80. Kapitel

Tia winkte ihrem Vater noch und sah zu, wie Sirius in seiner Hundeform lange hinter dem Zug herjagte.

„Er hätte nicht mitkommen sollen", meinte Hermine besorgt.

„Ach, mach dir keine Gedanken", winkte Ron ab, „der arme Kerl hat doch seit Monaten kein Tageslicht mehr gesehen."

„Nun", Fred klatschte in die Hände, „wir können hier nicht den ganzen Tag rumstehen und quatschen, wir haben mit Lee geschäftliche Dinge zu besprechen. Bis später dann!"

„Ich suche auch einmal Roger", verabschiedete sich Agnes Tripe und schulterte ihren Rucksack. Sie war sie erste, die die Gruppe verließ und Fred sah ihr schon beinahe enttäuscht hinterher.

„Kommst du?", fragte George an Tia gerichtet.

„Ich suche zuerst Katie und Leanne", meinte Tia entschuldigend lächelnd, „Aber wir sehen uns später, okay?"

„Klar doch", George lächelte und obwohl er ein wenig enttäuscht wirkte, nickte er zustimmend. Sie gaben sich einen schnellen Kuss und Tia nahm ihr Gepäck und begann ihre beiden Freundinnen zu suchen.

Sie fand die beiden in einem Abteil und als Tia die Tür öffnete, sprangen sie beide auf.

„Tia!", rief Leanne und war die erste, die sie in eine Umarmung zog. Tia fiel beinahe nach hinten, konnte sich aber noch fangen und erwartete Katie schon, als diese den beiden folgte und sie auch umarmte.

„Ich hab euch beide vermisst", gestand Tia, als sie ihre Freundinnen losließ. Katie und Leanne sahen anders aus – verändert. Leanne war etwas gewachsen – sie war noch immer kleiner, als Katie und Tia, aber immerhin war sie etwas größer. Ihre blonden Haare waren in einer komplizierten Hochsteckfrisur gerichtet und Tia hatte sich schon immer gefragt, warum sie sich immer die Mühe machte, das zu tun.

Katies Haare hingegen waren dunkel und ungleichmäßig geschnitten. Tia wusste, dass sie ihre Haare tatsächlich regelmäßig einfach selbst schnitt und ihre Eltern waren überhaupt nicht begeistert darüber, aber Katie kümmerte sich weitgehen nicht um die Meinung ihrer Eltern, solange es sich verhindern ließ.

„Was hast du über den Sommer so angestellt?", fragte Leanne sie aufgeregt, „Wir haben kaum etwas von dir gehört!"

„Oh, ich...", Tia stockte. Was sollte sie ihnen sagen? Sie durfte auf gar keinen Fall etwas über den Orden verraten, oder war sie wirklich im Sommer so gemacht hatte, was alles passiert war. Aber sie wollte ihre Freundinnen auch nicht anlügen. Dann würde sie wohl die guten alten vagen Erzählungen benutzen. Einfach nur ungefähr sagen, was wirklich los war – keine Lügen erzählen, aber auch nicht direkt Wahrheiten.

„Oh... eigentlich nicht so viel", gestand Tia, „Ich... eigentlich sind sie ziemlich seltsam gewesen, weil... weil meine abuelita nach Spanien umgezogen ist."

„Was?", riefen Leanne und Katie synchron und Tia hätte das lustig gefunden, wenn ihr nicht aufgefallen wäre, dass sie das ihren Freundinnen noch gar nicht erzählt hatte.

„Warum?", fragte Katie verwirrt.

„Aber... aber du lebst schon noch in England, oder?", fragte Leanne.

„Remus und sie sind sich nicht sicher, ob meine Familie nicht gefährdet ist", gestand Tia, bevor ihr auffiel, dass Leanne und Katie vielleicht zu denen gehörten, die Dumbledore und Harry nicht glaubten. Würden sie jetzt denken, dass sie verrückt waren?

„Verständlich", nickte Leanne, „Also... meine Eltern verstehen Dumbledore nicht. Sie glauben dem Tagespropheten, aber ich bleibe lieber auf Dumbledores Seite. Immerhin kenne ich ihn und vertraue ihm..."

„Bei ihr ist das gleich!", rief Katie überrascht, „Meine Familie ist vollkommen wahnsinnig – sie beschweren sich durchgehend über Harry und Dumbledore. Sie haben mir sogar verboten, mit einen von ihnen zu sprechen. Ich habe ihnen gesagt, dass Harry Sucher in unserem Team ist und ich mach, was ich will. Dad hat gesagt, ich soll mit so einer Einstellung lieber meine Sachen packen, oder meine Klappe halten. Also bin ich weg..."

„Was?", rief Leanne wieder auf.

„Aber...", stammelte Tia, als sie ihre Worte realisierte, „Aber... Katie... warum?"

„Weil ich lieber Dumbledore treu bin, als meiner dämlichen Familie. Sie sind schon etwas angespannt gewesen, weil ich ihnen gestanden habe, dass... dass...", dieses Mal stockte Katie und schaute Tia unsicher an, „Das... das habe ich euch ja noch gar nicht erzählt..." Katie wurde knallrot und einen Moment sah Leanne verwirrt aus, bevor Erkenntnis ihre Augen glitzern ließ. Sie wusste offenbar, um was es ging, aber Tia hatte keine Ahnung.

„Was denn erzählen?", fragte Tia und legte den Kopf schief.

„Ich... ich habe eine Freundin", gestand Katie und wurde noch roter. Leanne klopfte sich selbst auf die Schulter, als würde sie sich selbst loben, weil sie es wohl erraten hatte und auch Tia begann zu lächeln.

„Wirklich? Kenne ich sie?", fragte Tia aufgeregt und rutschte näher an Katie.

„Ich... ähm... ja", gestand Katie, „Und... bitte, sei mir nicht böse."

„Warum sollte ich dir böse sein? Du bist verliebt – das ist doch wunderbar!"

„Weil", noch immer zögerte Katie, „Weil meine Freundin Alicia ist."

Einen Moment war es still, bevor Leanne und Tia zu kreischen begannen und aufgeregt auf und ab hüpften.

„Ich hab's gewusst! Ich hab's gewusst!", jubelte Leanne aufgeregt.

„Das ist wundervoll! Ihr beide passt gut zusammen!", freute sich Tia.

„Also... hast du nichts dagegen, dass ich deine Ex-Freundin date?", fragte Katie verwirrt.

„Warum sollte ich?", Tia legte den Kopf schief, „Seit wann schon?"

„Seit...", wieder wurde Katie rot, „Also... fix ist es erst diesen Sommer geworden, aber... es hat schon beim Ball letztes Jahr begonnen."

„Und du hast uns nichts verraten?", rief Leanne empört auf.

„Warum hast du uns nichts gesagt?", fragte Tia.

„Ich bin mir nicht sicher gewesen, ob es dir gefallen wird", gestand Katie, „Immerhin hast du an diesem Tag erst mit ihr Schluss gemacht und... und ich nutze das aus, nur, weil ich Alicia schon immer gemocht habe..."

„Oh, ich finde das nicht schlimm", winkte Tia ab, „Keine Sorge."

„Das freut mich", Katie seufzte zufrieden und lächelte.

„Wo bist du gewesen, wenn nicht zu Hause?", fragte Leanne und Tia schloss daraus, dass Katie wohl auch nicht bei ihr gewesen war.

„Bei Alicia", Katie wurde wieder rot und räusperte sich, „Ihre... ihre Eltern sind um einiges verständnisvoller.", sie verstummte kurz und schaute nachdenklich in die Ferne. Leanne und Tia sahen sich besorgt an – Katie tat zwar so, als wäre das alles keine große Sache, aber ihre Freundinnen sahen, wie sehr sie das eigentlich traf. War ja auch kein Wunder – immerhin hatte sie mehr oder weniger ihre Familie verloren. Zum Glück würde sie schon bald siebzehn werden, aber das änderte nichts an ihrer Situation. „Jetzt, wo das raus ist – wie läuft's mit George?", wechselte Katie schnell das Thema und zwang sich, zu lächeln.

„Uh, er hat meinen Vater kennengelernt", erzählte Tia grinsend, „Ist ziemlich witzig gewesen. Aber sie haben sich dann doch ganz gut verstanden... glaube ich... es könnte natürlich sein, dass Remus ihm hinter meinen Rücken noch immer droht, aber dann hat er mir das nicht gesagt."

„Ihr habt euch also im Sommer gesehen?", erriet Katie und Tia nickte.

„Ja, klar doch. Also... Remus versteht sich gut mit seiner Familie und nachdem meine abuelitain Spanien ist, verbringe ich meine Ferien bei Remus und... ja... sagen wir, ich habe viel Zeit mit den Weasleys verbracht."

„Uh – rieche ich da einen Schwiegermutterstreit?", raunte Leanne und Tia wusste nicht, wie sie das erraten hatte – immerhin hatte sie kaum eine Andeutung gemacht, aber Leanne war nun mal Leanne.

„Ich weiß auch nicht", seufzte Tia und sackte etwas zusammen, „Mrs Weasley kann mich irgendwie nicht leiden. Ich weiß nicht warum."

„Das wissen wir auch nicht", beruhigte Katie sie, „Immerhin bist du wirklich liebenswert."

„Ich weiß nicht, ob du gerade sarkastisch bist", gestand Tia unsicher.

„Sie ist nicht sarkastisch", versicherte Leanne ihr.

„Jetzt weiß ich nicht, ob dusarkastisch bist."

„So kommen wir nicht weiter", unterbrach Katie sie, „Fakt ist – und das ganz ohne Sarkasmus – du bist freundlich und du bemühst dich wirklich, mit Leuten umzugehen. Wir wissen wirklich nicht, warum Mrs Weasley dich nicht leiden kann."

„Ich habe eine Theorie", meinte Tia, „Also... ich will nicht eingebildet klingen, oder so, aber... aber ich glaube, dass sie mich nicht mag, weil ich hübsch bin."

„Du bist nicht hübsch, Tia, du bist wunderschön", verbesserte Leanne sie, „sage ich dir als deine heterosexuelle Freundin. Du stammst von einer Veela ab – es hätte jeden gewundert, wenn du hässlich gewesen wärst."

„Ja, ja", winkte Tia ab, „Aber... aber ich glaube, dass sie mich deswegen nicht mag. Sie denkt, dass ich nur hübsch bin – sonst nichts."

„Dabei versuchst du nicht einmal hübsch zu sein", schnaubte Katie, „Also... ich kann die Weasleys ja ganz gut leiden, aber was Mrs Weasley da sagt, ist absoluter Drachen-Mist."

„Das weiß ich sogar selber", schnaubte Tia und verschränkte die Arme vor der Brust, „Vielleicht bin ich nicht sonderlich intelligent, vielleicht bin ich nicht sonderlich mutig; aber ich weiß, dass ich mich nicht nur auf meine Schönheit verlasse, sonst würde ich jeden Tag summend alle verzaubern – das würde so einiges vereinfachen."

Als sie in Hogwarts ankamen, warteten die Kutschen schon auf sie und Tia sprang mit Katie und Leanne in eine, es dauerte aber nicht lange, bis ihnen noch drei weitere folgten.

„Hier sind sie ja!", rief George triumphierend, als er, Fred und Lee in die Kutsche kamen, „Wir haben gehofft, euch hier zu finden!"

„Also... eigentlich hat George schon beinahe gebettelt", grinste Fred und George stieß ihm in die Seite.

„Wie war eure Zugfahrt?", fragte George sie schnell, um das Thema zu ändern, aber es lief nicht wirklich nach Plan.

„Oh, ganz gut", grinste Katie frech, „Tia hat uns erzählt, wie du Remus begegnet bist."

George wurde bleich und auch Fred räusperte sich unsicher.

„Wir sprechen lieber nicht darüber", meinte George.

„Remus hat die „Ich-Bin-Der-Gruselige-Dad"-Sache wirklich drauf", fügte Fred nickend hinzu.

„Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass Remus perfekt für diesen Job geeignet ist", stimmte Leanne amüsiert zu.

„Wie wie waren deine Ferien, Lee?", fragte Tia ihn und Lee sah zuerst überrascht aus, dass sie ihn fragte.

„Obwohl genial", erklärte er grinsend, „Wir sind in den Amazonas geflogen – absolut krass. Hab versucht, eine Boa constrictor mitzubringen, aber meine Eltern haben mich erwischt."

„Wirklich?", Leanne überraschte alle damit, indem sie ernsthaftes Interesse zeigte. Tia hatte gedacht, sie würde Schlangen nicht leiden können, aber stattdessen war sie wohl vollkommen begeistert von dem Gedanken und Tia sah ihrer Freundin an, dass ihre Faszination ernst war, und nicht nur vorgespielt.

Tia und George tauschten einen Blick aus. George sah amüsiert aus; Tia zuckte mit den Schultern. Auch Lee schien überrascht von Leanne, die mit ihrer zierlichen Figur und ihren perfekten, blonden Haaren nicht wie der Typ wirkte, den so etwas interessierte.

Im Schloss ging die kleine Gruppe direkt in die Große Halle und sie setzten sich zusammen an den Gryffindortisch. Kurz nach ihnen kamen Alicia und Angelina. Alicia und Katie tauschten blickte aus und Katie nickte ihrer Freundin ermutigend zu, also setzte sich Alicia ganz offen neben sie und im ersten Moment zuckte ihr Blick nervös zu Tia, aber nachdem sie bemerkte, dass diese wohl nichts dagegen hatte, entspannte sie sich ein wenig.

„Ist das da oben die neue Professorin für Verteidigung gegen die dunklen Künste?", fragte George abfällig mit einem Blick hoch zum Lehrertisch und Tia folgte seinem Blick. Dort neben Dumbledore saß eine kleine Frau mit mausgrauen Haaren, die sie mit einem rosa Haarreif zurückgesteckt hatte. Sie sah ein wenig hässlich aus, aber Tia wollte sie nicht direkt deswegen verurteilen – immerhin wusste sie, dass Aussehen nicht alles war und eigentlich wirkte sie mit ihrer rosa Plüschjacke ganz niedlich. Tia mochte diese Strickjacke – irgendwie gefiel sie ihr. Das einzige, das Tia daran hinderte, gut von der Dame zu denken, was Remus' Warnung gewesen. Diese Frau hasste Leute wie ihren Vater und auch ihre gesamte Familie, also konnte Tia nicht anders, als doch ein wenig schlecht von ihr zu denken. Bestimmt hatte sie Verständnis dafür, dass nicht jeder sie leiden konnte, aber für Tia ging ihre Familie und ihre Freunde vor, und diese Frau war nicht ihre Freundin.

Vorne stand auch schon der Sprechende Hut, der darauf wartete, dass die Erstklässler eintragen, die auch kurz darauf angeführt von Professor McGonagall eintraten in die Große Halle. Aber bevor er die Schüler in die Häuser einteilen würde, war es erst einmal Zeit für das alljährliche Lied des Sprechenden Huts:


„In alter Zeit, als ich noch neu,

Hogwarts am Anfang stand,

Die Gründer unsrer noblen Schule

noch einte enges Band,

Sie hatten ein gemeinsam' Ziel

Sie hatten ein Bestreben:

Die beste Zauberschule der Welt,

Und Wissen weitergeben.

Zusammen wollen wir bau'n und lehr'n!"

Das nahmen die Freunde sich vor.

Und niemals hätten die vier geahnt,

Dass ihre Freundschaft sich verlor.

Gab es so gute Freunde noch

Wie Slytherin und Gryffindor?

Es sei denn jedes zweite Paar

Aus Hufflepuff und Ravenclaw?

Weshalb ging dann dies alles schief,

Hielt diese Freundschaft nicht?

Nun, ich war dort und ich erzähl

Die traurige Geschicht'.

Sagt Slytherin: „Wir lehr'n nur die

Mit reinstem Blut der Ahnen."

Sagt Ravenclaw: „Wir aber lehr'n

Wo Klugheit ist in Bahnen."

Sagt Gryffindor: „Wir lehr'n all die,

Die Mut im Namen haben."

Sagt Hufflepuff: „Ich nehm sie all'

Ohne Ansehen ihrer Gaben."

Am Anfang gab es wenig Streit

Nur Unterschiede viele,

Denn jeder der vier Gründer hatte

Ein Haus für seine Ziele.

Sie holten sich, wer da gefiel;

So Slytherin nahm auf,

Wer Zauberer reinen Blutes war

Und listig obendrauf.

Und nur wer hellsten Kopfes war,

Der kam zu Ravenclaw.

Die Mutigsten und Kühnsten doch

Zum tapferen Gryffindor.

Den Rest nahm die Hufflepuff,

Tat allen kund ihr Wissen,

So standen die Häuser und die Gründer denn

In Freundschaft, nicht zerrissen.

In Hogwarts herrschte Friede nun

In manchen glücklichen Jahren,

Doch bald kam hässliche Zweitracht auf,

Aus Schwächen und Fehlern entfahren.

Die Häuser, die vier Säulen gleich

Einst unsre Schule getragen,

Sie sahen sich jetzt als Feinde an,

Wollten herrschen in diesen Tagen.

Nun sah es so aus, als sollte der Schule

Ein frühes Ende sein.

Durch allzu viele Duelle und Kämpfe

Und Stiche der Freunde allein.

Und schließlich brach ein Morgen an,

Da Slytherin ging hinfort,

Und obwohl der Kampf nun verloschen war,

Gab's keinen Frieden dort.

Und nie, seit unsere Gründer vier

Gestutzt auf dreie waren,

Hat Eintracht unter den Häusern geherrscht,

Die sie doch sollten bewahren.

Nun hört gut zu dem Sprechenden Hut,

Ihr wisst, was euch beschieden:

Ich verteil euch auf die Häuser hier,

Wie's mir bestimmt ist hienieden.

Ja, lauscht nur meinem Liede gut,

Dies Jahr wird ich weitergehen:

Zu trennen euch bin ich verdammt,

Doch könnt man's als Fehler sehen.

Zwar muss ich meine Pflicht erfüllen

Und jeden Jahrgang teilen.

Doch wird nicht bald durch diese Tat

Das Ende uns ereilen?

Oh, sehr das Verderben und deutet die Zeichen,

Die aus der Geschichte entstehen.

Denn unsere Schule ist in Gefahr,

Sie mag durch äußere Feinde vergehen.

Wir müssen uns stets in Hogwarts vereinen

Oder werden zerfallen von innen.

Ich hab's euch gesagt, ich habe gewarnt...

Lasst die Auswahl nun beginnen."


Tia klatschte begeistert, aber Katie neben ihr runzelte die Stirn, als wäre sie besorgt, aber sie klatschte trotzdem mit, wenn auch weniger begeistert. Tia wusste nicht, worüber Katie sich Sorgen machen sollte, immerhin war es nur ein Lied von einem Singenden und Sprechenden Hut, aber sie würde einfach später danach fragen.

Professor McGonagall musste die tuschelnden und wispernden Schüler erst mit einem warnenden Blick zurechtweisen, bevor sie begann, die Liste der Schüler vorzulesen und Tia klatschte bei jedem Schüler, der nach Gryffindor kam höflich mit.

Als alle Schüler ihren Platz in ihrem Haus gefunden hatten, stand Dumbledore auf und wandte sich wie jedes Jahr an die Schüler, aber bestimmt würde seine Rede nicht lange dauern.

„An unsere Neuen", begann der Schulleiter mit ausgebreiteten Armen, „willkommen! An unsere alten Hasen – willkommen zurück! Es gibt eine Zeit, um Reden zu halten, aber dies ist sie nicht. Haut rein!"

Tia lachte mit einigen anderen, als auch schon die Gerichte auf den Tischen erschienen und die Gryffindors mit Essen beschäftigt wurden.

Tia und George machten sich einen Witz daraus, sich gegenseitig Essen in den Mund zu werfen und während Tia meistens traf, erwischte George erstaunlich häufig Ron, der einige Plätze neben Tia saß.

Katie, Alicia und Angelina sprachen über Quidditch – Angelina war die neue Mannschaftskapitänin und war wild entschlossen dieses Jahr den Pokal zu gewinnen. Fred schaute gedankenverloren zum Ravenclawtisch und als Tia seinem Blick folgte, erkannte sie die weißblonden Haare von Agnes Tripe, die Fred anstarrte.

Sogar Leanne unterhielt sich prächtig mit Lee, der ihr gerade von seiner Tarantel erzählte.

Nach dem Essen – und dem traditionellen Wettessen zwischen Leanne und Tia – verschwanden die vielen Speisen wieder und Dumbledore erhob sich erneut.

„Nun, jetzt, da wir alle ein weiteres herrliches Festessen verdauen, bitte ich für einige Momente um eure Aufmerksamkeit für die üblichen Bemerkungen zum Schuljahrsbeginn", verkündete Dumbledore, „Die Erstklässler sollen wissen, dass der Wald auf dem Schlossgelände für Schüler verboten ist – und einige unserer älteren Schüler sollten es inzwischen auch wissen. Mr Filch, der Hausmeister, hat mich, wie er sagt, zum vierhundertzweiundsechzigsten Mal gebeten, euch daran zu erinnern, dass Zauberei zwischen den Unterrichtsstunden auf den Gängen nicht erlaubt ist, ebenso wenig wie eine Reihe anderer Dinge, die alle auf der erschöpfenden Liste nachzulesen sind, die jetzt an Mr Filchs Bürotür hängt. Dieses Jahr haben wir zwei Veränderungen im Kollegium. Wir freuen uns sehr, Professor Raue-Pritsche erneut willkommen zu heißen, die Pflege magischer Geschöpfe unterrichten wird; wir freuen uns ebenfalls, Professor Umbridge vorstellen zu können, unsere neue Lehrerin für Verteidigung gegen die dunklen Künste."

„Die sieht nicht wirklich so aus, als würden wir dieses Jahr viel bei ihr lernen, oder?", fragte Katie an Tia gerichtet.

„Oh, ich lerne dieses Jahr überhaupt nichts bei ihr", bestätigte Tia, „Ich habe ein „Schrecklich", in Verteidigung gegen die Dunklen Künste geschrieben. Aber ihr könnt mir ja dann erzählen, wie der Unterricht bei ihr so ist."

„Was?", fragte Leanne erschrocken, „Wie soll ich diese Stunde ohne deine gelegentlichen Kommentare überleben?"

Tia zuckte mit den Schultern und Dumbledore fuhr mit seiner Rede fort:

„Auswahlspiele für die Quidditch-Mannschaften der Häuser finden statt am –"

Dumbledore stockte mitten im Satz und sah zu Professor Umbridge, die aufgestanden war, aber noch immer ziemlich klein war.

Sie räusperte sich mit einer hohen Stimme, die Tia ein wenig auf die Nerven ging, aber sie konnte ja nichts für ihre Stimme, auch wenn Tia es bevorzugt hätte, wenn sie die Klappe gehalten hätte.

Dumbledore wirkte einen Moment lang verdutzt, setzte sich dann aber munter und ließ Umbridge den Vortritt.

„Danke, Direktor", bedankte Umbridge sich höflich bei Dumbledore, „für diese freundlichen Willkommensworte. Nun, es ist wunderbar, wieder in Hogwarts zu sein, muss ich sagen!", sie lächelte und Tia hatte das Gefühl, als würde sie lügen, „Und solch glückliche kleine Gesichter zu mir aufblicken zu sehen!"

Als Tia das hörte, lächelte sie breit, aber Katie stupste ihr in die Seite und schüttelte den Kopf, also hörte Tia lieber auf damit.

„Ich freue mich sehr darauf, Sie alle kennen zu lernen, und ich bin sicher, wir werden sehr gute Freunde werden!"

Und ab diesem Moment hörte Tia nicht mehr zu. Sie wusste nicht, warum, aber sie begann damit, Katies Haare zu flechten – sie waren weicher, als sie erwartet hatte – und vergaß vollkommen, zuzuhören. Erst, als Umbridge sich wieder setzte und vereinzelt Leute zu klatschen begannen, erwachte Tia aus ihrer meditativen Aufgabe und klatschte schnell mit, aber Katie hielt ihre Hände sanft fest, um sie daran zu hindern – also war die Rede nicht so toll gewesen.

„Ich danke Ihnen vielmals, Professor Umbridge, das war eine höchst aufschlussreiche Rede", bedankte sich Dumbledore bei ihre höflich.

„Aufschlussreich auf jeden Fall", schnaubte Katie, „Plötzlich wünschte ich mir, ich hätte Verteidigung gegen die Dunklen Künste auch nicht bestanden."

„Ich habe nicht zugehört", gestand Tia, ohne das Gesicht zu verziehen, „Was hat sie gesagt?"

„Sprechen wir später darüber", versprach Katie und sie würden die Gespräche wohl wieder einmal auf die späten Nachtstunden verschieben.

Nach Dumbledores Rede standen die Schüler alle gleichzeitig auf und begannen nach oben oder unten in ihre Schlafsäle zu gehen. Als große Gruppen warteten sie, bis die Vertrauensschüler mit den Erstklässlern fort waren, bevor sie selbst die Große Halle verließen.

Tia freute sich, dass George ihre Hand nahm, als wäre es selbstverständlich und sie gingen Hand in Hand nach oben, während Alicia und Katie einfach beim Nebeneinandergehen blieben. Sie sahen sich immer wieder an, erröteten und gingen weiter. Es war wirklich niedlich, die beiden anzusehen.

„Tia", plötzlich legte Fred einen Arm um Tia, während George ihre Hand auf der anderen Seite hielt, „Wir brauchen deine Hilfe."

„Meine Hilfe?", fragte Tia verwirrt, „Wobei?" Sie hoffte, es würde kein Streich diese Nacht werden. Sie war schon ziemlich müde, aber sie wusste, wenn die Zwillinge sie fragen würden, würde sie ihnen sofort zusagen.

„Du weißt ja, dass wir eine neue Reihe an Süßigkeiten planen", begann George, der sofort wusste, wovon sein Zwilling sprach.

„Beziehungsweise", fügte Fred hinzu, „Unsere Nasch-und-Schwänz-Leckereien."

„Der Name spricht für sich", erklärte George.

„Sollte das mich beunruhigen?", fragte Tia unsicher, aber Fred klopfte ihr ermutigend auf die Schulter.

„Nein, natürlich nicht", beruhigte er sie, „Aber–"

„Ein „Aber" ist nicht gut", murmelte Tia.

„– wir brauchen deine Hilfe, die Leckereien und das Schwänzen zusammen zu fügen."

„Was?", fragte Tia verwirrt.

„Fred hat von Agnes Tripe einige Rezepte bekommen", erklärte George.

„Nugat, Kekse, kleine Bonbon, ...", zählte Fred auf, „Alles, was das Herz begehrt."

„Außer Fred", wisperte George in Tias Ohr, „Freds Herz begehrt die Erfinderin der Rezepte – Agnes."

„Unser einziges Problem", Fred sprach weiter, „Ist, dass es uns nicht gelingt, Schwänzen und Leckerei zu vereinen."

„Das ist bestimmt ein Problemchen", stimmte Tia ihm nickend zu, „Warum sagt ihr das mir?"

Die drei stiegen durch das Portraitloch in den Gemeinschaftsraum und eigentlich wäre Tia gerne gleich nach oben, um zu schlafen, aber sie hatte das Gefühl, als würden die Zwillinge sie nicht so schnell gehen lassen. Leanne und Katie warfen ihr einen belustigten Blick zu und Tia hoffte, dass sie verzweifelt und hilfesuchend aussah, aber die beiden grinsten sie nur an, winkten und verschwanden nach oben. Tia schaute ihnen finster hinterher und war sich sicher, dass die beiden genau gesehen hatten, in welcher Situation sie war, aber sie trotzdem ignoriert hatten.

„Und du bist die Lösung für unser Problemchen", versicherte George ihr, „Immerhin bist du ein Genie auf dem Gebiet von Zaubertränken."

„Ich bin mir aber nicht sicher, ob ihr da bei mir richtig seid", meinte Tia unsicher, „Ich meine... Zaubertränke brauen und selbst Zutaten zusammen fügen... das ist anders."

„Aber du kennst dich ja wirklich aus", widersprach Fred ihr, „Du mischt nur auswendig gelernte Zutaten zusammen. Du hältst dich nicht nur blind an Snapes Vorgaben. Du denkst mit – und das freiwillig in Zaubertränke!"

„Ich bin mir nicht sicher, ob das ein Kompliment ist", murmelte Tia nachdenklich.

„Fakt ist", mischte George sich wieder ein, „Dass wir unsere Ideen auf Papier gebracht haben", er hielt Tia einen großen Stapel Pergamente hin, die sie verwirrt annahm, „Alles, was wir schon herausgefunden haben."

„Alle unsere Experimente", fügte Fred hinzu.

„Unsere Gedanken, unsere Versuche, unsere Thesen", meinte George wieder, „Alles, was ein gesunder Geist nicht lesen will."

„Hätte das wieder ein Kompliment sein sollen?", Tia runzelte die Stirn.

„Du könntest es dir einfach einmal durchlesen", George sah sie bittend an, „Einfach nur lesen und wenn dir etwas einfällt, dann sagst du es uns."

Tia musterte die beiden nachdenklich, bevor sie nickte. „Okay. Ich mach's – aber nur für euch."

„Hast du gehört, Georgie?", Fred stieß seinem Zwilling grinsend in die Seite, „Sie macht es für uns – nicht nur für dich."

„Sei nicht so gemein, Fred", tadelte Tia ihn streng und hielt die Pergamente an sich, damit sie nicht auf den Boden fielen, „Natürlich mache ich es für euch beide. Ich kann euch beide leiden."

„Du bist ein Schatz, Tia", grinste George und küsste ihre Wange.

„Aber jetzt sollte ich nach oben", meinte Tia entschuldigend, „Katie und Leanne wollten mir glaube ich noch etwas erzählen über diese neue Professorin, aber bis morgen habe ich es gelesen. Gute Nacht, ihr beiden."

Sie gab George einen schnellen Kuss, bevor sie nach oben rannte.

„Tia, warte –", wollte George sie noch aufhalten, aber sie war schon weg. Die Zwillinge sahen sich an.

„Sie muss es nicht bis morgen machen", bemerkte Fred, „Es ist schon spät – sie wird es doch nicht wirklich bis morgen lesen, oder?"

„Ich weiß nicht", gestand George, „So, wie ich sie kenne, hält sie ihr Versprechen."

„Mist", murmelte Fred, „Wir hätten es ihr doch morgen sagen sollen. Vielleicht können wir ihr noch irgendwie sagen, dass es nicht eilt. Wir haben schon erste Prototypen erschaffen – mit ihrer Hilfe wollen wir sie nur verbessern."

„Jetzt ist es zu spät", George zuckte mit den Schultern, „Aber wahrscheinlich schafft sie es sowieso nicht bis morgen – das sind Dutzende Seiten..." Kurz waren beide stumm. „Hoffentlich..."

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