52. Kapitel
Am 1. September wie in jedem Jahr freute Tia sich schon wieder auf Hogwarts. Obwohl der Sommer ziemlich aufregend gewesen war, sehnte sie sich wieder nach dem Schloss, ihren Freundinnen Katie und Leanne, die sie über die Ferien nicht gesehen hatte, da beide auf Reisen gewesen waren und vielleicht freute sie sich auf ein wenig auf Zaubertränke.
Remus selbst hatte versprochen, sie zu verabschieden, aber nachdem er selbst seit einige Wochen wieder in seine eigene Wohnung gezogen war, wollten sie sich beim Bahnhof treffen und wie jedes Jahr bereitete Tia sich allein mit Carla auf ein weiteres Jahr in Hogwarts vor.
Außerdem schien Carla etwas zu wissen, von dem Tia aber keine Ahnung hatte und egal, wie oft sie sie fragte, sie bekam einfach kein Wort aus ihrer abuelitaheraus. Es musste irgendetwas mit der Schule zu tun haben und außerdem würde es wohl über Weihnachten stattfinden, denn Carla hatte angedeutet, dass Tia wohl über die Ferien nicht nach Hause kommen würde, aber McGonagall bestimmt es irgendwie einfädeln würde können, sodass sie sich trotzdem sehen konnten.
Dazu kamen noch die ZAGs, die sie dieses Jahr schreiben würde und Tia freute sich überhaupt nicht darauf. Während sie die letzten paar Jahre immer gerade so durch die meisten Fächer geflutscht war, würde es bei den ZAGs wohl anders aussehen, denn viele Professoren erwarteten sich eine gewisse Note, um den Kurs weiter besuchen zu können.
Remus hatte ihr versichert, dass es ihr bestimmt gut in den Prüfungen gehen würde, aber Tia war sich da nicht so sicher und fühlte sich nur noch unsicherer, weil sie das Gefühl hatte, auch noch Remus' Erwartungen entsprechen zu müssen.
Als Tia zusammen mit Carla durch die Absperrung am Bahnhof zum Bahnsteig 9¾ rannte, erblickte sie Remus schnell oder besser gesagt, sie erschnüffelte ihn. Ihr war aufgefallen, dass Remus einen ganz eigenen Geruch hatte, den sie sich schnell eingeprägt hatte und in der Menge aus Zauberern stach sein Geruch sofort heraus.
Kurz darauf erblickte sie ihn auch noch. Er versuchte ein wenig abseits zu stehen, aber es gelang ihm nicht wirklich gut, denn immer wieder sahen Schüler aus Hogwarts ihn verwundert an, wenn sie ihn erkannten und sich wohl fragten, was er hier zu suchen hatte.
„Remus!", rief Tia, die Blicke der anderes ignorierend und winkte ihm. Remus horchte auf und sah sich um, bevor er sie erblickte und sie anlächelte. Beide drängten sich durch die Menge, bis sie sich in der Mitte trafen.
„Alles bereit? Bereit für ein neues Jahr in Hogwarts?", fragte Remus sie, aber Tia konnte nicht allzu begeistert sein.
„Ich freue mich auf Zaubertränke, auf Katie und Leanne, aber bestimmt nicht auf alle anderen Stunden."
„Bestimmt wird es dir gutgehen", winkte Remus ab und strich ihr übers Haar.
„Schön, dass du es geschafft hast", auch Carla hatte sich zu ihnen gesellt.
„Ja, es freut mich wirklich, dass du hier bist", meinte Tia ernsthaft.
„Ich verpasse es doch nicht, auf Wiedersehen zu sagen", bemerkte Remus künstlich empört.
„Professor Lupin?", ein weiterer Hogwartsschüler hatte Remus erblickt und war stehengeblieben, aber dieses Mal war es nicht irgendein Schüler, sondern Harry Potter, der zusammen mit seinen Freunden Hermine und Ron zum Zug gehen wollte.
„Hallo, Harry", begrüßte Remus ihn.
„Was machen Sie denn hier? Sie unterrichten dieses Jahr aber nicht mehr, oder?", fragte Harry ein wenig hoffnungsvoll.
„Leider nein, Harry, aber ich habe gehört, euer neuer Lehrer ist auch sehr interessant", deutete Remus an.
„Was machen Sie dann hier?", wollte Harry wissen.
„Oh, ich...", stammelte Remus und blickte zu Tia, dann wieder zu Harry und Tia bemerkte, dass es ihm entweder peinlich war, oder er wollte er nur nicht laut aussprechen.
„Das ist ein wenig kompliziert, Harry", meinte Remus schließlich, „Ich bin sozusagen... Tias Vater?"
„Vater?", wiederholte Harry ungläubig und sah zwischen Remus und Tia hin und her.
„So hat Tatze auch reagiert", murmelte Remus leise und nur Tia hörte es, sodass nur sie grinsen musste.
„Ich sollte wohl zum Zug gehen", meinte sie.
„Aber nicht, ohne dich zu verabschieden!", verlangte Carla und nachdem Tia ihre abuelitaund Remus umarmt hatte, brachte sie ihr Gepäck zum Zug und stieg selbst ein.
„Da ist sie!" Tia hörte Katie, bevor sie sie sah. Katie drängte sich zusammen mit Leanne vor einem Abteil stand und ihr winkte.
Lächelnd wollte Tia sofort zu ihren beiden Freundinnen gehen, aber plötzlich kamen aus einem anderen Abteil direkt vor ihr Fred und George.
Tias und Georges Blicke trafen sich, aber George lächelte ihr nicht einmal zu, sondern wandte seinen Blick schnell wieder ab und ignorierte sie schon beinahe. Wortlos gingen die Zwillinge an ihr vorbei und wenigstens schenkte Fred ihr ein Lächeln, aber George drängte sich ziemlich unvorsichtig an ihr vorbei und verschwand.
Tia sah ihnen verwirrt hinterher und fragte sich, ob sie vielleicht etwas falsch gemacht hatte, aber ihr fiel nicht ein, was. Vielleicht freute es George nicht, dass sie über die Ferien keine Briefe ausgetauscht hatten, aber wie sollte Tia denn bitte Briefe senden, wenn sie keine Eule besaß?
Tia wollte den Vorfall vergessen und zwang sich zu lächeln, aber als sie bei Katie und Leanne ankam, ließen sie ihren Gedanken noch immer nicht los.
„Was ist denn mit denen los?", fragte Leanne ein wenig schroff, die wohl ebenfalls den Vorfall beobachtet hatte.
„Ich weiß auch nicht", Tia klang ernsthaft verzweifelt und irgendwie fühlte sie sich gar nicht gut dabei mit dem Wissen, dass George sie nicht mehr leiden konnte.
„Vielleicht haben sie ihre Blicke nur abwenden müssen, weil du über die Ferien sogar noch hübscher geworden bist", schwärmte Katie, „Langsam sieht man dir an, dass du eine Veela bist."
„Hör auf", Tia wurde knallrot und schaute auf ihre Schuhe.
„Wollen wir noch weiter hier im Gang stehen oder haben ich dieses Abteil umsonst besetzt?", fragte Leanne und die drei Mädchen setzten sich hinein.
Tia bekam einen Fensterplatz, aber noch immer war sie mit ihren Gedanken bei George, der sie so unhöflich behandelt hatte. Vielleicht hätte es ihr egal sein sollen, aber irgendwie wollte sie, dass George ihr Freund war, also wollte sie unbedingt die Sache richtigstellen.
Nach einer halben Stunde Fahrt ging die Abteiltür auf und Alicia stand dort zusammen mit Angelina, die ihre beste Freundin eher belustigt ansah.
„Tia!", rief sie glücklich und ließ sich sofort auf den Platz neben ihr nieder, während Angelina neben Katie Platz fand, „Ich wollte nur schnell „Hallo" sagen."
„Hallo, Ali", begrüßte Tia sie, aber weniger begeistert und das Lächeln verschwand aus Alicias Gesicht.
„Was ist los?", fragte Alicia verwirrt.
„Es tut mir leid, Ali, du hast überhaupt nichts falsch gemacht!", versicherte Tia ihr schnell, „Ich bin nur..."
„George hat sich wie der letzte Idiot benommen", erklärte Katie geradeheraus und Alicia runzelte verwirrt die Stirn.
„Was?", fragte sie, „George Weasley? Der kann sich wie ein Idiot benehmen?"
„Es hat mich auch gewundert", wisperte Leanne, als wäre George selbst im Abteil, aber sie waren allein, „Aber du hättest ihn sehen sollen. Sein Blick war tödlich und dann ist er auch noch an Tia vorbeigegangen, als wäre er ein Slytherin und sie –"
„Vielleicht hat er herausgefunden, dass mein Vater ein Werwolf ist", befürchtete Tia. Sie hatte nichts dagegen, dass Remus ein Werwolf war und sie konnte sich keine Lebenssituation vorstellen, in der es ihr irgendetwas ausgemacht hätte. Sollten Leute sie deswegen verurteilen, dann war es die Schuld dieser Leute und nicht die ihres Vaters. Deswegen hatte sie auch nicht gezögert und ihren Freundinnen in ihren Briefen darüber erzählt, dass sie ihren Vater kennengelernt hatte, aber nachdem George ihr keinen einzigen Brief gesendet hatte, hatte Tia nicht die Chance gehabt, es auch ihm zu sagen.
Wenn George es vielleicht doch irgendwo erfahren hatte, dass Remus ihr Vater war, dann war es möglich, dass er schon immer einen Hass gegen Werwölfe gehegt hatte und diesen nun an Tia ausließ.
„Nein, die Weasleys ticken nicht so", widersprach Angelina schnell, „Sein Vater liebt Muggel, sie sind als Blutsverräter bekannt und ich bezweifle, dass George dich auch nur annähernd wegen deiner Herkunft nicht mögen könnte."
„Aber ich habe sonst keine Erklärungen dafür", plötzlich sammelten sich Tränen in Tias Augen und sie sah schnell wieder auf ihre Schuhe, bevor es jemand bemerken konnte, aber Leanne hatte es trotzdem gesehen.
„Oh, Tia, ich bin mir sicher, er hat einmal nur einen miesen Tag", wollte sie ihre Freundin trösten, aber Tia sprang auf und verließ stürmisch das Abteil.
„Ich habe sie noch nie so aufgewühlt gesehen", gestand Katie und warf den anderen Mädchen im Abteil besorgte Blicke zu.
„Wenn ihr mich entschuldigt", Alicia stand ebenfalls auf, ihr Blick war finster und beinahe schon beängstigend, „Ich werde jetzt erst einmal eine gute Freundin sein und mir Weasley vorknöpfen."
„Willst du das allein erledigen oder hast du etwas gegen Begleitung?", fragte Katie und stand ebenfalls auf.
„Weasley wird gar nicht erst wissen, war über ihn kommt, wenn wir erst einmal zur Rede stellen", beschloss Angelina, „Gegen uns vier hat er keine Chance.
„Ich bin dabei", bestimmte Leanne, „Gehen wir."
Die vier Mädchen stampften durch den Zug und jeder, der ihnen entgegenkam wich ihnen schon beinahe verängstigt aus und sah ihnen verwirrt hinterher, aber wie ein Tsunami bahnten sie sich ihren Weg voran, bis sie Fred und George zusammen mit Lee Jordan in einem Abteil sahen.
Ohne zu klopfen riss Alicia die Tür auf und stand wie eine Schicksalsgöttin drohend über George.
„Alicia! Angelina! Leute!", begrüßte Lee die Mädchen ahnungslos, „Was führt euch hierher?"
„Weasley", zischte Alicia, „Ich erwarte eine Erklärung!"
„Ich bin mir nicht sicher, was du erwartest", George sah nervös zu seinem Zwilling, „Ihr seht wirklich gruselig aus, wisst ihr das?"
„Das war unser Plan", meinte Leanne, „Wir schüchtern dich gerade ein."
„Ziel erreicht", gestand George.
„Aber vermutlich wären wir auch eingeschüchtert, wenn wir wüssten, warum George eingeschüchtert werden soll", zeigte Fred auf.
„Was ist eigentlich dein Problem?", Alicia zeigte auf George, der ein wenig auf seinem Sitz von ihr wegrückte.
„Ich bin mir nicht sicher – ich habe eine Menge Probleme", meinte George, den jämmerlichen Versuch, einen Witz zu machen.
„Stell dich nicht dümmer, als du bist, Weasley!", zischte Katie, „Eigentlich habe ich gedacht, du magst Tia, aber ich habe mich wohl geirrt. Wegen dir weint sie."
„Was?", George wusste nicht, ob er sie richtig verstanden hatte.
„Ja, genau, Weasley", meinte Angelina und sie sah nicht so wütend aus, wie ihre Begleiterinnen, sondern eher enttäuscht und das fand George noch viel beunruhigender, „Wegen dir weint Tia. Ich hoffe, du bist stolz auf dich."
„Das wollte ich nicht, ich –", stammelte George, aber eigentlich wusste er selbst nicht, was er eigentlich gewollt hatte. Tia zu sehen schmerzte einfach. Er konnte es kaum noch widerlegen, er empfand etwas für Tia und seit sie mit Alicia zusammen war, war jeder Gedanke an sie irgendwie schmerzvoll wie ein Stich in seinem Herzen. Sie wurde jedes Jahr hübscher und als er sie nach den Ferien das erste Mal gesehen hatte, meinte er, sein Herz würde stehenbleiben. Bei der Quidditch-Weltmeisterschaft hatte er echte Veela gesehen, aber er hatte gefunden, dass sie kaum hübscher waren, als Tia, die nur zu einem Achtel eine Veela war und damit eigentlich weitaus mehr Muggelblut in ihren Adern fließen hatte, als das einer Veela. Und doch war es für George unvorstellbar, wie nicht jedem sofort klar gewesen war, dass Tia eine Veela war. Aber je älter Tia wurde, desto mehr ähnelte sie wohl ihrer Ur-Großmutter, einer Veela und das bemerkte nicht nur George.
Als er sie aber nach den Ferien gesehen hatte, musste er wieder daran denken, dass er eigentlich keine Chance bei ihr hatte – sie war mit Alicia zusammen und die beiden wirkten so wirklich verliebt.
Und doch wollte George nicht, dass Tia weinte und es ließ ihn nur noch schlechter fühlen.
„Vielleicht solltest du dich dann entschuldigen", schlug Alicia schon beinahe gehässig vor, „Und das nächste Mal nachdenken, bevor du dich wie ein Idiot benimmst."
Die vier Mädchen verließen das Abteil und es wurde still.
„Das ist wirklich gruselig gewesen – erinnere mich, niemals einer von ihnen jemals wieder einen Streich zu spielen", scherzte Fred.
„Ich suche Tia", George stand auf und verließ das Abteil.
„Da geht er dahin, unser Romeo", seufzte Lee, „Wie geht es eigentlich Agnes Tripe?"
„Halt die Klappe, Lee."
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