82. Kapitel
Am Freitagabend ließ Tia Katie natürlich nicht alleine hinunter zum Quidditch-Feld gehen, sondern sie begleitete ihre Freundin zusammen mit Leanne, wie sie es schon immer getan hatten. Tia hatte schon bei so vielen Trainings zugesehen, bei so vielen Spielen mitgefiebert und war schon von Anfang an dabei gewesen. Nachdem letztes Jahr die Quidditch-Saison ausgefallen war, kam es Tia dennoch so unendlich lange vor, seit sie bei irgendeinem Quidditch-Match zugesehen hatte und sie freute sich schon auf die Auswahlspiele.
„Ist das Vicky da unten?", fragte Leanne plötzlich und Tia war überrascht, dass nicht sie die erste gewesen war, die Vicky gesehen hatte, aber sie trug auch ihre Brille, mit der sie nicht so weit sehen konnte, dafür aber die Nähe scharf.
„Was macht die denn hier?", fragte Katie und ihr Tonfall war tatsächlich angewidert. Leanne und Katie versuchten nicht einmal mehr zu verstecken, dass sie das vierte Mädchen im Schlafsaal nicht leiden konnten, während Tia ihr einfach aus dem Weg ging, solange es möglich war.
„Wahrscheinlich will sie Hüterin werden", schlug Tia vor und bemühte sich, fröhlich zu klingen, aber auch in ihrer Stimme lag etwas Schweres.
„Wenn Vicky dem Team beitritt, bin ich raus", versprach Katie aus vollem Herzen.
„Sag so etwas nicht", tadelte Tia sie, „Was ist, wenn es Vicky wirklich ins Team schafft? Quidditch ist alles für dich, du kannst nicht einfach damit aufhören!"
„Oh, ich glaube, wenn Vicky ins Team kommt, werden so einige nicht mehr spielen", warnte Katie mit hohler Stimme, „Vicky hat sich nicht viele Freunde hier gemacht. Alicia, Fred, George,... sogar Angelina. Sie alle können Vicky nicht leiden, und das weiß ich ganz bestimmt."
„Aber ihr denkt das nicht nur, weil Vicky gemein zu mir ist, oder?", fragte Tia streng.
„Natürlich tun sie das!", lachte Leanne auf, „Aber auch so ist Vicky die reinste Pest!"
„Hier sind sie ja endlich!", rief George, als er die drei Mädchen erblickte und zusammen mit Angelina und Alicia kam er zu ihnen herüber.
„Habt ihr schon gesehen", grinste Fred, „Frobisher versucht tatsächlich, Hüter zu werden."
„Lächerlich", schnaubte George, „Will Teil von einem Team werden, das sie nicht leiden kann."
„Jetzt schauen wir uns erst einmal an, wie sie fliegt", unterbrach Angelina, aber auch sie schien nicht viel von Vicky zu halten, „Harry kommt nicht – er muss bei Umbridge nachsitzen."
„Diese alte Kröte", fluchte Fred, „Agnes sitzt auch noch bei ihr. Aber dafür ist sie eine Legende geworden. Nicht einmal ich hätte einen Professor jemals offen einen Halbtroll genannt."
Tia war sich sicher, das war eine interessante Geschichte. Agnes Tripe war ihr nicht wirklich wie der beleidigende Typ vorgekommen.
„Was erwartet sich die alte Umbitch auch", schnaubte George gehässig – auch ihn hatte Tia eher selten so fluchen gehört, „Sie hat doch tatsächlich vor der ganzen Klasse Halbblüter bloßgestellt. Kein Wunder, dass Agnes so auszuckt, wenn Remus beleidigt wird."
Tia wusste, dass Agnes wahrscheinlich nicht nur Remus verteidigt hatte, sondern auch zum Teil sich selbst. Als Werwolf galt sie nun als Halbblüter, aber auch Tia war mit ihrem unreinen Blut ein Halbblüter. Mit Veela- und Werwolfsblut in ihren Adern war sie für fanatische Reinblüter bestimmt kein gern gesehener Gast. Deswegen verspürte George auch so einen Hass Umbridge gegenüber – niemand beleidigte einfach so Tia vor ihm.
„Konzentrieren wir uns jetzt auf die Auswahlspiele und tauschen Tratsch später aus", schlug Angelina vor, „Jetzt alles erst einmal auf die Besen! Hopp!"
Die Spiele dauerten lange und es wurde dunkel, während einer nach dem anderen ein Hüter getestet wurde. Die Jäger schossen Quaffel auf die Ringe, die die Hüter abwehren mussten und Fred und George bombardierten sie mit Klatscher. Auch Ron Weasley, der Bruder der Zwillinge versuchte sich als Hüter und er flog nicht direkt schlecht und er hielt sogar einige Quaffel – einige von ihnen waren wirklich trickreich gewesen, aber ob er wirklich der beste gewesen war, wusste Tia nicht.
Zu ihrer Missgunst flog Vicky ziemlich gut und war wohl geübt im Quidditch. Katie versuchte zwar besonders schwierig zu werfen und Fred und George schossen noch aggressiver auf sie, als bei anderen, aber Vicky hielt sich gut. Eigentlich sprach das für sie und sie war offensichtlich eine der besten gewesen und das sah Katie wohl auch so, denn als Vickys Test vorüber war, schaute sie ziemlich böse aus.
„So ein Mist", fluchte Leanne, „Ich hätte gehofft, dass sie vom Besen fällt."
Tia hätte es niemals laut ausgesprochen, aber eigentlich hatte sie genau dasselbe gehofft.
Auch Geoffrey Hooper, der ebenfalls in ihrem Jahrgang war hielt sich gut und Tia hoffte, dass entweder er oder Ron den Platz als Hüter bekommen würden. Eigentlich hoffte sie generell, dass es hauptsächlich nicht Vicky wurde – alles andere war ihr egal, aber sie wollte ihrer Mitschülerin einfach nicht gönnen, dass sie Teil eines Teams war. Für Vicky war das Wort „Team" bestimmt ein Fremdwort.
Als alle Hüter durchgespielt waren, trafen sich die Teammitglieder und beredeten sich. Es wurden wohl einige hitzige Diskussionen geführt, Angelina warf die Hände in die Luft, Katie zeigte mit dem Finger zuerst auf sich und dann auf George, – und dann wandten sie sich wieder an die Spieler.
„Okay!", rief Angelina laut und alle Aufmerksamkeit lag wieder auf ihr. Sie warf Katie einen finsteren Blick zu, die zufrieden mit sich aussah, bevor sie weitersprach. „Wir haben uns als Team entschieden und wir haben entschieden, dass –"
„Mach es nicht so spannend", grinste Fred.
„– dass Ronald Weasley der neue Hüter von Gryffindor sein wird. Ich bedanke mich bei allen, die es nicht geschafft haben, vielleicht funktioniert es ja ein anderes Mal."
Ron, der wohl noch gar nicht so richtig realisiert hatte, was passiert war, wurde knallrot und Fred und George gingen zu ihm, um ihm zu gratulieren.
Tia sah dabei zu, wie Vicky wutentbrannt ihren Besen auf den Boden pfefferte und davonstampfte – sie war noch nie eine gute Verliererin gewesen.
„Komm, gehen wir auch hinunter", schlug Leanne vor und zog Tia mit sich mit und noch jemand war auf diese Idee gekommen. Hermine Granger, die ebenfalls zugesehen hatte, sprang ebenfalls aufs Feld, um Ron zu gratulieren.
„Hey! Hier sind sie ja!", begrüßte Katie sie.
„Herzlichen Glückwunsch, Ron", Tia lächelte ihn an und Ron wurde noch etwas roter im Gesicht, „Ich bin mir sicher, du wirst ein super Hüter werden."
„Angie wollte zuerst wirklich Vicky ins Team lassen, aber wir haben sie erfolgreich davon abgehalten", wisperte Katie, damit Ron es nicht hörte und sich niedergeschlagen fühlte, aber Hermine hatte es gehört und schaute Katie und Tia streng an.
„Was soll das bedeuten?", fragte sie lauter, aber Ron wurde gerade von Fred und George abgelenkt, die ihn auf ihre Schultern hievten, „Man soll doch objektiv bei solchen Sachen sein!"
„Nun...", begann Katie, „Keiner im Team kann Vicky leiden – es ist wohl besser, wenn so jemand nicht ins Team kommt, oder?"
„Also nur, weil Vicky Tia nicht leiden kann, darf sie nicht ins Team, obwohl sie die Beste gewesen ist?", fragte Hermine zickig und stemmte die Hände in die Hüften.
„Ich weiß nicht genau, warum du dich so beschwerst", gestand Tia verwirrt, aber ruhig, „Vicky kann mich wirklich nicht leiden – sie kann mich nicht leiden, weil ich eine Muggelgeborene für sie gewesen bin. Bevor ich herausgefunden habe, dass Remus mein Vater ist, habe ich gedacht, ich wäre eine Muggelgeborene und das denkt Vicky noch immer. Und deswegen hasst sie mich."
Hermine öffnete den Mund, um noch etwas zu sagen, aber sie kam nicht dazu, denn Katie sagte ruhig, aber streng zu ihr: „Hör mal, Hermine. Wir wissen nicht, was du gegen Tia hast, aber das ist kein Grund, jedes Mal auf sie loszugehen, wenn sich die Gelegenheit bietet. Vicky tut das auch immer und du siehst, wie das geendet hat."
„Ist das etwa eine Drohung?", fragte Hermine und ihre Stimme wurde etwas schrill.
„Können wir ins Schloss?", fragte George, „Mir wird langsam kalt. Ich glaube, ich brauche eine warme Umarmung."
„Ich kann dir eine lauwarme Umarmung bieten – mir ist nämlich auch kalt", bot Tia an und streckte ihre Arme aus und George nutzte die Chance.
„Schon viel besser", lächelte George und genoss die Umarmung.
„Ihr könntet auch zurück ins Schloss gehen", bemerkte Hermine patzig, der die Umarmung wohl nicht so zu gefallen schien, als hätte sie wie auch Molly Angst, dass Tia George nur ausnutzte, „Dort ist es auch warm und die Spiele sind vorbei."
„Oh, halle Hermine", meinte George nicht sonderlich begeistert und Hermine riss bei seinem veränderten Tonfall überrascht die Augen auf.
„Sie hat Recht", meinte Tia, ohne auf Hermines Tonfall zu achten, „Gehen wir ins Schloss."
„Ich glaube, das schreit nach einer kleinen Party", beschloss Fred, „Georgie – es ist Zeit, unsere alten Vorräte hervorzuholen."
„Warum habt ihr beide immer Butterbier gelagert, aber ich bekomme nichts ab?", beschwerte sich Leanne laut.
Die Zwillinge sahen sich an, zuckten grinsend mit den Schultern und die kleine Gruppe ging ins Schloss. Hermine blieb allein zurück und schaute ihnen verwirrt hinterher.
„Gehen wir auch?", fragte Ron sie und Hermine schüttelte ihren Kopf, um ihre Gedanken zu ordnen.
„Äh... was? Ach so – ja sicher!", bestätigte sie, „Gehen wir."
Ron schaute seine Freundin verwirrt an, sagte aber nichts. Irgendjemand hatte etwas zu Hermine gesagt, dass sie so aus dem Konzept brachte – das schafften nicht viele, aber jetzt kümmerte sich Ron erst einmal nicht darum – jetzt fand erst einmal eine Party statt, nur für ihn.
Tia mochte nicht wirklich Partys, aber sie saß trotzdem im Gemeinschaftsraum mit vielen anderen, ein Butterbier in der Hand und sie lächelte, obwohl es ihr beinahe zu laut war.
Fred und George waren irgendwo verschwunden, um an ahnungslosen Erstklässlern ihre verbesserten Nasch-und-Schwänz-Leckereien zu probieren, aber Tia blieb lieber sitzen und beobachtete das Geschehen von einem sicheren Platz aus.
„Das ist alles deine Schuld", plötzlich stand Vicky bei ihr und fauchte sie zornig an. Ihr Gesicht war rot und ihre Augen gerötet, als hätte sie geweint.
„Was meinst du?", fragte Tia, legte den Kopf schief, nahm einen Schluck von ihrem Butterbier und schaute Vicky direkt in die Augen. Zuerst hielt Vicky ihrem Blick stand, aber dann sah sie doch als erstes weg und das schien Vicky noch zorniger zu machen.
„Dass ich nicht im Team aufgenommen worden bin!", zischte Vicky, „Meine Eltern wollten, dass ich Hüter werde und jetzt das! Alles wegen dir! Wenn du und deine kleinen Freunde nicht gewesen wärt, wäre ich jetzt im Team!"
„Nun... ja", gestand Tia schulternzuckend, „Aber eigentlich ist es ja dann nicht direkt meine Schuld. Immerhin bist du gemein zu mir – deswegen können dich meine Freunde nicht leiden – deswegen wollten sie dich nicht im Team haben. Klingt doch einfach, oder? Du könntest versuchen, etwas netter mit mir zu sein, dann schaffst du es vielleicht nächstes Jahr."
„Nächstes Jahr?", schnaubte Vicky, „Das wünscht du dir wohl. Nächstes Jahr können alle froh sein, wenn ich überhaupt noch auf diese dreckige Schule komme."
„Oh, du willst aufhören?", fragte Tia höflich interessiert.
„Natürlich will ich das!", zischte Vicky leise, aber bedrohlich, „Viel lieber diene ich dem Dunklen Lord und bringe dreckige Schlammblüter und Halbblüter wie dich um. Dein Blut ist so dreckig, wenn ich dich Schlammblut nennen würde, würde ich Muggelgeborene beleidigen."
Tia wusste nicht, was sie dazu sagen sollte. Offenbar hatte Vicky herausgefunden, dass Remus ihr Vater war.
„Oh, ja", Vicky nickte fies grinsend, „Ich weiß von deinem kleinen Geheimnis. Lupin ist dein Vater, oder? Dieses dreckige Biest kann ja nur dein Vater sein – wie der Vater, so die Tochter, oder?"
„Bitte hör auf, meinen Vater zu beleidigen", bat Tia sie ruhig, aber sie lächelte nicht mehr.
„Also habe ich Recht?", hauchte Vicky triumphierend, „Was wirst du wohl tun, wenn ich dein kleines Geheimnis herumerzähle?"
„Nun, nicht viel", gestand Tia, „Ich glaube, ich gehe bald ins Bett. Langsam werde ich doch etwas müde. Aber meine Freunde wissen es schon und alle anderen interessieren mich nicht. Dass Remus mein Vater ist, ist kein so großes Geheimnis, wie du denkst."
Vickys Lächeln verschwand augenblicklich und in ihren Augen sah man wieder nur noch Hass.
„Oh, fühlst du dich jetzt wieder überlegen?", zischte Vicky, „Aber das bist du nicht! Du bist ein nichts! Ein niemand! Nur ein dreckiges Schlammblut – nichts mehr!" Plötzlich hatte Vicky ihren Zauberstab in der Hand und richtete ihn auf Tia. Diese hatte ihren nicht bei Hand und konnte nichts tun, als Vicky einen Zauber sprach: „Ictu!"
Tia kannte den Zauber nicht, aber es war, als würde jemand ihr direkt ins Gesicht schlagen. Vicky hatte ein gutes Ziel und erwischte die unvorbereitete Tia direkt am Auge.
Erschrocken schrie diese auf und auch andere im Gemeinschaftsraum, die das mitangesehen hatten, waren sofort zur Stelle und Katie schlug Vicky mit einem Zauber den Stab aus der Hand und Leanne fing ihn geschickt auf.
„Bist du wahnsinnig geworden?", kreischte Katie aufgebracht, während George zu Tia eilte, die etwas verwirrt aussah. Ihre Schläfe schmerzte, und als sie vorsichtig darauf griff, fühlte sie sofort Schmerz.
„Ist alles okay?", fragte George sie besorgt und untersuchte sie.
„Was?", fragte Tia und sah sich um, „Warum hat sie das getan?"
„Das ist eine ausgezeichnete Frage", zischte Leanne aufgebracht, „Warum hast du das getan, Frobisher?"
Vicky funkelte die Anwesenden böse an, bevor sie herumwirbelte und in den Schlafsaal hochstampfte.
„Geht es dir gut?", fragte George wieder.
„Ja... ja", stammelte Tia perplex, „Alles okay... es tut kaum noch weh."
„Vielleicht solltest du zu Madam Pomfrey", schlug Katie besorgt vor.
„Nein, nein", winkte Tia ab, „Ich... ich glaube, ich gehe jetzt schlafen."
„Oh, nein", widersprach George ihr sofort, „Du gehst erstens jetzt nicht hinauf zu dieser Schnepfe und ich lasse dich nicht allein. Was ist, wenn du dir doch mehr getan hast?"
„Ich fühle mich gut", widersprach Tia, aber sie sah nicht wirklich so aus, als würde es ihr gut gehen. Schon färbte sich ihre Haut dort, wo sie von dem Zauber getroffen worden war bläulich und grün, direkt unter dem Auge.
„Sie könnte die Nacht oben in unserem Schlafsaal verbringen", schlug Fred zu Georges Überraschung vor. Auch er sah Tia besorgt an, immerhin war sie die Freundin seines Zwillings und auch er verstand sich mit ihr gut. „Also... ich meine, wenn sie will."
„Ich will doch keine Umstände machen", meinte Tia unsicher. Natürlich wollte sie jetzt nicht in Vickys Nähe kommen. Warum sollte sie auch? Vicky hatte sie wieder einmal angegriffen – beinahe ohne Grund. Natürlich dachte Vicky, dass sie Schuld daran war, dass sie nicht Teil des Teams war. Vicky wollte nur jemanden die Schuld geben, aber Tia war da die falsche Person gewesen.
„Du kannst niemanden Umstände machen", widersprach George ihr sanft, „Du würdest höchstens Umstände machen, wenn ich mir die ganze Nacht Sorgen um dich machen müsste."
„Ich... ich glaube, ich bleibe einfach hier unten im Gemeinschaftsraum", beschloss Tia, „So mache ich niemanden Umstände und ich komme nicht in Vickys Nähe."
„Bist du sicher?", fragte Katie sie unsicher, „Wir können Vicky einfach wieder aussperren – das haben wir ja schon einmal gemacht."
„Nein, nein", winkte Tia ab, „Ich will nicht, dass ihr Ärger bekommt. Ich bleibe hier und alles ist gut."
„Gar nichts ist gut, Tia", Leanne nahm ihre Hände in die ihren und schaute ihr tief in die Augen, „Du musst dich nicht immer so herumschubsen lassen. Vicky ist die Pest."
Versteht ihr nicht!", schrie Tia plötzlich und alle zuckten erschrocken zurück. Tia schrie nie – niemals. Sie maulte manchmal, schimpfte laut, aber nun schrie sie wirklich und Tränen traten ihr in die Augen. „Versteht ihr nicht?", wiederholte sie etwas leiser und brach plötzlich in Tränen aus.
George, Katie und Leanne sahen sich ratlos an, während Fred andere wegscheuchte in die Schlafsäle hoch, damit sie etwas Privatsphäre hatten.
„Nein", meinte George vorsichtig, „Wir verstehen nicht... was ist passiert?"
„Sie... sie hat gesagt, dass sie sich Voldemort anschließen wird", wisperte Tia leise und George schaute sie erschrocken an, „Sie hat gesagt, dass sie sich ihm anschließen wird. Versteht ihr nicht? Ich will nicht, dass euch etwas passiert. Was ist, wenn das nicht nur eine leere Drohung war? Was ist, wenn –" Sie stockte. Sie wollte nicht einmal daran denken, was Vicky als Todesserin alles tun konnte. Bestimmt war sie dazu fähig, jemanden zu foltern und sogar zu töten. Besonders wenn diejenige Tia war.
„Das hat sie gesagt?", fragte George und tauschte einen Blick mit seinem Zwilling aus.
Er wusste nicht, was er tun sollte. Natürlich hatten sie in den Ferien lange darüber nachgedacht, in welcher Phase der Krieg war. Voldemort versteckte sich oder hielt sich jedenfalls im Untergrund auf. Er hatte sich nicht gezeigt und natürlich glaubten sie Dumbledore und Harry, dass er zurück war, aber bisher hatten sie ansonsten noch von niemanden außerhalb des Ordens gehört, dass Er, dessen Name nicht genannt werden darf wieder auferstanden war. Aber nun war da Vicky, die fest davon überzeugt war und bereit war, sich seinen Reihen anzuschließen.
„Dann lasse ich dich nicht allein", bestimmte George und nahm Tias Hand. Natürlich wollte er damit auch sie beruhigen, aber hauptsächlich wollte er fühlen, dass sie bei ihm war.
„Ich bleibe hier", bestimmte Tia, „Ich gehe jetzt nicht rauf zu Vicky und gib ihr mehr Gründe, mich zu hassen."
„Dann bleibe ich auch hier", bestimmte George sofort, „Machen wir es uns bequem."
Egal, wie bequem der Gemeinschaftsraum war, zum Schlafen war er nur geeignet, wenn man nur ein Nickerchen halten wollte.
„Nein, es ist doch viel zu unbequem", lehnte Tia ab.
„Unsinn", Katie begann ebenfalls Kissen zu verteilen, „Wir sind deine Freunde. Wir halten zusammen."
„Nein, nein, nein", Tia versuchte ihre Freunde dazu bewegen, doch noch im Schlafsaal in den bequemen Federbetten zu schlafen, aber es gelang ihr nicht.
„Ich annektiere diesen Sessel hier!", bestimmte Leanne laut, bevor sie sich darauf niederließ, „Perfekt. Hier kann ich schlafen."
„Ich nehme die Couch hier", bestimmte Katie.
„Rück rüber, da habe ich auch noch Platz", scheuchte Alicia sie weg.
„Habe ich auch noch auf dem Sessel Platz, Nani?", fragte Lee Leanne, die rot wurde. Einen Moment wurde es still und alle Blicke lagen auf ihnen. Noch nie hatte jemand Leanne „Nani" genannt, geschweige denn davon, dass er überhaupt einen Spitznamen für sie hatte.
Leanne räusperte sich und alle begannen wieder, sich Plätze zu suchen.
Tia blieb einfach auf ihrem Platz, knallrot im Gesicht und sie wollte ihre Freunde noch immer davon abhalten, das zu tun, aber sie hatte auch eingesehen, dass es wohl wenig Nutzen hatte.
George war ebenfalls irgendwohin verschwunden und als er zurückkam hatte er eine dicke Decke bei sich und spontan schlang er diese um Tia und wickelte sie wie in einem Kokon ein.
„So, perfekt", grinste er stolz auf sich selbst und Tia lächelte liebevoll, während sie versuchte, wenigstens ihre Arme zu befreien.
Schon bald hatten alle irgendwo einen Platz gefunden und nicht nur Leanne, Katie und George waren im Gemeinschaftsraum, sondern auch Angelina, Alicia und Fred, die ebenfalls bereit waren, für Tia dort zu übernachten.
„Danke, Leute", meinte Tia gerührt, „Ihr wisst, ihr müsst das nicht tun."
„Wir machen es aber gerne", meinte Angelina ernst, „Leute wie Vicky sind die schlimmsten. Ich bin froh, dass ich sie nicht ins Team gelassen habe."
„Und jetzt rück ein wenig", meinte George und Tia hoppelte verpackt wie ein Weihnachtsgeschenk mit der Decke ein bisschen zur Seite, damit George sich neben sie niederlassen konnte.
„Beinahe perfekt", meinte er nachdenklich, bevor er beide Arme um Tia legte und sie fest umarmte, „Jetzt ist es perfekt."
„Ich würde dich ja gerne, zurück umarmen, aber meine Arme sind ein wenig außer Betrieb", meinte Tia entschuldigend.
„Das ist egal", murmelte George, offenbar schon im Halbschlaf und auch Alicia und Katie schliefen schon Arm in Arm.
„Ihr beide seid wirklich niedlich", bemerkte Angelina grinsend und George murmelte noch etwas, aber er war schon beinahe eingeschlafen. Auch Tia schloss die Augen und sie fühlte sich sonderbar geborgen. In Georges Armen sah die Welt gleich ganz anders aus und sie wusste, sie würde gut schlafen können, obwohl es im Gemeinschaftsraum nicht so bequem war, wie in ihrem Bett, aber wenn sie mit George kuschelte, konnte sie auch auf dem Boden schlafen und es wäre perfekt.
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