46. Kapitel

Tias und Alicias Beziehung begann damit, dass sie zusammen mit Katie in der Bibliothek oder im Gemeinschaftsraum saßen und lernten, aber es störte Tia nicht wirklich, sie war nur glücklich, Zeit mit Alicia zu verbringen und sie hoffte, dass auch Alicia nicht gerne auch etwas anderes machen würde.

„Es tut mir wirklich leid, Ali, aber ich muss diesen Zauber noch beherrschen, bevor ich ins Bett gehe und ich sollte mir noch einmal Geschichte durchlesen", stresste Tia aufgeregt und rannte im Gemeinschaftsraum panisch herum, während Alicia entspannt auf einem Sessel saß und selbst in einem Buch für ihre ZAG lernte.

„Ich habe es dir schon hundert Mal gesagt, Tia, es macht mir nichts aus", winkte Alicia ab, „Ich bin froh, wenn du dich sicher bei deinen Prüfungen fühlst und wenn du dann auch noch gute Noten schreibst – umso besser!"

Die meiste Zeit war es Alicia, die Tia beim Lernen half, wenn sie etwas nicht verstand, aber Tia war stolz darauf zu sagen, dass sie sogar Alicia beim Zaubertränke büffeln helfen konnte, obwohl diese eine Klasse über ihr war.

Schon am ersten Tag hatten sie Zauberkunst und Wahrsagen als Prüfungen eingetragen und während Wahrsagen für Tia eher ein Fach war, in dem sie so kreativ wie möglich sein konnte, war Zauberkunst ein Albtraum und am Morgen mussten Katie, Leanne und Alicia sie zusammen zum Prüfungsraum schleppen.

„Ich werde versagen! Ich werde durchfallen! Ist schon einmal jemand in einer Prüfung durchgefallen? Ich werde doch nicht etwa die erste sein, oder? Was ist, wenn ich mich an nichts mehr erinnern kann? Was ist, wenn –"

Alicia unterbrach sie, indem sie ihr schnell einen Kuss auf den Mund drückte und Tia verstummte überrascht.

„Viel besser", lächelte Alicia und legte ihre Hände auf ihre Schultern, „Atme tief ein – und wieder aus."

Tia tat, wie geheißen und beruhigte sich ein wenig, aber egal, ob sie es zugeben wollte oder nicht, Alicias Lächeln beruhigte sie mehr, als ihre Atemübungen.

„Und jetzt sprich mir nach", verlangte Alicia streng, „Ich bin intelligent und werde diese Prüfung spielend schaffen."

„Aber ich lüge doch so ungern", jammerte Tia.

Alicia seufzte. „ich bin intelligent und werde diese Prüfung spielend schaffen."

„Ich bin intelligent und werde diese Prüfung spielend schaffen", wiederholte Tia.

„Sehr gut", Alicia gab ihr noch einen Kuss auf die Wange, „Ich muss jetzt selbst los, aber ich bin mir sicher, du schaffst das!"

Und Tia schaffte es. Vielleicht nicht vollkommen perfekt, aber sie kam durch, die Flitwick ihr versicherte und das reichte ihr.

Wahrsagen nach dem Mittagessen war einfach, da Tia Trelawney einfach nur sehr unpräzise Vorhersagen aufzählte, die sie vor der Prüfung auswendig gelernt hatte und Trelawney schien zufrieden.

Am nächsten Tag konnte Tia ein wenig entspannen, weil für sie Zaubertränke ein Kinderspiel war und Pflege magischer Geschöpfe war besonders mit Hagrid eher ein einfaches Fach.

Und tatsächlich löste sich ihre Anspannung vor den kommenden Prüfungen um einiges, als sie sah, dass sie in mindestens zwei von ihnen gut abgeschnitten hatte.

Die Prüfung bei Professor Lupin war ganz anders, als bisher bei anderen Lehrern und er wollte sehr viel Eigeninitiative von ihnen sehen, anstatt nur hirnloses Auswendiglernen und Tia konnte das nicht allzu schlecht. Sie vermasselte zwar einen Zauber, aber sie kam trotzdem durch.

Und dann war es vorbei und Tia konnte wieder aufatmen.

Von dem Chaos, das diese Nacht in Hogwarts stattfand, bekam Tia nichts mit. Sie hörte nichts von Sirius Black, wusste nicht, dass Harry, Hermine und Ron erfahren hatten, dass Sirius Black unschuldig war, sie hörte nicht, wie Harry und Hermine zurück in die Zeit reisten, ...

Was aber die ganze Schule hörte, war, dass Remus Lupin ein Werwolf war.

Es kam für Tia nicht wirklich als Überraschung, immerhin hatte sie es eigentlich schon das ganze Jahr über gewusst.

„Ich gehe noch einen Sprung zu Professor Lupin", meinte sie, als ihre Freundinnen hinunter zum See gehen wollten.

„Lupin?", fragte Alicia verwirrt, „Wa- warum?"

„Warum nicht?", fragte Tia unschuldig, „Er hat mir das ganze Jahr über geholfen – ich will mich noch bedanken, bevor wir nach Hause fahren."

„Aber... aber", stammelte Alicia, „Soll ich dich begleiten?"

„Mach dich nicht lächerlich, Ali", kicherte Tia und küsste Alicias Wange, sodass das Mädchen knallrot wurde, „Ich bin schon groß – ich kann wohl allein mit einem Professor reden!"

„Aber –", wollte Alicia noch einwenden, aber Tia war schon weggesprungen, mit ihrem üblichen Sprung im Gang.

Eigentlich genoss Tia die Ruhe für diesen einen Moment. Seit sie mit Alicia zusammen war, war sie eigentlich nie mehr allein und natürlich mochte sie Alicia, aber sie mochte auch hin und wieder die Ruhe und Stille, die sie genießen konnte, wenn sie allein die Gänge von Hogwarts durchschritt.

Sie hatte die Nacht nichts geschlafen, aber Alicia hatte beschlossen, mit ihr wach zu bleiben und hatte Georges Stelle übernommen, der eigentlich seit dem Spiel nicht mehr mit ihr gesprochen hatte, aber Tia wusste wieder einmal nicht, warum, aber vermutlich war es wieder wegen Fred.

Bei Lupins Büro angekommen sah sie, dass seine Tür offenstand, aber sie klopfte trotzdem und sah, dass Lupin gerade dabei war, seine Koffer zu packen.

„Oh, Sie packen aber schon ziemlich früh", bemerkte Tia, „Das Abschlussfest ist doch erst in ein paar Tagen!"

Lupin war über einen Koffer gebeugt gewesen und sah auf, als er sie hörte.

„Hallo Tara, „begrüßte er sie, „Was machst du denn hier?"

„Ich bin mir nicht sicher", gab Tia zu, „Ich wollte mich eigentlich bedanken, dass sie mir Nachhilfe gegeben haben... Warum packen Sie denn jetzt schon? Fahren Sie früher?"

„Nein", Lupin räusperte sich und vermied Augenkontakt, „ich habe eigentlich gekündigt."

„Wie schade", bemerkte Tia enttäusch, „Sie sind ein guter Professor gewesen."

Lupin runzelte die Stirn. „Tara, hast du noch nicht gehört, dass ich –"

„Dass sie ein Werwolf sind?", fragte Tia unschuldig, „Das hat man mir nicht wirklich sagen müssen, das habe ich eigentlich schon lange gewusst."

Lupin nickte und verstummte.

„Wissen Sie, nur, weil ich hin und wieder dumm wirke, heißt das noch lange nicht, dass ich wirklich dumm bin", bemerkte Tia leicht beleidigt und das hieß etwas, denn sie fühlte sich eher selten beleidigt oder persönlich angegriffen, „Und Sie können mir nicht erklären, dass man mir nicht hunderte Hinweise geradezu vor die Füße geworfen hat. Manchmal ist es nur besser, wenn Leute sich um ihre eigenen Probleme kümmern. Sie haben mir nie etwas getan, Sie haben mir geholfen, also habe ich keinen Grund gehabt, Sie nicht zu mögen, oder? Und nur, weil Sie ein Werwolf sind, bedeutet das noch lange nicht, dass Sie zu Vollmond immer zu einem hirnlosen Monster mutieren. Ich weiß, wovon ich spreche, ich habe Professor Snape geholfen, den Wolfsbanntrank zu brauen!"

„Natürlich, das habe ich mir schon gedacht", bestätigte Lupin ein wenig beschämt.

„Haben Sie nicht, sonst hätten Sie davon nicht so reagiert", schimpfte Tia und Remus fühlte sich erstaunlicher Weise wieder wie ein kleiner Junge, der von seiner Mutter ausgeschimpft wurde, obwohl es eigentlich genau umgekehrt sein sollte, „Ich bin weder blind, noch taub, noch komplett hirnamputiert, also gibt es keine Gründe, mich beschützen zu müssen, mich anlügen zu müssen oder sonst irgendetwas vorzuspielen, denn insgeheim weiß ich sowieso schon alles."

Tia verschränkte die Arme vor der Brust und legte eine Tafel teurer Schokolade auf Lupins Schreibtisch, „Vielen Dank noch einmal für die Nachhilfe und auf Wiedersehen!"

Mit diesen Worten stampfte sie aus Lupins Büro und ließ ihn sprachlos zurück.

„Sie ist dir wirklich ähnlich", bemerkte plötzlich ein Mann, Dumbledore trat hinter der Bürotür hervor und er schien das ganze Gespräch belauscht zu haben, wenn auch eher unabsichtlich.

„Professor Dumbledore", begrüßte Lupin ihn mit einem Nicken, aber seine Gedanken waren noch immer bei Tia, „Ich... ich habe einmal etwas Ähnliches gesagt. Und sie scheint doch nicht immer freundlich zu sein, obwohl sie mich selbst freundlich beleidigt hat."

„Da kenne ich noch jemanden, der das gerne tut", schmunzelte Dumbledore und Lupin musste ihm Recht geben. Er kannte auch jemanden – und zwar sich selbst...

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