65. Kapitel

Es war seltsam für Tia, nicht mehr mit Alicia zusammen zu sein. Wenn sie sich auf dem Gang begegneten, lächelten sie einander zu, aber irgendwie herrschte eine seltsame Stimmung zwischen ihnen.

Tia hasste das. Sie war einer der Menschen, die nach einer gescheiterten Beziehung am liebsten befreundet bleiben würde – nicht, dass sie schon so viele Beziehungen hinter sich hatte, aber sie war Alicia nicht böse oder fühlte sich in ihrer Nähe unwohl. Sie hatten Lebenserfahrungen geteilt, eine Zeit lang war Alicia der Mensch gewesen, dem Tia alles erzählen konnte und sie hoffte, sie war dasselbe für ihre Ex-Freundin gewesen, aber nun schien das alles vergessen. Eigentlich war Tia ihr dankbar, dass Alicia so ehrlich gewesen war. Sie hatte ihr direkt ins Gesicht gesagt, dass sie sie nicht mehr liebte, anstatt sie hinterrücks zu betrügen. Nicht, dass Tia das ihr zugetraut hätte, aber trotzdem war es in Tias Hinterkopf verankert.

Die zweite Aufgabe beim Trimagischen Turnier meisterten die Champions mit Bravour, aber je länger das Jahr dauerte und je näher sie sich dem Ende näherten, desto näher kamen auch die ZAGs – etwas, vor dem Tia sich beinahe noch mehr fürchtete, als vor Basilisken, obwohl ihr das nur ein Irrwicht wirklich bewiesen hätte.

Sie war sich auch nicht sicher gewesen, wie Remus auf die Neuigkeit reagieren würde, dass Alicia und sie nicht mehr zusammen waren, aber er hatte das mit einer seltsamen Ruhe überstanden, als würde er zwar am liebsten in die Schule marschieren und Alicia zur Schnecke machen, aber andererseits war er der seriöse und erwachsene Vater, der nicht die Kämpfe seiner Tochter austrug – jedenfalls hatten Katie und Leanne das erklärt, nachdem Tia ihnen den seltsam steif geschriebenen Brief gezeigt hatte. Bestimmt hatte Carla ihre Hände ebenfalls im Spiel gehabt.

Als es März wurde, wurde es zu Tias Glück auch wieder wärmer. Sie genoss die Wärme und die warmen Tage viel mehr, als kalte Wintertage, obwohl diese auch ziemlich romantisch sein konnten und sie dann eine Ausrede hatte, besonders heißen Kakao mit Marshmallows zu trinken, aber das konnte sie ja auch im Sommer, wenn niemand da war, der blöd nachfragte.

„Ich verstehe Zaubertränke einfach nicht", seufzte Leanne nach einer weiteren Doppelstunde mit Snape, „Ich weiß nicht, wie ich meine ZAG schaffen soll."

„Das wird schon", wollte Tia ihre Freundin aufmuntern, „Ich kann dir ja helfen!"

Auf dem Weg zur Großen Halle begegneten sie Alicia, die zusammen mit Angelina zu einer Klasse zu gehen schien. Alicia lächelte ihnen zu und Tia lächelte zurück, bemerkte aber so nicht, wie Katie schnell zu Boden sah und rot wurde. Ganz im Gegensatz zu Leanne, die ihre Freundin verwirrt anblickte, aber sie erst darauf ansprach, als Alicia schon außer Hörweite war.

„Was läuft da zwischen dir und Alicia?", fragte Leanne sie grinsend, aber Katie warf ihr einen warnenden Blick zu und sah zu Tia um zu sehen, ob sie zugehört hatte, aber diese war gerade zu beschäftigt, denn Fred und George gingen ebenfalls gerade zu einer Stunde und kamen ihnen ebenfalls entgegen.

„Tia!", George begann zu lächeln, als er sie erblickte und auch Tia lächelte ihm zu. Leanne seufzte – umgeben von Verliebten.

George sah so aus, als wollte er es bei einer Begrüßung belassen, aber plötzlich blieb er mitten im Gang stehen, sodass sogar sein Zwilling noch verwirrt einige Schritte weiterging, bevor auch er stehenblieb, um auf ihn zu warten. George stand direkt vor Tia, die gezwungenermaßen ebenfalls stehengeblieben war und mit ihr Leanne und Katie.

„Tia", wiederholte George.

„Ja?", fragte Tia verwirrt, „Das ist mein Name."

„Das weiß ich", versicherte George ihr schnell, „Ich... ich wollte dich nur fragen... also... nächstes Wochenende ist ein Hogsmeade-Wochenende und ich wollte dich fragen, ob du das vielleicht... mit mir... verbringen willst?"

„Was?", fragte Tia überrascht von der Frage.

„Nun... du weißt schon", George räusperte sich, „Wie... ein Date?"

Tia sah etwas hilfesuchend zu Leanne und Katie, die aber beide wie wild nickten und es eindeutig erlaubten, aber trotzdem war Tia sich nicht so sicher.

„Kann... kann ich es mir überlegen?", fragte Tia vorsichtig und bereute es beinahe sofort, als George so aussah, als hätte man ihm ins Gesicht geschlagen, aber schnell war das Lächeln zurück in seinem Gesicht.

„Klar doch!", versicherte er ihr schnell, „Solange du willst. Ich habe keinen Stress. Ich habe mir nur gedacht, dass ich... du weißt schon..."

„Ja, klar", Tia lächelte, „Ich... ich muss weiter."

„Jaa... ich auch", meinte George und Fred sah ihn teils ungeduldig teils belustigt an, „Wir... wir sehen uns..."

Tia ging mit Katie und Leanne weiter und George folgte Fred.

„Was war das denn?", fragte Fred seinen Zwilling verwirrt, „Woher hast du den Mut genommen, sie auf einmal anzusprechen?"

Als Antwort hielt ein kleines Fläschchen hoch, das mit Euphorie-Trankbeschriftet war. Sie hatten diesen erst vor Kurzem in Zaubertränke gebraut und Fred war zwar aufgefallen, dass etwas von ihrem Trank gefehlt hatte, aber er wäre niemals auf die Idee gekommen, dass sein Zwilling diesen benutzen würde.

„Ein Tropfen nur – das reicht um genau das zu tun, was einen glücklich macht", gestand George, „Aber jetzt fühle ich mich doch etwas niedergeschlagen."

„Hey, Kopf hoch", Fred klopfte ihm auf die Schulter, „Sie hat nicht Nein gesagt – nur vielleicht..."

„Ich habe einmal gehört, wenn eine Frau vielleicht sagt, bedeutet das so gut wie Nein", seufzte George.

„Unsinn – wir reden hier von Tia. Sie hätte es dir unbarmherzig ins Gesicht gesagt – mit einem unschuldigen Lächeln im Gesicht und einem Blick, der in deine Seele zu dringen scheint."

„Ihre Augen sind vielleicht verwirrend, aber du übertreibst", meinte George streng.

„Ich übertreibe niemals", rief Fred aus, „Ich? Ich und übertreiben? Niemals!"



Am Abend saßen einige Gryffindors im Gemeinschaftsraum, erledigten Hausaufgaben, redeten mit Freunden oder genossen die Ruhe nach einem langen Schultag.

Tia hatte Alicia schon erspäht – sie saß allein und las ein Buch, also theoretisch die perfekten Bedienungen, um mit ihr allein zu sprechen, aber trotzdem zögerte sie schon so lange, dass die meisten Schüler schon in ihre Betten gegangen waren.

Aber als Tia sah, wie auch Alicia ihr Buch zusammenklappte und aufstand, um vermutlich in ihren Schlafsaal zu gehen, nahm Tia ihren ganzen Mut zusammen und sprach sie an.

„Alicia?"

Alicia sah teils verwirrt teils überrascht auf. „Tia", Alicia lächelte, aber das Lächeln erreichte ihre Augen nicht ganz. Sie sah eher überrascht aus.

„Können... können wir reden?", fragte Tia schüchtern und Alicia bemühte sich, nicht zu seufzen. Sie hatte nur darauf gewartet und sie hatte schon erwartet, dass das kommen würde, aber es führte kein Weg daran vorbei.

„Klar doch", meinte sie und setzte sich wieder – Tia setzte sich ihr gegenüber. „Worüber willst du sprechen, Tia?"

„Nun...", Tia wusste nicht wirklich, wie sie beginnen sollte, also beschloss sie, einfach zu reden. Also erzählte sie, wie George sie heute gefragt hatte, ob sie sich zu einem Date treffen wollten. Alicia sah Tia an, nickte immer wieder, lächelte an den richtigen Stellen und schien überhaupt nicht abgeneigt von der Vorstellung, dass Tia mit George zusammenkam. Sie schien das eigentlich sogar genauso niedlich zu finden, wie Katie und Leanne.

„Und was hat das mit mir zu tun? Wir sind nicht mehr zusammen – du musst mich nicht fragen, ob du jemanden daten kannst", erinnerte Alicia sie.

„Ich weiß", versicherte Tia ihr, „Eigentlich wollte ich dich um einen Rat fragen und ich hoffe, dass du mir ehrlich antwortest. Katie und Leanne sind meine Freundinnen, aber ich glaube manchmal, sie sagen mir nicht alles, um mich nicht zu verletzen."

„Okay", Alicia nickte, „Was willst du fragen?"

„Ist es in Ordnung, so kurz nach einer Trennung wieder mit jemanden zusammen zu sein?"

Alicia blinzelte einfach. Und dann noch einmal. Sie dachte daran, wie sie selbst nur kurz nach der Trennung Tia und George zusammen gesehen hatte, wie Katie sie angesprochen hatte und wie, rein zufällig, der Abend damit geendet hatte, dass sich die beiden Mädchen irgendwo im Schloss knutschend wiedergefunden hatten.

„Ja", meinte Alicia schnell – so schnell, dass Tia sie überrascht ansah, „Ja, es ist vollkommen in Ordnung. Mach, was du willst. Date, wen du willst. Hauptsache das kommt mit deinem Partner klar... aber kümmere dich nicht darum, was andere sagen."

„Wirklich?", Tia schien erleichtert zu sein, das zu hören, „Dann... dann werde ich das George sagen. Danke, Alicia."

„Keine Ursache", Alicia lächelte – sie lächelte ehrlich und das Lächeln erreichte ihre Augen, „Kein Problem."

Nun konnte auch Tia schlafen gehen und sprang die Treppen hoch. Alicia blieb noch einen Moment sitzen.

Weder Tia noch Leanne wussten von der geheimen Beziehung, die Katie und sie führten, da war Alicia sich sicher. Katie war sich immer noch unsicher, ob es in Ordnung war, mit der Ex-Freundin ihrer besten Freundin so kurz nach der Trennung schon zusammen zu sein, aber Katie hatte sich schon lange bevor Tia und Alicia zusammen gewesen waren für sie interessiert, aber ihre Liebe war bisher unerwidert geblieben. Aber das änderte nichts daran, dass Katie sich auf so vielen Ebenen schlecht deswegen fühlte.

Aber wenn Alicia ehrlich sein sollte, sie hoffte, dass sich das irgendwann einmal aufhörte. Wenn Alicia und Katie sich zusammen mit Leanne und Tia auf dem Gang trafen, herrschte immer eine so angespannte Stimmung und Alicia bemühte sich zwar immer freundlich zu lächeln, aber Katie vermied immer Augenkontakt – Alicia hätte gelogen, wenn sie gesagt hätte, dass das sie nicht verletzte.

Aber was sollte sie schon dagegen tun – immerhin hoffte sie, dass Katie eine glücklichere Beziehung werden würde, als mit Tia, obwohl diese schon ziemlich perfekt gelaufen war. Nur zum Schluss, als der Veela-Zauber abgeklungen war, war es nur noch... seltsam gewesen für Alicia.

Katie würde sich schon einkriegen und wenn Alicia etwas über Tia in den paar Monaten Beziehung gelernt hatte, dann, dass Tia einem alles verzeihen konnte. 

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