18. Kapitel
Am nächsten Morgen war Tia allein unterwegs zu Verwandlung. Sie war sehr früh aufgestanden, war gemütlich frühstücken gewesen und hatte sich danach ein ruhiges Eckchen gesucht, um zu zeichnen und für ihre Großmutter einen Brief zu verfassen.
Sie hatte bis zur letzten Minute gewartet, um sich auf den Weg zu machen – noch immer war Verwandlung nicht wirklich ihr Lieblingsfach und sie würde noch immer bevorzugen, so wenig Zeit wie möglich in dieser Klasse zu verbringen.
Dank ihrem Gehör- und Geruchssinn hatte sie seit letztem Jahr einige Geheimgänge gefunden – einige hatte sie den Zwillingen verraten, andere behielt sie für sich. Die Gänge waren bis auf wenige Schüler aus der Sechsten und Siebten leer, als Tia plötzlich zwei Paar eiliger Schritt ihr entgegenkommen hörte und als sie um die Ecke bog, sah sie auch schon die Ursache.
Zwei Erstklässler hatten sich wohl verlaufen, denn sie schienen orientierungslos und verwirrt zu sein. Tia erkannte sie, zu ihrer Überraschung, als Harry Potter und Ron Weasley – von beiden hatte sie schon viel gehört, unter anderem von Fred und George.
„Kann ich euch helfen?", fragte sie und die beiden zuckten von der plötzlich lauten Stimme zusammen und drehten sich um. Einen Moment starrten sie sich einfach nur gegenseitig an und Tia fragte sich, ob sie vielleicht etwas Falsches gesagt hatte.
„Ich meine... ihr seht aus, als würdet ihr den Weg in eure Klasse nicht finden, aber natürlich kann es auch sein, dass ich mich irre", verteidigte sie sich schnell.
„Nein, ist schon in Ordnung", sagte Harry Potter und er wirkte erleichtert, „Wir finden die Zauberkunstklasse von Professor Flitwick nicht."
„Ihr seid schon auf dem richtigen Weg", Tia kam zu ihnen, „Ich kann euch hinbringen, wenn ihr wollt. Vielleicht schaffen wir es noch, bevor der Unterricht beginnt."
„Du bist das Chili-Mädchen", bemerkte Ron ein wenig patzig, „Fred und George haben einige Geschichten von dir erzählt."
„Haben sie das? Wirklich?", Tia lächelte, „Normalerweise nennen die Leute mich Tia. Kommt mit, ich kenne eine Abkürzung."
Tia ging vor und führte die beiden über einen Geheimgang in der Wand in die Zauberkunstklasse.
„Hier ist sie", das Läuten erklang, das allen Schülern sagte, dass die Stunde begann, „Und, Ups – ich bin zu spät für Verwandlung."
„Das tut uns leid – das wollten wir nicht", entschuldigte Harry sich schnell.
„Keine Ursache – es war immer mein Ziel, zu spät zu kommen. Ich hasse Verwandlung", winkte Tia lächelnd ab, „Euch noch einen schönen und Tag. Und... für den Anfang – ich würde wirklich als Klasse von Raum zu Raum gehen, so verirrt man sich nicht so leicht."
„Vielleicht machen wir das", bestätigte Harry, „Und danke noch einmal."
„Keine Ursache – euch noch einen schönen Tag", verabschiedete Tia sich, bevor sie ihren eigenen Weg zu Verwandlung antrat.
Natürlich hatte McGonagall die Stunde schon begonnen, als Tia an der Tür klopfte und vorsichtig eintrat.
„Miss Fuego – Sie sind zu spät!", tadelte McGonagall sie sofort.
„Entschuldigen Sie, ich habe noch zwei Erstklässlern den Weg gezeigt", entschuldigte Tia sich und wartete die Reaktion von McGonagall ab, aber sie zog ihr tatsächlich keine Punkte ab, sondern schnaubte nur.
„Sehen Sie, dass Sie das nächste Mal pünktlich zu Ihrem eigenen Unterricht kommen, bevor Sie anderen helfen", befahl sie, „Setzen Sie sich."
Neben Katie war der Platz noch frei und Katie sah sie fragend an, aber Tia setzte sich stumm und verfolgte die restliche Stunde den Unterricht.
Verteidigung gegen die dunklen Künste war für Tia eher ein Fach, von dem sie bis jetzt den Sinn nicht verstanden hatte.
Professor Nogard, der Veela und Drachenhaut liebende Lehrer (außerdem ein Bewunderer von allen weiblichen Wesen) hatte, so erzählte man sich von Schüler zu Schüler, in den Ferien tatsächlich eine Veela getroffen. Er war seinem Versprechen, alles stehen und liegen zu lassen, um ihr folgen nachgegangen und war, so erzählte man, spontan von einer Klippe gesprungen, um die Veela zu beeindrucken.
Tia war froh, dass er fort war.
Der neue Lehrer, Professor Quirrell schien aber nicht wirklich besser zu sein. Tia erfuhr, dass er früher Muggelkunde unterrichtet hatte, bevor er eine Reise unternommen hatte und jetzt als Professor für Verteidigung gegen die Dunklen Künste wieder zurückgekehrt war.
Quirrell war furchtbar nervös und stotterte furchtbar, was es für Tia beinahe unmöglich machte, dem Unterricht zu folgen.
Dazu stank sein Klassenzimmer auch noch nach Knoblauch und es war einer der Momente, in denen Tia sich wünschte, nicht besser riechen zu können.
Die größte Qual für die war es, direkt neben dem Professor zu stehen, denn von seinem Turban aus ging ein grauenvoller Geruch, als würde etwas verwesen.
„Vermutlich hat sich eine Ratte darin verlaufen und verrottet jetzt langsam", schimpfte Tia, als sie die Klasse verließen und auf dem Weg in die Große Halle zum Mittagessen waren, „Und der Knoblauch ist auch unnötig! Ich meine, ich akzeptiere ja, dass man glauben könnte, dass Snape ein Vampir ist, aber das ist noch lange kein Grund, die Schüler auch damit zu quälen!"
„Aja! Wir haben uns schon gedacht, dass wir dieses zarte Stimmchen schon einmal schimpfen gehört haben", plötzlich standen Fred und George vor den drei Freundinnen und grinsten sie an.
„Worüber redet ihr?", fragte George nach.
„Tia beschwert sich über den Gestank rund um Quirrell", fasste Leanne zusammen.
„Oh, ja", Fred nickte bedächtig, „Das ist ein Problem. Ich habe mir schon überlegt, in der nächsten Stunde eine Atemmaske von Madam Pomfrey zu holen."
„Wir denken, er hat einen geheimen Lagerraum mit Knoblauchbrot unter der Klasse versteckt", vermutete George.
„Tia denkt, dass er Angst vor Snape hat – weil Snape ein Vampir sein könnte", bemerkte Katie.
„Und der Gestank vom Turban kommt von einer verwesenden Ratte", fügte Tia hinzu.
„Klingt alles sehr logisch, ja", George nickte, „Aber wir denken, dass er einfach nur den Geruch von Knoblauch mag und deswegen nicht nur seine Klasse damit aromatisch verschönert hat, sondern auch seinen Turban."
„Egal, welchen Grund er hat, der Geruch soll verschwinden oder ich werde einfach ersticken", schwor Tia und betrat als erstes die Große Halle. Viele Schüler saßen schon beim Essen und Tia ließ sich zwischen Katie und Leanne nieder und zu ihrer Überraschung setzten sich Fred und George ihnen gegenüber.
„Wie geht es eigentlich eurem Bruder – Ron?", fragte Leanne neugierig, „Hat er sich schon eingelebt?"
„Keine Ahnung", gaben die beiden ehrlich zu, „Wir sehen ihn kaum – aber er ist immer mit Harry Potter unterwegs, also hat er mindestens einen Freund, oder er spielt schon wieder jämmerliches Fangirl und rennt dem Armen einfach so hinterher."
„Ich habe heute den beiden den Weg gezeigt", erzählte Tia, der es gerade wieder einfiel, „Ron hat mich eher komisch angesehen, aber Harry ist ganz nett."
„Das hat Ron so an sich – immer ein wenig unpassend und patzig", George nickte wissend.
„Warum hast du das nicht erzählt?", fragte Leanne aufgeregt.
„Warum sollte ich?", Tia runzelte verwirrt die Stirn und wusste wirklich nicht, was Leanne von ihr erwartete.
„Du hast dem Harry Potter den Weg gezeigt!", sagte sie und schüttelte Tia an den Armen herum, bevor sie sich befreite.
„Ich finde das nicht besonders – er ist ein Junge wie jeder andere. Bis jetzt hat er noch keine wirklich außergewöhnlichen Fähigkeiten gezeigt. Außerdem denke ich nicht, dass er gerne übermäßig viel Aufmerksamkeit bekommt. Ich habe ihnen nur den Weg gezeigt", Tia zuckte mit den Schultern
Auf jeden Fall würde Tia es hassen, wenn jeder sie so behandeln würde, wie die Leute Harry behandelten und er wirkte wirklich freundlich.
Harry Potter war einfach nur ein weiterer Schüler, der durch die Schule kommen wollte, aber die meisten schienen das nicht zu verstehen und machten ihm das Leben noch schwerer, als es sowieso schon war.
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