68. Kapitel

Am nächsten Morgen war Tia noch vor Fred und George wach, die sie im Gemeinschaftsraum fanden, wie sie schon wieder über ein Buch gebeugt lernte.

Mit ihrer Brille sah sie, das fand jedenfalls George, niedlich aus, aber er hatte gehofft, dass sie sich eine Pause gegönnt hatte, aber es schien wohl so, als würde erst dann wieder Pause machen, wenn die ZAGs vorüber waren. Zum Glück war das schon bald.

„Guten Morgen, Tia!", begrüßte Fred sie laut und Tia sah von ihrem Buch auf. Sie nahm die Brille ab und lächelte, als die beiden zu ihr kamen.

„Guten Morgen", Tia bemerkte, dass Fred einen Brief in der Hand hielt, den die beiden wohl noch am Abend geschrieben hatten, „Bereit?"

„Immer doch", George legte einen Arm um ihre Schultern, „Wir sind immer bereit – das solltest du wissen."

„Entschuldige – das habe ich wohl vergessen", schnaubte Tia und die Zwillinge waren sich nicht sicher, ob sie sarkastisch war oder nicht.

Die drei gingen nicht zum Frühstück, sondern hoch zur Eulerei, um eine Eule von der Schule zu Bagman zu schicken.

Leider schien George noch immer nicht sicher, ob das eine gute Idee war und diskutierte weiter mit Fred, obwohl schon feststand, was sie tun würden.

„Denkt doch einmal, was passieren wird, wenn das jemand erfährt", befürchtete George, „Das ist Erpressung."

„Natürlich ist das Erpressung, aber der Sinn von Erpressung ist doch, dass der Erpresste euch nicht verraten kann, weil er erpresst wird, oder nicht?", fragte Tia verwirrt.

„Tia hat Recht", Fred klatschte mit Tia ein.

„Aber wir können ihm doch nicht einfach so drohen – das ist Erpressung, sag ich euch, das kann uns 'ne Menge Ärger einbringen –"

„– wir haben es lange genug auf die nette Tour versucht, wird allmählich Zeit, dass wir die harte Gangart einschlagen, tut er ja auch. Es wäre ihm sicher unangenehm, wenn man im Zaubereiministerium erfährt, was er getan hat –"

„Außerdem haben wir abgestimmt und sind zu dem Ergebnis gekommen", zeigte Tia auf.

„Ich sag euch, wenn ihr das schreibt, ist es Erpressung!", argumentierte George.

„Ist das nicht der Sinn der Sache?", fragte Tia verwirrt.

„Jaah, und ausgerechnet du wirst dich beklagen, wenn 'ne hübsche Summe dabei rausspringt?", fragte Fred.

„Und ihr werdet das doch nicht einfach so hinnehmen, dass dieser Typ euch so hintergeht", hinterfragte Tia.

George hatte nicht die Chance, etwas darauf zu antworten, denn als sie die Eulerei betraten, fanden sie sich nicht allein wieder, sondern drei andere Schüler waren ebenfalls da. Es war niemand anderes als Ron, der Bruder der Zwillinge und seine beiden Freunde Hermine Granger und Harry Potter, wie Tia wusste.

„Was macht ihr denn hier?", fragten Ron und Fred gleichzeitig.

„Post verschicken", dieses Mal waren es Harry und George die gleichzeitig sprachen.

„Wie, so früh?", fragten Fred und Hermine zugleich und Tia lachte belustigt auf, weil sie wohl auf dieselbe Idee gekommen waren.

„Schön – wir fragen euch nicht, was ihr hier zu suchen habt, wenn ihr uns nicht fragt, was wir hier treiben", schlug Fred grinsend vor.

Tia bemerkte, wie Fred den Brief, der an Bagman adressiert war so versteckte, damit niemand lesen konnte, für wen er war. Tia war sich sicher, dass das eine gute Idee war, nachdem George ihr erzählt hatte, dass die drei häufig neugieriger waren, als gut für sie war.

„Lasst euch von uns nicht aufhalten", bot Fred an und deutete mit einer spöttischen Verbeugung zur Tür.

„Sei nicht so gemein, Fred", tadelte Tia ihn, aber selbst sie musste amüsiert lächeln.

Die drei Freunde sahen auch nicht so aus, als wären sie bereit, fraglos zu gehen. Ron starrte seinen Bruder misstrauisch an. „Wen wollt ihr erpressen?"

Freds lächeln erstarb und die Zwillinge tauschten Blicke aus.

„Wen sollten sie erpressen wollen?", fragte Tia unschuldig und runzelte die Stirn.

„Nein, natürlich nicht", murmelte Ron wie in Trance, aber Hermine stieß ihm grob in die Rippen und weckte ihn so wieder auf.

„Du wirst doch nicht auf sie genauso hereinfallen, wie auch Fleur, oder?", fragte Hermine ihn streng.

Tia hatte gar nicht bemerkt, dass sie schon wieder ihre Veela-Magie eingesetzt hatte und wollte sich entschuldigen, aber sie hatten keine Chance dazu.

„Mach dich nicht lächerlich, Ron, ich hab doch nur Witze gemacht", lächelte George seinen Bruder an.

„Klang aber nicht danach", meinte Ron nicht ganz überzeugt.

Die Zwillinge tauschten schon wieder Blicke aus.

Fred schien genug von den Ausreden zu haben uns meinte barsch: „Ich hab's dir doch schon mal gesagt, Ron, steck deine Nase nicht da rein, wenn du sie hübsch findest, so wie sie ist. Weiß zwar nicht, warum das so sein sollte, aber..."

„Es ist auch meine Angelegenheit, wenn ihr jemanden erpresst", widersprach Ron ihm, „George hat Recht, ihr könntet ernsthaft Ärger kriegen."

„Ich hab dir doch gesagt, dass ich einen Witz gemacht hab", entgegnete George schnell. Jetzt schien George sich sicherer mit dem Brief zu sein, denn er nahm ihn aus Freds Hand, schnappte sich eine Schleiereule und band daran den Brief fest. „Du klingst allmählich wie unser lieber älterer Bruder, muss ich sagen. Mach so weiter, uns sie ernennen dich noch zum Schulsprecher."

„Wäre das nicht gut, wenn er Schulsprecher wird?", fragte Tia verwirrt, aber Fred schüttelte den Kopf und Tia nickte enttäuscht.

„Was für ein Blödsinn", brauste Ron entrüstet auf.

George kümmerte sich nicht mehr um seinen Bruder, sondern trug die Schleiereule zum Fenster und schickte sie mit dem Brief zu Bagman los. Er sah ihr noch hinterher, bevor er sich wieder zu Ron drehte. „Na dann hör auf, den Leuten vorzuschreiben, was sie tun sollen."

„Ihr solltet freundlicher zu eurem Bruder sein – er ist nur neugierig", meinte Tia lächelnd.

„Wir wären freundlicher, wenn er weniger neugierig wäre", schnaubte Fred.

„Seit wann nehm ihr überhaupt Dritte in euren Bund auf?", fragte Ron mit einem Blick auf Tia. Er schien sich nicht sicher zu sein, wie er auf Tia reagieren sollte. Zwar hatte er Tia schon ein paar gesehen, wenn sie mit Fred und George abgehangen hatte, aber er hatte nicht gewusst, dass die Zwillinge sich so gut mit ihr verstanden. Nachdem er beinahe ihrem Veela-Zauber erlegen war, war er in ihrer Nähe etwas vorsichtiger.

„Wir machen nicht immer alles zu zweit", beschwerte sich Fred, „Wir haben auch noch Lee."

„Oder Agnes, oder Angelina, oder Katie, –", zählte George weiter auf, „Wir haben viele Freunde und wie der Zufall es will, ist Tia meineFreundin."

„Was?", Ron schien ernsthaft überrascht, „Seit wann?"

„Schon seit ein paar Wochen", um das zu unterstreichen, legte George einen Arm um Tia, „Im Gegensatz zu dir bin ich nämlich in der Lage, eine Beziehung zu führen."

„Oder ein Mädchen bei einem Ball nicht einfach stehen zu lassen", fügte Fred amüsiert hinzu.

Ron wurde rot und zog eine beleidigte Miene.

„Nun... wir haben noch besseres zu tun, als euch vor euch zu rechtfertigen", meinte George, „Bis später!"

Fred, George und Tia gingen, aber Tia lächelte den drei noch ein letztes Mal zu.

„Ich weiß nicht, wie er es geschafft hat, mit ihr zusammen zu kommen", schnaubte Ron beleidigt, „Wie schaffen die beiden es, einfach so ohne Probleme so hübsche Mädchen zu bekommen?"

„Schönheit ist nicht immer wichtig!", belehrte Hermine ihn streng. Sie schien nicht sonderlich begeistert von Tia zu sein – sie war ähnlich begeistert von ihr, wie von Fleur, die sie ebenfalls nicht leiden konnte. In Hermines Augen waren so hübsche Mädchen, die von Veela abstammten kaum mehr als einen Blick wert und ihre Vorurteile zwangen sie dazu, zu glauben, dass beide von ihnen – Fleur und Tia dumm waren und sich nur auf ihre Schönheit verließen.

Sie wusste nicht, warum die Zwillinge sich mit jemanden wie Tia abgaben, aber vermutlich genossen sie es, eine so schöne Begleitung bei sich zu haben. Hermine hätte die beiden zwar anders eingeschätzt, aber sie würden schon noch wissen, was sie davon hatten.

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