126. Kapitel

Das Schuljahr begann, wie es aufgehört hatte. Die UTZs standen kurz bevor und die Hausaufgaben türmten sich, sodass Tia kaum noch Zeit für andere Sachen hatte.

Sie bat die Zwillinge sogar, die Tränke für ihren Laden für die paar Monate bis zum Abschluss selbst zu brauen, da sie selbst keine Zeit mehr dafür fand und die beiden waren durchaus in der Lage, das auch selbst zu machen.

Katie kam nicht zurück und es ging ihr auch nicht wirklich besser. Langsam fragte Tia sich insgeheim, ob ihre beste Freundin wohl jemals wieder aufwachen würde. Die Heiler im St. Mungos hatten ganz ehrlich zu Leanne gesagt, dass sie selbst nicht sicher waren. Manche Flüche wurden mit der Zeit Stärker und Tia vermutete, dass der Fluch der schwarzen Rose schon sehr lange auf dieser Kette gelegen hatte, bevor Katie sie angegriffen hatte.

Es wurde Februar, aber dieser flog einfach an Tia vorbei, als hätte es ihn gar nicht gegeben und sie hasste es, dass dieser Monat trotz allem kürzer war, als alle anderen – vor wirkte er immer noch kürzer und damit rückten die UTZs immer näher und näher.

Es war der erste März, als etwas geschah.

Tia war im Gemeinschaftsraum zusammen mit Leanne.

Die beiden Siebtklässlerinnen hatten sich auf den Sesseln vor dem Kamin breit gemacht und genossen die Anwesenheit des jeweils anderen.

Leanne flocht Tia die Haare – etwas, das sie schon immer gerne getan hatte und obwohl nun sieben Jahre dazwischen lagen, hatte Leanne nicht aufgehört, sich jedes Mal wie ein kleines Kind über Tias Haare zu freuen.

Das Portrait draußen schwang auf – ein Zeichen, dass jemand bald den Gemeinschaftsraum betreten würde, aber weder Tia noch Leanne erwarteten jemanden.

Trotzdem war Tia irritiert, als sie einen nur allzu bekannten Geruch wahrnahm. Zwar wurde dieser Geruch vom Geruch des Kaminfeuers überdeckt, aber Tia erkannte den Geruch, nachdem sie verrückter Weise sich selbst in diesem Geruch wiedererkannte oder besser gesagt die Leute, mit denen sie viel zu tun hatte, hatten mit der Zeit einen winzigen Teil ihres Geruchs übernommen – wie Leanne, Katie oder auch...

„George!", rief Tia, ohne hinzusehen und sprang so schnell von ihrem Platz auf, dass Leanne zurückwich, dabei das Gleichgewicht verlor und auf den Boden krachte, aber in diesem Moment war das Tia gar nicht aufgefallen, sondern ihr Blick legte sich auf George, der tatsächlich aus dem Nichts im Gryffindor-Gemeinschaftsraum stand, die Arme für eine Umarmung schon ausgebreitet.

Tia erkannte ihn sofort und nachdem wirklich alle Komponenten zusammenpassten, wusste sie, dass da entweder wirklich George stand, oder sie sich nur einbildete, dass er da war. So oder so freute sie sich über seinen Anblick und rannte ihm entgegen, um ihn in eine stürmische Umarmung zu schließen.

„Hey Tia", meinte George schlicht, als er sie an sich drückte, als würde er sie nie wieder loslassen wollen.

„Was machst du hier?", fragte Tia verwirrt und ließ ihn dann doch los, um ihn verwirrt anzusehen, „Oder bilde ich mir dich nur ein?"

„Also ich sehe ihn auch, wenn dich das beruhigt", meinte Leanne von ihrem Platz am Boden aus, „Es kann auch nur sein, dass ich mir gerade den Kopf gestoßen habe und zufällig dieselben Halluzinationen habe, wie du."

„Was machst du denn am Boden?", fragte Tia ihre Freundin verwirrt und schaute sie verständnislos an.

Leanne erwiderte ihren verständnislosen Blick, atmete einmal tief durch und erinnerte sich selbst daran, wie ignorant Tia sein konnte, wenn ihre Aufmerksamkeit woanders lag. Das war einfach Tia und nach den vielen Jahren, in denen sie sich schon kannten, war Leanne das schon gewohnt.

„Ich bin nur von der Couch gefallen", meinte Leanne schlicht und setzte sich auf.

„Wirklich?", fragte Tia überrascht, nachdem sie das wirklich nicht mitbekommen hatte.

„Ja", Leanne nickte, „Wirklich. Jedenfalls sind die Schmerzen sehr real."

„So wie ich wirklich real bin", meldete sich George wieder.

„Du hast meine Frage noch nicht beantwortet", bemerkte Tia verwirrt, „Warum bist du hier?"

Und George erklärte ihnen, dass sein Bruder, Ron erst am Vormittag vergiftet und beinahe umgebracht worden war, wie er aber dank Harry Potter überlebt hatte und jetzt im Krankenflügel war. Seine Eltern waren auch da und Agnes Tripe sowie Fred waren ebenfalls gekommen und hielten sich im Moment auch irgendwo im Schloss auf.

„Das habe ich alles nicht gewusst", meinte Tia überrascht, „Aber ich habe heute noch nicht den Gemeinschaftsraum verlassen, also wundert mich das nicht wirklich..."

„Es würde auch niemanden wundern, dass du das nicht weißt, wenn du den Gemeinschaftsraum verlassen hättest", bemerkte Leanne, „Du bist Gerüchten und Erzählungen gegenüber manchmal ziemlich ignorant gegenüber."

„Aja...", murmelte Tia gedankenverloren, „Stimmt..."

„Er schläft im Moment noch, aber Madam Pomfrey sagt, dass er ohne bleibende Schäden davonkommen wird", erzählte George.

„Du meinst, außer den bleibenden Schäden, die er sowieso schon mit der Kindheit mit euch beiden hat, oder?", fragte Tia in einem Ton, bei dem man wie immer nicht heraushören konnte, ob sie das ernst meinte, oder nicht.

Einen Moment lang war es still.

Dann zog George sie zu sich und küsste sie, als wäre er erst in diesem einen Moment sicher gewesen, dass das alles kein Traum war und Tia tatsächlich vor ihm stand.

„Leute!", rief Leanne frustriert, „Ich bin auch noch hier!"

Die beiden aber gönnten sich noch einen intimen Moment, bevor sie sich voneinander lösten und George lachte laut.

„Oh Mann", er wischte sich eine Lachträne aus dem Augenwinkel, „Ich habe dich vermisst."

„Ich lass euch beide dann einmal allein", beschloss Leanne schmunzelnd, „Wir sehen uns später, Chili-Mädchen."

Bevor Tia etwas sagen konnte, hatte Leanne ihre Sachen gepackt und war aus dem Gemeinschaftsraum verschwunden.

Tia und George sahen sich an, dann begann sie zugleich lachen. Sie beide wussten nicht so genau, warum, aber es tat gut, einmal zu lachen, ohne einen wirklichen Grund dafür zu haben. Liebe war schon etwas seltsames, wie Tia in diesem Moment fand. Wenn man einfach einen Grund zu lachen hat, ohne wirklich einen Grund zu kennen.

„Gehen wir eine Runde?", schlug George vor, „Fred und Agnes sind auch irgendwo unterwegs und wir können nicht allzu lange bleiben."

„Die beiden will ich auch noch sehen", bestimmte Tia, „Ich habe sie schon seit Weihnachten nicht mehr gesehen."

George führte sie aus dem Gemeinschaftsraum und aus dem Schloss hinaus in die Sonne draußen. Es war ein schöner Tag und wäre George nicht gekommen, hätte Tia ihn wohl drinnen beim Lernen verbracht.

„Vermisst du Hogwarts?", fragte Tia ihn, als George sich umsah, als würde er die Schlossgründe zum ersten Mal sehen.

„Nein." Die Antwort kam wie aus einer Pistole geschossen und Tia lachte kurz auf. „Nein, ich vermisse nicht die Schule, ich vermisse nicht den Unterricht oder sonst irgendetwas, von Hogwarts. Das einzige, das ich vermisse, bist du. Ich wünschte, wir wären im selben Jahrgang gewesen, dann müsste ich nicht ein Jahr auf dich warten."

„Es sind nur noch ein bisschen mehr als drei Monate", beruhigte Tia ihn und drückte seine Hand in der ihren fest, um ihm zu zeigen, dass sie im Moment bei ihm war, „Dann schreibe ich meine Prüfungen."

„Und was machst du dann?", fragte George sie und blieb stehen, um sie anzusehen.

„Fängst du jetzt auch schon damit an?", fragte Tia frustriert, „Du bist wie die Lehrer. Ich weiß noch nicht einmal, was ich nach Hogwarts machen will."

„Du könntest bei uns mitmachen", schlug George vor, „Jetzt schon braust du die Tränke für uns, aber du könntest das hauptberuflich machen."

„Nein, nein", Tia schüttelte den Kopf, „Dieser Laden ist die Sache von Fred und dir. Ich würde mich nur wie ein Eindringling fühlen, wenn ich mich ins Geschäft einmischen würde."

„Agnes hilft uns doch jetzt auch schon aus", argumentierte George, „Seit sie bei uns wohnt, hilft sie regelmäßig im Laden mit und kassiert sogar manchmal. Du könntest das auch tun."

„Hast du Agnes schon einmal gefragt, ob das das ist, was sie wirklich machen will?", fragte Tia ihn und George stockte, „Ich meine... bist du dir sicher, dass Agnes sich wirklich wohl fühlt, wenn sie mehr oder weniger von euch beiden abhängig ist. Sie ist ein Werwolf, George, deswegen ist es eigentlich unmöglich für sie, wirklich einen Job zu finden. Sie sitzt mehr oder weniger bei euch fest und hat keine Möglichkeiten, ihr eigenes Geld zu verdienen oder sich eine eigene Wohnung zu suchen."

„So... so habe ich das noch nie gesehen", gestand George, „Glaubst du, Agnes fühlt sich bei uns nicht wohl?"

„Ich glaube, dass Agnes gerne selbst etwas machen würde", meinte Tia, „Agnes ist es gewohnt, auf sich allein gestellt zu sein. Das weiß ich und man merkt es ihr auch an, oder nicht? Und plötzlich ist sie in der Situation, in der sie auf andere angewiesen ist. Wie würdest du dich fühlen?"

„Eingesperrt", meinte George leise und wirkte tatsächlich schuldbewusst, „Wie können wir ihr helfen?"

„Gar nicht", meinte Tia, „Jede Hilfe, die ihr helfen würde, ein eigenes Leben aufzubauen wären für sie nur ein Zeichen, dass sie es nicht allein schafft. Am besten, ihr macht einfach so weiter, wie bisher. Sie hat bei euch ein Dach über dem Kopf, Essen und sogar etwas zu tun. Gebt ihr das, was ihr ihr bisher schon immer gegeben habt, aber mit dem Hintergedanken, dass das nicht das ist, was Agnes für immer tun will."

„Und bei dir ist das gleich?", fragte George sie unsicher.

„Natürlich will ich mir ein eigenes Leben aufbauen – mit dir. Aber ich will mein eigenes Geld verdienen, das nicht von euch kommt."

„Das verstehe ich, Tia", versprach George, „Und ich werde dir bei deinen Plänen so gut helfen, wie es geht. Was schwebt dir also vor?"

„Keine Ahnung", gestand Tia und sackte ein bisschen zusammen, als hätte man die Luft aus ihr herausgelassen, „Vielleicht Apothekerin. Oder Zaubertrankmeisterin. Auf jeden Fall etwas mit Zaubertränken."

„Das passt zu dir", grinste George, „Ich bin mir sicher, mit deinem Talent für Zaubertränke würden sich viele um dich reißen."

„Aber nur, wenn sie meine anderen Noten ignorieren", bemerkte Tia unsicher.

„Fred und ich haben unsere UTZs gar nicht geschrieben und aus uns ist doch auch etwas geworden, oder nicht?", zeigte George auf, „Hab so viel Vertrauen in dich, wie ich in dich habe."

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