29. Kapitel
„Also hat euer Bruder zusammen mit Harry Potter ein fliegendes Auto gestohlen und ist damit hierher geflogen, anstatt einfach zu warten, bis eure Eltern sie suchen gehen, die sie ganz einfach dorthin bringen hätten können, ohne dieses ganze Chaos?", fasste Tia zusammen, als Fred und George am Abend nach dem Festessen die Geschichte erzählten, wie ihr Bruder angekommen war.
„So ziemlich, ja", bestätigte Fred.
„Sehr gut zusammengefasst", lobte George sie.
„Danke, ich weiß", meinte Tia, „Und euer Bruder scheint nicht immer die hellste Kerze im Kronleuchter zu sein, oder? Das klingt nach etwas, das ihr beide tun würdet..."
„Hast du uns gerade beleidigt?", fragte Fred verwirrt und runzelte die Stirn.
„Tia hat Recht", kommentierte Katie, die gerade zusammen mit Leanne eine Runde Karten spielte, „Die beiden hätten sterben können – und dann hätten wir schon wieder einen neuen Sucher suchen müssen."
„Du klingst wie Wood", grinste George, aber Katie warf ihm einen warnenden Blick zu, der ihn sofort verstummen ließ.
„Wie auch immer – ich gehe ins Bett", gähnte Tia und stand auf.
„Warte noch – ich besiege noch schnell Leanne, dann komme ich nach", forderte Katie sie auf.
„Du kannst mich nicht besiegen – ich werde nämlich gewinnen und –", Leanne verstummte, als Katie ihre Karten auf den Tisch warf und diese um einiges besser waren, als die sowieso schon guten Karten von Leanne, „Okay, vergesst es. Wir kommen!"
„Gute Nacht, Ladies", wünschte George.
„Gute Nacht", antwortete Tia, bevor sie mit ihren beiden Freundinnen die Treppen hochrannte.
Vicky lag schon in ihrem Bett und schlief leise, aber trotzdem bemühten sich die Mädchen nicht unbedingt, leise zu sein, um sie nicht zu wecken. Nachdem Vicky im letzten Jahr Tia verletzt hatte, war ihre Beliebtheit enorm gesunken und weder Leanne noch Katie machten noch ein Geheimnis daraus, dass sie sie hassten. Tia hasste sie nicht wirklich, aber selbst sie ging ihr meistens aus dem Weg.
„Morgen beginnen die Stunden", stöhnte Leanne, „Ich hätte noch eine Woche Ferien genießen können."
„So wie jedes Jahr", meinte Katie, „Und trotzdem wirst du morgen überleben."
„Wahrscheinlich hätten wir auch etwas früher ins Bett gehen sollen – dann wären wir morgen nicht müde", überlegte Tia.
„Unsinn!", rief Katie aus, „Wir sind jetzt Drittklässler – dieses Jahr dürfen wir endlich nach Hogsmeade! Endlich können wir auch Zeit außerhalb von Hogwarts genießen!"
„Ruhe!", zischte Vicky, die wohl endlich genug hatte, aber Katie ließ sich davon nicht stören.
„Endlich Freiheit!", schrie sie so laut, dass bestimmt auch andere Schüler es hörten, aber Tia, Leanne und sie kicherten, während Vicky einen unzufriedenen Laut ausstieß und sich unter ihrer Decke verkroch, aber auch die anderen drei Mädchen waren jetzt müde und kuschelten sich in ihre Decken.
„Gute Nacht", wünschte Tia ihnen alles und gähnte.
„Gute Nacht", meinte Leanne.
„Gute Nacht", beendete Katie, aber sie war schon so leise, dass Tia wusste sie war schon beinahe eingeschlafen, aber auch bei ihr dauerte es nicht mehr lange, bis sie schlief.
Beim Frühstück saß Tia zusammen mit Leanne und Katie.
Leanne und Katie unterhielten sich gerade über Gilderoy Lockhart – den Traum einer jeder Frau, wie Leanne betonte und ausnahmsweise war Katie ihrer Meinung. Sie beide schwärmten über den neuen Professor, der am Lehrertisch saß und seinen Toast wie jeder andere genoss, obwohl er um einiges eleganter angezogen war, als die anderen Professoren.
Tia hielt nicht viel von Lockhart – jedenfalls hatte ihre Großmutter gesagt, dass er nichts Besonderes war und sie vertraute auf die Menschenkenntnis ihrer abuelita, aber sie war natürlich offen, sollte der Professor doch so genial sein, wie alle sagten.
Gutes Aussehen jedenfalls war für Tia noch nie wichtig gewesen und deswegen ließ sie sich davon nicht blenden. Als frühere Schönheitskönigin hatte Carla ihrer Enkelin beigebracht, dass Schönheit nicht alles im Leben war – Familie, Gesundheit und Freude waren die Komponenten, die man brauchte, um glücklich zu werden – keinen perfekten, abgemagerten Körper, keine Diäten und Schönheitskuren, keine Liebhaber und Bewunderer.
Die Ruhe in der Früh wurde von plötzlichem Geschrei unterbrochen: „... DEN WAGEN ZU STEHLEN – ES HÄTTE MICH NICHT GEWUNDERT, WENN SIE DICH RAUSGEWORFEN HÄTTEN, WART AB, BIS ICH DICH IN DIE FINGER KRIEGE, NATÜRLICH HAST DU NICHT DARAN GEDACHT, WAS DEIN VATER UND ICH DURCHMACHEN MUSSTEN, ALS WIR SAGEN, DASS ER WEG WAR... BRIEF VON DUMBLEDORE GESTERN ABEND, ICH DACHTE, DEIN VATER WÜRDE VOR SCHAM STERBEN, NACH ALLEM WAS WIR FÜR DICH GETAN HABEN, DU UND HARRY HÄTTET EUCH DEN HALS BRECHEN KÖNNEN! EINE UNGLAUBLICHE SCHANDE, DEIN VATER HAT EINE UNTERSUCHUNGSKOMMISSION AUF DEM HALS UND WENN DU DIR NOCH EINMAL DEN KLEINSTEN FEHLTRITT ERLAUBST, HOLEN WIR DICH SOFORT NACH HAUSE!"
Sobald das Geschrei, dass Tia als das von Mrs Weasley erkannte, verstummte, wurde es totenstill in der sonst lauten Großen Halle. Einige lachten (Leanne war eine von ihnen), während das Opfer des lauten Briefs niemand anderer als Ronald Weasley gewesen war.
„Wow, echt peinlich", grinste Leanne, „Heuler sind immer peinlich."
„Er tut mir leid", meinte Tia, „Er sieht so aus, als würde er am liebsten im Erdboden versinken."
„Würde er vermutlich auch gerne", sagte Katie, „Komm, essen wir weiter – wir haben Verwandlung als erstes!"
Verwandlung war genauso, wie in den letzten zwei Jahren – viel zu schwer für Tia.
Irgendwie hatte sie nie den Dreh herausbekommen und sie quälte sich mehr durch die Stunde, während Leanne, die neben ihr saß mit Leichtigkeit zauberte.
„Mach dir nichts draus – wir haben jetzt Zaubertränke", erinnerte Leanne ihre Freundin und das besserte tatsächlich Tias Laune.
Snape war so mürrisch wie immer, aber Tia ließ sich davon nicht entmutigen und freute sich schon darauf, den Trank zu brauen, der für diese Stunde gedacht war – Gegengifte für gängige Gifte.
Es war ein Thema, auf das Tia sich schon länger freute und sie konnte es kaum erwarten, ihn zu brauen.
Nachdem Snape ankündigte, dass die diese Einheit allein meistern mussten, stöhnten einige Schüler genervt auf, aber nicht Tia – ihr war schon aufgefallen, dass sie am besten allein arbeitete und so störte es sie nicht, dass sie diesen Trank allein anfertigen musste.
Schneller als sonst hatte sie alle Zutaten beisammen.
Endlich konnte sie so genau sein, wie sie normalerweise nur bei Prüfungen war, da man diese ebenfalls allein bestehen musste, also konnte sie so lange sie wollte den Bezoar zermahlen, bis er eine für sie passende Konsistenz hatte, sie roch selbst, wann es Zeit war, die nächste Zutat hinzuzufügen, sie musste nicht immer wieder Anweisungen geben und konnte effektiver arbeiten.
Am Ende war sie als erste fertig und verkorkte den fertigen Trank, bevor sie ihn beschriftete und nach vorne brachte.
Leanne warf ihr einen ungläubigen Blick zu, aber Tia zuckte nur mit den Schultern und blätterte in ihrem Zaubertrankbuch, bis auch alle anderen fertig waren und Snape die Hausaufgaben ansagen konnte.
„Ich hasse es, allein zu arbeiten – man hat keine Absicherung", gab Leanne nach dem Unterricht zu, nachdem sie auf dem Weg zu Verteidigung gegen die Dunklen Künste waren.
„Ich weiß nicht – ich habe es sehr meditativ gefunden", fand Tia.
„Natürlich hast du das", seufzte Katie, „Wenigstens kann ich mich jetzt auf Lockhart freuen."
„Das macht Zaubertränke gleich viel erträglicher", stimmte Leanne ihr verträumt zu.
Tia konnte nur den Kopf schütteln und seufzen – sie würde ihre Freundinnen in diesem Thema wohl nie verstehen.
Im Gegensatz zu ihren Freundinnen war Tia weniger begeistert davon, dass sie jetzt Lockhart haben würden, aber sie zwang sich, mit einem guten Gefühl in die Klasse zu geben, damit sie Lockhart nicht schon von Anfang an nicht mochte, ohne ihn wirklich gekannt zu haben.
Leanne und Katie setzten sich nebeneinander, während Tia allein im Tisch neben ihnen Platz nahm. Natürlich hätte sie sich neben Vicky setzen können, die ebenfalls in jeder Stunde, in denen nur Gryffindors waren allein saß, aber sie hatte keine sonderliche Lust dazu und sie bezweifelte auch, dass Vicky es gutheißen würde.
Nachdem die ganze Klasse eingetroffen war, räusperte sich Lockhart als erstes und schenkte ihnen allen ein schneeweißes Lächeln – Tia befürchtete, dass Leanne bald in Ohnmacht fiel.
„Ich", begann er dramatisch, „Gilderoy Lockhart, Orden der Merlin dritter Klasse, Ehrenmitglied der Liga zur Verteidigung gegen die dunklen Kräfte und fünfmaliger Gewinner des Charmantestes-Lächeln-Preises der Hexenwoche– aber das ist nicht der Rede wert. Die Todesfee von Bandon bin ich schließlich nicht losgeworden, indem ich sie angelächelthabe!"
Wieder schenkte er ihnen ein perfekten Lächeln, aber Tia war sich sicher, dass er diese Worte auswendig gelernt hatte und immer wieder wiederholte – es würde sie nicht wundern, wenn Fred und George ebenfalls schon diesen Vortrag gehört hätten.
„Wie ich sehe, habt ihr alle die komplette Ausgabe meiner Werke erworben – gut so. Ich dachte, wir könnten heute mit einem kleinen Quiz beginnen. Was ganz Leichtes, keine Sorge – wollte nur sehen, wie gründlich ihr sie gelesen habt, wie viel ihr behalten habt –"
Er verteilte persönlich die Testfragenblätter, bevor er sich wieder nach vorne stellte, sie anlächelte und sagte: „Ihr habt dreißig Minuten – los geht's!"
Die Fragen waren lächerlich. Keine einzige, wirkliche Frage war dabei, wie Tia schnell feststellte. Alle Fragen schienen sich nicht wirklich um Dunkle Mächte zu drehen, sondern um Lockhart selbst:
Was ist Gilderoy Lockharts Lieblingsfarbe?
Wie lautet Gilderoy Lockharts geheimer Wunsch?
Wann hat Gilderoy Lockhart Geburtstag und was wäre das ideale Geschenk für ihn?
Tia hatte keine Ahnung! Woher denn auch – sie hatte die Bücher nicht einmal angefasst, geschweige denn gelesen. Sie hatte eindeutig Besseres zu tun, als sich Geschichten von einem so seltsamen Typen wie Lockhart anzuhören.
Spätestens jetzt bemerkte Tia, wie lächerlich Lockhart wirklich war und sie versuchte nicht einmal die Fragen zu beantworten, sondern nutzte die halbe Stunde, um Gilderoy Lockhart in der typischen Heldenpose auf einem Pferd sitzend mit einem erhobenen Zauberstab in der Hand zu zeichnen.
Nachdem der Professor die Zettel wieder einsammelte, schaute er sie tatsächlich einmal durch.
„Miss Katie Bell – ausgezeichnet, dass Sie wissen, dass meine Lieblingsfarbe Lila ist – das hat bisher kaum jemand gewusst und Miss Leanne Travis – ich muss Ihnen zustimmen, dass der Sieg über diese Bande Vampire in Knaresborough tatsächlich einzigartig und überragend war, aber ich selbst schätze meine Erlebnisse in Wanderung mit Werwölfenwohl meine größte Leistung war", lobte er die beiden, die rot anliefen und kicherten.
Lockhart blätterte weiter und sah wieder auf.
„Eine wirklich atemberaubende Zeichnung, die Sie da angefertigt haben, Miss Tara Fuego, aber ich würde es trotzdem lieber sehen, wenn Sie sich im Unterricht nicht von meinem unglaublichen Aussehen ablenken lassen und sich doch auf meine klugen Worte konzentrieren würden. Dennoch haben Sie hoffentlich nichts dagegen, wenn ich dieses Werk einrahme, oder?", er wartete nicht auf eine Antwort, sondern lächelte nur und zeigte der ganzen Klasse das Bild.
„Du hast ihn wirklich gut getroffen", grinste Cormac McLaggen hinter ihr und Tia bemühte sich, nicht zu lachen, als Lockhart das Bild ein wenig verliebt ansah.
„Nun, wir haben noch etwas Zeit, also würde ich mit dem Unterricht beginnen – schlagen Sie doch mein Werk Gammeln mit Ghulenauf und lauschen Sie meiner bezaubernden Stimme, wie ich Ihnen von meinen Erlebnissen mit Ghulen berichte."
Tia hätte nicht gedacht, dass sie jemals ein Fach finden würde, dass sie noch langweiliger fand, als Geschichte, aber Lockhart dabei zuzuhören, wie er sich selbst dauerhaft lobte und selbstverherrlichte war schon beinahe lächerlich und sie bemühte sich, nicht einzuschlafen und zeichnete, während sie Lockhart ausblendete.
Selten war sie so froh, als endlich die Glocke läutete.
„Ist er nicht toll?", hauchte Leanne, als sie seine Klasse verließen.
„Nein", meinte Tia geradeheraus und fing sich damit verwirrte Blicke von Leanne und Katie ein. Tia verdrehte nur die Augen und beeilte sich, in die Große Halle zu kommen und hoffte, es würde Schokokuchen geben – nach dieser Stunde brauchte sie sicher mindestens eine Tonne Schokolade.
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