19. Kapitel
Tia und Leanne begleiteten Katie hinunter zum Spielfeld, wo die Auswahlspiele stattfinden würden. Katie hatte kaum geschlafen, aber sie hielt sich wacker auf den Beinen und rannte dauerhaft auf und ab. So nervös hatte Tia sie nicht einmal vor den Prüfungen am Ende des letzten Jahres erlebt, also musste Quidditch wirklich wichtig für Katie sein, wie Tia vermutete und tatsächlich handelten viele Geschichten von Katie und ihrer Familie von Quidditch.
„Du schaffst das schon", wollte Leanne ihre Freundin aufmuntern, „Tia und ich sitzen auf den Zuschauerbänken und feuern dich an."
„Wahrscheinlich wäre es mir lieber, wenn ihr nicht kommen würdet", seufzte Katie.
„Zu spät – wir kommen", bestimmte Tia.
Beim Spielfeld waren noch nicht so viele Leute versammelt, aber das aktuelle Quidditch-Team stand zusammen und sahen schon kritisch die Kandidaten an.
Oliver Wood, der Hüter war nach Charlies Abschluss zum Kapitän ernannt worden und anscheinend nahm er seine Aufgabe ziemlich ernst. Bei ihm waren auch noch Angelina Johnson und Alicia Spinnet, die beiden Jägerinnen, die letztes Jahr schon im Team gewesen waren, sowie Fred und George, die Treiber, die nach wie vor einen Platz im Team haben wollten.
Das Team suchte noch einen Jäger, sowie den wichtigsten Spieler – einen Sucher, soweit Tia verstanden hatte, aber sie hatte das Prinzip von Quidditch nicht ganz begriffen und war nur hier, um Katie zu unterstützen.
Katie hatte, wie auch alle anderen, die sich für das Team bewerben wollten, einen eigenen Besen mitgebracht – er war nicht der Beste, soweit Tia verstanden hatte, aber er hatte einmal ihrem Vater gehört, also war er Katie wichtig.
„Okay! Leute! Kommt näher!", begann Wood mit den Spielen und Katie warf Tia und Leanne noch ein letztes nervöses Lächeln zu, bevor sie zu den anderen ging.
„Und jetzt?", fragte Leanne, der wohl jetzt schon langweilig war, aber Tia hatte vorgedacht und ihren Zeichenblock mitgenommen. Mit Kohle begann sie zu zeichnen und Leanne seufzte und starrte auf die Spieler, die bis jetzt nur redeten.
Es herrschte ein ordentlicher Wind, was Tia daran hinderte, zu hören, was Wood zu den Spielern sagte, aber irgendwann stiegen sie alle auf ihre Besen und begannen Runden zu fliegen. Das war der Moment, in dem Wood schon begann, die ersten vom Platz zu schicken.
Es waren erstaunlich wenige gekommen und die Auswahl war gering, aber doch zögerte Wood nicht, jemanden beim kleinsten Fehler wegzuschicken.
Nach einer halben Stunde war Katie noch am Platz und Leanne schnarchte neben Tia auf ihrem Sitz und Sabber tropfte von ihrem Mundwinkel in ihren Schoß.
Tia war in ihre Zeichnung vertieft, als plötzlich jemand direkt neben ihr von einem Besen auf die Bänke sprang und sie so erschreckte.
Sie zuckte zusammen und sah auf, aber vor ihr stand nur eine schüchtern lächelnde Alicia.
„Entschuldigung, das wollte ich nicht", meinte sie schnell, „Ich hoffe, ich habe dich nicht allzu sehr erschreckt?"
„Nein, nein", winkte Tia ab, „Ich bin nur so vertieft gewesen, ich habe dich gar nicht gehört."
„Du zeichnest", es war keine Frage, sondern eine Bemerkung und irgendwie fand Tia das besser, als eine unnötige, offensichtliche Frage zu stellen.
„Oh, ja", Tia wurde ein wenig rot, „Irgendwie habe ich euch beim Training gezeichnet... Ansonsten habe ich nichts zu tun."
„Darf ich einmal sehen?", fragte Alicia schon beinahe schüchtern und einen Moment zögerte Tia, aber dann gab sie doch nach und reichte den Zeichenblock an Alicia weiter, die ihn vorsichtig und schon beinahe sanft an sich nahm, bevor sie sich auf den Stuhl neben Tia setzte.
Tia roch, dass sie geschwitzt hatte, aber sie empfand diesen Geruch immer noch als angenehmer, als den Knoblauchgestank von Quirrell.
Ihre rötlich braunen Haare waren zu einem Zopf geflochten, wie Tia es jeden Tag machte, aber einzelne Strähnen hatten sich daraus gelöst und hingen ihr ins Gesicht oder standen wild und ungezähmt ab.
Ihre blauen Augen huschten über die Zeichnungen, die Tia angefertigt hatte und mit einem kurzen Blick fragte sie um Erlaubnis, weiterblättern zu dürfen, was sie dann auch tat.
„Warum fliegst du nicht mehr?", fragte Tia schüchtern und Alicia sah von den Zeichnungen auf, schien aber überhaupt nicht von der Frage gestört zu sein.
„Wood hat das alte Team vom Platz geschickt – wir sind fix im Team. Jetzt sucht er nur noch einen neuen Jäger", erklärte Alicia.
„Und einen Sucher?", fragte Tia verwirrt.
„Keiner hat sich gemeldet – wenn wir keinen finden, werden wir dieses Jahr wohl nicht spielen können", seufzte Alicia, „Es ist immer so schwierig, neue Sucher zu finden und Charlie war der Beste."
„Ihr findet bestimmt jemanden", wollte Tia sie aufmuntern.
Alicia lächelte und nickte.
„Bestimmt", stimmte sie ihr zu, „Aber bis dahin wird Wood eine Menge Stress und Arbeit haben – er nimmt seinen Posten sehr ernst."
„Ich bin mir nicht sicher, ob das gut oder schlecht ist."
„Das weiß niemand", seufzte Alicia, „Aber vielleicht führt er uns so zum Sieg."
Alicia blätterte weiter im Skizzenbuch und Tia sah dabei zu, wie Wood zwei weitere Kandidaten vom Platz schickte, und nur noch Katie und ein Junge da waren.
Wood sprach mit ihnen und sie nickten, aber Tia konnte nicht verstehen, was sie sagten. Plötzlich drehten sie sich alle um und verließen den Platz. Katie kam die Tribünen hinauf, aber ihr Gesicht zeigte nicht, ob sie im Team war oder nicht.
„Und?", Tia sprang auf und erschreckte so ein wenig Alicia, die ebenfalls neugierig zu Katie sah.
Katie sah noch einen kurzen Moment ernst aus, aber ihr ernster Gesichtsausdruck wurde schnell zu einem Lächeln und zu einem Grinsen.
„Ich bin drin", gestand sie und Tia stieß einen Freudenschrei aus und fiel ihrer Freundin um den Hals. Der Schrei weckte auch Leanne, die ein paar Mal grunzte, bevor sie vollkommen bei sich war.
„Wa- was ist passiert?", panisch sah sie sich um, bis sie Katie erblickte, „Was ist passiert? Bist du drin?"
„Ich bin im Team!", freute Katie sich, „Ich bin Jägerin im Quidditch-Team!"
„Freut mich für dich", Alicia stand auf und kam zu Katie, „Es wird sicher cool, mit dir zu fliegen."
„Gleichfalls", keuchte Katie, „Ich kann immer noch nicht glauben, dass ich wirklich genommen worden bin! Das ist der beste Tag meines Lebens!"
„Dann müssen wir das feiern!", bestimmte Tia, „Wir treffen uns in der Großen Halle – ich besorgte die Getränke."
Tia kam mit einem Tablett mit Tassen voll heißer Schokolade zurück und stellte sie vor Katie und Leanne auf den Tisch.
„Die Hauselfen haben gleich ganz viele gemacht – manchmal sind sie zu übereifrig", entschuldigte sich Tia.
„Das ist nicht so schlimm – wir nehmen gerne auch welche", plötzlich stand Angelina neben ihnen und griff nach einer Tasse.
„Du hast doch nichts dagegen, oder?", fragte Alicia sicherheitshalber nach und lächelte Tia an, die plötzlich rot wurde und ihren Blick abwandte.
„Na-natürlich. Kein Problem", stammelte sie schüchtern und die beiden Mädchen setzten sich zu Katie und Leanne an den Tisch, um ihren Kakao zu genießen. Tia ließ sich neben Leanne nieder, starrte aber auf ihre Hände und vermied Augenkontakt.
Leanne musterte sie belustigt, aber auch interessiert und ihr Blick wanderte immer wieder zwischen Alicia und Tia hin und her.
„Eine Party? Ohne uns?", plötzlich setzten sich auch noch Fred und George zu ihnen.
„Euch hat auch niemand eingeladen" bemerkte Angelina, aber sie sagte nichts mehr, als sich die Zwillinge ebenfalls einen Kakao gönnten.
„Kennt ihr schon Katie Bell – die neue Jägerin im Team!", rief Tia begeistert und Katie grinste stolz.
„Wir haben schon gehört, dass wir es ab jetzt mit einer dritten echt gruseligen, weiblichen Person im Team zu tun haben", winkte Fred ab, „Zum Glück haben wir noch Wood, sonst würden wir wahrscheinlich unbesiegbar werden – wäre doch den anderen Teams gegenüber unfair, wenn unser Team aus ausschließlich kompetenten Frauen bestünde, oder?"
„Nicht schlecht, Weasley, aber deine Schleimerei wird dich nicht retten, wenn ihr wieder einmal beschließt, eine Stinkbombe in der Mädchenumkleide hochgehen lassen zu müssen."
„Das behalten wir im Hinterkopf", versicherte George ihr schnell, „Kein Grund, uns jetzt schon Gliedmaßen auszureißen."
Angelina musterte ihn und seinen Zwilling. „Das überlege ich mir noch – wenn ihr Glück habt, übersteht ihr bin Morgen."
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