45. Kapitel
Über die Osterferien begann Katie wieder mit Tia zu lernen, aber dieses Jahr half nicht nur Katie, sondern auch Professor Lupin hatte beschlossen, nachdem sie endlich alle Stunden vom letzten Jahr nachgeholt hatte, so viel wie möglich mit ihr zu wiederholen.
Dabei ging zwar jedes Mal ein großer Teil seiner freien Tage drauf, aber ihn schien das nicht zu stören und Tia hatte nichts gegen ein wenig mehr Hilfe.
Fred und George waren die meiste Zeit ebenfalls mit Lernen oder mit Quidditch beschäftigt. Sie würden dieses Jahr ihre ZAGs schreiben und zu Tias Verwunderung lernten sogar sie dafür, ganz zu schweigen davon, dass das nächste Spiel gegen Slytherin entscheiden würde, ob Gryffindor den Pokal endlich auch einmal gewinnen würde, oder nicht.
Das Spiel, von dem jeder ihrer Freunde nur noch sprechen konnte, aber im Gegensatz zu allen anderen war Tia eher weniger begeistert in Quidditch und konzentrierte sich lieber auf ihre Noten.
Am Tag des großen Spiels war Katie noch vor Tia wach und angezogen, während Tia ihr kurz darauffolgte, nachdem sie auch noch Leanne geweckt hatte.
Die ganze Schule war auf dem Weg hinunter zum Spielfeld und als Tia sich neben Leanne auf zwei gute Plätze niederließ, waren die Sitze um sie herum schon bald von anderen Schülern besetzt.
Viele hatten Banner und Schilder mitgebracht, um Gryffindor anzufeuern, während die Slytherins darüber gar nicht erfreut waren.
„Und hier kommen die Gryffindors!", verkündete Lee Jordan laut, „Potter, Bell, Johnson, Spinnet, Weasley, Weasley und Wood. Weithin anerkannt als das beste Team, das Hogwarts seit einigen Jahren hervorgebracht hat –"
Slytherin buhte, während Leanne und Tia laut jubelten.
„Los geht's, Katie!", schrie Leanne, „Zeig es ihnen!"
„Ihr schafft das schon!", kreischte Tia fröhlich und winkte den Spielern zu.
„Und hier ist das Team der Slytherins, geführt von Kapitän Flint", rief Jordan, „Er hat einige Änderungen in der Aufstellung vorgenommen und scheint jetzt weniger auf Können als auf Kraft zu setzen –"
Wieder schien Slytherin nicht begeistert über seinen Kommentar zu sein, aber tatsächlich waren die meisten Spieler eher groß und bullig. Ihr Sucher war der Kleinste unter ihnen.
Wood und Flint begrüßten sich und die Spieler stiegen auf ihre Besen. Ein Pfiff ertönte und sofort waren die Spieler in der Luft und das Spiel begann.
„Und jetzt ist Gryffindor im Ballbesitz, Alicia Spinnet mit dem Quaffel, sie fliegt direkt auf die Torstangen der Slytherins zu, sieht gut aus, Alicia! Aaarh, nein – Quaffel abgefangen von Warrington, Warrington von den Slytherins rast jetzt in die Gegenrichtung – autsch! – George Weasley hat das schön mit dem Klatscher gearbeitet, –"
„Gut gemacht, George! Mach ihn fertig!", rief Tia.
„Ich will Blut sehen, Weasley!", kreischte Leanne und nicht nur Tia, sondern einige andere Zuschauer in ihrer Umgebung schauten das Mädchen verstört an.
„Warrington lässt den Quaffel fallen, er wird gefangen von – Johnson, Gryffindor wieder in Ballbesitz, komm schon, Angelina – hübscher Schlenker um Montague – duck dich, Angelina, da kommt ein Klatscher! – Sie macht das Tor! Zehn zu null für Gryffindor!"
Angelina stieß mit der Faust in die Luft und Tia und Leanne umarmten sich vor Freude und kreischten so laut, dass es in Tias Ohren piepste, sondern auch andere sich die Ohren zuhalten mussten.
Plötzlich aber stieß Marcus Flint gegen sie und stieß sie beinahe vom Besen.
„Foul! Bringt ihn vom Platz! Wo sind die Klatscher, wenn man sie braucht?", schrie Leanne aufgebracht.
Als hätte Fred sie gehört, flog er zu Flint und schlug mit seinem Schläger auf seinen Hinterkopf, sodass sein Kopf auf seinen Besenstiel krachte. Während die Slytherins aufjohlten vor Empörung, lachten und jubelten die anderen drei Häuser.
„Geschieht ihm recht", bemerkte Leanne zufrieden und setzte sich wieder, aber dann sprach Hooch für beide Mannschaften Freistöße aus.
Alicia würde ihn für Gryffindor werfen.
„Du kannst das, Alicia!", schrie Tia laut, während alle anderen leise wurden und vor Spannung die Luft anhielten.
„Alicia, du machst es!", schrie auch Lee Jordan laut, „Ja! Sie hat den Torhüter geschlagen! Zwanzig zu null für Gryffindor!"
„Jaa!", jubelte Tia laut und sprang aufgeregt auf und ab.
Als Flint an der Reihe war, den Freistoß zu werfen, sah Wood so aus, als wäre es bereit zu sterben, um diesen Quaffel zu fangen und Tia machte sich Sorgen, dass er sich sogar vom Besen stürzen würde, um ihn zu fangen, aber das war gar nicht nötig, denn Flint schoss, aber Wood wehrte ihn ab und das Spiel ging weiter.
„Gryffindor wieder im Ballbesitz, nein, Slytherin – nein! – wieder Gryffindor und diesmal mit Katie Bell, Katie Bell für Gryffindor mit dem Quaffel, sie rauscht das Spielfeld hoch –"
„Los geht's Katie!", schrie Tia.
„Enttäusch mich nicht, Bell!", drohte Leanne laut.
„– das war Absicht!"
Ein Jäger aus Slytherin war vor Katie geflogen und hatte sie grob am Kopf gepackt. Nachdem Katie einige Saltos drehte, blieb sie doch im Besen, aber sie ließ den Quaffel fallen. Ihre dunklen, sonst auch immer wilden Haare sahen noch wilder und zerzauster aus, als sonst und ein mörderischer Blick war in ihrem Gesicht.
Zum Glück sah Hooch das Foul ebenfalls und Katie durfte einen Freistoß werfen.
Tia und Leanne hielten Händchen, während sie luftanhaltend darauf warteten, dass Katie den Ball warf.
Sie warf und traf und die beiden Mädchen sprangen als erstes jubelnd auf, bevor sie in der Menge der Gryffindors untergingen.
„Dreißig zu null für Gryffindor", verkündete Lee laut, „Was sagt ihr jetzt, ihr dreckigen, falsch spielenden –"
„Jordan, wenn Sie das Spiel nicht unparteiisch kommentieren können, dann –", drohte McGonagall ihm streng.
„Ich sag nur die Wahrheit, Professor!", beschwerte Jordan sich.
Plötzlich schoss Harry herab und Tia befürchtete, dass er den Schnatz gesehen hatte. Gryffindor führte erst mit dreißig Punkten, also war es noch zu wenig, um den Pokal zu gewinnen. Vielleicht hatte er es vergessen.
Der Sucher der Slytherins folgte ihm sofort und so auch die Treiber, die ihn sofort mit Klatschern abfeuern versuchten.
Die beiden Treiber kamen jetzt sogar auf Harry selbst mit erhobenen Schlägern zu und Tia befürchtete schon das Schlimmste, aber im letzten Moment zog Harry seinen Besen hoch und die beiden Treiber stießen gegeneinander.
„Karma, Bitches!", schrie Leanne laut und viele stimmten ihr zu.
„Hahaaa!", lachte auch der „unparteiische" Lee Jordan laut, „so ein Pech, Jungs! Da müsst ihr früher aufstehen, wenn ihr einen Feuerblitz schlagen wollt! Und wieder Gryffindor mit Johnson in Quaffelbesitz – Flint neben ihr – stich ihm ins Auge, Angelina! – wie nur's Scherz, Professor, war nur'n Scherz – o nein – Flint ist jetzt dran, Flint rast auf die Torstangen der Gryffindors zu – komm schon, Wood, halt –"
Wood hielt ihn nicht und ein Raunen der Enttäuschung ging durch die Zuschauer, während die Slytherins jubelten.
Lee fluchte so laut, dass man hörte, wie McGonagall versuchte, ihm das Mikrofon wegzunehmen.
„Tut mir leid, Professor, Entschuldigung! Wird nicht wieder vorkommen! Also, Gryffindor in Führung, dreißig zu zehn, und Gryffindor in Ballbesitz –"
Alicia hatte den Quaffel und flog damit übers Feld, aber ein Treiber kam zu ihr geflogen und schlug ihr mit seinem Schläger ins Gesicht, sodass sie den Quaffel fallenließ, aber zum Glück war George schon bereit und rächte sie, indem er seinen Ellenbogen so stark in die Seite des gegnerischen Treibers stieß, dass Tia meinte, seine Kochen knacken zu hören.
Beide Seiten bekamen Strafstöße, aber nur Alicia brachte ihn in den Ring, während Wood es wieder schaffte, ihn abzuwehren.
Katie schnappte sich den Quaffel, schoss ihn zu Angelina, die ihn wieder an Katie zurückgab, die war jetzt direkt vor den Toren von Slytherin, sie warf und – fünfzig zu zehn für Gryffindor! Tia lächelte, als sie sah, wie beide Fred und George um Katie herumflogen, damit sich die Slytherins nicht an ihr rächen konnten, aber die Treiber von Slytherin hatten etwas anderes vor und nahmen Wood ins Visier. Zwei Klatscher trafen ihn und er fiel beinahe vom Besen, konnte sich aber gerade noch so halten, aber Hooch sah es als Foul und es gab schon wieder einen Strafstoß für Gryffindor, den Angelina wunderschön in einen Ring versenkte.
Nur Sekunden später fiel das nächste Tor für Gryffindor, als Alicia wieder den Quaffel in einen der Ringe brachte und es stand siebzig zu zehn für Gryffindor. Jetzt konnte Harry langsam den Schatz fangen, damit dieses gewalttätige, nervenzerreißende Spiel endlich zu Ende war, wie Tia fand.
Und da – Harry schoss nach vorne, aber nicht lange, denn anstatt selbst hinter dem Schnatz herzufliegen, packte der Sucher der Slytherins ihn am Besenende und hielt ihn so zurück.
Es gab schon wieder einen Strafstoß, aber der Schnatz war weg und Lee fluchte wieder, dass man meinen könnte, McGonagall würde wieder einschreiten, aber stattdessen sah man sie genauso toben.
Leider traf Alicia nicht und wenig später traf auch noch Slytherin.
Tia beobachtete, wie Harry den anderen Sucher daran hinderte, effektiv nach dem Schnatz zu suchen, indem sie so dicht nebeneinander flogen, dass keiner von ihnen sich auf etwas anderes konzentrieren konnte, aber Harry musste noch warten, bis Gryffindor noch einen Punkt schoss.
„Angelina Johnson holt den Quaffel für Gryffindor, mach schon, Angelina, mach schon!"
Und Angelina flog, aber das taten auch die Slytherins und zwar alle auf Angelina zu, um sie abzublocken. Es sah so aus, als hätte sie keine Chance, aber da beschloss auch Harry, seine Position zu verlassen und ein wenig dreckig zu spielen. Er beschleunigte mit seinem Feuerblitz und raste direkt auf die Menge von Slytherins zu, die alle zur Seite ausweichen mussten und Angelina traf den Ring, aber es stellte sich wohl als Fehler von Harry heraus, weggeflogen zu sein, denn der andere Sucher war hinter dem Schnatz her.
Harry drehte ab und flog ebenfalls zum Schnatz, aber der andere Sucher hatte einen großen Vorsprung.
Kopf an Kopf flogen die beiden nebeneinander und alle schienen den Atem anzuhalten.
Tia war aufgestanden und beobachtete ganz genau die beiden, als sich Harrys Hand schließlich doch um den Schnatz schloss und die Menge explodierte.
Alle jubelten und klatschten laut und Tia und Leanne umarmten sich.
„Gewonnen! Gewonnen!", jubelte Leanne laut, „Komm mit!"
Leanne zog sie mit sich aufs Spielfeld auf Katie zu, die alle zu Harry gerannt waren.
„Wir haben gewonnen!", jubelte Katie laut und umarmte ihre beiden Freundinnen.
Wood hatte Tränen in den Augen und sah schon beinahe wie eine stolze Mutter aus, während Harry noch immer ein wenig ungläubig den Schnatz in den Händen hielt.
Und plötzlich fand sich Tia in einer Umarmung von einem scharlachrot gekleideten Spieler wieder, der sie stürmisch umarmte.
Tia grinste breit, aber im nächsten Moment lagen weiche Lippen auf den ihren und sie riss erschrocken die Augen auf.
„Tut mir leid! Ich wollte das nur schon so lange machen!", schnell trat Alicia einen Schritt zurück und wurde knallrot, „Ich hätte dich zuerst fragen sollen! Ich – ich –"
Tia umarmte sie lachend und küsste sie wieder. Tia wusste nicht genau, was in die gefahren war, aber irgendwie fühlte es sich richtig an, jetzt gerade Alicia zu küssen und sie fühlte sich auch vollkommen wohl dabei.
Leanne und Katie standen sprachlos daneben und konnte nicht ganz glauben, dass das wirklich Tia war, aber noch jemand konnte das nicht glauben.
George Weasley hatte gesehen, wie Tia und Leanne aufs Spielfeld gekommen waren, hatte sie aber nur für einen Moment aus den Augen verloren und im nächsten Moment sah er sie, wie sie Alicia küsste.
Er hatte gewusst, dass Alicia sie mochte. Irgendwie war er Alicia auch nicht böse, immerhin war sie wirklich verliebt in Tia gewesen, mindestens so lange, wie George, aber doch tat seine Brust auf einmal weh und er wusste nicht ganz, was er fühlen sollte, als er die beiden zusammen sah.
„Geht es dir gut?", fragte Fred ihn vorsichtig und legte besorgt eine Hand auf seine Schulter.
„Ja, klar", George räusperte sich, obwohl er sich gerade überhaupt nicht gutging und er sich so fühlte, als würde er gleich zu weinen beginnen.
Aber was hatte er erwartet? Tia wartete doch nicht ewig darauf, dass er sich traute, sie anzusprechen. Wahrscheinlich wusste sie nicht einmal, dass er sie mochte und sie konnte ja auch keine Gedanken lesen. Siewusste gar nicht, wie sehr sie George in diesem Moment wehtat.
„Gehen wir zurück ins Schloss – das schreit nach einer Feier!", rief George, um seine eigenen Gefühle zu überspielen und keiner aus dem Team hatte etwas dagegen. Er beobachtete Alicia und Tia, wie die beiden Hand in Hand und leicht errötet zusammen zum Schloss zurückgingen, beide grinsten über beide Ohren.
„Du kannst vielleicht alle anderen zum Narren halten, aber mich nicht", meinte Fred leise und legte einen Arm um seine Schulter, „Ich weiß doch, dass du sie magst."
„Wohl nicht so sehr, wie Alicia", brachte George heraus, ohne dass seine Stimme brach und er räusperte sich selbst, „Ich komm schon über sie hinweg. Gehen wir."
George schritt sicher vor, aber Fred blieb noch einen Moment zurück und sah seinem Zwilling dabei zu, wie er innerlich zerbrach. Er wusste nicht, wie er sich fühlte, aber es musste ein grauenvolles Gefühl sein, wenn George diesen Schmerz nicht einmal mit ihm, seinem Zwilling teilen wollte...
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