86. Kapitel

Am nächsten Tag kam Angelina mit einem triumphierenden zu ihnen und setzte sich zwischen Katie und Alicia und schlang jeweils einen Arm um deren Schultern.

„Was ist denn mit dir los?", fragte Katie amüsiert.

„Sieht so aus, als hätte sie den Euphoriezauber geübt", bemerkte Alicia.

„Ich habe ausgezeichnete Neuigkeiten", verkündete Angelina, „Ich habe mit Professor McGonagall gesprochen und die hat vermutlich mit Dumbledore gesprochen und der vermutlich mit Umbridge, aber da bin ich mir nicht so sicher –"

„Komm zum Punkt", erinnerte Katie sie.

„Der Punkt ist, dass ich endlich die Erlaubnis für unser Quidditch-Team bekommen habe! Wir können wieder trainieren!", Angelina grinste so breit, dass es schon beinahe ansteckend war. So glücklich hatten sie sie in letzter Zeit eher nicht gesehen – eher gestresst und fanatisch.

George sah auf seine Uhr und seufzte. „Wir sollten langsam los", meinte er teils genervt, teils enttäuscht, „Wir haben jetzt Verteidigung gegen die dunklen Künste und wir sollten bei Umbridge wohl nicht zu spät kommen."

„Das ist totale Zeitverschwendung", schimpfte Fred, „Vielleicht sollten wir einmal unser Fieberfondant ausprobieren – wenn es funktioniert, sind wir in zehn Minuten wieder frei."

„Passt bloß auf ihr beide", warnte Tia besorgt, „Wenn es nicht funktioniert, habt ihr es mit Umbridge zu tun."

„Keine Sorge, Tia", lächelte George, „Wir wissen schon, was wir tun."

„Wir haben jetzt Snape", meinte Katie ebenso bedrückt, weil sie Snape nicht wirklich leiden konnte, „Da sollten wir wohl auch nicht zu spät kommen."

„Eure Klasse liegt auf dem Weg zu den Kerkern", schlug Tia vor, „Wir begleiten euch, oder?"

„Klar doch", Leanne sprang als erstes auf, „Und ich weiß schon, was ich mit meinen nächsten beiden Freistunden machen werde – ich werde ein wohlverdientes Mittagsschläfchen halten!"

„Ich bin richtig eifersüchtig", seufzte Fred, „Jetzt hinauf in den Turm gehen und schlafen."

„Und vielleicht kuscheln?", schlug George grinsend vor, „Vielleicht mit einer gewissen Ravenclaw?"

Fred wurde etwas rot und räusperte sich. „Natürlich nicht", zischte er, „Von was redest du?"

„George redet von Agnes Tripe", erklärte Tia unschuldig und lächelte, „Er glaubt, dass du auf sie stehst."

„Das denken wir alle", fügte George hinzu.

„Danke, Tia", seufzte Fred und er konnte einfach nicht sauer auf sie sein – immerhin hatte sie es nur nett gemeint, „Wenn ich wieder einmal den Sarkasmus meines Zwillings nicht verstehe, dann frage ich dich."

„Danke", Tia lächelte stolz und freute sich, dass Fred ihr so viel Sarkasmus-Wissen zutraute, obwohl sie selbst eher das Gefühl hatte, als würde sie Sarkasmus meist überhören.

Die relativ große Gruppe war kaum aus der großen Halle gegangen, als ihnen Umbridge entgegenkam. Sie sah nicht so aus, als hätte sie geplant, sie zu treffen, aber als sie Tia und George Händchen halten sah, lächelte sie zuckersüß und meinte ebenso süß: „Miss Fugo, Mr Weasley, Sie sollten wohl einen halben Meter Abstand halten – das geziemt sich so nicht."

„Was?", fragte George völlig perplex.

„Mein Name ist Fuego – wie das Feuer", verbesserte Tia sie freundlich, „Und ich finde nicht, dass ich Abstand halten sollte von meinem Freund."

„Tatsächlich", Umbridge lächelte sie falsch an, „Und warum, Miss Fuego, denken Sie das?"

„Nun", Tia lächelte, „Sie wissen schon... nachdem mein Vater ein Werwolf ist, habe ich meine tierischen Triebe nicht unter Kontrolle und muss sie einfach ausleben."

Mit diesen Worten überraschte sie George, indem sie ihn in einen Kuss zog und Umbridge schnaubte teils angewidert teils unzufrieden.

„Das werden wir noch sehen", Umbridge bemühte sich noch, freundlich zu klingen, aber es gelang ihr nicht ganz und sie spuckte ein wenig, als sie sprach, aber zum Glück trippelte sie einfach weiter und Tia entließ George wieder aus dem Kuss.

„Heiß", grinste er, „Vielleicht sollten wir Umbridge öfter über den Weg laufen."

„Ich mag sie nicht", bestimmte Tia.

„Du kannst es ruhig sagen, Tia", ermutigte Katie sie grinsend, „Sprich mir nach: Ich hasse Umbridge."

„Nein, nein", Tia schüttelte den Kopf, „Hassen ist so ein starkes Wort."

„Du kannst es ruhig sagen", versprach Leanne, „Hassen."

Kurz gingen sie stumm weiter und keiner sprach mehr über den Vorfall, aber George lag eine Frage auf der Zunge und er sprach sie endlich aus: „Woher kommt euer Familienname?"

„Oh, ihr wisst schon", winkte Tia lächelnd ab, „Meine Familie hat viel mit Feuer zu tun – schon seit Generationen essen wir sogar für spanische Verhältnisse wirklich scharf; meine abuelita hat eine scharfe Zunge und bringt jeden zum Weinen, wenn sie will; einer meiner Vorfahrinnen ist von der spanischen Inquisition zur Hexe erklärt worden und öffentlich verbrannt worden –"

„Was?", riefen alle und Tia kicherte.

„Das ist nur ein Witz gewesen", beruhigte sie sie, „Also... das glaube ich... eigentlich ist es schon möglich, dass einer meiner Vorfahren verbrannt worden ist... Jedenfalls... der Rest stimmt. Wir Fuegos sind schon immer für unser Essen und unsere scharfen Zungen bekannt gewesen."

„Deine Zunge ist aber nicht so scharf", grinste George, „Vielleicht sollte ich noch einmal kosten?"

„Zu viel Information!", rief Katie und hielt sich die Ohren zu.

„Wirklich ekelhaft", bestimmte Fred, „Danke – jetzt habe ich das Bild von Tia mit brennender Zunge im Kopf."

„Ich mach doch nur Spaß, nur Spaß", lachte George, „Also... vielleicht?"

„Gut, dass wir da sind!", seufzte Angelina, „Wir gehen!"

Angelina zog Alicia mit sich in die Klasse und auch die anderen mussten sich jetzt trennen und ihre Wege teilten sich.



„Ich will nicht", jammerte George und klammerte sich an Tia, „Ich will auch hierbleiben, ich will auch Kakao mit euch trinken und im Gemeinschaftsraum sitzen!"

„Nein", Tia lächelte ihn an und klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter.

„Ihr packt das schon", winkte Leanne ab, aber sie sah amüsiert aus und glaubte es wohl selbst nicht.

Quidditch-Training schien für die Zwillinge nicht mehr so einladend zu sein. Draußen regnete es in Strömen und außerdem hatten die beiden noch ein anderes Problemchen.

„Wie sollen wir mit Furunkeln am Hintern fliegen?", jammerte Fred.

„Die tun schon weh, wenn wir auf Kissen sitzen – wie ist das erst mit Besen?", seufzte George.

„Selber schuld", grinste Tia, „Was hast du gleich noch einmal gesagt? Ach ja – Wir wissen, was wir tun."

„Bekomme ich überhaupt kein Mitleid von dir?", fragte George jammernd und umarmte Tia, aber sie umarmte ihn kaum zurück, sondern klopfte ihm lediglich auf den Rücken.

„Nö", meinte Tia, „Eigentlich habt ihr beide das verdient."

„Fred! George!", Angelina kam mit Katie und Alicia die Treppen der Mädchenschlafsäle hinunter – sie alle trugen schon ihre Quidditch-Umhänge, „Wo bleibt ihr? Wir haben es eilig! Beeilen wir uns, bevor noch ein anderes Team auf die Idee kommt, jetzt zu trainieren!"

Keiner kommt auf diese Idee – vertrau mir", murmelte Fred.

„Ihr schafft das schon", Tia gab George ein Küsschen auf die Wange und wuschelte Fred durch die Haare, „Und wenn ihr wiederkommt, wartet schon eine heiße Schokolade auf euch."

„Wenigstens auf etwas kann man sich freuen", seufzte George zufrieden verträumt.

„Aber nur, wenn ich das Training beendet – keine Nasch-und-Schwänz-Leckereien erlaubt!", warnte Tia streng und die Zwillinge hoben abwehrend und grinsend ihre Hände in die Luft.

Die Quidditch-Spieler verließen eher unmotiviert den Gemeinschaftsraum und Tia blieb mit Leanne zurück, aber sie beide hatten es sich schon mit jeweils einer Tasse Kakao gemütlich gemacht.

Tia holte einen Haufen Bücher aus der Tasche und Leanne sah sie entgeistert an.

„Sag bloß, du machst jetzt Hausaufgaben", fragte Leanne ungläubig.

„Nein", Tia setzte sich ihre Brille auf, „Ich suche nach einem Heilmittel für Fred und Georges Fieberfondant."

„Für die Furunkel?", fragte Leanne, „Aber... warum?"

„Warum nicht?", konterte Tia, „Sie haben keine Ahnung, woran es liegen könnte, also übernehme ich das für sie."

Leanne schaute sie ungläubig an. „Das ist wirklich nett von dir", meinte sie schließlich, als hätte sie erst jetzt realisiert, wie nett Tia war.

„Danke", lächelte Tia.

„Machst du das für George?", fragte Leanne neugierig.

„Natürlich", antwortete Tia perplex, „Aber auch für Fred – ich kann ihn auch leiden."

„Warum lässt du sie es nicht selbst machen?"

„Warum sollte ich?", Tia runzelte die Stirn, „Ich meine... sollte ich ihnen nicht helfen, wenn ich vielleicht, wie ich ihnen helfen kann?"

„Weißt du es?", fragte Leanne und lehnte sich nach vorne.

„Wie man sie von diesen Furunkeln heilt?", Tia zuckte mit den Schultern, „Ich weiß noch nicht genau, aber ich habe eine Vermutung. Aber ich muss es erst ausprobieren, bevor ich mir sicher sein kann."

„Dann lass ich dich jetzt arbeiten", Leanne lehnte sich wieder in ihrem Stuhl zurück und schaute die nächste Stunde dabei zu, wie Tia zuerst ein wenig in Zaubertrankbüchern blätterte, bevor sie urplötzlich aufsprang, aus dem Gemeinschaftsraum rannte und ungefähr eine Viertel Stunde später wieder mit allerhand Zaubertrankutensilien und Kesseln zurückkam.

„Kann ich dir irgendwie helfen?", fragte Leanne leicht amüsiert davon, wie konzentriert Tia war – wie in Trance.

„Nein, nein", lehnte Tia mit einer verträumten, gedankenverlorenen Sing-Sang-Stimme ab, „Ich komme zurecht..."

Tia mixte den Trank einfach im Gemeinschaftsraum, aber es waren kaum Leute da, sie sich darüber beschwert hätten. Zum Glück verursachte er keine seltsamen Dämpfe oder stinkende Gerüche, sodass es niemanden wirklich störte, dass Tia einige Zutaten erwärmte und dann zu einer Salbe zerstampfte.

Gerade füllte Tia die Salbe in einen kleineren Behälter zum Aufbewahren, als Fred und George klatschnass in den Gemeinschaftsraum kamen, zusammen mit Angelina. Katie und Alicia waren nicht bei ihnen, aber Tia vermutete, dass sich die beiden irgendwo im Schloss verzogen hatten.

„Ich hab's geschafft", Tia sprang von ihrem Platz am Kamin auf und rannte zu den Zwillingen, den Behälter mit der Salbe stolz in den Händen.

„Was hast du geschafft?", fragte George und schüttelte seinen Kopf und das Wasser aus seinen Haaren spritzte überall hin.

„George", Tia wischte sich mit dem Ärmel über ihr Gesicht, um das Wasser zu trocknen.

„'Tschuldigung", grinste George und Tia sah, dass er es eigentlich nicht wirklich ernst meinte, aber sie sagte nichts dazu, sondern hielt ihnen nur stolz die Salbe hin.

„Was ist das?", fragte Fred neugierig, „Doch nicht die Reste von deinem Abendessen?"

„Ihh!", Tia schaute Fred streng an, „Natürlich nicht! Das ist hoffentlich die Salbe, die euch mit eurem kleinen Furunkel-Problem helfen sollte."

„Klein?", schnaubte Fred, „Wohl eher groß... riesig!"

„Eine Salbe?", wiederholte George und nahm sie entgegen, sah Tia misstrauisch an, als würde er erwarten, dass sie es nicht ernst meinte.

„Sie hat sie gemacht, während ihr beim Training wart", informierte Leanne sie von ihrem Platz am Kamin aus.

Tia gähnte und streckte sich. „Jetzt bin ich aber ziemlich erschöpft – ich glaube, ich gehe erst einmal ins Bett. Die Salbe solltet ihr einfach auf die Stellen streichen, die betroffen sind und die Furunkel sollten verschwinden. Sollte etwas schiefgehen, geht einfach zu Madam Pomfrey."

Tia blieb nicht mehr, um die Fragen der Zwillinge zu beantworten und rannte die Treppen hoch in den Schlafsaal.

Fred und George sahen sich unsicher an.

„Nicht, dass ich deiner Freundin nicht trauen würde, Georgie, aber...", meinte Fred unsicher.

„Wenn ihr ihr nicht vertraut – sie hat ihre Aufzeichnungen hier gelassen", informierte Leanne sie, „Wenn ihr wollt, könnt ihr sie ja durchlesen, aber ich weiß nur, dass Tia ein Genie im Tränkebrauen ist und ich bin mir sicher, dass sie euch beiden nicht die Salbe geben würde, wenn sie sich nicht ganz sicher wäre, dass sie funktioniert."

Leanne packte ihre eigenen Sachen zusammen und ging Tia hinterher.

„Also...", meinte George, „Wenn du nicht willst – ich versuche es auf jeden Fall."
„Weil sie deine Freundin ist?", fragte Fred grinsend.

„Nö", George schüttelte den Kopf, „Weil ich ihr vertraue."

„Dann sind wir wohl schon zu zweit", Fred nickte seinem Zwilling aufmunternd zu, „Ich bin dabei – ich mach's auch."

„Perfekt", grinste George, „Dann bringen wir einmal unsere Hintern da hoch und hintergehen Tia nicht."

„Immerhin hat sie uns ihre potentiell wichtigste Erfindung überlassen", Fred nickte ernst, grinste aber auch.

„Mir pocht das Herz, wenn ich daran denke", seufzte George.

„Wenn es funktioniert, bringen wir sie auf einPodium", beschloss Fred. Fred und George sahen sich an und begannen dann synchron laut zu lachen.

„Nur die beiden können über so schlechte Witze lachen", murmelte Angelina, wrang ihre Rasterlocken noch einmal aus, bevor sie auch schlafen ging. Die schlechten Witze der beiden wollte sie lieber nicht mehr hören.

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