149. Kapitel

Mit gezückten Zauberstäben verließen Harry, Hermine, Konstantin und Tia den Gerichtssaal.

Tia hatte sofort ihren Zauberstab gezückt und machte das einzige, das in dieser Situation einigermaßen helfen konnte – sie rief ihren Patronus.

Der silberne Rabe flog aus ihrem Zauberstab heraus und dieser Anblick ließ Tia einen Moment lang an George denken. Er hatte denselben Patronus und Tia dachte an die Kette, die er ihr im letzten Jahr zu Weihnachten geschenkt hatte – ein Rabenanhänger der sicher unter ihrer Kleidung versteckt war. Sie fragte sich, ob George manchmal seinen Patronus rief und an sie dachte, oder ob dieser Anblick schmerzvoll für ihn war.

Für Tia war der Anblick auf jeden Fall wie ein kleiner Stich im Herzen – als hätte sie sich mit einer Nähnadel gestochen, aber der Patronus leuchtete noch immer hell und stark.

Harrys Hirsch und Hermines Otter unterstützten ihn, während Konstantin seinen Zauberstab zwar in der Hand behielt, aber seinen Patronus nicht holte.

Tia fragte nicht nach, warum er es nicht tat – er hatte bestimmt seine Gründe.

Vielleicht wollte er einfach bereit sein, sollte sie jemand angreifen.

Als sie aber in den Gang gingen, wurden sie von einem anderen Patronus geblendet und die Dementoren waren schon zurückgewichen.

Konstantin und Harry reagierten zuerst und richteten ihre Zauberstäbe auf jene, die im Gang standen, die diese Geste zurückgaben, aber Tia hielt sie schnell zurück.

„Wartet!", rief sie schnell, bevor irgendjemand irgendjemanden verletzen konnte.

„Tia?", fragte eine Frau in der pfauenblauen Uniform des Ministeriums, die Tia nicht kannte, aber dann bemerkte Tia ihren Geruch – es war Katie.

„Oh du meine Güte, Katie!", rief Tia begeistert und rannte zu ihrer besten Freundin, die sie schon seit Monaten nicht mehr gesehen hatte.

Katie breitete die Arme aus und empfing Tia lachend.

„Woher kennt Tia die jetzt schon wieder?", fragte Konstantin, „Warum kennst du hier jeden, Tia?"

„Das ist Katie", erklärte Tia und deutete begeistert auf die Frau, die überhaupt nicht wie Katie aussah, aber ihr Geruch verriet Tia, dass es eindeutig ihre beste Freundin war, „Und das hier ist Angelina – wir haben uns schon getroffen."

„Du scheinst deine eigenen Freunde mitgebracht zu haben", bemerkte Angelina mit einem leicht misstrauischen Blick auf Konstantin, Harry und Hermine, die in ihrer Verkleidung nicht zu erkennen waren.

„Wir sollten uns beeilen", bemerkte Harry besorgt, „Wir müssen die –"

„– Muggelgeborenen sicher nach draußen bringen?", erriet Angelina und hob eine Augenbraue, „Klar – wird schon erledigt. Ihr seid die einzigen, die ihre Zeit verschwenden."

„Ich wäre dafür, dass wir erst einmal nach oben ins Atrium kommen", schlug Konstantin mit einem Blick auf seine Uhr zu, „Lizas und mein Vielsafttrank wirkt noch ungefähr fünf Minuten – wahrscheinlich eher weniger."

„Liza ist auch hier?", fragte Harry verwundert, „Wer ist im Moment nicht im Ministerium? Warum seid ihr alle hier?"

„Das fragen sich im Moment alle", erklärte Katie seufzend, „Wir sind ins Ministerium gekommen, mit der Erwartung, dass wir von Feinden umgeben sein werden, aber stattdessen treffen wir nur auf Verbündete."

„Wenn es doch nur immer so wäre", seufzte Konstantin verträumt, „Gehen wir."

Sie rannten die Treppen hoch und Tia bemerkte, was für eine große Gruppe sie schon waren.

Betreten hatte sie das Ministerium alleine, aber jetzt waren an ihrer Seite nicht nur ihre Freunde, sondern auch noch andere Muggelgeborene. Tia fühlte sich sicher.

„Wenn wir im Atrium sind, sollte jeder auf sich selbst schauen", warnte Konstantin, als sie auf den Aufzug warteten, der sie nach oben bringen konnte, „Alle für einen und jeder für sich... ich will keine Heldentaten sehen, verstanden? Ich meine besonders dich, Harry – wenn sie dich schnappen, ist der Krieg gelaufen und ich habe noch keine Lust, einen Krieg zu verlieren – das würde mir auf die Nerven gehen."

„Wir müssen nur die Muggelgeborenen sicher nach draußen bringen", widersprach Harry ihm sofort und obwohl er in seiner Vielsafttrank-Verkleidung größer war, als Tia und ziemlich bedrohlich aussah, fand Tia, dass er in diesem Moment wieder wie ein Junge klang.

„Keine Widerworte, Harry", schimpfte Konstantin und hob einen Finger, um ihn zum Schweigen zu bringen, „Hier geht es um mehr, als nur um ein paar Muggelgeborene."

„Ich denke, die anwesenden Muggelgeborenen würden dir da widersprechen", sagte Hermine streng.

„Wenn die Muggelgeborenen hier geschnappt werden, werden sie nach Askaban gebracht", vermutete Konstantin, „Dann sind sie dort, für ein paar Tage und dann schicken wir einfach wieder Agnes und Sirius hin, um sie zu befreien."

„Agnes? Sirius?", wiederholte Hermine, als könnte sie nicht glauben, was sie gehört hatte und auch Harry war erschrocken einen Schritt zurück gewichen.

„Was sagst du da?", fragte er schockiert, „Sirius? Er lebt? Aber... was geht hier vor?"

Bevor Konstantin antworten konnte, öffneten sich die Lifttüren, aber der Aufzug war nicht leer.

Dort stand ein triefend nasser Mann, den Tia nicht kannte, aber wie so oft an diesem Tag erkannte sie die Person an ihrem Geruch – es war Ron Weasley. Tia erkannte ihn an seinem Geruch und bemerkte, dass alle Weasley einen ähnlichen Geruch hatten. Sie alle schienen diesen Geruch von Feuer an sich zu tragen.

Vielleicht hatte sie sich dieses Mal aber auch geirrt, denn eine Muggelgeborene in der Gruppe löste sich und rannte auf den Mann im Aufzug zu.

„Reg!", rief sie und umarmte den Mann stürmisch – Tia lächelte zufrieden, es war immer schön, wenn Paare sich im Krieg wiederfanden, „Diese Frau vom Ministerium hat mich freigelassen und diese hier haben Umbridge und Yaxley angegriffen und uns allen befohlen, das Land zu verlassen, ich glaube, das sollten wir tun, Reg, wirklich. Lass uns schnell nach Haus gehen und die Kinder holen und – warum bist du nass?"

„Wasser", murmelte der Mann und wandte sich an Harry – wahrscheinlich war es doch nicht „Reg", wie die Muggelgeborene dachte. Vielleicht hatte Tia doch Recht gehabt und es war Ron, denn er schien Harry zu kennen. Vielleicht war es auch einfach nur ein weiterer eingeweihter Mann, der ihnen geholfen hatte. „Harry, die wissen, dass Eindringlinge im Ministerium sind, wegen irgendeinem Lock in der Bürotür von Umbridge und etwas von einem zerstörten Büro mit einem bewusstlosen Zaubereiminister... ich schätze, wir haben noch fünf Minuten, wenn das –"

Hermines Patronus verschwand, als sie sich entsetzt an Harry wandte, aber zum Glück waren da noch andere Patroni. „Harry, wenn wir hier in der Falle sitzen –!"

„Ich bezweifle das", schnaubte Konstantin, „Die anderen sollten oben sein und die würden nicht zulassen, dass jemand von unserer Gruppe zurückgelassen wird."

„Wer ist das?", fragte Ron und blickte zu Konstantin und sein Blick fiel auf Tia, die ihm zulächelte, „Tia? Was machst du hier? Was ist hier los?"

„Das sind Konstantin, Angelina und Katie", stellte Harry sie alle schnell vor und scheuchte die Muggelgeborenen zuerst in die Aufzüge – sie würden mindestens zwei brauchen, um nach oben zu kommen, „Anscheinend sind heute alle hier, um ins Ministerium einzubrechen. Habt ihr das Büro –?"

„–vollkommen zerstört und auseinandergenommen?", vervollständigte Konstantin seine Frage mit hochgezogener Augenbraue, „Jepp... das waren Liza und ich. So viel Spaß haben wir beide schon lange nicht mehr gehabt."

„Ich frage lieber nicht nach, was ihr heute alles erledigt habt", beschloss Harry, „Beeilen wir uns lieber – wer hat einen Zauberstab?"

Ungefähr die Hälfte der Muggelgeborenen hatte noch einen Zauberstab bei sich. Tia war froh, dass sie ihren auch noch hatte. Es war zu chaotisch gewesen, als sie sie festgenommen hatten, dass er ihr gar nicht abgenommen worden war.

„Okay, alle, die keinen Zauberstab haben, müssen sich jemandem anschließen, der einen hat. Wir müssen schnell sein – bevor sie uns aufhalten. Kommt mit!", befahl Harry und Tia fand, dass er seine Anführer-Rolle wirklich gut machte.

Sie teilten sich auf zwei Aufzüge auf und Tia fuhr zusammen mit Harry, Hermine und Konstantin in einem, zusammen mit einigen anderen Muggelgeborenen.

Tia summte entspannt vor sich hin, während Konstantin neben ihr überhaupt nicht glücklich darüber schien, in einem Aufzug gefangen zu sein.

Noch während sie nach oben fuhren, veränderte sich sein Aussehen vollkommen und er sah wieder ganz wie Konstantin Gregorovich aus. Als Konstantin bemerkte, dass seine geliebten, goldenen Haare zurück waren, band er sie zusammen, aber Tia bemerkte, dass seine Hände dabei unkontrolliert zitterten und eine Strähne rutschte sofort wieder aus seinem sonst so perfekten Zopf.

„Ist alles in Ordnung?", fragte Tia ihn leicht besorgt.

„Ich mag keine Aufzüge", gestand Konstantin, „Ich habe eine irrationale Angst vor Aufzügen entwickelt, seit mich genau dieser Aufzug hier beinahe erdrückt hat."

„Bitte was?", fragte Hermine schrill.

„Das ist eine Geschichte für ein anderes Mal", winkte Konstantin lächelnd ab, „wenn wir alle überleben und uns dann zusammensetzen, um erst einmal eine ordentliche Flasche Wodka zu leeren, kann ich sie gerne erzählen."

„Es ist eine ziemlich spannende Geschichte", bestätigte Tia nickend.

Achter Stock, Atrium", sagte die kühle Frauenstimme im Aufzug und die Türen öffneten sich, aber im ersten Moment bewegte sich keiner.

Das war auch kein Wunder, denn es herrschte Chaos und Tia war sich für einen Moment nicht sicher, ob es nicht sicherer wäre, einfach wieder mit dem Aufzug nach unten zu fahren, aber sie war kein Feigling.

Dennoch musste sie zugeben, dass der Anblick, der sich ihnen bot, ein fürchterlicher war.

Agnes stand mitten im Atrium und das Chaos schien sich um sie herum gebildet zu haben, als wäre sie das Auge eines Wirbelsturms.

Leute rannten panisch und schreiend durch die Gegend, in der Hoffnung der chaotischen Kraft von Agnes entkommen zu können, während Auroren noch immer versuchten, sie irgendwie zu zähmen.

Aber Agnes war nicht zähmbar, genauso wenig wie das Feuer um sie herum, das sie beherrschte.

Es war ein Feuersturm. Als hätte sich die Luft in Feuer verwandelt und Agnes beherrschte das Element mit Leichtigkeit.

Agnes lachte – sie lachte auf eine Weise, die Tia ein bisschen beunruhigte und einen Moment lang hatte das Mädchen tatsächlich Angst vor Agnes. Agnes sah im Moment aus wie Agnolia Tripe und Tia sah nur Agnolia Tripe und Bellatrix Lestrange vor sich, die beide auf ihre eigene Art und Weise verrückt und wahnsinnig waren.

Agnes war wohl tief im Inneren ebenso wahnsinnig, wie ihre Familie – vielleicht war sie es auch einfach nur mit der Zeit geworden.

Agnes hatte Spaß dabei, als sie ganz alleine die Situation meisterte und das Chaos selbst symbolisierte.

„Das ist Agnolia Tripe", wimmerte Hermine erschrocken, „Das schaffen wir nicht – wir sind gefangen."

„Das ist nicht Agnolia", widersprach Tia ihr.

„Ich erkenne jetzt, was Fred in ihr sieht", bemerkte Konstantin mit einem begeisterten Blick auf Agnes, „Wenn das alles hier vorbei ist, sollten wir wohl nach Agnes' Verstand suchen – ich befürchte, den hat sie irgendwo verloren."

„Wir sollten eigentlich sicher sein, aber passt trotzdem auf, dass sie euch nicht erwischt", warnte Tia an Harry und Hermine gerichtet, „Bringen wir die Muggelgeborenen zu den Kaminen. Ich glaube, Agnes hat die Lage ganz gut im Griff."

„Das ist Agnes", erkannte Hermine schließlich und sie riss ihre Augen erschrocken auf, als sie ihre Freundin erkannte und in einem Licht sah, in dem sich Agnes bisher noch nie gezeigt hatte, „Aber... sie ist tot... wie ist sie... was ist mit ihr passiert?"

„Ich glaube, Agnes hat erkannt, dass die Welt viel zu verrückt ist, um geistig zurechnungsfähig zu bleiben", sagte Konstantin mit einem traurigen Lächeln, „Aber keine Sorge – ich glaube, sie kann noch geheilt werden."

„Es braucht nur Zeit", bestätigte Tia, „Gehen wir."

Sie verließen den Aufzug und obwohl die Muggelgeborenen etwas verunsichert aussahen, folgten sich und sie huschten an Agnes vorbei zu den Kaminen, die kaum noch bewacht wurden.

Tia hörte, wie auch die Gruppe von Angelina und Katie ihren eigenen Aufzug verließ, aber Katie riss Tia am Kragen zurück.

„Bist du wahnsinnig?", zischte sie ängstlich mit einem panischen Blick auf Agnes, „Das ist Agnolia Tripe – sie hat dich schon einmal fast umgebracht!"

„Das ist Agnes – wir können ihr vertrauen", versprach Tia und Katie sah verwirrt zu Agnes und schien zu erkennen, mit wem sie es zu tun hatte.

„Agnes!", rief Konstantin laut, aber Agnes schien ihn zu ignorieren, denn Tia wusste, dass sie ihn gehört hatte. Konstantin fluchte. „Wir müssen verschwinden, bevor Verstärkung kommt. Nicht auszudenken, was passiert, wenn die echte Agnolia Tripe hierherkommt."

„Das wäre ein Kampf, den ich gerne sehen würde", plötzlich war da Sirius Black, der wieder wie er selbst aussah – auch sein Vielsafttrank wirkte nicht mehr, „Tripe gegen Tripe – der Kampf der Wahnsinnigen."

„Sirius?" Tia drehte sich um und erinnerte sich erst jetzt wieder daran, dass Harry gar nicht gewusst hatte, dass sein Pate überlebt hatte und fröhlich ins Ministerium und Askaban einbrach. Harry sah nicht aus, wie er selbst – er war mit Vielsafttrank verkleidet und dementsprechend verwirrt reagierte Sirius.

„Kennen wir uns?", fragte Sirius und hob eine Augenbraue, „Ich werde andauernd auf der Straße erkannt. Meine Fans sind zahlreich."

Bevor Tia ihm erklären konnte, dass dieser Mann, der ungläubig mit offenem Mund auf Sirius starrte eigentlich Harry war, mussten sich alle auf einmal auf den Boden werfen, als Agnes ihre Feuerwelle über sie hinweg dirigierte.

„Dieses Mädchen bringt uns noch um", fluchte Konstantin, „Jemand sollte ihr sagen, dass wir verschwinden können."

„Agnes!", rief Tia streng und dieses Mal zögerte Agnes. Sie drehte sich um und erblickte Tia, Sirius und Konstantin – vielleicht erkannte sie auch Harry.

Sie lächelte glücklich und ließ ihren Zauberstab sinken. Sofort verschwand das Feuer ins Nichts und bis auf die unzähligen Brandschäden, den brennenden Fahnen und den verrußten Wänden und Böden war es so, als wäre es niemals da gewesen.

Agnes hinterließ nur wieder einmal Chaos.

Sie schritt zu ihnen und sie ging mit so viel Anmut und Selbstvertrauen, dass Tia für einen winzigen Moment nicht sicher war, ob das wirklich Agnes war, oder ob sie sich getäuscht hatte, aber dann roch sie Agnes' vertrauten Geruch. Agnes benahm sich zwar nicht wie Agnes, aber sie war Agnes.

„Wir sollten verschwinden, bevor sie auf die Idee kommen, sich noch einmal mit uns anzulegen", warnte Agnes.

„Nur ein Wahnsinniger würde sich jetzt noch mit dir anlegen", widersprach Sirius ihr.

„Oh, Sirius", winkte Agnes ab, „Ich kenne mich mit Wahnsinn aus – wir sollten hier verschwinden. Wir wollte ja nicht, dass dieser eine Todesser hier seine Todesserfreunde holt, oder?"

„Yaxley habe ich erfolgreich ausgeschaltet", sagte Konstantin stolz und Tia erinnerte sich daran, wie Konstantin Yaxley mit einem einzigen Zauber erwischt hatte, als er sie befreit hatte. Tia bewunderte Konstantin dafür. Er hatte es geschafft, einen Todesser einfach so zu lähmen, bevor dieser auch nur verstehen konnte, dass er angegriffen wurde.

Tia wünschte sich, sie könnte das auch, aber sie war besser in Zaubertränke, als in Zauber.

Aber wäre sie besser in Zaubertränke, dann könnte sie auch ihre Angreifer lähmen, sodass diese für vielleicht Stunden keine Gefahr darstellten.

Tia nahm alles zurück, als Yaxley quicklebendig und eindeutig nicht mehr gelähmt ins Atrium gerannt kam – er wirkte ein bisschen gereizt.

„Oh, ja", schnaubte Agnes, „Sehr erfolgreich bist du gewesen."

Tia runzelte verwirrt die Stirn. „Nein, Agnes. Er ist überhaupt nicht erfolgreich gewesen – Yaxley kann ja noch rennen."

„Halt die Klappe – verschwinden wir lieber", schlug Konstantin vor.

„Verschwinden wir!", Liza stieß ebenfalls zu ihnen und jetzt waren sie wieder vollständig – Konstantin, Sirius, Agnes, Liza und Tia hatten alle überlebt... bis jetzt. Das war schon einmal gut, wie Tia fand. Es hätte schlimmer sein können.

Wenn jetzt noch jemand von ihnen sterben sollte, dann wäre derjenige wenigstens nicht allein. Tia freute das.

Bei Liza waren noch zwei weitere Personen, die Tia wieder nur an ihrem Geruch erkannte – Hermine und Ron. Sie lebten auch noch – Harry war auch schon bei ihnen. Eigentlich war das eine ziemlich gute Quote für diesen Tag.

„Ron? Hermine?", erkannte auch Agnes die beiden, „Was für eine fröhliche Überraschung. Wir sollten alle zusammen einen Tee trinken!"

„Wir haben im Moment keine Zeit für deinen Sarkasmus", tadelte Konstantin gestresst, „Verschwinden wir einfach."

Tia fand das schade. Sie hätte nichts gegen eine Tasse Tee gehabt oder einen Kakao. Sie hatte Ron, Hermine und Harry schon lange nicht mehr gesehen und sie hätte gerne gehört, was die drei in der Zwischenzeit erlebt hatten. Bestimmt war es spannend und sie hätte gerne den Grund gewusst, warum die drei ebenfalls im Ministerium waren.

Angelina und Katie, die sie ebenfalls schon getroffen hatte, waren wohl hier, um die Muggelgeborenen zu befreien, aber Tia hatte sie im Chaos aus den Augen verloren, aber sie war sich sicher, dass sie noch lebten – vermutlich waren sie schnell durch die Kamine geflohen. Jedenfalls konnte Tia keine Leichen von ihnen sehen, also war das schon einmal ein gutes Zeichen.

Avada Kadavra!" Der Zauber kam aus dem Nichts und Agnes riss Harry zur Seite, damit dieser nicht einfach so umgebracht wurde. Das wäre nicht so gut gewesen.

Tia fand es unhöflich, dass jemand einen so schlimmen Zauber aus dem Nichts auf sie schoss – sie hatten eigentlich nichts falsch gemacht mal abgesehen von dem Chaos, das Agnes hinterlassen hatte und den vielen Verletzten, die dem Feuer von Agnes nicht schnell genug ausgewichen waren. Natürlich hatten sie auch sonst noch im Ministerium so einiges angestellt und hatte in Askaban ein paar Muggelgeborene frei gelassen, aber Tia fand nicht, dass das ein Grund war, einfach so einen Todesfluch auf jemanden zu schießen.

Als sie aber sah, woher der Zauber gekommen war, wunderte Tia das nicht mehr. Es war Yaxley gewesen und Tia wusste aus Erfahrung, dass dieser Todesserin keine Manieren hatte.

Aber Yaxley war nicht allein – hinter ihm war auch noch Umbridge und Tia fand, dass diese Frau wohl lieber einmal ein bisschen an ihrer Ausdauer arbeitete, denn schon nach dem kurzen Lauf durch Atrium schien sie außer Atem und war knallrot im Gesicht.

„Ihr verschwindet – ich lenke sie ab", schlug Agnes vor, aber Tia fand, dass das keine gute Idee war. „Vielleicht bringe ich sie auch um – ich glaube, das überlege ich mir während dem Kampf."

„Du musst das nicht tun, wir –", wollte Liza sie von dieser Idee abbringen, aber Agnes brachte sie mit einer Handbewegung zum Verstummen.

„Du hast Recht, Liza", bestätigte Agnes, „Ich muss das nicht tun, aber ich will. Seht zu und staunt – Agnes Tripe ist wahnsinnig."

Egal, was Agnes vorhatte, es war sicher nicht gut. Das wusste Tia, als Agnes sich einen Schritt entfernte und ihren Zauberstab auf Umbridge richtete.

Avada Kadavra." Das Wort klang fremd für Tia. Es war seltsam, Agnes das sagen zu hören. Irgendwie ein bisschen erschreckend, aber Tia machte sich hauptsächlich Sorgen um ihre Schwester – es ging Agnes nicht gut.

Der grüne Strahl schoss auf Umbridge zu und obwohl diese noch ziemlich weit entfernt war, hätte der tödliche Zauber sie getroffen, wäre sie nicht zur Seite gesprungen.

„Ihr solltet lieber gehen", sagte Agnes fröhlich, „Ich wollte schon immer wissen, was passiert, wenn man eine Kröte grillt."

Tia verstand nicht genau den Zusammenhang zwischen Umbridge und einer Kröte, aber eines wusste Tia ganz genau: Agnes hatte sich schrecklich gefühlt, als sie als Werwolf die beiden Männer umgebracht hatte, die Tia auf der Lichtung gefunden hatte. Bestimmt würde sie sich tief im Inneren auch schrecklich fühlen, wenn sie Umbridge einfach so umbrachte.

„Das bist nicht du, Agnes", sagte Tia streng, und legte eine Hand auf Agnes' Schulter, „Komm mit uns – komm schon."

Agnes sah Tia an und sie hielt ihrem Blick stand, bis Tia sah, dass Agnes aufgab und Tia war erleichtert.

„Na gut", schnaubte Agnes und wirkte nicht zufrieden, aber Tia wusste, sie würde ihr irgendwann noch dankbar dafür sein... vielleicht, „Gehen wir – wahrscheinlich werden wir schon erwartet."

Liza, Konstantin und Agnes verschwanden als erstes durch die Kamine und Sirius und Tia deckten sie. Auch Ron, Hermine und Harry waren noch bei ihnen und schienen sie nicht allein lassen zu wollen. Harry warf Sirius immer wieder ungläubige Blicke zu, als könnte er nicht glauben, dass sein Pate wirklich dort stand, aber vermutlich war es auch ziemlich verwunderlich, wenn ein Totgeglaubter auf einmal lebendig herumsprang.

Sirius hingegen schien Harry nicht zu beachten, was Tia ein bisschen verwunderte, immerhin hatte Sirius schon immer eine väterliche Liebe für Harry verspürt, aber im Moment war es wohl wichtiger, dass sie lebend das Ministerium verließen. Sirius schoss einen Zauber in Yaxleys Richtung und lenkte ihn damit für einen Moment ab.

„Komm schon, Baby-Lupin", Sirius stieß sie sanft zu einem Kamin, „Verschwinden wir von hier."

Tia warf Hermine, Ron und Harry einen besorgten Blick zu, der von Harry aufgefangen wurde.

„Geht nur", winkte Harry sie lächelnd weiter, „Wir decken euch die Rücken. Passt auf euch auf, Tia."

„Komm jetzt – Moony bringt mich um, wenn wir diese Mission jetzt noch vermasseln", Sirius schob sie in einen Kamin und Tia spürte, wie sie verschwand und nur Momente später in einer Toiletten-Kabine wieder auftauchte.

Das erste, was sie bemerkte, waren die Gerüche von allen, die auf sie warteten – nicht nur Liza, Agnes und Konstantin, sondern auch Katie und Angelina. Es ging ihnen also wirklich gut.

„Katie! Angelina!", rief Tia fröhlich, als Tia die Kabine verließ und zog die beiden in eine Umarmung – sie hatte ihre Freundinnen vermisst und jetzt fehlten eigentlich nur noch Leanne, Fred, George und Alicia, dann wäre der Moment perfekt. Vielleicht fehlte auch noch eine Tasse Kakao von ihrer abuelita, ihr Zeichenblock und Ruhe, aber Tia wusste, dass sie lieber zu viel verlangte.

Es tat gut, die beiden aber im Moment wiederzusehen.

Ron war der nächste, der auftauchte, aber er war allein. Sofort machte Tia sich ein bisschen Sorgen um Hermine und Harry.

Harry hatte manchmal einen seltsamen Heldenkomplex, sodass er immer wieder versuchte, sein Leben für andere zu opfern. Tia verstand ihn – sie würde vermutlich auch für einige ihrer besten Freunde sterben, aber manchmal übertrieb Harry es einfach.

„Was ist das für eine Versammlung?", fragte Ron verwirrt, als er so viele bekannte und unbekannte Gesichter sah.

„Wo ist Harry?", fragte Konstantin und er wirkte aufgelöst – Tia hatte ihn eigentlich noch nie so gesehen.

„Harry? Harry Potter?", fragte Sirius verwirrt – wahrscheinlich hatte er gar nicht gewusst, dass dieser fremde Mann eigentlich Harry war, „Er ist hier? Ich –"

„Er braucht noch einen Moment, um Yaxley zurück zu halten", erklärte Ton, „Sie waren gleich hinter mir."

Tia wollte gerade sagen, dass jemand zurück gehen sollte, um Harry zu helfen, bevor dieser es doch noch schaffte, sich umzubringen, aber da bemerkte sie, wie Agnes neben ihr zusammenzuckte und plötzlich sehr angespannt wirkte. Tia roch in der Luft und lauschte genau, aber egal, was Agnes bemerkt hatte, es schien noch zu weit entfernt zu sein, um von Tia wahrgenommen zu werden.

„Agnes, was ist los?", fragte Tia besorgt um ihre Schwester.

„Sie sind hier", zischte Agnes warnend und ihr Ton sagte Tia, dass sie in Schwierigkeiten steckten, „Die Todesser – meine Mutter ist unter ihnen."

Tia zuckte zusammen. Agnolia Tripe war eine Person, von der Tia nicht wirklich sagen konnte, dass sie sie mochte. Vielleicht hatte sie sogar ein bisschen Angst vor der Mutter ihrer Schwester, aber ganz sicher war Tia sich nicht. Auf jeden Fall ging sie Agnolia Tripe lieber aus dem Weg.

„Dann verschwinden wir lieber", beschloss Angelina nervös, „Wir müssen im Hauptquartier Bericht erstatten... treffen wir uns wieder?"

„Ich gehe mit ihnen, Agnes", sagte eine Frau, die Tia nicht kannte, aber Agnes schien sie zu kennen, „Aber wir treffen uns wieder. Danke, dass ihr uns gerettet habt – das werde ich euch nie vergessen."

„Hier könnt ihr uns morgen um zwölf Uhr mittags treffen", Katie drückte Tia einen Zettel in die Hand und Tia warf einen schnellen Blick darauf – es stand in Katies Handschrift eine Adresse darauf geschrieben, „Passt auf euch auf... aber... wir legen uns nicht mit Todessern an."

Angelina, Katie und die fremde Frau disapparierten, aber Tia war zu fixiert auf den Zettel in ihrer Hand. Konnte sie ihnen vertrauen? Vermutlich schon, immerhin hatten sie den Geruch ihrer Freunde gehabt und sie hatten ihnen geholfen, die Muggelgeborenen zu befreien.

Tia würde das noch mit den anderen besprechen müssen. Es war eigentlich zu gut, um wahr zu sein. Sie würde vielleicht ihre Freundinnen wiedersehen. Vielleicht konnten sie wieder zusammen kämpfen und vielleicht mussten sie sich nicht länger verstecken, sondern konnten als große Gruppe zusammen kämpfen.

Tia wurde einen Moment lang aus ihren Gedanken gerissen, als Agnes nach ihrer Hand griff und diese festhielt. Agnes hielt Lizas Hand und sie waren wohl alle bereit, um zu apparieren.

Aber Tia hatte nur Augen für den Zettel in ihrer Hand. Es war ein Hoffnungsschimmer. Vielleicht würde alles noch gut werden. Vielleicht würde sie sich nicht länger verstecken müssen.

Es wäre schön, wieder alle zu sehen. Besonders George und Remus. Es schien Ewigkeiten her zu sein, seit sie die beiden gesehen hatte und Rons Geruch hatte Tia daran erinnert, wie sehr sie George eigentlich vermisste.

Aber sie verstand auch, warum sie lieber versteckt blieb. Es war gefährlich, sich mit ihr abzugeben.

Aber doch wünschte Tia sich manchmal, dass sie ganz normal sein könnte und einfach ihr Leben mit George leben konnte, ohne sich um ihr Überleben Sorgen machen zu müssen.

Tia spürte wie sie apparierten und sie klammerte sich nicht nur an Agnes' Hand, sondern auch an den Zettel, den Katie ihr in die Hand gedrückt hatte.

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