74. Kapitel

Tia hasste das Haus in dem Moment, in dem sie es betrat. Das hätte sie natürlich niemals laut gesagt, immerhin wusste sie doch, dass Remus im Moment genug um die Ohren hatte. Nachdem ihre abuelitaam Vormittag mit dem Flieger nach Spanien geflogen war, waren Remus und Tia weiter nach London zum Grimmaultplatz.

Remus hatte ihr einen Zettel in die Hand gedrückt auf dem stand: Das Hauptquartier des Phönixordens befindet sich am Grimmaultplatz Nummer zwölf, London.

Nicht nur hatte Tia ihre Brille aus ihrer Tasche klauben müssen, um das überhaupt lesen zu können und hatte damit die kleine Gruppe, die aus ihr, Remus und Sirius in Hundegestalt bestand aufgehalten, sondern als sie das Haus betreten hatte, begann sie auch noch zu husten, weil der Gestank ihre empfindliche Nase überrumpelte.

Plötzlich begann auch noch jemand laut zu schreien und zu kreischen, als wäre eine Furie hinter ihnen her und hätte Remus sie nicht zurückgehalten, wäre sie wohl sofort wieder zurück ins Freie gelaufen. Sirius verwandelte sich wieder in seine menschliche Gestalt und stürmte zu einem Gemälde, das eine alte Frau mit schwarzer Haube schrie und kreischte. Es war lebensgroß, aber Tia hätte bevorzugt, wenn es nicht so gewesen wäre. Aber als wäre das nicht schon genug, begannen von dem Schreien der Alten angesteckt auch die anderen Portraits auf dem Gang ebenfalls zu erwachen und zu schreien.

Tia hielt sich die Ohren zu und kniff die Augen zusammen, um dem Lärm so gut wie möglich zu entgehen, aber sie konnte nur einen Teil der Geräusche aussperren, bis es Sirius gelang, mottenzerfressene, verdreckte, alte Vorhänge wieder vor die Alte zu ziehen, damit diese wieder verstummte.

„Autsch", murmelte Tia, als es vorbei war und rieb sich die noch immer pfeifenden Ohren.

„Alles in Ordnung?", fragte Remus und legte eine Hand auf ihre Schulter – er musste auch von dem Lärm betroffen, sein, aber vielleicht war er es mehr gewohnt, als Tia.

„Ja... ja, schon okay", murmelte Tia verwirrt, „Was... was war das?"

„Darf ich dir meine Mutter vorstellen?", schnaubte Sirius leise, als er wieder zu ihnen gekommen war, „Bisher habe ich es noch nicht geschafft, sie loszuwerden."

„Aja...", Tia wollte erst gar nicht genauer nachfragen, „Und... Wie kann ich verhindern, dass das noch einmal passiert?"

„Einfach leise sein und sie nicht wecken", schlug Remus vor, „Gehen wir in die Küche und kochen einen Tee. Es dürften bald auch noch anderen ankommen."

„Das... das klingt nicht schlecht", murmelte Tia und folgte ihrem Vater in die „Küche".

Die „Küche" war veraltet, verdreckt und teilweise verschimmelt. Selbst Remus blieb bei dessen Anblick erst einmal negativ überwältigt stehen, bevor er es übers Herz brachte, den Raum zu betreten.

„Das... das haben wir schnell", meinte er und versuchte offensichtlich eine positive Energie zu erhalten. Er zückte seinen Zauberstab und sagte laut: „Ratzeputz!"

Sie wurde nicht von einem Moment zum anderen komplett sauber, aber zumindest verschwanden die Schimmelflecken, die schon beinahe tödlich ausgesehen hatten und viel von dem Staub stieg zuerst in die Luft und das meiste verschwand.

Tia hustete trotzdem und nieste – sie hatte das Gefühl, als würde ihr das noch häufiger in dem Haus passieren.

Remus seufzte unzufrieden und ließ seinen Zauberstab sinken. „Das ist... das ist gar nicht so schlecht..."

„Du musst nicht lügen, Remus", bemerkte Tia, „Wir wissen doch alle, dass es schrecklich ist."

„Ha!", lachte Sirius auf, aber Remus warf ihm einen warnenden Blick zu und er verstummte wieder.

„Aber wir können ja noch etwas daraus machen", schlug Tia fröhlich vor, „Immerhin ist das nur ein wenig Dreck."

„Du bist zu positiv für die Welt", Sirius klopfte ihr auf die Schulter, „Das sollten wir ändern."

„Ich habe soeben beschlossen, dass du kein Wort mehr mit meiner Tochter sprechen darfst", bemerkte Remus und schob Tia ein wenig von ihm weg. Tia ließ das lächelnd über sich ergehen.

„Sei nicht so egoistisch, Moony", Sirius zog Tia wieder zu sich.

„Ich fühle mich minimal verunsichert", murmelte Tia leise.

„Tatze, das hier ist meine Tochter und ich werde nicht zulassen, dass du sie verdirbst."

„Moony, wir reden hier von deiner Tochter – als ob sie nicht schon verdorben wäre."

„Ich glaube, ihr beide solltet wieder einmal unter Leute kommen", bemerkte Tia und duckte sich unter die beiden hindurch, „Wollten wir nicht Tee machen?"

„Eine ausgezeichnete Idee, Tia – ichwerde dir dabei helfen", bot Sirius an und grinste Remus breit an. Remus verdrehte die Augen und folgte den beiden seufzend.

Kurz darauf hörten sie, wie die Tür wieder geöffnet wurde, aber die Leute, die eintraten schienen schon mit der unangenehmen Dame in der Halle vertraut zu sein, denn sie verhielten sich absolut still. Trotzdem zückten Remus und Sirius ihre Zauberstäbe und gingen hinaus. Tia folgte ihnen vorsichtig, obwohl Remus ihr einen warnenden Blick zuwarf, aber sie ignorierte diesen einfach vehement und stellte sich einfach dumm.

Aber von dem Neuankömmling ging nach Tias Meinung eigentlich keine Gefahr aus, denn schnell erkannte sie ihn als Albus Dumbledore mit seinem langen, silbernen Bart und seinen extravaganten Roben.

Und trotzdem senkten weder Remus noch Sirius ihre Zauberstäbe, was Tia verwirrte.

„Nennen Sie das Codewort", verlangte Remus ernst und in seinem Gesicht war kein Zeichen dafür, dass er Dumbledore genauso erkannte, wie Tia.

„Der Orden des Phönix versammelt sich erneut", sagte Dumbledore.

Als Sirius und Remus das hörten, senkten sie ihre Zauberstäbe und nahmen eine weniger defensive Haltung ein.

„Wir haben Sie schon erwartet", meinte Remus, „Wir sind gerade erst angekommen."

„Andere werden nacheinander eintreffen – ich habe dafür gesorgt, dass sie nicht alle zur selben Zeit kommen, um Chaos zu vermeiden", erzählte Dumbledore.

Sirius schnaubte amüsiert auf. „Ha! Als ob das nicht sowieso stattfinden wird! Der einzige betretbare Raum ist im Moment die Küche und selbst dort rate ich niemanden, allzu viel anzufassen."

„Wo ist dieser Hauself, von dem du mir erzählt hast?", fragte Dumbledore und sah sich um. Auch Remus und Sirius sahen sich um, aber Tia wusste nicht einmal, wovon er sprach.

„Kreacher!", schrie Sirius plötzlich, hatte aber wohl vergessen, dass seine Mutter auch noch im Raum war und sofort begann sie wieder zu kreischen und zu schreien. Dieses Mal kannte Tia das schon und mit ihrem Vater stürzte sie zu den Vorhängen, während Dumbledore und Sirius sich um die restlichen Portraits kümmerten, die ebenfalls wieder geweckt wurden von dem Lärm. Tia und Remus gelang es schließlich, die Vorhänge wieder zu schließen und Mrs Black verstummte ebenso schnell, wie sie zu schreien begonnen hatte.

„Ich will deiner Familie ja nicht zu nahetreten, Sirius, aber deine Mutter ist eine Furie", schnaubte Tia und rieb sich persönlich beleidigt ihre schmerzenden Ohren. Wenn das so weiterging, musste sie sich wohl Ohrstöpsel auch am Tag in die Ohren stecken.

„Ich stimme dir zu, Baby-Moony", seufzte Sirius, „Ich wünschte, ich hätte eine Möglichkeit gefunden, sie loszuwerden, aber sie hat es mit einem Dauerklebefluch angehext. Selbst nach ihrem Tod schreit sie mich nur an."

„Eine sehr gesunde Beziehung führt ihr da", bemerkte Tia, „Vielleicht solltet ihr euch einmal ausreden."

Sirius schnaubte, antwortete ihr aber nicht.

„Der Meister hat gerufen?", Tia war gar nicht aufgefallen, dass jemand hinter ihr stand und wich erschrocken zurück, als sie eine Hauselfe erblickte. Dessen Laken, das seinen Körper bedeckte war so dreckig und kaputt, dass Tia sich fragte, ob es überhaupt noch als Körperbedeckung durchging. Er war älter und hässlicher als die Hauselfen, die Tia sonst in Hogwarts immer gesehen hatte und außerdem schaute er grimmiger.

Er verbeugte sich vor Sirius, aber übertrieben tief und in seiner Stimme hörte Tia Abscheu heraus – bestimmt war er nicht gerne Hauselfe von Sirius.

„Kreacher", auch Sirius sprach mit ihm, als wäre er tatsächlich kaum mehr als ein Häufchen Dreck – etwas Ekelerregendes, das Sirius nicht einmal ansehen wollte. Tia fragte sich, wer von beiden zuerst damit begonnen hatte, den anderen so abgrundtief zu hassen, aber Tia fand, zwischen Meister und Hauselfe sollte eine gesunde Beziehung bestehen.

„Hallo, Kreacher", begrüßte Dumbledore ihn, als wäre er ein Zauberer – das fand Tia gut.

„Hallo, Kreacher", Tia lächelte die Kreatur freundlich an, aber dieser machte sich nicht einmal die Mühe den Blick zu heben.

„Blutsverräter, Monster... sie sprechen mit Kreacher. Wenn die Herrin das nur wüsste, oh, die Herrin. Wenn die Herrin wüsste, welch Abschaum in ihrem Haus ist."

„Der einzige Abschaum hier ist dieses Portrait von ihr und du", zischte Sirius.

„Nicht, Sirius", widersprach Tia schnell, „Sag so etwas nicht!"

„Hörst du, was er sagt?", fragte Sirius sie ungläubig.

„Oh, ich höre sehr gut, danke der Nachfrage", schnaubte Tia, „Aber ich finde nicht, dass es klug ist, ihn so zu behandeln."

Dumbledore musterte sie interessiert, aber Tia ging nicht darauf ein.

„Sirius, befiehl ihm, dass er das Haus nicht verlassen darf", wies Dumbledore ihn an, „Wir müssen verhindern, dass er irgendetwas weitersagen kann."

„Und warum kann ich ihn nicht einfach freilassen?", grummelte Sirius und Tia sah, dass Kreacher, obwohl er so schlimm mit Sirius umging, trotzdem erschrocken bei dem Gedanken aussah, freigelassen zu werden, wie es für Hauselfen üblich war. Aber er bettelte nicht und schrie nicht, sondern musterte Sirius nur mit blankem Hass und murmelte leise vor sich hin.

„Dafür ist es schon zu spät", meinte Dumbledore, „Er weiß jetzt schon zu viel."

„Schade", murmelte Sirius leise.

„Sirius!", Tia wies ihn wieder beleidigt zurecht, „Benimm dich doch! Er kann uns ja beim Aufräumen helfen!"

„Das Schlammblut will Kreacher Befehle erteilen", murmelte Kreacher und sein hasserfüllter Blick legte sich zum ersten Mal auf Tia, „Wenn die Herrin das wüsste – oh, wenn sie das wüsste..."

„Aber sie weiß es nicht", zischte Sirius, „Kreacher, ich befehle dir, das Haus nicht zu verlassen."

Kreacher verzog das hässliche, runzlige Gesicht, konnte sich aber nicht gegen einen direkten Befehl wehren. Stattdessen verbeugte er sich wieder übertrieben tief vor Sirius. „Jawohl, Herr. Wünscht der Herr sonst noch etwas?"

Sirius sah Dumbledore fragend an, der leicht den Kopf schüttelte. „Das wäre dann alles, Kreacher", entließ Sirius ihn, „Mach dich in der Zwischenzeit nützlich und räum hier im Haus auf!"

„Jawohl, Herr", Kreacher verbeugte sich noch einmal, bevor er disapparierte.

„Ich hätte ihn loswerden sollen, sobald ich erfahren habe, dass er noch lebt", schnaubte Sirius.

„Sirius, das reicht jetzt!", befahl Tia ihm streng, „Wie kannst du so von ihm reden?"

„Du bist ja wirklich Remus' Tochter. Daran liegt kein Zweifel", murmelte Sirius.

„Du weißt, dass wir dich hören können?", fragte Remus unbeeindruckt.

„Das weiß ich", rief Sirius laut, aber er hatte schon wieder seine Mutter vergessen und sie begann wieder zu schreien, aber Tia und Remus bedeckten sie schnell wieder mit den Vorhängen und war mittlerweile schon ein gutes Team in dieser Aufgabe.

„Und jetzt gehen wir in die Küche, bevor wir sie noch einmal aufwecken", befahl Remus streng mit einem bösen Blick in Sirius' Richtung.

„Ja Remus", Sirius schaute ihn betroffen an und wie ein getretener Hund schlich er in die Küche. Remus sah ihm hinterher und Tia riet ihm: „Du solltest dich bei ihm entschuldigen."

Remus sah seine Tochter an und bemerkte, dass Sirius Recht behalten hatte – sie war wohl seine Tochter, denn diesen strengen, anklagenden Blick kannte er von sich, wenn er James und Sirius so angesehen hatte, wenn die beiden etwas ausgefressen hatten.

„Ja, Tia", seufte er geschlagen, „Gleich."

Tia lächelte zufrieden und Remus schüttelte den Kopf.

„Sie ist dir wohl beinahe schon zuähnlich", bemerkte Dumbledore belustigt und Remus lachte leise auf.

„Wahre Worte... Wahre Worte..."

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