57. Kapitel
„Und du bist sicher, dass du das durchziehen willst?", wisperte Katie unsicher, damit Snape sie nicht hören konnte. Jeder andere hätte es nicht gehört, so leise war es, aber Tia besaß zum Glück ihr gutes Gehör, da war es kein Problem für sie.
„Klar doch – ich hab es Fred versprochen", flüsterte sie zurück. Tia war um einiges entspannter, als ihre Freundin, obwohl sie es doch sein würde, die Snape bestehlen würde.
Für einen Alterungstrank würde sie einige Zutaten brauchen und vieles hatte sie entweder selbst mit Katie und Leanne gesammelt, manches hatte sie aus dem Kräuterkundeunterricht mitgehen lassen, aber nicht alles hatte sie bekommen. Es fehlte ihr eigentlich nur noch Gänseleber und Blutegelsaft – beides würde sie aus Snapes Zutatenschrank mitgehen lassen und Tia wusste gar nicht, ob sie sich schlecht dafür fühlen sollte oder nicht. Irgendwann hatte sie sich selbst eingeredet, dass es für einen guten Zweck war (sie würde ihre Rechnung mit den Zwillingen begleichen) und es waren ja keine besonders teuren Zutaten. Wäre Blutegelsaft nicht auf der schwarzen Liste von Dingen, die man nicht mehr importieren durfte, hätte Tia es einfach bestellt, aber nachdem Filch oder Dumbledore es vermutlich genau verhindern wollten, dass Schüler dieses Jahr Alterungstränke brauten, war es dieses Jahr verboten worden.
Snape erklärte gerade, wie man korrekt einen Vergessenstrank braute. Katie, Leanne und Tia warteten auf ihrem Platz geduldig und nur Tia hörte wirklich zu, denn ihre beide Freundinnen waren nervös, wie es ihrer Freundin ergehen würde. Wenn Snape Tia beim Stehlen erwischen sollte, wäre Tias Karriere in Zaubertränke wohl Geschichte und sie wäre nicht mehr eine von Snapes Lieblingsschülerinnen.
„Schon ein Tropfen könnte dazu führen, dass ihr vergesst, was ihr in den letzten Stunden getan habt, also passt auf!", fuhr Snape sie alle warnend an, „Es gibt keine Ausreden bei Prüfungen oder Hausaufgaben, wenn ihr dämlich genug seid, den Trank zu trinken!"
Kurz herrschte eine angespannte Stille im Raum über diese Neuigkeiten.
„Wollt ihr nicht anfangen? Ich bleibe nicht bis morgen hier!", bellte Snape und sofort gingen alle Schüler nach vorne, um sich die Zutaten zusammen zu suchen. Leanne, Katie und Tia würden zusammenarbeiten, also gingen sie nach vorne, um die Zutaten zu holen. Snape hatte sie an die Tafel geschrieben, aber Tia schnappte sich nicht nur die Zutaten, die sie brauchen würde, um den Vergessenstrank zu brauen, sondern auch ein wenig Gänseleber. Sie würde einiges davon brauchen und Snape bewahrte es schon püriert in Gläser auf. Tia traute sich nur, eines zu schnappen und sie ging scheinbar entspannt und ohne Stress zu ihrem Platz zurück und ließ die Gänseleber in ihrer Tasche verschwinden.
„Du bist wahnsinnig", zischte Katie, als sie selbst mit den Zutaten zurückkam.
„Ich weiß", meinte Tia entspannt, „Wir sollten mit dem Trank beginnen, oder nicht?"
Tia arbeitete in Zaubertränke zwar am liebsten alleine, aber wenn sie mit Leanne und Katie arbeitete, war es wenigstens ein bisschen leichter. Die beiden wussten, dass Tia ein gutes Näschen besaß und deswegen immer ganz genau wusste, was zu tun war und ihre generelle Liebe zu Zaubertränke half ebenfalls. Ihre Freundinnen waren dann ausnahmsweise einmal einfach nur Gehilfen, aber so gelang ihnen immer der beste Trank der Klasse, obwohl Snape das niemals zugab.
Snape ging die Runde, aber als er bei ihnen ankam, tat Tia so, als würde ihr eine Zutat fehlen.
„Oh, ich habe die Baldrianwurzel vergessen", sagte sie laut genug, dass es Snape hörte.
Sie ging wieder nach vorne, um wirklich eine Baldrianwurzel zu holen, aber gleichzeitig auch noch mehr von der Gänseleber.
Mit ihrer Beute ging sie zu ihrem Platz zurück und sie begannen den Trank zu brauen.
Tia fand keinen geeigneten Zeitpunkt mehr, um noch ein letztes Mal vorne beim Zutatenschrank Blutegelsaft zu besorgen. Immer war Snape in der Nähe, als würde er etwas vermuten, also riskierte Tia es lieber nicht.
Dieses Jahr schien er Tia nicht mehr ganz so zu bevorzugen, wie bisher immer. Vielleicht hatte er mitbekommen, dass Remus ihr Vater ist. Er hatte sie schon vorgewarnt, dass Snape ihn hasste und bestimmt alles tun würde, um ihr das Leben schwer zu machen.
„Füllt eure Tränke in ein Fläschchen und beschriftet es!", befahl Snape ihnen, „Bringt es vor zu meinem Tisch und dann seid ihr entlassen!"
Katie füllte den Vergessenstrank in ein Fläschchen und sorgte dafür, dass alles beschriftet war.
„Ich bringe es nach vorne", bot Tia an, aber natürlich wollte sie die Möglichkeit nur nutzen, um schnell ein Fläschchen Blutegelsaft mitgehen zu lassen.
Und es gelang ihr auch. Sie gab den Vergessenstrank vorne beim Pult ab und steckte den Blutegelsaft ein, aber als sie zurück zu ihrem Platz ging und das Fläschchen in ihrer Tasche verschwinden ließ, sah sie auf und bemerkte, dass Vicky das alles gesehen hatte und zu grinsen begann. Es war ein fieses Grinsen, weil sie wusste, dass sie Tia bei etwas erwischt hatte, das illegal war und es lief Tia kalt den Rücken hinunter.
„Professor Snape, ich –", begann sie, aber in diesem Moment stürzten sich Leanne und Katie auf das Mädchen und hielten ihr den Mund zu.
Snape sah nicht in ihre Richtung, sondern macht gerade einen anderen Schüler wegen seines schlechten Trankes zur Schnecke, also fiel ihm nicht auf, was sonst gerade in der Klasse passierte. Vicky wehrte sich, aber Leanne und Katie waren stärker, als sie und konnten sie aufhalten, ihren Mund zu öffnen und zu schreien. Schnell tunkte Tia ihren Finger in den restlichen Vergessenstrank, den sie gebraut hatten und rannte zu ihren Freundinnen.
Katie entfernte ihre Hand von über Vickys Mund und sie wollte gerade schreien, aber da steckte Tia ihr den Finger in den Mund und somit auch den Vergessenstrank.
Auf der Stelle wurde Vickys Blick vernebelt und die drei Mädchen gingen einen Schritt zurück, als wäre nie etwas passiert.
„Professor, ich glaube, Vicky geht es nicht so gut!", rief Leanne unschuldig und endlich sah Snape in ihre Richtung.
„Was habt ihr angestellt?", blaffte Snape sie an, als er Vicky auf dem Boden liegen sah und stieß Katie etwas grob zur Seite.
„Ich glaube, sie hat etwas von dem Trank probiert", schlug Tia vor, „Ich habe es gesehen!"
„Ich habe nicht dich gefragt, Fuego!", schnauzte Snape, obwohl er genau das getan hatte, aber im Moment war Tia froh, dass sie die Spur von sich weglockte.
„Wo bin ich? Warum bin ich hier?", fragte Vicky und sah sich verwirrt um. Sie konnte sich wirklich an nichts erinnern.
„Geht jetzt, die Stunde ist beendet", schnauzte Snape und die drei Freundinnen ließen sich das nicht zweimal sagen. Schnell gingen sie aus der Klasse hinaus und sobald sie außer Hörweite waren, begannen sie zu kichern.
„Das war unglaublich!", lachte Leanne, „Habt ihr Vickys Gesicht gesehen?"
„Für so etwas könnten wir von der Schule fliegen", warnte Katie, aber auch sie grinste breit, „Ich liebe es! Ich zittere immer noch vor Aufregung!"
„Tut mir leid, dass ich euch in so eine Situation gebracht habe", entschuldigte sich Tia ein wenig schuldbewusst, aber Leanne schlug ihr gegen die Schulter.
„Hör auf, dich zu entschuldigen! Das war der Wahnsinn! Und wir haben uns schon wieder mit Vicky geprügelt, aber sie weiß nichts mehr davon!"
„Wenigstens wissen wir jetzt, dass unser Vergessenstrank wirklich funktioniert hat", zeigte Katie auf, „Wir haben das nur für die Wissenschaft gemacht."
„Ihr seid die besten, wisst ihr das?", Tia lächelte breit und zog ihre beiden Freundinnen in eine Umarmung.
„Jepp... jepp, das wissen wir", meinte Leanne selbstsicher, „Obwohl... sag es lieber noch einmal."
„Nein", bestimmte Tia, „Aber jetzt habe ich alle Zutaten, jetzt kann ich den Trank für Fred und George brauen."
„Ich hoffe, sie waren die Aufregung wert", schnaubte Katie wenig überzeugt.
„Das hoffe ich auch..."
Der Unterricht endete eine halbe Stunde früher, an dem Tag, an dem die Schüler von Beauxbatons und Durmstrang kommen sollten. Es war der 30. Oktober, also der Tag vor Halloween und Tia war weniger aufgeregt wegen der ausländischen Schüler oder der Auswahl der Champions – sie freute sich eher auf das Festmahl am Abend zur Feier der Ankunft der anderen Schulen.
Tia zog sich ihren warmen Umhang an, hoffte aber, dass sie nicht allzu lange draußen warten musste. Sie bekam eher leicht kalt (sie glaubte, weil ihr Körper das warme Wetter in Spanien gewohnt ist), und sie erkältete sich ziemlich leicht. Ihre Tage wären vollkommen vermiest, wenn sie jetzt auch noch einen Schnupfen bekommen würde.
Zusammen mit den anderen Gryffindor-Schülern stellte sie sich in eine Reihe auf. Sie stand zwischen Leanne und Katie, die sie ein wenig wie zwei stolze Eltern in die Mitte genommen hatten, als hätten sie Angst, dass sie einfach so abhauen könnte. Ja, Tia hatte in letzter Zeit so einigen Unsinn angestellt, aber das bedeutete noch lange nicht, dass sie psychisch nicht mehr labil war und einfach so abhaute, aber sie beschwerte sich trotzdem nicht laut.
McGonagall sah über die Reihen von Gryffindors und schien wie so häufig zu bemerken, was für einen schrägen und unorganisierten Haufen sie vor sich hatte. Tia wunderte sich wie so häufig, warum McGonagall nicht spontan in Tränen ausbrach, aber vielleicht tat sie das ja, wenn sie allein in ihrem Büro war oder McGonagall war mental stark genug, dass sie alles in sich aufbaute.
„Weasley, richten Sie Ihren Hut gerade", befahl die Professorin streng, „Miss Patil, nehmen Sie dieses lächerliche Ding da aus den Haaren."
Ein Mädchen hatte sich eine Schmetterlingshaarspange in die Haare gesteckt, musste sie nun aber wieder mit finsterem Gesicht entfernen. Tia fand das Schade – sie war hübsch gewesen.
Nachdem McGonagall wohl beschlossen hatten, dass sie ihre Schüler nicht noch schicker machen konnte (weil es sowieso keinen Sinn machte), wies sie an: „Folgen Sie mit bitte – die Erstklässler vornean... und kein Gedrängel..."
Es funktionierte besser, als Tia erwartet hatte. Nur wenige drängelten, die anderen wollten sich wohl nicht die Treppen hinunterstoßen. Im Gänsemarsch folgten sie McGonagall und trafen auf dem Weg auf die Ravenclaws, sie selbst aus ihrem eigenen Turm kamen und von Flitwick angeführt wurden.
Es war draußen kälter, als Tia erwartet hatte und sofort zog sie ihren Mantel enger um ihren Körper.
Die Schüler stellten sich in Häuser und Jahrgang geordnet auf und bildeten Reihen. Tia stand zwischen Katie und Leanne in der fünften Reihe und als jemand ihr auf die Schulter tippte, sah sie, dass hinter ihr Alicia bei Angelina war und sie anlächelte.
Tia lächelte zurück und Leanne sah auf ihre Uhr.
„Ich hoffe, sie sind pünktlich", maulte sie, „Es ist kalt."
Aber sie waren nicht pünktlich. Es wurde sechs, aber noch war nichts von ihnen zu sehen. Einige Schüler zitterten, wie auch schon Tia und hatten kalt, aber sie konnten jetzt nicht mehr hinein. Die Gäste könnten jeden Moment ankommen und dann mussten die Schüler von Hogwarts natürlich einen guten ersten Eindruck bieten. Tia verstand nicht, was daran ein guter Eindruck ist, wenn die halbe Schule halb krank im Krankenflügel landet, weil sie alle draußen warten mussten, ohne sich wirklich bewegen zu können, um sich aufzuwärmen. Sie verstand auch nicht, warum sie auch nicht in der Großen Halle warten konnten. Dort würde es doch sicher auch sehr eindrucksvoll wirken mit all den Kerzen und dem Sternenhimmel als Decke. Aber neeein! Jemand hatte beschlossen, dass sie draußen warten sollten!
„Wenn wir wüssten, wie sie ankommen, könnten wir besser nach ihnen Ausschau halten", maulte Katie, die sich immer wieder umsah, als würde sie erwarten, dass die Schüler der anderen Schuler einfach so aus dem Erdboden auftauchen würden.
„Mh, mh", Tia nickte, aber sie konnte nicht antworten, weil sie so zitterte.
„Du wirst uns noch erfrieren", bemerkte Alicia hinter ihr.
„I-ich b-bin nu-nur empfindli-lich", winkte Tia ab, aber sie bibberte so sehr, dass es nicht wirklich überzeugend wirkte.
„Komm, zieh das an", Alicia zog ihren eigenen warmen Umhang aus und legte ihn um Tias Schultern. Es wurde etwas wärmer, aber Tia fühlte sich trotzdem schlecht deswegen.
„Jetzt wirst du kalt haben", meinte sie unsicher, zog aber den Umhang enger um sich – er roch nach Alicia.
„Das ist nicht so schlimm – ich halte die Kälte besser aus, als du und ich werde auch nicht so schnell krank", versprach Alicia.
„Was soll das jetzt schon wieder heißen?", Tia tat so, als wäre sie beleidigt, aber nachdem sie Alicias erschrockenes Gesicht gesehen hatte, lachte sie hell auf, „Ich mach doch nur Witze. Danke, für den Umhang. Es ist schon viel wärmer."
In diesem Moment rief Dumbledore von der hintersten Reihe aus: „Aha! Wenn ich mich nicht sehr täusche, nähert sich die Delegation aus Beauxbatons!"
Tia sah sich um und erblickte sie mit ihrem verbesserten Sehvermögen sofort. Es war ein Gefährt, das aus der Luft in ihre Richtung flog. „Dort!", rief sie und deutete zu dem Ding in der Luft.
Sie sah genauer hin, aber noch konnte sie nicht genau erkennen, was es war, aber es schien von Wesen mit Flügeln gezogen zu werden. Kurz überlegte sie, ob es vielleicht Hippogreife waren, aber als sie näherkamen, erkannte sie, dass es Pferde mit Flügel waren – riesige Pferde mit Flügel, die eine riesige Kutsche zogen.
Immer mehr Schüler erkannten es und als es zum Landeanflug hinuntersank, wichen die ersten drei Reihen von Schüler zurück, um nicht von den riesigen Pferden zertrampelt zu werden – soviel zu den perfekten Reihen.
Es krachte laut, als die Pferdehufe auf Boden trafen und sie noch ihre Geschwindigkeit ausrannten, bis die Tiere und die Kutsche zum Stehen kamen.
Die Tür ging auf und hinaus kam ein Junge in blassblauen Umhang, der sich aber zuerst bückte, um eine goldene Treppe auszuklappen, bevor er einen respektvollen Schritt zurücktrat. Tia war noch zu beschäftigt, die Art und Weise zu bewundern, wie der Junge wohl Befehle befolgte, als aus der Kutsche noch jemand stieg – eine riesige Frau, so groß wie Hagrid. Hagrid war ein riesiger Mann mit zotteligen Haaren und Kleidern eines Wildhüters, aber diese Frau war elegant gekleidet und sie war auch noch hübsch. Hagrid sah eher wild aus, aber diese Frau schien schon beinahe zart und elegant wirken zu wollen, trotz ihrer Größe und Tia fand, es gelang ihr schon ein wenig.
Die Hogwarts-Schüler reagierten nicht, bis Dumbledore zu klatschen begann und erst dann folgten die Schüler seinem Beispiel und klatschten ebenfalls. Die riesige Frau lächelte und streckte Dumbledore eine Hand hin, der sich streckte, um diese zu küssen, wie ein echter Gentleman.
„Meine liebe Madame Maxime", begrüßte er sie, „Willkommen in Hogwarts."
„Dumbly-dorr", Madame Maximes Stimme war tiefer, als Tia erwartet hatte und man hörte sofort, dass sie Französin war, „Isch 'offe, Sie befinden sisch wohl?"
„In exzellenter Verfassung, danke, Madam", Dumbledore neigte leicht den Kopf.
„Meine Schüler", Madam Maxime wies hinter sich und erst auf dieses Zeichen hin kamen die Schüler aus Beauxbatons aus der Kutsche. Es waren ungefähr ein Dutzend Junge und Mädchen, die aber normale Größe hatten, also lag es nicht an Frankreich, dass Maxime so groß war. Sie schienen ebenfalls kalt zu haben und Tia konnte sofort mit ihnen mitfühlen. Nur dank Alicias zweiten Umhang hatte sie nicht mehr kalt, aber es war noch immer kühl und sie wünschte sich, sie könnten langsam hineingehen.
Auch diese Schüler trugen blassblaue Umhänge, also war das wohl die Schuluniform von ihnen, aber sie trugen überhaupt keine warmen Umhänge, wie die Hogwartsschüler und die Uniformen schienen auch nicht sonderlich dick zu sein. Wenigstens hatten sie Tücher und Schals, die sie ein wenig warmhielten.
„Ist Karkaroff schon angekommen?", fragte Madam Maxime Dumbledore.
„Er sollte jeden Moment eintreffen", vermutete Dumbledore und gab damit nicht nur den Beauxbatons-Schülern Hoffnung, sondern auch Tia, dass sie bald wieder ins warme Schloss konnte, „Möchten Sie vielleicht hier warten und ihn begrüßen oder würden Sie lieber hineingehen und sich ein wenig aufwärmen?"
„Aufwärmen, würde isch sagen", bestimmte Madame Maxime, „Aber die 'ferde –"
„Unser Lehrer für die Pflege magischer Geschöpfe wird sich mit Vergnügen um sie kümmern", beruhigte Dumbledore sie, „sobald er sich von einem kleinen Notfall lösen kann, der sich bei einem seiner – ähm – anderen Schützlinge eingestellt hat."
Tia wusste nicht, mit was für einem Tierwesen Hagrid Probleme hatte, aber sie hoffte, es ging allen gut. Die Monster, die Hagrid teilweise hielt, waren eine Gefahr für die Allgemeinheit.
„Meine Rosse verlangen – ahm – eine 'arte 'and", warnte Madam Maxime, „Sie sind serr stark."
„Hätte ich nicht gedacht – dabei sehen sie so winzig aus", wisperte Katie neben Tia und diese kicherte. Die Pferde waren alles, außer klein mit ihrer Elefantengröße.
„Ich versichere Ihnen, dass Hagrid dieser Aufgabe vollkommen gewachsen ist", versicherte Dumbledore ihr lächelnd.
„Serr gutt", Madame Maxime verbeugte sich leicht, „würden Sie bitte diesem 'Agrid mitteilen, dass die 'ferde nur Single Malt Whisky saufen?"
„Dafür wird selbstverständlich gesorgt, Madame", versprach Dumbledore.
„Kommt", Madame Maxime führte ihre Schüler an den Hogwarts-Schülern vorbei hinauf zum Schloss. Tia überlegte sich einen Moment, ob sie sich wohl als eine Beauxbatons-Schülerin tarnen konnte, damit auch sie wieder ins warme Schloss konnte, aber sie konnte kein Französisch – bestimmt fiel das auf.
Und dann warteten sie wieder. Langsam wurde Tia wieder zu kalt, aber nicht einmal Alicia hatte noch einen Umhang übrig und dass ihre Freundin ganz nackt vor der Schule stand, wollte sie auch nicht.
Alicia schien aber nicht kalt zu haben, obwohl sie ohne warmen Umhang dastand. Es schien ihr sogar ganz gut zu gehen, ihr schien nur ein wenig langweilig zu sein, denn sie wippte vor und zurück.
Als Alicia Tias Blick auffing, lächelte sie und Tia lächelte zurück. „Wenn die Durmstrangs nicht bald kommen, schnappe ich mir dich und trage dich eigenhändig zurück zum Schloss – da kann McGonagall noch so toben", versprach Alicia.
„Mit geht's gut", versicherte Tia ihr.
Aber zum Glück mussten sie nicht mehr lange warten, denn jemand entdeckte beim Schwarzen See etwas. Langsam tauchte aus den Wellen ein Schiff auf – zuerst der Mast, dann der Rumpf, bevor ein riesiges Schiff mitten auf dem See schwamm. Tia wusste nicht, wie er hierher gelangt war, immerhin tauchten nicht jeden Tag einfach so Schiffe aus dem Wasser aus, aber vielleicht sollte sie es nicht hinterfragen, sondern einfach akzeptieren, dass mit Magie so einiges möglich war.
Leute verließen das Schiff und als sie näherkamen, war Tia schon beinahe neidisch auf sie – sie trugen dicke Pelzmäntel, die bestimmt warmhielten.
Die Schüler von Durmstrang wurden von einem Mann angeführt, der vorneweg ging und sein Mantel war seidig und glänzend, und so hob er sich auch von seinen Schülern ab.
„Dumbledore!", rief er dem Schulleiter zu, „wie geht's Ihnen, altes Haus, wie geht's?"
Tia hätte sich niemals getraut, so mit Dumbledore zu sprechen, aber sie hätte mit niemanden so gesprochen – es kam Tia lächerlich vor.
„Glänzend, danke, Professor Karkaroff", erwiderte Dumbledore.
Er ging mit offenen Armen auf Dumbledore zu, aber sie umarmten sich nicht.
„Das gute alte Hogwarts", Karkaroff lächelte hoch zum Schloss und schien die Idee des Schlosses um einiges einladender zu finden, als die Schüler von Beauxbatons, „Wie schön, wieder hier zu sein, wie schön... Viktor, komm rein in die Wärme... Sie haben nichts dagegen, Dumbledore? Viktor hat einen leichten Schnupfen..."
Viktor ging mit Karkaroff an den Schülern vorbei und Katie stieß ein Quietschen aus, das Tia in den empfindlichen Ohren schmerzte.
„Was war das denn? Das war ein Ton, den sollten nur Hunde hören!", beschwerte sie sich laut und rubbelte sich die Ohren, die noch immer zu quietschen schienen.
„Das hast nur du gehört", erwiderte Leanne, „Ich habe nichts gehört, aber weißt du nicht, wer das ist?"
„Viktor? Er hat einen Schnupfen", erwiderte Tia, als wäre es offensichtlich, aber Katie schüttelte enttäuscht den Kopf.
„Tz, tz, tz", machte sie, „Das, meine liebe Tia, ist Viktor Krum. Und ich habe das Gefühl, du hast noch viel zu lernen."
„Das sagst du schon seit fünf Jahren", murmelte Tia leise. Sie kannte Viktor Krum nicht, aber nachdem Katie und Leanne beide begeistert von ihm schienen, sollte sie ihn wohl kennen. Aber wie bedeutsam konnte er schon sein, wenn er einen Schnupfen hatte? Tia verstand es nicht, aber sie war sich sicher, Katie und Leanne würden es ihr noch erklären – sehr ausführlich mitten in der Nacht, wenn Vicky eigentlich schlafen will.
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