83. Kapitel

Die Stelle, an der Vicky sie am Vorabend getroffen hatte, hatte sich ungesund blau verfärbt und es tat ziemlich weh, aber Tia hatte noch immer keine Lust, deswegen in den Krankenflügel zu gehen. Sie war ein starkes, selbstbewusstes Mädchen, sie brauchte nicht sofort immer ärztliche Hilfe, wenn sie sich ein wenig wehtat – jedenfalls redete sie sich das ein, um sich selbst besser zu fühlen.

Sie war die erste, die am Morgen erwachte und die anderen schliefen noch im Gemeinschaftsraum verteilt. Auch sonst schien noch kein Schüler wach zu sein, immerhin war Samstag und den ersten Samstag im Jahr nutzten viele, um auszuschlafen.

Aber Tia konnte nicht mehr schlafen und krabbelte vorsichtig über George, der neben ihr geschlafen hatte. Er lag in einer unbequemen Position auf dem Sofa und Tia legte ihn etwas anders hin und deckte ihn sanft zu, bevor sie den Gemeinschaftsraum verließ.

Sie ging direkt hinunter zum Frühstück, wo nur wenige Schüler schon saßen und müde das Essen genossen.

Tia wollte sich selbst gerade an den Gryffindortisch setzen, aber jemand hielt sie auf.

„Miss Fuego", sprach Professor McGonagall sie an und Tia sah zu ihr.

„Guten Morgen, Professor", begrüßte Tia sie lächelnd, aber McGonagall sah nicht sonderlich gut gelaunt aus. Sie sah schon beinahe aufgebracht aus, was Tia ein wenig verstörte, immerhin war McGonagall immer gefasst und ruhig, wie ein Stein in der Brandung.

Tia fragte sich, ob sie irgendetwas angestellt hatte, dass McGonagall sie schon so früh an einem Samstag aufsuchte und dann auch noch so aufgebracht aussah.

„Würden Sie mir bitte folgen", bat McGonagall sie steif und sah so aus, als würde sie am liebsten ihre Wut irgendwo auslassen, aber dass sie das nicht bei Tia tat, war wohl ein gutes Zeichen – jedenfalls hoffte Tia das.

„Natürlich", meinte Tia perplex und McGonagall ging vor, wieder aus der Großen Halle hinaus. Tia folgte ihr einige Zeit in Richtung ihres Büros, bis sie die eine Frage nicht mehr zurückhalten konnte. „Habe... habe ich etwas angestellt, Professor?"

„Nein", Professor McGonagall sah sie nicht an und ihre Antwort klang gepresst, aber sie hatte „Nein" gesagt, also war es wohl nicht Tias Schuld, egal, warum die Professorin so aufgebracht war.

Professor McGonagall stürmte schon beinahe in ihr eigenes Büro, aber dort wartete schon jemand auf sie.

Tia hatte sie nicht im Unterricht gehabt, aber Katie und Leanne hatten erzählt, dass sie nicht viel verpasste, nachdem sie die ganzen Stunden nur lasen. Fred und George hatten erzählt, wie die Professorin ihnen nichts beibrachte und wie Agnes Tripe sich gegen sie gestellt hatte und sich dafür Nachsitzen eingefangen hatte. Professor Umbridge stand dort mit einem süßen Lächeln, das überhaupt nicht zu ihrer bösen Natur passte, wie Tia schien, aber wer war sie schon, um das zu beurteilen.

„Das war schnell", bemerkte Umbridge und sie hatte McGonagall und Tia wohl schon erwartet und auf sie gewartet.

Professor McGonagall verzog das Gesicht, als hätte sie etwas Saures gegessen und meinte übertrieben ruhig: „Natürlich, Dolores, ich habe Ihnen doch gesagt, dass es nicht lange dauern wird."

Umbridge stieß einen hohen, amüsierten Laut aus, reagierte aber sonst nicht, aber McGonagall schob Tia sanft ein wenig näher zu der Frau und Tia bemerkte, wie die Professorin süßlich stank. Egal, welches Parfüm sie benutzte, sie sollte es besser wegschütten.

„Würden Sie das, was Sie davor zu mir gesagt haben wiederholen?", bat McGonagall Umbridge und schaute sie erwartungsvoll an. Tia schaute verwirrt zwischen den beiden Professorinnen hin und her. Sie hatte keine Ahnung, um was es gerade ging, aber sie fühlte sich zwischen den Fronten ein wenig unwohl und hätte sich wohl lieber hinter McGonagall versteckt.

„Aber natürlich, Minerva", meinte Umbridge und schaute McGonagall an, als sie sagte: „Ich habe gesagt, dass Miss Fuego eine Gefahr für die Schüler und die Lehrer darstellt und man sich wohl überlegen sollte, ob es ihr noch erlaubt sein sollte, hier zu lernen."

Tia stieß einen erstickten Laut aus und schaute mit erschrockenen, weit geöffneten Augen zu McGonagall, wie ein Wolfswelpe, der um Hilfe bei seiner Mutter ansucht, aber Professor McGonagall war ruhig und legte sogar eine Hand auf Tias Schulter, was sie ein wenig beruhigte.

„Und warum, Dolores, denken Sie das?", fragte McGonagall und hob ihren Kopf, um größer zu wirken, aber es war nicht einmal nötig, immerhin war Umbridge nicht sonderlich groß.

„Nun, das kann ich Ihnen erklären, Minerva", antwortete Umbridge und plötzlich legten sich ihre Augen auf Tia, „Ich denke, da in Miss Fuegos Familie mehr als nur ein gefährliches Halbblut zu finden sind, es ihr nicht erlaubt sein sollte, mit jungen Hexen und Zauberern in Berührung zu kommen."

„Also nur wegen ihrer Familie denken Sie, dass es ihr nicht erlaubt sein sollte, zu lernen?", nun klang McGonagall doch ein wenig aufgebracht, während Tia sprachlos und vollkommen geschockt war.

Auch Umbridge schien zu merken, dass McGonagall langsam nicht mehr so ruhig war, wie sie es vorgab zu sein und ein dünnes Lächeln zeigte sich auf ihren Lippen.

„Zu lernen? Ich bitte sie, Minerva", lachte Umbridge hell auf und ihr Blick lag nun wieder auf McGonagall, „Dieses Mädchen kann nicht einmal meinen Kurs besuchen. Sie ist der lebende Beweis dafür, dass gemischtes Blut unsere Kinder sehr wohl beeinflussen kann."

„Ich bitte Sie!", rief McGonagall aufgebracht, während Tia erschrocken einen Schritt zurückwich – das hatte sie nicht erwartet. „Wie können Sie das vor Miss Fuego sagen!"

„Nun, Minerva", flötete Umbridge, „Ich denke nur, dass jemand so unkontrolliert gefährliches nicht in die Nähe unserer Gesellschaft gehört."

„Unkontrolliert gefährlich?", wiederholte McGonagall entrüstet, „Ich bitte Sie, Dolores, Miss Fuego ist alles andere als „Unkontrolliert gefährlich". Jeder, der sie kennt, weiß das!"

„Tun sie das?", fragte Umbridge nach und in ihren Augen glitzerte Triumpf, „Aus einer sicheren Quelle weiß ich aber, dass Schülerinnen in ihrer Nähe sich bedroht fühlen."

„Ich bin nicht gefährlich", sagte Tia endlich und ihre Stimme klang kräftiger und selbstsicherer, als sie zu hoffen gewagt hatte, „Ich bin auch nicht unkontrolliert. Ich habe mich sehr gut unter Kontrolle."

„Haben Sie das?", Umbridge lächelte sie zwar an, aber es war gequält und Tia spürte den Hass, den Umbridge ihr gegenüber verspürte.

„Wie definieren Sie „unkontrolliert gefährlich", dann kann ich Ihnen diese Frage genau beantworten."

Tia schaute Umbridge direkt in die Augen und Umbridge schaute zurück, aber niemand konnte Tia lange in die irritierenden Augen sehen und Umbridge war die erste, die wegsehen musste, obwohl sie es damit überspielte, dass sie im Raum herumgehen begann.

„Nun, Miss Fuego, wie Sie sich vorstellen können, wenn Sie in der Lage sind, nachzudenken, werden Sie wissen, dass „unkontrolliert gefährlich" bedeutet, dass sie ihre Mitschüler jederzeit gefährden können."

„Ich habe noch nie einen Mitschüler gefährdet", sagte Tia ruhig und ihr Blick lag noch immer auf Umbridge, „Ich habe noch nie überhaupt jemanden gefährdet. Vicky Frobisher hingegen hat mehrmals schon bewiesen, dass sie, laut Ihrer Definition, „unkontrolliert gefährlich" ist, wenn ich das so sagen darf. Sie ist doch Ihre Informantin, oder?"

„Das tut jetzt nichts zur Sache", Umbridge stellte sich wieder direkt vor Tia, aber Tia war etwas größer, als sie, also funktionierte das mit dem Einschüchtern nicht so gut.

„Vicky hat mich schon verbrannt, mit verletzt und erst gestern Nacht bewiesen, dass sie unkontrolliert gefährlich ist, als sie aus dem Nichts einen Zauber gegen mich gesprochen hat", zählte Tia auf und ihre Stimme wurde lauter, aber sie schrie nicht, sondern sie sprach nur auf Umbridge ein und donnerte ihre Argumente auf die Professorin, wie einen Hammer. „Ich verstehe nicht, warum ich hier vor Ihnen stehe, warum Sie mich gefährlich nennen, wenn ich es doch bin, die sich jeden Tag Sorgen machen muss, dass sie wieder verbal oder körperlich verletzt wird! Ich sehe nicht ein, warum mein gemischtes Blut, wie Sie es genannt haben, fließen muss und ich dann auch noch dafür bestraft werde. Vielleicht sollten Sie die Augen öffnen, die Gefahr liegt nicht bei mir!"

Umbridge musterte Tia mit einem schmalen Lächeln, aber ihre Augen waren kühl und hasserfüllt.

„Ich denke, es ist alles gesagt", meinte McGonagall und auch auf ihren Lippen spielte sich ein Lächeln, aber dieses erreichte ihre Augen und sie schien schon beinahe stolz.

„Natürlich", meinte Umbridge steif, „Dieses Gespräch hier diente nur zur Warnung – ich würde mir besser nichts zu Schulden kommen lassen, wenn ich Sie wäre, Miss Fuego."

„Dann seien wir einmal froh, dass Sie nicht ich sind", meinte Tia, bevor sie das Büro verließ, „Sonst hätten Sie nämlich einen liebenden Vater und eine liebende Großmutter, sie immer hinter Ihnen stehen würde, egal, was andere von Ihnen denken würden."

Mit diesen Worten verließ sie das Büro, aber McGonagall folgte ihr.

„Das haben Sie gut gemacht, Miss Fuego", lobte McGonagall sie stolz – ein Lob war eher etwas Seltenes, was man von McGonagall zu hören bekam und Tia lächelte.

„Danke, Professor", meinte sie und betrachtete ihre Hand, die so stark zitterte, dass Tia sich fragte, ob doch nicht gerade ein Erdbeben das Schloss erschütterte, „Aber ich glaube, jetzt muss ich mich erst einmal hinlegen."

McGonagall lächelte. „Bestimmt können Sie es nicht mehr hören, Miss Fuego, aber Sie sind Ihrem Vater ähnlicher, als Sie denken."

Tia hatte es schon ein paar Mal von Sirius gehört – bei ihm konnte man sich nie sicher sein, ob es ein Kompliment sein sollte oder nicht, aber es von McGonagall zu hören war etwas ganz anderes und Tia lächelte stolz.

„Danke, Professor", wiederholte sie.

„Wenn Sie ihm jetzt noch schreiben, erreicht ihn der Brief noch heute Nachmittag", prophezeite Professor McGonagall und Tia schaute sie verwirrt an.

„Aber... Professor... ist er nicht... woanders?", fragte sie. Nachdem Remus ihr geschrieben hatte, dass er einen Auftrag für den Orden erledigte, hatte Tia sich nicht mehr wirklich getraut, ihm zu schreiben. Natürlich wollte sie ihm alles erzählen, was so passiert war in der Schule, aber sie wollte ihn auch nicht bei seinem wichtigen Auftrag stören.

„Ich denke, für Ihre Briefe wird er immer Zeit haben", versprach McGonagall, „Egal, wo er sich gerade befindet. Und wahrscheinlich freut es ihn auch, noch vor heute Nacht von dir zu hören. Ich denke, das könnte Ihn aufmuntern."

Professor McGonagall sprach natürlich vom Vollmond, der diese Nacht stattfinden würde. Tia hatte diese Tage immer genau im Blick und war immer darauf vorbereitet.

„Okay", meinte Tia lächelnd, „Dann... dann schreibe ich ihm. Jetzt gleich."

„Tun Sie das, Miss Fuego", stimmte McGonagall ihr zu und schaute lächelnd dabei zu, wie Tia den Gang hinunterrannte, um hoch in die Eulerei zu gehen, um dort ihren Brief zu schreiben. Das Mädchen erinnerte McGonagall auf so viele Weisen an ihren Vater, dass es schon beinahe erschreckend war – nur das Temperament nicht – das hatte sie wohl von ihrer Großmutter abgeschaut, was bestimmt nicht zu ihrem Nachteil war.



Am Nachmittag spazierte Tia zusammen mit Leanne hinunter zum Quidditch-Feld, um sich das Training der Gryffindors anzusehen. Es würde Rons erstes Training werden und auch für die anderen war es ein spannendes Training, da es das erste mit Angelina als Kapitän war und das erste Training seit einem Jahr, nachdem letztes Jahr das Trimagische Turnier den jährlichen Wettkampf um den Quidditch-Pokal verzögert hatte.

„Wer ist das denn?", fragte Leanne verwirrt und auch Tia hatte schon die anderen Zuschauer erblickt, aber es waren keine Fans, es waren keine Freunde der Spieler und am allerwichtigsten – sie waren alles andere als freundlich.

„Seht mal", hörte Tia plötzlich eine bekannte, gehässige Stimme – Vicky Frobisher saß in der Mitte von anderen Slytherins und genoss es offenbar, sie bloßzustellen, „Wenn das nicht eine Blutsverräterin mit ihrem Hund ist."

„Hey!", rief Leanne, „Nenn mich nicht Hund!"

Es hatte nicht den gewünschten Effekt und die Slytherins und Vicky lachten einfach noch lauter und gehässiger.

„Ignorier sie einfach", bat Tia ihre Freundin seufzend und sie setzten sich etwas weiter weg von den Slytherins auf die Tribüne.

Es schien die Sonne und es war für die Jahreszeit ziemlich warm, aber das schien alles vergessen, als die Spieler der Gryffindor-Mannschaft aufs Feld traten und die anderen Zuschauer laut zu buhen begannen.

George sah kurz zu ihnen hinauf und sein Blick suchte nach Tia, bis er sie fand. Sie winkte ihm zu und lächelte. Es winkte zurück, wirkte aber eindeutig weniger begeistert.

„Was fliegt eigentlich dieser Weasley?", fragte ein Junge, den Tia unter dem Namen Malfoy kannte laut genug, dass es auch die Spieler hören mussten, „Warum sollte jemand einen so schimmligen alten Holzklotz mit einem Flugzauber belegen?"

„Aber der Besen ist doch nicht soo schlecht, oder?", fragte Tia verwirrt.

„Er braucht doch nur einen Grund, ihn fertig zu machen", erklärte Leanne geduldig, „Und leider gelingt es ihm wohl."

Tatsächlich sah Ron Weasley, der angesprochene ziemlich beschämt und rot im Gesicht aus. Sie stießen sich alle vom Boden ab und die sieben Spieler flogen in der Luft, Angelina hielt einen Quaffel in der Hand.

„Irgendwie habe ich das Gefühl, als würde dieses Training wirklich schiefgehen", prophezeite Leanne seufzend.

„Nein", widersprach Tia ihn leichtgläubig, „Ich glaube, sie spielen dieses Jahr einfach wunderbar!"

„Hey, Johnson, was ist das denn für 'ne Frisur?", kreischte ein Slytherinmädchen plötzlich in Angelinas Richtung, „Warum willst du eigentlich so aussehen, als würden dir Würmer aus dem Kopf rauskommen?"

„Ich finde sie hübsch", gestand Tia, „Oder ist sei das nicht?"

„Angelina ist wundervoll und das weiß sie auch", erklärte Leanne wieder geduldig, „Sie will sie nur aus dem Konzept bringen – aber Angelina ist eine harte Nuss, die knackt man nicht so leicht."

Tatsächlich fuhr sie mit dem Training einfach fort, als wären die unerwünschten Zuschauer gar nicht da. Die Spieler verteilten sich in der Luft und sie begannen sich den Quaffel zuzuwerfen. Zuerst gelang das auch ganz gut, bis dieser bei Ron ankam und dieser ihn nicht auffing, sondern ihn fallenließ. Er schoss hinterher und fing ihn noch auf, bevor der Quaffel den Boden berührte, aber allein die Tatsache, dass er ihn fallen gelassen hatte, war genug für die hasserfüllten Zuschauer, um laut zu lachen und zu buhen. Tia fand das schrecklich. Warum sollte man seinen Samstagnachmittag verschwenden, um andere fertig zu machen? Warum es nicht einfach sein lassen und nicht anderen das Leben zur Hölle zu machen?

Sie spielten wieder weiter, aber natürlich konnte Malfoy nicht die Klappe halten: „Hey, Potter, wie geht's deiner Narbe? Willst du dich nicht mal wieder hinlegen? Muss doch schon 'ne ganze Woche her sein, seit du im Krankenflügel warst, das ist doch Rekord für dich, oder?"

„Ich verstehe das nicht", gestand Tia verwirrt, „Warum sagt er das? Jeder landet doch einmal im Krankenflügel – Harry eben ein wenig öfter. Hat nicht dieser Malfoy vor einigen Jahren einmal so ein Tantrum gemacht, weil ein Hippogreif ihn angriffen hat?"

„Hat er", bestätige Leanne geduldig, „Und er will Harry nur aus dem Konzept bringen, aber es gelingt ihm nicht."

Sie spielten wieder weiter, bis der Ball wieder bei Ron war und dieser ihn schon wieder fallen ließ.

„Ron scheint nicht gut im Fangen zu sein", bemerkte Tia verwirrt, „Ich das nicht die Aufgabe von einem Hüter – die Bälle zu fangen, damit sie nicht in den Ring gelangen?"

„Ron ist nur ein wenig nervös wegen den Slytherins... und Vicky", winkte Leanne ab, „Warte nur, bis er das erste Mal auf dem Feld spielt... hoffentlich..."

Die nächste Runde funktionierte gut. Sogar Ron fing den Quaffel auf, aber als er ihn an Katie abgab, war er so stark geworfen, dass sie ihn nicht fangen konnte und er traf sie mitten im Gesicht. Ron wollte wohl nach ihr sehen, aber Angelina schickte ihn zurück auf seine Position, obwohl Katie aus der Nase blutete, aber Tia wusste, dass sie das schon ein wenig gewohnt war von den Spielen beim Quidditch – Quidditch war nicht ungefährlich.

Nach diesem chaotischen Aufwärmen gab Angelina es wohl auf, den Quaffel von Spieler zu Spieler zu werfen und sie schickte die Leute herum – offenbar wollte sie ein Spiel spielen.

Fred, George und Harry flogen in Tias und Leannes Richtung, wo der Ballkorb mit den anderen Bällen stand.

„Ist alles in Ordnung mit Katie?", fragte Tia die drei besorgt und Harry blickte zu der Spielerin – noch immer blutete ihre Nase, aber sie saß noch auf dem Besen, also ging es ihr wohl gut.

„Ron stellt sich richtig bescheuert an, was?", murmelte George missmutig.

„Sag so etwas nicht", meinte Tia beruhigend, „Ich wäre auch so nervös, wenn diese Leute zuschauen würden."

„Tia hat Recht", stimmte Harry ihr zu ihrer Überraschung zu, „Er ist einfach nervös. Als ich heute Morgen mit ihm trainiert hab, war er noch ganz gut."

„Mag sein, ich hoffe nur, er hat sein Pulver nicht zu früh verschossen", erwiderte Fred finster.

„Unsinn", winkte Tia ab, „Er wird sich schon wieder einkriegen. Wartet nur ab!"

„Wie kannst du nur so positiv bleiben?", fragte George lächelnd und schüttelte belustigt den Kopf.

„Es ist nicht schwer", Tia lächelte zurück, „Ich mach's einfach."

George kam zu ihr und sie gab ihm ein schnelles Küsschen, als kleiner Glücksbringer, aber es reichte, um die Slytherins und Vicky hämisch pfeifen zu lassen und sie lachten, aber Tia war das egal, aber George warf ihnen einen bösen Blick zu, bevor er sich wieder auf seinen Besen setzte und mit dem Training fortfuhr.

Auch dieses Spiel war alles andere als geordnet. Sie bemühten sich wirklich, aber Katies Nase blutete noch immer, Ron hielt kaum einen Quaffel, Fred und George wollten die deprimierten Jäger nicht zu stark mit den Klatschern erwischen und spielten eher vorsichtig, aber ineffizient und Angelina schaute nun doch immer wieder besorgt in Katies Richtung, deren Nase einfach nicht aufhörte zu bluten.

„Irgendetwas stimmt da nicht", bemerkte Leanne, „Ich glaube nicht, dass ich schon jemals eine Nase so lange bluten sehen hab."

„Vielleicht sieht es nur schlimmer aus, als es ist?", fragte Tia hoffnungsvoll, aber sie selbst sah, dass es Katie immer schlechter ging. Der Geruch von Blut lag in der Luft und sie hörte noch immer nicht auf zu bluten.

Schließlich brach Angelina das Training ab und schickte Katie zusammen mit Fred und George in den Krankenflügel – sie flogen direkt dorthin.

„Am besten, wir sehen nach ihr", beschloss Leanne.

„Ich hoffe, es geht ihr gut", meinte Tia besorgt, „Ich habe noch nie gesehen, dass eine Nase so lange geblutet hat."

Im Krankenflügel behandelte Madam Pomfrey Katie schnell und nachdem sie noch einen blutbildenden Trank geschluckt hatte, wurde sie auch schon entlassen, mit der Empfehlung, lieber schnell schlafen zu gehen, was sie auch tat. Katie wankte schon beinahe hoch in den Schlafsaal und Tia hoffte, dass es ihr bald besser gehen würde. Fred und George hatten beschämt erzählt, dass es ihre Schuld war, nachdem Fred ihr eine Blutblasenschote aus Versehen gegeben hatte.

Es war eine Vollmondnacht, also wusste Tia, dass Müdigkeit sie nicht überkommen würde. Sie bemerkte nur, dass es später wurde, nachdem Leanne langsam zu gähnen begann und sie sich zusammen mit anderen schon bald ebenfalls ins Bett verabschiedete. Nur George blieb zurück.

„Du weißt, dass du nicht mit mir hier sitzen musst", meinte Tia gedankenverloren, während sie sich Georges Zaubertrank-Aufsatz durchlas und korrigierte, wenn er in einer These falsch lag oder einen Fakt falsch herausgeschrieben hatte. George gab sich nirgends so viel Mühe für seine Aufsätze, wie in Zaubertränke – vielleicht auch nur, um Tia zu beeindrucken, aber sie schaffte es trotzdem immer wieder, noch Fehler zu entdecken, obwohl sie ein Jahr unter ihm war.

„Nein, nein", winkte George ab, „Mir geht es gut." Seine Aussage widerlegte sich aber, als er kräftig gähnte. Tia schüttelte den Kopf, wusste aber, dass er nicht so einfach aufgeben würde. Er wollte bei ihr sitzen und mit ihr den Vollmond überstehen, aber nach einem anstrengenden Samstag mit Quidditch-Training erwartete Tia das gar nicht von ihm.

Außer ihnen waren nur noch Harry, Ron und Hermine da, die wohl noch Hausaufgaben erledigten. George flocht gedankenverloren Tias Haare. Sie waren so weich und er liebte es, mit den Fingern durch sie zu fahren und Tia störte es nicht. Zu ihrer Überraschung konnte George ziemlich gut Haare flechten – zwar nicht so gut, wie Leanne, aber immerhin konnte er es.

Ron sah von seinen Hausaufgaben auf und sah zu seinem Bruder und dessen Freundin hinüber. Er schnaubte widerwillig und Harry sah ebenfalls auf und folgte seinem Blick.

„Ich weiß nicht, was er an ihr sieht", meinte Ron missmutig, „Ich meine, sie ist schon hübsch, aber Hermine hat recht – sie passt wohl nicht wirklich zu George?"

„Warum nicht?", fragte Harry verwirrt und bemühte sich, das Paar nicht direkt anzustarren.

„Nun...", Ron wusste wohl auch nicht so recht, was er sagen sollte, „Sie ist so... langweilig. So normal, irgendwie. Irgendwie überhaupt nicht wie George. George ist nur bei ihr ruhig."

„Ich finde Tia nett", bemerkte Harry, „Aber ich kenne sie nicht sonderlich gut."

George gähnte wieder und dieses Mal sah Tia von ihrer Arbeit auf und schaute ihn über ihre Brille hinweg streng an. „George Weasley", meinte sie ernst, „Ich sitze hier noch die ganze Nacht und du bist müde. Geh bitte einfach ins Bett."

„Ich will dich nicht allein lassen", meinte George sicher, aber er gähnte schon wieder.

„Unsinn", winkte Tia ab, „Ich bin schon sehr viele Vollmond hier allein gewesen. Ich habe Arbeit zu erledigen. Du langweilst dich doch sowieso nur."

„Mit dir kann es nicht langweilig werden", murmelte George müde und seine Augen fielen ihm zu und er musste zugeben, dass Tia Recht hatte – er schlief wirklich bald ein und wenn er schlief, war er auch keine sonderliche Begleitung für Tia.

„Dann noch eine gute Nacht", George stand auf und streckte sich, sodass seine Gelenke knackten, bevor er sich zu Tia beugte und sie noch einmal küsste, bevor er oben im Schlafsaal verschwand.

Nun war Tia allein mit Hermine, Ron und Harry, bis den dreien auffiel, dass eine Eule am Fenster saß, offenbar mit einem Brief für Ron, aber Tia lauschte nicht, sondern machte sich an ihre eigenen Hausaufgaben, die sie noch zu erledigen hatte.

Tia konnte sich sogar sehr gut konzentrieren und schaffte so einiges an Hausaufgaben, bis Tia auffiel, wie Harry sich seltsam übers Feuer beugte, als würde er in den Flammen seine Zukunft sehen.

„Ähm – Harry?", fragte auch sein Freund Ron verwirrt, also war das wohl nicht normal für Harry, dass er das tat.

„Ich hab gerade den Kopf von Sirius im Feuer gesehen", antwortete Harry ihnen ruhig und das erweckte Tias Aufmerksamkeit und sie legte Pergament und Feder beiseite und schlich sich leise näher heran. Die drei bemerkten sie nicht und sie stand direkt hinter ihnen, als tatsächlich Sirius' Kopf in den Flammen erschien.

„Sirius!", rief Hermine überrascht.

„Ich dachte schon, ihr würdet zu Bett gehen, bevor alle anderen verschwunden sind", sagte Sirius – es war tatsächlich Sirius, „Jede Stunde hab ich nachgeschaut."

„Du bist jede Stunde ins Feuer gehüpft?", fragte Harry halb lachend.

„Nur für ein paar Sekunden, um nachzusehen, ob die Luft rein ist", gestand Sirius.

„Aber was, wenn man dich gesehen hätte?", fragte Hermine beklommen.

„Nun ja, ich glaub, ein Mädchen – eine Erstklässlerin, so wie sie aussah – könnte mich vorhin kurz gesehen haben, aber macht euch keine Sorgen", beruhigte Sirius sie hastig, „als sie noch mal hinguckte, war ich schon verschwunden, und ich wette, sie hat nur gedacht, ich sei ein komisch geformter Holzscheit oder so was."

„Trotzdem ziemlich riskant", meldete sich Tia und Hermine, Ron und Harry wirbelten erschrocken herum.

Ron murmelte etwas wie: „Wann ist sie denn hergekommen?" und Hermine musterte sie misstrauisch, während Harry sie nur kurz beachtete, bevor er seinen Blick wieder auf seinen Paten richtete.

„Das sagst genau du, Tia!", lachte Sirius.

„Du gehst wirklich ein enormes Risiko ein –", warnte Hermine ihn ebenfalls.

„Du klingst wie Molly", unterbrach Sirius sie, „Das war die einzige Möglichkeit, die mir einfiel, um Harrys Brief zu beantworten, ohne eine Verschlüsselung zu verwenden – und Verschlüsselungen können geknackt werden."

Hermine und Ron schaute Harry erschrocken an, als hätten sie ebenso viel über einen Brief an Sirius gewusst, wie Tia.

„Du hast nicht gesagt, dass du Sirius geschrieben hast!", bemerkte Hermine vorwurfsvoll.

„Hab ich vergessen", Harry klang so, als würde ihm gerade einfallen, dass er es seinen Freunden gar nicht erzählt hatte, „Sieh mich nicht so an, Hermine, dem Brief hätte unmöglich jemand geheime Informationen entnehmen können, stimmt's, Sirius?"

„Nein, er war sehr gut", lobte Sirius lächelnd, „Wie auch immer, wir sollten uns besser beeilen, nur für den Fall, dass wir gestört werden – deine Narbe."

„Was ist mit –", wollte Ron sofort wissen, aber Hermine unterbrach ihn: „Erzählen wir dir später, Ron. Weiter, Sirius."

Tia glaubte nicht, dass sie Teil dieses Gespräches sein sollte, aber es war schön, wieder einmal etwas von jemanden außerhalb von Hogwarts zu hören.

„Nun, ich weiß, es ist nicht gerade lustig, wenn sie schmerzt, aber wir glauben nicht, dass man sich deswegen wirklich Sorgen machen muss. Sie hat das ganze letzte Jahr über wehgetan, oder?", fragte Sirius und Tia schloss daraus, dass Harrys Narbe wohl schmerzte.

„Ja, und Dumbledore meinte, es sei immer dann passiert, wenn Voldemort ein starkes Gefühl empfand", sagte Harry, „Vielleicht war er einfach, ich weiß nicht, furchtbar zornig an dem Abend, als ich nachsitzen musste."

„Oder besonders glücklich", schlug Tia vor, aber ein böser Blick von Hermine ließ sie verstummen.

„Ja, jetzt, wo er zurück ist, wird sie wohl häufiger schmerzen", vermutete Sirius.

„Also glaubst du nicht, dass es irgendwas damit zu tun hatten, dass Umbridge mich berührt hat, als ich bei ihr nachsitzen musste?", fragte Harry.

Also hatte die Narbe wohl wehgetan, als Umbridge Harry berührt hatte... Tia wusste nicht genau, was sie mit dieser Information anfangen sollte, aber eigentlich musste sie mit dieser Information gar nichts anfangen können – immerhin war es nicht ihre Narbe, die schmerzte und wenn Harry von ihr Hilfe brauchte, würde er sie schon darauf ansprechen.

„Das bezweifle ich", meinte Sirius, „Ich kenne ihren Ruf und ich bin sicher, sie ist keine Todesserin –"

„Sie ist widerlich genug, um eine zu sein", murrte Harry düster und seine beiden Freunde nickten.

Tia hielt sich da lieber raus. Ja, selbst sie hatte schon eine Begegnung mit der Professorin gehabt, obwohl sie nicht einmal ihr Fach besuchte.

„Ja, aber die Welt ist nicht geteilt in gute Menschen und Todesser", erinnerte Sirius ihn, „Ich weiß, dass sie ein gemeines Biest ist – du solltest mal hören, wie Remus über sie spricht."

„Kennt Lupin sie?", fragte Harry rasch.

„Nein", verneinte Sirius, „allerdings hat sie vor zwei Jahren ein Anti-Werwolf-Gesetz ausgearbeitet, das es ihm fast unmöglich macht, eine Stelle zu bekommen und spätestens heute ist er wohl bereit gewesen, ein ernstes Gespräch mit ihr zu führen – das ihre eine ganze Menge für den alten Moony." Sirius lachte leise. „Du hättest ihn hören sollen, nachdem er heute deinen Brief bekommen hat, Tia – hab ihn selten so schimpfen hören."

„Warum?", fragte Harry und schaute zurück zu Tia mit einem verwirrten Gesichtsausdruck, „Was ist passiert?"

„Hat Tia das euch gar nicht erzählt?", fragte Sirius überrascht, „Tia hier hat der alten Umbridge heute gezeigt, dass man sich nicht mit einem Lupin anlegt! Hat bewiesen, dass sie Moonys Tochter ist!"

„So dramatisch war es gar nicht", winkte Tia schüchtern ab und wurde etwas rot, „Keine große Sache."

„Keine große Sache?", wiederholte Sirius, „Unsinn! Tia hier hat heute Umbridge so richtig die Leviten gelesen."

„Was hat Umbridge gesagt?", fragte Hermine interessiert.

„Oh, ihr wisst schon... das übliche", winkte Tia ab, „Sie ist der lebende Beweis dafür, dass gemischtes Blut unsere Kinder sehr wohl beeinflussen kann... gleich mehrere Halbblüter in der Familie... bla... bla... bla... keine große Sache."

„Das hat sie gesagt?", fragte Hermine erschrocken und sie sah tatsächlich so aus, als wäre sie ernsthaft geschockt, dass Tia sich so etwas hatte anhören müssen.

„Oh, ja, ihr wisst schon", meinte Tia und wurde noch roter, „Ich glaube, sie hat etwas gegen Halbblüter... Und nachdem mein Vater ja ein Werwolf ist... nun ja... ich glaube nicht, dass sie versteht, dass es nicht schlimm ist..."

„Was hat sie gegen Werwölfe?", fragte Hermine an niemand speziellen, aber Sirius antwortete ihr.

„Hat Angst vor ihnen, vermute ich. Offenbar hasst sie Halbmenschen; sie hat sich letztes Jahr auch dafür engagiert, Wassermenschen zusammenzutreiben und einzufangen. Stellt such nur mal vor, wie viel Zeit und Energie bei der Verfolgung von Wassermenschen verschwendet würde, wo doch gleichzeitig kleine Lumpen wie Kreacher auf freiem Fuß sind."

„Sirius!", tadelte Hermine ihn, „Ehrlich mal, wenn du dir mit Kreacher ein wenig Mühe geben würdest, dann würde er sicher auf dich zukommen. Schließlich bist du das einzige Familienmitglied, das er noch hat, und Professor Dumbledore hat gesagt –"

„Also, wie sieht der Unterricht bei Umbridge aus?", warf Sirius ein, „Bringt sie euch allen bei Halbblüter umzubringen?"

„Nein", gab Harry zu, „Sir lässt uns überhaupt nicht richtig zaubern!"

„Wie lesen immer nur das blöde Schulbuch", maulte Ron.

„Ach ja, das passt", nickte Sirius, „Nach unseren Informationen aus dem Ministerium will Fudge nicht, dass ihr für den Kampf ausgebildet werdet."

Für den Kampf ausgebildet!", wiederholte Harry ungläubig, „Was glaubst der eigentlich, was wir hier treiben, eine Art Zaubererarmee aufbauen?"

„Genau das glaubt er!", bestätigte Sirius, „besser gesagt, genau das befürchtet er von Dumbledore – dass er seine eigene Privatarmee aufstellt, mit der er dann das Zaubereiministerium übernehmen kann."

„Dann sollte sie ja von mir nichts befürchten", lächelte Tia, „Ich könnte ihr höchstens einen Trank der lebenden Toten einflößen und dann genießen, wenn sie nie wieder aufwacht."

Sirius blinzelte verwirrt. „Jepp, du bist eins zu eins wie Remus. Ich sollte mir das endlich merken, dass bin ich nicht immer so überrascht, wenn du solche Sachen von dir gibst."

„Ich nehme das einfach wie immer als Kompliment."

„Das ist das Dümmste, was ich je gehört hab, einschließlich all des Plunders, den Luna Lovegood von sich gibt", bemerkte Ron zum Thema Armee von Dumbledore.

„Also hält man uns davon ab, Verteidigung gegen die dunklen Künste zu lernen, weil Fudge Angst hat, wir würden gegen das Ministerium zaubern?", fragte Hermine hellauf empört.

„Ja", bestätigte Sirius, „Fudge glaubt, Dumbledore wird vor nichts zurückschrecken, um an die Macht zu kommen. Tag für Tag fühlt er sich stärker von Dumbledore verfolgt. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis er Dumbledore unter irgendeiner zusammengeschusterten Anklage verhaften lässt."

Harry fiel wohl etwas ein und er fragte: „Weißt du, ob der Tagesprophetmorgen irgendetwas über Dumbledore bringt? Rons Bruder Percy glaubt das –"

„Ich weiß nicht", gab Sirius zu, „ich hab das ganze Wochenende über keinen vom Orden gesehen, die sind alle beschäftigt. Remus ist heute kurz hier gewesen, damit er sich über Umbridge auslassen kann, aber er musste dann auch gleich wieder weg – immerhin ist heute Vollmond. Kon ist auch kurz hier gewesen, aber –", Sirius stockte und einen Moment wurde sein Blick verträumt, als würde er sich an etwas erinnern, bevor er weitersprach, „Liza hat zurzeit auch eine Menge um die Ohren, aber das sollte ich euch nicht sagen. Langsam spüren Muggelgeborene aber wieder, dass sie unerwünscht sind", Sirius schnaubte unzufrieden, „Aber hier im Haus waren nur Kreacher uns ich..."

„Also hast du auch nichts Neues über Hagrid erfahren?", fragte Harry wissbegierig, wie es dem Halbriesen ging, der schon von Anfang vom Jahr von Professor Raue-Pritsche ersetzt wurde.

„Ah...", sagte Sirius, „nun, eigentlich sollte er inzwischen zurück sein, keiner weiß genau, was mit ihm passiert ist. Aber Dumbledore macht sich keine Sorgen, also steigert euch nicht in was rein; ich bin sicher, Hagrid geht's gut."

„Aber wenn er eigentlich schon zurück sein sollte...", meinte Hermine angsterfüllt.

Madame Maxime war bei ihm, wir stehen in Verbindung mit ihr, und sie sagt, sie seien auf der Rückreise voneinander getrennt worden – aber nichts deutet darauf hin, dass er verletzt ist oder – nun, nichts lässt vermuten, dass er nicht völlig wohlauf ist."

Harry und seine Freunde schienen nicht überzeugt zu sein und auch Sirius schien das zu bemerken. „Hört mal, stellt nicht zu viele Fragen über Hagrid", verlangte er eilig, „das wird nur noch mehr Aufmerksamkeit darauf lenken, dass er nicht zurück ist, und ich weiß, Dumbledore will das nicht. Hagrid ist zäh, es wird ihm schon gut gehen." Sirius schaute in ihre Gesichter, aber nur Tia lächelte zufrieden. „Wann ist eigentlich euer nächstes Wochenende in Hogsmeade? Mit dieser Hundetarnung am Bahnhof sind wir ja ganz gut durchgekommen, hab ich mir überlegt. Ich dachte, ich könnte –"

„NEIN!", riefen Harry und Hermine laut. Tia wollte eigentlich zustimmen – sie fand das eine fantastische Idee von Sirius, um ein wenig dem Haus zu entkommen, aber als sie die Antwort der anderen hörte, blieb sie lieber leise.

„Sirius, hast du nicht den Tagesprophetengelesen?", fragte Hermine besorgt.

„Ach, das", Sirius schien bei Weitem nicht so besorgt, wie Harry und die anderen, „die spekulieren immer, wo ich bin, im Grunde haben sie keine Ahnung –"

„Schon, aber wir glaube, diesmal ist es anders", warnte Harry ernst, „Malfoy hat im Zug etwas gesagt, was uns vermuten lässt, dass er wusste, dass du es warst, und sein Vater – Lucius Malfoy, du weißt ja – war auf dem Bahnsteig, also komm auf keinen Fall hier hoch, Sirius. Wenn Malfoy dich wiedererkennt –"

„Schon gut, schon gut", unterbrach Sirius ihn ungehalten, „ich hab's begriffen. War nur 'ne Idee, dachte, du würdest mich gerne mal wieder treffen."

„Möchte ich schon, ich will nur nicht, dass sie dich wieder nach Askaban stecken!", verteidigte sich Harry.

Sirius schaute Harry stirnrunzelnd an. „Du ähnelst deinem Vater weniger, als ich gedacht hatte", sagte er schließlich und Tia schnappte erschrocken nach Luft, als sie die Kühle in seiner Stimme hörte, „Gerade wegen des Risikos hätte es James Spaß gemacht."

„Sieh mal –", wollte Harry ihm noch erklären, aber Sirius war nicht bereit, ihm zuzuhören.

„Nun, ich verschwinde besser, ich kann Kreacher die Treppe runterkommen hören", meinte Sirius, „Ich schreib dir und nenn dir einen Zeitpunkt, an dem ich es noch mal ins Feuer schaffe, ja? Wenn du das Risiko ertragen kannst?"

Sirius' Kopf verschwand und die vier blieben allein im Gemeinschaftsraum zurück.

Kurz herrschte eine erdrückende Stille und weder Ron noch Hermine wollten Harry als erstes ansprechen aus Angst, dass er wieder wütend sein würde und es an ihnen auslassen konnten, aber diese Angst verspürte Tia nicht.

„Wie nett von ihm, sich bei dir zu melden", lächelte Tia breit, „Bestimmt vermisst er dich sehr, Harry."

Hermine war schon bereit, Tia anzufauchen und sie zurecht zu weißen, aber Harry kam ihr zuvor, war aber keineswegs unfreundlich, sondern so höflich, wie er es in letzter Zeit zu den wenigsten war: „Danke, Tia." Kurz herrschte wieder eine stille Pause, bevor er weiterredete: „Und ich bin mir sicher, dass Lupin sich auch bei dir melden wird. Ich weiß nicht, was genau du zu Umbridge gesagt hast, aber egal, was sie zu dir gesagt hat, nimm es nicht zu ernst."

„Oh, das tu ich nicht", versicherte Tia ihm fröhlich, „Wenn ich jede Beleidigung, die ich über mich jemals gehört habe, ernst nehmen würde, wäre ich wohl ziemlich traurig. Am besten, man lässt alles an sich abprallen und vertraut darauf, dass die Freunde einem die Wahrheit sagen."

Harry schaute schuldbewusst zu Ron und Hermine, die Augenkontakt vermieden.

„Ich sollte wohl lieber weiter Hausaufgaben machen", schlug Tia vor, „Fred und George halten mich ziemlich auf Trab mit ihren neuen Erfindungen – aber es macht Spaß, ihnen zu helfen."

„Jaa, ich glaube, wir sollten auch langsam schlafen", stimmte Harry ihr zu.

„Klar doch", lächelte Tia, „Wenn ihr etwas braucht – ich bin die ganze Nacht hier unten, außer ich mache gerade einen Ausflug durchs Schloss – dann bin ich natürlich nicht da. Aber ansonsten immer. Wird wohl noch eine längere Nacht..."

„Und du bleibst immer die ganze Nacht wach?", fragte Harry, „Jeden Vollmond?"

Tia nickte. „Und morgen in der Früh spüre ich die Müdigkeit. Ein wenig so, als würde ich die Nacht als Werwolf verbringen und jagen, aber ohne dass ich mich in einen Werwolf verwandle und jage... macht das Sinn?"

Hermine öffnete schon den Mund um zu sagen, dass das alles überhaupt keinen Sinn ergab und es eigentlich unmöglich sein sollte, dass die Nebenwirkungen sein sollten, wenn man ein Kind von einem Werwolf war, dass man jeden Vollmond nicht schlafen konnte, aber wieder kam ihr Harry zuvor: „Doch, ich denke, das macht Sinn. Muss bestimmt nervig und einsam sein."

„Nun...", Tia legte den Kopf schief, „So habe ich wenigstens Zeit, meine Hausaufgaben zu erledigen und ich zeichne auch viel. Früher hat mir meine abuelitaimmer leidgetan, weil sie immer mit mir wach geblieben ist... aber jetzt natürlich nicht..."

Ron gähnte herzhaft und streckte sich. „Also... ich bleibe nicht wach, ich bin ziemlich müde."

Harry sah so aus, als wäre er sich noch nicht sicher, was er tun wollte. Auf der einen Seite war er ziemlich erledigt nach dem langen Tag mit Quidditch und Hausaufgaben, aber auf der anderen Seite sah er dabei zu, wie Tia sich wieder an ihren Tisch setzte, ihre Brille auf ihre Nase schob und begann, wieder einsam Hausaufgaben zu erledigen.

„Kommst du, Harry?", fragte Ron und das gab Harry den letzten Stoß, mit seinem Freund mitzukommen, aber nicht, ohne Tia noch eine Gute Nacht zu wünschen.

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