.
„Ein solches Verhalten ist mit noch nie untergekommen", schimpfte Madam Hooch, „Zurück ins Schloss, sie beide, und schnurstracks ins Büro Ihrer Hauslehrerin! Marsch! Sofort!"
George ließ Tias Hand los und ohne ein weiteres Wort stapfte er mit Harry davon und ließ Tia zurück. Tia schaute ihm verwirrt hinterher und blinzelte.
„Ist alles in Ordnung, Tia?", fragte Leanne sie sanft und legte eine Hand auf ihre Schulter, „Bringen wir dich ins Schloss ins Warme – du erfrierst uns ja noch."
Tia wirbelte so schnell herum, dass Leanne zurückweichen musste, aber Tia kümmerte sich nicht darum, sondern schritt nur direkt auf Malfoy zu, der noch immer auf dem Boden saß, sich aber jetzt Mithilfe seiner Handlanger aufgesetzt hatte.
„Du", zischte sie und jeder, der sie sah, wich zurück, als sie einer Veela immer ähnlicher wurde und ihre Augen pechschwarz wurden, sie größer wirkte, als sie war und ein Schatten sich über ihr Gesicht legte, „Du kleine, nutzlose, hinterlistige, kleine Ratte."
Malfoy wich zurück, aber als er sie erkannte, bemühte er sich, gleichgültig auszusehen und grinste sogar.
„Oh, verteidigt das grässliche Schlammblut etwas seinen Freund?", meinte er hämisch.
„Ich warne dich", zischte Tia, „Mir fallen spontan genug Möglichkeiten ein, dich mit einem Trank umzubringen, den ich dir ganz einfach morgen Früh in deinen Kürbissaft mischen kann. Ich könnte dich hier und jetzt zusammenschlagen und du würdest leiden. Meine Kräfte übersteigen die einer normalen Hexe und ich reiße mich gerade zusammen, sie nicht an dir auszulassen, also würde ich mir in Zukunft zweimal überlegen, wie du mit meinen Freunden sprichst."
Sie drehte sich um und ging Richtung Schloss, aber sie kam nur zwei Schritte weit, bis er fragte: „Hätte das etwa eine Drohung sein sollen?"
Sie blieb stehen, drehte sich auf den Fersen um und schaute ihn direkt an. Ihre Augen waren wieder normal, was ihre verschieden farbigen Augen nicht weniger gruselig und durchdringend machte und Malfoys wich ihrem Blick aus. „Oh nein", meinte sie entspannt, „Das war lediglich eine Warnung."
Sie drehte sich wieder um und ging, aber sobald sie außer Sichtweite war, konnte sie nicht mehr weiter und lehnte sich vor Anstrengung gegen eine Wand. Alles drehte sich, aber sie kniff nur kurz die Augen zusammen, bevor sie sich zusammenriss und weiterging. Sie musste zu George. In ihrem Kopf war das die einzige logische Schlussfolgerung, also ging sie zu McGonagalls Büro und wartete davor. Normalerweise hätte sie mithören können, aber ihr Kopf schmerzte so sehr, dass sie froh war, dass sie aufrecht stehen konnte, obwohl sie sich schon bald gegen die Wand lehnen musste, damit sie nicht umkippte.
Sie schreckte auf, als die Tür geöffnet wurde, aber es waren nicht Harry und George, die aus dem Büro kamen, sondern Umbridge. Sie sah zufrieden mit sich aus und als sie sie erblickte, würdigte die Professorin Tia kaum mit einem missbilligenden Blick. Tia fragte sich, was sie darin zu suchen gehabt hatte, aber kurz darauf kamen Harry und George, die noch bedrückter aussahen.
„Tia", George schaute sie erstaunt an und ging sofort zu ihr, „Warum bist du hier? Warum bist du nicht in einem Bett? Du bist brennend heiß."
„Ich weiß, dass ich heiß bin", scherzte Tia, „ich... ich glaube, ich wollte auf dich warten."
George schüttelte den Kopf. „Tia, wenn du krank bist, werden deine Scherze schlecht."
„Das ist das erste Mal, dass ich das höre."
„Hier sind sie ja", plötzlich kamen Fred, Leanne und Katie um die Ecke und als sie sie sahen, eilten sie zu ihnen.
„Junge Dame, wir haben dich im ganzen Schloss gesucht", schimpfte Leanne sie, „Jetzt geht es aber sofort ins Bett!"
„Was hat Professor McGonagall gesagt?", fragte Fred.
„McGonagall war nicht das Problem", seufzte George, „Als Umbridge sich eingemischt hat, ist alles schrecklich geworden."
„Lebenslanges Spielverbot", erklärte Harry und alle starrten ihn ungläubig an.
„Was?", zischte Fred, „Das kann sie nicht tun!"
„Kann sie", verbesserte George seinen Zwilling, „und wird sie. Du übrigens auch, aber ich glaube, McGonagall wird noch mit dir sprechen."
„Lebenslanges Spielverbot?", wiederholte Tia, „Aber... aber warum?"
„Keine Ahnung", George zuckte mit den Schultern, „Ich weiß es nicht... weil Umbitch uns hasst?"
„Oh nein", Tia umarmte George stürmisch und drückte ihn fest. Sie war so niedlich, dass George es sogar ein Lächeln ins Gesicht zauberte, aber nur so lange, bis sie wieder von einem Hustenanfall gepackt wurde.
„Aber zuerst musst du in den Krankenflügel Medizin von Madam Pomfrey holen, sonst bist du noch ewig krank."
„Ich bringe sie in den Krankenflügel und ihr geht und sprecht mit Angelina", schlug Leanne vor, „Ich glaube, sie steht kurz vor einem Nervenzusammenbruch."
„Da könntest du sogar Recht haben", murmelte Katie, „Ich hoffe, sie hat sich noch nicht ertränkt."
„Dann gehen wir, Tia", Leanne führte sie sanft weg, „Wir sehen sie im Gemeinschaftsraum wieder."
„Okay", Tia hustete wieder, „Ist... ist vermutlich besser so..."
„Werde wieder gesund – alles andere ist egal", versprach George und sah dabei zu, wie sie mit Leanne ging.
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