53. Kapitel

George durchstreifte den ganzen Zug, bevor er auf die Idee kam, dass Tia sich eventuell in der Toilette eingesperrt hatte. George war noch nie auf einer Mädchentoilette gewesen, aber nachdem er sicher war, dass kein Mädchen dort war, traute er sich doch hinein und tatsächlich hörte er leises Schluchzen.

„Tia?", fragte er vorsichtig und es wurde kurz leise.

„Fred?", riet Tia, die die Zwillinge zwar anhand ihres Aussehens unterscheiden konnte, aber nicht durch die Stimme, besonders nicht, wenn sie so aufgewühlt war, wie jetzt. Außerdem war ihre Nase verstopft und ihr Blick von Tränen unscharf.

„Nein, ich bin's", meinte George ein wenig unsicher.

„George?", fragte Tia ungläubig, „Das ist ein Mädchenklo. Hau ab."

Sie klang erstaunlich unhöflich. Tia war niemals unhöflich, nicht einmal, wenn sie wirklich beleidigt wurde. Allein das verriet George, dass er sie wohl wirklich hart getroffen hatte.

„Tia, es tut mir leid", meinte er, „Ich wollte nicht unhöflich zu dir sein."

„Warum bist du es dann gewesen?", fragte Tia, und George wusste einen Moment keine Antwort darauf.

„Ich... ich bin mir nicht sicher", gestand er, „Ich kann es dir gar nicht sagen. Die Anfahrt ist ein wenig stressig gewesen."

„Das ergibt keinen Sinn", bemerkte Tia, und George wusste, dass sie Recht hatte.

„Ich weiß", seufzte er leise.

Einen Moment war es still zwischen den beiden, bevor George fragte: „Wie waren deine Ferien?"

„Ganz gut", antwortete Tia, „Und deine?"

„Ganz toll", George lächelte, weil Tia nicht mehr so traurig klang, „Wir sind bei der Quidditch-Weltmeisterschaft gewesen."

„Katie hat mir davon geschrieben, ja", meinte Tia, „War bestimmt toll."

„Fred und ich haben Agnes dort getroffen und dann hat sie einfach zwei Wochen bei uns verbracht – ich habe Fred noch nie so viel grinsen sehen. Aber nicht dieses normale Grinsen, sondern das, das man nur im Gesicht hat, wenn man verliebt ist, verstehst du?"

„Ich denke schon, ja", meinte Tia und kicherte ein wenig.

George grinste.

„Warum kommst du nicht heraus? Ich mache mir ein wenig Sorgen, dass bald ein Mädchen hineinkommen könnte und ich dann hier wäre", schlug George hoffnungsvoll vor.

Es war einen Moment still, bevor Tia die Tür aufschloss und ein wenig verheult aber, wie George fand, noch immer hübsch aus der Kabine kam. Sie wischte sich mit ihrem Ärmel über die Augen und schniefte einmal, bevor sie auflachte: „Ich sehe grauenvoll aus!"

„So ein Unsinn – schön wir immer", winkte George ab und sah gar nicht, wie rot Tia wurde, weil ihr Gesicht vom Weinen schon gerötet gewesen war, „Gehen wir?"

George hielt ihr seinen Arm hin und kichernd nahm Tia an, bevor er sie nach draußen führte. Gerade als sie durch die Tür traten, wollte ein Mädchen hinein und natürlich war es niemand anderer als Ginny, Georges Schwester.

„Ich frage erst gar nicht, was du in der Mädchentoilette gemacht hast", beschloss Ginny verwirrt.

„Willst du mir jetzt etwa auch noch vorschreiben, in welche Toilette ich gehen soll? Unerhört!", künstlich empört wandte George sich ab, während Tia kicherte. Ginny schüttelte nur den Kopf und ging an ihnen vorbei in die Toilette.

George und Tia gingen nebeneinander den Gang entlang, bis George ihre Freundinnen in einem Abteil sah.

Er klopfte höflich, bevor Tia die Tür öffnete.

„Tia!", rief Alicia aus und umarmte sie schnell, „Ich habe dich nirgends gefunden! Ich habe gedacht, du wärst vom Zug gesprungen!"

„Das ist nicht möglich – Fred und ich haben es schon einmal probiert", informierte George sie.

„Danke, dass du sie gefunden hast", Alicia lächelte ihn an, „Vielleicht hast du ja doch nicht so viele Probleme."

„Danke", bemerkte George, und er war sich nicht sicher, ob das eine Beleidigung oder ein Kompliment gewesen war, „Ich werde wohl zurück zu Fred und Lee gehen – ohne mich haben die beiden keinen Spaß. Wir sehen uns beim Festessen?"

„Klar doch, George!", lächelte Tia, „Bis später dann!"

George lächelte noch einmal, bevor er das Abteil verließ und es war ein wenig so, als wäre der ganze Vorfall nie passiert. Nur eine war ein wenig misstrauisch geworden. Leanne hatte die Blicke von George und Tia beobachtet und war ein wenig verwirrt, was sie daraus gelesen hatte, aber vermutlich irrte sie sich, denn niemals konnten die beiden etwas füreinander empfinden.



Tia fror fürchterlich, als sie endlich das Schloss erreichten. Sie war schon immer etwas empfindlich Kälte gegenüber gewesen und der Regen war wie Eis auf ihrer Haut.

Sie setzte sich zusammen mit Leanne und Katie an den Gryffindortisch, während Alicia mit Angelina etwas weiter weg saßen.

„Warte, ich helfe dir", bot Katie an und trocknete und wärmte Tias Kleider mit einem Zauber, was sie dann auch noch bei sich selbst und Leanne machte.

„Danke, schon viel wärmer", Tia lächelte ihre Freundin an.

„Wann kommen endlich die Erstklässler? Ich habe Hunger", jammerte Leanne und ließ ihren Kopf auf den Tisch fallen.

„Dramaqueen", murmelte Katie, „Bestimmt haben sie auch Probleme über den See zu kommen bei diesem Wetter."

„Dann könnten wir ja zuerst essen und sie dann einteilen", schlug Leanne vor.

„Sei nicht so gemein!", tadelte Tia sie, „Bestimmt haben sie sich nicht erwartet, schon am ersten Tag so durchgefroren zu werden."

Das Gespräch wurde beendet, als sie Erstklässler nass und frierend in die Große Halle kamen.

Sie stellten sich vorne auf und Tia erinnerte sich, wie sie selbst vor fünf Jahren dort gestanden war und darauf gewartet hatte, in ein Haus eingeteilt zu werden. Damals hatte sie noch kaum etwas von der Zaubererwelt gewusst. Alles, was sie wusste hatte Katie ihr im Zug beigebracht und dann war sie dort mit allen anderen Erstklässlern gestanden und hatte Angst gehabt. Was war, wenn sie doch keine Hexe war? Doch sie war eine Hexe, auch wenn sie manchmal nicht sonderlich gut zaubern konnte, aber ihr Vater war ein Zauberer.

McGonagall stand mit der Liste schon bereit und alle warteten gespannt auf das Lied des Sprechendes Hutes, das jedes Jahr anders war. Tia gefiel das beinahe am besten bei den Auswahlzeremonien – das Lied des Hutes.

Schließlich öffnete der Hut eine Falte, die wie ein Mund geformt war und begann zu singen:


„Eintausend Jahre und mehr ist's her,

seit mich genäht ein Schneiderer.

Da lebten vier Zaubrer wohl angesehn;

ihre Namen werden nie vergehn.

Von wilder Heide der kühne Gryffindon,

der schöne Ravenclaw den höchsten Fels erkor.

Der gute Hufflepuff aus sanftem Tal,

der schlaue Slytherin aus Sümpfen fahl.

Sie teilten einen Wunsch und Traum,

einen kühnen Platz, ihr glaubt es kaum –

junge Zauberer gut zu erziehn,

das war von Hogwarts der Beginn.

Es waren unserer Gründer vier,

die schufen diese Häuser hier

und jeder schätzte eine andere Tugend

bei der von ihm belehrten Jugend.

Die Mutigsten zog Gryffindor

bei weitem allen andern vor;

für Ravenclaw die Klügsten waren

alleine wert der Lehrerqualen.

Und jedem, der da eifrig lernte,

bescherte Hufflepuff reiche Ernte.

Bei Slytherin der Ehrgeiz nur

stillte den Machttrieb seiner Natur.

Es ist vor langer Zeit gewesen,

da konnten sie noch selbst verlesen,

doch was sollte später dann geschehen,

denn sie würden ja nicht ewig leben.

's war Gryffindor, des Rates gewiss,

der mich sogleich vom Kopfe riss.

Die Gründer sollten mir verleihn

von ihrem Grips 'nen Teil ganz klein.

So kann ich jetzt an ihrer statt,

sagen, wer wohin zu gehen hat.

Nun setzt mich rasch auf eure Schöpfe,

damit ich euch dann vor mir knöpfe.

Falsch gewählt hab ich noch nie,

weil ich in eure Herzen seh.

Nun wollen wir nicht weiter rechten,

ich sag, wohin ihr passt am besten."


Tia klatschte mit allen anderen höflich und Leanne neben ihr seufzte genervt, weil es so lange dauerte, aber die Erstklässler waren schnell ihren Häuser zugeteilt und Dumbledore wollte nur noch wenige Worte sprechen, bevor das Festmahl begann: „Ich habe euch nur zwei Worte zu sagen. Haut rein!"

Die Schüsseln füllten sich mit Essen direkt vor Tias Augen, aber sie klatschte noch höflich für Dumbledore, bevor sie selbst sich einige spanische Gerichte herzog und sich kräftig auf ihren Teller schöpfte. Das erinnerte sie an zu Hause, wo ihre Großmutter immer etwas weniger scharf für Remus gekocht hatte, weil dieser nicht so viel Schärfe vertrug, wie die Fuegos, aber Carla und Tia hatten ihr Essen immer mit Gewürzen nachgewürzt. Einmal hatte Carla vergessen, dass Remus zum Essen bleiben würde – das Ergebnis war witzig für die Fuegos gewesen, nicht aber für Remus.

Aber erst beim Nachtisch blühte Tia so richtig auf, als das alljährliche Wettessen anstand. Es war zu einer kleinen Tradition geworden, dass Leanne und Tia sich bei jedem Festessen eine Schokoladentorten-Wettessen lieferten und obwohl jedes Mal der Sieger Tia war, führten sie diese Tradition fort und schon viele Schüler waren Fans davon geworden.

Remus hatte Tia erzählt, dass er sich früher auch mit Sirius viele Wettessen geliefert hatte. Sirius war der Meinung gewesen, dass ein dürrer Mann wie Remus kaum etwas aß, aber da hatte er sich geirrt, denn als Werwolf konnte er so viel verdrücken, dass es schon beinahe lächerlich war. Das hatte Tia wohl auch noch von ihrem Vater geerbt.

„Auf die Plätze – fertig – los!", rief Katie und sofort schaufelten sich die beiden Mädchen die Torten in den Mund, als gäbe es kein Morgen.

Als Fred und George das bemerkten, stand Fred sofort begeistert auf und feuerte Tia an, aber George tat so, als würde er sie gar nicht sehen. Auch dieses Jahr gab Leanne auf und Tia ging als Siegerin hervor, als ihr Blick schweifte über die Schüler zu George, der sie nicht einmal beachtete, während Fred so begeistert war, wie alle anderen Schüler.

Irgendwie hatte Tia gehofft, dass er wieder der Alte wäre, nach dem kleinen Streit im Zug, aber da hatte sie sich geirrt. Vielleicht war es endgültig aus zwischen ihnen – vielleicht wollte George gar nicht mehr ihr Freund sein. Irgendwie stresste Tia das und sie wurde traurig, lächelte aber, als Katie ihr noch ein Stück Torte anbot, lehnte aber ab. Ihr Appetit war ihr vergangen und sie sah nicht mehr zu George, aber selbst, wenn sie zu ihm geblickt hätte, hätte er ihren Blick nie erwidert.

Eigentlich wollte Tia nur noch in ihr Bett, aber Dumbledore hielt natürlich noch seine alljährliche Ansprache und dieses Jahr schien es wohl mehr zu sagen zu geben, als nur die üblichen Regeln.

„So!", begann Dumbledore und lächelte in die Runde, „Nun, da wir alle gefüttert und gewässert sind, muss ich noch mal um eure Aufmerksamkeit bitten und euch einige Dinge mitteilen. Mr Filch, der Hausmeister hat mich gebeten, euch zu sagen, dass die Liste der verbotenen Gegenstände in den Mauern des Schlosses für dieses Jahr erweitert wurde und nun auch Jaulende Jo-Jos, Fangzähnige Frisbees und Bissige Bumerangs enthält. Die vollständige Liste zählt, soviel ich weiß, etwas vierhundertundsiebenunddreißig Gegenstände auf und kann in Mr Filch Büro eingesehen werden, falls jemand sie zu Rate ziehen will."

„Der einzige Grund, sie durchzulesen ist doch der, dass man die Regeln umgeht und mit anderen gefährlichen Gegenständen spielt", grummelte Leanne.

„Vielleicht sollten wir dann einmal einen Blick darauf werfen", schlug Tia vor und ihre beiden Freundinnen sahen sie erschrocken an.

„Wer bist du und was hast du mit der braven Tia gemacht?", fragte Leanne paranoid und stupste Tia in die Wange.

„Also, eigentlich bin ich nicht überrascht. Eigentlich bin ich überhaupt nicht überrascht", gab Katie zu, „Immerhin sprechen wir hier von Tia. Die hält sich doch immer gerade noch so an die Regeln."

„Wie immer", fuhr Dumbledore fort, „möchte ich euch daran erinnern, dass der Wald auf dem Schlossgelände für Schüler verboten ist, wie auch das Dort Hogsmeade für alle Schüler der ersten und zweiten Klasse. Ich habe zudem die schmerzliche Pflicht, euch mitzuteilen, dass der Quidditch-Wettbewerb zwischen den Häusern dieses Jahr nicht stattfinden wird."

Katie begann sofort sich laut zu beschweren, wie auch einige andere Quidditch-Fanatiker. Für die Mitspieler der Teams war Quidditch häufig einer der wichtigsten Ereignisse in der Schule, und so auch für Katie, während Leanne und Tia nicht spielten, aber auch Tia fand das Schade, denn sie sah Katie gerne beim Trainieren und Spielen zu.

„Der Grund ist eine Veranstaltung, die im Oktober beginnt", verkündete Dumbledore und besänftigte damit einige, aber noch nicht alle, „und den Lehrern das ganze restliche Schuljahr viel Zeit und Kraft abverlangen wird – doch ich bin sicher, ihr werdet alle viel Spaß dabei haben. Mit größtem Vergnügen möchte ich ankündigen, dass dieses Jahr in Hogwarts –"

Doch Dumbledore kam nicht dazu, anzukündigen, was dieses Jahr in Hogwarts stattfinden würde, denn in diesem Moment flogen krachend die Flügeltüren der Großen Halle auf und dort stand ein Mann.

Tia fand, der Mann sah ein wenig beunruhigend aus. Er stützte sich auf einem Stock und humpelte in die Halle. Bei jedem zweiten Schritt ertönte ein dumpfes Klonkund er sah auch sonst ziemlich seltsam aus, denn es fehlte ein großer Teil seiner Nase und ein Auge war komplett mit einem magischen Auge getauscht worden, das in seiner Höhle herumschwirrte und alle zu durchschauen schien.

Doch Dumbledore begrüßte den Mann wie einen Freund, also war Tia nicht mehr ganz so verunsichert. Er setzte sich auf den freien Stuhl, an dem letztes Jahr ihr Vater gesessen hatte, also war er wohl dieses Jahr ihr neuer Lehrer für Verteidigung gegen die Dunklen Künste. Tia wusste nicht genau, ob sie das gut oder schlecht finden sollte, immerhin musste sie dieses Jahr ihre ZAGs schreiben und sie brauchte einen Lehrer, der etwas Geduld mit ihr hatte. Er musste ihr ja keine Privatstunden geben, wie Remus (Tia hoffte, sie musste bei diesem beunruhigenden Mann keine Privatstunden absitzen), aber er sollte schon verstehen, dass Tia eine Niete in seinem Fach war.

Der Gedanke an die ZAGs verunsicherte Tia noch mehr. Sie war noch nicht bereit, so wichtige Tests zu schreiben. Bisher war sie eher mit schlechten Noten gerade so durch die Schule geschlüpft und hatte Prüfungen gerade so bestanden, aber das würde bei den ZAGs nicht mehr funktionieren. Dort würde sie gute Noten brauchen und sie wusste nicht, ob sie diese schaffen würde.

Sirius hatte ihr erzählt, dass Remus ein guter Schüler gewesen war und das hatte Tia überhaupt nicht viel Mut gemacht. Sie wollte ihren Vater nicht enttäuschen – vielleicht noch weniger, als ihre abuelita, aber wie sollte sie es bitte schaffen, mit guten Noten ins nächste Jahr aufzusteigen, wenn sie doch nur gut in Zaubertränke war?

„Ich möchte euch euren neuen Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste vorstellen", verkündete Dumbledore strahlend, „Professor Moody."

Keiner klatschte und keiner rührte sich. Tia wollte schon in die Hände klatschen, aber Katie rettete sie vor der Blamage, dass sie die einzige sein würde, die klatschte und hielte ihre Hände fest. Tia verstand nicht wirklich, warum jeder so auf den neuen Lehrer reagierte, aber vermutlich waren sie noch alle Remus gewohnt, der immer freundlich gewirkt hatte, trotz seiner Narben. Nicht so launisch und furchterregend wie dieser Moody.

Moody schien es zum Glück nicht zu stören, dass er nicht mit Freude begrüßt wurde und trank einen Schluck aus seinem Flachmann, den er selbst mitgenommen hatte.

„Wie ich eben erwähnte", Dumbledore ließ sich von der angespannten Stimmung in der Halle nicht beeindrucken, „werden wir in den kommenden Monaten die Ehre haben, Gastgeber einer sehr spannenden Veranstaltung zu sein, eines Ereignisses, das seit über einem Jahrhundert nicht mehr stattgefunden hat. Mit allergrößtem Vergnügen teile ich euch mit, dass dieses Jahr in Hogwarts das Trimagische Turnier stattfinden wird."

Katie und Leanne sahen sich sofort begeistert an und Fred rief laut: „Sie machen Witze!"

„Ich mache keine Witze, Mr Weasley", stellte Dumbledore klar, „obwohl, da fällt mir ein, im Sommer habe ich einen köstlichen Witz gehört; ein Troll, eine Vettel und ein irischer Kobold gehen zusammen in eine Kneipe –"

Neben Dumbledore räusperte sich McGonagall.

„Ähm – aber vielleicht ein andermal... nein...", sagte Dumbledore, „Wo war ich stehen geblieben? Ah ja, das Trimagische Turnier ..."

Katie und Leanne wussten offensichtlich, wovon Dumbledore sprach, aber Tia hatte keine Ahnung und wieder einmal zeigte sich, dass man niemals in der Zaubererwelt auslernte. Zum Glück erklärte Dumbledore noch alles, sodass es Katie und Leanne nicht später nachholen mussten.

„Nun, einige von euch werden nicht wissen, worum es bei diesem Turnier geht, und ich hoffe, dass die anderen mir verzeihen, wenn ich es kurz erkläre, sie können ja inzwischen weghören. Das Trimagische Turnier fand erstmals vor etwas siebenhundert Jahren statt, als freundschaftlicher Wettstreit zwischen den drei größten europäischen Zaubererschulen – Hogwarts, Beauxbatons und Durmstrang. Jede Schule wählte einen Champion aus, der sie vertrat, und diese drei mussten im Wettbewerb drei magische Aufhaben lösen. Die Schulen wechselten sich alle fünf Jahre als Gastgeber des Turniers ab, und alle fanden, die sei der beste Weg, persönliche Bande zwischen jungen Hexen und Magiern verschiedener Länder zu knüpfen – bis allerdings die Todesrate so stark zunahm, dass das Turnier eingestellt wurde."

„Leute sind da gestorben?", fragte Tia erschrocken.

„Das ist hundert Jahre her", beruhigte Katie sie, „Damals haben sie es noch nicht besser gewusst. Jetzt sind alle klüger und es wird niemand sterben. Immerhin wird Dumbledore sicher dafür sorgen."

„Wir sprechen hier von Dumbledore", erinnerte Leanne sie auch, „Der lässt niemanden sterben."

„Aber Dumbledore ist auch nicht allmächtig und es könnte ja ein Unfall sein", murmelte Tia, aber sie musste Katie und Leanne zustimmen – es waren andere Zeiten und Dumbledore war da. Bestimmt passierte bei diesem Wettstreit nichts.

„Es gab im Laufe der Jahrhunderte mehrere Versuche, das Turnier wieder einzuführen", fuhr Dumbledore fort, „doch keiner davon war sehr erfolgreich. Nun allerdings hat unsere Abteilung für Magische Spiele und Sportarten beschlossen, dass die Zeit reif ist für einen neuen Versuch. Den ganzen Sommer über haben wir uns alle Mühe gegeben, dafür zu sorgen, dass diesmal kein Champion in tödliche Gefahr geraten kann. Die Schulleiter von Beauxbatons und Durmstrang werden mit ihren Kandidaten engerer Wahl im Oktober hier eintreffen und der Ausscheidungskampf für die drei Champions wird an Halloween stattfinden. Ein unparteiischer Richter wird entscheiden, welche Schüler geeignet sind, im Trimagischen Turnier für den Ruhm ihrer Schule anzutreten und das ausgesetzte Preisgeld von tausend Galleonen zu gewinnen."

Die Erwähnung von Preisgeld ließ wieder einige Schüler aufhorchen. Das war nicht wenig Geld, wie Tia zugeben musste, aber trotzdem würde sie niemals bei einem solchen Wettstreit teilnehmen wollen. Nicht nur fand sie, sie war viel zu ungeschickt und untalentiert dafür, sondern auch der Stress und die Angst – das würde ihr viel zu viel werden.

Katie und Leanne hingegen besprachen schon, was sie mit dem Preisgeld machen würden und planten offensichtlich, es wenigstens zu versuchen, Teilnehmer zu werden.

„Zwar weiß ich", Dumbledore erhob wieder seine Stimme, „wie begierig ihr alle darauf seid, den Trimagischen Pokal für Hogwarts zu holen, doch die Leiter der teilnehmenden Schulen haben gemeinsam mit dem Zaubereiministerium beschlossen, in diesem Jahr eine Altersbegrenzung für die Bewerber festzusetzen. Nur Schüler, die volljährig sind – das heißt siebzehn Jahre oder älter –, erhalten die Erlaubnis, sich am Wettbewerb zu beteiligen."

Viele Schüler begannen sich laut zu beschweren und unter ihnen auch Leanne und Katie, die in Tias Nähe die lautesten waren.

Wegen der Lautstärke begann Dumbledore lauter zu sprechen: „Dies ist ein Schritt, den wir für notwendig halten, denn die Turnieraufgaben sind schwierig und trotz aller Vorkehrungen nur unter Gefahr zu lösen, und es ist höchst unwahrscheinlich, dass Schüler unterhalb der sechsten Klassenstufe damit zurechtkommen Ich persönlich werde dafür sorgen, dass kein minderjähriger Schüler unseren unparteiischen Schiedsrichter hinters Licht führt, um Hogwarts-Champion zu werden. Ich bitte euch daher, eure Zeit nicht mit einer Bewerbung zu verschwenden, wenn ihr noch nicht siebzehn seid. Die Abordnungen aus Beauxbatons und Durmstrang werden im Oktober eintreffen und den größten Teil des Jahres bei uns bleiben. ich weiß, dass ihr unsere ausländischen Gäste mit größter Herzlichkeit empfangen und den Hogwarts-Champion mit Leib und Seele unterstützen werdet, sobald er oder sie ausgewählt ist. Und nun ist es spät und ich weiß, wie wichtig es ist, dass ihr alle wach und ausgeruht seid, wenn ihr morgen in die Klassen geht. Schlafenszeit! Husch, husch!"

Tia verließ mit Katie und Leanne schnell die große Halle, aber Fred und George waren hinten geblieben und unterhielten sich noch mit Harry, Ron und Hermine.

„Das können sie nicht machen!", beschwerte sich George laut, „Im April werden wir siebzehn, warum dürfen wir es nicht probieren?"

„Ich trete jedenfalls an, daran werden die mich nicht hindern", schwor Fred verbissen, „Der Champion darf sicher alles Mögliche anstellen, was wir sonst nie tun dürfen. Und tausend Galleonen Preisgeld!"

„Jaah!", schwärmte auch Ron, „Jaah, tausend Galleonen..."

„Kommt jetzt", warnte Hermine, „Sonst sind wir noch die Letzten hier."

Die Gruppe verließ die Große Halle und ging die Treppen hoch zu ihrem Turm.

„Wer ist dieser unparteiische Richter, der über die Champions entscheidet?", fragte sich Harry.

„Keine Ahnung", gab Fred zu, „aber den müssen wir auf jeden Fall austricksen. Ich denke mal, ein paar Tropfen Alterungstrank werden genügen. Am besten, wir fragen Tia danach."

„Tia?", wiederholte George weniger begeistert, „Warum brauen wir ihn nicht selbst?"

„Weil Tia viel besser in Zaubertränke ist, als wir", erinnerte Fred seinen Zwilling, der nicht ganz durchschaut hatte, warum George Tia auf einmal nicht mehr mochte.


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