79. Kapitel
Fred und George waren in ihrem Zimmer und tüftelte neue Produkte für ihren Scherzartikelladen aus. Seitdem Harry ihnen das Startgeld gegeben hatte, waren sie noch sicherer, dass sie das durchziehen wollten. Eigentlich gingen sie nur noch nach Hogwarts zurück, weil auch Tia und Agnes dort sein würden – außerdem würde ihre Mutter sie vermutlich köpfen und vierteilen.
Sie waren so in ihre Arbeit versunken, dass sie gar nicht bemerkten, wie langsam die Tür geöffnet wurde und jemand leise ihr Zimmer betrat. Erst, als derjenige die Tür wieder ins Schloss fallen ließ, zuckten die beiden zusammen und bemühten sich alles schnell unter ihrem Bett zu verstecken, als sie sahen, dass gar nicht ihre Mutter dort stand, sondern Remus Lupin.
„Oh du meine Güte, Professor Lupin", rief Fred keuchend und hielt sich seine Hand ans Herz, „Wir haben schon gedacht, Sie wären unsere Mutter!"
„Sie haben uns wirklich erschreckt!", stimmte George seinem Zwilling zu, „Warum schleichen Sie sich so an?"
Lupin musterte die beiden und sie bemerkten, dass er nicht so freundlich und zuvorkommend wirkte, wie sonst, sondern schon beinahe bedrohlich.
„Ich bin nicht als euer Professor hier", gab Lupin grimmig zu, „Ich bin hier, als ein Vater."
„Oh gut!", rief Fred und sprang sofort auf, „Sie wollen also mit George hier sprechen! Dann bis später! Schön, dich gekannt zu haben, George. Ich werde dich immer in Erinnerung behalten..."
Bevor Fred das Zimmer verlassen konnte, streckte Lupin seinen Arm aus und hielt ihn zurück, indem er ihm den Weg versperrte. „Ich bin als Vater meiner beiden Töchter hier."
„Seit wann haben Sie zwei Töchter?", fragte Fred, „Habe ich etwas verpasst?"
„Ich denke, er meint Agnes", wisperte George ihm hilfsbereit zu und sofort verschwand jeder Humor aus Freds Gesicht und er wurde auch ein wenig bleich um die Nase.
„Oh", machte er und trat wieder neben seinen Zwilling, der ebenfalls aufgestanden war.
„Setzt euch doch", bot Lupin an und zeigte auf die Betten.
„Ich denke, wir stehen lieber", gestand Fred, aber nachdem Lupin ihnen einen warnenden Blick zugeworfen hatte, murmelte er: „Oder vielleicht sitzen wir auch... Sitzen ist gut... sitzen ist eine gute Position, um zu sterben..."
„Ihr habt also jeweils ein Auge auf meine beiden geworfen?", begann Lupin und die Zwillinge nickten nur als Antwort. Sie hinterfragten nicht einmal, warum Lupin Agnes auf einmal ebenfalls als seine Tochter bezeichnetet, aber Fred erinnerte sich, dass sie einmal gesagt hatte, dass er sich genug für alle um sie sorgte und tatsächlich achtete er nicht nur auf Tia besonders, sondern auch auf Agnes, als wäre sie seine eigene.
„Ich hätte nie gedacht, dass ich dieses Gespräch einmal führe", gestand Lupin und George unterbrach ihn: „Wir haben glaube ich auch nie gedacht, dass Sie dieses Gespräch mit uns führen werden, aber wir nehmen es jetzt einfach so hin und hoffen innerlich, dass Sie uns nicht köpfen."
Lupin ignorierte seinen Kommentar und führte einfach fort: „Bis vor knapp über einem Jahr bin ich noch gar kein Vater gewesen, aber ich denke, ich wäre kein guter, wenn ich nicht die Freunde meiner beiden zuerst ein wenig einschüchtere."
„Das ist Ihnen gelungen – ein Sternchen für den Vater des Jahres!", gab Fred zu.
„Ihr seid im Grunde gute Jungs", führte Lupin fort, „Nicht besonders fleißig, aber doch irgendwie akzeptable Zauberer. Ihr erinnerte mich an mich, als ich in eurem Alter war."
„Danke", meinte Fred grinsend.
„Das war kein Kompliment", bemerkte Lupin.
„Oh", machte Fred und sein Grinsen verschwand aus seinem Gesicht, „Doch nicht danke..."
„Ich habe bei euch also das Gefühl, als müsste ich euch tief in die Augen sehen und euch sagen, dass ihr nicht die gleichen Fehler machen sollt, die ich gemacht habe", Lupin zog die beiden Zwillinge an ihren Krägen an sich heran und blickte ihnen tief in die Augen, „Passt auf! Verletzt sie nicht oder ich werde euch jagen und zur Strecke bringen. Haben wir uns verstanden?"
Die Zwillinge nickten panisch und Lupin ließ sie los und lächelte freundlich.
„Sehr gut", meinte er zufrieden, „Jetzt, da das geklärt ist, kann ich ja wieder gehen."
Er verließ den Raum und ließ die zwei leicht verstörten Zwillinge zurück.
„Sehr gruselig", bemerkte George, „Wenn wir das wirklich irgendwie durchziehen, müssen wir ihn noch häufiger sehen."
„Das ist das alles wert", bestimmte Fred, „Und notfalls sagen wir einfach, wir wären krank und schwänzen jedes Familientreffen für den Rest unseres Lebens."
„Mit einem Schwiegervater wie ihn auf den Fersen kann das ja nicht lange sein."
Tia spazierte neben Tonks und Liza her. Harry und Mrs Weasley waren auch bei ihrer Gruppe dabei, die zusammen zum King's Cross Bahnhof gingen.
Bisher waren sie stumm gewesen, aber Tia brannte eine Frage auf der Zunge und schließlich sprach sie sie aus: „Du schreibst mir doch Neuigkeiten, oder Tonks?"
Tonks sah überrascht aus. „Ich... äh... du meinst wegen...", stammelte sie und wurde rot, während Liza neben ihr laut lachte.
„Also... wenn es dir nichts ausmacht, natürlich", meinte Tia und wurde ebenfalls rot. Sie war sich nicht im Klaren gewesen, dass diese Bedienung etwas seltsam für Tonks sein musste. „Es ist nur... ich glaube, ich kann dich gut leiden und ich will schon Neuigkeiten wissen, wenn etwas zwischen dir und Remus ist, aber... eigentlich geht es mich nichts an."
„Nein, nein", unterbrach Tonks sie schnell, „Ich... ich habe irgendwie nur nicht erwartet, dass du... du weißt schon... du bist seine Tochter... vielleicht... ich weiß nicht... magst du den Gedanken nicht, dass er mit jemanden zusammen ist."
„Oh", machte Tia, „Also... ich habe eigentlich nichts dagegen, glaube ich... Ich bin recht froh, dass er nicht mit Eva, meiner Mutter zusammen ist – sie ist seltsam. Und ich will doch auch nur, dass er glücklich ist. Wenn er mich als Ausrede benutzt, dass er nicht mit dir zusammen sein kann, schreibe mir, dann schicke ich ihm einen Heuler."
„Das ist nett von dir", Tonks lächelte sie freundlich an und Tia lächelte zurück.
Beim Bahnhof angekommen gingen sie durch die Absperrung und kamen auf den Bahnsteig 9¾. Tia würde ihr sechstes Jahr in Hogwarts antreten und sie freute sich schon, Katie und Leanne wieder zu sehen, die sie über den Sommer nicht gesehen hatte und sie hatten auch nicht viel geschrieben, weil die beiden auf Urlaub gewesen waren.
Aber bevor Tia einstieg, nachdem sie sich schon von beinahe alles verabschiedet hatte, hielt Remus sie noch zurück. „Tia", er schaute sie ernst an, „Tia, ich will, dass du dich von der neuen Professorin für Verteidigung gegen die dunklen Künste fernhältst."
„Warum?", fragte Tia und legte den Kopf schief. Sie wusste nicht, was an einer neuen Professorin schlimmer sein sollte, als die, die vor ihr gewesen waren. Was konnte schlimmer sein, als ein getarnter Todesser?
„Sie ist nicht wirklich angetan von Halbblütern", Remus' Gesicht verfinsterte sich und er schien um Jahre zu altern, „Sie ist absolut gegen Werwölfe und andere Nicht-Zauberer."
„Ich habe sie dieses Jahr gar nicht", bemerkte Tia, „Ich habe ein „Schrecklich" in meinen ZAGs geschrieben. Wann sollte ich ihr schon über den Weg laufen?"
„Wenn es so kommt, wie Dumbledore vermutet hat, dann –", Remus schien zu viel gesagt zu haben und stoppte sich selbst, „Auf jeden Fall will ich, dass du ihr nicht in den Weg kommst. Bitte. Ich will nicht, dass dir etwas passiert."
„Ich...", Tia wusste nicht, was sie sagen sollte, „Ich glaube, ich kann das nicht versprechen."
„Tia", Remus schaute sie streng an, aber Tia wusste was sie tat. Im Moment mochte sie vielleicht leichtsinnig wirken, und vielleicht war sie das auch, aber sie wusste, was sie tat.
Ein Warnpfiff ertönte und die letzten Schüler sprangen schnell auf den Zug auf.
„Tschüss, Remus", Tia küsste ihm schnell die Wange und rannte schnell zum Zug, „Ich schreibe dir, wann immer ich kann! Versprochen!"
Remus winkte ihr noch zu und winkte noch, als der Zug schon losfuhr und um die Kurve verschwand. Er machte sich riesige Sorgen und wollte Tia am liebsten sofort wieder zurückholen. Noch nie hatte er dieses Gefühl einer Person gegenüber gehabt – nicht nur Liebe, sondern eine Liebe, die über allem hinausging. Eine Liebe, die einen dazu zwang, alles zu tun, um seine Lieben zu beschützen. Er war ein Vater – er war Tias Vater und er wollte nicht, dass ihr etwas passierte, aber als er sie in den Zug nach Hogwarts fahren lassen hatte, hatte er die Fähigkeit, sie zu beschützen abgegeben an Leute, von denen er im Moment nicht wusste, wem er wirklich trauen konnte. Aber er würde sie beschützen – um jeden Preis.
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