63. Kapitel

Am ersten freien Weihnachtstag spazierte Tia mit Katie und Leanne nach Hogsmeade hinunter. Sie würde sich mit ihrer abuelitaund Remus treffen und ihre Freundinnen wollten auch einmal „Hallo" sagen und dann ein Butterbier trinken gehen, wenn sie schon die Chance dazu hatten.

Außerdem hatte Carla versprochen Katies Kleider mitzunehmen. Sobald sie Tias Brief erhalten hatte, hatte sie schon nach etwas gesucht, was das Mädchen anziehen könnte und sie wollte niemanden verraten, was sie sich ausgedacht hatte.

Auch für Tia hatte sie ein Kleid gewählt, aber Tia vertraute ihrer Großmutter, immerhin kannte diese sie schon seit sie ein kleines Kind gewesen war und wusste genau, was Tia mochte.

Carla und Remus warteten vor dem Drei Besenauf sie und Tia rannte, sobald sie sie erblickte, auf die beiden zu und zog sie in eine Umarmung.

Carla hatte das schon erwartet, aber Remus schien noch immer erstaunt darüber zu sein.

„Wie geht es dir, Tia?", fragte Remus sie und strich ihr über die Haare, „Bist du größer geworden?"

„Natürlich nicht, Remy", widersprach Carla ihm, „Sie ist jetzt schon so groß – größer als Eva. Die Größe hat sie von dir." Tatsächlich hatte Tia ihre Mutter in der Größe schon überholt, während sowohl Carla als auch Remus eher groß waren.

„Ich habe euch vermisst", gab Tia zu, bevor sie sie losließ, „Ich wünschte, ich könnte über Weihnachten doch nach Hause."

„Wir sind ja da", meinte Remus tröstend, „Und du willst doch nicht den Ball verpassen, oder?"

Tia wusste nicht so recht, ob sie den Ball nicht doch lieber verpassen würde, aber dann holte Carla zwei große Päckchen hervor.

„Sind das die Kleider?", fragte Leanne aufgeregt – aufgeregter, als Katie oder Tia, für die die Kleider eigentlich waren.

„Wie ich es versprochen habe", nickte Carla und reichte den Mädchen die Päckchen. Katie und Tia sahen sich nervös an, bevor Tia ihres als erstes öffnete.

Im Inneren war ein wunderschönes, sonnengelbes Kleid und dazu passende hohe Schuhe. Schon seit Tia ein kleines Mädchen gewesen war, hatte sie immer die Stöckelschuhe ihrer Großmutter angezogen, also war sie eines der Mädchen, die keine Probleme damit hatte, mit solchen Schuhen zu gehen.

Es hermoso", hauchte Tia überwältigt, „Es ist wunderschön. Gracias, abuelita."

De nada", Carla lächelte beim Anblick ihrer Enkelin, „Katie, jetzt mach schon auf."

Katie schien unsicher zu sein, aber schließlich hob sie doch den Deckel und blickte hinein, aber im Gegensatz zu Tias lag darin kein Kleid, sondern ein teurer Anzug.

„Ein Anzug?", fragte Leanne verwirrt, aber Katie lächelte breit.

„D-danke", stammelte sie überwältigt, „Das ist... das ist perfekt."

„Ich habe mir schon gedacht, dass du lieber kein Kleid anziehen würdest", lächelte Carla, „Ich hoffe, er passt dir. Ich habe meinem Schneider den Auftrag gegeben, ihn zu schneidern. Er ist der beste, aber du hast dir ja keine Maße nehmen lassen können..."

„Ich glaube, alles ist besser, als das Kleid, das meine Eltern geschickt haben", schwor, „Ich habe es Leanne gegeben – es steht ihr viel besser."

„Ich glaube noch immer, du hättest fabelhaftdarin ausgesehen", vermutete Leanne, aber eigentlich war diese froh, dass sie nicht das alte Kleid ihrer Großmutter anziehen musste.

„Aber Katie wird keinen Spaß haben, wenn sie sich nicht wohlfühlt", meinte Carla zu aller Überraschung, „Besonders bei Bällen sollte man das anziehen, was einem Spaß macht. Früher, in meiner Jugend hat man mit immer vorgeschrieben, welche Designerkleider ich anziehen sollte – heute weiß ich, dass es wichtig ist, das zu tragen, was man will."

Und dann trennten sich ihre Wege. Leanne und Katie gingen schon vor zum Drei Besen, um Tia etwas Zeit mit ihrer Familie allein zu verbringen und was konnte man auch anderes erwarten, als dass Vater und Tochter sofort zum Honigtopfmarschierten, um zusammen den Schokoladenvorrat zu verspeisen.

Carla lächelte, als sie sah, wie die beiden mit denselben glänzenden Augen und demselben kindlichen Blick den Laden betraten, in dem schon einige andere Schüler war. Einige blickten verwirrt zu Remus und tuschelten, aber das war der Familie egal. Tia war stolz auf ihren Vater, auch wenn dieser das nicht verstehen konnte.

„Wir brauchen Schokokugel", meinte Tia ernst, als wäre es eine wichtige Mission.

„Vergiss die Schokofrösche nicht – wir brauchen Schokofrösche", fügte Remus sicher hinzu, „Und die beste Schokolade vom Honigtopf."

„Die beiden sind sich ja so ähnlich", seufzte Carla kopfschüttelnd und beobachtete die beiden, als wären sie ihre Kinder. Leicht amüsiert, aber doch liebevoll.

Tia und Remus schleppten so einiges an Schokolade zur Kassa und bezahlten für ihre Süßigkeiten stolz, bevor sie mit ihrer Beute wieder hinausgingen.

Während Remus beinahe immun gegen die Kälte war, froren Carla und Tia schnell, also beschlossen sie, Katie und Leanne in den Drei Besenzu folgen.

Drinnen war es ziemlich voll, aber sie quetschten sich trotzdem durch zu einem freien Tisch.

„Ich hole uns Getränke", bot Remus an und ließ die beiden Frauen zurück am Tisch.

„Und wie läuft es mit Alicia?", fragte Carla, sobald er weg war, „Ich habe mir gedacht, dass du darüber nicht vor Remus sprechen willst."

Tia wusste nicht so recht, was sie sagen sollte. auf der einen Seite verstand sie sich noch richtig gut mit ihrer Freundin, aber auf der anderen Seite wirkte sie immer so abwesend.

„Ich... ich weiß nicht", gab Tia zu, „Ich mag sie noch und ich glaube, sie mag mich, aber... irgendwie glaube ich, sie hat in letzter Zeit mehr Stress. Sie wirkt immer ein wenig abgelenkt und verwirrt, aber ich weiß nicht, warum. Sie hat mir auch nichts gesagt..."

Carla musterte ihre Enkelin nachdenklich. Sie hatte eine Befürchtung, aber sie wollte sie nicht laut aussprechen. Das könnte Tia verschrecken und ihre erste Beziehung zerstören, aber andererseits musste Carla sie warnen – immerhin kannte sie diese Vorzeichen. Sie hatte das schon einmal erlebt, ihrer Tochter Eva war das passiert und nun wohl auch Tia. Es lag wohl in der Familie, aber Tia musste ihre eigenen Erfahrungen machen.

„Ich bin immer für dich da", sagte Carla stattdessen liebevoll und legte eine Hand auf Tias.

„Ich weiß, abuelita, aber ich bin auch immer für dich da, wenn du mich brauchst", versprach Tia ernst.

In diesem Moment kam Remus mit zwei Butterbier und einer Tasse Tee zurück an den Tisch und setzte sich. „Tee für Carla – Butterbier für uns." Er verteilte die Getränke und schien nichts von dem Gespräch mitbekommen zu haben – jedenfalls sprach er nicht davon.

„Ich habe Tatze gesehen", erzählte Tia, als sie sich erinnerte, wie sie in bei der ersten Aufgabe vom Trimagischen Turnier gerochen und angesprochen hatte.

Remus, der gerade einen Schluck von seinem Butterbier genommen hatte, spuckte dieses wieder aus und hustete prustend.

„Was?", keuchte er, während Carla ihn teils missbilligend teils mitleidig ansah.

„Nun, bei der ersten Aufgabe", erinnerte sich Tia, „Er hat gesagt, dass er alles geplant gehabt hat und er bestimmt nicht erwischt wird – ich habe ihn gewarnt, aber er hat nicht auf mich gehört."

„Dieser Junge wird sich noch umbringen, wenn er nicht vorsichtiger ist", regte Carla sich auf, „Was denkt wer, wie wir uns fühlen werden, wenn ihn jemand sieht?"

„Und wenn Tia ihn erkennt und aufspüren kann, dann auch andere", stimmte Remus ihr zu.

„Ich habe ihm gesagt, dass es gefährlich ist, aber er hat natürlich nicht auf mich gehört", schnaubte Tia. Sie mochte es nicht, wenn man nicht auf ihre Ratschläge hörte und diese einfach ignorierte.

Remus öffnete den Mund, um etwas zu sagen, aber Vater und Tochter drehten ihren Kopf zur Seite, als sie jemanden sagen hörten: „...und dann sitzt dieses Schlammblut auch noch mit ihrer jämmerlichen Muggel-Oma hier unter Zauberern. Was erlaubt sie sich eigentlich?"

Remus und Tia erkannten Vicky sofort, die mit einigen Mädchen aus Slytherin zusammensaß und sich offensichtlich über sie unterhielt. Als Vicky Tias Blick auffing, grinste sie hämisch, aber dann erblickte sie auch noch Remus und wirkte verwirrt. Tia hatte es natürlich nicht sofort herumposaunt, dass ihr Vater Remus war – nicht, weil es ihr unangenehm gewesen wäre – eigentlich nur, weil sie fand, dass es niemanden interessiert hätte. Sie hatte ihren Vater gefunden und das freute sie und ihre Freunde, aber für alle anderen war das eine Tatsache, die sie nicht beeinflusste. Außerdem erzählte Tia Vicky nichts freiwillig.

„Hör nicht auf sie", murmelte Remus und legte ihr eine Hand auf die Schulter.

„Was ist los?", fragte Carla, die Vicky nicht gehört hatte, weil sie nicht, wie die beiden ein verbessertes Gehört besaß, aber Tia und Remus tauschten Blicke aus und beschlossen stumm, ihr nichts davon zu erzählen.

„Nichts, nichts", log Tia schnell und Remus war ein wenig verwirrt, wie gut ihr das gelang, „Nicht so wichtig."

Carla schien nicht ganz überzeugt, aber sie hackte auch nicht weiter darauf herum, wofür Tia ihr dankbar war.

Der Tag war wundervoll gewesen, aber es wurde Zeit, dass Tia wieder zurück ins Schloss ging und auch Remus und Carla mussten langsam gehen.

„Wir sehen uns im Sommer", versprach Remus und umarmte seine Tochter ganz fest, „Und bis dahin schreibe ich dir regelmäßig Briefe. Ich will alles wissen – mich interessiert alles, was passiert."

„Ich glaube, das stimmt nicht", grinste Tia, „aber wenn du das denkst, schicke ich dir das nächste Mal meine Mitschrift in Geschichte der Zauberei mit."

„Okay, du hast Recht. Mich interessiert nicht alles, aber alles aus deinem Leben", verbesserte sich Remus, „Und ich will alles vom Ball hören. Und mach dir keine Sorgen wegen der ZAGs."

Tia konnte nicht anders, als sich noch mehr Sorge über die Prüfungen zu machen, aber das ließ sie sich nicht anmerken.

„Und iss mehr, Mädchen", verlangte Carla streng, „Du bist dünn geworden."

„Das ist der Stress", winkte Tia ab, „Ich nehme wieder zu, wenn es wieder entspannter läuft."

„Ja, wäre besser so, sonst...", Carla drohte ihr mit dem Finger, als sie schien wirklich besorgt zu sein, „Du weißt, dass dünn sein weniger hübsch sein kann, als ein gesunder Körper."

Abuelita, ich nehme doch nicht absichtlich ab", seufzte Tia und Carla musterte sie besorgt, sagte aber nichts mehr.

Tia umarmte die beiden noch einmal und sah zu, wie sie disapparierten, aber sobald sie verschwunden waren, roch Tia wieder jemanden.

„Was läuft da zwischen dir und Professor Lupin?", fragte Vicky hämisch grinsend, als hätte sie gerade ein Geschwisterchen beim Süßigkeitenklau erwischt und würde es nun der Mutter petzen.

„Ich weiß nicht, was dich das angehen sollte", meinte Tia ruhig und begann ihren Weg zurück zum Schloss.

„Oh, ist das so?", fragte Vicky lockend, aber ihre scheinbar freundliche Fassade behielt sie nicht lange auf, „Ich rate dir, besser zu tun, was ich will, sonst erzähle ich jedem in der Schule davon."

„Was sollte ich tun? Warum solltest du es erzählen?", fragte Tia verwirrt. Sie verstand nicht wirklich, worauf Vicky hinauswollte, aber vermutlich war das kein Wunder – Vicky war weniger klug, als sie sich ausgab.

„Ab sofort wirst du alles tun, was ich dir befehle – wie ein Sklave, oder ich erzähle jedem, dass etwas zwischen dir und einem alten Professor läuft. Muss ja wirklich peinlich sein!"

Tia wusste noch immer nicht, was Vicky eigentlich wollte. Es wussten zwar nicht viele, dass Remus ihr Vater war, aber Tia machte auch nicht direkt ein Geheimnis daraus. Dann sollte Vicky es jedem erzählen, den es interessierte – ihre Freunde kannten die Wahrheit und alles andere zählte nicht.

„Okay... dann erzähl es ruhig weiter", Tia zuckte mit den Schultern, „Ich glaube, du bist ziemlich verzweifelt."

„Verzweifelt?", wiederholte Vicky und ihre Stimmung schoss in die Höhe, „So ein Schwachsinn! Ich bin nur intelligenter, als du und deine Freundinnen. Ihr werdet schon sehen, was ihr davon habt, euch mit mir angelegt zu haben."

„Wenn du dich besser fühlst", murmelte Tia und ging einfach an Vicky vorbei, „Wenn du mich entschuldigst – ich will zum Schloss, es ist kalt."

Vicky schaute ihr hinterher und zuerst war sie verwirrt, aber dann begann sie wieder zu grinsen. Damit würde sie Tias Beliebtheit in der Schule senken. Jeder würde sie auslachen, auf sie zeigen und über sie tuscheln, anstatt über Vicky. Das war ihre Chance, alles umzudrehen, was ihr bisher passiert war und alle würden sehen, wie falsch Tia wirklich war.

„Sie wird schon noch sehen, was sie davon hat", murmelte Vicky leise zu sich selbst.



Am nächsten Morgen ging Tia in die Große Halle, als schon einige andere Schüler beim Frühstück saßen. Sie hatte noch etwas gezeichnet, bevor sie Hunger bekommen hatte und wollte sich nun etwas holen, solange Katie und Leanne noch schliefen, die diesen ersten wirklichen Ferientag so richtig auskosten wollten und ausschliefen, nachdem sie in der Nacht davor lange aufgeblieben waren.

Auch Tia hatte nicht wirklich lange geschlafen, aber sie war schon sehr früh aufgewacht und hatte es wir so häufig nicht mehr geschafft einzuschlafen, also war sie wach geblieben und hatte wieder einmal Zeichenblock und Stift in die Hand genommen. Es war schon etwas länger her, seit sie gezeichnet hatte, nachdem sie gefühlt die ganze Zeit mit Lernen und Hausaufgaben machen beschäftigt war, aber an diesem Tag, so hatte sie beschlossen, würde sie erst einmal Pause machen und sich den Tag um sich selbst kümmern.

Aber als sie die Große Halle betrat, war etwas seltsam. Es waren mehr Schüler als sonst über Weihnachten im Schloss geblieben – eigentlich nur wegen dem Ball, den alle Klassen ab der vierten besuchen durften. Tia war noch nie freiwillig über Weihnachten in Hogwarts geblieben, aber dieses eine Jahr, in dem sie zu Stein erstarrt war, hatte sie keine andere Wahl gehabt.

Als Tia an den Tischen vorbeiging, kicherten einige Schüler, zeigten auf sie uns tuschelten. Einen Moment überlegte Tia, welchen Grund sie ihren Mitschülern jetzt schon wieder gegeben hatte, dass sie so reagierten, aber es fiel ihr nicht ein.

Schließlich beschloss sie, einfach zu lauschen und was sie hörte, war mehr als nur verwirrend.

„Hast du schon gehört – sie hat etwas mit einem Professor", wisperte eine Slytherin-Schülerin ihrer Freundin zu, „Viktoria Frobisher aus Gryffindor hat sie gestern mit Professor Lupin in Hogsmeade gesehen. Ich kann mir das gar nicht vorstellen."

„Ist der nicht viel zu alt für sie?", fragte ihre Freundin leise.

Zuerst wusste Tia nicht, was sie dazu sagen sollte, aber dann fiel ihr die Drohung von Vicky am Tag davor wieder ein und sie wusste, woher die Gerüchte kamen. Nachdem sie das wusste, konnte sie sich ja entspannt an den Gryffindor-Tisch setzen und sich entspannen. Sie hatte nicht wirklich vor, die Gerüchte aus der Welt zu schaffen, immerhin wusste sie und ihre Freundinnen, dass sie nicht wahr waren, Alle anderen konnten ruhig glauben, was sie wollten.

Nicht nur Tia hörte von diesen Gerüchten, sondern auch andere, wie George Weasley. Er hörte es von Lee Jordan, der es von einem Hufflepuff-Schüler erfahren hatte, der es wiederum von einem Slytherin hatte, also war George sich zunächst nicht sicher, ob er dem Gerücht Glauben schenken sollte. Immerhin konnte es mehrere Gründe haben, warum sich Tia mit Professor Lupin in Hogsmeade getroffen hatte. Letztes Jahr hatten sich beiden gut verstanden, Professor Lupin hatte ihr Nachhilfe gegeben und dieses Jahr standen für Tia die ZAGs an, was bedeutete, dass sie wohl so viel Nachhilfe gebrauchen konnte, wie sie konnte.

Vielleicht hatten sie sich auch nur zufällig getroffen und jemand hatte sie in genau dem Moment zusammen gesehen.

Es konnte viele Wurzeln für dieses Gerücht geben, aber George glaubte nicht, dass Tia und Professor Lupin wirklich... wirklich etwas zusammen haben konnten. Immerhin war Tia mit Alicia zusammen und sie schien George nicht der Typ zu sein, der andere betrügt.

Also beschloss er einfach bei der Quelle nachzufragen – Tia.

Er fand sie in der Großen Halle beim Frühstück, Katie und Leanne, ihre Freundinnen waren nicht bei ihr, sondern sie war allein und viele Schüler tuschelten wohl über sie und zeigten in ihre Richtung, also hatte sich dieses seltsame Gerücht schneller verbreitet, als erwartet.

„Guten Morgen, George", begrüßte Tia ihn, ohne aufzusehen und einen Moment war George verwirrt, wie sie erkennen konnte, bis ihm wieder einfiel, dass Tia besser roch, als andere. Bestimmt war das hin und wieder ein Fluch – er hatte diesen Morgen zum Beispiel nicht geduscht. Unauffällig versuchte er an sich zu riechen, ob er stank, aber er merkte nichts. Jetzt wäre es sowieso schon zu spät gewesen, also setzte er sich neben Tia und hoffte, sie erstickte nicht neben ihm, weil er so stank.

„Morgen, Tia", begrüßte auch George sie, „Wie geht es dir?"

„Ein bisschen müde vielleicht, aber das ist in Ordnung?", meinte Tia, „Ich bin nur lange aufgeblieben, habe aber nicht lange geschlafen. Hin und wieder verwirrt mich mein Körper schon, aber das kommt vermutlich von meinem Vater."

George wollte sie schon direkt nach dem Gerücht fragen, aber das, was Tia gesagt hatte, verwirrte ihn. Er wusste so einiges über ihre Familie – sie lebte bei ihrer Großmutter, weil ihre Mutter sie wegegeben hatte, als sie noch ganz klein gewesen war. Ihren Vater hatte sie nie kennengelernt, woher also kannte sie ihn plötzlich.

„Dein- dein Vater?", stammelte George.

„Oh, ja", Tia nickte, „Er hat erzählt, dass er noch nie lange geschlafen hat, egal, ob er spät ins Bett gegangen ist. Das habe ich wohl auch von ihm geerbt." Tia wusste nicht, dass George eigentlich noch keine Ahnung hatte, wer ihr Vater war. Nachdem sie sich am Anfang vom Jahr nicht so gut verstanden hatten und auch über den Sommer keine Briefe geschrieben hatten, wusste George es noch gar nicht und Tia hatte vergessen, dass noch nicht alle ihre Freunde wussten, dass Remus Lupin ihr leiblicher Vater war.

Bevor George sie aber weiter ausfragen konnte, stand Tia auf und sah auf ihre Uhr.

„Ich glaube, ich wecke Katie und Leanne. Es ist spät genug und sonst schlafen sie heute Nacht wieder nicht und verschlafen wieder alles. Wir sehen uns, George."

„Klar", murmelte George und beobachtete, wie Tia ging, bevor ihm auffiel, dass er sie jetzt gar nicht wegen dem Gerücht gefragt hatte.

Aber eigentlich sollte es ihn nicht interessieren. Wenn Tia wollte, dass er genaueres über das Gerücht erfuhr, dann würde sie es ihm bestimmt erzählen. So wie sie ihm erst jetzt gesagt hatte, dass sie ja doch einen Vater hatte. George fragte sich, wie lange sie es schon wusste und warum sie es ihm noch nie gesagt hatte.

Bisher hatte er das Gefühl gehabt, dass Tia vor ihm keine Geheimnisse hatte, aber anscheinend hatte sich das auch geändert. Irgendwann würde er wieder die Beziehung aufbauen, die sie gehabt hatten und hoffentlich würde Tia dann wieder das Gefühl haben, dass sie ihm alles sagen konnte, besonders so wichtige Sachen...

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