58. Kapitel

Katie und Leanne wuselten durch die Große Halle und fragten, wie so viele andere nach einer Feder und Pergament, aber jeder hatte sein Zeug oben in den Türmen, also hatte auch niemand etwas dabei. Tia hingegen setzte sich an den Gryffindortisch und wartete darauf, dass ihre beiden Freundinnen wieder ein wenig Sinn in ihrem Wahnsinn fanden, aber das konnte noch dauern.

Nur langsam setzten sich die Schüler und Krum wurde vorerst vergessen, aber bestimmt nur so lange, bis sie wieder Zugriff auf Feder und Tinte hatten.

Bevor sich aber Leanne und Katie zu Tia setzten, war da Alicia, die sich neben ihr niederließ.

„Hallo", Alicia lächelte sie an.

„Hi", Tia lächelte zurück, „Willst du kein Autogramm von Krum?"

„Nein, nicht unbedingt", winkte Alicia ab, „Außerdem ist er ja noch länger auf der Schule – ich kann ihn sicher später noch danach fragen. Jetzt wirkst du ein wenig einsam."

„Mh", machte Tia und zuckte mit den Schultern, bevor ihr auffiel, dass sie noch immer Alicias Umhang trug, „Hier – der gehört dir. Danke! Ohne dich wäre ich erfroren!"

„Und das wollen wir ja nicht", Alicia lächelte sie schief an und nahm ihren Umhang entgegen, „Ich bin froh, wenn er dich gewärmt hat. Hauptsache du wirst nicht krank."

„Hoffen wir das nicht alle?", fragte Tia und Alicia wusste darauf keine Antwort. Tia war unausstehlich, wenn sie erkältet war.

„Das wird wohl nichts", seufzend ließ Katie sich auf der Bank neben Tia fallen und Leanne neben ihr, „Keiner hat eine Feder dabei."

„Aber das ist nicht schlimm – wir brechen einfach heute Nacht bei ihnen ein und wecken ihn – dann bekommen wir bestimmt ein Autogramm", grinste Leanne und ihre Freundinnen sahen sie besorgt an.

„Das solltest du nicht machen – sonst verhext er dich, sodass du noch hässlicher wirst, als du es jetzt schon bist", warnte Tia und Leanne sah sie fassungslos an.

„Was ist aus der immer freundlichen Tia passiert?", fragte Leanne, „Die hat mir besser gefallen."

„Sie scheint wohl verloren gegangen zu sein – du kannst sie ja unter deinem Bett suchen", bot Tia an und Leanne schüttelte fassungslos den Kopf.

Die Beauxbatons betraten die Große Halle und setzten sich an den Tisch der Ravenclaws. Tia machte das nichts aus und auch die anderen Gryffindors schienen das nicht sonderlich schade zu finden, aber viele schienen zu hoffen, dass die Durmstrangs mit Krum sich an ihren Tisch setzten, aber leider war dem nicht so. Die Durmstrangs setzten sich gesammelt an den Tisch der Slytherins und enttäuschten wohl viele Mädchen und auch Jungen bei den Gryffindors, aber Katies Grinsen verschwand, als sie das sah.

„Okay, ich habe meine Meinung gerade ganz spontan geändert", bemerkte sie, „Wenn sie die Slytherins beim ersten Blick am sympathischsten finden, ist Krum wohl doch nicht so toll."

„Du kannst doch eine Person nicht danach beurteilen, wohin er sich setzt", tadelte Tia ihre Freundin.

„Genau!", stimmte Leanne ihr zu, „Also, ich werde immer noch heute Nacht einbrechen!"

Die Schulleiter betraten die Große Halle und sobald Madame Maxime die Halle betrat, sprangen die Schüler aus Beauxbatons auf und setzten sich erst wieder, als sich ihre Schulleiterin setzte. Einige Schüler machten sich darüber lustig und auch Tia fand es etwas seltsam und zu streng für ihren Geschmack, aber vielleicht war sie nur von Hogwarts verwöhnt.

Dumbledore blieb als einziger stehen. „Guten Abend, meine Damen und Herren, Geister und – vor allem – Gäste!", begrüßte er alle, „Ich habe das große Vergnügen, Sie alle in Hogwarts willkommen zu heißen. Ich bin sicher, dass Sie eine angenehme und vergnügliche Zeit an unserer Schule verbringen werden."

Ein Mädchen aus Beauxbatons lachte hämisch auf, als könnte sie seinen Worten nicht ganz glauben, aber Tia war sich sicher, dass, sobald sie Hogwarts besser kennenlernte, sie sich auch wohlfühlen würde.

„Was für eine Tussi", bemerkte Leanne, aber Tia schlug ihr gegen die Schulter, damit sie das nicht mehr sagte. Sie fand das gemein.

„Das Turnier wird nach dem Festessen offiziell eröffnet", verkündete Dumbledore, „Nun lade ich alle ein, zu essen, zu trinken und sich wie zu Hause zu fühlen!"
Die Schüsseln vor den Schülern füllten sich mit essen und zum ersten Mal gab es nicht wie sonst nur englisches oder spanisches Essen, sondern auch noch Spezialitäten aus Frankreich und Bulgarien.

„Das ist wirklich seltsam", bemerkte Leanne und zeigte auf einen Topf voller Eintopf, in dem Muscheln waren.

„Was ist das?", fragte Katie.

„Keine Ahnung, aber es sieht lecker aus", bemerkte Tia und schöpfte sich etwas davon. Es schmeckte ihr, aber es war ihr etwas zu fad gewürzt. Sie wünschte, sie hätte ihre Gewürze dabei, aber die waren oben in ihrer Tasche. Sie blieb dann wohl lieber beim guten, alten, spanischen Essen.

Etwas weiter weg von der Gruppe saßen Fred und George nahe Ron, Hermine und Harry. Auch sie hauten kräftig rein, aber George hatte einmal zu Tia geblickt, hatte gesehen, dass sie neben Alicia saß und dann schnell wieder weggeblickt.

„Ich hoffe, der Alterungstrank funktioniert", dachte Fred neben ihm laut.

„Natürlich funktioniert der – Tia hat ihn gebraut", erinnerte George ihn gedankenverloren und stocherte in seinem Essen herum.

„Du weißt, was ich meine", Fred stieß ihm leicht in die Seite, „Ich hoffe, dieser Schiedsrichter lässt sich so hereinlegen."

„Ja, ja", murmelte George nachdenklich, „Wird schon."

Fred bemerkte, dass das wohl nichts mehr wird mit seinem Zwillingsbruder. Er war in letzter Zeit immer so abgelenkt, wenn Tia in der Nähe war und Fred wusste auch, warum, aber sein Zwilling tat auch nichts dagegen. Stattdessen ignorierte er dieses immer freundliche Mädchen.

Da kam plötzlich ein Mädchen aus Beauxbatons zu ihnen an den Gryffindortisch und zeigte auf den seltsamen Muscheleintopf, den Hermine „Bouillabaisse" genannt hatte.

„Versei'ung, möchten Sie noch von dieser Bouillabaisse essen?", fragte das Mädchen Ron, Harry und Hermine höflich.

Noch viel lustiger, als die Tatsache, dass dieses Mädchen die drei siezte fand Fred, wie rot Ron geworden war und wie jämmerlich er gurgelte, anstatt mit ihr zu sprechen. Beinahe so, wie George, wenn er mit Tia sprach oder... oder wie er, wenn er mit Agnes Tripe zu tun hatte. Fred verging das Grinsen.

„Nein, bitte sehr", bot Harry an und schob ihr die Schüssel hin.

„Sie sind damit fertig?", sie schien nicht wirklich überzeugt zu sein.

„Jaah", hauchte Ron und Fred lachte beinahe laut auf, „Jaah, wirklich ganz hervorragend."

Das Mädchen verschwand mit der Schüssel, aber Ron sah ihr noch hinterher.

„Sie ist eine Veela", versicherte er allen.

„Natürlich nicht!", verbesserte Hermine ihn bissig, „Ich seh sonst keinen, der sie wie ein Idiot anglubscht!"

Vermutlich sah Hermine die Leute nicht, die dem Mädchen hinterhersahen. Es waren nämlich nicht wenig, die wie auch Ron schon beinahe sabberten bei ihrem Anblick.

„Ich sag euch, das ist kein normales Mädchen", versicherte Ron ihnen sicher, „So was findest du in Hogwarts nicht!"

„Tust du doch", rief George etwas zu laut, aber Fred war verwundert, dass er überhaupt etwas sagte und nicht weiterhin Tia hinterhertrauerte, „Tia... Tia ist zum Teil Veela. Aber das hätte ich auch gewusst, wenn sie es nicht gesagt hätte. Natürlich ist sie eine Veela... warum auch nicht." Dann verlor er sich wieder in seinen Gedanken und stocherte wieder nachdenklich in seinem Essen herum.

„Ist mit ihm alles okay?", fragte Hermine vorsichtig, während Ron sich überhaupt nicht für seinen Bruder zu interessieren schien, aber Ron war noch nie wirklich empathisch auf diese Weise gewesen.

„Ja, ja, alles in Ordnung", winkte Fred ab, „Nur ein wenig... verwirrt, aber das wird schon..."

Jedenfalls hoffte Fred das, denn George ging es gar nicht gut und wenn das so weiterging, würde er noch an einem gebrochenen Herzen sterben...



Tia roch die Neuankömmlinge, bevor sie sie sah. Es waren zwei Männer, die sie nicht kannte, aber Katie flüsterte ihr zu, dass es Ludo Bagman, der Leiter der Abteilung für Magische Spiele und Sportarten im englischen Ministerium und Bartemius Crouch, Leiter der Abteilung für Internationale Magische Zusammenarbeit waren. Beides also wichtige Leute und, wie Katie auch noch erzählte, die Männer, die das Trimagische Turnier geplant hatten. Bestimmt waren sie zur Eröffnung gekommen, um das zu sehen.

Tia fragte nicht mehr weiter, als der Nachtisch kam, hatte sie andere Sorgen – das Wettessen mit Leanne.

Als sie sich beide drei Stück Schokokuchen auf den Teller luden und Katie schon mit einer ganzen Torte bereitstand, um immer nachzufüllen, sollte es nötig sein.

Als Tia aß, hörte sie die Jubelrufe ihrer Mitschüler nicht, sie sah nicht die schon beinahe beschämten Blicke von McGonagall, sie sah aber auch nicht die amüsierten von Dumbledore oder Flitwick. Sie sah nicht die verwirrten Blicke der ausländischen Schüler oder hörte, wie Alicia sie anfeuerte.

Als sie aber aufsah, blickte sie George an, der einen Moment in ihre Richtung sah, schnell aber wieder den Blick abwandte. Tia spürte ein Stechen in der Herzgegend und Katie fragte verwirrt: „Was ist los? Warum isst du nicht weiter?"

Aber Tia konnte nicht mehr essen. Sie hatte plötzlich keinen Hunger mehr und fühlte sich auch sonst eher so, als müsste sie sich bald übergeben.

„Ich kann nicht mehr", meinte sie leise und Katie sah sie verwirrt an, aber Leanne warf schon triumphierend die Gabel auf den Teller und sprang auf. „Jaah!", schrie sie laut, „Jaah! Gewonnen! Nach all den Jahren, nach all den Wettessen! Gewonnen!"

Einige andere Schüler schienen ebenfalls überrascht von dem Ausgang des Wettessens, denn bis jetzt hatte immer Tia gewonnen, aber bestimmt waren sie der Meinung, dass selbst die größten Meister irgendwann geschlagen wurden.

Nur Katie schien besorgt zu sein.

„Ist alles in Ordnung?", fragte sie sanft. Tia starrte noch immer auf George, schüttelte aber schnell ihren Kopf, um diese Gedanken loszuwerden und lächelte. „Klar doch", versicherte sie ihrer Freundin, „Ich habe wohl zu viel von diesem Muscheleintopf gegessen. Beim nächsten Mal bin ich wieder Sieger!"

„Dann ist ja gut", Katie lächelte sie an und strich ihr eine Haarsträhne hinter die Ohren, wie eine Mutter, „Du weißt, du kannst jederzeit zu mir oder Leanne kommen, wenn etwas nicht in Ordnung ist. Oder wir besprechen das heute Nacht? Wir bringen einfach einen Schweigezauber um Vickys Bett an, dann hört sie auch nichts."

„Nein, heute Nacht muss ich Fred und George den Alterungstrank übergeben – wir haben den Treffpunkt auf Mitternacht unten beim Kamin beschlossen", erinnerte sich Tia und Katie lächelte, als wüsste sie genau, dass mehr dahinter steckte, als Tia sich anmerken ließ.

„Wenn du meinst, aber du weißt ja –"

„– ich kann jederzeit zu euch kommen. Ja, ich weiß", beendete Tia ihren Satz, „Und dafür bin ich euch dankbar."

Als jeder fertiggegessen hatte, stand Dumbledore wieder auf und alle Aufmerksamkeit lag auf ihm.

„Der Augenblick ist gekommen", begann er", Das Trimagische Turnier kann nun beginnen. Ich möchte einige erläuternde Worte sagen, bevor wir die Truhe hereinbringen, nur um unser diesjähriges Verfahren zu erklären. Doch jenen, die sich noch nicht kennen, möchte ich zunächst Mr Bartemius Crouch vorstellen, Leiter der Abteilung für Internationale Magische Zusammenarbeit –"

Tia klatsche höflich, aber als sie merkte, dass sich ihr nicht viele anschlossen, verstummte sie langsam wieder und faltete ihre Hände in ihrem Schoß.

„und Mr Ludo Bagman, den Leiter der Abteilung für Magische Spiele und Sportarten."

Und plötzlich beschlossen die Schüler doch noch zu klatschen und Tia war verwirrt. Woher sollte sie denn wissen, wann es angebracht war, zu klatschen? Schnell klatschte sie mit, aber der Applaus verstummte schon wieder.

„Mr Bagman und Mr Crouch haben in den vergangenen Monaten unermüdlich für die Vorbereitung des Trimagischen Turniers gearbeitet", fuhr Dumbledore fort, „und sie werden neben mir, Professor Karkaroff und Madame Maxime die Jury bilden, die über die Leistungen der Champions befindet."

Plötzlich lag eine seltsame Stimmung in der Luft und Tia sah sich verwirrt um. Dumbledore hatte nur die Champions erwähnt und schon trat absolute Stille ein und jeder horchte auf.

„Wenn ich bitten darf, Mr Filch, die Truhe." Tia wusste nicht, von was für einer Truhe Dumbledore sprach, aber diese Frage erübrigte sich, als Filch mit einer juwelenbesetzten Truhe vor zu Dumbledore ging. Die Truhe selbst war schon eindrucksvoll und groß, also wollte Tia gar nicht wissen, wie atemberaubend das sein musste, was in dieser Truhe transportiert und aufbewahrt wurde. Einige Schüler standen sogar auf, um besser sehen zu können, aber Tia blieb sitzen. Das alles interessierte sie eigentlich weniger, als sie gedacht hatte.

„Mr Crouch und Mr Bagman haben die Aufgaben, die die Champions dieses Jahr lösen müssen, bereit geprüft", verkündete Dumbledore, „und sie haben die notwendigen Vorbereitungen für diese Herausforderungen getroffen. Wir haben drei Aufgaben über das ganze Schuljahr verteilt, die das Können der Champions auf unterschiedliche Weise auf die Probe stellen... ihr magisches Können – ihre Kühnheit – ihre Fähigkeit zum logischen Denken – und natürlich ihre Gewandtheit im Umgang mit Gefahren."

Das letzte Mal, als sich Tia wohl einer Gefahr gestellt hatte, wurde sie für mehrere Monate versteinert. Sie bezweifelte, dass das als gewandt galt und auch in den anderen Disziplinen würde sie wohl eher versagen. Sie war ganz froh, dass sie kein Champion im Turnier sein musste.

„Wie ihr wisst, kämpfen im Turnier drei Champions gegeneinander", fuhr Dumbledore fort, „von jeder teilnehmenden Schule einer. Wir werden benoten, wie gut sie die einzelnen Aufgaben lösen, und der Champion mit der höchsten Punktezahl nach drei Aufgaben gewinnt den Trimagischen Pokal. Ein unparteiischer Richter wird die Champions auswählen ... der Feuerkelch!"

Dumbledore zückte seinen Zauberstab und tippte damit drei Mal gegen die Holztruhe, die auf dem Tisch vor ihm stand. Diese öffnete sich knarrend und Dumbledore holte etwas hervor, das tatsächlich wie ein Kelch aussah. Der Kelch selbst war nicht wirklich eindrucksvoll, aber aus ihm heraus züngelten blauweiße Flammen, die Tia fasziniert anstarrte.

Dumbledore stellte den Kelch wieder auf die geschlossene Truhe ab, sodass ihn jeder sehen konnte.

„Jeder, der sich al Champion bewerben will, muss seinen Namen und seine Schule in klarer Schrift auf einen Pergamentzettel schreiben und ihn in den Kelch werfen", sagte Dumbledore, „Wer mitmachen will, hat vierundzwanzig Stunden Zeit, um seinen Namen einzuwerfen. Morgen Nacht, an Halloween, wird der Kelch die Namen jener drei preisgeben, die nach seinem Urteil die würdigsten Vertreter ihrer Schulen sind. Der Kelch wird noch heute Abend in der Eingangshalle aufgestellt, wo er für alle, die teilnehmen wollen, frei zugänglich ist. Um sicherzustellen, dass keine minderjährigen Schüler der Versuchung erliegen, werde ich eine Alterslinie um den Feuerkelch ziehen, sobald er in der Eingangshalle aufgestellt ist. Niemand unter siebzehn wird diese Linie überschreiten können."

Tia machte sich Sorgen, dass ihr Alterungstrank dann doch nicht funktionieren würde. Wenn Dumbledore persönlich diese Linie zog, führte kein Weg daran vorbei. Wahrscheinlich sollte sie Fred und George davor warnen, aber das würde sie tun, wenn sie sich heute um Mitternacht treffen würden.

„Schließlich möchte ich allen, die teilnehmen wollen, eindringlich nahe legen, mit ihrer Entscheidung nicht leichtfertig umzugehen. Sobald der Feuerkelch einen Champion bestimmt hat, wird er oder sie das Turnier bis zum Ende durchstehen müssen. Wenn ihr euren Namen in den Kelch werft, schließt ihr einen bindenden magischen Vertrag. Wenn ihr einmal Champion seid, könnte ihr euch nicht plötzlich anders besinnen. Überlegt daher genau, ob ihr von ganzem Herzen zum Spiel bereit seid, bevor ihr euren Zettel in den Kelch werft. Nun, denke ich, ist es Zeit schlafen zu gehen. Gute Nacht euch allen."

„Eine Alterslinie!", rief Fred triumphierend mit glänzenden Augen, „Die kann man doch sicher mit einem Alterungstrank austricksen? Und wenn dein Name einmal in diesem Kelch ist, hast du gut lachen – er kann doch nicht wissen, ob wir siebzehn sind oder nicht! Mit deiner Hilfe, liebste Tia, werden wir bestimmt Champions!"

„Darüber wollte ich mit euch auch noch reden, ich –", stammelte Tia, aber Freds Blick und Aufmerksamkeit lag auf jemand anderem. Er sah, wie Agnes Tripe ein Mädchen aus Beauxbatons links und rechts ein Küsschen gab und die beiden Mädchen schienen sich jetzt schon gut zu verstehen.

„Wenn du mich entschuldigst, Tia, ich muss noch jemanden abpassen! Wir sprechen heute Nacht darüber!", versprach Fred, ohne ihr zugehört zu haben und verschwand schnell mit seinem Zwilling im Schlepptau in Richtung Agnes. Tia seufzte. Manchmal wünschte sie sich, sie hätte genug Eier, um die Leute anzuschreien, die ihr nicht zuhörten, aber das wäre dann wohl Verschwendung von Zeit und Energie.

„Gehen wir hoch?", bot Alicia, die den Austausch nicht mitbekommen hatte.

„Klar doch", Tia nahm lächelnd die Hand ihrer Freundin – wohl einer der wenigen, die ihr zuhörten. Alicia schien über so viel Zuneigung in der Öffentlichkeit überrascht – die beiden hatte sich stumm darauf geeinigt, dass sie nur, wenn sie zu zweit waren mehr zeigten, dass sie zusammen waren, aber Tia schien keinen guten Tag zu haben, wie Alicia schon aufgefallen war, also drückte sie ihre Hand ermutigend und ging mit ihr zum Ausgang.

Sie schlüpften noch vor den Durmstrang aus der Großen Halle hinaus und gingen die Treppen hoch in den Gemeinschaftsraum der Gryffindors.

„Ich gehe gleich ins Bett", meinte Tia leise, aber Alicia ließ sie nicht so schnell gehen.

„Warte", sie hielt ihre Hand fest und zwang Tia damit, stehen zu bleiben, „Ist... ist alles in Ordnung? Du wirst –"

„Alles bestens, ich bin nur müde", fuhr Tia sie scharf an, aber ihr Blick wurde sofort weicher, nachdem sie bemerkte, dass Alicia nichts für ihre Laune konnte und sie seufzte. „Tut mir leid, ich wollte dich nicht so anfahren. Ich bin nur... müde und alles ist zurzeit so seltsam."

„Hey, schon in Ordnung", Alicia legte eine Hand auf ihre Wange und Tia sah auf in Alicias Augen, „Ich weiß, es ist zurzeit alles Scheiße für dich, aber ich bin mir sicher, es wird besser werden."

„Mit dir ist schon alles besser", lächelte Tia und küsste Alicia, sodass diese rot wurde, „Ich gehe jetzt ins Bett. Gute Nacht."

Alicia blieb stehen, während Tia hoch in ihren Schlafsaal rannte.

Alicia mochte Tia, aber irgendwie spürte sie nicht mehr dieses Kribbeln im Bauch, wenn sie in der Nähe war. Sie war noch immer gerne bei Tia, aber jetzt reichte es ihr schon, wenn sie einfach nur beieinandersaßen und Alicia fühlte sich wohler, wenn sie einfach nur normale Freundinnen waren und nicht öffentlich zusammen. Händchenhalten und Küsschen fand sie ganz in Ordnung, aber irgendetwas hatte sich verändert.

Das war Alicia schon aufgefallen, nachdem sie und Tia zusammengekommen waren – der Reiz, Tia aus der Ferne zu lieben war vergangen, als sie wirklich zusammen waren und aus einer kindlichen Beziehung ist etwas Ernstes geworden. Alicia hatte sich nie vorgestellt, dass sie wirklich einmal mit Tia Fuego zusammen sein würde – in ihren kühnsten Träumen hatte sie sich nicht getraut, das zu hoffen mit dem Glauben, dass es ihr sowieso nie gelingen würde.

Aber bestimmt war das ganz normal in einer Beziehung, dass sie den Reiz verlor und man musste diese Hürde als Paar überstehen, bevor es weiterging. Aber wenn Alicia sah, wie George Tia ansah und Tia George, wusste sie nicht wirklich, ob sie diese Hürde überstehen wollte. Vielleicht war es Zeit, dass sie zur Seite ging. Sie hatte ihre Zeit mit Tia gehabt – vielleicht war es Zeit, dass George seine Chance bekam. Alicia war schon früh aufgefallen, dass die beiden füreinander geschaffen waren, das spürte man, wenn die beiden zusammen waren. Und trotzdem war sie so selbstsüchtig gewesen und hatte Tia als erstes angesprochen. Bis heute war sie sich nicht sicher, ob das der richtige Schritt gewesen war. Alicia hatte die Idee gefallen, mit Tia zusammen zu sein, als sie noch nicht zusammen gewesen waren, als Tia noch unerreichbar gewesen war. So hübsch und mutig und intelligent und lustig – wie hatte sich Alicia nicht in sie verlieben können?

„Ist alles in Ordnung?", fragte plötzlich Angelina, die ihre Freundin im Gemeinschaftsraum entdeckt hatte, offensichtlich in Gedanken versunken und auf die Stellen starrend, an der Tia verschwunden war.

„Wa-was?", Alicia schüttelte verwirrt den Kopf, „Klar. Klar doch. Alles gut."

„Ja dann", Angelina war noch nicht ganz überzeugt, aber sie wusste Alicia würde es ihr schon sagen, wenn sie soweit war, „Ich geh rauf ins Bett – kommst du mit?"

„Ja... klar", murmelte Alicia und folgte ihr hoch.

Insgeheim im Inneren wusste sie, was sie zu tun hatte, aber noch war sie nicht bereit, das zu opfern. Insgeheim wusste sie, dass sie Tia gehen lassen musste, aber das konnte sie noch nicht...

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