81. Kapitel
Dass Tia es sehr wohl sehr ernst gemeint hatte, erfuhren die Zwillinge am nächsten Morgen. Sehr früh am nächsten Morgen.
Die Sonne zwinkerte noch kaum über die Hügel und die Jungen in Fred und Georges Schlafraum schliefen noch seelenruhig. Es versprach ein schöner Tag zu werden, nur ein paar Wölkchen waren wie Zuckerwatte auf dem azurfarbenen Himmel verteilt und Lee Jordan drehte sich um – das einzige Geräusch, das bis auf das Atmen der Jungen zu hören war.
Plötzlich hörte man, wie jemand die Treppen nach oben stieg – nein, rannte und kurz darauf stürmte auch schon jemand in den Schlafsaal.
Tia Fuego betrat einfach so den Schlafraum, in ihren Armen ein Kessel mit matschigen, schlammigen Resten von etwas, das wohl einmal eine Pflanze gewesen war. Sie lächelte stolz und tappte sofort zu Georges Bett.
„George", wisperte sie leise und stupste ihn an.
George grunzte und kuschelte sich tiefer in seine Decke.
„Hey, George", wisperte Tia wieder, „Ich hab's! Wach auf!"
„Noch ein paar Minuten", jammerte George leise.
Aber so einfach würde Tia sich nicht verscheuchen lassen. Sie schaute grimmig, bevor sie beschloss, dass George wohl ohne Decke nicht mehr so bequem schlafen würde und mit einer einzigen Bewegung zog sie ihm die Decke weg. George versuchte noch danach zu greifen, erwischte sie aber nicht, hatte sich aber schon zu weit aus dem Bett herausgelehnt, verlor das Gleichgewicht und plötzlich lag er auf dem Boden.
Von dem Knall wachten auch noch andere im Raum auf und Fred im Bett neben Georges setzte sich gerade auf.
„Was ist los? Was ist passiert?", fragte er und schaute sich verschlafen um.
„Was zum –", fluchte George, als er bemerkte, wer ihn geweckt hatte, „Tia! Was machst du denn hier?"
„Flitterblumen", rief Tia aufgeregt, „Ich habe die Lösung für euer Problem."
„Warum redet deine Freundin von Flitterwochen, George?", gähnte Fred verwirrt und rieb sich müde die Augen.
„Nicht Flitterwochen", verbesserte Tia ihn, „Flitterblumen.Damit schafft ihr es, den Geschmack der Zauber zu neutralisieren."
„Wirklich?", fragte George verwirrt, „Und... wie spät ist es überhaupt." Er sah hinaus und sah, dass es noch so früh war, dass er eigentlich noch nicht einmal ans Aufstehen denken würden."
„Ich glaube, es ist früh", vermutete Tia und folgte seinem Blick, „Ich habe ein wenig mein Zeitgefühl verloren."
George schaute seine Freundin streng an. „Wie lange bist du wach geblieben?", fragte er sie.
Tia schaute ihn verwirrt an. „Warum ist das wichtig?", fragte sie und runzelte die Stirn, „Ich wüsste nichts davon, dass es Flitterblumen etwas ausmacht, wenn man sie in der Nacht pflückt. Vielleicht verwechselst du das mit Flussgras – Flussgras darf man nur zu Vollmond pflücken."
„Nein, nein", George schüttelte den Kopf, „Ich meine, wie lange bist du schon wach?"
„Ich bin eigentlich gar nicht schlafen gegangen", gestand Tia fröhlich, „Ich habe mir eure Sachen durchgelesen und bin dann sofort in ein Gewächshaus eingebrochen und habe die Flitterblumen gepflückt und dann habe ich diese auch gleich gekocht, weil durch Kochen ihre Wirkung besser entfaltet wird. Mir ist gar nicht aufgefallen, dass es schon so früh ist."
„Wir hätten sie doch aufhalten sollen", meinte Fred von seinem Bett aus, während George schuldbewusst das Gesicht in die Hände legte.
„Habe ich... habe ich etwas falsch gemacht?", fragte Tia verwirrt und schaute betroffen zwischen den Zwillingen hin und her."
„Nein, nein", versicherte George ihr, „Aber das nächste Mal sorgst du an erster Stelle dich um dich selbst. Du musst auch schlafen – wir haben heute Unterricht."
„Das ist alles kein Problem", winkte Tia ab, „Ich komme schon zurecht und ich wollte euch beiden doch helfen."
„Das ist lieb von dir", George lächelte sie an. Er brachte es einfach nicht übers Herz, seiner Freundin zu sagen, dass sie es gar nicht so eilig hatten.
„Dann kann sie uns auch gleich dabei helfen, die Plakate auszuhängen", schlug Fred vor und stieg aus dem Bett.
„Plakate?", Tia schaute ihn verwirrt an.
„Du wirst schon sehen", versprach George, „Sieht so aus, als wärst du jetzt fix im Team."
Tia lächelte breit.
„Das ist sie schon immer gewesen", verbesserte Fred seinen Zwilling, „Tia ist super. Was hast duheute schon erreicht, George?"
„Halt die Klappe, Fred."
Beim Frühstück setzten sich Katie und Leanne noch zu Tia, Fred, George und Lee.
Tia genoss einen warmen Kakao und Waffeln, während Fred und George sich ihre Aufzeichnungen über die Anwendung von Flitterblumen durchlasen. Sie hatte die Nacht damit verbracht, all ihr Wissen auf Pergament zu bringen und schlussendlich waren nur drei Fuß herausgekommen, was sie über Flitterblumen und ihre Dosierung wusste, aber die Zwillinge hatten ihr versichert, dass es mehr als genug war.
„Fred, George, Katie", Angelina setzte sich mit Alicia zu ihnen und Alicia warf Katie einen vielsagenden Blick zu und Katie errötete.
„Einen wunderschönen guten Morgen, Angelina", begrüßte Fred sie grinsend.
„Wie können wir dir behilflich sein, Angelina?", fragte George ebenso grinsend.
„Ich bin dieses Jahr euer Quidditch-Kapitän", meinte sie ernst und es herrschte einen kurzen Moment Stille.
„Herzlichen Glückwunsch!", Tia fand ihre Sprache als erstes wieder.
„Danke, Darling", Angelina lächelte sie freundlich an, aber sobald sie wieder die Zwillinge ansah, war ihr Blick wieder warnend und streng, „Am Freitag um fünf sind die Auswahlspiele für einen Ersatz für Wood. Ich erwarte mir von euch drei, dass ihr pünktlichdort seid, sonst sorge ich persönlich dafür, dass ihr aus dem Team fliegt!"
Mit diesen Worten ging sie auch schon weiter zu Harry, der etwas weiter weg von ihnen saß.
„Einen Moment lang bin ich wirklich froh gewesen, dass wir den fanatischen Wood los sing", gestand Fred, „Jetzt wäre er mir fast lieber. Angie kann ja ganz schön furchteinflößend sein, wenn sie will."
„Wenn sie will?", wiederholte Katie, „Wohl eher immer. Sie istwirklich gruselig."
„Ich finde sie nett", Tia lächelte, „Und ich bin mir sicher, mit ihr als Kapitänin gewinnt ihr den Pokal."
„Zu freundlich von dir, Tia, aber wir müssen ihre Trainings überstehen", schnaubte George.
Als die Eulen mit der Post in die Große Halle schwebten, ließ eine Eule gleich zwei Briefe vor Tia fallen. Sie setzte sich ihre Brille auf und begann zu lesen, aber George rückte sie ihr noch gerade, nachdem es ihr nicht wichtig gewesen war, das zu tun. Der eine Brief war von Carla, die schrieb, dass es ihr gut ging. Sie hatte sich mit einem entfernten Verwandten getroffen, den sie seit Jahren nicht mehr gesehen hatte und sie genoss dort die Wärme und die Gesellschaft. Tia freute sich, das von ihrer abuelita zu hören und öffnete den zweiten Brief von Remus, in dem er ihr schrieb, dass er hoffte, dass es ihr gut ging und dass sie gut angekommen war. Sie hatten sich zwar erst vor wenigen Stunden noch voneinander verabschiedet, aber Tia freute sich trotzdem, dass er geschrieben hatte. Auch, weil er sie warnte, dass er in Zukunft wohl nicht mehr so oft schreiben können würde. Irgendetwas von einem wichtigen Auftrag für Dumbledore. Tia hoffte, es war kein sonderlich gefährlicher Auftrag, aber natürlich arbeitete Remus für den Orden und damit hatte es wohl keine andere Chance.
Als Professor McGonagall mit den Stundenplänen kam und diese austeilte, fiel Tia als erstes auf, wie leer der ihre war. Mit jeweils Stunden in Kräuterkunde, Pflege magischer Geschöpfe, Verwandlung, Zaubertränke und Zauberkunst sowie zwei Stunden Astronomie immer Donnerstagsnacht kamen nur wenige Schulstunden für die gesamte Woche zusammen.
Mit einem schnellen Blick auf die Stundenpläne von Katie und Leanne bemerkte sie aber auch, dass die Tafeln ihrer beiden Freundinnen um einiges voller waren und Katie bat McGonagall auch noch darum, Pflege magischer Geschöpfe zu entfernen.
„Soll ich Ihnen auch Pflege magischer Geschöpfe streichen, Miss Fuego?", fragte McGonagall sie sofort, wohl mit der Erwartung, dass dieses Fach niemand auf UTZ-Level bestehen wollte.
„Oh, nein danke", Tia lächelte und McGonagall schaute sie einen Moment perplex an.
„Wie bitte?"
„Nein, danke", wiederholte Tia, „Ich habe sowieso kaum Stunden auf meinem Plan, da kann ich wohl auch zwei Stunden draußen mit Professor Raue-Pritsche verbringen, oder nicht?"
McGonagall blinzelte. „Sind Sie sicher?", fragte sie noch einmal, „Soweit ich weiß, wären Sie die einzige in Ihrem Jahrgang."
„Wirklich?", meldete sich Leanne überrascht, „Nicht einmal ein Hufflepuff hat sich erbarmt?"
McGonagall sah Leanne scharf an, als ob sie es ganz genau erraten hatte – niemand hatte sich erbarmt, außer Tia.
„Nun, wenn Sie darauf bestehen", meinte McGonagall, „Sie können es ja noch unterm Jahr ändern, wenn Sie das wollen. Sie können bei dieser Angelegenheit jederzeit zu mir kommen, Miss Fuego."
„Vielen Dank", Tia lächelte freundlich, „aber ich glaube nicht, dass das nötig sein wird."
Noch immer verwirrt dreinblickend ging McGonagall weiter und sowohl Katie, als auch Leanne lehnten sich überrascht zu Tia.
„Du willst wirklich weiter Pflege magischer Geschöpfe gehen?", fragte Katie, „Aber... aber du bist doch kein so großer Fan von magischen Tierwesen, oder?"
„Nein", bestätigte Tia, „Aber warum sollte ich sie nicht besuchen, wenn ich sowieso so viel Freizeit habe? Ob ich nun im Gemeinschaftsraum sitze oder nicht – wo ist der Unterschied?"
„Wenn du meinst", murmelte Leanne, „Aber ich bin eigentlich wirklich froh, dass ich Zaubertränke nicht bestanden habe. Endlich muss ich Snape nicht mehr durchstehen."
„Hättest du ein wenig mehr gelernt, hättest du es auch bestanden", tadelte Katie ihre Freundin streng.
„Tia, lass mich einen Blick auf deinen Stundenplan werfen", bat George sie und schnappte ihn sich von ihr weg. Die Augen der Zwillinge huschten zwischen ihren eigenen und dem Stundenplan von Tia hin und her und sie verglichen sie konzentriert. So konzentriert, dass es in der kleinen Gruppe tatsächlich kurz still wurde und sie alle die Zwillinge neugierig anstarrten, bevor die beiden synchron wieder aufsahen.
„Perfekt", grinste George.
„Wir haben viele Pausen gemeinsam", fügte Fred hinzu.
„Das ist kein Wunder – ihr beide habt nur jeweils vier ZAGs", kommentierte Alicia amüsiert.
„Pst", zischte George, „Wir haben eine Menge Pausen gemeinsam. Wir sollten das nutzen, um an unserem kleinen Projekt zu arbeiten."
„Seit wann ist Tia denn ein so fixer Teil in eurem Team?", fragte Katie, ohne von der Zeitung aufzusehen, die sie las.
„Seit gestern", erklärte Tia.
„Schon immer gewesen", widersprach George ihr schnell.
„Ich habe ihnen geholfen, eine Zutat für ihre Leckereien zu finden", meinte Tia erklärend, „Ich glaube, es ist eine Art Aufnahmeritual gewesen, von dem ich nichts gewusst habe."
„Sie haben also deine Genialität nach fünf Jahren erkannt?", vermutete Leanne und Tia zuckte mit den Schultern.
„Jedenfalls", unterbrach Fred die Unterhaltung, „haben wir in der ersten Stunde Verwandlung – dann haben wir frei."
„Oh, was für ein Zufall", meinte Tia in einem Tonfall, bei dem man nicht genau heraushörte, ob sie es sarkastisch meine, oder nicht, „Ich habe Zauberkunst und dann eine Doppelstunde Zaubertränke vor dem Mittagessen."
„Wir treffen uns also nach der ersten Stunde im Gemeinschaftsraum", schlug George vor.
„Wenn ich euch nicht störe –", begann Tia, aber George unterbrach sie grinsend.
„Perfekt." George sprang einfach über den Tisch und streckte die Arme aus, um Tia aufzuhelfen. Sie brauchte natürlich keine Hilfe, aber lächelnd und kopfschüttelnd ließ sie sich von der Bank aufhelfen und George konnte es nicht lassen, sie einmal wie im Tanz herumzuwirbeln, aufzufangen und dann händchenhaltend und die Arme vor und zurückschwingend stehenblieb. „Bis zur ersten Stunde haben wir noch etwas Zeit. Gehen wir."
„Ich weiß nicht, ob ich es bereuen soll, euch geholfen zu haben", gestand Tia, die knallrot im Gesicht war, „Aber... ich glaube, ich kann es nicht bereuen, jemanden geholfen zu haben."
„Sie ist beinahe zu freundlich für dich, George", meinte Fred und stand ebenfalls auf, „Gehen wir."
„Wir sehen uns bei Zauberkunst", versprach Tia ihren beiden Freundinnen, die sie zurückließ, aber Katie war schon in ein Gespräch mit Alicia vertieft und Leanne winkte ihr grinsend zu.
„Okay – unsere Pläne für heute sind –", begann Fred sofort und hackte sich bei Tia ein, aber er stockte, als er seinen Bruder Ron sagen hörte: „Hoffentlich kriegen Fred und George diese Nasch-und-Schwänz-Leckereien bald auf die Reihe..."
Die Zwillinge sahen sich grinsend an und in ihren Blicken sah Tia, dass sie wieder die Chance für Unfug witterten. Tia wäre wohl abgehauen und hätte Ron seinen Brüdern überlassen, aber die Zwillinge ließen sie nicht so schnell entkommen und zogen sie zu Ron und seinen Freunden.
„Trügen mich denn meine Ohren?", tönte Fred. Er quetschte sich auf die eine Seite von Harry, während George auf dessen andere Seite Platz nahm und Tia grinsend dazu brachte, sich ebenfalls hinzusetzen, obwohl Tia sich unter dem beinahe schon hasserfüllten Blick von Hermine Granger nicht sonderlich wohl fühlte. „Vertrauensschüler von Hogwarts wollen doch nicht etwa den Unterricht schwänzen?"
„Du hast dich nicht verhört – er hat es wirklich gesagt", meinte Tia lächelnd und George wuschelte durch ihre Haare.
„Sieh dir mal an, was wir heute alles haben", beschwerte sich Ron mürrisch und schob Fred seinen Stundenplan hin, „Das ist der übelste Montag, den sich je gesehen habe."
„Wohl wahr, Bruderherz", meinte Fred bedächtig nickend und schob den Plan zu George und Tia.
„Uh, sieht wirklich nicht so glänzend aus", bestätigte Tia nachdenklich, „Binns, dann Snape... ziemlich mies, ja."
„Wenn du willst, kannst du ein bisschen Nasblutnugat kriegen, ist gerade im Angebot", bot Fred seinem Bruder an.
„Warum ist es im Angebot?", fragte Ron, der offenbar ebenfalls schon gewohnt war, nicht alles, was die Zwillinge einem sagten einfach so anzunehmen.
„Weil du blutest und blutest –", meinte George.
„– bis du zerschrumpelt bist", beendete Tia lächelnd den Satz.
„Wir haben bisher noch kein Gegenmittel", gestand Fred, „Aber Tia kümmert sich noch darum, oder?"
„Ich kann es ja versuchen, oder?", meinte Tia weniger selbstsicher, als sie lächelte noch freundlich.
„Dann... nein danke", murrte Ron missmutig, „dann geh ich doch lieber in den Unterricht."
„Und weil wir gerade von diesen Nasch-und-Schwänz-Leckereien sprechen", begann Hermine Granger und starrte sie finster an – sie alle drei, „auf dem schwarzen Brett von Gryffindor dürft ihr keine Testpersonen anwerben."
„Bahauptet wer?", fragte George mit erstaunter Miene und warf Tia einen verwirrten Blick zu.
„Behaupte ich", erwiderte Hermine, „Und Ron."
„Lass mich aus der Sache raus", warf Ron hastig ein.
„Tia hat gesagt, dass man am Schwarzen Brett aushängen darf, was man will –", begann George.
„– solange es nicht beleidigend, hetzerisch oder in einem Befehlston geschrieben ist", zählte Tia stolz auf.
„Tia ist wie ein wandelndes Regelbuch", grinste Fred, „Sie hat die Regeln alle gelesen, damit sie weiß, wie man sie umgeht."
„Habt ihr gewusst, dass man rein theoretisch den Verbotenen Wald betreten darf, wenn man einfach von Baum zu Baum springt?", fragte sie und legte den Kopf schief, „Und man kann einem Bücher gegen den Kopf werfen, wenn sie einem „aus Versehen" auskommen. Ist das nicht interessant?"
„Furchtbar interessant", schnaubte Hermine und schien es nicht ernst zu nehmen.
„Bald wirst du ganz anders reden, Hermine", prophezeite Fred, „Du fängst jetzt mit der fünften Klasse an, du wirst noch früh genug antanzen und um Nasch-und-Schwänz-Leckereien betteln."
„Und warum sollte ich in der fünften Klasse um Nasch-und-Schwänz-Leckereien betteln?", fragte Hermine offensichtlich genervt.
„Das fünfte Jahr ist ZAG-Jahr", warnte George.
„Na und?", schnaubte Hermine.
„Na, dann habt ihr bald Prüfungen, oder? Die werden euch so lange durch die Tretmühle jagen, bis ihr am Ende nur noch kriechen könnt", sagte Fred genüsslich.
„Bei uns hatte der halbe Jahrgang vor den ZAGs seine kleineren Zusammenbrüche", frohlockte George, „Tränen und Wutanfälle... Patricia Stimpson fiel andauernd in Ohnmacht..."
„Ich habe zu Vollmond häufiger Probleme gehabt", erinnerte sich Tia, aber sie lächelte noch immer glücklich, „Einmal habe ich in einem Monat so viel Stress gehabt, dass ich zu Vollmond einfach vor Schmerzen kaum noch gehen konnte. Ist nicht so witzig gewesen."
„Aber das wollen wir dieses Jahr verhindern", warnte George sie ernst, „Nicht zu viel Stress bekommen, verstanden?"
„Wohl kaum, bei sechs ZAGs", winkte Tia ab und Hermine schnaubte abfällig.
„Kenneth Tower hat überall Furunkel gekriegt, weißt du noch?", fragte Fred, um das Thema zu wechseln.
„Weil du ihm Pustelpudver in den Schlafanzug getan hast", erinnerte George seinen Zwilling.
„Ach jaah", seufzte Fred und grinste, „Hab ich ganz vergessen... manchmal verliert man einfach den Überblick, geht's dir nicht auch so?"
„Jedenfalls ist das fünfte Jahr ein einziger Albtraum", meinte George bestimmt und Tia nickte, „Zumindest wenn dir Prüfungsergebnisse nicht schnuppe sind. Fred und ich haben's irgendwie geschafft, nicht schlappzumachen."
„Ja... kann man wohl sagen, was habt ihr gekriegt, vier ZAGs pro Nase?", fragte Ron abschätzig.
„Jep", meinte Fred unbekümmert, „Aber wir sind der Meinung, dass unsere Zukunft nicht in der Welt akademischer Leistungen liegt."
„Professor McGonagall hat mir geraten, mich auf Zaubertränke und Kräuterkunde zu konzentrieren", erzählte Tia, „Und das ist ziemlich einfach, oder nicht?"
„Wir haben uns ernsthaft überlegt, ob wir uns noch die Mühe machen sollten, für die siebte Klasse wieder herzukommen", gestand George mit breiten Lächeln, „Jetzt da wir –" Er verstummte für einen Moment, „–jetzt, da wir unsere ZAGs haben. Ich meine, brauchen wir denn wirklich noch den UTZ? Aber wir dachten, Mom würde es nicht verkraften, wenn wir die Schule abbrechen, nicht nachdem sich Percy als der größte Arsch der Welt erwiesen hat."
„Sei nicht so gemein", tadelte Tia ihn streng.
„Außerdem hat Tia gesagt, dass sie auch wiederkommt", fügte Fred grinsend hinzu.
„Hey!", beschwerte sich George und wurde etwas rot, „Das sagt der Richtige! Als ob du nicht auch wegen Ag–"
Fred schlug ihm schnell eine Hand vor den Mund und verhinderte so, dass sein Zwilling weitersprechen konnte und ausplaudern konnte, dass er auch wegen Agnes Tripe wiedergekommen war. „Aber wir werden unser letztes Jahr hier nicht vertrödeln", versprach Fred, „Wir nutzen es für ein wenig Marktforschung, um genau herauszufinden, was der durchschnittliche Hogwarts-Schüler von einem Scherzartikelladen verlangt, dann werden wir unsere Forschungsergebnisse sorgfältig auswerten und mithilfe von Tia hier Produkte entwickeln, die der Nachfrage entsprechen."
„Aber wo wollt ihr das nötige Geld für euren Scherzartikelladen herkriegen? Ihr braucht doch all die Zutaten und Gerätschaften – und auch Räume, denk ich mal...", fragte Hermine Granger und die Zwillinge sahen sich an. Tia wusste, woher sie das Geld schon hatten – Harry hatte es ihnen im Vorjahr gegeben. Das Preisgeld des Trimagischen Turniers, das er gewonnen hatte, aber er wollte es nicht behalten und hatte es Fred und George geschenkt.
„Doch nicht etwa von dir, oder Tia?", fragte Ron misstrauisch.
„Ha!", rief George aus und Tia musste gar nicht antworten, „Gute Idee, Ronnikins! Wir fragen Carla, ob sie unser Sponsor wird!"
„Carla?", fragte Hermine neugierig. Sie hatte Carla Fuego noch nicht kennengelernt und konnte wohl auch mit dem Namen nichts anfangen.
„Meine abuelita", erklärte Tia, „Sie hat als junge Erwachsene einiges an Geld verdient, weil –", Tia war sich nicht sicher, wie man Außenstehenden erzählte, dass sie als Schönheitskönigin und Model gearbeitet hatte, „Nun... sie hat einiges angespart. Aber ich glaube nicht, dass sie etwas für euch beide spendet, tut mir leid."
„Und die Lehre aus dieser Geschichte ist", meinte Fred belehrend, „Stell uns keine Fragen und wir erzählen dir keine Lügen, Hermine. Komm, George, Tia, wenn wir früh da sind, können wir vor Verwandlung vielleicht noch ein paar Langziehohren verkaufen."
„Eigentlich sollte ich zum Unterricht", bemerkte Tia unsicher, „Das ist Zauberkunst – ich bin nicht gut in Zauberkunst."
„Gut genug für ZAGs", winkte George ab.
„Jaa, aber –", ihr fiel kein Argument mehr ein.
„Bitte", George sah sie bittend an, „Nur ein paar Minuten.
Tia lächelte. Sie konnte seinem Blick einfach nicht widerstehen. „Oh, na gut. Dann eben so – aber nur für ein paar Minuten."
„Das reicht mir schon", grinste George und küsste ihre Wange, bevor sie von den Zwillingen mitgezogen wurde.
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