77. Kapitel
Bisher hatten sie nur einige Schlafzimmer gereinigt und da hatten zum Glück meistens Besen und Putzzeug gereicht, aber nun wollte Molly stärkere Geschütze auffahren.
Als sie begannen, Doxys mit Doxyziden zu bekämpfen, bemerkte Tia einen weiteren Nachteil ihres verbesserten Geruchssinns, aber sie wollte gar nicht wissen, wie es Agnes mit all dem ging.
Zu Vollmond bestätigte sich für Tia ihre Vermutung, dass Agnes zu einem Werwolf verwandelt worden war, als diese am Morgen der Vollmondnacht noch müder aussah, als sonst, genauso, wie Remus es tat.
Sie hatte auch ausgesprochen schlechte Laune und fauchte sogar Fred bissig an, der nur freundlich nach ihrem Wohlbefinden gefragt hatte.
Am Abend verließen Remus und Agnes zusammen das Haus und Tia blieb die Nacht wach, um am nächsten Morgen kam nur Remus zurück.
„Was ist passiert?", fragte Tia ihn, als er in die Küche kam. Tia war noch die einzige, die wach war, obwohl die Müdigkeit schon eingesetzt hatte, aber Mrs Weasley sah es bestimmt nicht gerne, wenn sie verschlief, also bemühte sie sich, wach zu bleiben, um eventuell die Frau nicht zu verärgern.
„Du bist ja noch wach", bemerkte Remus und gähnte, „Warum bist du nicht im Bett?"
„Jetzt lohnt es sich auch nicht mehr", winkte Tia ab, „Es gibt bestimmt bald Frühstück..."
„Nein, nein, nein", widersprach Remus ihr, „Du bist die ganze Nacht wach gewesen – du schläfst jetzt noch eine Runde, und wenn es nur ein paar Stunden sind. Ich werde mich jetzt auch gleich noch einmal hinlegen. Ich gebe Molly Bescheid, dass du heute nicht mithelfen wirst."
Tia verzog unzufrieden das Gesicht. „Aber...", stammelte sie, aber Remus hob eine Hand und unterbrach sie.
„Nein, wirklich. Es ist schlimm genug, dass du all diesem Stress und diesem Chaos ausgesetzt bist – du kannst dir wenigstens ein paar Stunden Schlaf gönnen. Wenn ich schlafen darf, darfst du das auch. Komm! Hoch mit dir!"
Tia widersprach nicht mehr und ließ sich von ihrem Vater in das Zimmer scheuchen, das sie sich mit Hermine und Ginny teilte und sie legte sich tatsächlich ins Bett.
Zum Mittagessen wachte sie etwas ausgeruhter wieder auf und tappte hinunter in die Küche, wo sie Essen roch.
Remus erblickte sie als erstes und er hatte sie vermutlich zuerst gerochen oder gehört, bevor er sie sah und er lächelte sie freundlich an.
„Morgen, Tia", begrüßte er sie, „Geht es dir besser?"
„Viel besser", Tia lächelte zurück, „Ich... ähm... habe Hunger."
„Das kommt davon, wenn man den ganzen Vormittag und das Frühstück verschläft", murmelte Hermine, aber Tia hörte es trotzdem und zu ihrem Erstaunen hatte George es wohl auch gehört.
„Ich weiß nicht, was du gegen Tia hast, aber es gibt für alles Gründe", schnauzte George sie erstaunlich aufgebracht an, „Ich verstehe nicht, warum ihr immer auf ihr herumpicken müsst."
„George", Tia legte eine Hand auf seinen Arm, „Ist schon in Ordnung. Eigentlich interessiert es mich nicht, was andere von mir denken. Das macht alles so viel einfacher im Leben."
George schnaubte und sah Hermine noch einmal böse an, die ihm einen verwirrten Blick zurückgab.
Auch Molly stellte lieblos Essen vor Tia, aber diese kümmerte sich nicht darum, sondern langte ordentlich zu.
„Heute wird Harry abgeholt", verkündete Remus, „Am Abend sollte er da sein."
„Endlich", murmelte Ron.
Tia hatte bemerkt, dass Agnes noch nicht zurück war, aber sie fragte lieber nicht nach. Wenn ein Werwolf nach einer Vollmondnacht nicht zurückkam, bedeutete das nichts Gutes, wie sie vermutete, aber sie hoffte, dass ihr nichts Ernstes passiert war, sondern sie einfach nur verwirrt und verängstigt war, was auch schon schlimm genug wäre.
Am späten Nachmittag versammelte sich die Leute des Ordens, die sich freiwillig gemeldet hatten, Harry von seinem zu Hause abzuholen und unter ihnen war auch Remus. Nach der Vollmondnacht war er zwar noch etwas angeschlagen und müde, aber er versicherte allen, dass er bereit dafür war, immerhin brauchten sie wenigstens einen vernünftigen in der Gruppe. Am Abend, wenn Harry schon da sein sollte war auch eine Ordensversammlung geplant, wo sie besprechen würden, was ab diesem Zeitpunkt passieren würde.
Nach dem Mittagessen schlich Fred ohne George hinauf in das Zimmer, das sich die Zwillinge teilten und George hielt Tia noch zurück.
„Wir sollten ihn irgendwie aufmuntern", beschloss George leise, „Ich glaube, er wundert sich, wo Agnes ist. Seltsam, dass er so reagiert, sobald er sie einen halben Tag nicht mehr sieht."
„Vielleicht ist es ja doch mehr, als nur „mögen". Vielleicht sind sie ja... keine Ahnung..."
„Seelenverwandte", fiel George das Wort ein, das Charlie schon ein paar Mal benutzt hatte. George hatte sich mit seinem älteren Bruder unterhalten, als er Rat wegen Tia gesucht hatte und Charlie hatte sein Gefühl als „Seelenverwandtschaft" beschrieben. So hatte er auch die Beziehung zwischen ihm und Liza beschrieben und er hatte gesagt, dass, egal ob sie nun zusammen waren oder nicht, sie trotzdem genauso viel zusammen tun würden, weil Seelenverwandte gerne in der Nähe des anderen waren. Egal, ob es Freundschaft war oder Liebe. Deswegen hatte sich George auch so niedergeschlagen gefühlt, als er nicht einmal mit Tia gesprochen hatte und deswegen fühlte er sich gut, immer wenn er in Tias Nähe war und sie schaffte es immer, seine Momente zu erhellen.
George hatte nicht wirklich daran geglaubt, als Charlie ihm das erklärt hatte, aber mit der Zeit war er sich nicht mehr so sicher gewesen, ob sein älterer Bruder nicht doch Recht hatte.
„Ja", Tia nickte bestätigend, „Ja, genau."
Die beiden gingen zusammen hoch und vor dem Zimmer sammelten sie sich, bevor George ins Zimmer ging. Fred lag in seinem Bett, das Gesicht in seinem Polster vergraben und er sah nicht einmal auf, als George und Tia hereinkamen.
„Hey, Freddie!", rief George laut übertrieben gut gelaunt, „Was liegst du so faul herum! Wir haben Arbeit zu erledigen! Sachen zu erfinden! Hopp! Hopp!"
Aber Fred reagierte kaum darauf. Er stöhnte in seinen Polster, bewegte sich aber nicht und zeigte auch keinen Enthusiasmus dafür, dass George an Scherzartikel arbeiten wollte.
Tia legte eine Hand auf Georges Arm und deutete ihm, dass sie es einmal probieren wollte, aber sie ging anders an die Sache heran.
Sie setzte sich ruhig an Freds Bett und war einen Moment still, bevor sie beruhigend meinte: „Es geht ihr sicher gut."
„Woher willst du das wissen?", nuschelte Fred in sein Kissen.
„Nun", begann Tia, „Agnes ist nicht ohne. Sie ist doch ziemlich... stark und intelligent. Ich glaube, egal, wo sie ist, dass es ihr gut geht, aber sie ist verwirrt und verängstigt. Für sie hat sich in letzter Zeit viel verändert."
Fred sah seitlich von seinem Kissen auf und schaute Tia verwirrt an. „Warum habe ich das Gefühl, als würdest du mehr wissen, als du dir anmerken lässt?"
„Weil das so ist", meinte Tia geradeheraus, „Aber... ich glaube, Agnes' Problem ist etwas, das sie dir selbst sagen sollte. Ich glaube nicht – nein, ich weiß, dass sie es nicht gut finden würde, wenn ich es herumerzählen würde. Aber ich weiß, dass es Agnes zurzeit nicht gut geht und sie braucht alle Hilfe, die sie bekommen kann – auch, wenn sie es sich nicht anmerken lässt."
Fred setzte sich auf und George war nur ein wenig überrascht darüber, dass es seiner Freundin gelang. Tia hatte schon immer ein Talent dafür gehabt, Leuten zuzuhören und im richtigen Moment zu reden. Wahrscheinlich einer der Gründe, warum George sie liebte.
George zuckte zusammen, als er das dachte. Liebte er Tia? War das möglich? George liebte Fred und seine Familie, aber natürlich nicht auf dieselbe Art und Weise, wie er Tia liebte. Aber liebte sie ihn zurück? Woher sollte er so etwas wissen?
„Alles in Ordnung, Georgie?", fragte Fred seinen Zwilling verwirrt, als er ihn ansah.
„Mh?", George wurde aus seinen Gedanken gerissen und schaute auf.
„Du hast ein wenig abwesend gewirkt", bemerkte Fred und er lächelte, als wüsste er schon beinahe, was sein Zwilling gedacht hatte.
„Oh, ja... ähm... alles in Ordnung", winkte George ab.
„Gut", Fred sprang aus dem Bett. Er lächelte, aber das Lächeln erreichte seine Augen nicht, aber im Moment reichte das George. „Du hast nämlich versprochen, dass wir weiterarbeiten und ich nehme dich beim Wort."
George grinste breit und er widersprach ganz sicher nicht.
„Schön, dass es dir bessergeht", Tia lächelte zufrieden, „Dann lasse ich euch einmal –"
„Nö, nö", Fred hielt sie zurück, „Jetzt bist du schon hier, jetzt kannst du auch gleich mithelfen!"
„Findest du wirklich, das ist eine gute Idee?", fragte Tia nicht überzeugt.
„Das ist eine ausgezeichnete Idee", grinste George, „Bleib hier. jetzt bist du schon in die Hölle gekommen, jetzt kannst du auch ein wenig bleiben."
„Oh... aber...", stammelte Tia, „Ich hoffe, ihr bereut es nicht..."
Jetzt sahen sich die Zwillinge verwirrt an.
„Vielleicht war das doch keine so gute Idee", wisperte George verunsichert von Tias Worten.
„Unsinn", winkte Fred ab, „Wir reden hier von Tia... was sollte schon passieren?"
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