33. Kapitel
Das erste Quidditchspiel der Saison würde gegen Slytherin sein und die ganze Schule hatte vor, dabei zuzusehen. Nicht nur Gryffindor hatte sich die Angebereien der grün-silbernen Mannschaft mit ihren neuen Besen anhören müssen und so war jedes Haus auf Blut aus und wollte Slytherin verlieren sehen.
Beim Frühstück saß das Team eher mit langen Mienen beim Frühstück, aber als sich Tia zwischen George und Alicia quetschte, besserte sich die Laune der beiden Spieler plötzlich um Welten.
„Ihr müsst sie zerstören", verlangte Tia ernst.
George lachte laut auf. „Dir auch einen schönen guten Morgen!"
„Ich meine es ernst – ich will sie weinen sehen – und das sage ich nicht oft, weil es nie schön ist, wenn Leute weinen – aber heute ist mir das egal", versicherte Tia ihnen.
„Hört, hört", kicherte Katie, „Bitte notiert euch, dass Tia die ganze Nacht sich selbst eingeredet hat, dass es in Ordnung ist, Leute nicht zu mögen."
„Es ist auch nicht schön – wir sollten uns alle vertragen – aber nicht heute! Heute wird jemand Schmerzen erleiden! Innere Schmerzen, weil man sich nicht hauen sollte, aber auch nicht zu sehr, sonst tragen sie vielleicht bleibende Schäden davon...", stammelte Tia.
„Du bist wirklich seltsam, Tia, aber das mögen wir an dir", Leanne klopfte ihr auf die Schulter und Tia sah stolz mit sich selbst aus.
Während Katie zusammen mit dem Team in die Umkleidekabine ging, suchten sich Tia und Leanne gute Plätze, damit sie das Spiel sehen konnten.
Als das Gryffindor-Team auf Feld ging, jubelten nicht nur Gryffindors, sondern auch Ravenclaws und Hufflepuffs, während nur die Slytherins laut buhten. Nachdem Wood und Flint sich die Hände geschüttelt hatten, stiegen sie auf die Besen und dann ging es schon los.
Die Spieler schossen in die Luft und Tia beobachtete George dabei, wie er sofort einem Klatscher hinterhersauste, seinen Schläger zum Schlag bereit in der Hand.
Ein Klatscher flog direkt auf Harry in der Luft zu, aber er wich gerade noch so aus und George verfolgte den Ball, traf ihn perfekt und schoss ihn zurück zu einem Slytherin, aber plötzlich machte der Klatscher kehrt und flog schon wieder auf Harry zu, der wieder schnell abtauchte, um einer Kollision zu entgehen.
George schoss ihn zu Malfoy, aber wieder traf er nicht sein Ziel – er kam nicht einmal in die Nähe von Malfoy, weil er wieder mitten in der Luft abdrehte und zurück auf Harry zuschoss. Harry beschleunigte und flog ans andere Ende des Spielfeldes, aber der Klatscher ließ nicht von ihm ab, sondern verfolgte ihn.
„Was ist da los?", fragte sich Tia laut und zog damit auch Leannes Aufmerksamkeit auf das Geschehen.
„Ich kenne mich zwar auch nicht sonderlich gut im Quidditch aus, aber ich vermute, Klatscher verhalten sich sonst nicht so, oder?", meinte Leanne unsicher.
„Ich verstehe nicht, warum verhexte Gegenstände beim Quidditch immer Harry treffen müssen", seufzte Tia.
Dieses Mal war es Fred, der den Klatscher von Harry wegschoss, aber auch er hatte wenig Erfolg, denn schon wieder schien er von Harry angezogen zu werden und flog einfach zurück.
Es stand sechzig zu null für Slytherin – die schnelleren Besen verschafften ihnen eindeutig einen Vorteil und jetzt begann es auch noch zu regnen.
„Ich habe keinen Schirm dabei", jammerte Leanne, aber zu ihrer Überraschung holte Tia einen hervor und sie beiden konnte sich darunter zusammenkuscheln, um dem Regen zu entgehen.
Fred und George hatten es aufgegeben, die anderen Spieler zu beschützen, nachdem ein Klatscher es auf Harry abgesehen hatte und sie flogen direkt neben ihm, doch kurz darauf beobachtete Tia, wie George ein Zeichen in Woods Richtung machte und es gab eine Auszeit.
Alle Spieler sanken zu Boden und die Gryffindors besprachen etwas miteinander, aber es war zu laut, dass Tia es verstehen könnte. Sie sah nur, wie die Slytherins sich vor Lachen beinahe in die Umhänge zu machen schienen und das gefiel ihr überhaupt nicht.
Das Team schien sich ein wenig zu streiten und Fred und George schienen nicht unbedingt glücklich aus, aber kurz darauf wurde wieder gepfiffen und das Spiel ging weiter.
Fred und George ließen Harry jetzt allein mit dem Klatscher – vermutlich hatten sie das besprochen – und sie verteidigten die restlichen Spieler vor dem zweiten Klatscher, der nicht hinter Harry her war.
Harry flog in der Zwischenzeit wie ein Profi, keine Sekunde blieb er stehen, während er Schleifen, Loopings, Kurven und Spiralen dauerhaft und ohne Unterbrechung flog.
Die Zuschauer lachten, aber Tia war nicht nach Lachen zumute – sie machte sich eher Sorgen um Harry. Sie wollte, dass die Slytherins weinten und litten, nicht die Gryffindors, aber vielleicht war das Karma.
Harry flog eine große Runde und an Malfoy vorbei, der ihn einfach nur beobachtete und gar nicht selbst nach dem Schnatz suchte, als Harry plötzlich stehenblieb und es war wohl das erste Mal seit der Pause, dass er sich nicht bewegte, doch das war ein Fehler gewesen, denn schon schoss der Klatscher auf ihn zu und niemand konnte ihn warnen, als der schwere Ball ihn am Arm erwischte.
Er war eindeutig gebrochen, denn er hing nutzlos an Harrys Seite herunter und Harry selbst sah ein wenig geschockt aus. Sein Gesicht war schmerzverzerrt, aber irgendwie schaffte er es doch, auf dem Besen zu bleiben.
Plötzlich schoss Harry auf Malfoy zu, als würde er ihn angreifen wollen, aber das tat er nichts – stattdessen sah Tia, wie sich seine Hand um den Schnatz schloss.
Er hing nur noch an den Beinen am Besen, wie es Tia früher immer bei Kletterstangen getan hatte, aber damals war sie nicht kurz davor gewesen, ohnmächtig zu werden, wie Harry aussah. Tatsächlich rutschte er herunter und Tia sah dabei zu, wie er auf den Boden fiel und Schlamm neben ihm aufspritzte – sein Arm sah nicht gut aus.
Lockhart war der erste, der irgendwie zu Harry gelangte, während die Schüler über den Sieg von Gryffindor jubelten. Lockhart zückte seinen Zauberstab und Tia konnte schon voraussagen, dass das nicht gut enden würde, aber natürlich hätte niemand auf sie gehört, auch nicht, wenn sie in diesem Moment am Spielfeld gewesen wäre.
Ron und Hermine brachten Harry zum Krankenflügel, nachdem Lockhart es geschafft hatte, seine Knochen verschwinden zu lassen und Leanne wollte ebenfalls aus dem Regen kommen und versprach, im Schloss schon Kakao zu besorgen, währen Tia noch auf die Spieler wartete.
Als Fred und George aus der Umkleide kamen – noch immer in ihren schlammigen Umhängen, sahen sie nicht wie sonst in Feierlaune aus, sondern schon beinahe schuldig.
„Geht es euch gut?", fragte Tia sanft.
„Naja", begann Fred.
„Es ist unsere Schuld, dass Harry...", führte George fort und die beiden mussten ihre Sätze nicht beenden, damit Tia verstand, was in den Köpfen der beiden vorging und kurzerhand umarmte sie die beiden.
„Ihr habt das toll gemacht – ihr habt ihn am Anfang so richtig beschützt – wie zwei Bodyguards und zum Schluss hin habt ihr euch super um die anderen gekümmert. Ihr habt Slytherin besiegt, Harry ist nicht tot, keiner ist gestorben und ich bin mir sicher, Madam Pomfrey kann seine Knochen nachwachsen lassen. Sie ist ein Genie."
„Du bist nicht gut in Aufmunterungsreden", lachte George und auf seinem schuldigen Gesicht erschien ein kleines Lächeln.
„Aber es funktioniert – ihr könnte Harry besuchen gehen und ihn selbst fragen, wie es ihm geht. Bestimmt freut er sich", schlug Tia vor.
Tia wünschte sich, sie könnte schlafen, aber es war Vollmond. Nachdem George selbst ebenfalls nach diesem Quidditchspiel fix und fertig gewesen war, hatte Tia ihn irgendwann trotz Protest ins Bett geschickt und jetzt saß sie allein im Gemeinschaftsraum. Sie trug ihre Brille und zeichnete – ihre Augen waren mittlerweile beim Lesen und Zeichnen so schlecht, dass sie sie immer trug, wenn sie etwas dergleichen machte, obwohl sie die Brille noch immer hasste, aber immerhin konnte sie lesen, ohne die halben Buchstaben erraten zu müssen.
Es war schon nach Mitternacht, als sie plötzlich hörte, wie jemand leise die Treppen der Jungenschlafsäle hinunterschlich und zuerst erwartete sie, dass es wieder George sein würde, aber stattdessen war es Colin, seine Kamera in der einen Hand und einige Trauben in der anderen. Er bemerkte sie nicht, als er sich aus dem Portraitloch schlich und kurzerhand beschloss Tia, ihn zu verfolgen.
Er wollte wohl zu Harry Potter in den Krankenflügel, nachdem der Junge so versessen auf ihn war und irgendwie fand Tia die Geste nett, dass er ihm Trauben brachte, also wollte sie ihn nicht erschrecken, sondern nur mit ihrem Gehör darauf achten, dass er auch wirklich nicht erwischt wurde.
Tia folgte ihm mit etwas Abstand und Colin verschwand um die Ecke, als Tia ein seltsames Geräusch hörte – als würde man etwas schweres, glattes über den Steinboden schleifen. Im nächsten Moment hörte sie das Klicken von Colins Kamera und sie fragte sich, was es wohl gewesen sein konnte, dass Colin fotografiert hatte und sie ging selbst um die Ecke, als sie in zwei große, gelbe Augen starrte und die Welt wurde schwarz.
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