31. Kapitel

„Tia! Gut, dass du schon wach bist!", rief früh am Morgen jemand und riss Tia aus ihren Gedanken. Sie war wieder einmal besonders früh aufgewacht, aber sie hatte nicht erwartet, dass noch jemand um diese Zeit sein Bett verlassen würde, besonders nicht an einem Samstag, aber als sie Wood auf sie zukommen sah, wusste sie schon, dass es wohl besser gewesen wäre, wenn sie selbst ebenfalls noch im Bett geblieben wäre.

„Du musst für mich die Mädchen wecken – wir machen ein Quidditch-Training", bat er sie, obwohl es ziemlich wie ein Befehl klang.

„Vielleicht solltest du es selbst versuchen – kann sein, dass die Treppe Mitleid mit dir hat und dich nach oben lässt", schlug Tia nicht gerade kooperativ vor.

Bitte, Tia! Ich habe es schon einmal versucht – ich kann nicht hoch!", redete Wood auf sie ein und Tia stellte sich vor, wie Wood versuchte, die Treppe hinaufzugehen, nur um sie wieder schmerzvoll hinunter zu rutschen.

„Ich will nicht", jammerte Tia, „Katie bringt mich schon um, wenn ich sie zu wecken versuche – ich will nicht wissen, wie es bei Angelina und Alicia ist!"

Bitte – wir wollen die ersten sein, die trainieren", bat Wood sie und er klang wirklich verzweifelt, also legte Tia Zeichenblock und Stift zur Seite, bevor sie sich streckte und die Treppen hinaufging, um alle zu wecken.

Sie begann mit Katie und rüttelte sie sanft.

„Katie. Katie, wach auf", wisperte sie, damit wenigstens Leanne noch ein wenig schlafen konnte.

Katie stöhnte nur und drehte sich um, aber Tia ließ nicht locker und schüttelte weiter, bis Katie schließlich die Augen öffnete.

„Tia? Was is' los?", fragte sie verschlafen und rieb sich die Augen.

„Wood trommelt euch für ein Training zusammen – er will, dass ich euch wecke. Such deine Quidditch-Sachen zusammen und geh runter, bevor Wood noch selbst zur Frau wird und es selbst übernimmt."

Katie murmelte etwas das ein wenig wie: „Dieser verdammte, fanatische Mistkerl. Ich will schlafen", klang, aber natürlich konnte es sein, dass Tia sich verhört hatte.

Als nächstes ging Tia zu Alicia und Angelina in den Schlafsaal. Die Mädchen dort schliefen ebenfalls noch seelenruhig und außer den tiefen Atemzügen war nichts zu hören.

Tia begann mit Angelina, weil sie der Tür am nächsten lag und rüttelte sie sanft wach.

„Angelina. Aufwachen. Es ist Zeit", wisperte Tia sanft und Angelina kuschelte sich noch ein wenig mehr in ihr Kissen.

„Noch fünf Minuten", murrte sie.

„Angelina. Aufstehen. Quidditchtraining", summte Tia und endlich wachte auch Angelina auf.

„Was machst du hier?", fragte sie verwirrt und blinzelte, als könnte sie nicht ganz glauben, dass Tia vor ihr stand, „Du hast die Nacht doch nicht etwa bei Alicia verbracht."

Tia ignorierte ihre Frage und erklärte: „Wood will ein Quidditchtraining machen und braucht dafür seine einzigartigen Jägerinnen."

„Du solltest unser öfter wecken – ist viel angenehmer, als sonst", gähnte Angelina und setzte sich auf, um ihre Sachen zusammen zu suchen.

Als letzte war nur noch Alicia an der Reihe und Tia schlich zu ihrem Bett und schüttelte auch sie sanft wach.

„Alicia. Aufwachen", flüsterte sie leise in einem Sing-Sang-Ton und im Gegensatz zu den anderen beiden öffnete sie ziemlich schnell die Augen, musterte Tia kurz und schloss sie wieder.

„Was träume ich jetzt schon wieder?", murmelte sie und wollte wieder einschlafen.

„Du träumst nicht – Wood braucht dich für ein Quidditchtraining", wisperte Tia leise und Alicia brauchte nur einen Moment, bevor sie die Worte verarbeitet hatte.

Erschrocken riss sie die Augen auf. „Tia!", rief sie erschrocken aus, sprang auf, verhedderte sich aber in ihrer Bettdecke, kippte zur Seite über die Bettkante und riss Tia mit sich auf den Boden, wo sie in einem großen Haufen aus Mädchen und Bettdecke liegenblieben.

„Au", meinte Tia.

„Oh, Gott! Tia! Es tut mir so leid!", entschuldigte Alicia sich sofort und versuchte aufzustehen, aber es gelang ihr nicht wirklich und die beiden Mädchen gelangten in eine wirklich peinliche und gleichzeitig lustige Situation, wo sie versuchten, irgendwie aufzustehen, dabei aber immer wieder aufeinander fielen.

Angelina stand verwirrt daneben und beobachtete, wie die beiden versuchten, sich zu entwirren.

„Willst du uns nicht helfen?", fragte Alicia schließlich entnervt und rüttelte Angelina so auf.

„Ich weiß nicht", gab Angelina amüsiert zu, „Irgendwie bin ich gerade viel zu belustigt und fasziniert dafür."

„Angelina!", rief Alicia mit einem drohenden Ton und sie half den beiden doch noch aufzustehen.

Die anderen Mädchen im Raum hatten sie in der Zwischenzeit auch schon geweckt, aber sie schienen das schon gewohnt zu sein, denn sie beschwerten sich zwar ein wenig, waren dabei aber nicht so unhöflich, wie Vicky es normalerweise war.

Katie war schon vorgegangen, also ging Tia zusammen mit Angelina und Alicia zum Spielfeld, nachdem sie sich selbst umgezogen hatte und eine warme Jacke mitgenommen hatte – wenn sie schon wach war, konnte sie auch gleich zusehen.

Alicia entschuldigte auf den ganzen Weg zum Spielfeld und Tia versicherte ihr mehrmals, dass sie sich nicht verletzt hatte, sondern nur ein wenig erschrocken.

Vor den Umkleidekabinen warten schon Fred und George mit Katie, die alle ein wenig verschlafen und müde aussahen, während Wood neben ihnen putzmunter aussah.

„Wo seid ihr so lange gewesen?", fragte Wood sie und schaute auf seine Uhr.

„Alicia und Tia haben ein kleines Problem mit der Bettdecke gehabt", grinste Angelina und Alicia und Tia wurde rot.

„Das klingt interessant – irgendwie hätte ich gerne Fotos gesehen", kommentierte Fred.

„Wenigstens seht ihr ein wenig munterer aus", bemerkte George und gähnte.

„Tia hat uns auch sehr sanft geweckt – war wirklich eine nette Abwechslung", lobte Angelina, und Tia war sich nicht sicher, ob sie es positiv oder negativ aufnehmen sollte.

„Wirklich? Vielleicht sollte Tia die offizielle Aufweckerin des Teams werden", schlug George schelmisch vor.

„Gute Idee, Weasley – Tia, ab heute bist du dafür verantwortlich, die Mädchen zu wecken", verkündete Wood.

„Ich hasse dich", zischte Tia George zu und er grinste breit.

„Jetzt fehlt nur noch Harry – er kommt sicher bald – gehen wir zum Feld", schlug Wood vor und Tia setzte sich auf die Tribüne. Ihre Haare waren noch immer in zwei Zöpfen geflochten, also löste sie sie und kämmte sie mit ihren Fingern durch, bevor sie begann, sie wieder zu einem Zopf zu flechten, wie sie es jeden Morgen tat.

Die Spieler, die sich um Wood versammelten, sahen alle noch ziemlich müde aus und drohten, einzuschlafen, wenn Wood nicht regelmäßig kleine Steine auf ihre Köpfe werfen würde.

Als Harry schließlich kam, kam ein kleiner Junge mit ihm, der sich begeistert ebenfalls auf die Zuschauertribüne zu Tia setzte.

„Hallo", begrüßte er sie lächelnd, „Ich bin Colin."

„Tia", stellte Tia sich kurz vor, „Schaust du heute auch zu?"

„Ich schaue Harry Potter dabei zu, wie er spielt! Ist das nicht großartig? Bist du auch wegen Harry hier?"

„Nein, Katie ist meine beste Freundin – sie ist Jägerin", erklärte Tia.

„Cool", staunte Colin, „Und was passiert jetzt?"

Tia sah zu den Spielern und sah, wie Wood eine Tafel mit Spieltaktiken vorbereitet hatte.

„Jetzt sprechen sie wahrscheinlich eine halbe Ewigkeit – ich würde dir raten, noch eine Runde zu schlafen, ich wecke dich, wenn etwas Aufregendes passiert."

„Nein, ich bleibe wach", Colin schüttelte den Kopf, „Sonst verpasse ich noch etwas."

Tia zeichnete in ihrem Zeichenblock, während Colin seinen Blick nicht vom Team abwandte und Tia war sich nicht einmal sicher, ob er blinzelte. Wenigstens gab es ihr so die Möglichkeit, den kleinen Jungen genau abzeichnen zu können.

Später kamen auch noch Ron und Hermine dazu, die beide Frühstück aus der Großen Halle mitgebracht hatten. Colin schaute ein wenig sehnsüchtig darauf und Tia teilte mit ihm ihre Schokolade, die sie eingepackt hatte.

Als Wood seinen Vortrag endlich beendet hatte, kam endlich ein wenig Leben in die Sache und Colin hatte endlich etwas gefunden, das er mit seiner Kamera fotografieren konnte.

Die Spieler jedoch schienen von dem Klicken und den Fotos ein wenig abgelenkt und sahen immer wieder genervt und verwirrt in Colins Richtung.

„Colin, warum machst du nicht ein paar Fotos und lässt sie dann trainieren?", schlug Tia hoffnungsvoll vor.

„Ich muss doch Fotos für zu Hause machen", argumentierte Colin und Tia wusste, dass sie bei dem Jungen wohl keine Chance hatte.

Bald jedoch war nicht mehr Colin das größte Problem des Teams, sondern die Slytherins, die mit Umhängen und Besen in den Händen aufs Spielfeld kamen.

Wood schoss als erstes auf die Erde zu und landete hart, um die Slytherins mit zitternden Knien aufzuhalten. Harry, Fred und George folgten seinem Beispiel, aber sie waren dabei etwas eleganter.

„Flint!", Tia hörte Wood, aber ihre Mitzuschauer schienen das nicht zu tun, „das ist unsere Trainingszeit! Wir sind extra früh aufgestanden! Ihr könnt gleich wieder Leine ziehen!"

Wahrscheinlich hätte Tia sich nicht so schnell mit Marcus Flint angelegt, denn er war sogar noch größer, als er, andererseits hatte Tia die Angewohnheit, dumme Sachen zu machen, wenn sie wütend war.

„Gehen wir rüber und sehen, was das soll", schlug Ron Weasley vor und Tia beschloss, einfach mit den beiden mitzukommen.

„Oh, sieh mal", sagte Flint, als er die drei bemerkte, „was für ein Ansturm."

„Was ist los?", fragte Ron an Harry gewandt, „warum spielt ihr nicht? Und was macht eigentlich der hier?"

Das galt einem kleineren, blonden Jungen, den feixend neben seinen größeren, bulligeren Teammitgliedern stand und wohl neu im Team war.

„Ich bin der neue Sucher der Slytherins, Weasley", bemerkte der Junge und Tia vermutete, dass Ron ihn besser kannte, als sie, „Wir sind gerade dabei, die Besen zu bewundern, die mein Vater unserer Mannschaft geschenkt hat."

Tia kannte sich nicht wirklich mit Quidditch und Besen aus, aber so, wie die Besen aussahen und wie sie alle betrachteten, waren sie wohl ziemlich gut und dementsprechend ziemlich teuer.

„Gut, nicht wahr?", sagte der blonde Junge und klang dabei ziemlich gleichmütig, „Aber vielleicht schaffen es die Gryffindors ja, ein wenig Gold aufzutreiben und sich ebenfalls neue Besen zuzulegen. Ihr könntet eure Sauberwisch Fünf verscheuern, vielleicht hat ein Museum Interesse dran."

Die Slytherins lachten, während Tia nicht sonderlich davon beeindruckt war. Sie war so erzogen worden, dass sie wusste, dass Geld nicht wichtig war, obwohl ihre Großmutter Mengen davon besaß.

„Geld ist nicht wichtig – besonders nicht, wenn es um Talent gehen sollte", meldete sich Tia, aber Katie sah sie ein wenig unsicher an und schien sich ein wenig vor sie zu stellen, als wollte sie sie beschützen, aber Hermine stimmte ihr zu.

„Zumindest musste sich keiner von den Gryffindors in das Team einkaufen", sagte sie mit schneidender Stimme, „Diesind nämlich nur wegen ihres Könnens reingekommen."

„Keiner hat dich nach deiner Meinung gefragt, du dreckiges kleines Schlammblut", blaffte der Junge und Tia zuckte zurück.

Sie hatte das Wort schon einmal gehört – leise geflüstert von Katie, als sie zusammensaßen und Katie und Leanne ihr die wichtigsten Begriffe erklärt hatte. „Schlammblut" war ein Wort gewesen, dass die beiden Freundinnen selbst nicht in den Mund nehmen wollten, aber sie hatten sich verpflichtet dazu gefühlt, Tia davor zu warnen. Damals hatten sie ihr versichert, dass es Tia erlaubt war, jedem eine reinzusemmeln, der dieses Wort benutzte, aber jetzt, da sie es hörte, war ihr nicht wirklich danach. Sie fühlte sich nur irgendwie... dreckig.

Nicht nur Hermine und sie reagierten extrem auf diesen Begriff.

Fred und George wollten sich schon auf den blonden Jungen werfen, aber Flint stellte sich vor ihn und die beiden konnten ihn nicht erreichen. Alicia kreischte: „Wie kannst du es wagen!". Ron zog seinen Zauberstab, der ein wenig mitgenommen aussah aus seinem Umhang und richtete ihn auf das Gesicht des Jungen, der hinter Flint hervorlugte.

„Dafür wirst du bezahlen, Malfoy!", schrie Ron wutentspannt, aber es ertönte nur ein lauter Knall im Stadion und ein grüner Lichtstrahl schoss aus Rons Zauberstab – nur nicht auf den Jungen, den er Malfoy genannt hatte zu, sondern auf sich selbst. Der Zauber traf ihn und schleuderte ihn zurück.

„Ron, Ron! Alles in Ordnung mit dir?", kreischte Hermine erschrocken. Ron öffnete den Mund, als würde er antworten wollen, aber statt Wörter bracht ein lauter Rülpser aus ihm heraus und ein Dutzend Schnecken folgten, die ihm in den Schoß kullerten.

Die Slytherins lachten, aber Tia war wieder nicht nach Lachen zumute. Sie schaute mit den anderen Gryffindors nach Ron, der noch immer Schnecken hervorwürgte und es war wirklich kein schöner Anblick.

„Wir schaffen ihn am besten zu Hagrid, das ist am nächsten", schlug Harry vor und er zog zusammen mit Hermine ihren Ron auf die Beine.

„Was ist passiert, Harry? Was ist passiert? Ist er krank? Aber du kannst ihn doch gesund machen, oder?", fragte Colin, der ebenfalls gekommen war und jetzt neben ihnen herumtänzelte, als Ron schon wieder Schnecken würgte.

„Ohhh", machte Colin und hob seine Kamera, „Kannst du ihn still halten, Harry?"

Aus dem Weg jetzt, Colin", schnauzte Harry ein wenig unwirsch, aber Tia verstand ihn – mit einem kranken Freund in den Armen und dem dämlichen Gelächter von den Slytherins musste er wohl gestresst sein.

Harry, Hermine und Ron verschwand, aber die restlichen Gryffindors und die Slytherins blieben zurück.

Malfoy imitierte gerade Ron und seine Teamkollegen lachten und weinten vor Lachen, aber Tia hatte genug.

„Du dreckiges, kleines, wertloses Wiesel", Tia stampfte auf ihn zu, die Augen zusammengekniffen und es schien so, als würde sich ihre Haut verdunkeln und sie schien zu wachsen, als sie auf Malfoy zuschritt, den Finger anklagend in seine Richtung gestreckt, „Ich werde dir gleich zeigen, was ein Schlammblut so machen kann!"

Malfoy wich zurück, aber das wäre nicht nötig gewesen, denn Flint stellte sich zwischen ihn und Tia, aber sie ließ sich nicht von ihm aufhalten, sondern stieß ihn mit erstaunlichen Kräften zurück und tatsächlich stolperte der viel größere und ältere Junge zurück und fiel auf seinen Po. Nun wirkte er nicht mehr so selbstsicher, als Tia über ihm ragte und er rutschte nervös zurück, stand auf und wich trotzdem noch weiter zurück.

„Hauen wir ab", schlug er vor und seine Teamkollegen widersprachen ihm nicht, als sie ihren Besen packten und rannten.

Nun waren es die Gryffindors, die lachen konnten.

„Nicht schlecht, Tia", lobte George sie, „Und endlich sieht man auch die positiven Seiten deiner Veela-Blutlinie!"

„Veela? Das würde so einiges erklären", grinste Angelina, „Ich habe selten so eine Schadenfreude erlebt."

„Du bist wirklich gruselig, wenn du wütend bist", kicherte Katie, „Erinnere mich, dass ich dich nie wütend mache."

„Sie sind selbst schuld – man nennt niemanden ungeschoren Schlammblut", verteidigte sich Tia und wurde etwas rot.

„Du hast alles richtig gemacht", beruhigte George sich und legte einen Arm um ihre Schulter, „Wir sind stolz auf dich."

„Training hat ohne Sucher nicht viel Sinn", Wood sah den Slytherins noch unzufrieden hinterher, „Machen wir Schluss für heute – denkt aber nicht, dass es jedes Mal so ablaufen wird!"

„Wenn wir dann sehen, wie Tia Flint fertigmacht, könnte ich mich an solche Trainings gewöhnen", grinste Alicia, „Wie wäre es zur Feier des Tages mit Kakao?"

„Wie kann ich da nein sagen?", fragte Tia schüchtern und wurde vom Team in die Große Halle verschleppt.

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