76. Kapitel

„Es sind alle anwesend", bestimmte Dumbledore laut genug, dass er alle anderen Gespräche übertönte, und als sich eine schon ziemlich große Gruppe in der Küche versammelt hatte, die eigentlich zu klein für so viele Leute waren und viele stand an die Wände gelehnt oder saßen auf dem dreckigen Boden, „Wir können beginnen."

„Kinder – ihr habt bei der Besprechung nichts zu suchen. Fred, George, Ron, Ginny – raus!", scheuchte Molly sie hinaus.

„Was? Warum?", rief Fred beleidigt.

„Wir sind doch schon volljährig!", fügte George ebenso aufgebracht hinzu.

„Das macht doch keinen Sinn!", beschwerte sich auch Ron, „Wenn wir schon hier festsitzen, können wir doch wenigstens zuhören!"

„Wir wollen das auch wissen!", rief Ginny.

„Molly hat schon recht", meinte Remus ernst, „Alle, die Minderjährig, sind, können dem Orden nicht beitreten – oder die noch nicht mit der Schule fertig sind!", fügte er hinzu, als Fred schon den Mund aufmachte, um sich zu beschweren.

Tia folgte Fred, George, Ron, Ginny und Hermine aus der Küche hinaus, aber die Weasley-Kinder waren nicht sonderlich leise, sondern stampften laut und beschwerten sich noch.

Tia dachte an das fürchterliche Portrait draußen in der Halle.

„Wenn ihr Mrs Black noch einmal aufweckt, sorge ich persönlich dafür, dass ihr neben ihr stehen müsst, bis euch die Ohren bluten", zischte Tia etwas gereizt und damit weniger freundlich, als sonst.

Auch den Zwillingen fiel das auf und sahen sich amüsiert an.

„Da hat wohl jemand schlechte Laune", meinte Fred in einer sing-sang Stimme schon beinahe neckisch. Hermine machte einen unzufriedenen Laut.

„Ich muss mir ihr Geschrei schon den ganzen Tag anhören", zischte Tia, „Ich will mich ja nicht beschweren, aber es ist ziemlich laut."

„So laut jetzt auch wieder nicht", schnaubte Hermine mit wenig Mitgefühl.

„Tia hat ein empfindliches Gehört", verteidigte George sie sofort beinahe ein wenig gereizt, sodass Hermine verwirrt aussah, „Für sie ist das viel lauter, als für dich oder mich."

„Ist schon in Ordnung, George", Tia legte George eine Hand auf den Arm und sofort beruhigte er sich und lächelte sie an, „Du musst mich nicht verteidigen, obwohl das süß von dir ist."

Tia gab ihm ein schnelles Küsschen auf die Wange und Hermine machte wieder einen unzufriedenen Laut – wie ein Schnauben, aber noch genervter.

„Wohin gehen wir in der Zwischenzeit?", fragte Ron.

„Es gibt noch einen anderen bewohnbaren Raum", erzählte Tia, „Sirius und Remus haben ihn heute auch noch gesäubert, bevor alle angekommen sind."

Es war nur ein Sitzraum mit zwei alten Sofas und einigen Stühlen, einem wunderschönen, hölzernen Tisch und die Decke war mit Stuckaturen und Fresken verziert.

Eigentlich war der Raum recht hübsch, wäre da nicht die dunkle und düstere Stimmung gewesen, die auch auf diesem Raum lag – unterstütz durch die Einhornköpfe, die als Trophäen an den Wänden hingen. Tia hatte noch nie ein echtes Einhorn gesehen, aber diese Einhörner waren nicht mehr schön oder niedlich, sondern einfach nur noch gruselig und schon beinahe deprimierend, so schöne Wesen tot zu sehen.

Sirius hatte versucht, sie loszuwerden, aber auch diese waren mit einem Dauerklebefluch angebracht worden und daher war das eine Sache der Unmöglichkeit gewesen – vorerst.

„Nett hier", meinte Fred sarkastisch, als er sich umsah.

„Es ist grauenvoll, aber sagt es nicht weiter", bat Tia sie, „Schlimm genug, dass wir hier unsere Zeit verbringen müssen."

„Du bist aber ziemlich schlecht gelaunt", bemerkte jetzt auch George, aber er meinte es nicht neckisch, sondern besorgt.

„Jaah", Tia fuhr sich nervös mit der Hand übers Gesicht, „Ich weiß... es tut mir auch leid, aber... in letzter Zeit ist nur so viel passiert und... es ist ein bisschen viel."

„Aber du fühlst dich gut, oder?", fragte George stirnrunzelnd.

„Ja, ja", winkte Tia ab, „Alles okay. Wird schon wieder werden. Heute ist es nur ziemlich laut gewesen."

„Aber du kannst nicht hören, was sie sagen, oder?", fragte Fred, dem wieder einfiel, dass Tia ja gut hören konnte.

„Als ob!", lachte Tia auf, „Mein Vater hat schon dafür gesorgt, dass ich nichts höre. Er hat einen Zauber auf den Raum gelegt, der die Stimmen dämpft. Es ist gerade so zu leise, wenn ihr versteht, was ich meine."

„Schade", meinte Fred und ließ sich auf ein Sofa nieder.

„Was hat es mit Sirius Black auf sich?", fragte George neugierig, aber darauf hatten auch Hermine und Ron eine Antwort. Sie erzählten, wie sie zusammen mit Harry herausgefunden hatten, dass Sirius eigentlich unschuldig war und dass der eigentliche Verräter und Mörder Peter Pettigrew war, Rons alte Ratte. Als Fred und George das hörten, waren sie etwas verstört, immerhin hatten sie Jahre mit der Ratte unter einem Dach verbracht, aber sie wären niemals auf die Idee gekommen, dass die Ratte eigentlich ein erwachsener Mann war.

„Und woher kennst du Sirius?", fragte George Tia freundlich.

„Das würde mich aber auch interessieren", bemerkte Hermine weniger freundlich.

„Nun...", Tia wusste nicht, wo sie beginnen sollte, „Nach dem Chaos in Hogwarts, wo er beinahe gefasst worden ist, hat er sich einige Zeit bei uns zu Hause versteckt. Mein Vater hat ihm einen Platz angeboten und meine abuelitahat ihn aufgenommen. Sie ist eigentlich ein Muggel, aber es hat sie trotzdem nicht gestört, einen gesuchten Verbrecher aufzunehmen."

„Was ist ein Abu Liter?", fragte Ron patzig.

Abuelita", verbesserte George ihn, „Das bedeutet Großmutter auf Spanisch."

„Und warum sagst du nicht einfach 'Großmutter'?", fragte Ron etwas zu direkt.

„Warum nicht?", fragte Tia verwirrt und legte den Kopf schief, „Ich bin damit aufgewachsen. Seit ich denken kann, nenne ich meine Oma so. Warum sollte ich das ändern?"

„Sie fühlt sich eben gerne wie etwas Besseres", murmelte Hermine so leise, dass es niemand hörte, außer Tia.

„Nein", meinte Tia schlicht und verwirrte damit alle außer Hermine, die ein wenig rot wurde, als sie ertappt wurde, ansonsten aber nicht reagierte.

„Dieses Haus gehörte Sirius' Familie", erklärte Tia das, was sie von Sirius selbst erfahren hatte, „Es ist schon ziemlich alt und seine Familie ist eher typisch reinblütig gewesen."

„Dieses Haus ist schrecklich", bemerkte Hermine.

„Aber vielleicht ist es genau deswegen perfekt, um den Orden darin aufzubauen", überlegte Tia, „Immerhin würde man nicht zuerst darauf kommen, in einem alten Haus zu suchen, in dem alles darauf ausgelegt ist, Muggelgeborene und Nicht-Zauberer zu vernichten?"

„Charmant", bemerkte George.

Nach der Versammlung des Ordens zerstreuten sich die Anhänger schnell. Einige gingen sofort, andere blieben noch eine Weile, aber zuerst kam Dumbledore zu den jüngeren.

„Ihr dürft niemanden irgendetwas hiervon verraten", wies er ihnen ernst.

„Aber was ist mit Ha–", begann Hermine.

„Niemanden", unterbrach Dumbledore sie, „Nicht einmal Harry. Kein Wort über den Orden, das Haus, die Leute, ... niemanden. Könnt ihr das schwören?"

Fred und George, sowie Ginny waren die ersten, die nickten.

„Natürlich", bestätigte auch Tia.

„Nicht einmal an Miss Bell oder an Miss Travis", warnte Dumbledore sie, „An niemanden irgendein Wort, Tara."

„Professor, ich bin nicht dumm", meinte Tia ein wenig beleidigt, aber Hermine stieß einen amüsierten Laut aus, als würde sie das nicht ganz glauben. Dumbledore hingegen lächelte.

„Natürlich, Tara", er nickte. Nun wandte er sich nur noch an Ron und Hermine, die sich nicht so sicher waren, immerhin war Harry außen vor und er war nicht nur ihr bester Freund, sondern auch noch ein Mittelpunkt in der ganzen Situation.

„Er wird aber nicht so zufrieden damit sein", meinte Hermine unsicher.

„Ich bin mir sicher, er wird es mit der Zeit verstehen", versprach Dumbledore. Hermine und Ron sahen sich an, bevor sie nickten.

„Okay, wir sagen nichts", versprach Hermine.

„Kein Wort", bestätigte Ron.

Dumbledore lächelte. „Sehr gut. Wir werden uns wiedersehen und vergesst euer Versprechen nicht." Mit diesen Worten ging er auch schon und ließ sie zurück.

„Warum darf Harry nichts wissen?", fragte sich Ron, „Ist er nicht der gewesen, der überhaupt gesehen hat, wie Ihr-wisst-schon-wer wiedererstanden ist?"

„Wahrscheinlich ist es zu seinem eigenen Schutz", vermutete Tia, aber sie kassierte nur genervte Blicke von Hermine und Ron.

„Was weißt du schon?", schnaubte Hermine und ihre Stimme klang so, als wäre Tias Meinung überhaupt nichts wert – als würde sie mit einem Kind sprechen – einem Kind, das sie hasste.

Tia seufzte niedergeschlagen. Jetzt zog nicht nur das düstere Haus und Mrs Black ihre Stimmung hinunter, sondern auch noch die Leute, mit denen sie vorerst dort leben musste. Mrs Weasley und Hermine schienen sie beide nicht zu leiden und Ron schien einfach auf Hermines Meinung zu vertrauen. Tia wusste nicht, was sie ihnen getan hatte, um so behandelt zu werden, aber sie war sich nicht sicher, wie sie die Ferien überleben sollte, wenn das so weiterging.

„Kümmere dich nicht um sie", beruhigte George sie leise und nahm ihre Hand, „Sie haben nur auch schlechte Laune."

„Ich hoffe, diese schlechte Laune vergeht wieder", meinte Tia verbittert, aber allein dadurch, dass George ihre Hand hielt, war der Moment schon etwas besser und sie lächelte.

„Dann wollen wir einmal sehen, ob wir uns wieder in die Küche trauen können", beschloss Fred, „Langsam bekomme ich Hunger."

„Aber vorsichtig – sonst müssen wir Mom auch noch helfen", warnte George, „Kommst du mit?"

„Klar doch", Tia war froh, dass sie aus dem Raum von Hermine und Ron kommen konnte und kam nur allzu gerne mit. Aber wenn das so weiterging, wusste sie nicht, ob sie lange in diesem Haus aushalten konnte. Wenn das so weiterging, würde sie noch wahnsinnig werden und ausnahmsweise übertrieb sie nicht...

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