13. Kapitel
Das zweite Spiel von Gryffindor würde gegen Hufflepuff ausgetragen werden. Die Gryffindors hofften, dass die Hufflepuffs dieses Mal nicht wie die Ravenclaws einen Sieg davontragen würden, aber die Stimmung in der Großen Halle war eher angespannt, als Tia sie zur Frühstückszeit betrat.
Das Wetter war noch immer ziemlich eisig und der Winter hatte noch ein letztes Mal seine Krallen ausgestreckt, bevor der Frühling kommen konnte.
Tia war nicht nur ein einen dicken Pullover eingehüllt, sondern schleppte auch noch eine Decke mit sich herum wie einen Umhang, die ihre Großmutter ihr Geschenkt hatte.
Ihre Nase lief und sie schniefte immer wieder, wenn sie nicht gerade hustete.
„Du siehst grauenvoll aus", bemerkte Katie, als ihre Freundin sich neben sie auf einen Stuhl fallenließ, aber als Antwort nieste Tia nur.
„Danke, ich weiß das Kompliment zu schätzen", antwortete Tia sarkastisch.
„Wow, Tia!", auch Leanne sah überrascht von Tias Erscheinung aus, „Warum sitzt du hier? Du solltest wirklich im Bett bleiben! Du hast die ganze Nacht gehustet."
„Ich werde schon überleben", Tia unterstrich ihre Aussage mit einem Hustenanfall, „Ich habe euch doch versprochen, dass ich mit euch zum Spiel gehe – ich kann mein Versprechen nicht brechen."
„Du bist krank, Tia", redete Katie auf sie ein, „Bitte – geh in den Krankenflügel."
Besorgt legte Katie eine Hand auf ihre Stirn, zuckte aber zurück, als sie bemerkte, dass ihre Freundin eindeutig Fieber hatte.
„Kein Spiel für dich, Tia – du gehst in den Krankenflügel!", befahl Katie.
Tia wollte protestieren, aber nachdem sie noch einmal von einem Hustenanfall gepackt wurde, musste auch sie zugeben, dass es ihr wirklich nicht gut ging und ließ sich ohne Widerrede von Leanne und Katie aus der Großen Halle führen.
Tia konnte sich nicht mehr an den Weg dorthin erinnern, als sie schon in den Krankenflügel kamen und Madam Pomfrey bereitete gerade ein paar Betten vor, als sie hörte, wie sie eintraten.
„Ja? Was kann ich für euch tun?", fragte sie, als ihr Blick auf Tia fiel und sofort zuckte ihre Hand zu ihrer Stirn und sie befühlte wie auch Katie zuvor ihre Temperatur.
„Sie haben Fieber! Legen Sie sich sofort in eines der Betten – das haben wir gleich", befahl Madam Pomfrey und Katie führte sie zu einem Bett und half ihr hinauf. Kurz darauf kam Pomfrey mit einem kleinen Fläschchen mit einem Trank darin zurück und reichte ihn an Tia.
„Austrinken – damit sollte das Fieber sinken und Sie sollten sich bald besser fühlen", informierte die Krankenschwester sie und Tia zögerte nicht lange, sondern kippte das Getränk hinunter. Es schmeckte grauenvoll. Tia hustete, aber sie hatte es geschafft, den Trank zu trinken, bevor der ekelige Geschmack sie zum Würgen brachte.
„Was haben Sie erwartet? Kürbissaft?", rief Pomfrey aus, nahm das kleine Fläschchen aus ihrer Hand und sorgte dafür, dass Tia gut eingepackt in Decken war.
„Que mierda", fluchte Tia leise, aber sie war zu müde, um weiter zu fluchen und ihre Augen fielen ihr langsam zu und sie fiel in einen traumlosen Schlaf.
Als sie wiedererwachte, hörte sie Lärm und Jubeln. Sie wusste nicht, warum Leute nicht leise sein konnten – ihr Schädel brummte und sie fühlte sich noch immer nicht ganz gesund, obwohl sie zugeben musste, dass es ihr in der Früh eindeutig schlimmer gegangen war.
„Silencio!", rief sie gereizt und mit einem Schlag wurde es mucksmäuschenstill.
„Entschuldigt sie – ihr geht es nicht besonders gut", hörte sie Katie sich leise für sie entschuldigen.
„Natürlich – Team, das geht auch etwas leiser. Hier sind Kranke auch noch", Tia erkannte die Stimme – Charlie Weasley war wohl hier und mit ihm wohl das ganze Quidditch-Team, wie es klang.
„Es el colmo", zischte Tia schlecht gelaunt, „Jetzt bin ich auch schon wach."
„Wie geht es dir?", fragte Leanne, und Tia öffnete langsam die Augen. Das Licht brannte in ihren Augen und sie blinzelte ein paar Mal, aber es wurde nicht besser, also legte sie einen Arm über ihre Augen, um das grelle Licht auszublenden.
„Soy terrible", murmelte Tia, die einfach nur ihre Ruhe haben wollte.
„Ich übersetze: Es geht ihr grauenvoll", bemerkte Leanne, die wohl jetzt auch bei ihrem Bett war.
„Seit wann kannst du spanisch?", fragte Katie überrascht.
„Kann ich nicht – ich habe eigentlich nur ihren Gesichtsausdruck interpretiert", gab Leanne zu.
„Spricht sie häufiger spanisch, wenn sie krank ist?", erkundigte sich Charlie, der jetzt wohl auch nähergetreten war.
„Bis jetzt ist sie noch nie krank gewesen", Katie zuckte mit den Schultern, „Wie sollen wir wissen, wie sie sonst immer ist?"
„Warum sind so viele Leute hier?", stöhnte Tia genervt, ohne ihren Arm über ihren Augen zu entfernen.
„Ich habe mir meinen Arm beim Spiel gebrochen."
Noch eine Stimme, die Tia kannte, aber in ihrem fiebrigen Zustand konnte und wollte sie einfach nicht sagen, wer es gesagt hatte.
„Fred oder George? Ich bin zu müde, um zu raten", fragte sie nach.
„George", antwortete Charlie für sie, „Aber beide haben sich heute gut geschlagen."
„Wir haben das Spiel gewonnen, Tia!", freute sich Katie und Tia riskierte es, ihren Arm zu entfernen, um ihre Freundin anzusehen, die breit grinsend vor ihrem Bett stand.
„Das tut mir so leid, Katie", entschuldigte Tia sich sofort, „Du hast es doch nicht wegen mir verpasst, oder? Ich würde es mir nie verzeihen, wenn du wegen mir nicht gesehen hättest, wie Gryffindor gewinnt!"
„Mach dir keine Vorwürfe – du kannst nichts dafür, dass du krank geworden bist", winkte Katie ab und tatsächlich lag Ehrlichkeit in ihrer Stimme, „Sorg einfach nur dafür, dass du schnell wieder gesund wirst, dann sind wir alle glücklich!"
„Das nächste Mal lasst ihr mich einfach allein hier liegen – ich sterbe nicht unbedingt, wenn ich allein im Bett bleibe", verlangte Tia.
„Tia, wir sind deine Freundinnen", widersprach Leanne ihr sofort, „Wir lassen dich nicht allein, wenn du krank bist! Wie kommst du auf die Idee, dass wir uns lieber draußen den Hintern abfrieren, als zusammen mit dir im Krankenflügel Tee zu trinken?", fügte sie hinzu.
„Ich kann Leanne zwar nicht ganz zustimmen, aber es macht mir nichts aus – es werden noch viele Spiele kommen, aber ich habe nur eine Tia", versprach Katie.
„Ich habe euch auch lieb", seufzte Tia und ließ sich wieder in ihr Kissen zurücksinken.
„Rührend", kommentierte George, und Katie zögerte nicht lange und trat ihm auf den Fuß.
„Au!", schrie George auf und begann auf einem Fuß herum zu hüpfen, „Jetzt habe ich nicht nur meinen Arm gebrochen, sondern auch noch meinen Fuß!"
„Ich nenne es Karma", meinte Katie stur und verschränkte die Arme vor der Brust, „Selbst schuld, wenn du immer deine unnötigen Kommentare abgeben musst."
„Die gesamte erste Klasse besteht nur aus Angelinas", grummelte George, gefolgt von einem Aufschrei, nachdem Angelina es sich ebenfalls nicht nehmen hatte lassen, ihn daran zu erinnern, wer noch aller im Raum war.
„Vielleicht solltest du solche Kommentare für später aufsparen, wenn Angelina nicht im Raum ist", schlug Fred vor, „Es ist bestimmt besser für deine Gesundheit."
„Bald kann Madam Pomfrey mich komplett zusammenflicken – oder ihr besorgt gleich einen Sarg für mich!", beschwerte sich George laut.
„Keine so schlechte Idee", warnte Angelina, und George schluckte schwer, bevor er verstummte.
Madam Pomfrey schickte alle außer George und Tia weg, als es Zeit fürs Abendessen war. George beschwerte sich zwar, dass ein gebrochener Arm keine Aufsicht von der Krankenschwester benötigte, aber Madam Pomfrey ließ sich auch nach langem Jammern und Betteln nicht dazu überreden und verbot George das Bett zu verlassen.
Bei Tia war das etwas Anderes. Nicht nur fühlte sie sich mit jeder Stunde besser, sodass nicht nur ihr Fieber sank, sondern auch ihr Schnupfen und ihr Husten wie von Zauberhand verschwanden, was sie der wunderbaren Pflege von Pomfrey zuschrieb, sondern am Abend fühlte sie sich schon wieder topfit und bereit, in ihrem eigenen Bett zu schlafen, aber auch ihr verbot Madam Pomfrey das und so war Tia an ihr Bett gekettet.
Ihr fiel erst auf, dass es eine Vollmondnacht war, als sie selbst nach Stunden noch nicht müde war.
Sie hörte einige Zeit George beim Atmen zu und war sich nicht sicher, ob er schlief oder er einfach nur tief atmete, denn er bewegte sich ziemlich viel und drehte sich im Dunkeln, sodass jedes Mal seine Bezüge raschelten.
Minuten fühlten sich wie Stunden an, aber Tia war noch nie sonderlich geduldig gewesen, also stand sie irgendwann auf, bereit, ihr Bett trotz der Widerworte der Krankenschwester zu verlassen und eine Runde durchs Schloss zu spazieren.
Ihre nackten Füße berührten den kalten Boden und schnell suchte Tia sich ihre Schuhe, die Katie unter ihr Bett gestellt hatte, als eine Stimme sie erschreckte: „Was machst du?"
Tia brauchte ein paar Sekunden, bis ihr auffiel, dass es George gewesen war, der sich auf sein Bett aufgesetzt hatte und sie fragend ansah.
„Ich kann nicht schlafen – ich gehe eine Runde spazieren", wisperte Tia, wohl wissend, dass Madam Pomfrey im Nebenraum schlief, immer bereit, ihren Patienten zu helfen.
„Warte, ich komme mit", meinte George schnell und im Dunkeln sah Tia, wie auch er sein Bett verließ und sich selbst schnell Schuhe anzog, damit wenigstens seine Füße nicht kalt wurden, „Wenn ich noch länger hier liege, werde ich noch wahnsinnig!"
„Beeil dich – Pomfrey könnte jeden Moment aufwachen", zischte Tia eine Warnung, aber George ließ sich das nicht zweimal sagen und schnell huschten die beiden aus dem Krankenflügel.
„Freiheit!", flüsterte George erleichtert und breitete seine Arme aus, „Ich kann nicht glauben, dass Pomfrey mich nicht einfach hat gehen lassen! Ich kann meinen Arm schon wieder bewegen und er tut kaum noch weh!"
„Ich bin heute schon den ganzen Tag gelegen – jetzt brauche ich ein wenig Bewegung", stimmte Tia ihm zu und zwischen den beiden wurde es kurz still.
„Warum hast du nicht schlafen können?", fragte George sie schließlich und Tia fragte sich, ob sie ihm die Wahrheit sagen sollte – außer Dumbledore wusste noch niemand im Schloss von dieser seltsamen Angewohnheit – nicht einmal Katie oder Leanne.
„Ich kann in Vollmondnächten nie schlafen – habe ich noch nie können", erzählte Tia schließlich die Wahrheit, „Ich weiß, ziemlich schräg, aber ich weiß nicht, warum ich so bin. Das ist schon so, seit ich ein kleines Kind war."
„Nicht so seltsam, wie mein Grund", lachte George auf, wurde dann aber nachdenklich und schaute auf seine Füße.
„Willst du mir den Grund sagen?", fragte Tia vorsichtig nach, „Du musst nicht, wenn du nicht willst. Es ist sicher sehr privat und –"
„Nein, schon in Ordnung", unterbrach George sie, „Es ist nur... seit Fred und ich Babys waren, sind wir noch nie in der Nacht getrennt gewesen. Wir haben sogar in Hogwarts unsere Betten zusammengeschoben, damit wir nebeneinander liegen können und– mir fällt gerade auf, wie peinlich das klingt."
„Du kannst es noch immer auf die Schmerzmittel schieben, die Pomfrey dir gegeben hat", schlug Tia vor, „Aber, wenn du meine ehrliche Meinung hören willst – ich finde das süß."
„Süß ist nicht gerade ein Wort, mit dem ich beschrieben werden will", bemerkte George trocken, grinste aber, also wusste Tia, dass er es nicht so beleidigend aufgenommen hatte.
„Du weißt, was ich meine", Tia winkte mit ihren Händen in der Luft herum, als würde sie etwas wegfächern wollen, „Es ist doch schön, wenn man sich mit seinen Geschwistern so gut versteht, oder nicht?"
„Du hast keine Geschwister?", fragte George nach und Tia gefiel die Richtung, in die das Gespräch ging überhaupt nicht.
„Ich habe drei Halbgeschwister – ein Bruder und zwei Schwester, soweit ich weiß, aber ich kenne sie eigentlich nicht", winkte Tia ab, „Ich weiß auch nicht, warum ich dir das gerade erzähle – das habe ich noch nie jemanden erzählt."
„Du kannst es immer noch auf die Schmerzmittel schieben", wiederholte George ihren Satz und Tia schlug ihm leicht in die Seite, aber er stieß trotzdem einen keuchenden Laut aus.
„Entschuldigung!", schnell untersuchte Tia ihn, um zu sehen, ob sie ihn stärker verletzt hatte, aber er begann schon wieder zu lachen.
„Schon in Ordnung – nichts passiert. Deine Kraft hat mich nur überrascht", winkte er ab und Tia wurde rot.
„Entschuldigung", wiederholte sie, „das wollte ich nicht."
Stumm gingen sie nebeneinander, bis es wieder Zeit wurde, zurück zu gehen, da die Gefahr groß wurde, dass Madam Pomfrey aufwachen und nach ihnen sehen würde.
Als sie wieder in den Krankenflügel kamen, war alles noch still und dunkel, also huschten sie beide wieder in ihre Betten, aber keiner von beiden brachte ein Auge zu. Tia hörte George atmen und sah, wie er auf die Decke starrte, sie selbst war überhaupt nicht müde, wusste aber, die Müdigkeit würde mit Morgengrauen kommen.
„Was machst du immer zu Vollmond, wenn du nicht schlafen kannst?", fragte George sie in die Dunkelheit plötzlich und obwohl er flüsterte, klang es in der Finsternis und absoluten Stille beinahe so, als würde er laut reden – besonders, da Tia es lauter hörte, als andere.
„Ich weiß nicht", gab sie zu, „Meistens wandere ich durchs Schloss, ich zeichne, mache Hausübungen, lese... Mein Problem ist meistens nur, dass es zu still ist. Schon beinahe erdrückend."
„Ich verstehe", bemerkte George und einen Moment wurde es wieder leise, bevor er leise und schüchtern fragte: „Hast du etwas dagegen, wenn ich mich in das Bett neben dir lege?"
„Warum sollte ich?", fragte Tia, „Wenn du dann wenigstens schlafen kannst, dann ist wenigstens einer von uns beiden glücklich."
„Wenn du wach bleibst, bleibe ich auch wach", schwor George, „Ich habe nur Angst, dass Madam Pomfrey uns hören könnte, wenn wir die Nacht durchquatschen."
„Gesellschaft könnte nicht schaden", überlegte Tia, „Und ich glaube, ich habe noch Spielkarten in meiner Tasche – wir könnten ein paar Runden spielen."
„Klingt nach einem Nachtprogramm", Tia sah George grinsen, bevor er schon wieder aufstand, dieses Mal aber barfuß quer durch den Raum rannte, bevor er auf Tias Bett sprang, „Ich bin gut im Kartenspielen – ich hoffe, du bist eine gute Verliererin."
„Das sehen wir noch, Weasley", warnte Tia ihn grinsend und holte aus ihrer Tasche, die Katie ebenfalls unter ihr Bett gestellt hatte ihre Karten hervor. Wenigstens würde sie jetzt in der Nacht etwas zu tun haben.
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