87. Kapitel

Am nächsten Tag regnete es noch immer in Strömen und beim Mittagessen setzte sich Angelina zu ihnen und lehnte sich vor, um etwas zu sagen. „Ich habe gerade mit Harry gesprochen", gestand sie leise, dass nur die kleine Gruppe es hören konnte, „Er hat einen Raum für unser Treffen gefunden. Heute um acht im siebten Stock. Gegenüber vom Wandbehang von Barnabas dem Bekloppten, der von den Trollen verdroschen wird."

„Mein Lieblingswandteppich", seufzte Fred verträumt.

„Was gibt es da für einen Raum?", fragte sich George, „Wir sind schon dort gewesen – sind da nicht nur Klassen und diese Besenkammer?"

„Harry wird schon wissen, was er tut", meinte Angelina.

Kurz vor acht gingen sie als Gruppe hinauf in den siebten Stock und sahen sich immer vorsichtig um, um sicher zu sein, dass ihnen niemand folgte und sie auch niemand beobachtete, aber Tia war etwas entspannter, immerhin würde sie unerwünschte Zuschauer schon von Weitem riechen – besonders wenn diese Filch oder Umbridge waren.

„Hier muss es sein", meinte Alicia nachdenklich und untersuchte die polierte Holztür an der Wand direkt gegenüber von dem Wandteppich, von dem Harry gesprochen hatte.

„Das ist eine Besenkammer", meinte Fred ernst, „Was will Harry denn da drin?"

„Vielleicht gibt es einen Geheimgang darin", schlug Tia vor, „Vielleicht hat er etwas gefunden."

Fred und George sahen sich ungläubig an. „Harry hat einen Geheimgang gefunden, den wir nicht kennen?", fragte Fred amüsiert.

„Unmöglich", schnaubte George.

„Ihr beide seid zu stolz", sagte Leanne amüsiert, „Es gibt auch noch andere Unruhestifter im Schloss."

„Mein Vater ist dafür das perfekte Beispiel", zeigte Tia auf und ging auf die Tür zu. Sie klopfte sanft, bevor sie sie öffnete, aber hinter der Tür war keineswegs eine Besenkammer, wie Fred und George gesagt hatten, sondern ein großer Raum, der von Fackeln beleuchtet wurde. Bücherregale und Puppen standen herum so wie allerhand anderes interessantes Zeug, deren Namen Tia nicht einmal kannte.

Sie waren nicht die ersten. Neben Harry, Hermine und Ron waren schon beinahe alle da, wie Tia schnell erkannte.

Nur wenige Momente nach ihnen trat noch jemand in den Raum und sahen sich vorsichtig um. Agnes Tripe und ihr Freund Roger Davies waren ebenfalls gekommen und jetzt waren sie vollständig.

„Hey, Hermine!", sprach Agnes Hermine als erstes an, nachdem sie sich umgehen hatten „Was ist das für ein Raum?"

Das interessierte Tia natürlich auch, immerhin hatten nicht einmal Fred oder George davon gewusst.

„Das ist der Raum der Wünsche – man wünscht sich einen bestimmten Ort und der Raum passt sich dem an", erklärte Hermine schnell.

Nachdem alle anwesend waren und es schon acht Uhr war, ging Harry zur Tür und drehte den Schlüssel im Schloss um, sodass die Tür versperrt war und niemand mehr hineinkommen konnte.

„Also", Harry drehte sich zu ihnen allen um und begann mit der ersten Stunde, „Das hier ist der Raum, den wir für unsere Übungsstunden aufgetrieben haben, und ihr – ähm – findet ihn offensichtlich ganz brauchbar."

„Er ist phantastisch", schwärmte Cho Chang und Tia nickte mit anderen zustimmend.

„Ziemlich irre", bestätigte Fred, „Wir haben uns mal vor Filch hier drin versteckt, weißt du noch, George? Aber damals war es nur ein Besenschrank."

„Hey, Harry, was sind das für Sachen?", fragte Dean aus Gryffindor und zeigte auf einige Sachen, die Tia auch nicht kannte.

„Antiobskuranten", erklärte Harry und Tia war beeindruckt, dass er das wirklich wusste, „Im Grunde zeigen sie alle, wenn schwarze Magier oder Feinde in der Nähe sind, aber man kann sich nicht so recht auf sie verlassen, sie können ausgetrickst werden..."

Einen Moment schaute Harry nachdenklich in das spiegelähnliche Ding und Tia fragte sich, was er wohl sah, denn für sie war das Glas leer, bis auf wenige Schatten, die genauso gut Dreck hätte sein können. Harry riss sich aus seinen Gedanken und drehte sich wieder zu ihnen.

„Nun, ich hab darüber nachgedacht, was wir als Erstes tun sollten, und – ähm – ja, Hermine?", Harry schaute seine Freundin verwirrt an, die wie in den Schulstunden brav die Hand gehoben hatte, um zu sprechen.

„Ich finde, wir sollten einen Anführer wählen", meinte Hermine ernst.

„Harry ist der Anführer", sagte Cho Chang aus Ravenclaw prompt und schaute Hermine an, als wäre sie verrückt und dasselbe dachte Tia auch ein wenig, aber niemals hätte sie es so offen gezeigt, dass sie so etwas dachte.

„Ja, aber ich denke, wir sollten richtig darüber abstimmen", erklärte Hermine, „Das macht das Ganze offiziell und verleiht ihm Autorität. Also – wer ist dafür, dass Harry unser Anführer sein soll?"

Tia hob die Hand wie alle anderen und sie fragte sich, ob nicht doch jemand eigentlich dagegen war, aber wegen dem Gruppenzwang sich nicht traute, das zu sagen, aber sie bezweifelte, dass jemand Harry den Anführer-Posten streitig machen wollte.

„Ähm – gut, danke", meinte Harry, der ein wenig rot geworden war und Tia fragte sich, ob ihm zu heiß war, „Und – was noch, Hermine?"

„Ich finde außerdem, dass wir uns einen Namen gegen sollten", strahlte Hermine, „Das würde den Teamgeist und den Zusammenhalt unter uns fördern, meint ihr nicht?"

„Wie wär's mit Anti-Umbridge-Liga?", schlug Angelina hoffnungsvoll vor.

„Wie wär's mit Anti-Halbtroll-Liga?", fügte Agnes Tripe hinzu und einige kicherten.

„Vielleicht die Ministerium-macht-Murks-Gruppe", schlug Fred vor.

„Ich würde meinen", sagte Hermine streng mit einem bösen Blick zu Fred, „dass wir uns einen Namen geben sollten, der nicht allen verrät, was wir vorhaben, damit wir ihn auch außerhalb unserer Treffen gefahrlos verwenden können."

„Die Defensiv-Allianz?", schlug Cho Chang vor, „Abgekürzt DA, damit niemand weiß, wovon wir reden?"

„Ja, DA ist schon mal gut", überlegte Ginny, „Aber es sollte besser für Dumbledores Armee stehen, denn das ist doch die größte Angst des Ministeriums, oder?"

Ihr Vorschlag erntete viel zustimmendes Murmeln und Gelächter.

„Dann sind alle für DA?", sagte Hermine gebieterisch und kniete sich auf ihr Kissen, um zu zählen, wie viele aufzeigten, „Das ist die Mehrheit – Vorschlag angenommen!"

Hermine pinnte das Pergament mit ihren Unterschriften an die Wand und schrieb in großen, ordentlichen Buchstaben darüber:


DUMBLEDORES ARMEE


„Gut", meinte Harry, als sich alle wieder beruhigt hatten, „wollen wir dann mit den Übungen anfangen? Ich hab mir überlegt, dass wir als Erstes den Expelliarmus üben sollten, ihr wisst ja, den Entwaffnungszauber. Der gehört zwar zu den simplen Grundlagen des Zauberns, aber ich fand ihn recht nützlich –"

„Also bitte", unterbrach Zacharias Smith ihn, verschränkte die Arme vor der Brust und tat wieder auf wichtig, als er mit den Augen rollte, „Ich glaub nicht, dass ausgerechnet Expelliarmus gegen Du-weißt-schon-wen nützen wird."

„Ich hab ihn gegen ihn eingesetzt", sagte Harry ruhig, „Er hat mir im Juni das Leben gerettet."

Zacharias öffnete den Mund wie ein Fisch, während alle anderen still waren.

„Aber wenn du meinst, du musst dich damit nicht abgeben, kannst du ja gehen", schlug Harry immer noch ruhig vor.

Smith rührte sich nicht und auch sonst niemand.

„Okay", begann Harry wieder, „Ich schlage vor, wir gehen immer zu zweit zusammen und üben."

„Wir üben zusammen, Tia", befahl Leanne und schnappte sich ihre Freundin schnell, bevor es jemand anderer tun konnte.

„Mit mir wirst du nicht wirklich viel üben können", prophezeite Tia, „Ich bin eigentlich gar nicht gut in solchen Sachen."

„Das macht doch nichts – ich will nur nicht allein zurückbleiben", winkte Leanne ab und sie stellten sich gegenüber hin.

„Also", begann Harry, als alle einen Partner hatten, „ich zähl bin drei – ein, zwei, drei –"

Expelliarmus", rief Leanne und Tia spürte, wie der Zauber an ihrem Zauberstab zog, aber sie hielt ihn fester in der Hand und schaffte es, ihn zu behalten.

„Von wegen du bist schlecht", maulte Leanne.

„Meinen Zauberstab festzuhalten bekomme ich gerade noch so hin", schnaubte Tia sarkastisch, „Versuch es noch einmal."

„Nein, nein – jetzt bist du an der Reihe", lehnte Leanne ab und Tia stellte sich etwas breitbeiniger hin und konzentrierte sich ganz genau auf Leannes Zauberstab, bevor sie ihren eigenen hob und mit fester Stimme sagte: „Expelliarmus!"

Tia beobachtete, dass Leanne Schwierigkeiten hatte, ihren Zauberstab in der Hand zu behalten, aber sie schaffte es und Tia ließ ein wenig enttäuscht die Schultern hängen.

„Hey, nicht schlecht!", lobte Leanne beeindruckt.

„Remus hat versucht, es mir beizubringen, aber er hat es nicht vor Ende des Schuljahres geschafft", gestand Tia, „Eigentlich sollte ich es besser können."

„Unsinn!", widersprach Leanne streng, „Wir sind hier, um zu üben, nicht um es schon zu können. Versuchen wir es noch einmal."

Später kam Harry vorbei und sah zu, wie zuerst Leanne und dann Tia es versuchten, aber mehr als ein leichtes Ziehen am Zauberstab spürte keiner von beiden.

„Du musst besser zielen, Leanne", riet Harry ihr, „Und Tia, deine Bewegung ist noch nicht ganz richtig. Du musst mehr – ungefähr so..." Harry nahm ihre Zauberstabhand in die seine und zog eine peitschende Bewegung. „So ungefähr..."

„So?", fragte Tia und machte die Bewegung alleine nach, als plötzlich Leannes Zauberstab aus der Hand fiel, obwohl sie nichts gesagt hatte. Erschrocken ließ Tia ihren Zauberstab fallen und hob die Hände in die Luft, als würde jemand mit dem Zauberstab auf sie zielen. „Das wollte ich nicht, Leanne, das tut mir leid!", entschuldigte sich Tia schnell.

„Machst du Witze?", Leanne grinste, als sie ihren Zauberstab wieder aufhob, „Das war genial! Wie hast du das gemacht?"

„Ich weiß es nicht", meinte Tia und wurde rot, „Es ist einfach so passiert."

„Dann solltest du es wieder einfach so passieren lassen!", rief Leanne ermutigend und stellte sich wieder in Abwehrhaltung hin.

„Versucht es weiter", riet Harry ihnen auch und ging zum nächsten Paar.

Tia und Leanne versuchten weiter, aber es gelang Tia nicht noch einmal. Sie wusste nicht, was sie getan hatte, dass sie das geschafft hatte, aber ihr gelang es nicht noch einmal.

Als Harry wieder in seine Pfeife blies, hörten sie alle auf zu zaubern und schaute in seine Richtung.

„Nun, das war schon mal ganz gut", lobte er sie, „Aber wir haben überzogen und sollten jetzt besser aufhören. Nächte Wochen, selbe Zeit, selber Ort?"

„Lieber schon früher!", rief Dean Thomas aus Gryffindor eifrig und einige nickten zustimmend.

„Die Quidditch-Saison fängt bald an, unsere Mannschaft muss auch noch trainieren!", erinnerte Angelina sie alle.

„Sagen wir also nächsten Mittwochabend", schlug Harry vor, „Dann können wir immer noch zusätzliche Treffen beschließen. Kommt, wir sollten uns beeilen."

Harry ließ sie immer in Dreier- oder Vierergruppen gehen, damit es nicht auffiel und während Tia darauf wartete, dass auch sie gehen konnte, stellte sich George zu ihr.

„Und?", fragte er, „Wie ist es gelaufen?"

„Nicht so gut", gestand Tia, „Ich weiß nicht... Expelliarmus scheint nicht mein Zauber zu sein. Vielleicht geht es mir bei einem anderen Zauber besser."

„Schade", seufzte George, „Ich habe gehofft, ich könnte dir ein wenig mehr Selbstvertrauen einreden."

„Was meinst du?", fragte Tia und runzelte die Stirn.

„Oh, du weißt schon", erklärte George, „Als Harry euch beide verbessert hat und auf einmal Leannes Zauberstab weggeflogen ist – das bin ich gewesen."

Tia wusste nicht warum, aber es fühlte sich wie ein Stich im Herzen an, als sie das hörte. Sie hatte gewusst, dass sie nicht gut im Zaubern war, aber irgendwie hatte sie doch gehofft, dass sie es wenigstens einmal schaffen würde. Und jetzt hörte sie, dass George sie nur hereingelegt hat.

„Was?", zischte sie und George riss erstaunt die Augen auf – er hatte sie noch nie so wütend mit ihm gesehen, „Du... du warst das?"

„Ja?", George klang nicht mehr so sicher, „Warum?"

„Du traust mir also nicht einmal zu, dass ich es schaffe, oder?", zischte Tia wütend und funkelte ihn böse an. Ihre Augen schienen dunkler zu werden und George erinnerte sich daran, dass er schon einmal ihre Veela-Seite an ihr gesehen hatte, aber damals war es nicht gegen ihn gerichtet gewesen.

„Natürlich traue ich dir es zu", versprach er und hob abwehrend die Hände, „Ich wollte dir nur helfen."

„Oh, ich brauche also Hilfe?", äffte Tia ihn nach, „Ich bin also ein hilfloses Mädchen, das nicht allein auf sich aufpassen kann?"

„Das habe ich nicht gesagt", verteidigte sich George.

„Du hast es aber gedacht", zischte Tia und tippte mit dem Finger auf seine Brust, „Du denkst es – genauso, wie alle anderen. Aber ich bin nicht schwach. Ich bin stark – stärker, als ihr. Ich brauche keine Hilfe, ich brauche keine Unterstützung und sollte ich sie doch brauchen, dass frage ich danach, aber hört endlich auf, mich wie ein kleines Kind zu behandeln!"

Tia stampfte davon und George schaute ihr erschrocken hinterher. So hatte Tia noch nie reagiert und er hatte es doch nur gut gemeint.

„Tia, warte", bat er sie, aber sie hörte nicht auf ihn sondern schloss sich nur den Leuten an, die als nächstes den Raum der Wünsche verließen.

„Was ist denn jetzt passiert?", fragte Fred ihn besorgt und schaute ebenfalls zur Tür, wo Tia verschwunden war.

„Ich weiß nicht", gestand George ein wenig verzweifelt, „Ich glaube, ich habe Mist gebaut."

„Sieht danach aus", stimmte Fred ihm zu, „Aber sie wird sich schon wieder einkriegen."

„Was, wenn nicht?", murmelte George unsicher und Fred klopfte ihm ermutigend auf die Schulter.

Als die Zwillinge in den Gryffindor-Turm kamen, war Tia nicht im Gemeinschaftsraum, also vermutete George, dass sie schon schlafen gegangen war und er hoffte, dass Fred Recht behalten würde und sie sich wirklich bald wieder beruhigen würde. Er hatte das doch gar nicht gewollt, er wollte ihr nur helfen.

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