171. Kapitel

Tia war überaus glücklich, dass Hermine sich gemeldet hatte.

Das bedeutete, dass sie vielleicht die Möglichkeit hatten, sich zu treffen und das würde bedeuten, dass etwas Abwechslung in ihr Leben kam.

Tia war natürlich nicht unzufrieden, aber langsam fühlte sie sich doch ruhelos, nachdem sie meistens in dem Haus eingesperrt war und nur selten mit Liza und Konstantin einkaufen gehen konnte.

Sirius und Agnes hatten ziemlich am Anfang eine wirklich chaotische Einkaufstour hinter sich, die letztendlich beinahe dazu geführt hatte, dass unter anderem der Big Ben um genau drei Minuten und achtzehn Sekunden verstellt wurde und sie bis heute noch nicht wieder korrekt lief, sodass nun alle Uhren falsch gingen, außer der Big Ben. Danach hatten Sirius und Agnes Einkauf-Verbot bekommen und Tia war froh, dass niemand wusste, dass es ihre Schuld war, dass die Uhr verstellt worden war, ansonsten hätte sie auch eine Ausgangssperre auferlegt bekommen. So konnte sie wenigstens noch einmal die Woche aus dem Haus gehen, im Gegensatz zu Sirius und Agnes.

Dafür hatte Agnes dieses Mal mit Liza dem Hinweis von Hermine nachgehen dürfen, während sie mit Konstantin und Sirius warten musste und das fand sie nur fair so, denn Liza wusste, wo dieses Shell Cottage war und Agnes war... Agnes und damit wirklich geeignet für so ziemlich jede Tätigkeit, solange es nicht darum ging, Tee und ein paar Kekse einzukaufen, wie Konstantin angewiesen hatte.

„Also...", sagte Konstantin plötzlich in die Stille hinein, die entstanden war, nachdem Liza und Agnes das Haus verlassen hatten, um zu disapparieren, „Scheint so, als hätten wir Harry gefunden..."

„Noch nicht ganz", widersprach Sirius ihm, „Ich glaube das erst, wenn er vor mir steht."

„Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, seit ich das letzte Mal andere gesehen habe", seufzte Tia verträumt und dachte an die früheren Tage, als sie alle zusammen beim Fuchsbau gewesen waren oder in Hogwarts mit ihren Freundinnen, „Ich hoffe, wir können sie treffen..."

„Du klingst beinahe so, als würdest du unsere Gesellschaft nicht schätzen", bemerkte Konstantin und sofort riss Tia erschrocken die Augen auf.

Das war nicht ihre Absicht gewesen. Sie mochte das Rudel trotzdem und sie würde sich niemand anderen her wünschen, aber langsam sehnte sie sich einfach nach den anderen und hoffte, dass sie sicher waren.

„Nein, nein!", rief Tia sofort und versuchte, Konstantin zu erklären, dass sie das nicht böse gemeint hatte, „Das wollte ich nicht damit sagen, ich –"

„Keine Sorgen, Baby-Lupin, er zieht dich nur auf", beruhigte Sirius sie und Tia konnte sich wieder etwas entspannen, immerhin wusste Sirius, wovon er sprach, er kannte Konstantin immer auf eine Art und Weise besser, als jeder andere. Sirius klopfte ihr aufmunternd auf die Schulter. „Ich würde mich auch freuen, wenn ich dieses Haus endlich wieder verlassen könnte – ich bin schon wieder viel zu lange eingesperrt. Langsam denke ich, ich existiere nur noch, um eingesperrt zu sein!"

Daran hatte Tia gar nicht mehr gedacht. Bevor Sirius „gestorben" war, war er lange im Haus am Grimmauldplatz eingesperrt gewesen und danach auch kurz zusammen mit Agnes. Bestimmt war es schrecklich für ihn, aber er beschwerte sich kaum.

Konstantin schien weniger Verständnis und Mitleid zu haben. „Tja, du hättest und nicht auf den Radar von Scotland Yard bringen müssen, während du einfach nur Tee eingekauft hast!"

„Hey, woher sollte ich denn wissen, dass das die berühmten Kronjuwelen waren? Mir hat das Krönchen nur gefallen!", verteidigte Sirius sich und Tia musste ihm Recht geben. Die Kronjuwelen waren tatsächlich hübsch und würden sie nicht der Queen gehören, dann hätte Tia sie bestimmt auch gerne gestohlen, obwohl stehlen böse ist und man niemals etwas stehlen sollte... außer vielleicht die Kronjuwelen... George wäre bestimmt stolz auf sie, wenn sie das durchziehen würde...

„Wir sind von drei Hubschraubern verfolgt worden!", erinnerte Konstantin Sirius laut.

„Es hätte schlimmer sein können!", erinnerte Sirius Konstantin ebenso laut.

„Ja!", stimmte Konstantin ihm zu, „Wie hätten auch noch ein Loch in die Tower Bridge sprengen können –" Einen Moment lang war Tia verwirrt, immerhin hatten sie ein Loch in die Tower Bridge gesprengt. „–oh, warte! Das hat Agnes schon erledigt!" Ah, also hatte er es doch nicht vergessen. Tia hatte sich einen Moment lang Sorgen gemacht.

Sirius und Konstantin sahen sich schon wieder so an, wie sie sich immer ansahen, wenn sie sich stritten und Tia mochte das nicht.

„Leute", unterbrach sie diese erhitzte Diskussion also, „wir haben uns doch darauf geeinigt, dass wir nicht mehr über diesen Tag sprechen. Konstantin, du hast es selbst gesagt – dein Kopf könnte explodieren, weil du nicht verstehst, wie man an einem Tag so viel zerstören kann..."

Konstantin atmete tief durch und schien sich zu beruhigen. „Danke, Tia", sagte er dann lächelnd zu ihr, „Ich habe mich wieder beruhigt."

„Kein Problem", lächelte Tia zufrieden zurück, „Ich helfe gerne!"

„Wisst ihr, wie ich mich noch besser beruhigen könnte?", fragte Konstantin und Tia hoffte, es hatte nichts mit Mord und Todschlag zu tun, „Mit einem Keks." Tia war erleichtert.

Konstantin wollte sich einen Keks von Agnes' Teller nehmen, aber Sirius ging dazwischen. „Nein, mach das nicht!", rief er dramatisch, „Du kennst Agnes – sie wird wissen, dass du einen gegessen hast!"

Das war wahr. Sie würde es auf jeden Fall wissen. Agnes wusste alles.

„Sirius, manchmal lohnt es sich, für eine Sache zu sterben...", sagte Konstantin sanft zu Sirius und Tia spielte diesen Satz immer und immer wieder in ihrem Kopf ab und beschloss, dass er gut klang. Vielleicht würde sie ihn einmal zitieren können...

Er schien mit diesem epischen Satz auch Sirius überzeugen zu können und dieser trat zur Seite, aber gerade, als Konstantin sich einen Keks nehmen wollte, kamen Agnes und Liza zurück.

„Es ist sicher", sagte Liza nur, „Gehen wir hin – wir lassen nichts zurück."

Aber Tia ließ genau genommen beinahe alles zurück. Sie ließ ihre Kindheit, ihre Wohnung, ihre Möbel, die meisten ihrer Kleider und auch viele Erinnerungen in diesem Haus zurück, aber sie bezweifelte, dass Liza es so genau genommen hatte.

Sie packte aber alles wieder in den Rucksack, das sie schon von Anfang an dabei gehabt hatte, wobei sie schnell fertig war, denn sie alle hatten aus ihren Rucksäcken gelebt, um, sollte es nötig sein, schnell verschwinden zu können.

Zum Glück hatten sie es nicht gebraucht, aber der Gedanke zählte und, wie Konstantin einmal gesagt hatte, es war immer besser, einen Notfallplan zu haben, als tot zu sein. Tia konnte nicht dagegen argumentieren.

Agnes apparierte zusammen mit ihr und Sirius und Tia wurde von dem Geruch von Meer und Fisch begrüßt. Es erinnerte sie an Spanien, obwohl sie nur einmal in Spanien gewesen war und das schon eine Ewigkeit her zu sein schien, aber der Geruch von Meer verband sie mit der Wärme von Spanien und mit ihrer abuelita. Dumm nur, dass sie noch immer in England waren und ihre abuelita nicht hier.

„Nett hier", fasste Sirius die Umgebung ganz passend zusammen, „Wir hätten früher herkommen sollen."

Aber plötzlich schienen alle alarmiert und Tia folgte ihren Blick, in der Erwartung, eine Gefahr zu sichten, aber es war nur ein Haus in der Ferne und davor standen einige Leute und jemand rannte auf sie zu, aber Tia erkannte sofort, dass es Harry Potter war und sie war wirklich, wirklich glücklich, ihn zu sehen.

Tia lächelte, als Sirius und Harry sich als erstes umarmten. Sie rannten aufeinander zu, wie in schlechten Liebesfilmen, nur, dass es hier um Pate und Patensohn ging und Harry einige Zeit lang gedacht hatte, dass Sirius tot war und selbst danach nicht ganz sicher hat sein können, dass er wirklich lebte, nachdem sie sich nie wirklich gesehen hatten, aber nun umarmten sie sich und es war wirklich süß.

„Du lebst wirklich!", rief Harry überglücklich, „Sirius, du lebst!"

„Jaah, das haben ein paar andere Leute auch verwunderlich gefunden", antwortete Sirius und Tia konnte dem nur zustimmen. Sie hatte es auch ziemlich verwirrend gefunden, als sie Sirius und Agnes plötzlich in einem Wald gerochen hatte, aber nun war es schon ganz normal geworden, dass Sirius lebte.

„Das ist wirklich niedlich", fasste Konstantin diese Wiedervereinigung perfekt zusammen, „aber wir sollten lieber in Deckung gehen, sonst werden wir doch noch umgebracht. Immer wachsam bleiben!" Da hatte er wohl wieder recht.

„Klar", sagte Harry und löste sich von Sirius, nur um auch die anderen zu sehen oder zu realisieren oder zu bemerken oder so etwas in der Art. „Kommt mit... ich... hey Kon! Liza! Agnes! Tia!" Plötzlich wurde Tia von Harry umarmt und sie hatte nicht damit gerechnet, weil Harry die anderen – bis auf Sirius – auch nicht umarmt hatte, aber sie nahm es einfach hin und umarmte Harry zurück. Es war schön, ihn zu umarmen.

„Kommt jetzt, wir können die Begrüßungen im Haus fortsetzen", schlug Liza vor und Harry ließ Tia wieder los, aber er entfernte sich auch auf dem Weg zum Haus nicht von der Gruppe. eigentlich fügte er sich perfekt ein, als wäre er schon ein Teil von ihnen – und wenn es nach Tia ging, war das auch so – und schien sich in ihrer Mitte wohl zu fühlen. Und niemand wäre auf die Idee gekommen, ihn fortzujagen oder ihn auszuschließen. Sie waren ein Rudel, aber das Rudel nahm auch neue Mitglieder auf.

Vor dem Haus wartete auch noch Ron und Hermine, die wohl Harry begleiteten, aber auch Bill und Fleur waren da und Tia vermutete, dass ihnen dieses Haus gehörte oder sie darin wohnten.

Sie wurden begrüßt, in Umarmungen gezogen und Tia wurde besonders von Hermine und Harry in die Mangel genommen, wobei sie das ziemlich überraschte, immerhin hatte sie vor gar nicht so langer Zeit das Gefühl gehabt, dass Hermine sie gar nicht mochte.

Aber irgendwann scheuchte Liza sie alle nach drinnen und sie versammelten sich in einer kleinen, gemütlichen Küche, in der schon zwei weitere Bekannte von Tia waren – Dean Thomas, den sie nur kurz bei der DA kennengelernt hatte und Luna Lovegood, die sie etwas besser kannte.

Als Dean sie hereinkommen sah, fiel er prompt von seinem Stuhl und Tia konnte es ihm nicht verübeln, immerhin waren sie eine ziemlich große Gruppe für eine so kleine Küche und sie waren bestimmt ein erschreckender Anblick.

Tia war erleichtert, dass sie wenigstens geduscht waren und nicht so, wie bis vor ein paar Monaten noch dreckig und meistens voller fremden Blut... das wäre noch erschreckender gewesen.

„Ist das... ist das...", stammelte Dean, als er sich wieder aufgerappelt hatte.

„Ein Pickel mitten in Konstantins Gesicht?", fragte Sirius und Tia konnte nicht anders, als Konstantin anzusehen und tatsächlich war da ein kleiner Pickel und nun wunderte es sie überhaupt nicht mehr, dass Dean so reagierte, immerhin hatte Konstantin überhaupt nie Pickel und dann einen in seinem Gesicht zu sehen... absolut unfassbar.

„Harry, sieh weg, ich muss Sirius umbringen", warnte Konstantin ihn seufzend und Tia verstand nicht genau, wie ihm das bei seinem Pickel-Problem half, aber sie hinterfragte schon lange nichts mehr.

„Nein! Beschütz mich, Baby-Moony!", rief Sirius erschrocken auf und suchte hinter Agnes Schutz, aber Tia wusste, dass das keine gute Idee war.

„Nur, weil du mich „Moony" nennst, bedeutet das noch lange nicht, dass ich dich beschütze, so wie er es tut", knurrte Agnes und stieß Sirius wieder nach vorne.

„So etwas ähnliches hat er auch einmal gesagt", erinnerte Sirius sich, bevor ihm wieder auffiel, dass Konstantin noch immer Mordgelüste gegen ihn hegte, aber dieses Mal versteckte er sich hinter Tia.

Tia wusste nicht, was sie tat, aber Konstantin sah sie kurz an und beschloss dann wohl, dass er Sirius nicht mehr umbringen wollte. Vielleicht stank sie so sehr, dass er glaubte, es war schon Strafe genug, sich hinter ihr zu verstecken. Versuchshalber roch Tia an sich selbst, aber natürlich konnte sie sich selbst nicht riechen.

„Ich verstehe nicht, warum wir nicht einmal einen normalen Eintritt schaffen", seufzte Liza und sie klang sehr müde, „Ich meine... warum müssen wir immer allen beweisen, was für Chaoten wir sind?"

„Das macht euch nur sympathisch", beruhigte Bill sie und darüber war Tia sehr erleichtert – sie hatte sich schon Sorgen gemacht.

„Setzt eusch dosch 'in", scheuchte Fleur sie alle zum Tisch, „Isch habe schon angefangen su koschen! Das Essen ist bald fertig."

Tia wollte sich gerade ebenfalls hinsetzen, aber Hermine hatte wohl andere Pläne. „Dann leihe ich mir Tia aus! Wir haben einiges zu besprechen!" Hermine packte Tias Arm und zog sie mit sich aus der Küche heraus und Tia sah Agnes hilfesuchend an, aber diese zuckte nur mit den Schultern und ließ sie gehen. Verräterin.

Hermine führte sie wieder nach draußen und darüber war Tia ganz froh, denn im Haus war es schon ziemlich eng geworden.

„Tia, wir brauchen deine Hilfe", begann Hermine, als sie alleine waren.

„Ich bezweifle, dass es nur um emotionalen Beistand geht", vermutete Tia, „Was braucht ihr, ich helfe, wenn ich kann."

Hermine lächelte dankbar. „Wir brauchen Vielsafttrank."

Sofort verschwand das Lächeln aus Tias Gesicht und sie ließ enttäuscht die Schultern hängen.

„Oh", machte sie, „Ich kann euch doch nicht helfen, wir haben selbst alles aufgebraucht..."

„Nein, nein, das ist es nicht, ich habe schon angefangen, einen neuen zu brauen, aber es geht um den letzten Schritt", erklärte Hermine, „Mir ist aufgefallen, dass ich keine Baumschlangenhaut mehr habe und ich wollte dich fragen, ob du noch –"

„Klar", unterbrach Tia sie, bis ihr auffiel, dass sie Hermine unterbrochen hatte und sie wurde beschämt rot, „Oh, Entschuldigung, ich wollte dich nicht unterbrechen, bitte... rede weiter..."

„Oh, nein, nein, kein Problem", winkte Hermine ab, „Ich... du hast also Baumschlangenhaut?"

„Ja, eine der wenigen Zutaten für Vielsafttrank, die ich noch übrighabe", gestand Tia, „Es müsste noch etwas in meinem Rucksack sein... warte einmal..."

Sie nahm ihren Rucksack von ihrem Rücken und suchte darin nach ihren Zutaten und fand die Baumschlangenhaut auch und mit einem triumphierenden Aufschrei holte sie sie hervor und überreichte sie an Hermine.

„Hier ist sie! Ich hoffe, das ist genug!"

„Mehr als genug", gestand Hermine, „Ich habe selbst nur noch genug Flussgras für eine Portion gehabt und auch nur für knapp eine Stunde... ich hoffe, das reicht..."

„Sowieso", ermutigte Tia sie heiter, „Ich glaube an dich. Du bist ziemlich genial."

Hermine lächelte fröhlich und nickte dankbar. „Wie ist es euch ergangen? Wir haben nichts von euch gehört... wir haben nur mitbekommen, dass Agnes und Sirius ebenfalls gesuchte Verbrecher geworden sind..."

„Ja, Agnes ist ziemlich glücklich gewesen", grinste Tia, „Konstantin hat es weniger gefreut, dass er nach unten gerutscht ist."

Hermine kicherte, als hätte Tia wieder einmal etwas Lustiges gesagt... sie wusste selbst nicht, was es war...

„In wen willst du dich verwandeln?", fragte Tia sie neugierig und einen Moment zögerte Hermine, aber dann hellten sich ihre Augen auf.

„Agnes... natürlich... im Ministerium", murmelte sie leise vor sich hin, bevor sie Tia ansah, „Könntest du bitte einmal Agnes für mich holen? Ich habe einen Plan..."

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