42. Kapitel

Es regnete so heftig, dass sich normalerweise niemand aus dem Schloss gewagt hätte, aber nachdem Gryffindor heute gegen Hufflepuff spielen würde, war wohl beinahe die ganze Schule auf den Beinen. Eigentlich hätten sie erwartet, dass das Team gegen Slytherin spielen würde, aber diese hatten es abgesagt und Gryffindor spielte stattdessen gegen Hufflepuff. Katie hatte sich darüber Länge mal Breite aufgeregt, aber letztendlich konnten sie nichts daran ändern.

Auch gegen das Wetter konnten sie nichts tun und sobald Tia die Sicherheit des warmen, trockenen Schlosses verließ, war sie schon nass bis auf die Knochen und ihr war kalt. Sie und Leanne hatten sich zwar unter einem Regenschirm verkrochen, aber der half auch nichts, wenn der Regen von allen Seiten zu kommen schien.

Tia hatte ausgesprochen schlecht geschlafen, weil der Regen, der gegen die Fenster trommelte, so laut gewesen war und der Donner riss sie regelmäßig aus dem Schlaf, aber sie hatte hin und wieder die Ruhe gefunden, einzuschlafen. Trotzdem hatte sie beschlossen Professor Lupin bei ihrer nächsten Stunde zu fragen, ob er ihr diesen einen Schweige-Zauber beibringen konnte, damit sie ihn selbst anwenden konnte und sie endlich Ruhe in der Nacht haben würde. Während ihre Augen nämlich immer schlechter zu werden schienen und sie immer häufiger ihre Brille trug, um mittlerweile auch Gegenstände in der Weite zu erkennen, wurden ihr Gehör- und Geruchssinn immer besser. Ihr Sehverhalten fand Tia im Generellen ziemlich eigenartig – warum konnte sie Sachen, die sich bewegten von der Ferne sehen, aber etwas, dass sich nicht bewegte nicht? Warum konnte sie manchmal Insekten in der weiten Ferne erblicken, aber keine Buchstaben lesen, die direkt vor ihr lagen?

Tia und Leanne fanden nebeneinander Sitzplätze, aber obwohl sie einen Schirm dabeihatten, waren sie sofort nass, aber keine von beiden dachte daran, wieder zurückzugehen. Sie beide mussten doch Katie bei ihrem Spiel zusehen.

Die Hufflepuffs standen noch vor den Gryffindors am Feld und als Tia endlich die roten Umhänge erblickte, jubelte sie mit den anderen, aber der Applaus und das Jubeln wurde vom Lärm des Unwetters übertönt und Tia bezweifelte, dass die Spieler es hörten.

Sie selbst vernahm nur das, was in ihrer unmittelbaren Nähe gesprochen wurde, ansonsten wurde auch für sie alles vom Regen übertönt und sie fühlte sich so verdammt... durchschnittlich, aber auch eingeschränkt und eingesperrt, obwohl sie sich im Freien befand.

Wood schüttelte die Hand von Diggory, dem neuen Kapitän der Hufflepuffs und die Spieler setzten sich auf ihre Besen, aber sobald Hooch das Spiel anpfiff, verlor sogar Tia sie aus den Augen und man konnte kaum etwas sehen, außer hin und wieder einem roten oder gelben Spieler, der im Himmel flog.

Tia beobachtete, wie die Spieler wohl Schwierigkeiten darin hatten, gerade zu fliegen, weil der starke Wind sie mehr oder weniger hin und her wehte und der Regen verschlechterte für alle die Sicht und der Quaffel fiel mehrmals einfach hinunter, weil keiner sah, wohin er flog.

Auch die Klatscher waren eine noch größere Gefahr, denn die Spieler sahen sie immer nur recht spät und Tia hoffte, dass Fred und George gute Arbeit leisteten, damit niemand ernsthaft verletzt wurde.

Schüler in ihrer Nähe, die ein Fernglas mitgenommen hatten, legten es schon bald weg, weil der Regen die Gläser verschwommen wirken ließ und es unmöglich war, durch sie etwas zu sehen. Tia dachte an Harry und seine Brille – bestimmt tat er sich auch schwer, den Schnatz zu sehen.

Und plötzlich – ein Pfiff.

Alle Spieler sanken langsam zu Boden und die Teams stellten sich zusammen, um zu besprechen, wie sie gegen das Unwetter ankämpfen sollten.

Tia beobachtete, wie ein Mädchen – sie glaubte, es war Hermine Granger übers Spielfeld ging und Harrys Brille verzaubern zu schien.

„Bei dem Regen sieht man nicht", beschwerte sich Leanne laut.

„Ich sehe auch nichts", gab Tia zu und selbst Leanne schien erstaunt, das zu hören, denn auch sie hatte schnell bemerkt, dass ihre Freundin außergewöhnlich Sinne zu besitzen schien.

„Kannst du vielleicht trotzdem sehen, wer führt?", fragte Leanne hoffnungsvoll und Tia sah zur Tafel, auf der die Ergebnisse standen und war verwundert zu sehen, dass Gryffindor fünfzig Punkte Vorsprung hatte.

„Wenigstens irgendetwas", schnaubte Leanne, „Wenn ich mir bei diesem Regen schon eine Erkältung hole, dann will ich wenigstens Gryffindor gewinnen sehen."

„Aber du siehst ja nichts", zeigte Tia auf und Leanne lächelte und schüttelte seufzend den Kopf.

Das Spiel begann wieder und Tia verfolgte die Spieler, so gut sie konnte, als sie plötzlich sah, wie beide Sucher nach etwas zu tauchen schienen. Entweder sie waren beide gleichzeitig vom Blitz getroffen worden und stürzten ab, oder sie hatten den Schnatz erblickt.

„Hui – ist es gerade kälter geworden?", fragte Leanne fröstelnd und auch Tia bemerkte, dass es auch einmal noch kälter war, als zuvor.

Und dann wurde alles leiser und Tia sah sich verwundert um. Es war, als würde jemand einen Schweige-Zauber auf sie legen. Die Leute und der Regen um sie herum wurden leise und verstummten schließlich ganz und Tia bemerkte, wie sie schon beinahe Panik bekam, als sie von ihrem Sinn entzogen wurde.

Auch Leanne sah sich seltsam um und schien bleich zu werden. Sie zitterte irgendwie und dann erblickte Tia sie – hunderte Dementoren, die alle gleichzeitig aufs Spielfeld kamen.

Die meisten Schüler reagierten wie Leanne und wurden bleich, zitterten und wimmerten, aber Tia spürte nur, wie sie sich ein wenig unfröhlicher fühlte als sonst immer. Sie hatte gehört, dass Dementoren einem alle Fröhlichkeit entzogen, aber Tia fühlte sich noch immer neutral und nicht wirklich traurig oder niedergeschlagen, aber je länger sie bei den Dementoren war, desto schlimmer wurde es und es fühlte sich tatsächlich so an, als würde ihr Glück sie langsam verlassen – nur schien es länger zu dauern, als bei anderen.

Und plötzlich fiel Harry.

Er rutschte einfach vom Besen und fiel in die Tiefe, aber da war schon Dumbledore seinen Zauberstab erhoben und Harry fiel langsamer.

Nachdem Harry am schlammigen, durchweichten Boden gelandet war, erhob Dumbledore erneut seinen Zauberstab und etwas Silbernes kam daraus hervor.

Egal, was es war, er vertrieb die Dementoren.

Dumbledore selbst beschwor eine Trage, auf die er Harry legte und mit ihm ging er hoch zum Schloss.

„Ist er tot?", fragte Leanne.

„Sei nicht so unsensibel", schimpfte Tia, „Natürlich nicht!"

„Was ist da gerade passiert?", fragte Leanne und erschauderte, „Was war das?"

„Dementoren", erklärte Tia kurz, aber es schien Leanne zu reichen.

„Diggory hat den Schnatz gefangen – Hufflepuff gewinnt!", rief jemand in ihrer Nähe und Leanne wurde noch bleicher, als sie es sowieso schon gewesen war.

„Oh, nein", meinte sie, „Katie wird das überhaupt nicht gefallen."

„Wir sollten zurück ins Schloss und dort auf sie warten", schlug Tia vor, „Bestimmt sehnt sie sich jetzt genauso nach einem Kakao, wie ich. Und ich hoffe, es geht Harry gut."

„Der hat schon eine Menge überlebt – ein Sturz vom Besen wird ihn jetzt schon nicht umbringen", winkte Leanne ab, klang dabei aber selbst nicht wirklich überzeugt.

Gemeinsam und dicht aneinander gekuschelt, damit der Schirm sie beide so gut es ging schützen konnte.

Im Schloss besorgte Tia heiße Schokolade für alle, die sie gleich in den Krankenflügel brachte, wo sie sich mit Leanne treffen wollte.

Dumbledore hatte Harry zielstrebig dorthin gebracht und wie sich herausstellte, war er nicht tot.

Tia traf dort auf das gesamte Team, aber Harry war noch immer bewusstlos.

„Oh, Tia. Gut dass du da bist!", seufzte Alicia erleichtert und nahm ihr eine Tasse ab, „Unsere Heldin, wenn uns zu kalt ist."

„Zu etwas anderem bin ich ja wohl nicht nütze, oder?", kicherte Tia.

„Du könntest mich auch noch mit einer Umarmung aufwärmen?", schlug Alicia mit einem vielsagenden Grinsen, aber Tia ließ nicht mit sich spielen.

„Natürlich. Wenn du eine Umarmung haben willst, muss du das doch nur sagen", lächelte Tia und bevor sich Alicia versah, fand sie sich in einer warmen Umarmung von Tia wieder.

Alicia war noch nie von Tia umarmt worden und hatte eigentlich auch nicht erwartet, einfach so von dem schüchternen Mädchen umarmt zu werden, aber es fühlte sich gut an. Alicia wurde dennoch knallrot und räusperte sich, als Tia sie wieder losließ und einen Schritt zurücktrat. George sah ein wenig wie ein getretener Hund aus, aber Tia sah es nicht, sonst hätte sie ihn bestimmt auch umarmt.

Der einzige, der sich trotz Kakao nicht wirklich freuen konnte, war Wood, der leise murmelnd sich selbst die Schuld für die Niederlage gab.

„Hey, Wood", Katie lächelte ihn an, „Warum gehst du nicht und gehst schön warm duschen? Dann sieht die Welt schon ganz anders aus."

„Wenn ihr mir damit sagen wollt, dass ich stinke, hättet ihr es mir auch ins Gesicht sagen können", lächelte Wood schief, aber er stand trotzdem auf, „Wenn Harry in der Zwischenzeit aufwacht, richtet ihm doch bitte meine Grüße aus."

Wood ging, oder schlich eher aus dem Krankenflügel und die anderen Spieler sahen ihm leicht besorgt hinterher.

„Ich hoffe, er ersäuft sich jetzt nicht", meinte Fred laut und sprach damit aus, was jeder dachte.

„Wie auch immer – ich werde auch heiß duschen. Keiner will wieder eine kranke Tia pflegen müssen und ich bin mit dem Schulkram sowieso schon viel zu weit hinten, ich kann es mit nicht leisten, eine Erkältung einzufangen", Tia stand ebenfalls auf.

„Das ist eine ausgezeichnete Idee – da folge ich dir gleich", meinte Leanne, „Und ihr solltet auch heiß duschen. Krank werdet ihr die Ravenclaws im nächsten Spiel auf jeden Fall auch nicht besiegen."

„Wir tun das, wenn Harry aufwacht", versprach Katie.

„Sagt ihm gute Besserung von mir", verlangte Tia, bevor sie zusammen mit Leanne ging.

Im Krankenflügel sahen sowohl Angelina, als auch Katie Alicia grinsend an, aber das Mädchen versuchte sie so gut es ging zu ignorieren.

„Was?", fragte sie schließlich gereizt.

„Nichts, nichts", winkte Katie ab und blickte schnell weg, „Du bist nur ziemlich rot geworden, als Tia dich umarmt hat – du bekommst doch nicht Fieber?"

„Halt die Klappe, Bell", murmelte Alicia und wurde schon wieder rot, aber Angelina und Katie konnten nur laut lachen, während George weniger glücklich aussah.

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