37. Kapitel
Leanne ließ ihren Kopf auf den Tisch fallen und winkte mit ihrer von Sahne ganz weißen Hand.
„Gewonnen!", rief Katie begeistert, „Und wieder einmal hat Tia Fuego allen gezeigt, wer hier der Meister der Schokotorten ist!"
„Tia! Tia!", jubelten die Gryffindors und die anderen Häuser sahen in ihre Richtung, als wären sie minderbemittelte Raufbolde.
„Macht Platz für den Schokotortenmeister!", rief George ebenfalls laut.
Tia wurde rot und setzte sich auf ihren Platz und war froh, als der Wirbel um sie sich wieder auflöste.
Nachdem auch die Nachspeisen verschwand, war es Zeit, schlafen zu gehen, obwohl Katie, Leanne und Tia vermutlich noch viel zu aufgedreht waren, um jetzt schon zu schlafen. Trotzdem mussten alle Schüler in ihre Türme gehen – oder so dachte Tia, denn zu ihrer -Überraschung kämpfte sich McGonagall durch die Schülermassen und rief ihr zu: „Miss Fuego? Miss Fuego, könnten Sie noch einen Moment zurückbleiben?"
Verwirrt tauschten Tia, Leanne und Katie Blicke aus, aber Tia zuckte mit den Schultern und stellte sich zur Seite, damit die Schüler an ihr vorbei nach draußen gehen konnten.
Nachdem auch der letzte von ihnen die Große Halle verlassen hatte, schaute Tia McGonagall verwirrt an, die aber noch auf jemanden zu warten schien und tatsächlich kam kurz darauf Professor Lupin zu ihnen und lächelte Tia freundlich an.
Plötzlich fiel Tia etwas Merkwürdiges an ihm auf – er roch irgendwie vertraut und doch war sein Geruch fremd und neu. Jeder Mensch hatte einen eigenen Geruch und wenn Tia die Leute lange genug kannte, erkannte sie sie schon allein daran, wie es bei George zum Beispiel der Fall war, der immer nach Kamin roch, was aber nicht nur bei George der Fall war, sondern bei einigen anderen Schülern auch. Lupin hingegen war vollkommen neu und Tia ersann sich nicht, schon jemals so etwas gerochen zu haben und sie war sich nicht sicher, was sie davon halten sollte.
„Remus, darf ich Ihnen Miss Fuego vorstellen?", stellte McGonagall sie vor und Tia lächelte den Professor freundlich an, aber er sah sie ein wenig verstört an, als wäre sie ihm bekannt, aber nachdem Tia ihn jemals weder gerochen noch gesehen hatte, bezweifelte sie das.
„Oh, ähm...", stammelte Lupin, nachdem er bemerkt hatte, dass er sie für einen Moment zu lange angestarrt hatte, „Natürlich. Freut mich."
„Professor Lupin kennen Sie ja schon", bemerkte McGonagall, die den seltsamen Austausch nicht bemerkt hatte, und Tia nickte.
„Ich bin mir aber nicht sicher, warum Sie mir Professor Lupin persönlich vorstellen – ich bin mir sicher, das hätte noch bis zum Unterricht warten können?", vermutete Tia verwirrt und Lupin lachte auf, tat dann aber so, als würde er husten, um das zu verbergen, was ihm nicht sonderlich gut gelang.
„Natürlich", McGonagall warf ihm einen unzufriedenen Blick zu, „Tatsächlich ist es der Fall, dass Sie nach den Vorkommnissen im letzten Jahr eventuell ein wenig Hilfe in den verschiedenen Fächern benötigen."
Es war keine Frage, sondern anscheinend eine fixe Sache für McGonagall und das gefiel Tia überhaupt nicht.
„Ich habe über den Sommer alles nachgelernt, was zum Nachlernen war", verteidigte sie sich, „Ich habe Geschichte gebüffelt, habe alle Lehrbücher durchgelesen, ich habe mir sogar ein Teleskop besorgt und bin mit meiner abuelita aufs Land gefahren, um die Sterne zu beobachten – ich bin mir nicht sicher, was noch zum Nachholen wäre."
„Praktische Anwendungen", war McGonagalls kurze Antwort und Tia konnte nicht anders, als ihr Recht zu geben. Auswendig lernen war vielleicht noch nie Tias Stärke gewesen, aber umso weniger konnte sie das Gelernte sofort in der Praxis anwenden und sie bezweifelte wirklich, dass sie alle Zauber, die sie im letzten Jahr gelernt haben sollte, wirklich konnte.
„Que mierda", fluchte sie leise, aber McGonagall schien sie trotzdem gehört zu haben.
„Hören Sie auf zu fluchen", tadelte sie sie, „Ich bin mir sicher, es ist zu Ihrem eigenen Wohl, dass sie diese Zauber nachlernen – es könnte sein, dass sie in Ihren ZAGs geprüft werden oder sie sind Grundbausteine für kompliziertere Zauber. Zum Glück hat Professor Lupin sich bereiterklärt, Ihnen außerhalb der regulären Schulstunden Nachhilfe zu geben, damit Sie sie schnell lernen."
„Was?", Tia konnte nicht anders, als erschrocken auszusehen, „Aber... aber Professor!"
„Ich bin mir sicher, Sie verstehen ebenfalls, wie gut es Ihnen tun wird", McGonagalls Ton ließ Tia wissen, dass sie nicht bereit für Widerworte war, also biss sich Tia auf die Zunge, obwohl ihr einige nicht gerade nette Sachen einfielen, die sie gerne gesagt hätte.
„Sie können jetzt in Ihren Turm gehen", entließ McGonagall sie, „Noch eine gute Nacht."
„Ihnen auch", wünschte Tia fröhlich und Lupin war erstaunt, wie freundlich sie auf einmal klang, obwohl sie noch Momente zuvor eher gereizt ausgesehen hatte. Tia drehte sich um und marschierte mit einem lockeren Schritt aus der Großen Halle, die beiden Professoren blieben zurück.
Professor McGonagall wartete, bis Tia fort war, bevor sie sich an Lupin wandte: „Ich wünsche Ihnen viel Glück."
Mit diesen Worten ging auch sie und Lupin blieb noch einen Moment stehen. Zu viele Dinge schwirrten ihm im Kopf herum. Sie war ihm irgendwie bekannt – ihr Geruch war ihm vielleicht sogar vertraut, egal, wie seltsam das gerade klang. Sie sah jemanden ähnlich, den er kannte, aber ihm fiel einfach nicht ein, wem. Außerdem waren da noch ihre Augen – er war wirklich überrascht gewesen, als er gesehen hatte, dass sie zwei verschiedene Farben hatten – das eine dunkelbraun, während das andere hellgrün war.
„Viel Glück?", murmelte er verwirrt und schüttelte den Kopf, „Werde ich wohl brauchen..."
Als Tia zum Portrait der Fetten Dame kam, standen Katie und Leanne davor und sahen sich paranoid um, als würden sie erwarten, dass jederzeit ein Mörder auf sie zuspringen könnte.
Als Tia in Sichtweite kam, atmeten sie erleichtert auf und kamen ihr entgegen.
„Da bist du ja endlich!", seufzte Leanne, „Wir haben uns schon Sorgen gemacht, dass Filch uns erwischt, bevor du kommst."
„Warum habt ihr nicht einfach drinnen gewartet?", fragte Tia verwirrt.
„Du kennst noch nicht das neue Passwort: Fortuna Major", erklärte Katie, und Tia musste zugeben, dass sie wirklich das Passwort nicht kannte und wahrscheinlich die Nacht draußen verbringen hätte müssen, wenn sie nicht solch tollen Freundinnen gehabt hätte.
„Oh, danke", meinte sie und wurde rot, „Aber gehen wir lieber rein."
„Eine ausgezeichnete Idee – mir ist kalt", nickte Leanne – sie und Katie waren beide in ihren Pyjamas und barfuß und hatten auf dem kalten Steinboden warten müssen.
Schnell huschten die drei Mädchen in den Gemeinschaftsraum, der vollkommen verlassen war, aber auch die gingen lieber in ihren Schlafsaal.
Dort zog sich auch Tia ihren Pyjama an und die drei setzten sich auf Katies Bett.
„Was sind jetzt Dementoren?", fragte Tia leise, weil Vicky schon so tat, als würde sie schlafen und sie wollte nicht der Grund sein, warum Vicky sich wieder beschwerte.
„Dementoren sind die Wächter von Askaban", erklärte Leanne in ihrer normalen Lautstärke, aber Tia konnte trotzdem noch nicht mit dem Begriff anfangen und Katie verstand das, weswegen sie von ganz von vorne erklärte, dass Askaban das Zauberergefängnis war, in dem die übelsten Schwerverbrecher bestraft wurden. Dementoren, die dort auf die aufpassten, konnte Menschen all ihre Freude entziehen und sie auch, wenn sie wollten, als leblose, seelenlose Hülle zurücklassen. Sie holten die schlimmsten Erinnerungen in einem hoch und wenn es besonders schlimm war, konnte man sogar ohnmächtig werden, wie es bei Harry im Zug der Fall gewesen war.
„Die klingen wirklich nicht freundlich", bemerkte Tia leise.
„Sind sie auch nicht – darum hat Dumbledore gesagt, wir sollen uns vor ihnen fernhalten", meinte Katie ernst, „Aber das hätte er nicht sagen müssen – ich gehe sicher nicht freiwillig zu einem von ihnen."
„Wohin ich jetzt aber freiwillig gehe, ist mein Bett", gähnte Leanne, „Ich bin fix und fertig vom Essen – zu Halloween gibt es eine Revanche." Sie zeigte auf Tia und die beiden kicherten. Die drei Mädchen legten sich in jeweils ihr eigenes Bett und kurz hörte man nur das Rascheln der Bettdecken, als sie sich in ihren Betten gemütlich machten.
„Gute Nacht", begann Katie.
„Gute Nacht", wünschte Leanne.
„Gute Nacht", gähnte Tia schon im Halbschlaf.
„Haltet endlich die Klappe!", zischte Vicky und die anderen drei Mädchen kicherten, aber schon bald darauf war nur noch das tiefe Atmen der Mädchen zu hören.
Tia träumte seltsame Dinge, weswegen sie am nächsten Morgen schon relativ früh auf den Beinen war, aber nachdem sie noch einige Minuten still in ihrem Bett gelegen hatte, stand sie doch auf und zog sich leise um, bevor sie in die Große Halle zum Frühstück ging.
Zu ihrer Überraschung saß Professor Lupin schon am Lehrertisch, während ansonsten die Tische noch vollkommen leer waren, aber unbeirrt setzte Tia sich an den Gryffindortisch und begann zu zeichnen, während sie Schokotorte genoss.
Obwohl sie immer so viel davon aß, schmeckte sie ihr immer noch genauso gut.
Später kamen mehr Schüler zum Frühstück, aber der erste Freund von ihr, der zu ihrer Überraschung als erstes die Halle betrat, war George.
„Guten Morgen – so früh schon wach?", fragte Tia ihn erstaunt, als er sich neben ihr niederließ – er sah noch etwas müde aus.
„Fred hat mich geweckt", gähnte er, „Wir müssen noch etwas erledigen – oder besser gesagt, er muss das machen."
„Verstehe", meinte Tia, „und... wo ist Fred?"
„Er sucht noch etwas im Schlafsaal. Ich bin schon vorgegangen", erklärte George, und Tia nickte.
Als Fred dann endlich kam, sah er sich schon beinahe hoffnungsvoll (vielleicht aber auch nervös) um, bevor er sich neben George niederließ.
„Ist sie schon da?", fragte er seinen Bruder flüsternd, vergaß dabei aber wohl, wie gut Tias Gehör war.
„Nein", seufzte George, „Nein, ist sie noch nicht."
„Gut", meinte Fred nickend und goss sie Tee ein. Tia war von dem Austausch verwirrt und George verdrehte in ihre Richtung die Augen, lächelte dabei aber.
Als Harry, Ron und Hermine sich zu ihnen gesellten, waren schon mehr Schüler wach. Katie hatte ebenfalls schon gefrühstückt, war aber noch einmal in den Turm gerannt, um auch Leanne zu wecken, die nicht unbedingt als Frühaufsteherin bekannt war.
Als Harry die Halle betrat, bemerkte Tia, wie einige Slytherins dämliche Gesten machten und so taten, als würden sie in Ohnmacht fallen.
„He, Potter!", kreischte ein Mädchen sogar und Tia fand sie äußerst unhöflich, „Potter! Die Dementoren kommen, Potter! Uuuuuh!"
Harry versuchte sie wohl zu ignorieren und setzte sich neben George, der ihm die Stundenpläne weiterreichte, die McGonagall kurz davor ausgeteilt hatte.
„Was ist los mit dir, Harry?", fragte George ernsthaft besorgt um den jüngeren Gryffindor.
„Malfoy", war Rons knappe Antwort, aber mehr brauchte es nicht, denn als die Gruppe sich zu den Slytherins umwandte, sahen sie alle dabei zu, wie Malfoy so tat, als würde er umkippen.
„Dieses kleine Großmaul", George klang gelassen, „Gestern Abend, als die Dementoren in unserem Wagen waren, war er nicht so dreist. Kam in unser Abteil gerannt, weißt du noch, Fred?"
„Hat sich fast nass gemacht", bestätigte Fred und blickte verächtlich zu dem Slytherin.
„Mir war auch nicht besonders wohl", gestand George, „Richtige Ungeheuer, die Dementoren..."
„Lassen dir die Eingeweide gefrieren", fügte Fred hinzu.
„Immerhin seid ihr nicht ohnmächtig geworden, oder?", zeigte Harry mit matter Stimme auf.
„Vergiss es, Harry", winkte George ab, „Fred, weißt du noch, wie Dad mal nach Askaban musste? Und er meinte, das sei der schlimmste Ort, an dem er je gewesen sei, er kam ganz schwach und zittrig zurück ... Diese Dementoren saugen das Glück ab, wo sie auch sind. Die meisten Gefangenen dort werden verrückt."
„Wollen mal sehen, wie gut gelaunt Malfoy nach unserem ersten Quidditch-Spiel noch aus der Wäsche guckt", drohte Fred, „Gryffindor gegen Slytherin, das erste Spiel der Saison, so war's doch?"
„Auf jeden Fall wird Malfoy sich noch weh tun, wenn er weiterhin so herumkaspert", vermutete Tia, die immer noch den Slytherins dabei zusah, wie sie immer wieder gespielt umkippten und tatsächlich schlug sich kurz darauf Malfoy den Kopf am Tisch an.
Als Katie und Leanne zurückkamen, war es schon beinahe Zeit, zum Unterricht zu gehen.
„Schaut mal – wir haben Zaubertränke als erstes!", freute sich Tia, aber weder Leanne noch Katie schienen ihre Freude zu teilen.
„Dann sollten wir lieber los, damit wir noch gute Plätze haben", schlug Katie vor und die drei gingen los, um in ihre erste Stunde zu gehen.
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